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Das kann doch nicht wahr sein! Eine echte Tigerpython am Hollersee? Zuerst schenken die drei Freunde Emily, Jakub und Leon den Gerüchten keinen Glauben. Aber als sie dann die gigantische Schlangenhaut am Seeufer entdecken, ist die Panik groß. Wo kommt die Schlange her? Hat der Zirkus etwas damit zu tun? Das Trio begibt sich auf Spurensuche ... Sommer, Sonne, Strand und Schlange: Lena Hach schickt alle Kinder wieder in ein neues, spannendes Ferienabenteuer am Hollersee.
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Seitenzahl: 124
Veröffentlichungsjahr: 2022
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In der Reihe bisher erschienen:
Mission Hollercamp. Der unheimliche Fremde (Bd. 1)
Mission Hollercamp. Das verlassene Boot (Bd. 2)
Mission Hollercamp. Der rätselhafte Schatz (Bd. 3)
Mission Hollercamp. Die verschwundene Schlange (Bd. 4)
Für Flynn
1. Kapitel
„Das Leben ist kein Campingplatz“, hat irgendein schlauer Kopf mal gesagt. Da kann ich nur hinzufügen: leider. Im Ernst, wäre es überall so wie im Hollercamp, ich wäre mit Abstand der glücklichste Junge der Welt. Wenigstens verbringe ich fast meine gesamten Ferien auf dem Campingplatz. Und jetzt gerade kann ich eigentlich sowieso nicht meckern, weil wir nämlich auf dem Weg zum Hollersee sind. Allerdings seit neuneinhalb (!) Stunden. Ohne Klimaanlage in der Bullenhitze! Mir war übrigens auch gleich klar, dass wir heute in einen fetten Stau kommen. Schließlich ist Freitag, der 13.
Kaum sind wir von der Autobahn runter, kann ich nicht mehr still sitzen. Am liebsten würde ich mich abschnallen, aus dem Camper springen und den Rest der Strecke joggen. Die Vorfreude, gleich meine besten Freunde Jakub und Emily wiederzusehen, ist einfach zu groß.
„Drück doch mal ein bisschen auf die Tube!“, rufe ich meinem Vater zu. Echt jetzt, wenn der noch ein kleines bisschen langsamer fährt, fährt er rückwärts. Meine Schwester verdreht genervt die Augen. Sie hasst es, wenn ich so rumhample. Dabei ist Mia garantiert genauso froh wie ich, dass wir gleich da sind. Dann kann sie mit ihrem Handy endlich wieder ins WLAN. Und Luis knutschen kann sie auch. Der wohnt hier im Dorf. Übrigens genau wie unsere Oberfeinde, die fiesen Vier. Wenn ich an Johanna, Alex und die Zwillinge Basti und Jule nur denke, wird mir ganz anders. Denn die haben nur ein Ziel: uns den Urlaub so richtig zu vermiesen.
Ich versuche, mich auf andere Gedanken zu bringen, indem ich die Landschaft vor meinem Fenster betrachte. Klingt vielleicht langweilig, aber ich habe echt was übrig für grüne Hügel und dichte Wälder und so. Auch die Dörfer, durch die wir fahren, sind echt süß. An jeder zweiten Kreuzung hängen Plakate, die den Zirkus „Fantastico“ in Kirchheim ankündigen.
Auf meinem Lieblingsplakat prangt eine braun gelockte Dame mit Schlange über der Schulter. Aber auch der Zauberer gefällt mir, mit seinem breiten Grinsen unter dem mächtigen Schnauzer. Ich war schon lange nicht mehr im Zirkus … vielleicht können wir ja mal einen Ausflug dorthin machen?
Die Idee ist sofort vergessen, als ich meine Freunde entdecke. Sie stehen am Tor zum Campingplatz und winken mit beiden Armen. Das nenne ich mal eine angemessene Begrüßung! Fehlt nur noch das Konfetti.
„Kann ich raus?“
Meine Eltern wechseln einen schnellen Blick. Eigentlich ist es ihnen wichtig, dass wir in Ruhe ankommen, uns auf dem Stellplatz einrichten, gemeinsam das Vorzelt aufbauen. Aber sie wissen auch, wie anstrengend das ewige Stillsitzen für mich ist. Ich bin ein Typ, der Bewegung braucht!
„Ausnahmsweise“, sagt meine Mutter seufzend. „Aber Leon, bitte creme dich schnell noch –“
Den Rest höre ich nicht mehr, denn ich habe es tatsächlich getan: Ich bin aus dem fahrenden Camper gesprungen – wie ein Stuntmann! Nach einer gekonnten Seitwärtsrolle bleibe ich im Gras liegen. Das hier übrigens so grün wie nirgendwo sonst ist. Es riecht auch besser. Die Sonne scheint mir warm ins Gesicht und ich muss lachen. Einfach so. Und dann entdecke ich vor mir im Gras ein vierblättriges Kleeblatt. Echt wahr! Das ist ja wohl mal ein gutes Omen für den Urlaub. Als ich denke, dass es gar nicht besser kommen kann, beugen sich Emily und Jakub über mich und verkünden, dass unser Freund, der Barfüßler, eine Überraschung für uns hat. Ein Geschenk.
„Irgendwas Großes, Besonderes“, meint Jakub. Mehr haben sie leider nicht herausgefunden. Weil er auf mich warten wollte. Ich rapple mich schnell auf, weil ja wohl klar ist, wem wir jetzt sofort einen Besuch abstatten. Was soll ich sagen? Das ist ein Ferienbeginn ganz nach meinem Geschmack.
2. Kapitel
Natürlich ist Barfüßler nur ein Spitzname. Wie unser Freund wirklich heißt, haben wir leider noch nicht aus ihm rausgekriegt. Jedenfalls ist der Barfüßler ein echt toller Typ, der immer ein offenes Ohr für uns hat – und ein sonniges Plätzchen auf seinem Hausboot. Genau dort radeln wir jetzt hin. Wobei ich wohl eher sagen sollte, dass ich mich hinradeln lasse: Ich habe es mir auf Jakubs Gepäckträger gemütlich gemacht. Denn wenn ich jetzt bei meinen Eltern aufkreuze, um mein Rad zu holen, kommen sie vielleicht auf dumme Gedanken. Dann muss ich am Ende doch noch mit dem Vorzelt helfen – und das gilt es unbedingt zu vermeiden.
Der Anblick des Hausboots kommt mir immer ein bisschen unwirklich vor. Weil es einfach zu schön ist, wie es da im Schilf liegt, mit der knallblau gestrichenen Kajüte, dem Rettungsring an der Tür und der Hängematte auf dem Sonnendeck. Plötzlich bremst Jakub so heftig, dass ich vom Gepäckträger rutsche. Im nächsten Moment sehe ich auch, warum: Vor uns im Gras liegt etwas. Es ist lang wie ein Tisch – wenn auch nicht mal halb so hoch – und bedeckt mit mehreren Bettlaken. Ob sich darunter unsere Überraschung verbirgt? Sieht der Größe nach ziemlich vielversprechend aus.
Offenbar hat Emily den gleichen Gedanken wie ich. Sie springt von ihrem Rad und will schon nach einem Zipfel greifen, da fliegt die Tür zur Kajüte auf.
„Mooooment!“, ruft der Barfüßler mit seiner tiefen Stimme. „Da fehlt noch was!“ Er sieht aus wie immer: mit seinem verschmitzten Lächeln unter dem Vollbart, Dutt, schickem Anzug und nackten Füßen. Mit einem Satz ist er an Land, dicht gefolgt von seinem Hund Wolf, der uns stürmisch begrüßt. Für Emily nimmt Wolf sich besonders viel Zeit. Was kein Wunder ist, weil sie in den Taschen ihrer Latzhose jede Menge Leckerlis mit sich herumschleppt.
Erst jetzt sehe ich die riesige rote Schleife, die der Barfüßler in der Hand hält. Er platziert sie mitten auf dem Bettlaken-Dings, zupft eine halbe Ewigkeit daran herum, bis er schließlich zufrieden einen Schritt zurücktritt.
„So. Das hätten wir.“ Er macht eine einladende
Geste. „Jetzt könnt ihr auspacken.“
Das lassen wir uns nicht zweimal sagen.
3. Kapitel
Blitzschnell haben wir die Laken zur Seite gezogen. Darunter ist ein Boot. Genauer gesagt: Darunter ist etwas, das vor langer Zeit wahrscheinlich mal ein Boot war. Denn das Ding ist völlig vergammelt und marode.
„Na, was meint ihr?“
Der Barfüßler strahlt über beide Wangen. Er ist sichtlich stolz auf sein, äh … Geschenk. Dabei ist es eigentlich nur ein löchriger Bretterhaufen voller Algen und Moos.
„Hm“, mache ich. Weil ich echt nicht weiß, was ich dazu sagen soll. Ich meine, ein kaputtes Boot. Was sollen wir damit? Jakub druckst genauso ratlos herum. Ganz anders Emily. Sie klatscht vor Begeisterung in die Hände. Und ich sehe ein verdächtiges Funkeln in ihren Augen.
Oh nein, denke ich. Oh nein, oh nein, oh nein. Ich ahne, worauf das hinausläuft. In der nächsten Sekunde ist es auch schon passiert.
„Das wird unser Ferienprojekt!“, ruft Emily.
Jakub und ich wechseln einen gequälten Blick. Doch Emily merkt es nicht einmal. So begeistert ist sie von ihrem Einfall. Dazu muss man wissen: Emily liebt solche Bastel-Projekte. Vor meiner Ankunft hat sie zum Beispiel an einem hängenden Garten aus Plastikflaschen gearbeitet.
„Das wird super!“, ruft Emily entschlossen. Der Barfüßler nickt eifrig.
„Ich musste gleich an euch denken, als ich das Schätzchen auf der Müllhalde entdeckt habe. War ein ganz schöner Aufwand, das Boot hierher transportieren zu lassen!“
Ganz ehrlich, ich finde es toll, dass der Barfüßler es mit dem Recycling und der Müllvermeidung so ernst nimmt. Der rettet sogar Lebensmittel aus Containern. Aber das hier geht eindeutig zu weit. Denn das Letzte, was ich in den Ferien brauche, ist ein Projekt! Davon machen wir in der Schule schon mehr als genug. Allein im letzten Monat hat meine Klasse einen Kräutergarten und einen Barfußweg angelegt.
Hier im Urlaub reicht es völlig, dass wir hin und wieder mit den fiesen Vier aneinandergeraten. Der Rest der Zeit ist reserviert für entspanntes Abhängen am See, lässiges Streifen durch den Wald oder massenhaft Eisessen.
„Glaubt mir, das wird super!“, beteuert Emily. Sie fuchtelt so aufgeregt mit den Händen in der Luft herum, dass ihre vielen Armbänder klimpern. „Wenn wir das alte Ding erst mal flottgemacht haben, ist es der perfekte Ersatz für Jakubs Schlauchboot.“
Okay, da ist was dran. Dazu muss man wissen, dass sich Jakubs geliebtes Schlauchboot von einer Messerattacke der fiesen Vier nie so richtig erholt hat. Was direkt zu Emilys zweitem Argument führt. Und das ist fast noch besser.
„Stellt euch doch mal vor, wie neidisch die fiesen Vier sind, wenn wir unser eigenes Ruderboot haben.“
Es ist eine schöne Vorstellung, eine sehr schöne Vorstellung. Wie wir in unserem frisch restaurierten Boot – mit je einem gekühlten Drink in der Hand – langsam winkend am Ufer vorbeischippern.
Unweigerlich müssen Jakub und ich grinsen. Damit hat Emily uns. Und das weiß sie auch. Ferienprojekt, wir kommen!
4. Kapitel
Rechtzeitig zum Abendessen kreuze ich wieder bei meiner Familie auf. Ich muss schon sagen: Sie haben das mit dem Vorzelt allein prima hingekriegt. Sogar die Lichterkette hängt schon, unser ganz persönlicher Sternenhimmel. Auf dem Campingtisch stehen vier dampfende Teller Nudeln mit Pesto. Ausgehungert lasse ich mich auf meinen Platz fallen.
„Morgen Abend gibt’s ein romantisches Abendesssen nur für Mama und mich“, verkündet mein Vater. „Berta hat alle Kinder zu Stockbrot am Lagerfeuer eingeladen.“
Das höre ich gern! Berta, die Campingplatzchefin, macht superleckeren Stockbrotteig – nach einem streng geheimen Familienrezept. Schon beim Gedanken daran läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Und wenn es dann zum Nachtisch noch gegrillte Marshmallows gibt: ein Traum.
Aber die Nudeln meines Vaters sind auch nicht übel. Während ich die erste Portion in mich reinschaufle, ist Mia überraschend mitteilsam.
„Ich hab mich für einen Stand-up-Paddle-Kurs angemeldet“, erzählt sie.
„Ich wusste nicht, dass man dafür einen Kurs braucht“, schmatze ich. „Ich dachte, man stellt sich einfach auf ein Brett im Wasser.“
Mia stöhnt genervt.
„Vielleicht solltest du auch mal irgendwo mitmachen, Leon“, sagt mein Vater. „Es gibt hier wirklich ein tolles Angebot. Gerade für Kinder.“
Ich verschlucke mich fast. Woher kommt das denn bitte auf einmal? Bisher durfte hier jeder machen, was er wollte. Und wenn das ausgiebiges Nichtstun war, war das auch in Ordnung. Eigentlich haben meine Eltern nur darauf geachtet, dass mein Sonnenschutzfaktor hoch genug war.
„Ich hab schon Pläne“, murmle ich, um die ganze Sache abzukürzen.
„Ach ja?“, fragt meine Mutter interessiert. „Was sind das denn für Pläne?“
„Mich abnerven zählt nicht“, sagt Mia.
„Haha“, mache ich und lege meine Gabel zur Seite. „Emily, Jakub und ich, wir restaurieren ein altes Boot.“
„Oha!“, ruft meine Mutter sichtlich beeindruckt. Auch mein Vater wackelt anerkennend mit dem Kopf.
„Hat es schon einen Namen?“, fragt Mia.
„Hä?“
„Na, das Boot“, sagt Mia. „Hat es einen Namen? Falls nicht, hoffe ich echt, ihr gebt dem Boot keinen Frauennamen. Das ist total machomäßig, dass Boote und Schiffe immer weiblich sind und dann von irgendwelchen Männern gesteuert werden.“
„Gut, dass du es ansprichst“, sage ich. „Was hältst du von dem klangvollen Namen Mia?“
5. Kapitel
Am nächsten Morgen machen Emily, Jakub und ich uns voller Tatendrang auf zum Barfüßler. Wir haben beschlossen, das Boot direkt bei ihm an der alten Anlegestelle zu bearbeiten. Aus mehreren Gründen: Erstens besitzt der Barfüßler noch mehr Werkzeug als Emily. (Und das will was heißen!) Zweitens sind wir hier geschützt vor den neugierigen Blicken der fiesen Vier. Und drittens ist das Boot so schwer, dass wir es sowieso an keinen anderen Ort bringen können – selbst wenn wir wollten. Wenn es erst mal fertig ist, sieht es natürlich anders aus. Dann können wir damit übers Wasser gemütlich zum Campingplatzstrand gondeln. Darauf freu ich mich fast noch mehr als auf das Stockbrot heute Abend.
Der Barfüßler hat uns schon erwartet. Auf der Veranda seines Hausboots hat er ein richtiges Büfett aufgefahren. Es gibt Wassermelone und Trauben, Nüsse, Gummibärchen und Croissants. Außerdem Zitronenlimonade und Apfelsaft.
„Hast du das alles aus dem Müll gefischt?“, fragt Emily und schnappt sich ein Croissant.
Der Barfüßler nickt stolz.
„Für euch ist mir keine Tonne zu tief“, sagt er. „Ich wette, ihr werdet die Stärkung brauchen. Handwerkern macht verdammt hungrig.“
„Ah, deshalb futtert Emily also immer so viel“, sagt Jakub.
„Genau.“ Emily schluckt herunter. „Und weil ich es kann.“
Wir beginnen damit, die Holzplanken abzuschleifen. Das Problem ist: Einige sind in einem so schlechten Zustand, dass wir sie ersetzen müssen. Die Frage ist: wie? Und mit was? An die Reling gelehnt, schaut der Barfüßler uns zu. Da wird mir klar, dass es noch einen weiteren guten Grund gibt, genau hier an unserem Boot zu werkeln: Der Barfüßler kennt sich mit so was aus. Und tatsächlich gibt er uns die entscheidenden Hinweise zur sogenannten Klinker-Sperrholz-Bauweise. Es bleibt nur ein Problem: Uns fehlt das passende Holz. Der nächste Baumarkt ist leider in Kirchheim, was bedeutet: eine halbe Tagesreise weit entfernt. Mal ganz davon abgesehen, dass ich mir keinen Busfahrer vorstellen kann, der uns mit sperrigen Holzbrettern in sein Gefährt lässt. Während Emily und Jakub darüber diskutieren, wer sich leichter überreden lässt, uns in die Stadt zu kutschieren – sein Vater oder ihre Oma –, formt sich vor meinem inneren Auge langsam ein Bild. Es ist ein Fachwerkhaus mit einem Schild über der Tür …
„Schreinerei Weber!“, rufe ich.
Jakub und Emily sehen mich irritiert an.
„Im Dorf gibt’s eine Schreinerei“, beeile ich mich zu erklären. „Da kriegen wir garantiert, was wir brauchen!“
„Stimmt“, Emily kratzt sich an der Nasenspitze. „Wieso fällt uns das erst jetzt ein? Da sind wir doch schon hunderttausendmal dran vorbeigelatscht.“
„Weil wir uns immer nur für die Eisdiele daneben interessieren“, sagt Jakub grinsend. Und da könnte was dran sein …
6. Kapitel
So kommt es, dass wir einen Ausflug ins Dorf machen. Es versteht sich von selbst, dass wir zuerst der Eisdiele einen kleinen Besuch abstatten. Nachdem wir je eine üppige Portion Schoko-Vanille mit Sahne verdrückt haben, schlendern wir zur angrenzenden Werkstatt.
Schon im Hof höre ich irgendein krasses Gerät,* dessen Geräusch mich an meine Zahnärztin denken lässt. Allerdings riecht es in der Werkstatt dann viel besser als bei der Zahnärztin. Nämlich nach frisch geschlagenem Holz, Kiefernnadeln und Harz. Oder bilde ich mir das nur ein, weil hier überall Bretter und Späne herumliegen? Emily ist jedenfalls hin und weg. Während sie die Bohrer, Hobel und Zwingen in Augenschein nimmt, steht Jakub vor einem großen Holzkasten, dem eine Seite fehlt. Ich blicke über Jakubs Schulter und versuche herauszufinden, was daran so spannend ist. Nur: Da ist nichts. Der Kasten ist leer.
„Ähm, Kumpel, das ist kein Fernseher“, will ich gerade sagen. Da verstummt der Lärm mit einem Mal und der Schreiner taucht aus einer Ecke der Werkstatt auf: ein kleiner, älterer Herr in staubiger Arbeitshose, der mir aus irgendeinem Grund sofort sympathisch ist.
„Dachte ich mir doch, dass jemand hier ist“, sagt er und wischt sich über die Stirn. „Aber ihr habt euch leider in der Tür geirrt. Die Eisdiele ist nebenan.“