Milchblume - Thomas Sautner - E-Book

Milchblume E-Book

Thomas Sautner

4,9

Beschreibung

Im kleinen Dorf Legg verläuft in den späten fünfziger Jahren das Leben noch recht beschaulich. Die Bauern beobachten genau den Verlauf der Jahreszeiten, und auch das Befolgen althergebrachter Verhaltensregeln hat einen hohen Stellenwert. Das Wort des Pfarrers und des Bürgermeisters ist Gesetz, und so ist es nur verständlich, dass eine Person wie Jakob für einiges Aufsehen im Alltag der Legger sorgt. Der außergewöhnliche Ziehsohn des Seifritz-Bauern ist in vielerlei Hinsicht besonders: Jede Art von Ungerechtigkeit bereitet dem vermeintlichen Idioten körperliche Schmerzen, am besten versteht er sich mit den Tieren, deren Gedanken er zu lesen glaubt, und bei seinen Fragen an die Liebe und das Leben ist oft nicht zu sagen, ob sie von beinahe kindlicher Naivität oder von verblüffender Weisheit sind. Als sich erschreckende Geschehnisse rund um geschändete Kühe zu häufen beginnen, wird offenkundig, dass hinter der heilen Fassade der Dorfgemeinschaft dunkle Geheimnisse verborgen sind. Mit dem Auftauchen einer Gruppe von Fahrenden und nach einem verheerenden Brand erfährt Jakobs Schicksal eine entscheidende Wendung. Nach seinem fulminanten Debüt "Fuchserde" legt Thomas Sautner mit "Milchblume" einen vielschichtigen Roman um Verrat, Inzest und Intrigen vor. Er schildert aber auch eine zarte Liebesgeschichte, in der das Leben mit der Natur und alten Weisheiten eine große Rolle spielt. Die trügerische Idylle des Dorflebens: von der Entdeckung des Lebenssinns und der herzensguten Bösartigkeit der Menschen

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Thomas Sautner

Milchblume

Copyright © 2011 Picus Verlag Ges.m.b.H., Wien Alle Rechte vorbehalten Grafische Gestaltung: Dorothea Löcker, Wien Umschlagabbildung: © gettyimages/Doug Garrabrants Datenkonvertierung E-Book: Nakadake, Wien ISBN 978-3-7117-5030-3 Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt

Informationen über das aktuelle Programm des Picus Verlags und Veranstaltungen unterwww.picus.at

Thomas Sautner

Milchblume

Roman

Picus Verlag Wien

Für Saskia und Johny

Twenty years from now you will be more disappointed by things you didn’t do than by the ones you did do.

So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbour. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. Discover.

Mark Twain

[9]1.

Jakob trug ein wackeliges Blechgestell auf dem Kopf und ging rückwärts. Ein breites Metallband umfasste nicht nur seine Stirn, sondern auch versehentlich eingezwängte Strähnen seines struppigen, flachsblonden Haars. Die Haarspitzen kitzelten Jakob im Gesicht, besonders um die Nase und an der Oberlippe. Am Metallband hatte er ein ausladendes Gestänge befestigt und daran den runden Rasierspiegel seines Vaters, des Seifritz-Bauern. Jakob selbst hatte sich die spektakuläre Vorrichtung ausgedacht. So konnte er im Spiegelbild sehen, wohin sein Weg ihn führte. Schließlich wollte er sich das Verkehrtgehen nicht unnötig erschweren.

An diesem frischen Augustmorgen des Jahres 1957 waren zwei weitere Einwohner von Legg vor Morgengrauen aus den Betten gekrochen. Wie Jakob hatten sie den unteren Teil des im Mondlicht liegenden Dorfes hinter sich gelassen, waren an verblühten Erdäpfelackern entlanggestapft und hatten schließlich den Eigenwald an seinem spitz zulaufenden Ende durchquert, um auf die große Bachwiese zu gelangen. Jetzt hockten sie, der Bürgermeister und der Wirt, keine hundert Meter von Jakob entfernt auf dem Hochstand, die Flinten bereit, und warteten darauf, dass der dichte Bodennebel die taunasse Wiese freigeben würde.

Jakob tat indes Schritt für Schritt, die Beine weit höher hebend als es in der wadenhohen, tieffeuchten Wiese nötig gewesen wäre. Bloßfüßig, die grobe Stoffhose bis über die Knie gekrempelt, stelzte er ins kalte, weiche Nass der Wiese. Weit ausholende, balancierende Ruderbewegungen der Arme begleiteten seine Tritte, und immer wieder schmatzte und schlappte [10]es, wenn Wasser, Grashalme und Kräuter ihren engen Weg durch seine Zehen fanden. Jakob versuchte, jede Hektik aus seinen Bewegungen zu nehmen. Weich und fließend wollte er im Rückwärtsgehen dahingleiten, wollte erleben, wie es ist, vorwärts zu kommen beim Zurückgehen, und ob Rückschritte es womöglich erlaubten, der Zeit zu entgehen. Dumm nur, dass er immer wieder nach oben greifen musste, um seine schwankende Vorrichtung zu justieren.

»Das gibt’s nicht!« Der Bürgermeister stieß den Wirt mit dem Ellenbogen an. »So ein Trottel«, zischte er, wies mit dem Doppelkinn die Richtung an und hob den Fernstecher wieder vor die Augen.

»Ein Wahnsinn«, sagte der Wirt, als er Jakob durch den Nebel erkannte. »Was hat der Idiot da auf seinem verfluchten Schädel?«

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