Mit der Geopolitik zur Weltherrschaft - Halford John Mackinder - E-Book

Mit der Geopolitik zur Weltherrschaft E-Book

Halford John Mackinder

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Beschreibung

»Wer das Herzland beherrscht, beherrscht die Welt.«

Dieses Zitat ist die Essenz des Vortrags »The Geographical Pivot of History«, den der britische Wissenschaftler und Parlamentsabgeordnete Sir Halford John Mackinder am 25. Januar 1904 vor den Mitgliedern der Royal Geographical Society hielt und veröffentlichte. Es ist die Kernaussage der oft nur Insidern bekannten Herzland-Theorie, die bis heute die internationale Geopolitik bestimmt und hervorragend dafür geeignet ist, die aktuellen weltpolitischen Ereignisse zu erklären.

Niemand hat das geopolitische Denken der Angelsachsen mehr beeinflusst als Halford Mackinder. Um diesen großen Vordenker zu verstehen, muss man einen Blick auf die wichtigsten geistigen Strömungen in Großbritannien während der Zeit des Übergangs vom 19. zum 20. Jahrhundert werfen.

Halford Mackinders Geostrategie führte zu zwei Weltkriegen und öffnet dem Dritten Weltkrieg gerade Tür und Tor.

Der Historiker und Experte für US-amerikanische Geopolitik, Wolfgang Effenberger, stellt Mackinders Text eine kenntnisreiche Einordnung voran.

Die Gefahr einer Allianz zwischen Russland und Deutschland

Mackinders Herzland-Theorie enthält eine alles entscheidende Vorgabe: Für den Vordenker der Geostrategie kam es darauf an, Allianzen zwischen den Völkern Eurasiens zu verhindern. Vor allem dürfe es niemals zu einem Bündnis zwischen dem (rohstoffreichen) Russland und dem (reichen) Deutschland kommen. Denn in diesem Fall wäre das Herzland für die Angelsachsen verloren. Mackinder drängte deshalb darauf, einen »Cordon sanitaire« einzurichten, der Russland und Deutschland zuverlässig voneinander trennen sollte. Er schlug einen strategischen Gürtel vom Baltikum bis nach Rumänien vor.

Wer die heutigen politischen und militärischen Ereignisse verstehen will, muss sich mit Mackinders Theorie auseinandersetzen. Nur so lassen sich das Streben der USA nach globaler Hegemonie, das Ringen Russlands um seinen Platz auf der Weltbühne und die Pläne Chinas für eine Handelsroute zwischen Ost und West einordnen.

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Veröffentlichungsjahr: 2024

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1. Auflage Januar 2025

Copyright © 2025 bei Kopp Verlag, Bertha-Benz-Straße 10, D-72108 Rottenburg

Alle Rechte vorbehalten

Übersetzung: Susanne Petersen Satz und Layout: Mohn Media Mohndruck GmbH, Gütersloh Covergestaltung: Anja Lehmann

ISBN E-Book 978-3-98992-071-2 eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

Gerne senden wir Ihnen unser Verlagsverzeichnis Kopp Verlag Bertha-Benz-Straße 10 D-72108 Rottenburg E-Mail: [email protected] Tel.: (07472) 98 06-10 Fax: (07472) 98 06-11

Unser Buchprogramm finden Sie auch im Internet unter:www.kopp-verlag.de

Wolfgang Effenberger: Die Geopolitik als Vehikel zur Weltherrschaft

WOLFGANG EFFENBERGER

Die Geopolitik als Vehikel zur Weltherrschaft

An der Schwelle zum 20. Jahrhundert, das ein Jahrhundert der Weltkriege und des Kalten Kriegs werden sollte, entstanden zwei angelsächsisch geprägte geopolitische Theorien über den Weg zur Weltmacht. Als Gründerväter und Klassiker der angloamerikanischen Geopolitik sind bis heute der britische Geograf Halford Mackinder (1861–1947) und der US-Admiral Al-fred Thayer Mahan (1840–1914), der »Clausewitz der See«, sehr angesehen.

Wer Weltpolitik heute verstehen will, muss mit den Theorien von Mackinder und Mahan vertraut sein. Sie sind der Schlüssel zum Verständnis der heutigen Globalpolitik vor dem Hintergrund der US-Langzeitstrategien, vor allem der »Win in a Complex World 2020–2040« vom September 2014.

Lange vor Mackinder und Mahan operierte bereits der schillernde und geheimnisvolle John Dee (1527–1608), Mathematiker, Astronom, Hofastrologe von Elisabeth I. und Geograf mit geopolitischem Weitblick. Den Begriff Geopolitik erfand der schwedische Politikwissenschaftler Rudolf Kjellen (1864–1922), angeregt durch den Deutschen Friedrich Ratzel (1844–1904) und dessen Buch Politische Geographie (1897).

Ohne Zweifel hat Halford Mackinder, der die menschliche Geschichte als Teil des Lebens des Weltorganismus darstellte, das geopolitische Denken am meisten beeinflusst. Von 1903 bis 1908 leitete er als Mitbegründer der 1895 eröffneten angesehenen »London School of Economics and Political Science«, die auf die Ideen von Sydney Webb (1859–1947) und dem Fabianismus zurückgeht, diese Universität, die auch heute noch eine Hochburg des atlantischen Globalismus ist.

Um Mackinder zu verstehen, müssen die in England herrschenden Geistesströme im ausgehenden 19. Jahrhundert berücksichtigt werden. So gehen einige seiner Leitgedanken auf die Ideen von Charles Darwin (1809–1882) und mehr noch die von Herbert Spencer (1820–1903) zurück. Der Begriff »Sozialdarwinismus«, zuerst Anfang der 1870er-Jahre nachweisbar, wird häufig für die Übertragung der Darwin'schen Evolutionstheorie auf menschliche Gesellschaften verwendet. Tatsächlich gab es schon vor Charles Darwin evolutionäre Theorien des sozialen Wandels. Darwins Evolutionstheorie war nur der Katalysator einer Entwicklung, die schon früher begann und in der Darwin vor allem als wissenschaftliche Autorität bemüht wurde. 1 Der historische Sozialdarwinismus blühte in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf und machte weder vor Sozialisten noch vor Liberalen und Nationalsozialisten halt.

Als Vater des Sozialdarwinismus gilt der britische Philosoph und Soziologe Herbert Spencer (1820–1903), der eine umfassende Gesellschaftstheorie, Ethik und Wissenschaftstheorie auf die Idee der Evolution gründete. Laut Spencer befördert die Konkurrenz der Menschen um ihre Existenzgrundlagen Eigenschaften wie Fleiß, Innovation, Anpassungsfähigkeit und Selbstkontrolle und damit den Fortschritt der Menschheit insgesamt. Spencer prägte die Begriffe »struggle for existence« 2 (Kampf ums Dasein) und »survival of the fittest« (Überleben des Angepasstesten) nach dem Vorbild der Natur und wandte sie auf das menschliche Zusammenleben an. Die »Fittesten« sind nach Spencer diejenigen, die an die Anforderungen des Marktes und des sozialen Lebens am besten angepasst sind. Darwin übernahm diese Begriffe wie auch den der »Evolution« von Spencer. 3

Den wichtigsten Impuls erhielt Mackinder aber von dem britischen Pfarrer und Ökonom Thomas Robert Malthus (1766–1834). Als dieser Ende des 18. Jahrhunderts die sich im Zuge der Industrialisierung rasant verändernde englische Gesellschaft analysierte, kam er zu dem Schluss, dass die Bevölkerung schneller als die Produktion von Lebensmitteln wachse; Katastrophen oder Hungersnöte würden dieses Missverhältnis korrigieren. Das Ergebnis dieses Prozesses sei ein andauernder Kampf um Platz und Nahrung. Für Darwin (und für Alfred Russell Wallace, der die Evolutionstheorie unabhängig von Darwin zeitgleich formulierte), war Malthus’ Essay on the Principle of Population (1798) der Anstoß, im »Kampf ums Dasein« den Motor der Evolution zu sehen.

Nach dem Liberalisten Spencer haben alle Menschen die gleiche Freiheit, sich im Kampf ums Dasein zu behaupten; Eingriffe des Staates in das Wirtschaftsleben lehnte er ab. Dieser Laissez-faire- oder Manchester-Liberalismus ist typisch für die frühen Formen des Sozialdarwinismus, der davon ausging, dass ebenso, wie das blinde Naturgeschehen zu einer Höherentwicklung der Lebewesen führe, auch das blinde Spiel der Marktkräfte im Fortschritt der Gesellschaft resultiere. Der Sozialdarwinismus begann also nicht von vornherein als reaktionäre und rassistische Ideologie. Karl Marx (1818–1883) sah in der Darwin'schen Theorie die »naturwissenschaftliche Unterlage des gesellschaftlichen Klassenkampfes« und bat Darwin, ihm den zweiten Band des Kapitals widmen zu dürfen, was Darwin ablehnte. 4

Für Mackinder werden politische und wirtschaftliche Beziehungen letztlich von Macht bestimmt. Die Macht wolle sich ausdehnen und strebe nach der Eroberung strategischer Gebiete (wegen ihrer geografischen Lage oder ihrer Ressourcen). Den Isolationismus hält er für nicht lebensfähig. 5

Die Verteidigung des Empire hat nach Mackinder zwei Ziele: »Erstens die Vorherrschaft (über den Raum und die Macht) der angelsächsischen Rasse zu gewährleisten, nicht nur in Großbritannien, sondern auch in der Gesamtheit der Dominions sowie der Vereinigten Staaten; zweitens die anderen Völker zu zivilisieren und ihnen die überlegenen Werte der Angelsachsen beizubringen« 6 :

Energie, Ehrlichkeit, Glaube und hoher Wissensstand.

Für Mackinder besteht kein Zweifel, dass diese Werte direkt mit dem englischen Blut zusammenhängen. Er sieht für die Zukunft einen Gipfel-Kampf zwischen den drei männlichen und daher überlegenen Völkern, den Angelsachsen, den Deutschen und den Russen. Vor diesem Hintergrund engagierte sich Mackinder in der Strömung der liberalen Imperialisten, zusammen mit dem führenden Vertreter der Hochfinanz und der rechten Hand des Diamantenkönigs Cecil Rhodes, Alfred Milner, der 1899 den Zweiten Burenkrieg vom Zaun brach und in dem der britische Historiker John P. Cafferky den Drahtzieher des Ersten Weltkriegs sieht. 7

Auch vom englischen Philosophen John Ruskin geprägt, beteiligte sich Mackinder, zusammen mit seinen Freunden aus der Finanzwelt, an der Herausbildung des angelsächsischen Globalismus. Dieser wurde vom britischen Imperialismus und dem anglo-amerikanischen Kapital getragen und strebt die Transformation der Welt nach dem Vorbild der angelsächsischen Gesellschaft an.

Als entschiedener Gegner der irischen Autonomie (Irish Home Rule) und glühender Verfechter des englischen Krieges gegen die Buren in Südafrika sowie Fürsprecher einer Aufrüstung gegen das Deutsche Reich unterstützte Mackinder die Erklärung des führenden, von der Überlegenheit der angelsächsischen Rasse überzeugten Imperialisten Joseph Chamberlain zugunsten der Imperial Preference, einer Zollunion des britischen Empire, die den Freihandel ersetzen sollte. Die finanzielle Unterstützung, die Mackinder über den Rhodes Trust von der Hochfinanz erhielt, ermöglichte ihm, seine Position an der London School of Economics aufzugeben und 1910 als Abgeordneter des Unterhauses in die Politik einzusteigen.

Zwei historische Ereignisse prägten Mackinder und beeinflussten sein Werk stark: die Entsendung britischer Truppen nach Südafrika (1899–1902) und der Transport russischer Truppen in die Mandschurei (1904).

Der hier vorliegende Text von Mackinder mit dessen geostrategischen Schlüsselideen, die zu den Triebfedern imperialen Denkens wurden, wurde 1904 von ihm als Vortrag kurz vor Ausbruch des Russisch-Japanischen Krieges bei der »Royal Geographical Society« in London gehalten. 8

Die Idee Englands sah er von dänischen und normannischen Eroberern eingeprügelt, die sich vom Ende des 6. Jahrhunderts bis zum 9. Jahrhundert in den sieben angelsächsischen Kleinkönigreichen zeigten, die Frankreichs dagegen sah er den konkurrierenden Franken, Goten und Römern von den Hunnen bei Chalons und im Hundertjährigen Krieg gegen England aufgezwungen; die Idee der Vereinigten Staaten erlangte durch den versiegenden britischen Kolonialpatriotismus im langen Unabhängigkeitskrieg Zuspruch; die Idee des Deutschen Reiches wurde in Süddeutschland erst nach einem gemeinsamen Kampf mit Norddeutschland gegen Frankreich widerstrebend angenommen. Über 2 Jahrhunderte war das in den nördlichen Wäldern liegende Russland den mongolischen Khans von Kiptschak oder »der Steppe« tributpflichtig unterworfen, sodass sich die russische Entwicklung verzögerte und verzerrte, während das übrige Europa rasch vorankam und mit den Flotten seiner Seevölker den Ozean bedeckte. So konnten die westeuropäischen Mächte die äußeren Kontinente besiedeln und in unterschiedlichem Maße die ozeanischen Ränder Asiens tributpflichtig machen. Dank seiner Kosaken konnte Russland nach der längsten und effektivsten Besetzung der russischen Steppe durch die Chasaren (die arabischen Geografen kannten das Kaspische Meer nur als das Chasarische Meer) weit nach Osten bis an den Pazifik vordringen.

Mackinder prägte die Vorstellung von Eurasien als eines zusammenhängenden Landes, das im Norden von Eis und ansonsten von Wasser umgeben ist. Ein Land, dessen Fläche von 54 Millionen Quadratkilometern dem Dreifachen der Fläche Nordamerikas und dem Doppelten der Fläche Europas entspricht. Ein Land, das keine Wasserwege zum Ozean hat, andererseits aber, außer in den subarktischen Wäldern, im Allgemeinen für die Mobilität von Reitern und Kameltreibern günstig ist. Inzwischen, so Mackinder, würden die russischen Eisenbahnen zwischen Wirballen im Westen und Wladiwostok im Osten eine Strecke von 9000 Kilometern überwinden. Auch sei die russische Armee in der Mandschurei ein ebenso bedeutender Beweis für eine Landmacht, wie die britische Armee in Südafrika es für eine Seemacht war.

Russland trete an die Stelle des Mongolenreiches. Sein Druck auf Finnland, auf Skandinavien, auf Polen, auf die Türkei, auf Persien, auf Indien und auf China ersetze die zentrifugalen Raubzüge der Steppenbewohner. In der ganzen Welt nehme es die zentrale strategische Position ein, die Deutschland in Europa innehatte. Es kann von allen Seiten angreifen und von allen Seiten angegriffen werden, außer im Norden. Die volle Entfaltung seiner modernen Eisenbahnmobilität sei nur noch eine Frage der Zeit.

Östlich, südlich und westlich des von Mackinder im Zentrum der Weltinsel (Eurasien) lokalisierten Herz- oder Kernlandes, welches sich von der Wolga bis zum Jangtsekiang und vom Himalaya zur Arktik erstreckt, befinden sich Randregionen, die sich zu einem weiten Halbmond ausdehnen und für die Schifffahrt zugänglich sind. Der physischen Beschaffenheit nach sind diese Regionen vier an der Zahl, und es ist sehr bemerkenswert, dass sie jeweils mit den Sphären der vier großen Religionen – Buddhismus, Brahmanismus, Mohammedanismus und Christentum – übereinstimmen. Die ersten beiden sind die Monsunländer, das eine dem Pazifik und das andere dem Indischen Ozean zugewandt. Das vierte ist Europa, das von den atlantischen Regenfällen aus dem Westen bewässert wird.

Mit Landmacht und Seemacht zur Weltherrschaft

»Es ist ein selten beachtetes Phänomen, daß die Geschichtswissenschaft sich bis ins ausgehende 19. Jahrhundert mit dem Zusammenhang zwischen Seekriegsgeschichte und politischer Weltentwicklung kaum beschäftigt hat«, schreibt Konteradmiral Edward Wegener im Vorwort zur Neuauflage des 1890 erschienenen Buches Der Einfluß der Seemacht auf die Geschichte 1660–1812 von US-Admiral Alfred Thayer Mahan. Er weist darauf hin, dass Mahan der Erste war, der dies tat und der den Einfluss der Seemacht auf die Geschichte zum Gegenstand einer systematischen Untersuchung machte. Mahans Veröffentlichung, mit der er den Grundstein für die moderne U.S.-Navy-Doktrin der Seeüberlegenheit legte, fiel zeitlich mit dem Beginn einer Epoche zusammen, in der große Politik sich zur Weltpolitik weitete.

Auch heute bestimmen Seemachtsfragen den Gang des Weltgeschehens, ihre Bedeutung ist im Zeitalter globaler Interdependenz und atomarer Balance eher noch gewachsen. Mit diesem bis heute in weiten Teilen gültigen Standardwerk hat Mahan Geschichte gemacht.

Er wurde mit Ehrungen überhäuft und hatte großen Anteil daran, dass sich am Ende des 19. Jahrhunderts in den USA der Wille zur Weltmacht durchsetzte.

Mit vielen anderen Mächten beteiligten sie sich am Wettlauf um die endgültige Verteilung einer überblickbar gewordenen Weltfläche, die vor allem als Rohstofflieferant oder als lockender und Profit versprechender Absatzmarkt gesehen wurde. Diese wirtschaftlichen und politischen Beweggründe wurden mit der falsch interpretierten Aussage von Charles Darwin geistig verklärt.

Biologischer und religiöser Unterbau des angelsächsischen Weltmachtstrebens

Der englische Sozialdarwinist Herbert Spencer sah mit seiner von Darwin abgeleiteten und halb fertigen Theorie den Triumph der angelsächsischen Protestanten voraus. 9 Spencers Evolutionismus und die Bevorzugung der germanisch-angelsächsischen Völker durch die übliche Interpretation des Darwinismus fanden bei amerikanischen Philosophen und Historikern wie bei ihren europäischen Kollegen starken Anklang. 10 Campbell fasst Spencers Botschaft an die USA treffend zusammen: Eine aufstrebende Weltmacht müsse »fanatisch mit anderen Nationen wetteifern ... um ihren Platz an der Sonne ... müsse schwächere Länder schlucken« 11 , um nicht zu verfallen. Auch der Durchschnittsamerikaner nahm das begierig auf. Cecil Rhodes brachte es 1877 auf den Punkt: »Ich behaupte, dass wir die erste Rasse in der Welt sind und dass es um so besser für die Menschheit ist, je mehr wir von der Welt bewohnen.« 12 Daraus wurde die Berechtigung abgeleitet, die Kulturen der »Eingeborenen« zu zerschlagen und europäische Denkweisen wie Egoismus, Individualismus, Gewinnstreben, Fortschrittsgläubigkeit und das Freiheitsideal einzuführen.