Mission Hollercamp Band 2 - Das verlassene Boot - Lena Hach - E-Book
NEUHEIT

Mission Hollercamp Band 2 - Das verlassene Boot E-Book

Lena Hach

0,0

Beschreibung

Achtung! Die Hollerbande kommt ... und macht Campingurlaub in Ihrer Buchhandlung! Reservieren Sie jetzt einen Platz! "Der Camping-Boom hält an: Urlaub mit Wohnmobil und Caravan war noch nie so beliebt und so vielfältig." (ADAC) "Camping liegt seit Jahren im Trend. Dieser Sommer sorgt (wegen der Corona-Pandemie aber) für einen neuen Rekord." (Die Welt) Ferienzeit heißt Hollercamp. Wie in jeden Ferien treffen sich Leon, Emily und Jakub auf dem Campingplatz. Vor ihnen liegen himmlische Wochen voller Sonne, Baden und Eis fernab der elterlichen Kontrolle. Doch dieses Mal wird die Ferienidylle von rätselhaften Ereignissen überschattet! Wer ist der seltsame Mann, der sich auf dem Campingplatz herumtreibt? Und welches Verbrechen hat sich auf dem verlassenen Hausboot abgespielt? Leon, Emily und Jakub nehmen die Fährte auf ... Zusammen draußen sein, Abenteuer erleben, Fälle lösen - "Mission Hollercamp" ist ein Garant für beste Unterhaltung für Kids, die Natur und Nervenkitzel lieben. Jeder Band ein Pageturner. Achtung! Die Hollerbande kommt ... und macht Campingurlaub in Ihrer Buchhandlung! Reservieren Sie jetzt einen Platz! "Der Camping-Boom hält an: Urlaub mit Wohnmobil und Caravan war noch nie so beliebt und so vielfältig." (ADAC) "Camping liegt seit Jahren im Trend. Dieser Sommer sorgt (wegen der Corona-Pandemie aber) für einen neuen Rekord." (Die Welt) Ferienzeit heißt Hollercamp. Wie in jeden Ferien treffen sich Leon, Emily und Jakub auf dem Campingplatz. Vor ihnen liegen himmlische Wochen voller Sonne, Baden und Eis fernab der elterlichen Kontrolle. Doch dieses Mal wird die Ferienidylle von rätselhaften Ereignissen überschattet! Wer ist der seltsame Mann, der sich auf dem Campingplatz herumtreibt? Und welches Verbrechen hat sich auf dem verlassenen Hausboot abgespielt? Leon, Emily und Jakub nehmen die Fährte auf ... Zusammen draußen sein, Abenteuer erleben, Fälle lösen - "Mission Hollercamp" ist ein Garant für beste Unterhaltung für Kids, die Natur und Nervenkitzel lieben. Jeder Band ein Pageturner.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 126

Veröffentlichungsjahr: 2021

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



In der Reihe bisher erschienen:

Mission Hollercamp. Der unheimliche Fremde (Bd. 1)

Mission Hollercamp. Das verlassene Boot (Bd. 2)

1. Kapitel

Mitten in der Nacht wache ich auf. Eine eiskalte Hand streicht über meinen Nacken. Ich stecke noch halb in meinem Traum von gekenterten Schlauchbooten und hungrigen Riesenfischen. Deshalb bringe ich nur unverständliches Zeug heraus.

„Was? Wer? Wie?“, stottere ich und schüttle die Hand ab. Irritiert blinzle ich in die Dunkelheit.

„Alles gut“, säuselt eine mir vertraute Stimme. „Ich bin’s nur. Deine Mutter. Kommst du, Leon? Wir wollen starten!“ Auf einmal ist meine Bettdecke weg. Das gemeine Manöver passt so gar nicht zu der sanften Stimme. „Du kannst im Camper weiterschlafen.“

Weiterschlafen. Das klingt wiederum gut. Und Camper klingt noch besser. Auf einmal fällt es mir wieder ein: Heute geht es zum Hollersee! Zu Emily und Jakub – auf die freue ich mich schon seit Beginn der Sommerferien. Warum muss ich eigentlich immer der Letzte sein, der auf dem Campingplatz ankommt?

Ich krabble aus dem Bett, schlüpfe in die bereitgestellten Turnschuhe und mache mich auf den Weg zur Wohnungstür.

Im Flur begegnet mir ein Zombie. Ich kriege fast einen Herzstillstand. Erst das eiskalte Händchen und nun das. Der Zombie hat Haare, die ihm wirr ins Gesicht hängen, und dunkle Ringe unter den Augen. Außerdem trägt er das lila Schlafshirt meiner Schwester. Die hat er also schon auf dem Gewissen.

Kurze Zeit später sitzt der Zombie mir gegenüber im Camper und schnarcht friedlich. Darum beneide ich Zombies total: dass sie überall einfach so schlafen können. In jeder Position. Ich brauche es dafür schon etwas gemütlich. Auf der Autobahn knülle ich meine Trainingsjacke zu einem Kissen zusammen. Ich will meinen Kopf gerade gegen die Scheibe legen, da entdecke ich den Umschlag.

Er steckt in der Ritze zwischen Sitz und Wandverkleidung. Ich werfe meiner Schwester … äh … dem Zombie einen fragenden Blick zu. Vielleicht gehört der Umschlag ihr? Aber Mia schläft wirklich tief und fest. Ein Zustand, in dem man sie besser nicht stört. Vor allem, wenn man nur der kleine Bruder ist. Eigentlich kann doch nichts falsch daran sein, wenn ich mir den Umschlag mal genauer ansehe … Ich ziehe ihn aus dem Spalt. Nirgends, weder vorne noch hinten, steht ein Name. Dann kann ich ihn vermutlich auch öffnen. Doch das ist gar nicht so leicht. Der Umschlag ist fest zugeklebt, ich muss ihn aufreißen. Dabei fällt ein zusammengefaltetes Blatt Papier heraus – und eine schwarze Feder. Für einen Moment stockt mir der Atem. Am liebsten würde ich das Papier direkt aus dem Fenster werfen. Nichts wie weg damit. Doch wahrscheinlich sollte ich wissen, was darauf steht. Mit spitzen Fingern lege ich die Feder zur Seite und falte das Papier auf.

WIR ERWARTEN EUCH

Drei Wörter stehen da, mehr nicht. Geschrieben in allerschönster Schönschrift. Ich bekomme Gänsehaut. Es gibt keinen Zweifel: Das ist eine Drohbotschaft. Von den fiesen Vier – wem sonst? Unsere Erzfeinde sind ziemlich clever vorgegangen. Denn der Satz ist nur eine Andeutung. Den Wisch brauche ich meinen Eltern gar nicht erst zu zeigen. Ich kann mir schon vorstellen, wie sie reagieren würden: „Leon, was hast du denn? Das ist doch toll! Die Kinder aus dem Dorf erwarten euch schon. Die freuen sich auf euch!“

Ja, natürlich! Weil sie jemanden zum Schikanieren suchen. So wie in den letzten Ferien. Verdammt. Je länger ich über das Ganze nachdenke, desto klarer wird mir: Viel unheimlicher als die Botschaft selbst ist etwas ganz anderes. Nämlich die Tatsache, dass der Umschlag überhaupt hier ist. Hier, in unserem Camper. Am anderen Ende Deutschlands. Wie haben die Fieslinge das bloß hingekriegt?

„Leon, willst du nicht auch versuchen, noch mal für ein paar Stunden die Augen zuzumachen?“, ruft mein Vater mir aus der Fahrerkabine zu. „Dann bist du fit, wenn wir ankommen.“

Die Augen zumachen? Dass ich nicht lache. An Schlaf ist jetzt nicht mehr zu denken. Im Leben nicht.

2. Kapitel

Wenn man es genau nimmt, hat der Drohbrief auch etwas Gutes. Jetzt wissen wir ganz sicher, dass die fiesen Vier wieder etwas aushecken. Genauer gesagt: Ich weiß es. Emily und Jakub muss ich schnellstmöglich informieren. Damit sie alle nötigen Vorbereitungen treffen können. Wir haben uns nämlich geschworen, dass wir uns nicht noch einmal kalt erwischen lassen! Die Juckpulver-Attacke und das manipulierte Schlauchboot an Pfingsten waren eindeutig genug. Um nur mal zwei Beispiele für die Aktionen von Alex und Johanna zu nennen. Das sind die beiden Oberfiesen. Außerdem gehören noch die Zwillinge Jule und Basti zur Bande.

Mit jeder Minute werde ich unruhiger. Irgendwann halte ich es nicht mehr aus. Ich lehne mich nach vorne und rufe die verbotene Frage durch den Camper. „Wann sind wir da?“

Meine Eltern schütteln nur genervt den Kopf. Hätte ich ein eigenes Handy, wäre alles einfacher. Ich würde meinen Freunden einfach eine Nachricht schicken. Dann wüssten sie Bescheid über das Unheil, das sich am Himmel über unserem schönen Campingplatz zusammenbraut.

Plötzlich schlägt Mia die Augen auf. „Ich muss aufs Klo“, verkündet sie.

„Jetzt schon?“, fragt mein Vater. „Bist du vor der Abfahrt denn gar nicht gegangen?“

„Diese Frage beantworte ich nicht“, gibt Mia zurück. „Die verletzt meine Intimsphäre. Ich frag dich ja auch nicht, wann du das letzte Mal kacken warst.“

„Mia!“

Meine Mutter ist allergisch gegen drastische Ausdrücke. Mein Vater bleibt gelassen. Ihn interessiert nur eines: wie dringend es wirklich ist.

„Ich kann ja auch die Bordtoilette benutzen“, bietet Mia großzügig an. Dabei weiß sie genau, dass wir das nur im allergrößten Notfall dürfen.

Als das nächste Raststättenschild an meinen Augen vorbeisaust, habe ich einen Einfall.

„Ich muss auch mal“, behaupte ich.

„Du?!“

Meine Eltern können es kaum fassen. Ich bin bekannt dafür, dass ich keine Pinkelpausen brauche. Darauf bin ich zugegebenermaßen auch ein bisschen stolz.

„Ja“, sage ich. „Superdringend!“

Meine Mutter setzt den Blinker. Kurze Zeit später rollen wir auf einen Parkplatz. Mia wirft mir einen skeptischen Blick zu. Ich zwinkere ihr verschwörerisch zu. Und dann verschwinden wir in Richtung Toiletten.

„Das war eine nette Aktion von mir, oder?“, frage ich Mia, als wir außer Hörweite sind. „Eine sehr nette Aktion.“

„Stimmt“, sagt sie. „Schließlich hast du einen Ruf zu verlieren. Als der sagenhafte Junge, der niemals pullern muss.“ Sie wirft mir einen Seitenblick zu. „Also, spuck’s schon aus, Leon. Was willst du?“

Ich bin ein bisschen beleidigt, weil Mia davon ausgeht, dass ich einen Hintergedanken habe. Auch wenn sie damit natürlich voll ins Schwarze trifft.

„Na ja“, sage ich. „Während ich hier so rumstehe und auf dich warte, könnte ich natürlich etwas brauchen, um mir die Zeit zu vertreiben …“

Mia hat verstanden. Wortlos drückt sie mir ihr Handy in die Hand. Und dann verschwindet sie durch das Drehkreuz.

Ich habe vielleicht drei, maximal fünf Minuten. Da sollte ich keine Zeit mit dem Tippen von Nachrichten verlieren. Viel zu mühselig. Das Beste ist, ich rufe an. Bloß wen? Wenn Jakub seine Hörgeräte nicht trägt, kriegt er vielleicht gar nicht mit, dass es klingelt. Außerdem ist er ein Langschläfer. Emily könnte aber fast schon wach sein. Zumindest steht ihre Oma superfrüh auf. Mit ihr verbringt sie eigentlich alle Ferien, weil ihre Elternfast immer arbeiten. Emilys Nummer kann ich auswendig.

„Hello?!“

Dieses eine Wort genügt und ich weiß: Emily hat noch geschlafen. Weil sie meistens in Englisch träumt, entschuldige ich mich direkt mit einem „Sorry“. Zwar habe ich anders als Emily keine Mutter aus Oxford, aber die wichtigsten Wörter kann ich trotzdem.

„Leon?! Bist du das?“

„Tut mir leid, dass ich so früh anrufe“, sage ich. „Aber das ist ein Notfall.“

„Ein Notfall?“

Ich kann geradezu vor mir sehen, wie Emily sich erschrocken im Bett aufsetzt. Im Schnelldurchlauf berichte ich ihr von der unheimlichen Drohbotschaft. Emily hört aufmerksam zu, ohne mich auch nur ein einziges Mal zu unterbrechen.

„Das Problem ist, dass wir nicht wissen, was die fiesen Vier planen“, schließe ich meinen Minivortrag. „Wir müssen uns also auf das Unbekannte vorbereiten. Uns so gut wie möglich wappnen.“

Emily schnalzt mit der Zunge. „Das sehe ich anders“, sagt sie.

„Wie, anders?“

Ich verstehe nicht. Will Emily den Dorfdeppen etwa einfach so ins offene Messer laufen?

„Ich finde, wir sollten ihnen dieses Mal zuvorkommen“, sagt Emily mit bedeutungsschwerer Stimme.

„Zuvorkommen?“

„Warum auf eine Attacke warten, wenn wir uns selbst eine ausdenken können …“

„Du meinst –?“

„Ich meine: Wir verteidigen uns nicht! Wir greifen an! Eine kleine, feine Rache steht uns sowieso zu.“

„Äh …“

„Ich bespreche das hier schon mal mit Jakub“, verkündet Emily. „Und wenn du da bist, schmieden wir gemeinsam einen Plan. Gebongt?“

Auf einmal steht Mia wieder neben mir. Kommentarlos nimmt sie mir das Handy ab, flötet „Liebe Grüße“ und legt auf.

Ich will protestieren, als mir auffällt, dass meine Schwester irgendwie anders aussieht. Vor allem oberhalb des Halses.

„Sag mal, hast du dich geschminkt?“, frage ich.

„Bisschen wasserfeste Mascara für den Hollersee“, sagt Mia. „Lässt die Augen strahlen. Willst du auch?“

Ich schüttle den Kopf. Momentan habe ich eindeutig dringendere Probleme.

3. Kapitel

Irgendwie geht mir das alles zu schnell. Ich mag Gewohnheiten, ich mag Routine. Im Hollercamp bedeutet das: entspannt am Ufer abhängen. Das Gegenteil von Routine ist ein heftiger Bandenstreit. Ich würde ja gern erklären, was die Kinder aus dem Dorf gegen uns aufgebracht hat. Aber ich verstehe es selbst nicht ganz. Es hat wohl damit zu tun, dass wir doofe Touris sind, die sich in den Ferien ungefragt in ihrem Revier breitmachen. Dabei wollen wir eigentlich nur in Ruhe im See planschen, in der Sonne liegen oder durch den Wald streifen. Man kann es nicht anders sagen: Wir sind* echt harmlos.

Viele Stunden, mehrere Fahrerwechsel und ein wund gesessener Hintern später: Mein Vater steuert unser Wohnmobil gekonnt durch das Tor zum Campingplatz. Und in genau diesem Moment beginnt der Urlaub. Während wir über das riesige Gelände zu unserem Stellplatz tuckern, drücke ich meine Nase an der Fensterscheibe platt. Ich halte Ausschau nach Emily und Jakub. Bestimmt sind die beiden im See. Oder zumindest am See. Bei dem Spitzenwetter!

Doch als wir auf unseren Platz rollen – Nummer 282, die einzig wahre –, sitzen meine beiden Freunde dort im Schatten der Kiefern. Sie haben auf mich gewartet! Ich bin total gerührt und offenbar sieht man mir das auch an.

„Krieg dich wieder ein“, murmelt Mia genervt.

„Du bist doch nur neidisch“, sage ich. „Weil dein Freund nicht hier ist.“

Mias Faust trifft mich hart an der Schulter.

„Luis. Ist. Nicht. Mein. Freund!“, zischt sie. „Er ist ein Freund.“

Wer’s glaubt. In den Pfingstferien hing Mia jeden Tag mit Luis ab; meistens mit ihren Lippen auf seinen. Anders als wir, ist Luis kein Touri, er kommt aus dem Dorf. Mitglied der fiesen Vier ist er aber nicht. Dafür ist er zu alt.

Das Wohnmobil kommt zum Stehen. Keine Sekunde später schwinge ich mich aus der Tür. An dieser Stelle sollte ich erwähnen, dass ich ziemlich abergläubisch bin. Beispielsweise bin ich fest davon überzeugt, dass es Glück bringt, wenn ich als Erster den heiligen Hollercampboden betrete. Und das gelingt mir – anders als in den letzten Ferien.

Kaum bin ich draußen, schlingt Jakub beide Arme um mich. Er ist im Gegensatz zu mir ein sehr körperlicher Typ. Außerdem ist er echt kräftig. Ich weiß in solchen Momenten nie, wohin mit meinen Händen. Oder wie ich gucken soll. Hilfe suchend blicke ich zu Emily, die mir lachend zuwinkt. Ihre bunten Armbänder klimpern. Wenn mich nicht alles täuscht, sind seit den letzten Ferien noch ein paar hinzugekommen. Irgendwann ist Emily dekoriert bis zum Ellenbogen.

„Wollen wir los?“, fragt sie. „Ich muss dir unbedingt zeigen, woran ich bis eben gearbeitet habe.“ Emily zwinkert verschwörerisch.

Und da weiß ich: Was immer es ist, es hat mit den fiesen Vier zu tun. Auf einmal bin ich verdammt neugierig. Ich will schon mit meinen Freunden losflitzen, da stoppt mich die Stimme meiner Mutter.

„Leon, hast du nicht eine Kleinigkeit vergessen?“ Ich seufze schwer. Die Kleinigkeit ist eigentlich eine Großigkeit. Nämlich unser Vorzelt. Ehe das nicht steht, dürfen weder Mia noch ich hier überhaupt irgendwohin. Man kann es nicht anders sagen: Unsere Freiheit beginnt nach dem Aufbau des Vorzelts. Das war schon immer so. Und das wird auch immer so bleiben.

4. Kapitel

Zu meiner Überraschung haben wir das Vorzelt eine knappe Viertelstunde später aufgebaut. Das ist Rekord! Und das Zelt steht nicht nur, es steht sogar gerade. Auf den Millimeter genau. Für Emily, die spontan die Bauleitung übernommen hat, ist das ein Klacks. Ich glaube, meinen Eltern hat es die Sprache verschlagen.

„Kann Leon jetzt los?“, will Emily wissen.

Meine Mutter nickt nur. Dafür fällt meinem Vater noch etwas ein.

„Eingecremt hast du dich, oder?“, vergewissert er sich. „Wir haben eine empfindliche Haut.“

Ich nicke.

„Auch die Nase?“

Ich nicke wieder.

„Und die Ohren?“

„Ich hab mich selbst zwischen den Zehen eingeschmiert!“, behaupte ich genervt. Damit bin ich endlich entlassen.

Der Anblick des Sees, der glitzernd in der Mittagssonne liegt, macht mich total glücklich. Der Hollersee ist mein Meer – nur ohne Haie. Ich kann es gar nicht erwarten, gleich mit meinen nackten Füßen über den Sand zu laufen. Das machen wir immer als Erstes, wenn wir alle angekommen sind. Doch Jakub und Emily stapfen weiter geradeaus, obwohl es gleich hier doch runter zum Ufer geht.

„Äh, wo wollt ihr denn hin?“, frage ich irritiert.

„Hast du nicht zugehört?“, ruft Emily über ihre Schulter zurück. „Ich will dir zeigen, woran ich gearbeitet habe.“

„Ja, aber –“, beginne ich. Planänderungen bringen mich aus dem Konzept.

„Wir haben den ganzen Morgen gegrübelt, wie wir Operation Blutwurst gestalten sollen“, informiert mich Jakub.

„Operation Sojawurst!“, protestiert Emily. „Wir haben uns auf Sojawurst geeinigt.“

„Gar nicht“, gibt Jakub zurück. „Rache ist Blutwurst. Soja ergibt keinen Sinn.“

„Da mache ich als Vegetarierin nicht mit!“

„Du isst seit einer Woche kein Fleisch mehr!“

Ich verstehe mit jedem Wort weniger.

„Äh, kann mir mal bitte jemand erklären, worum es hier überhaupt geht?“, frage ich verwirrt. „Wer wird operiert?“

Emily und Jakub prusten los. Ich bin zufrieden. Das ist mir viel lieber als diese blödere Zankerei.

„Niemand“, stellt Jakub klar. „Niemand wird hier operiert. Wir haben uns bloß einen Codenamen für unser Vorhaben ausgedacht. Weil es unseren geschätzten Erziehungsberechtigen garantiert nicht gefällt, wenn wir die ganze Zeit von ‚Rache‘ reden. Deshalb sprechen wir nur noch von Operation Blutwurst.“

„Sojawurst!“

Jetzt geht das wieder los.

„Der Name ist doch völlig wurscht!“, rufe ich genervt.

Emily und Jakub sehen mich an – und beginnen zu lächeln.

„Das ist es“, sagen sie gleichzeitig. „Operation Wurscht!“ Sie schlagen ein. Ich seufze nur. Das hätten wir geklärt.

Wir laufen am Spielplatz vorbei und lassen auch das Beach-Volleyball-Feld links liegen. Hier hinten beginnt der Bereich für die Dauercamper. Emilys Oma Mabel ist eine von ihnen, sie hat es sich in ihrem Wohnwagen mit dem gestreiften Vorzelt superkuschelig eingerichtet. Mit Blümchentapete und Spitzendeckchen. Theoretisch könnte sie das ganze Jahr auf dem Platz verbringen – worauf ich echt neidisch bin. Doch Mabels Wohnwagen ist nicht unser Ziel, Emily und Jakub laufen schnurstracks daran vorbei. Schade, ich hatte mich schon auf einen leckeren Afternoon Tea gefreut.