Monsam - Zondra Aceman - E-Book

Monsam E-Book

Zondra Aceman

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Beschreibung

In den Osterferien zieht die vierzehnjährige Ayla in ein Haus mitten im Wald und ist alles andere als begeistert davon. Auch ihr älterer Bruder Bjarne zeigt deutlich, wie sehr ihn die Entscheidung der Eltern nervt. Als Ayla einige persönliche Briefe vor den neugierigen Augen ihres Bruders verstecken möchte, findet sie in einem losen Dielenbrett ein Tagebuch und einen kleinen Tresor. Trotz der Warnungen der Besitzerin, ihr Tagebuch nicht zu lesen, findet sich Ayla schon bald in der Welt der Tamara Logan wieder und ist gefangen von ihren Geschichten aus dem Land namens Monsam. Doch dann lernt sie Isi kennen und sie erzählt Ayla, dass Tamara seit eineinhalb Jahren vermisst wird und alle glauben, dass sie nicht mehr lebt und andere Details aus Tamaras Leben, die Ayla aufhorchen lassen. Schon bald fragt sie sich, ob es sein kann, dass die Geschichten von Tamara, doch viel mehr sind, als nur Geschichten. Doch das übersteigt bei weitem ihre Vorstellungskraft.

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Monsam

Monsam - das Land der wandelnden BäumeDas TagebuchTamaras GeschichtenEine andere WeltDas GerüchtUnglaublicher InhaltAuf nach MonsamEin richtiges AbenteuerGefangen Die RettungDanksagungImpressum

Monsam - das Land der wandelnden Bäume

Monsam - das Land der wandelnden Bäume

Für Tamara

„Phantasie ist die Gabe, unsichtbare Dinge zu sehen“

Jonathan Swift

Das Tagebuch

Das Tagebuch

„Ayla!“, rief die Mutter wütend. „Nimm die Kartons und bring´ sie endlich in dein Zimmer!“

Doch die Vierzehnjährige starrte immer noch auf die kleine Villa, die von nun an ihr zu Hause sein sollte.

„Fernab von Gut und Böse“, hatte ihr Vater gesagt. Sie wollten endlich in Ruhe leben und die frische Luft genießen, deshalb hatten ihre Eltern ihr altes Leben komplett hinter sich gelassen. Sie hatten nur noch Neid und Missgunst erfahren, als ihr Internetgeschäft, das mit Logos der verschiedenen Spezialeinheiten warb, plötzlich und unerwartet boomte.

Doch mit dem Geldsegen kam auch die Eifersucht der anderen. Freunde entpuppten sich plötzlich als Schmalzfliegen statt Schmetterlingen, weshalb beide sich dafür entschieden, der Stadt und ihren „Freunden“ den Rücken zu kehren - ganz zum Unverständnis ihrer beiden Kinder.

„Die Bestellungen kann ich auch von zu Hause aus losschicken“, hatte Ayla ihren Vater sagen gehört. Er arbeitete hart für sein Geschäft.

Oft schrieb er bis tief in die Nacht hinein Rechnungen, zankte sich mit Firmen die nicht pünktlich lieferten, suchte neue Anbieter und entwickelte seine Internetpräsens stetig weiter. Jeden Tag stapelten sich die Pakete im Arbeitsraum und mussten ausgeliefert werden.

Ayla hatte nie verstanden, warum so viele Menschen an allen Arten von Spezialeinheiten so ein Interesse hatten. Doch es war so.

Von überall aus der Welt kauften die Leute ein… und das Sortiment wurde ständig erweitert.

Manchmal half Ayla ihm auch die Pakete zu packen und bekam dafür Geld, was sie in der Groß-Stadt auch immer gleich ausgegeben hatte … es gab ja so viele Dinge die man dort tun konnte.

Geld war dafür immer nötig gewesen, weil nichts umsonst war. Oft hörte sie die Eltern sagen, dass die Kinder von heute gar nicht mehr nach Beschäftigungen suchen würden, die umsonst wären, denn sie hätten sich schon so daran gewöhnt, dass alles Geld kosten würde.

Doch nun waren sie hier gelandet. Tief im Wald von Nirgendwo. Die nächste Stadt war 30 Kilometer entfernt und in der Nähe gab es nur ein winziges Städtchen mit gerade einmal 11000 Leuten.

Natürlich auch eine Schule! Klar war in der Kleinstadt eine, Ayla musste ja schließlich noch hin und ihr Bruder auch. Sie stieß einen Seufzer aus und ging die Verandatreppe hinauf.

Gut, das Haus war ja ganz gemütlich, aber die Einsamkeit war alles andere als zufriedenstellend für ein vierzehnjähriges Mädchen.

Verdammt, sie hatte gerne in der Großstadt gelebt!

Die Schule war jeden Tag super und ihre Freunde hatte sie schon seit dem Kindergarten gekannt.

Jeden Tag waren sie unterwegs gewesen.

Jetzt fing sie wieder bei null an. Niemand kannte Ayla Martens in diesem "Dorf" und keiner hier wusste, woher sie die große Narbe am linken Knie hatte, oder dass sie Inliner schneller fahren konnte als jede andere, und dass sie wegen ein paar Steinen auf dem Asphalt einen Salto hingelegt hatte, der sie auf die Knie gehauen hatte, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte.

Oder, dass sie immer zwei verschiedene Socken trug, weil sie der Meinung war, dass dies Glück bringen würde.

Oder, dass sie sich nur zweimal im Jahr die Haare schneiden ließ, weil sie lange Haare einfach liebte.

Dass sie Tom geküsst und er dann geweint hatte, weil sie wegziehen musste. Tom der Liebling aller Mädchen … und sie hatte ihn tatsächlich zum Weinen gebracht.

Sie hielt die Luft an, sie vermisste Tom. Immerhin hatte er versprochen sie zu besuchen. Sie blies die Luft aus ihrem Mund, löste ihre Erstarrung und runzelte die Stirn.

In diesem Dorf kannten sich sicherlich alle. Hier kannte wahrscheinlich jeder jeden!

Die Stirn wurde wieder glatter, als sie die Veranda erreichte. Ja, sie musste zugeben - das Haus war schön. Viel schöner als die riesige Wohnung in der Stadt, obwohl, gleich nebenan ihre beste Freundin Sarah gewohnt hatte. Hier gab es ringsherum nur Wald!

„Ayla, wird`s bald? Glaubst du deine Kartons kriegen Beine und laufen alleine in dein Zimmer?“, mahnte ihre Mutter und riss sie damit aus ihren Gedanken. Sie stand in der Glastür und schaute wütend auf Ayla herab.

Ayla verdrehte ihre Augen. Sie hatte zwar viel Fantasie, aber sie wusste nur allzu gut, was man glauben durfte und was nicht. Zu gerne hätte sie den Kartons gesagt sie sollen sich nach oben bewegen, aber leider war sie keine Zauberin…

Also stapfte sie die Verandastufen hoch, ging durch die Glastür ins Wohnzimmer und durch die gegenüberliegende Tür in die Diele. Dort nahm sie einen Karton vom Stapel auf dem „Ayla`s Reich“ geschrieben stand.

Die Treppe war steil und Ayla hatte alle Mühe sie mit dem schweren Karton in ihren Händen zu erklimmen, dennoch schaffte sie es.

„Ein kleinerer Karton war wohl nicht zu sehen, was?“, zischte ihr großer Bruder.

„Ich konnte bei dem schon kaum meine Füße sehen!“, zischte sie zurück und funkelte ihn wütend an.

„Ist ja schon gut, bist ja schließlich nur ein kleines Mädchen!“, bemerkte Bjarne abfällig und ging die Treppe wieder herunter.

Er hasste es hier und hatte seit Wochen schon schlechte Laune. Immer ließ er es an Ayla aus, doch sie konnte gar nichts dafür.

Sie hatte sich nicht gerade allzu heftig gewehrt, war das, was er ihr vorhielt. Dabei hatte sie das getan, zwar nicht so lautstark wie Bjarne, aber immerhin…

Doch hier ging es nicht nur um die Wünsche der Beiden. Hier ging es ausschließlich um die Wünsche ihrer Eltern - und die waren nun mal der Meinung, dass man überall glücklich sein konnte. Hauptsache man war bei der Familie.

Bjarne fand das absolut bescheuert und irgendwie verstand Ayla das auch.

Bjarne war fast sechzehn und war sehr beliebt in der Schule und auch im Sportverein und natürlich auch bei den Mädchen. Nun war er der Meinung, dass es all das gar nicht mehr gab, als wenn eine "Dorfschule" so was alles bieten könnte. Nein, hier war man am Hintern der Welt … das andere Wort durfte er nicht sagen, denn Mama hatte geschimpft wie nichts Gutes als es ihm tatsächlich mal vor ihr herausrutschte.

Okay, nun waren sie also hier, am Hintern der Welt - und was sollte es hier schon Spannendes geben.

„Wenn ich achtzehn bin ziehe ich wieder zurück!“, grollte Bjarne und hievte den nächsten Karton in sein Zimmer „Immer noch nicht weiter!“, bemerkte er kurz, als er Ayla sah, die jetzt allein im oberen Flur stand.

„Es sieht auf jeden Fall toll aus!“, sagte sie leise, als sie sich umschaute.

„Verräterin!“, grunzte Bjarne und ging erneut die Treppen herunter.

Ayla seufzte wieder und stupste mit dem Karton die Türe ihres zukünftigen Zimmers auf. Es war groß und hell. Viel schöner, als ihr altes Zimmer. Die Umzugsleute hatten bereits ihr Bett aufgebaut und auch ihr Schreibtisch stand schon an Ort und Stelle. Der Schrank war in der Stadt übrig geblieben, weil es hier Einbauschränke gab, wodurch das Zimmer echt riesig wirkte. Außerdem hatte sie ihr eigenes kleines Badezimmer, das fand sie echt praktisch.

Sie erinnerte sich angeekelt an den morgendlichen Geruch auf der Toilette, wenn Bjarne vor ihr da herauskam. Er grinste dann immer und sagte: „Die eigenen sind in Ordnung!“ und wenn sie dann ins Badezimmer trat wusste sie auch, warum er das gesagt hatte. Denn es war nicht ihr eigener Geruch den sie dort vorfand und er war deswegen auch überhaupt nicht in Ordnung. Das war jetzt endlich vorbei, denn auch Bjarne hatte sein eigenes Bad.

Ayla stellte den Karton auf ihren Schreibtisch. Dieser wirkte hier drinnen viel kleiner. Irgendwie wirkte alles viel kleiner in diesem Raum, geradezu verloren. Sie lächelte, denn dieses Zimmer war wirklich schön. Sie fühlte sich hier wohl, wenn nur Tom und Sarah es sehen könnten. Oder jemand anderer, mit dem man das Glück hätte teilen können, denn dieser Raum machte sie irgendwie glücklich. Obwohl sie doch eigentlich tief traurig war. Komisch!

Ayla hörte Bjarne erneut die Stufen raufstaksen. An seinen Schritten hörte sie seinen Unmut. Er stampfte mehr, als das er ging, denn sonst war er eher leichtfüßig unterwegs. Jetzt bedeutete jeder Schritt Ich-will-nicht-hier-sein und Ihr-seid-alle-total-bescheuert-dass-ihr-hier-her-gezogen-seid.

Sicherlich fand sie es auch nicht gut, bei der Auswahl des neuen Zuhauses, einfach übergangen worden zu sein, aber irgendwie sollte man allem doch eine Chance geben. Ayla war absolut nicht nachtragend. Eine gute Eigenschaft, wie ihr Vater immer sagte. Bjarne war eher einer der unversöhnlich war und er konnte wirklich lange schmollen - man meinte dann immer er würde nie wieder aufhören.

Langsam ging sie wieder nach unten, um den nächsten Karton nach oben zu tragen. Bjarne kam wieder laut stampfend zurück, und hatte dabei einen großen Karton auf dem Arm. „Platz da!“, meckerte er „Ich habe hier bereits einen Karton für dich, ich bin nämlich schon längst fertig!“

„Danke!“, sagte Ayla und grinste Bjarne an.

Dieser wehrte sogleich ab. „Umso schneller ist dein Schrott von unten verschwunden…“

Sie seufzte. In Bjarnes Augen war man nicht einfach nur so nett … nein … er war cool und was er jetzt tat, war natürlich nichts womit er Ayla helfen wollte. Also ignorierte sie das was er sagte und nahm es einfach zur Kenntnis, dass er dennoch half.

Schnell waren alle Kartons oben und sie konnte anfangen, ihre Sachen einzurichten. Jedes Teil fand seinen Platz und schon bald war nur noch ein Karton übrig, darin waren Briefe und Zettelchen, die sie an ihr altes zu Hause erinnerten - und an Tom.

Keiner durfte sie lesen, also suchte sie nach einem geeigneten Versteck, um den Karton aus ihrem Sichtfeld zu bringen.

Sie überlegte fieberhaft und drehte sich im Kreis, sollte sie den Karton vielleicht in den Schrank schieben? Sie drehte sich weiter und überlegte und überlegte. Ihr Blick fiel schon bald auf eine kleine Tür in der Wand, die Abseite, ja das war ein guter Platz.

Langsam ging sie auf die Tür zu und öffnete sie. Ein muffiger Geruch kam ihr entgegen. „Na klasse, da ist bestimmt ein totes Tier drin“, dachte sie und sprang auf, um in ihrer Schreibtischschublade nach ihrer Marienkäfer-taschenlampe zu kramen. Sie drückte auf den Knopf und der Kopf öffnete sich. Hell strahlte ihr das Licht entgegen.

„Ja, das ist schon viel besser“, dachte Ayla und hielt die Lampe in die Abseite und sah sich um.

Es war ein kleines übersichtliches Loch und eigentlich war nichts darin zu sehen. Unten waren Bretter – eben Parkett, wie das, was sich im gesamten Fußboden ihres Zimmers befand. Sie beugte sich tiefer in den Hohlraum hinein. In diesem Moment rutschte ein Brett nach oben und legte ein Loch frei.

„Da drinnen befindet sich bestimmt das tote Tier“, ekelte sich Ayla und packte ängstlich das Brett und zog es von dem Loch herunter. Dann spähte sie tapfer hinein. Die Öffnung war tief. Sie leuchtete in das Loch und sah eine Menge Staub auf einer Plastik-Verpackung liegen. Sie zog die Tüte hoch und klopfte den Staub ab, dann holte sie es aus dem Loch und war auf alles gefasst.

Langsam und vorsichtig öffnete sie die Tüte und sah plötzlich erstaunt auf zwei Bücher. Enttäuscht packte sie den Beutel beiseite und starrte erneut in das Loch. Dort, wo vorher die Verpackung gelegen hatte lag noch etwas, es sah aus wie eine kleine Kiste… keine Maus und auch kein anderes totes Tier. Zum Glück!

Sie holte die Kiste heraus und blies sie frei. Sie war schwer und verschlossen. Eine Art „Tresor“, aber der Schlüssel fehlte. Ayla suchte in dem Loch, aber fand keinen. Verwundert legte sie das Brett wieder über das Loch und widmete ihre Aufmerksamkeit nun gänzlich den Büchern und dem kleinen, metallenen Tresor.

Sie legte alles auf den Schreibtisch und schob ihren Karton in die Abseite. So, das wäre geschafft.

Sie wollte gerade das eine Buch öffnen, da hörte sie jemanden rufen.

„Ayla essen ist fertig … komm schon!“, rief Bjarne laut.

Mürrisch, wegen der Störung, ging Ayla zum Schreibtisch und packte die Bücher vorsichtig in die Schublade. Sie überlegte, ob sie das Kästchen aufbrechen sollte, aber sie hatte kein Werkzeug. Sie entschied sich deshalb das Kästchen ebenfalls in ihrem Schreibtisch zu verwahren und es irgendwann zu öffnen. Wenn Bjarne es sehen würde, dann würde er es ihr garantiert wegnehmen. Dann ging sie die Treppe herunter.

Ihre Mutter hatte Suppe gekocht - das dritte Mal schon diese Woche.

„Ich habe keine Zeit für großartige Gerichte!“, entschuldigte sie sich. „Nächste Woche sieht das aber schon anders aus, keine Sorge!“

„In der Stadt hätten wir wenigstens Pizza bestellen können, das gibt es hier wohl auch nicht!“, rief Bjarne sauer.

„Bjarne hör auf zu nerven und finde dich damit ab, dass es noch andere Dinge gibt als dich.“, mahnte Papa Martens.

„Und Ayla, wie gefällt dir dein Zimmer?“, fragte er dann liebevoller.

„Gut!“, sagte sie kurz und fing sich einen bösen Blick von ihrem Bruder ein.

Dann aßen sie. Es war keine vernünftige Konversation möglich, da Bjarne ständig alles blockierte.

Irgendwann ging Ayla genervt in ihr Zimmer zurück. Sie hatte allen eine gute Nacht gewünscht und wollte nun nur noch alleine sein. Es könnte alles so schön sein, wenn Bjarne nicht so doof wäre. Sie hoffte inständig, dass er sich bald wieder beruhigte.

In einer Woche ging hier die Schule los, denn momentan hatten sie Osterferien. Eine Woche war sie also noch den Launen von Bjarne ausgesetzt und dann könnte alles gut werden, wenn ein paar nette Mitschüler ihn zerstreuen würden und ihn wieder zum beliebten Typen aufsteigen ließen. Solange musste sie sich einfach ablenken.

Ayla wusch sich und putzte sich die Zähne, dann ging sie zum Schreibtisch und griff sich die beiden Bücher. Sie legte sie auf ihren Nachttisch.

Interessiert schaute sie sie an. Sie waren nicht beschriftet. Sie öffnete das erste und starrte verwundert auf die schwungvollen Buchstaben, die sie dort erblickte. „Tagebuch von Tamara Logans … lesen verboten“, las sie erstaunt.

Das waren also gar keine Bücher! Sie nahm sich das andere und blätterte darin umher. Auch hier entdeckte sie die bekannte Schrift: „Tagebuch II von Tamara Logans … lesen strengstens verboten“

„Wow!“, flüsterte sie. Wer wohl diese Tamara war? Und warum hatte sie ihre Tagebücher nicht mitgenommen, sondern hier versteckt? Ayla war ganz aufgeregt, denn die schöne Schrift faszinierte sie.

Sie selbst hatte schon oft versucht, Tagebuch zu schreiben, aber es dauerte ihr einfach zu lange. Deswegen hatte ihr Vater ihr bald schon ein Diktiergerät und eine Videokamera geschenkt. Das war eher Aylas Ding. Jetzt jedoch starrte sie voller Ehrfurcht auf die Tagebücher in ihren Händen. Geheimnisse einer fremden jungen Frau, oder besser eines Mädchens? Durfte sie die denn überhaupt lesen? Es stand ja drauf, dass sie es nicht lesen durfte. Aber, war es nicht ihr Recht, weil sie jetzt hier wohnte? Oder sollte sie die Tagebücher lieber schnellstens wieder wegpacken? Aber wenn das Mädchen nicht gewollt hätte, dass sie jemand findet, hätte sie sie dann nicht mitgenommen in ihr neues zuhause?

Kurz kämpfte sie mit sich, aber dann entschied sie sich dafür, sie doch zu lesen. Sie legte sich gemütlich hin und schlug die zweite Seite auf. Dann begann sie zu lesen.

Tamaras Geschichten

Tamaras Geschichten

17 März 2014

Liebes Tagebuch,

es ist wieder mal typisch, dass ich mich über meinen Bruder aufrege. Was sollte man am Anfang eines neuen Tagebuches auch sonst tun. Seine Freundin Daphne muss blind sein, so einen Vollidioten zum Freund zu haben. Wie können ihn bloß alle mögen? Warum sehen sie nicht, wie bescheuert er ist?

Er hat jetzt ein Schlagzeug bekommen. Er bekommt immer was er will. Und natürlich dürfen sie in unserer Garage jetzt Krach machen.

Und Brian war auch da. Er sieht so super aus, aber er beachtet mich natürlich nicht, weil mein Herr Bruder ja immer sagt, wie klein ich doch noch bin. Dabei bin ich nur zwei Jahre jünger. Pah!

Seine Daphne ist gerade mal ein Jahr älter als ich, aber die ist natürlich schon viel reifer. Brian traut sich noch nicht mal mich anzusehen, wenn Liam da ist. In der Schule glotzt er dann umso mehr. Doch hier bei uns zu Hause. Nichts! Und ich weiß auch warum!!!

Liam hat ihm was von mir erzählt … wahrscheinlich dass ich immer meinen Lieblings- Pyjama anziehe, der voller kleiner Blümchen ist, oder irgendetwas anderes Peinliches…Er kann ja so gemein sein… so wie gestern, als er mir nicht gesagt hat, dass ich noch Mohn zwischen den Zähnen habe, bis mich Brian darauf aufmerksam gemacht hat. Wie peinlich, er hat bestimmt gedacht wir hätten keine Zahnseide im Haus. Ich hasse meinen Bruder dafür, der hat es bestimmt gesehen, aber ich bin ja wieder die lächerliche Schauspielerin, die alles hochspielt.

Wegen diesem Namen habe ich von meinen Eltern letzten Monat einen Oskar zum 14ten Geburtstag bekommen, als sogenannter Gag! Ha!