Mohnblumen - Thomas Schwarz - E-Book

Mohnblumen E-Book

Thomas Schwarz

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Beschreibung

Wenn die Welt endet und du in der Psychiatrie sitzt; Gar nicht gut; würden viele sagen. Doch Tom und seine zwei Freunde machen das Beste daraus. Eine wilde Reise in die Herzen der Drei; mit vielen Überraschungen!

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Für meinen Bruder, Philipp

Inhaltsverzeichnis

Kapitel

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Kapitel

Kapitel

1.

Wo warst du als die Welt unterging? Warst du im Park oder in der Arbeit. Zuhause in deiner schön eingerichteten Altbauwohnung oder mit deiner Frau unter der Dusche. Vielleicht warst du mit deinen Kindern Eis essen aber am wahrscheinlichsten warst du gerade am Wichsen, im Auto auf den Weg zu einem Konzert, in einem Einkaufszentrum beim Shoppen. Thermen sind auch sehr beliebt, genauso wie Kinos. Vielleicht warst du aber auch gerade auf Urlaub beim Sightseeing.

Ich befand mich in der Psychiatrischen Abteilung des Otto-Wagner-Spitals. Es ist ein Krankenhaus, dass am Rande von Wien liegt und in mehrere Pavillons aufgeteilt ist. Es gab einen für Essgestörte, einen für Suchtkranke und so weiter.

Dann gab es noch normale Erstaufnahmestellen und auch Spezialabteilungen wie zum Beispiel die Lungenabteilung. Dort hatte man gut geschultes Fachpersonal die alles hatten und wussten was man für die Lunge braucht. Des weiteren war die Pavillons in die einzelnen Wiener Bezirken aufgeteilt. Von eins bis dreiundzwanzig waren alle dabei und jeder hatte seine eigene Abteilung.

Während eines Besuches auf dem riesigen Krankenhausgelände kann man nicht nur die wunderschönen Gärten betrachten, mit den vielen versteckten Bankerl im Schatten sondern auch die Tierwelt in ihrer Mannigfaltigkeit.

Das erste, was ich sah als ich im Krankenhaus landete waren die dunklen Umrisse eines Mannes, der am Ende meines Bettes saß. Warum ich auf einmal in einem Krankenhausbett lag, war mir im ersten Moment nicht klar. Noch dazu kam, dass ich mich fühlte als hätte mich eine Lokomotive überfahren. Meine Augenlieder waren schwer und es schien mir so als würde ich leicht doppelt sehen. Doch die Umrisse des Mannes wurden immer schärfer und langsam konnte ich auch Farben wieder erkennen. Vom Nachbarzimmer kam etwas Licht und durch einen Windhauch schwenkte die Tür auf. Plötzlich konnte ich alles erkennen obwohl es immer noch etwas düster war in dem Krankenzimmer möchte ich sagen. Das Titandioxid-Weiß der Bettwäsche, die rote Farbe eines Bildes auf dem eine Mohnblume abgebildet war und das braune Leder der Fesseln. Das blassgrüne Gewand, welches ich an hatte, faszinierte mich am meisten. Dann erblicke mein müdes Auge das Dottergelb der Wände. Zu diesem Zeitpunkt fühlte ich mich wie ein Hund und das, obwohl ich wieder Farben sah, aber ich kam nicht drum herum mich für das blassgrün meines Gewandes zu interessieren. Ganz vertieft in Gedanken hatte ich den unheimlichen Mann am Ende meines Bettes vergessen. Erst als er sagte: > Ich werde jetzt das Licht aufdrehen, wenn das für Sie Okay ist? < kam er mir wieder in den Sinn und ich erschreckte mich leicht bei seinen Worten. Ein zweites Mal erschreckte ich als er das Licht aufdrehte und es mich blendete. Ich war etwas Licht empfindlicher geworden als der Durchschnittsmensch denn ich lag schon eine lange Zeit in diesem dunklen Zimmer.

Der unheimliche Mann, der eben noch neben mir den Lichtschalter an der Wand betätigt hatte, setzte sich jetzt wieder. Erst jetzt konnte ich seine Gestalt richtig wahrnehmen und erblickte einen großgewachsenen Mann, der sehr schlank war. Er trug einen Labormantel, den er lässig offen hatte, dazu ein orange-grün gestreifte Leiberl mit hellblauer Jeans. In seinem Gesicht konnte man deutlich die ersten Anzeichen eines Drei-Tage Bartes erkennen. Er schaute mich mit einem sehr freundlichen Blick an, der ein bisschen Sorge in sich trug. Dann sagte er: > Ich werde dir die Fixierung jetzt abmachen, wenn das Okay ist. < Der Mann, der mir jetzt im hellbeleuchteten Zimmer die Fesseln abmachte, kam mir jetzt schon viel weniger unheimlich vor. Als er so neben mir stand bemerkte ich wie groß das Zimmer war, in dem ich mich befand. Es war mindestens viermal so groß wie meine erste Wohnung und es war vollgestellt mit Betten, in denen aber niemand drinnen lag. Mit meiner Nase nahm ich einen leicht stechenden Geruch war, der von dem ganzen Desinfektionsmittel kommen musste, welches man hier verwendet. Die Fixierung an meinen Beinen und Armen wurde gelöst und ich konnte mich so richtig durchstrecken. Dabei gab ich ein lautes Geräusch von mir und der Mann in Weiß musste lachen.

> Es scheint Ihnen sichtlich besser zu gehen. < dabei hatte er dasselbe Grinsen im Gesicht wie Buddha. Ich wendete mich wieder meinen blassgrünen Klamotten zu, dachte an einen schön warmen Herbst Tag, daran wie ich in der Wiese sitze und meine Hand durch die Grashalme streift.

Mehrere Minuten vergingen eher ich den Gedanken zu Ende gefasst hatte und ich laut fragend feststellen musste, dass ich nicht wusste, wo ich bin.

> Wo bin ich? <

> Hallo, mein Name ist Doktor Markus Dornbach.

Sie sind hier im Otto-Wagner-Spital in der Psychiatrischen Abteilung. < seine Stimme hörte sich monoton an, dabei machte er eine Akte auf und begann zum Vorlesen:

Tom Corvinus; Geboren am 05. April 1981; Wohnhaft in der Getreidegasse 6 in 1140 Wien.

Dann blätterte er die Akte durch und redete Sachen vor sich hin wie: seit zwölf Wochen in stationärer Behandlung, Emotional instabil, rezidivierende depressive Episoden mit Suizidgedanken, teilweise läppisch fröhlich, psychotische Phase, Diagnose: schizo-affektiv.

Es wurde sehr ruhig im Zimmer, nur von draußen konnte man hören, wie der Wind die Äste bewegte.

Mitten in der Nacht in diesem fremden Bett, mit fremden Sachen am Leib, in einem Krankenhaus auf zu wachen war wirklich kein netter Anblick.

Ich weiß noch genau wie sehr ich Angst hatte aber der Zen-Meister Blick des Arztes beruhigte mich in diesem Moment und nach einer Weile fragte ich: > wo sind die anderen Patienten? < seine Mimik veränderte sich nicht und wie schon zuvor, mit einer monotonen Stimme sagte er: > Das ist eine lange Geschichte. Bevor ich dir alles erzähle, müssen wir noch ein paar Sachen erledigen. < nach Vollendung des Satzes machte er einen Blick auf seine Uhr am Handgelenk.

> Andi müsste eigentlich schon längst wieder zurück sein. < murmelte der Arzt vor sich hin.

Dann griff er in seine Tasche und holte etwas heraus. Im ersten Moment erkannte ich es nicht, aber dann hörte ich schon das Geräusch eines Feuerzeuges und der Arzt rauchte sich eine an.

Genüsslich rauchte er seine Zigarette, während ich mir überlegte, was hier eigentlich für ein Spielchen gespielt wird. Warum war ich eigentlich in Fesseln gelegt worden? Die Worte Psychiatrische Abteilung, Emotional instabil, psychotische Phase und Diagnose kamen mir damals in den Sinn.

Vielleicht erklärte das die Fixierung aber das Letzte an, dass ich mich erinnern konnte war, dass ich zu Hause allein in meiner abgedunkelten Wohnung Single Malt Whisky getrunken hatte.

>Wie bin ich hierhergekommen? <

> Sie sind stark betrunken eingeliefert worden. Die Polizei brachte Sie hier her unter größter Mühe.

Wir fixierten Sie und hängten sie an eine Kochsalzlösung. Am Morgen drauf beim Mittagessen nahmen Sie ein Messer und versuchten es hinunterzuschlucken. Nachdem wir Sie davon abhalten konnten, wurden sie wieder fixiert. Am Morgen darauf nahmen sie eine Zigarette und verbrannten ihren ganzen linken Arm. Am dritten Tag zogen Sie sich nackt aus und machten einen Spaziergang. Am vierten Tag schlugen sie sich mit drei Patienten um ein Stück Kuchen. Dabei verletzten sie einen so schwer, dass er jetzt wohl nie wieder richtig gehen wird können.

Obwohl das jetzt auch schon egal ist. <

> Wie meinen sie das? Kuchen. < unterbrach ich ihn, aber er ließ sich nicht unterbrechen und redete einfach weiter: > Am Fünften Tag haben Sie sich in die Hand geschnitten und die Wände beschmiert mit Ihrem eigenen Blut. Am sechsten Tag... <

> Was wollen sie von mir?! <

> Ich will dir nur klar machen, dass wenn du dich so benimmst, wirst du fixiert und ruhiggestellt.

Oder wir lassen dich einfach hier sterben. < Eine Tür öffnete sich und ich hörte das erste Mal die Stimme von Andi. Er kam herein mit langsamen Schritten. Ein Meter Fünfundsiebzig groß war er und blondes Haar hatte er. In seinem Gesicht konnte man keine Falte erkennen. Auch nicht als er neben mir am Bett stand und sagte: > wir lassen ihn sicher nicht hier zurück. < Das war das Netteste, was ich je gehört hatte und zu diesem Zeitpunkt war mir das nicht einmal klar. Ich habe Andi viel zu verdanken. Ohne ihn wäre ich jetzt nicht, wo ich bin, möchte ich sagen.

> Das war nur ein Scherz. Ich würde nie ohne dich verschwinden. <

> Und ich werde nicht ohne Tom von hier weg gehen. Hallo, mein Name ist Andi. < er schaute mich mit demselben Blick an den auch schon dieser, jetzt wieder merkwürdig wirkendem, rauchendem, lange Arzt hatte. Andi reicht mir die Hand und sagt: > Jetzt haben wir alles, was wir brauchen. <

> Glaubst du wird es reichen?>

> Reichen?! Bis zum jüngsten Gericht. < Andi lachte, während der Mediziner, der jetzt eine gewisse Kühle ausstrahlte, keine Mine verzog bevor er sich entschloss zu fragen: > Hast du alles mitgenommen? <

> Es sollte alles dabei seien. Du hast mir eine Liste gegeben mit den ganzen Sachen dir wir brauchen.

Sogar Zolpidem habe ich gefunden. < Andi grinste bis über beide Ohren. Dann gab er dem Doktor ein Zeichen, dass sich die Sachen draußen befinden würden. Der Arzt stieg auf seine Zigarette drauf und ging zur Tür aus der Andi gekommen war.

Dabei erzeugten seine Schuhe und der Boden ein Geräusch, welches mich in den Knochen erzittern ließ. Langsam spürte ich die Kälte des Raumes und ich fragte nach meinen Klamotten. Andi nickte, ging zu einem Schrank, den er öffnete und reichte mir die Sachen. Nachdem ich mich umgezogen hatte und ich wieder in meiner rabenschwarzen Lederjacke dastand, ging es mir wieder gut.

Vom Gang draußen hörte man: > Hast du auch Depakine? Ahja, da ist es. Schon gefunden, aber wo sind jetzt die Zyprexa hin!? Genau, da! Passt schon. <

> Mein Bruder. Er ist so unorganisiert manchmal.

Ein wunder, dass er den Abschluss gemacht hat bei den Voraussetzungen. <

Von draußen hörte man wieder: > Wo ist das Mirtel? Egal, wir haben Trittico. <

> Manchmal frage ich mich, wer von uns beiden hier der Verrückte ist. Du musst nämlich wissen, ich bin wie du ein Patient hier. Wir alle tragen so ein Bändchen um das Handgelenk, wo eine Identifikationsnummer sich drauf befindet, aber die brauchst du jetzt nicht mehr. <

Er zog aus seiner Hosentasche ein Schweizerarmemesser heraus und reichte es mir.

Erst jetzt bemerkte ich das Bändchen um mein Gelenk und ich durchschnitt es gleich mit dem Messer.

Ich reichte Andi das Messer wieder zurück und fragte, ob das all meine Sachen sein und ob ich jetzt gehen könnte. Andi lachte und meinte ich solle lieber einmal warten und mich noch etwas ausruhen.

> Hast du Hunger? Ich bring dir was, hab etwas Großartiges gefunden! < Andi ging aus dem riesigen Spitalzimmer raus und kam nach einer kurzen Weile mit eine Stückbrot und etwas Speck zurück.

> Was soll das denn jetzt?! Gibt es keinen Kuchen? <

> Wenn du nicht willst bleibt mehr für mich, aber das wirst du noch bereuen. < Andi reichte mir ein Stückbrot und Schnitt dann etwas Speck herunter. Nach kurzen überlegen, ob ich mich jetzt noch mehr aufregen sollte, entschied ich mich doch es zu essen. Mein Hunger war zu groß und so half auch dieses bisschen Etwas, um dagegen etwas zu machen.

So im Bett sitzend und an meinem Speck knabbernd fragte ich mich, wo all die anderen Patienten waren. Andi und meiner Eins konnten unmöglich die Einzigen seine. Noch dazu kam, dass das Pflegepersonal fehlte, und auch weitere Ärzte konnte ich nicht sehen. Meine Gedanken machten konfuse Abzweigungen und Wege. Es fiel mir schwer einen klaren Gedanken zu fassen und trotzdem versuchte ich das Stückchenbrot und den Speck zu genießen.

Der Arzt in seinen gestreiften Leiberl kam zurück, denn Labormantel hatte er gegen eine grüne Armeejacke eingetauscht und fragte: > habt ihr alles? Wenn ja, dann macht die Hand auf und schluckt die runter. < er reichte Andi und mir mehrere Tabletten. Es gab welche mit Bruchrillen, welche in weiß, welche in Pink, in der 50 Milligramm und in der 100 Milligramm Ausführung, rund oder oval, himmelblau oder orange.

> Warum sollte ich die schlucken? <

> Er ist unglaublich. Er hat es noch nicht verstanden. Das hier ist eine Psychiatrische Abteilung und du bist Patient hier. Diese Tabletten in deiner Hand sind deine Medikamente, die du brauchst, sonst kommst du nie aus der Psychose raus. Hast du es jetzt verstanden? < Ich starrte den Mediziner an und dann schaute ich in meine Hand. Dann wieder der Arzt, dann wieder die Tabletten. Mein Blick wanderte hin und her.

Ich kann heute nicht mehr genau sagen warum, aber ich schluckte sie herunter, trocken. Eine nach der anderen. Vielleicht lag es daran, dass ich mich erinnerte an das vergangene Jahr und wie schlecht es mir ging.

Schweißgebadet schrecke ich aus dem Schlaf auf.

Ich hatte einen fürchterlichen Traum. Zu erinnern vermag ich mich nicht, aber eines kann ich sagen: es ließ in mir jede Hoffnung sterben. Ich fühlte mich fremd in meiner eigenen Wohnung. Noch mehr als das. Es schien mir so als würde ich überwacht werden. Ich versuchte mich zu beruhigen und ging in die Küche. Dort angekommen schaltete ich den eierschalenfarbenen Wasserkocher ein, nachdem ich ihn gefüllt hatte. Sieben Minuten später sitze ich mit meinem Morgenmantel bekleidet auf meiner Couch, mit Samt Überzug und starre auf den ausgeschalteten Fernseher. An diesem Morgen wollte ich ihn nicht einschalten und entschied mich etwas Musik aufzudrehen. Ich legte meine Lieblings kalifonische Punk-Rock Band auf und sang leise vor mich hin: New Rules, No Rules!

Mein Singen wurde von einem Schrei unterbrochen. Gebannt lauschte ich ob da wohl noch ein Schrei kommen würde, aber nichts. Man hörte nur die tiefen Töne eines Bass-Solos und so versuchte ich wieder mitzusingen: New Rules, No Rules.

Ein Jahr ist das jetzt her, aber ich glaube an dem Tag hat es angefangen. Genau an dem Tag bin ich das erste Mal der Fliege begegnete. Erst Wochen später bin ich ihr in einem Restaurant begegnet aber an diesem Tag hatte ich sie in meinen Träumen gesehen.

Nicht nur das vergangene Jahr war von äußerst konfus und surreal Momenten geprägt, sondern auch die Szenerie, die sich mir bot als wir das Zimmer verließen aber so weit waren wir noch nicht. Andi hatte noch eine Tablette übrig und Markus wurde schon ganz unrund.

> Mach schon! Wir haben nicht ewig Zeit! < aber Andi zierte sich.

> Muss man dir alles sagen wie einem kleinen Kind? Bitte nimm jetzt das Lithium. <

> Du weißt doch wie sehr ich dieses Medikament hasse. < konterte Andi.

Nach einer Weile des hin und her kam Andi nicht darum herum einzusehen, dass er die Tablette dringend brauchte. In seinem Gesicht konnte man deutlich den Kampf sehen, den er mit sich ausführte als er die Tablette hinunterschluckte und während wir dastanden und Andi bei schlucken der Tablette beobachteten wurde mir klar, dass ich im vergangenen Jahr wohl so etwas wie einen seelischen Zusammenbruch hatte. Der Arzt hatte auch etwas von psychotischem Zustand erwähnt und das gab mir jetzt zu denken. War diese Fliege, die mich verfolgte bloß eine Halluzination gewesen. Der Schrei den ich hörte auch. Es sprach einiges dafür. Aber ich fühlte mich jetzt irgendwie sicher, hier in diesem Krankenhauszimmer. Vielleicht kam es aber auch von den Tabletten, die ich genommen hatte.

> Ist es normal, dass mir alles egal ist? <

> ja, dass kommt von den Tabletten. Ich habe dich ein bisschen ruhiggestellt damit das alles für dich hier besser zu ertragen ist. <

> Was meinst du genau? <

> Außerdem habe ich dir noch ein Antidepressivum, Neuroleptika und ein Antiepileptikum gegeben. < Andi hatte in der zwischen Zeit von draußen einen Apfel geholt und machte es sich auf einen der vielen Betten bequem. Er warf den Apfel in die Höhe immer wieder, fing ihn und biss dann ab.

Danach wurde der Apfel wieder in die Luft katapultiert, bevor er anschließend wieder gefangen wurde.

> Wir haben genug Medikamente, um euch beide eine lange Zeit zu versorgen. Ihr müsst euch keine Sorgen machen. Außer die Medizin ist aus. Dann gibt es Anlass zur Sorge, besonderes bei meinem älteren Bruder. Seine Bipolare Persönlichkeitsstörung lässt sich nur schwer in den Griff bekommen. Wie das bei dir sein wird, kann ich noch nicht sagen, aber wenn du die Tabletten eine Zeitlang nimmst, wird es dir besser gehen und du wirst irgendwann ohne auskommen können. <

Ich kam gar nicht zu Wort bei dem ganzen Gerede des Arztes. Unaufhörlich erklärte er mir warum es so wichtig ist die Tabletten zu nehmen und wie schnell es passiert, dass man einen Rückfall hat.

Er erzählt von Andi und wie er das erste Mal hierherkam. Damals waren beide noch jünger, aber nicht zu jung, um schon richtige Probleme im Leben zu haben. Andi war immer schon anderes und während sein Bruder Markus Arzt wurde, wurde sein Bruder mit 32 Jahren in die geschlossene Psychiatrische Abteilung des Otto-Wagner-Spitals gebracht.

Nach seiner Ausbildung bewarb sich Markus um eine Stelle im Pavillon 14 und bekam sie. Jetzt hatte er immer die Gelegenheit sich um seinen Bruder zu kümmern und dies machte er aufopfernd.

Irgendwann musste ich ihn unterbrechen und machte, dass nicht gerade höfflich: > Was wird hier gespielt! Wo sind die anderen Patienten. Die Menschen. Wo sind sie?! <

> Warte kurz. < der Arzt ging aus dem Zimmer und kam mit einer kleinen weißen, flachen, runden, Schmelztablette zurück.

> Hier nimm das. Dann geht es dir wieder besser.

Das ist eine Temesta. Leg sie unter die Zunge und warte bis sie sich aufgelöst hat. <

Ich nahm sie und legte sie unter meine Zunge.

> Besser? <

Ich nickte und entschied mich dann zu fragen, wann ich gehen könnte. Dabei machte ich ein grimmiges Gesicht und schaute Markus direkt in sein Auge. Wie ein kleines Mädchen, dass seinen Papa überreden will eine spezielle Puppe zu kaufen. Doch dieser lachte nur laut, bevor er sagte: > Wann du gehen kannst, ist nicht deine Frage. Wohin du gehen kannst, schon eher. Komm ich muss dir etwas zeigen. <

Ich folge dem Arzt und als wir aus dem Zimmer gingen konnte ich meinen Augen nicht glauben.

Von drinnen hörte man wie Andi den Apfel fing und abbiss.

2.

Vor einem Jahr befand ich mich auf den Weg in die Arbeit an einem Montagmorgen. Ich stand in der überfüllten U-Bahn und konnte den Schweiß der Menschen um mich herum riechen. Nichts ist ekelhafter, als wenn es warm ist in den Öffentlichen Verkehrsmittel und man dem Körperkontakt der Menschen nicht entkommen kann. Andauert werde ich angerempelt von allen Seiten. Ich schaute mich um und erkennte viele Interessante Geschichten in den Gesichtern der Menschen. Da war zum Beispiel eine Frau die mit ihrer braun gebrannten Haut und ihrem kleinen Reisekoffer, oder links neben mir stand ein Mann im Anzug, der nervös und undeutlich in sein Telefon Mandarin sprach. Der typische Businesstyp mit Nadelstreifen-Anzug und Rolex. > Zu viele Geschichten, um sie niederzuschreiben < flüsterte mir eine Stimme zu. Ich zuckte zusammen und schaute in alle Richtungen, aber niemand schien mit mir zu reden.

In so einem Fall reden die Ärzte von einer akustischen Halluzination und auch ich glaube im Rückblick das es eine war. Es sollte nicht das Letzte Mal sein, dass mir eine Stimme zuflüsterte und doch kann man sich an so etwas nicht gewöhnen.

Als mein Blick durch den Wagon streifte erblickte mein Auge jemanden den ich schon lange ansprechen wollte. Es war Clara, eine Arbeitskollegin meinerseits. Sie war circa 160 groß, hatte langes kohlenschwarzes Haar und Grüne Augen. Wenn ich in der Arbeit am Gang an ihr vorbei ging, konnte ich immer einen Hauch von Flieder in ihrem Parfum erkennen. Jetzt in der U-Bahn war mir was nicht möglich und dass obwohl sie nur einen Meter fünfzig von mir entfernt saß.

Ich ging immer wieder im Kopf durch wie ich sie ansprechen sollte. Hallo Clara, ich bin ein Arbeitskollege von dir und wollte dich fragen was du heute in deiner Mittagspause machst, war mein bester Einfall. Ich versuchte mich zu ihr durchzukämpfen, aber bevor ich ganz bei ihr angelangte erkannte ich etwas, dass mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Eine Fliege.

Sie saß mitten auf der Schulter von Clara und schaute mich an mit hunderten von Augen. Mir wurde leicht schwindlich. Der Wagon begann sich zu drehen und mir fiel das Atmen schwer. Ich musste aussteigen, bevor ich bei meiner Station war. Draußen angekommen atmete ich tief durch und fragte mich was das jetzt wieder sollte. Nicht einmal ansprechen konnte ich Clara. Der Anblick der Fliege hatte mich völlig Austicken lassen. Aber das war alles nicht im Gegensatz zu dem Gefühl, das ich hatte als mir Markus vom Weltuntergang erzählte.

> Alles begann in Holland als man dort eine Chemikalie synthetisierte welche Pflanzen schneller wachsen lassen sollten. Durch einen Fehler eines Laborassistenten in der Produktion gelangten mehrere Gallionen des Stoffes in die Umwelt. In der freien Natur entwickelten die Pflanzen mit diesem Stoff schnell ein Eigenleben und bedrohten damit unsere Existenz. Arme und Regierungen haben versucht dem Problem her zu werden konnten aber die Gefahr, die von den Pflanzen ausging, nicht eindämmen. Die Pflanzen wuchsen und vermehrten sich so schnell, dass Baume durch den Betonboden schossen. Straßen wurden zerstört. Wohnhäuser stürzen ein unter der Last der riesigen Weinranken. Bäume wuchsen riesengroß heran in Sekunden. Und dann wurden die Menschen krank. Sie bekamen grüne Stellen am ganzen Körper, an den Armen beginnt es meistens, grün wie Moos. Dann bekommt man Fieber gefolgt von heftigen Halluzinationen und dem eintretenden Tod durch Ersticken. Nach dem Exitus platzt die Haut auf und es wachsen Blumen aus dem Körper. Glockenblumengewächse, Korbblütler, Schmetterlingsblütler oder Mohngewächse. <

> Wann ist das alles passiert? < fragte ich und mein entsetzten konnte nicht größer sein.

> Vor ungefähr zehn Wochen hat alles begonnen.

Es gab die ersten Kranken und die ersten eingestürzten Häuser. Dann ging alles so schnell.

So schnell… Warum wir drei nicht krank wurden, kann ich dir nicht sagen nur so viel, dass alle anderen in diesem Pavillon es bekamen und starben. Sie wurden zu Blumen oder sonst irgendeinem Unkraut. Ich konnte nichts dagegen machen. Sie starben mir alle unter den Händen weg und jetzt will ich nur noch mich und meinen Bruder hier rausbekommen. Wenn du willst, kannst du mit uns kommen. Was am besten wäre da du die Medikamente brauchst, obwohl ich dir auch welche mitgeben könnte, aber ohne Ärztliche Rücksprache sollte man solche Tabletten nicht nehmen. <

Ich nickte und gab ihm zu verstehen, dass egal was mit mir oder der Welt da draußen los war, ich nicht von seiner Seite weichen würde. Durch seinen Buddha ähnlichen Gesichtsausdruck kam er mir sehr seriös vor. Nachdem Andi seinen Apfel fertig gegessen hatte und mich Markus zu Ende belehrt hatte holten die beiden alles herein was Andi bei seinem Raubzug mitgenommen hatte.

> Depakine, Trittico, Abilify, Zyprexa, Xanor, Lithium, Setralin Temesta, Convulex, Truxal und Zolpidem. Wir sollten alles haben, für die nächste Zeit muss das reichen. < Andi stopfte alles in einen Sportrucksack und reichte ihm seinen Bruder.

> Du als Arzt solltest die Medikamente nehmen.

Ich und Tom nehmen den Rest. <

Dieser Rest bestand aus zwei Töpfen bestand, drei Schachteln Zigaretten, Streichhölzern, einem Jagdmesser, einem Fünfmannzelt und etwas Proviant.

Dann gingen wir aus dem Spitalzimmer heraus.

Draußen am Korridor kam das Licht des Mondes durch die großen Fenster hindurch und gibt einen Anblick Preis denn ich bis dato nicht gesehen hatte. Man sah zwischen jeder Ritze im Holzboden Gras durchwachsen. Dann wieder Schneeglöckchen und Löwenzahn. Links neben der Tür befand sich ein Apfelbaum. Andi ging hin und pflückte sich noch einen. Den er dann wie zuvor immer wieder in die Luft warf und wieder fing.

Markus rauchte sich eine Zigarette an und ich schaute in eine wunderschöne neue Welt. Die voll von bunten Blumen ist. Warum also hatte ich so ein flaues Gefühl im Magen?

Rote Lichtnelken, Mangold, Samt-Salbei, Sonnenblumen aber am liebsten hatte ich den rosanen Zierapfel, der hier in den Korridoren des Ostflügels wuchs. Wir schlichen leise durch die Gänge dabei kam ich nicht darum herum mir die unterschiedlichen Pflanzenarten genauer anzuschauen. Ich konnte nicht anderes. Es wuchs Zitronenmelisse, Stockrosen, Grünlilien, Goldkugelkakteen und Maiglöckchen.

> Wir müssen weiter! Vielleicht sind wir schon infiziert und ich will nicht so lange hierbleiben, um es heraus zu finden. Wir müssen einen sicheren Ort finden. < unterbrach mich Markus als ich gerade dabei war die perfekte Geometrie eine Agave parryi zu studieren.

> Wir müssen noch etwas finden, bevor wir das Areal verlassen können. < sagte Andi der seinen Apfel in die Höhe warf. Markus fing den Apfel auf und meinte dann: > Genug geredet! Wir müssen in den Pavillon 1 um die Adresse eines gewissen Prof.

Dr. Kritschenberger zu finden. <

> Und warum wollen wir zu diesem gewissen Herrn? < fragte ich und bekam nur als Antwort von Markus: > Wir müssen weiter! < Der Arzt sagte wir müssten weiter und so hörte ich auf ihn. Ich versuchte auch gar nicht die Märzbecher, den Klee, die Brombeeren und die Brunnenkresse zu beobachten. Viel mehr stellte sich mir jetzt die Frage warum wir diesen Prof. Dr.

Kritschenberger suchten aber für den Moment dachte ich mir muss es reichen den beiden zu folgen, um endlich hier rauszukommen. Wir blieben bei einer riesigen Tür stehen auf der groß geschrieben Stand: MEDIKAMENTENAUSGABE; 8UHR; 12UHR30; 20UHR.

Die Tür kam mir seltsam vertraut vor, sie erinnerte mich an die Klotür in meinem Lieblings Pub. Ich hatte irgendwann im letzten Jahr angefangen zu trinken, um meine Nerven zu beruhigen jedes Mal wenn ich die Fliege sah, ein flüstern hörte oder einen Schrei. Markus würde wahrscheinlich dazu sagen, dass es eine Begleiterscheinung einer Persönlichkeitsstörung ist. Trotz meines Alkoholismus landete ich in der psychiatrischen Abteilung und nicht im Suchtpavillon.

Eines Abends, ich kann mich genau erinnern, bin ich von hunderten Fliegen verfolgt worden. Es war als ich vom meinem Lieblings Pub nach Hause kam. Ich stieg aus der Straßenbahn aus und schaute auf die Uhr. Es war spät am Abend in dieser Winter Nacht. Ich hörte die Straßenbahn wegfahren. Zuerst laut, dann leise, bis das Geräusch ganz weg war.

Es herstelle stille, dazu kam es, dass es leicht schneite. Dann hörte ich es zuerst ein Surren.

Dann ein Zweites. Ich schlug um mich und versuchte die Fliegen zu vertreiben aber nichts half. Es waren zu viele und es wurden immer mehr. Ich musste rennen!

Zuhause angekommen schloss ich schnell die Tür auf, um sie wieder hinter mir so schnell wie möglich zu versperren. Natürlich wusste ich damals nicht, dass ich einfach nur ein paar gute Psychopharmaka brauchte und etwas Beruhigungsmittel. Meine Lösung war ein Destillat. Ich setzte mich auf meine Couch und begann zu trinken. Genauso wie vor zwölf Wochen als ich stationär aufgenommen wurde. Das ist alles was mir vom Letzen Jahr im Kopf geblieben ist. Alkoholverschwommene Erinnerungen und eine Fliege dich mich verfolgte.

Jetzt befand ich mich wieder in einer Situation, in der man sich fragen könnte, ob man zu viele Drogen genommen hatte. Ich huschte mitten in der Nacht durch den dunklen Korridor einer Irrenanstalt und fragte mich, ob all diese Pflanzen, die ich sah, echt waren. Phacelia tanacetifolia oder auch Allium ursinum sah man an jeder Ecke.

Dann hörte ich neben mir eine Stimme. Es war Andi.

> Willst du wissen warum wir diesen Professor suchen? <

Kurz hatte ich mich erschrocken dann aber nickte ich und begann zu reden:

> Als die ganze Scheiße so richtig am Dampfen war, hatte ein Pharmazeut eine Idee, die die restlichen Menschen die noch übrig waren retten sollte. Es wurde viel über ihn und sein Forschungsteam berichtet in den Nachrichten.

Leider brach das Fernsehernetz zusammen, genauso wie das Radio und das Internet. Wir hoffen im Pavillon 1 eine Anschrift zu finden denn er hatte dort einmal gearbeitet. Natürlich sind ist es nur eine kleine Hoffnung ihn zu Hause anzutreffen aber wir hoffen dort mehr über ihn und seine Arbeit herauszufinden. Er war da an etwas dran und vielleicht hatte er zu Hause ein paar Unterlagen, die wir durchschauen können.

Wenn wir ihn dann gefunden haben und er eine Lösung gefunden hatte müssen wir wieder anfangen die Welt neu aufzubauen. Doch solange eben diese Seuche grassierte, ist die menschliche Rasse in Gefahr. Keiner kann sagen, dass wir nicht alle schon längst infiziert sind. Es ist vielleicht nur eine Frage der Zeit bis wir auch moosgrüne Stellen auf dem Körper bekommen. < Ganz automatisch begann ich meine Haut zu scannen, ob ich vielleicht schon einen leichten Grünstich bekommen hatte. Zum Glück konnte ich keine befallenen Stellen entdecken aber bei der Untersuchung meines Körpers fiel mir auf, dass er von Narben übersät war. Mein ganzer linker Arm war verbrannt. Es machte den Eindruck als hätte sich ein Tintenfisch daran gesaugt und überall kreisrunde Narben hinterlassen, nachdem er seinen Griff wieder gelöst hatte.

Als wir vor einer riesigen Tür standen hatte ich ein ungutes Gefühl. Ich las immer wieder die Worte:

Medikamentenausgabe.

Ich stand schon, wenn ich meinen Wocheneinkauf mache, nie gerne in der Schlange und ich kann mir auf keinen Fall vorstellen, dass mir das hier gut gefallen hat. Zum Glück bin ich erst jetzt wieder bei klarem Bewusstsein. Die letzten Wochen waren nicht in meiner Erinnerung vorhanden. Als hätte ich nie aufgehört mit dem Trinken. Als hätte ich geschlafen.

Ich bemerkte es gar nicht wie die beiden, Andi und Markus, die Tür öffneten und den Raum betraten.

Erst als Markus sagte ich soll doch bitte die Tür zumachen, schaute ich von meinem vernarbten Arm auf und erblickte einen tropischen Regenwald. Scharlachroter Ingwer, Flamingoblumen, indisches Blumenrohr und Guzmania sanguinea. Die Luftfeuchtigkeit stieg an, bei jedem Schritt denn ich weiter in den Raum machte. Ich konnte mir die Frage zwar sparen, aber ich versuchte es trotzdem und fragte Markus:

> Was suchen wir hier eigentlich? <

>In meiner Mittagspause spielen ein paar Kollegen und ich manchmal Poker Texas Hold`em und bei unserem letzten Spiel hatte ich meinen Ehering gesetzt. Leider habe ich die Hand verloren und Kevin gewann meinen Ring. Ich bin zwar nicht mehr verheiratet, aber den hol ich mir zurück.

Deswegen sind wir hier. <

> Du musst wissen, dass Kevin zum Pflegepersonal gehört hatte, und die haben aus Gründen der Platzersparnis ihre Spinde in diesem Raum.

Markus war bei seinem Tod dabei und versuchte ihm zu helfen. Doch als er einsehen musste, dass Kevin tot ist, durchsuchte er dessen Sachen nach dem Ring. Gefunden hatte er ihn nicht, aber er hatte eine Vermutung, wo er sein müsste.

Deswegen werden wir jetzt diesen aufbrechen damit mein Bruder eine Ruhe gibt. Er liegt mir schon seit Wochen damit in den Ohren. Warum habe ich nur meinen Ehering gesetzt! Wie konnte ich nur! Jämmerlich...< ergänzte Andi.

Markus nahm in der Weile einen Feuerlöscher, der sich hinter einem Gewächs aus Ranken und einer Großblättrige Berberitze versteckte. Er musste sich richtig durchkämpfen, um den Feuerlöschen zu erreichen. Dabei machte er Bewegungen als würde er im Stehen schwimmen. Als er ihn dann erreicht hatte und er vor dem Spind seines Arbeitskollegen stand, atmete er einmal tief durch dann hob er den Feuerlöscher über seine Schultern und schlug so fest er konnte gegen das Schloss des Spindes.

Es machte ein klirrendes Geräusch und das Schloss fiel zu Boden. Bei der genaueren Begutachtung von Kevins Hinterbliebenen Sachen fanden wir unter anderem ein Pornographisches Heftchen, drei Tütchen mit Lös-Kaffee und etwas Cannabis Sativa.

Wir nahmen alles mit und verstauten die Sachen in unseren Rucksäcken. Nur das Schmuddel Heft ließen wir zurück. Denn keiner von uns wollte so ein Heft von einem anderen Mann besitzen und dann an sich herum Manipulieren. Den Ring fanden wir nicht unter den Sachen.

Wir verließen den tropischen Regenwald wieder in Richtung Pavillon 1 auf der Suche nach der Anschrift von Prof. Dr. Kritschenberger. Bei unserem Gehen durch den Korridor begegneten mir überall eine mannigfaltige Pflanzenwelt.

Venusfliegenfallen, das Gemeine Fettkraut und die schöne von allen Sarracenia purpurea. Sie alle konnte man hier in den Gängen betrachten. Die Luft war so feucht, dass es leicht von der Decke tropfte. Teilweise konnten wir rennen dann wieder mussten wir uns durchwühlen.

Die Sonne ging gerade auf und man konnte schon leicht das grüne Chlorophyll der Blätter und Gräser sehen. Auch ein Jahr vor diesem Tag hatte ich die Sonne oder besser gesagt den Sonnenaufgang immer schon sehr genossen. Ich weiß noch genau wie ich meistens nach meinen Albträumen aufstand und auf meinem Balkon auf den Sonnenuntergang wartete. Für einen kurzen Moment konnte ich alles vergessen und nichts war mehr wichtig. Die Stimme in meinem Kopf nicht, schon gar nicht, wenn sie schreit und auch nicht diese gottverdammt Fliege die mich Verfolgte. Ich stehe nur ruhig da und für den Moment eines Augenzwinkerns bin ich der Glücklichste Mensch.

Die Sonne ging auf, aber ich spürte nicht dasselbe wie damals. Es war alles einfach zu bedrohlich und es schien mir fast so als hätte ich meine Fliege gegen einen Weltuntergang in Grün eingetauscht. Beim durch Kämpfen zwischen Passionsblumen und einem Haufen Drillingsblume kam ich nicht darum herum zu bemerken, dass die Laune des Arztes immer schlechter wurde und niemand, will als Patient, einen schlecht gelaunten Arzt haben.

> Dein Bruder ist ganz schön schlecht gelaunt? <

> Ja, sagte ich doch. Das liegt daran, dass er seinen Ring verspielt hat. Du musst wissen, seine Frau Luzia starb bei einem Wohnungsbrand. Sie hatten früh geheiratet und es hat ihn richtig getroffen als sie starb. Warum er trotz alledem sein Ring gesetzt hat. Das will ich dir sagen. Mein Bruder hatte es mit dem Glückspiel und ...< Sagte Andi aber er wurde unterbrochen von Markus und dem Geräusch das er machte als er die Tür mit dem Fuß auftrat.

> Endlich haben wir es hier raus geschafft! < schrie Markus und streckte dabei seine langen affenähnlichen Arme in die Höhe.

Wir legten eine kurze Pause ein. Das Klima im Pavillon hatte uns richtig durchgeschwitzt. Am ganzen Körper schwitzte ich, sogar an stellen die ich vorher gar nicht kannte und so kam mir die Pause ganz gerecht.

Pavillon 14 aus dem wir gerade kamen, lag auf einem Hügel und um zu unserem gewünschten Ziel zu kommen müssen wir den Pfad runternehmen. Auf dessen Weg jetzt schon bunt gemischt mehrere Apfelbäume, Birnenbäume, Marillenbäume und Zwetschgenbäume zu sehen waren. Diese neue Welt, in der ich aufgewacht bin, hatte viel Erschreckendes, aber es gab auch positive Seiten. Wir mussten nicht Hungern, nur Fleisch war Mangelware.

Natürlich wussten wir immer noch nicht, ob wir infiziert waren. Wir könnten schon längst dem Tode geweiht sein, damit wäre unser ganzes Unterfangen einen Sicheren Ort zu finden, Prof.

Dr. Kritschenberger zu finden und dann ihm dabei zu helfen diese Pflanzen Überpopulation zu beenden für die Katz. Dadurch dass wir nie wussten, wann wir die ersten oder ob wir die ersten Symptome bekommen würden, war die Stimmung bei mir im Keller. Ich musterte immer wieder meine Arme in der Hoffnung etwas zu finden. Ich kann nicht mehr sagen, ob ich wollte, dass ich eine grüne Stelle an meiner Haut fand oder ob nicht. Was ich weiß oder sagen kann, dass ich immer schon ein suchender war.

Ich habe immer schon Anschluss gesucht. In meiner Arbeit wurde es nicht mehr gerne gesehen, wenn man im Büro rauchte, und so mussten wir alle hinaus in die Kälte gehen. Zu mindesten war es an besagten Tagen sehr kalt.

Damals rauchte ich stark als könnte man sagen ich war ein Raucher aber wirklich zu den Rauchern habe ich nicht gehört nicht so wie Clara.

Sie war immer dabei. Soll nicht heißen, dass sie nicht gearbeitet hat, aber ich sah sie oft. Immer wieder mit derselben Gruppe von Leuten. Es gab ihn unserer Firma Sieben Rauchergruppen zu ungefähr Fünfleuten und mich. Wie schon gesagt ich gehörte nicht dazu. Immer wieder wollte ich etwas unternehmen aber diese Menschen waren wie aufgeschlagene Hochglanzmagazine. Man schaut gerne hin aber wirklich interessieren tut es einem nicht und so blieb ich allein.

Aber Clara war anderes! Sie hatte etwas das mich faszinierte. Es war ihre Gestalt, so feenhaft und doch gleichzeitig so stark. Nichts was zusammen gehört meiner Meinung nach. Paradox könnte man dazu auch sagen, aber ich würde eher sagen sie umgab einen gewissen Zauber. Ich musste mit ihr reden aber jedes Mal, wenn ich es versuchte, begann mein Herz zu rasen und mir begegnete diese gottverdammte Fliege. Auch dieses Mal sollte es dazu kommen.

Ich machte gerade den letzten Zug meiner Zigarette, bevor ich sie weg schnipste, da bog eine Gruppe von Menschen um die Ecke des Hofes.

Clara war auch dabei und die ganze Gruppe stellte ich ungefähr 5 Meter von mir entfernt hin. Ich ging es immer wieder im Kopf durch: Hallo, Clara...

Aber als ich zu ihr rüber ging konnte ich ein seltsames Geräusch hören, welches ich im ersten Moment ignorierte und auch im zweiten. Was ich aber nicht ignorieren konnte war was ich zu Gesicht bekam als ich näher an die Gruppe herantrat.

Zuerst sah ich es in Claras Augen. Eine Fliege. Sie schob sich zwischen dem Augapfel und dem Augenlied in die Freiheit. Dann verweilte sie eine kurze Zeit und putzte sich ihre Beine. Bis sie schlussendlich davon flog. Aber sie war nicht die einzige, auch bei den anderen kamen Fliegen Aus den Augen. Ich erstarrte!