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In der gigantischen Welt des Online-Spiels Vorena hat Alexandra McInnes ein neues Leben begonnen. Die ehemalige Pilotin der Special Forces wurde bei einem Einsatz schwer verletzt und hat ihr Bewusstsein nach Vorena transferiert, wo sie fortan als Kriegerin lebt. Doch ihre neue Heimat ist noch weitaus gefährlicher als die Wirklichkeit. Denn ihre Gegner sind ihr nach Vorena gefolgt. Und in einer Welt, die zahllose Geheimnisse birgt, in der Verschwörer ihr nach dem Leben trachten und Monster zum Leben erwachen, könnte jeder Schritt für Alexandra der letzte sein ... Der actiongeladene LitRPG-Roman von Richard Schwartz!
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Piper Verlag GmbH, München 2019
Covergestaltung: Guter Punkt, München
Covermotiv: Uwe Jarling
Datenkonvertierung: abavo GmbH, Buchloe
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Cover & Impressum
1 Ein Gedankenspiel
2 Das größte Experiment der Menschheitsgeschichte
3 Apex Predator
4 Orika Onoka
5 Geschäftstüchtig
6 It’s a Kind of Magic
7 Ärger im Anmarsch
8 Der Gildenkrieg
9 Im Namen der Herzogin
10 Elena holt auf
11 Urteilsverkündung
12 Hochtal
13 Das Bäckerfest
14 Don Ricardo
15 Diese Rüstung verbirgt nichts
16 Kanzlerin und Marshall
17 Rabenmantel
18 Dianas Tempel
19 Der Kronrat
20 Maske und Verkleidung
21 Gasthof zum Stern
22 Inkognito oder eben nicht
23 Tun wir etwas
24 Der Mauerbau
25 Magie oder Schwert
26 Wütendes Wasser
27 »Werdet stärker!«
28 Wir müssen uns ändern
29 »Lies das Manual!«
30 Burg Brunsberg
31 Was es wirklich bedeutet
32 Alwin Dunkelmesser
33 Falsche Meister und giftige Fallen
34 Aladins Schatzkammer
35 Vertrauen
36 Yiihaa!
37 Meister Harken
38 Darf ich vorstellen?
39 Der Zahn des Schattens
40 Fred Netzweber
41 Alien-Technologie
42 Dreihundertvierundachtzig
43 Patchnotes
44 Der wird schon wieder
45 Hochverrat
46 Großmagister Eriyman Dennen
47 Wie es ist und wie es aussieht
48 Buchhalter
49 Miria
50 Odem der Verzweiflung
51 Der Eindruck zählt
52 Zombie
53 Ein großzügiges Angebot
54 Ein übler Feind
55 Jubel
56 Evolution
57 Ruhe finden
58 Ein Vermögen auf acht Beinen
59 Rupert und Liara
60 Der Trupp zieht los
61 Das nächste Mal läuft anders
62 Auf sie mit Gebrüll
63 Spinnenherz
64 Adele
65 Cool bedeutet großartig
66 Beutebeutel sichten
67 Fairytunes
68 Schwesterherz
69 Hyacinthe
70 Das kommt später
Abkürzungsverzeichnis
»Pah!«, fauche ich und werfe die Schriftrolle verächtlich auf den Tisch. »Ich weiß, warum ich Politik so hasse!«
»Wieder der Stadtrat?«, fragt Hog, nachdem er sich von Jessica löst. Eigentlich sitzen Elena, Pia, Hog, Jessica und ich hier am Tisch, um zu frühstücken, doch Hog und Jessica haben ihre Teller bisher kaum angerührt. Sie sind mehr damit beschäftigt, sich gegenseitig aufzufressen.
Freue mich für Hog, bin jedoch auch neidisch, und es macht mich ein ganz klein wenig mürrisch.
Nur ein klein wenig.
»Was ist es diesmal?«, will er wissen.
»Wer sonst schickt uns Boten mit gesiegelten Schriftrollen?«, seufze ich. »Natürlich ist es der verdammte Magistrat! Sie haben endlich einem Termin zugestimmt. In zwei Wochen. Doch jetzt wollen sie, dass ich zu ihnen in die Ratshalle komme. Ohne Begleitung. Alleine!«
»Ich weiß, was ›ohne Begleitung‹ bedeutet«, lacht Hog. »Das musst du mir nicht erklären. Was du mir erklären kannst, ist, weshalb du mit ihnen verhandelst.«
Schaue ihn fragend an.
»Sie haben dich um eine Audienz gebeten, nicht wahr?«
Ich nicke.
»Also entscheidest du doch, wann, wo und unter welchen Umständen du sie triffst? Du gewährst ihnen eine Audienz. Aus Herzensgüte. Wie kommt es, dass sie jetzt Bedingungen stellen?«
»Ich habe ihnen den Vorschlag gemacht, vorbeizukommen, um offen über die Probleme zu reden. Sie haben höflich abgelehnt, da der Termin unpassend gewesen sei. Ab dann ging es irgendwie abwärts.«
»Euer Freund hat recht«, sagt Elena mit einem Blick zu Hog und Jessica. »Warum spielt Ihr dieses Spiel?«
»Weil ich diese Stadt will!«, erkläre ich unnötigerweise.
Jeder hier am Tisch weiß, dass diese Stadt zum Herzogtum Maren gehört. Da ich die Herzogin bin, gehört die Stadt mir. Ich muss sie nur in Besitz nehmen. Da sich der Magistrat weigert, mich als Lehnsherrin der Stadt anzuerkennen, ist das nicht so einfach. Ein Weg ist, die Stadt zu erobern. Was ich nicht kann und, wenn ich ehrlich sein soll, auch nicht will. Ein Bürgerkrieg ist das Letzte, was wir hier brauchen können. Also muss ich den Magistrat überzeugen. Mit ihm verhandeln. Doch bislang hat mich der Stadtrat nur höflich ignoriert. Nachdem wir den Spieler gefunden und abgeurteilt haben, der als Bestie von Arensvelt die ganze Stadt in Angst versetzt hat, ist es dann doch der Magistrat gewesen, der bei mir um eine Audienz nachgefragt hat.
Das ist jetzt erst zwei Tage her und der Eiertanz geht mir jetzt schon auf die Nerven.
»Ist das wirklich so?«, fragt mich Pia. »Wir haben mit der Festung und Marensfurt noch so viel zu tun, willst du dir das tatsächlich aufbürden? Wir kommen so schon kaum dazu, all das zu tun, was wir tun wollen.«
»Okay«, sagt Jessica. »Machen wir ein Gedankenspiel.« Ich schaue sie überrascht an. Jessica und Hog sind ein Paar, doch sie ist die Gildenmeisterin einer anderen Gilde, die der Wilden Hühner, die sich bei uns in Marensfurt ein Gildenhaus gekauft haben, weil sie sich bei uns wohler fühlen als in Arensvelt. Wenn sie mit uns frühstückt, hält sie sich meistens aus den Gesprächen heraus, um nicht den Eindruck zu erwecken, sie wolle sich in die Angelegenheiten unserer Gilde einmischen. »Stell dir vor, sie würden dir den Treueid schwören und du erhältst die Stadt. Was dann? Willst du deine Zeit aufwenden und die Stadt selbst regieren?«
»Dazu habe ich nicht die Zeit. Die Stadt besitzt einen Stadtrat, der …«
Oh.
»Der korrupt ist«, beendet Jessica meinen Satz. »Du müsstest ihn austauschen. Du weißt das, sie wissen das. Was der Grund ist, weshalb sie sich nicht unterwerfen wollen. NSC oder nicht, es sind Politiker. Sie wollen sich ihre Pfründe sichern und du sagst selbst, dass sie sich alle, wo sie nur können, bereichern. Also gut. Du tauschst den Stadtrat aus. Gegen wen? Wen kennst du hier, von dem du weißt, er ist loyal und dass er sich nicht auch korrumpieren lässt?«
Gute Frage.
Jeder hier, sogar der einfache Mann auf der Straße, ist der festen Überzeugung, dass der Magistrat korrupt ist. Es war so ziemlich das Erste, was ich über den Magistrat gehört habe.
Doch was genau bedeutet das?
Irgendetwas kommt mir an der ganzen Sache komisch vor.
Der Magistrat der Stadt Arensvelt wird derzeit von vier Magistern geleitet.
Da gibt es zum einen Magister Erlau.
Habe ein gutes Gefühl für Menschen. Weiß natürlich nicht, ob das auch für die hiesigen NSC gilt, doch Magister Erlau macht nicht den Eindruck auf mich, als ob er korrupt wäre. Zudem hat er mir das Hochrecht in Arensvelt anerkannt, was, wäre er tatsächlich korrupt, eine ziemlich dumme Idee gewesen wäre.
Dann gibt es da Magister Kristan. Er leitet die Königliche Bank von Maren. Schaue noch einmal sicherheitshalber nach. Okay, das System behauptet, die Bank gehört mir. Meinem Interface zufolge – ich liebe dieses Interface, ich wünschte mir, ich könnte in der realen Welt so schnell auf Daten zugreifen – haben er und seine Vorfahren seit Jahrhunderten Gelder der Bank unterschlagen. Kein Zweifel, Magister Kristan ist ein Dieb.
Damit ist er das geringste Problem für mich. Denn er hat all die unterschlagenen Gelder fein säuberlich in der Bank deponiert. Es ist leicht zu erkennen, wie es dazu gekommen ist. Vor zweihundertvierundsiebzig Jahren sind meine In-game-Schwester und mein Charakter spurlos verschwunden. Der damalige Magister Kristan, der zu diesem Zeitpunkt die Bank geleitet hat, hat bis zu seinem Tod alle Geschäfte bis auf das letzte Kupferstück sauber geführt. Sein Sohn, der die Nachfolge angetreten ist, nahm es dann etwas weniger genau. Schließlich gab es niemanden mehr, der ihm auf die Finger sehen konnte. Jede Generation hat sich mehr und mehr bereichert, bis zu unserem Magister Kristan, der die Bank führt, als würde sie ihm gehören. Abgesehen davon, dass sie ihm nun mal nicht gehört, scheint er dies sogar recht gut zu tun.
Doch all das bedeutet, dass ich ihn in der Hand habe. Ob er korrupt ist oder nicht, ich kann seine Gelder einfrieren oder umbuchen … ich schaue nach, tue es tatsächlich und buche das Geld gleich wieder zurück. Es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Er wird tun, was ich ihm sage. Erpressung ist keine feine Angelegenheit, Diebstahl aber auch nicht.
Großmagister Dennen ist nicht nur im Magistrat vertreten, er leitet zudem die Akademie der Arkanen Künste hier in der Stadt. Auch die Akademie gehört nominell mir, doch hier liegt die Sache etwas anders. Einer meiner In-game-Vorfahren war Gründungsmitglied der Akademie und hat das Gebäude beziehungsweise das Nutzungsrecht an diesem Gebäude der Akademie gestiftet. Über Großmagister Dennen weiß ich nicht viel, nur das, was ich nebenbei aufgeschnappt habe, hauptsächlich Gerüchte. Er ist wohl so etwas wie ein zerstreutes Genie, ein Professor in einem Elfenbeinturm.
Hier kann ich keine Hinterziehung von Geldern feststellen, obwohl der gute Mann regelmäßig ein Vermögen für magische Texte ausgibt … doch diese kommen der Akademie als Ganzes zugute. Tatsächlich gibt es für mich im Moment keinen Hinweis darauf, dass der Großmagister korrupt wäre.
Nach dem Organigramm der Stadt Arensvelt ist Magister Tariss der Vierte im Bunde. Und von ihm weiß ich rein gar nichts. Außer dass er einer kleinen, elitären Händler-Gilde vorsteht, gibt es keine weiteren Informationen, keine Gerüchte, nichts. Stände er nicht im Organigramm, gäbe es keinen Hinweis darauf, dass der Mann existiert.
Hhm.
Jessica schaut mich immer noch erwartungsvoll an. Richtig, sie hat gefragt, was ich tun will.
Eine Möglichkeit gäbe es.
»Arensvelt ist eine Grafschaft. Ich könnte den Grafentitel jemandem geben, der dem Stadtrat auf die Finger schaut.«
»Okay«, sagt Jessica geduldig. »Doch wen willst du als Graf oder Gräfin einsetzen? Ich würde den Job nicht haben wollen. Es ist nicht nur der Magistrat. Die Menschen hier haben seit Jahrhunderten keinen Lehnsherrn mehr gehabt, und es gefällt ihnen so. Sie sind nicht der Ansicht, dass sie dich brauchen, damit es ihnen besser geht. Also werden sie dich nicht unterstützen.«
»Sie hat recht, Alex«, meint Hog, der sich jetzt doch eine Brotscheibe belegt. »Im Moment wird Arensvelt dir nur Kopfschmerzen bereiten.«
»Was Jessica eben gesagt hat, ist der Schlüssel«, erklärt Pia plötzlich. »Genau das ist der Weg. Die Menschen hier wissen noch nicht, dass es ihnen besser gehen würde, wenn du hier regierst. Wir können es ihnen mit Marensfurt zeigen.«
»Ist das denn so?«, fragt Jessica und hebt rasch die Hand. »Ich spiele nur des Teufels Advokat. Würde es ihnen besser gehen?«
»Ja«, sagt Elena überzeugt. »Die gesamte Stadt ist korrupt. Da die Herzogin diese Korruption nicht dulden wird, wird sie diese beseitigen. Damit wird es den Menschen hier auf lange Sicht besser gehen.«
Da ist er wieder, dieser Satz. Die gesamte Stadt ist korrupt. Als ob dies jeder wüsste. Vor ein paar Jahren stieß eine junge Pilotin zu uns in die Staffel. Und jeder wusste, dass sie mit dem Staffelkommandanten schlief. Jeder zerriss sich den Mund darüber. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir das ganz recht war, damit ließ man sich dann seltener über mein tatsächliches oder eingebildetes Liebesleben aus.
Bis ich sie dann einmal in einer Bar außerhalb des Stützpunktes getroffen habe. Mit roten, verweinten Augen. Weil ihr Ehemann die Scheidung eingereicht hat. Weil jeder wusste, dass sie mit dem Kommandanten schlief.
Was sie, wie sie mir glaubhaft versichert hat, nie getan hat. Drei Monate später hat sie die Versetzung eingereicht.
Ich habe etwas daraus gelernt.
Was jeder weiß, muss nicht immer wahr sein.
»Auf lange Sicht ja«, gibt Jessica zu. »Auf kurze Sicht wird es so sein, dass sie sich hier Feinde macht, die sich im Moment noch an den Schaltstellen der Macht befinden. Ebendie, die du als korrupt bezeichnest. Sie werden nicht einfach so gehen, wenn Alex nett fragt.« Sie deutet mit ihrem Buttermesser auf mich. »Ich wiederhole meine Frage. Willst du diese Stadt tatsächlich? Nützt es dir denn überhaupt etwas?« Sie macht eine nachlässige Geste. »Auf lange Frist ist es etwas anderes. Doch was ist jetzt, in diesem Moment?«
Sie hat recht.
»Im Moment nützt sie mir nicht«, gebe ich zu. »Du erzählst mir damit nichts Neues. Es ist mir schon von Anfang an bewusst gewesen, dass Arensvelt mir nicht einfach in die Tasche fallen wird.«
Hog nickt. »Weshalb wir uns darauf geeinigt haben, uns zuerst um Marensfurt zu kümmern. Sodass unsere kleine Stadt den Menschen hier beweisen kann, dass es ihnen unter deiner Regierung besser geht«, sagt er. »Warum den Plan jetzt ändern?«
Wende mich an Orissa, die uns heute beim Frühstück bedient. Sie ist eine der verfluchten Seelen, die wir befreit haben, als wir die Festung Eisrabe in Besitz genommen haben. Am Anfang habe ich sie so sehr an ihre letzte Herrin erinnert, dass sie vor Panik fast gestorben ist, wenn ich sie nur angeschaut habe. Jetzt eilt sie lächelnd herbei, als ich ihr ein Zeichen gebe. Was auch daran liegen kann, dass Mouse und sie eine Liebschaft haben. »Ich brauche ein Pergament, Tinte und Feder«, sage ich zu ihr.
Elena seufzt vernehmlich. »Orissa«, sagt sie zu der hochgewachsenen blonden Dienerin. »Die Herzogin ruft nach einem Schreiber.«
Elena ist kein Spieler, sondern eine NSC, die Tochter des Wirts in Marensfurt, die sich dazu entschlossen hat, in meine Dienste zu treten. Mittlerweile glaube ich, dass sie Mitleid mit mir hatte und der Meinung war, dass ich ihre Hilfe brauche. Sie hat eine klare Vorstellung davon, wie sich eine Herzogin zu verhalten hat. In der letzten Zeit hat sie es auf sich genommen, meine Fehler in dieser Hinsicht zu korrigieren. Ich muss mich nicht an ihre Ratschläge halten, doch in den meisten Fällen hat sie schlichtweg recht.
»Ja«, sage ich mit einem Blick in Elenas Richtung, der ihr deutlich machen soll, dass ich nicht glücklich damit bin, dass sie immer recht hat. Sie ignoriert den Blick geflissentlich. »Ich brauche einen Schreiber. Er soll eine Botschaft an den Magistrat verfassen, in der ich dem Magistrat mitteile, dass ich es bedauere, dass sie solche Schwierigkeiten haben, sich untereinander zu verständigen, und ich ihnen mitteilen werde, wann ich wieder bereit bin, ihrer Bitte um eine Audienz zu entsprechen. Wenn er fertig ist, soll er mir die Botschaft zum Siegeln bringen.«
Ding!
Du hast die Fähigkeit Diplomatie auf Stufe 1 erworben.
Sie erlaubt dir zu lügen, ohne rot zu werden, Verantwortung abzuschieben und anderen aufzulasten, Erfolge anderer für dich zu beanspruchen und stundenlang zu reden, ohne etwas zu sagen. Mit jeder Stufe dieser Fähigkeit steigt die Wahrscheinlichkeit um 2 %, dass du andere davon überzeugen kannst, deinen Worten zu glauben, egal welchen Unsinn du erzählst.
Ich weiß mittlerweile, dass all diese Systemnachrichten personalisiert sind. Diana sagt, dass der Quantencomputer Loki diese Texte schreibt, und er scheint zu glauben, dass ich Sarkasmus mag.
Elena lächelt.
»Perfekt«, lacht Hog. »Bedeutet das, dass wir jetzt endlich nach Marensfurt zurückkehren können?«
»Nein«, seufze ich. »Ich muss hier noch ein paar Dinge erledigen.«
Das Herzogtum Maren besteht aus drei Grafschaften und elf Baronien. Nach der Vorgeschichte meines Charakters hier im Spiel hat meine böse Zwillingsschwester Maguela das Herzogtum verflucht, als unser Vater meinem Charakter das Herzogtum vererbt hat und nicht ihr. Der Fluch verhindert, dass jemand Land innerhalb der Grenzen des Herzogtums beanspruchen kann. Der Fluch lässt sich nur durch den rechtmäßigen Erben brechen, also durch mich. Ich habe den Fluch bisher nur zweimal brechen können, einmal in der Festung Eisrabe und in Marensfurt, dieser kleinen Ortschaft, die fast ausgestorben war, als ich ins Spiel gekommen bin.
Eisrabe, Marensfurt und Arensvelt stellen die Kernländer meines Herzogtums dar und sind von einer Gebirgskette umschlungen, die grob die Form eines Rs besitzt. Die Festung befindet sich in etwa auf dem Mittelbalken und beherrscht so den Zugang zu einem Tal, das vollständig von Bergen umgeben ist. Zieht man von dort einen Strich mehr oder weniger gerade nach unten, hat man eine Straße, die nach einer Tagesreise (zu Fuß) zu der Ortschaft Marensfurt führt und nach zwei weiteren Tagen zu der Stadt Arensvelt, die zwischen den offenen Beinen des Rs zu finden ist.
Es besteht kein Zweifel daran, dass VRI, die Firma, die Vorena Online entwickelt hat, mir mit der Herzogskrone bei der Charaktererschaffung enorme Vorteile zugespielt hat. Wir sind uns mittlerweile sicher, dass sich VRI, oder besser Dr. Jensen, der die Firma gegründet hat und die Aktienmehrheit bei VRI hält, sich dabei etwas gedacht hat.
Nur wissen wir noch nicht, was. Unsere Vermutung geht ungefähr in die Richtung, dass wir, oder besser ich, in irgendeiner Art das Gleichgewicht im Spiel halten sollen. Warum, wie, wo und wann, wissen wir noch nicht.
Diese Welt ist mehr als nur ein Computerspiel. Sie ist eine Simulation, die eine simulierte Vorgeschichte von zwanzigtausend Jahren besitzt. Ich weiß von Diana, einem weiteren Quantencomputer, dass Dr. Jensen siebenhundertfünfundzwanzig Durchgänge gebraucht hat, um mit dieser Simulation endlich zufrieden zu sein. Für die NSC wie Elena bedeutet das, dass sie ein Leben gelebt hat, bevor wir Spieler in die Welt gekommen sind. Sie besaß eine Kindheit und ein Leben, das nichts mit uns Spielern zu tun hatte.
Sowohl Dr. Jensen als auch Diana haben mir gesagt, dass sie Vorena Online für das größte Experiment der Menschheitsgeschichte halten und der Ansicht sind, dass die Zukunft der Menschheit sich hier in diesem Spiel entscheiden und ich dabei eine Rolle spielen würde.
Wie und warum genau das so ist, haben sie mir bis jetzt nicht deutlich gesagt.
Das Besondere an Vorena ist, dass für die Spieler keine augenscheinliche Grenzen gesetzt sind. Solange sie die Konsequenzen auf sich nehmen, können sie tun, was sie wollen.
Wie sich gezeigt hat, bedeutet dies für einige Spieler Mord, Totschlag und Vergewaltigung. VRI steht für Virtual Reality Integrated, was bedeutet, dass sich diese Welt echt anfühlt. Ein Arschloch, das darauf steht, jemanden zu vergewaltigen, bekommt all das, was er sucht: Todesangst, Verzweiflung, Scham, Blut und Schrecken.
Für die NSC ist das, was hier geschieht, echt und sie wissen nicht, dass ihre Gefühle, ihr Leid und Elend und auch Glück und Freude, nur simuliert sind.
Eine der Fragen, die mich umtreibt, ist, ob eine Simulation, die nicht mehr als solche zu erkennen ist, nicht doch irgendwann anfängt, mehr zu sein als nur eine Simulation.
Für die NSC ist das hier ihr Leben und sie hängen daran wie wir. Nur dass wir Spieler hier nicht sterben können.
Nicht endgültig.
Vor drei Tagen habe ich, da ich das Hochrecht in Maren noch immer besitze, einen Spieler namens Loverboy gleich mehrfach zum Tode verurteilt, da er siebenunddreißig NSC entführt, vergewaltigt und auf bestialische Weise umgebracht hat. Von jedem dieser Opfer hat Loverboy eine Trophäe für sich behalten und die Verzweiflung des Vaters eines dieser Opfer, der die Brosche seiner Tochter bei der Gerichtsverhandlung wiedererkannte, ist mir nicht weniger echt vorgekommen, als wäre dies im realen Leben geschehen.
Alleine das hätte Loverboy überführt, doch das war nicht nötig gewesen, der Idiot ist stolz auf seine Taten. Er sagt, nichts hier wäre echt und man könne ihm nicht vorwerfen, dass er hier seinen Spaß hätte.
Sehe das anders.
Im realen Leben bin ich dreifach querschnittsgelähmt, nachdem mich ein besoffener Idiot mit seinem überdimensionierten Pick-up überfahren hat, und meine einzige Hoffnung auf Heilung besteht in einer experimentellen Therapie, die das Wachstum meiner Nervenzellen fördert, indem sie Signale von meinem Gehirn erhalten, während sich mein Körper nicht bewegen darf.
Um dies zu erreichen, wurde ich mit einer experimentellen neuronalen Brücke ausgestattet, die mich direkt mit dem Quantencomputer Diana verbindet und zu hundert Prozent in Vorena Online integriert, sodass ich hier ein aktives Leben führen kann, was wiederum mein Gehirn dazu bringt, Signale an meine Nerven zu schicken, die wiederum dadurch besser regenerieren und an den verletzten Stellen die richtigen Nervenbahnen mit den richtigen Nervenenden verbinden können.
Kurzum, anders als alle anderen Spieler bin ich nicht imstande auszuloggen und in die reale Welt zurückzukehren. Im Moment und auf absehbare Zeit ist Vorena die einzige Welt, in der ich leben kann.
Abgesehen davon, dass ich das einzige gekrönte Haupt unter den sieben Millionen Spielern bin, die sich in Vorena umtreiben, hat mir VRI eine legendäre Charakterklasse zugespielt. Diana, die sich mir anfangs nur als mein persönliches Hilfesystem vorgestellt hat, hat versucht, mir zu erklären, dass keine meiner Fähigkeiten einzigartig ist.
Mag sein. Ich bin mir dessen noch immer nicht sicher.
Was den Unterschied macht, ist die Kombination dieser Fähigkeiten. Eine dieser Fähigkeiten besteht darin, dass ich für jede fünfte Stufe, die mein Charakter erreicht, imstande bin, ein zusätzliches Portal gleichzeitig zu öffnen, das weite Strecken überwindet.
Das Gleiche können hochstufige Magier tun und tatsächlich stellen diese Portale für die Magiergilden dieser Welt eine ihrer größten Einnahmequellen dar. Nur fällt es mir deutlich leichter und soviel ich weiß, gibt es keinen einzigen Magier, der mehr als ein Portal gleichzeitig aufhalten kann.
Meine In-game-Vorgeschichte macht mich zur Herzogin von Maren und obwohl die Stadt selbst nicht bereit ist, sich mir zu unterwerfen, besitze ich hier in Arensvelt verschiedene Grundstücke, unter anderem auch den alten Stadtpalast der Herzogin, den wir kürzlich wieder in Besitz genommen und instand gesetzt haben, sodass nichts mehr daran erinnert, dass er vor wenigen Tagen noch eine halb verfallene Ruine gewesen ist.
Auch in meiner In-game-Vorgeschichte ist mein Charakter eine Spellwarden gewesen, die Portale stellen konnte, und genau das hat sie auch getan. Sowohl in der Festung als auch hier in meinem Stadthaus gibt es einen Raum, in dem ich Portale semipermanent verankern kann, solange ich eine Spellmatrix, einen Kristall, der Mana aufnehmen kann, gefüllt halte. Dank dieser ist es nur ein Schritt, um nach Marensfurt zu kommen, obwohl der Ort zwei Tagesreisen von Arensvelt entfernt liegt.
Mein Stadthaus befindet sich in der besten Lage, die man in Arensvelt nur finden kann, direkt am Rand des großen Marktes von Arensvelt, in dem man, wie es heißt, alles finden kann, was das Herz begehrt. Das Stadthaus befindet sich zwischen zwei weiteren Grundstücken, die der Herzogin gehören, aber von anderen genutzt werden. Links von uns befindet sich die Königliche Bank von Maren, die mir gehört, woran sich aber niemand mehr zu erinnern scheint, rechts von uns befindet sich die magische Akademie, die eine Stiftung eines meiner In-game-Vorfahren darstellt und in der auch die Magier-Gilde ihren Sitz hat.
Bei meinem ersten Besuch dort habe ich mich nicht sehr willkommen gefühlt, doch beim zweiten Mal habe ich dort die Liebe meines Lebens gefunden. Wesex, der mein Familiar ist, mich mit einem Blick fest um eine seiner kleinen süßen Krallen wickeln kann und eigentlich ein Wyvern ist.
Wyvern sind kleine Drachen, die vielleicht zu den großen majestätischen Drachen werden können, die die wahren Herrscher von Vorena sind. Im Moment wiegt Wesex sechs Kilo, ist so groß wie ein mittelgroßer Hund, zieht es vor, auf meiner Schulter zu sitzen und seinen Schwanz um meinen Hals zu wickeln. Wenn ich also sage, dass er mir manchmal den Atem raubt, ist es wörtlich zu verstehen. Glaubt man den alten Texten, teilen er und ich uns unsere Seelen.
Abgesehen davon, dass er auf meiner Schulter reitet und jeden Tag das Dreifache seines Körpergewichts frisst, tut und sagt er nicht viel. Was er damit erklärt, dass er noch am Lernen ist, und ich damit, dass er gerne faul ist.
Ich denke, es ist beides wahr und dennoch nur ein kleiner Teil der Wahrheit.
Cat hat mich gewarnt, dass die Verbindung zwischen einem Magier und einem Familiar nicht nur Vorteile bringt. Wenn Wesex sterben sollte, wird es mich den Teil meiner Attributspunkte kosten, den wir uns nach den Regeln dieser Welt teilen, wenn sein Verlust mich nicht in den Wahnsinn treibt.
Aus diesem Grund bin ich vorsichtig gewesen und habe Wesex nicht überall mit hingenommen, bis er mich gefragt hat, warum ich es nicht tue. Meine Erklärung hat er mit seinem Lieblingsargument zurückgewiesen: Er ist kein Eichhörnchen.
Fast jedes Wesen kann zu einem Familiar werden, auch Eichhörnchen. Wie ich mittlerweile herausgefunden habe, sind sie sogar sehr beliebt. Sie sind klug, putzig und niedlich und wenn sie länger auf deiner Schulter sitzen, bekommst du keine Kreuzschmerzen.
Sie sind außerdem zerbrechlich.
Wesex ist es nicht.
Er hat es mir selbst gesagt.
Ich bin ein Apex Predator. Ich fresse Eichhörnchen zum Frühstück. Ich bin nicht zerbrechlich. Ich bin kein Eichhörnchen.
Also beschließe ich, ihn diesmal mitzunehmen. Ich will mit Elena zusammen auf den Markt gehen, um noch ein paar Dinge einzukaufen, die wir in Marensfurt gebrauchen können.
Unser Weg führt uns über das überraschend große Grundstück, auf dem mein Stadthaus steht. Es wird nach zweihundertsiebzig Jahren vollständig von einem verwunschen wirkenden Wald überwuchert und ist von einer fünf Meter hohen Mauer begrenzt. In einem kleinen Torgebäude befindet sich das einzige Tor, das zu meinem Grundstück führt. Es ist gerade groß genug, dass zwei Kutschen nebeneinander fahren könnten. Seitdem ich das letzte Mal hier hindurchgegangen bin, hat sich etwas verändert.
Das Tor zu meinem Grundstück ist mittlerweile besetzt. Zwei Soldaten meiner königlichen Garde halten links und rechts davor Wache, zwei weitere befinden sich mit Armbrüsten bewaffnet auf dem kleinen Wehrgang über dem Tor. Direkt neben den beiden Soldaten befinden sich jetzt zwei Fahnenstangen. An der linken weht die Flagge des Herzogtums Maren. Ein weißer Rabe mit einer Herzogskrone. An der rechten Fahnenstange weht das Banner von Arensvelt, das den gleichen Raben zeigt, nur dass er auf Zinnen sitzt und eine Grafenkrone trägt. Unterhalb der Zinnen sind zwei Ähren zu sehen. Habe mittlerweile erfahren, dass die Stadt ursprünglich Ährenfeld geheißen hat und an den Ufern des Flusses Aare errichtet wurde, im Lauf der Zeit wurde daraus Arensvelt.
Entdecke hier die Hand von Hauptmann Loris, doch womit ich nicht gerechnet habe, ist das Schreibpult, das rechts vom Eingang steht, an dem ein junger Mann sitzt, den ich bis jetzt noch nie gesehen habe. Da ich sein Charakterblatt aufrufen kann, gehört er zu meinem Personal.
»Das ist Arbin Hollander«, teilt mir Elena mit, als sie meinen Blick auf dem jungen Mann ruhen sieht. »Euer Schreiber. Einer der Flüchtlinge aus Gundersburg.«
»Aha«, sage ich nichtssagend. Die Fähigkeit Diplomatie macht sich bemerkbar. »Und wer sind diese Leute?«
Die Leute, die ich meine, stehen in einer Schlange an dem Schreibpult an, die sich links an der Mauer entlang bis fast zur Akademie erstreckt, und schauen mich mit großen Augen an, stoßen sich gegenseitig in die Seiten, deuten auf mich und tuscheln aufgeregt miteinander.
Mein Schreiber steht auf, zieht sich seinen Rock zurecht und reckt das Kinn hoch, während er mit seinem Federkiel auf die Leute vor ihm zeigt. »Ich erwähne es zum letzten Mal«, sagt er laut und deutlich. »Wer die Reihe verlässt, stellt sich wieder hinten an. Wer die Herzogin belästigt, kann die Reihe verlassen und braucht nicht wiederzukommen. Wenn ihr die Ruhe nicht halten könnt, schließe ich mein Pult und ihr könnt morgen wiederkommen!«
Ohne abzuwarten, ob seine Worte wirken, setzt er sich wieder hin und tunkt seinen Federkiel in sein Tintenfässchen. »Wo waren wir?«, fragt er die junge Frau vor ihm. »Ach ja. Du hast angegeben, dass du Amme bist …«
Seine Worte zeigen Wirkung, dennoch schauen sie mich immer noch alle an. Was nicht ungewohnt ist. Was ich nicht gewohnt bin, ist die Hoffnung, die ich in ihren Augen sehe.
Bist du schon auf den Gedanken gekommen, dass sie vielleicht dich bewundern könnten?, fragt Wesex.
Natürlich, antworte ich ihm hastig und kraule ihn unter dem Kinn. In dieser Beziehung ist er wie ein Hund. Nur dass er schnurren kann. Nur sehe ich keinen Grund dafür. So viel habe ich noch nicht für diese Menschen getan. Es erklärt auch nicht, warum sie hier anstehen.
Du gibst ihnen Hoffnung, sagt Wesex wie jemand, der geduldig einem Kind die Wahrheiten des Lebens erklärt. Das erklärt beides.
Du bist erst ein paar Wochen alt. Wie willst du in der Zeit so weise geworden sein?
Zum Ersten ist mein Ei schon vor über achthundert Jahren gelegt worden und ich habe die Welt geträumt. Zum Zweiten weiß ich alles, was du weißt, nur ziehe ich, anders als du, die richtigen Schlüsse aus deinem Wissen.
Er gibt ein zischendes abgehacktes Geräusch von sich und hätte er Federn, würde er sich jetzt auf meiner Schulter aufplustern.
»Was hat er?«, fragt Elena und schaut besorgt zu Wesex hin.
»Er lacht.«
»Oh«, meint sie und schaut Wesex belustigt an. »Worüber?«
»Das ist nicht wichtig«, lenke ich rasch ab. »Du wolltest mir sagen, was es mit dem Schreiber auf sich hat.«
Ich sehe es ihr an, dass sie gerne mehr darüber wissen will, was Wesex so amüsiert, doch sie sieht auch, dass mir meine Frage wichtig ist.
»Kastellanin Gertrude hat Arbeitsplätze in der Festung oder in Marensfurt ausgeschrieben«, erklärt Elena mir, als wir rasch weitergehen. »Ich nehme an, dass sich diese Menschen auf diese Arbeitsplätze bewerben.« Sie schaut rasch zu mir hin. »Ihr habt ihr freie Hand gegeben.«
»Ja«, sage ich. »Doch sind es so viele?«
»Nicht jeder wird eine Arbeit bei uns finden können. Jedenfalls noch nicht«, erklärt sie mir, als wir uns zwischen einem fliegenden Händler und einer bunten Bude vorbeidrücken, die gefärbte Leinenstoffe anbietet. »Arbin hat eine Liste mit offenen Positionen erhalten, die er nun zu füllen sucht, doch Gertrude sagt, dass es nützlich ist zu wissen, wer bereit ist, nach Marensfurt oder in die Festung zu kommen, und hat ihm aufgetragen, auch die Personalien derer festzustellen, für die wir im Moment noch keine Arbeit haben.«
Sie lacht leise auf. »Für einige wird es eine böse Überraschung werden, wenn sie im Haus der Wahrheit bezeugen müssen, dass sie ihren Treueid Euch gegenüber ernst meinen. Mein Vater hat mir berichtet, dass der Magistrat versucht, Spione bei uns unterzubringen.«
Das Haus der Wahrheit ist eine Art Tempel in Marensfurt, in dem sich ein Artefakt des Gottes Escheus befindet, eine Waage, die sich hebt oder senkt, wenn man die Wahrheit spricht oder lügt. Es erinnert mich an das, was Jessica beim Frühstück gesagt hat.
Arensvelt ist für Vorenas Verhältnisse eine große Stadt und besitzt fast dreißigtausend Einwohner. Niemand weiß, wem gegenüber sie loyal sind. Doch von den Menschen, die in Marensfurt eine neue Hoffnung und Heimat suchen, wissen wir es.
Ich wünsche den Leuten, die vor meinem Palast in dieser Schlange stehen, alles Glück. Ob wir mit dem, was wir vorhaben, erfolgreich sein werden, hängt in großem Maße von ihnen ab.
Mittlerweile besitzt Marensfurt nur noch fünfhundertsiebenundsechzig Einwohner, wie ich mit einem kurzen Blick auf mein Interface herausfinde. Das bringt uns auch zu dem Problem, das wir heute zu lösen haben. Der Fluch hat Marensfurt entvölkert. Der allergrößte Teil unserer neuen Einwohner besteht aus Flüchtlingen aus der Grafschaft Teuffen, die zurzeit heftig umkämpft wird. In dieser Hinsicht unterscheidet sich Vorena wenig von der realen Welt. Die Flüchtlinge, denen es gelungen ist, sich nach Marensfurt zu retten, besitzen oft nur das, was sie am Leib tragen.
Das Umland ist reich und fruchtbar und man kann überall noch die Ruinen von Farmen finden, die einst den Ort ernährt haben, doch obwohl wir schon damit begonnen haben, die alten Farmen wieder in Betrieb zu nehmen, wird es Monate dauern, bis wir die Felder abernten können.
Zurzeit stellt also Nahrung unser größtes Problem dar.
Wir haben insofern Glück, als die letzte Ernte ausgezeichnet gewesen ist und zurzeit die Kornpreise ungewöhnlich niedrig sind, weshalb Elena und ich uns jetzt auch auf dem Weg zur Kornbörse befinden.
Diese befindet sich, wie viele der wichtigen Gebäude in Arensvelt, ebenfalls hier am Marktplatz und liegt von meinem Palast aus gesehen am rechten Rand des Markts. Der schnellste Weg dorthin ginge um den Markt herum, ein Bereich, in dem keine Marktbuden zugelassen sind und der auf diese Weise eine Art Umgehungsstraße darstellt.
Der kürzeste Weg führt direkt über den Marktplatz, doch er ist mit Sicherheit nicht der schnellste, jedenfalls nicht, wenn man, wie Elena und ich, an jeder zweiten Marktbude anhält, um zu schauen, ob wir dort etwas finden, was wir gebrauchen können.
Nun, wir können fast alles gebrauchen.
Während Elena mit dem Händler um den Preis für zwei Dutzend Kupfertöpfe feilscht, beobachten Wesex und ich die farbenfrohe bunte Welt um uns herum. Arensvelt ist eine Starterstadt, von denen es in Vorena knapp zwei Dutzend gibt, demzufolge betreten viele Spieler die Welt Vorenas zum ersten Male hier.
Für die verschiedenen Rassen gibt es unterschiedliche Startgebiete, Arensvelt liegt auf menschlichem Gebiet, dennoch gibt es viele Spieler anderer Rassen, die sich dazu entscheiden, hier in das Spiel einzuloggen. Also kann man hier in Arensvelt auch Elfen, Zwerge und Kathili antreffen.
Es gibt Ressentiments und offene Feindschaften zwischen den Rassen. Zum Beispiel ist ein Ork gut beraten, sich von hier fernzuhalten, da es nicht nur erlaubt ist, einen Ork zu töten, sondern es auch noch mit Kopfgeldern belohnt wird.
Es ist ein bunt gemischtes Völkchen, das sich auf dem Markt drängt, der eigentlich mehr ein Basar ist.
Ich spüre ein Zupfen an der Seite.
Orika Onoka ist mit ihrem Versuch, deinen Geldbeutel zu stehen, gescheitert.
Besitze mittlerweile einen recht hohen Aufmerksamkeitswert, sodass es mir leichtfällt, das Mädchen zu finden, das sich gerade wieder unauffällig in der Menge verdrücken will. Wäre ich nicht mit Tagträumen beschäftigt gewesen, wäre sie mir schon früher aufgefallen.
Taschendiebe sind auf dem Markt keine Seltenheit, sie finden hier das, was ich früher ein Target Rich Environment genannt hätte. Der Beutel, den sich das Mädchen von meinem Gürtel hat schneiden wollen, enthält nur ein paar Kupfer, eine Vorsichtsmaßnahme, zu der mich Elena gedrängt hat, als ich das erste Mal diesen Markt besucht habe. Dass es hier auch Armut und Verzweiflung gibt, ist ein weiterer Grund dafür, weshalb ich manchmal denke, dass Vorena vielleicht ein wenig zu real geraten ist.
Elena ist noch mit dem Händler beschäftigt und hat es nicht gesehen, was gut ist, sonst müsste ich mir wieder anhören, dass ich hier nicht nur Freunde habe und aufmerksamer sein sollte.
Elena ist erst sechzehn, doch manchmal hört sie sich wie meine Mutter an. Wäre da nicht ihr Augenrollen, das sie wie jeder Teenager perfekt beherrscht, wäre ihre Imitation perfekt.
Orika ist nicht erfolgreich gewesen und ich sehe keinen Grund, ihr das Leben noch schwerer zu machen, als es bereits ist, also wünsche ich ihr Glück.
Das hat sie nicht, teilt mir Wesex mit. Eine der Stadtwachen hat sie dabei beobachtet.
Das Angenehme an Wesex ist, dass ich ihm nichts erklären muss. Er liest meine Gedanken und manchmal sieht er auch meine Erinnerungen. Er versteht, warum ich nichts dagegen habe, dass das Mädchen entkommt.
Manchmal versteht er mich sogar besser als ich selbst.
Er hat seinen langen Hals gereckt und ich folge seinem Blick und entdecke so die drei Stadtwachen, die sich jetzt mit grimmigen Gesichtern auf das Mädchen zubewegen. Einer der Soldaten schaut kurz zu mir hin und ich verstehe, was hier gerade geschieht. Diese Soldaten wissen, wer ich bin. Es geht nicht um das Mädchen Orika, für diese Soldaten ist sie nur ein Mittel, um auf mich Eindruck zu machen. Warum sie das tun wollen, ist irrelevant, dieser eine Blick des Wachsoldaten ist genug, um mich verstehen zu lassen, dass sie ein Exempel an dem Mädchen statuieren wollen.
Bevor ich selbst weiß, was ich tue, habe ich mich schon in Bewegung gesetzt.
Wesex tschilpt laut, wenn er laut spricht, hört er sich wie ein Vogel an und ich verstehe kein Wort, doch sein Ruf zieht Elenas Aufmerksamkeit auf sich. Sie dreht sich um, ihre Augen weiten sich und ich sehe, wie sich ihre Lippen zu einem lautlosen Fluch formen, als sie erkennt, dass ihre Herzogin schon wieder etwas Unbedachtes tut.
Das Mädchen hat die Gefahr bereits erkannt und verwandelt sich in ein geöltes Wiesel, das sich elegant unter der Hand eines Händlers wegduckt, unter einem schwer beladenen Wagen hindurchrollt und Haken schlagend zwischen den Besuchern des Markts ihren Weg sucht, während der Ruf »Haltet den Dieb« immer öfter zu hören ist. Doch bis jemand versteht, dass das Mädchen, das eben an ihm vorbeigesaust ist, der gesuchte Dieb ist, ist sie schon auf und davon.
So geschickt, wie sie durch die Menge hechtet, gestehe ich ihr gute Chancen ein, dass sie tatsächlich entkommen kann, doch in ihrer Angst vor den Wachen hat sie nicht darauf geachtet, wohin sie rennt. Brauche nur ein paar Schritte nach rechts zu machen, die Hand auszustrecken und sie zu greifen.
Einfacher gesagt als getan, sie zieht ihr dünnes Handgelenk fast genauso schnell aus meinen Griff, wie ich sie zu fassen gekriegt habe, und als ich nach ihrem Haar greife und sich dieses von ihrem Kopf löst, stelle ich fest, dass es eine mottenzerfressene Perücke ist. Genauso schnell windet sie sich aus ihrem Hemd und als ich nach ihrem Gürtel schnappe, ist dies auch vergebens und ich lasse den alten Strick fallen, um sie dann endlich an ihrer dünnen Taille zu packen. Sie strampelt wild, versucht mir die Augen auszukratzen, zischt und faucht wie eine Wildkatze. Erst als einer der Wachsoldaten schwer atmend zu uns stößt, gibt sie auf und lässt den Kopf hängen, ist so schlaff wie ein nasser Sack.
»Ah, Hoheit«, stellt der Wachsoldat etwas unglücklich fest. »Ihr habt sie selbst erwischt. Wir …«
Der schlaffe Sack explodiert in meinen Händen, windet und dreht sich und lässt eine dreckige zerrissene Hose in meiner Hand zurück … und den Beutel hat sie auch gestohlen. Wie ein halb nackter geölter Blitz hechtet sie zwischen zwei Kisten hindurch, etwas, das wörtlich zu nehmen ist, denn meine Finger fühlen sich jetzt glitschig an, ich hebe die Hand und rieche an meinen Fingern, ich glaube, es ist Wagenfett.
Ich bin beeindruckt.
Weil sie nicht aufgibt, stellt Wesex fest. Ich wusste nicht, dass du Rebellen liebst.
Nicht alle, gebe ich ihm Antwort. Ihr Grund ist besser als die meisten.
Hhm, sagt er. Ich sehe, was du meinst.
Es hat dem Mädchen nicht geholfen. Sie hat vielleicht mich und die Wachen mit ihrer letzten verzweifelten Aktion überrascht, doch nicht Elena, die ihren Dolch wirft, der das Mädchen mit dem stumpfen Ende am Hinterkopf trifft, bevor ich Elena noch zurufen kann, dass ich das Mädchen nicht tot sehen will.
»Ich wollte sie nicht umbringen«, grummelt Elena, als ob sie meine Gedanken lesen würde, während sie das Mädchen mit einem golden schimmernden Seil fesselt. »Mouse und ich haben geübt, dass ich sie mit dem Knauf getroffen habe, war kein Zufall.«
Ein Handschellensymbol erscheint nun über dem Mädchen, damit gilt sie für das System nun als offiziell verhaftet.
»Danke, Fräulein«, sagt der eine Wachsoldat und will sich bücken, um das Mädchen hochzuziehen. »Doch Ihr braucht Euch nicht weiter zu bemühen, wir werden uns jetzt um diese Ratte kümmern.«
»Ahh«, sage ich, als ich ihm die Hand auf die Schulter lege und ihn mit leichtem Druck zurückziehe. »Doch genau das werdet Ihr nicht tun. Ihr habt vor, sie zum Magistrat zu bringen, richtig?«
Der Soldat richtet sich auf und nickt etwas zögerlich, auch weil er offensichtlich nicht versteht, warum ich mich mit dem Problem befassen will. »Ja, Hoheit.«
Gut. Wie vermutet, weiß er, wer ich bin. Was kein Wunder ist, mit meiner dunkelroten Lederrüstung bin ich leicht zu erkennen. »Sie wird dann entweder bestraft oder als Schulddienerin verkauft?«
Er nickt erneut. »Es ist üblich.«
»Seht Ihr«, lächele ich ihn an. »All das lässt sich abkürzen. Ich verurteile dieses Mädchen hier dazu, ihre Schuld in meinem Haus abzutragen.«
Elena schnaubt vernehmlich und rollt die Augen. Ihr Blick zeigt mir, dass sie mein Spiel durchschaut, es nicht für eine gute Idee hält, mich aber in mein eigenes Unglück rennen lassen wird, wenn ich darauf bestehe.
Elena besitzt eine sehr ausdrucksstarke Mimik.
Der Wachsoldat kratzt sich unter seinem Helm, als er überlegt, was er sagen soll. Auch wenn ich die Stadt nicht in Besitz genommen habe, hat der Magistrat mir bereits bestätigt, dass ich hier das Hochrecht halte, sprich die letzte Instanz in der Rechtsprechung bin. Es dürfte nicht einen einzigen Soldaten in der Stadt geben, der das nicht weiß. Seinem Blick entnehme ich, dass er mir nicht ganz glaubt, doch ich sehe, wie er eine Entscheidung trifft. Er nickt und verbeugt sich vor mir. »Wie Ihr wünscht, Hoheit.«
Damit gibt er den anderen beiden Soldaten ein Zeichen und sie gehen davon, auf der Suche nach weiteren Dieben und in der Hoffnung, dass ich mich nicht erneut einmische, wenn sie einen fangen.
»Ich nahm an«, bemerkt Elena mit einem leicht tadelnden Blick, »wir wollten gerade Töpfe kaufen und keine Diebin.«
Ich nicke abwesend, während ich den Wachsoldaten hinterherschaue. »Ich weiß bei den Soldaten hier nie, wie sie zu mir stehen«, spreche ich dann meine Gedanken laut aus. »Sie sind bisher immer höflich gewesen, aber es kann ihnen nicht gefallen, dass ich mich einmische.«
»Ihr wisst es nicht?«, fragt Elena überrascht. »Die meisten von ihnen respektieren Euch nicht nur, sie verehren Euch.«
Das habe ich nicht erwartet. Wesex hat so etwas angedeutet, aber ich sehe es noch nicht. »Woher willst du das wissen?«, frage ich sie und sie schnaubt amüsiert.
»Ich bin eine Wirtstochter. Wenn ich wissen will, was die Menschen denken, gehe ich in eine Kneipe hier am Markt, wo sich die Soldaten treffen, und höre zu, wenn sie sich unterhalten. Wenn ich mein Kleid mit dem tiefen Ausschnitt anziehe, hören sie gar nicht auf zu reden.«
Davon habe ich nichts gewusst. Elena weicht so selten von meiner Seite, dass ich überrascht bin zu erfahren, dass sie die Zeit dafür gefunden hat. »Ist das nicht gefährlich?«, frage ich sie besorgt.
»Es sind Wachsoldaten«, teilt sie mir mit, als ob das alles erklären würde. »Keine Wiedergänger. Ich erwähne früh genug, dass ich in den Diensten der Herzogin stehe, sodass selbst die abenteuerlustigsten von ihnen sich zurückhalten. Niemand von ihnen käme auf die Idee, mich für eine Hure zu halten. Sie glauben, ich bin in Eurer Küche angestellt.«
Okay. Es gefällt mir irgendwie nicht …
Du hältst sie für zu jung.
… aber sie ist alt genug.
»Warum denkst du, dass sie mich verehren?«, frage ich Elena.
Sie zuckt mit den Schultern. »Sie wissen, wie korrupt diese Stadt ist. Manche der Soldaten sind es auch, doch die meisten sind es nicht. Es gibt noch sehr viele, die ihren Eid ernst nehmen und tun, was sie können, um die Bürger dieser Stadt zu schützen. Vor allem wissen sie, dass Ihr nicht korrupt seid! Nachdem Ihr die Bestie gestellt und verurteilt habt, ist Euer Ansehen bei ihnen noch mehr gestiegen, da sie überzeugt davon sind, dass Loverboy sein Unwesen nur deshalb so lange unentdeckt hat treiben können, weil ihm jemand geholfen hat. Jemand in höchster Position, der sich dunklen Mächten verschrieben hat.« Sie lacht hart. »Selbst die Soldaten wissen, dass Loverboy lediglich ein Handlanger ist und nicht gerade ein besonders heller. Sie wissen auch, dass die Person, die ihm geholfen hat, nur im Magistrat zu finden sein kann. Doch tun kann niemand etwas.« Sie schaut mich eindringlich an. »Sie setzen deshalb ihre Hoffnung in Euch.« Sie schüttelt etwas den Kopf. »Dass sich jemand bereichert, sich die eigenen Taschen füllt, ist eine Sache«, fährt sie fort. »Doch mit dunklen Mächten im Bunde zu stehen ist etwas, das selbst manche der Stadtsoldaten, die als bestechlich gelten, kaum akzeptieren können.«
Ja. Loverboy hat es uns bereitwillig erzählt, dass jemand in dunkler Kutte und Kapuze ihn dazu angestiftet hat, seine Taten zu begehen. Viel Überredungskunst hat das wohl nicht gebraucht, Loverboy ist vorher auch schon ein Schwein gewesen. Tatsächlich sind er und ich das erste Mal aneinandergeraten, als er zusammen mit einem anderen Spieler Elena vergewaltigen wollte.
Elena blickt auf das Mädchen zu meinen Füßen herab und damit ist sie nicht die Einzige. Wir befinden uns noch immer mitten auf dem Markt und um uns herum haben sich nun Dutzende von Schaulustigen angesammelt, die ebenfalls wissen wollen, wie es weitergeht. »Was habt Ihr mit ihr vor?«
»Wir bringen sie zum Stadthaus.« Das halb nackte Mädchen ist dürr und ausgemergelt, vor allem aber ist sie mit Wagenfett und Dreck derart verschmiert, dass man kaum etwas erkennen kann. Nachdem sie auf ihrer Flucht fast alle Kleidungsstücke verloren hat, trägt sie nun nur noch eine Binde, die ihren kaum vorhandenen Busen bedeckt und eine dreckige, schlabberige Unterhose. »Dort werden wir sie erst einmal baden.«
Offenbar ist sie nicht mehr bewusstlos und hat gehört, was ich sage, denn jetzt versucht sie verzweifelt, sich aus dem Seil zu befreien. Womöglich sieht sie das Bad als ein schlimmeres Schicksal als den Tod.
»Das ist sinnlos«, sagt Elena nicht unfreundlich. »Das Seil ist magisch und folgt meinen Befehlen.« Sie bückt sich, greift das Mädchen bei einem besonders dicken Knoten im Seil und zieht sie mühelos hoch. »Keine Sorge«, meint sie. »Es ist nicht weit.«
Bis jetzt hat das Mädchen nicht einen Ton von sich gegeben und so bleibt es auch. Sie versucht noch zweimal zu fliehen, doch jedes Mal zieht sich Elenas Seil so zu, dass es nur dazu führt, dass sie stolpert und beinahe stürzt. Wir erreichen den Palast ohne weitere Vorkommnisse.
Ich frage mich, was die Leute, die immer noch vor dem Tor Schlange stehen, sich denken, als sie zusehen, wie ihre Herzogin ein halb nacktes und halb verhungertes dreckiges Mädchen durch das Tor schleift.
»Harumpf«, sagt die alte Gertrude, als sie sich unsere Beute näher betrachtet. Auf Anraten Elenas habe ich die alte Gertrude zu meiner Kastellanin gemacht und Gertrude blüht in ihrer neuen Rolle regelrecht auf. Sie scheint zu wissen, was sie tut, und wird von meiner gesamten Dienerschaft mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Respekt betrachtet. »Ein Bad wird da nicht reichen und wir werden anschließend die Wanne dreimal schrubben müssen.« Ihr Blick geht zu mir zurück. »Was soll ich mit ihr tun?«
»Bade und entlause sie, gebe ihr frische Kleidung, füttere sie durch und erkläre ihr dann, dass sie die Wahl hat, entweder zu gehen und in ihr altes Leben zurückzufallen. Sie weiß bereits, wie das enden wird.« Ich sehe den überraschten Blick meiner Gefangenen und fange nun selbst ihren Blick ein. »Oder aber du findest hier oder in der Festung eine Arbeit für sie oder jemanden, bei dem sie in die Lehre gehen kann, falls sie ein Handwerk lernen will.«
»Harumpf«, sagt die alte Gertrude erneut. »Ihr seid zu gutmütig, Hoheit. Doch es wird geschehen. Überlasst sie nur mir.«
Sie greift Orika beim Ohr und zieht sie ohne ein weiteres Wort mit sich. Elena lässt das Seil von dem Mädchen fallen und ich erwarte fast, dass das Mädchen erneut zu fliehen versucht, doch sie folgt Gertrude wie ein Lamm.
»So«, meint Elena in dem Tonfall, der mir mitteilt, dass sie die geduldigste Frau auf dieser Welt sein muss, um das alles mitzumachen. »Das wäre getan. Wollen wir uns jetzt um das Korn kümmern?«
Wir wollen. Diesmal halten wir uns fast gar nicht mit dem Markt auf. Elena zwingt den Händler fast schon auf brutale Weise, uns drei Dutzend Töpfe zu einem Preis zu verkaufen, der seinen Beteuerungen nach nicht nur ihn, sondern seine Nachkommenschaft bis ins dritte Glied in den Ruin treiben wird, im Anschluss schauen wir eben noch kurz bei einem Pferdehändler vorbei, der den Tränen nahe ist, als wir ihm fast seine gesamte Herde abkaufen, wobei ich bezweifle, dass es Freudentränen sind. Der Viehhändler gleich daneben hat das mitbekommen und sieht aus, als ob er überlegt, vor Elena zu flüchten, doch auch er fällt ihrer Feilschen-Fähigkeit zum Opfer, obwohl er bitter Widerstand leistet. Als sie mit ihm fertig ist, haben wir ihm seinen gesamten Viehbestand abgekauft, von dem Zuchtstier über Milchkühe und Schafe bis hin zu den letzten Schweinen und Hühnern.
Als Wirtstochter ist Feilschen etwas, das Elena bereits konnte, als wir uns kennengelernt haben, doch dadurch, dass sie immer diejenige ist, die die Verhandlungen führt, hat sie diese Fähigkeit bereits zu einer Kunstform gesteigert.
Ich werfe einen kurzen Blick in ihr Charakterblatt, das ich einsehen kann, weil sie meine Gefolgsfrau ist.
Feilschen Stufe 89.
Du hast die Kunst des Feilschens schon zur Meisterschaft entwickelt und bist nahe daran, darin Großmeister zu werden. Du bist fast dazu imstande, jemandem seine eigene Unterhose teuer verkaufen zu können. Händler fürchten dich und beten täglich zu ihren Göttern, dass sie dir nicht begegnen werden.
Anmerkung: Ein hohes Charisma verstärkt den Effekt dieser Fähigkeit.
Anmerkung: Dein Ruf wirkt sich erheblich auf diese Fähigkeit aus.
Elena ist, wie ich auch, eine Spellwarden. Geschicklichkeit, Intelligenz und eben auch Charisma scheinen die Hauptattribute dieser Klasse zu sein. Elena verteilt ihre Stufen nicht selbst, ich vermute, es ist ihr gar nicht bewusst, dass sie ein Charakterblatt besitzt, das System steigert ihre Werte für sie. Mittlerweile ist Elena Stufe 19 und Charisma ist ihr dritthöchstes Attribut.
Auf meinem Charakterblatt wird diese Fähigkeit etwas anders beschrieben.
Feilschen Stufe 3
Du hast eine Vermutung, was dein Geld wert sein könnte, da du dir aber nicht sicher bist, lässt du es dir von dem freundlichen Händler erklären. Manchmal hat man so viel Mitleid mit dir, dass du kaum mehr als das Doppelte des Werts der Ware bezahlen musst.
Anmerkung: Ein hohes Charisma verstärkt den Effekt dieser Fähigkeit.
Anmerkung: Dein Ruf wirkt sich erheblich auf diese Fähigkeit aus.
Doch als wir die Kornbörse betreten wollen, hilft uns auch ihre Kunst des Feilschens nicht. Zwei livrierte Diener versperren uns den Weg.
»Es tut uns leid«, sagt der eine, der Elena und mich währenddessen mit den Augen verschlingt, wir tragen beide unsere Lederrüstungen, die sehr eng anliegen. Wahrscheinlich hält er uns beide für Spielerinnen, denen man mittlerweile oft nachsagt, dass sie unzüchtig wären. Im Vergleich zu den NSC dürfte dies auch stimmen. »Doch nur Agenten akkreditierter Handelshäuser wird Zugang zur Börse gewährt. Es gibt einen Kornhändler auf dem Markt, bei dem ihr einen Sack Korn erwerben könnt.«
»Bursche, du sprichst gerade mit der Herzogin von Maren«, teilt ihm Elena mit kalter Stimme mit. Sie ist weitaus weniger bereit, solche Dinge durchgehen zu lassen, als ich. »Erweise ihr den ihr gebührenden Respekt.«
Die Augen des Mannes weiten sich etwas und er verbeugt sich hastig. »Verzeiht, Hoheit, doch wir haben Anweisung, ich hoffe, Ihr versteht.«
»In Ordnung«, sage ich hastig. »Wie gründet man ein Handelshaus?«
»Errr …« Der Mann beginnt zu stammeln. »Das weiß ich nicht, Eure Hoheit.«
»Ihr meldet es beim Handelsrat an, Eure Hoheit«, erklärt der andere Diener hilfsbereit. »Ihr benötigt dazu ein Handelskontor in der Stadt, ein Warenhaus und die Zustimmung eines Mitgliedes des Magistrats sowie jemanden, der die Prüfung beim Handelsrat abgelegt hat und somit berechtigt ist, ein Handelshaus zu führen. Und tausend Goldstücke, um in die Händler-Gilde aufgenommen zu werden und eine Stimme beim Wahl des Handelsrats zu erhalten. Ach ja, und drei Handelsmeister der Gilde müssen für Euch bürgen und der Handelsrat muss Eurem Antrag zustimmen.«
»Kurz gesagt, man braucht die Zustimmung der möglichen Konkurrenz«, stellt Elena bitter fest.
»Errr … ja«, meint der Diener und verbeugt sich andeutungsweise, als wolle er sich dafür entschuldigen, dass die Welt so ist, wie sie ist. »Doch so steht es in der Satzung der Händler-Gilde, die den Handelsrat der Stadt stellt. Es ist nicht unsere Schuld, Fräulein«, fügt er betreten hinzu. »Wir befolgen lediglich unsere Anweisungen.«
»Danke«, sage ich zu ihm und werfe ihm eine Silbermünze zu. »Ihr habt mir sehr geholfen.«
»Eines noch«, fragt Elena, die sich weigert, sich von mir wegzerren zu lassen. »Was ist mit einem Händler, der in einer anderen Stadt akkre- … eingetragen ist?«
»Ihm wird es möglich sein, hier an der Börse Korn zu kaufen«, erklärt der hilfreichere der beiden Diener. »Nur wird er hohe Zölle auf das Korn zahlen müssen.«
Freifrau Elena Beck, einziger Magister des Magistrats zu Marensfurt, beantragt die Einrichtung eines Handelsrats für Marensfurt.
Der Magistrat stimmt diesem Antrag zu.
Magister Elena Beck beantragt, die vorläufige Führung des Handelsrats Magister Elena Beck zu übertragen.
Der Magistrat stimmt diesem Antrag zu.
Magister Elena beantragt die Gründung einer Händler-Gilde in Marensfurt.
Der Handelsrat stimmt diesem Antrag zu.
Der Handelsrat beauftragt Richter Beck mit der Leitung der Händler-Gilde in Marensfurt.
Richter Beck wird zum Gildenmeister der Händler-Gilde zu Marensfurt ernannt.
Richter Beck gibt dem Antrag auf Gründung eines Handelshauses mit dem Namen Rabenhaus statt.
Der Handelsrat bestätigt die Gründung des Handelshauses Rabenhaus.
Das Handelshaus Rabenhaus wird in die Handwerksrolle des Ortes Marensfurt eingetragen.
Richter Beck ist der alleinige Besitzer.
Richter Beck bestellt seine Tochter Elena Beck dafür, als Agentin des Handelshauses in seinem Namen aufzutreten.
Freifrau Elena Beck beantragt bei Alexandra Eisrabe, genannt Ice, Herzogin zu Maren, das Handelshaus Rabenhaus innerhalb der Grenzen des Herzogtums Maren von sämtlichen Zöllen, Aufschlägen und Gebühren durch herzogliches Dekret zu befreien.
Willst du diesem Antrag stattgeben?
Ja / Nein
»Dann sehe ich keine Probleme«, erklärt Elena mit einem freundlichen Lächeln, während ich sie ungläubig und beeindruckt anstarre. »Ich bin bald wieder da.« Sie schaut mich fragend an, doch ich schüttele nur wortlos den Kopf und sehe zu, wie sie in Richtung meines Stadthauses davoneilt. Tatsächlich habe ich Schwierigkeiten, nicht laut aufzulachen.
Wesex und ich nutzen die Zeit, um noch ein wenig auf dem Markt zu bummeln, doch wie versprochen ist Elena bald zurück und wir gehen gemeinsam zur Kornbörse.
Sie tritt an den einen Diener heran, zieht eine reich geschmückte und mehrfach gesiegelte Schriftrolle aus ihrem Inventar, um sie mit einer eleganten Geste dem Diener hinzuhalten. »Wie Ihr diesem Dokument entnehmen könnt, vertrete ich, Freifrau Elena Beck, die Interessen des Handelshauses Rabenhaus zu Marensfurt.«
Deine Gefolgsfrau Elena Beck hat soeben die Fähigkeit Bürokratie auf Stufe 1 erhalten.
Deine Gefolgsfrau Elena Beck hat in ihrer Fähigkeit Bürokratie die Stufe 5 erreicht.
Bürokratie Stufe 5
Du verstehst im Ansatz, wie du die Bürokratie zu deinem Vorteil nutzen kannst, und ahnst jetzt auch, welchem Amtsschimmel du den Apfel reichen solltest.
»Elena«, hauche ich ergriffen. »Ich bezahle dir nicht genug.«
»Ich erhalte keine Bezüge von Euch, Herrin«, erinnert mich Elena mit einem Grinsen, das mich doch sehr an einen Haifisch erinnert. »Doch sorgt Euch nicht, ich glaube, wir werden in Zukunft gute Geschäfte miteinander machen.«
Auf einmal verstehe ich sehr gut, wie sich diese Händler gefühlt haben müssen.
Es ist gerecht, wenn sie daran verdient, sagt Wesex dazu. Sie leistet uns einen Dienst. Beschwer dich nicht, es ist auch deine Meinung.
Schade, dass das Korn versteigert wird und sie nicht um den Preis feilschen kann. Dennoch, eine Stunde später haben wir sechs Wagenladungen Korn erstanden. Der Auktionator wirkt etwas unglücklich darüber, dass sie dafür keine Auktionsgebühren und Zölle entrichten muss, doch er verspricht, noch heute das Korn zum Stadthaus der Herzogin bringen zu lassen.
Als wir die Kornbörse verlassen, schaut er uns nach und kratzt sich verwirrt am Kopf.
»So«, sagt Elena zufrieden, als wir die Börse verlassen. »Das hätten wir.« Sie wirft mir einen Blick zu. »Sorgt Euch nicht, wir werden Euch das Korn zu einem guten Preis anbieten.«
»Das höre ich gerne«, sage ich zu ihr. »Wir werden uns sicherlich auch über die Kosten des Transports von hier nach Marensfurt einig werden.«
»Sicherlich werden wir das«, erklärt sie. »Vor allem, da ich Euch das Korn günstiger anbiete, weil ich es nicht nach Marensfurt liefere, sondern direkt zu Eurem Stadthaus. Als Käufer ist es Euer Problem, wie Ihr die Ware transportiert.«
Deine Gefolgsfrau Elena Beck hat soeben ihre Fähigkeit Geschäftstüchtig auf Stufe 7 gesteigert.
Hehe, lacht Wesex. Gut, dass sie auf unserer Seite steht.
Das sehe ich genauso.
Elena führt einen tiefen Knicks vor mir aus. »Natürlich stehe ich mit allem, was ich tue, im Dienst Eurer Hoheit«, erinnert sie mich mit breitem Grinsen. »Sollte ich Euer Missfallen erwecken, steht es Euch natürlich frei, mich von meinem Posten abzuberufen.«
Ich muss lachen. »Wie du mir gerade demonstriert hast, wäre ich dumm, dies zu tun.«
Es ist die Wahrheit, Elena hat mich gerade beeindruckt. Dennoch schaue ich nach. Vergesse immer wieder, dass wir uns in einem feudalistischen System befinden. Der Handelsrat von Marensfurt besteht bislang nur aus Elena, weil ich noch niemand anderen dafür bestimmt habe. Wenn ich sie absetzen wollte, gäbe es auch niemanden, der mich daran hindern könnte.
Über der Herzogin steht nur noch der König, den es nicht gibt, und rein theoretisch der Kaiser, dem ich meine Lehnstreue nicht geschworen habe und der kein Anrecht auf das Herzogtum besitzt, da es historisch aus einem unabhängigen Königreich entstanden ist. Faktisch bedeutet das, dass ich im Herzogtum Maren die oberste Instanz bin und nur den Göttern selbst verpflichtet bin. Es gibt eine Art Religionsfreiheit in Maren, wir besitzen ein ganzes Pantheon an Göttern, doch unter diesen ist es Diana, die im Herzogtum am meisten verehrt wird.
Ich habe schon festgestellt, dass Arensvelt ähnlich organisiert ist wie Marensfurt, und schaue mir aus reiner Neugier das Organigramm von Arensvelt noch einmal genauer an.
Und stelle fest, dass Magister Erlau entweder genau gewusst hat, was er getan hat, als er mir das Hochrecht zugesprochen hat. Oder ein Idiot gewesen ist. Letzteres bezweifle ich sehr, womit sich mir die Frage stellt, welche Absicht er damit gehegt hat. Denn als ich mich auf ihn konzentriere, werde ich gefragt, ob ich ihn entlassen will.
Hu.
Für einen Moment lang spiele ich mit dem Gedanken, den Stadtrat einfach zu entlassen. Dann verwerfe ich den Gedanken wieder.
Erstens, weil ich noch immer nicht weiß, wen ich anstelle des Stadtrats einsetzen will oder kann.
Zweitens, weil ich mir nicht sicher sein kann, ob es wirklich so einfach wäre. Was ist, wenn sie sich weigern? Darauf beharren, dass sie weiterhin den Stadtrat bilden?
Und drittens …
Drittens habe ich so ein Gefühl, als ob ich nicht genug weiß. Als ob etwas nicht stimmt, die Dinge anders liegen, als sie aussehen. Seitdem der Magistrat nach der Geschichte mit Loverboy erst eine Audienz beantragt hat, um sie dann doch immer wieder zu verschieben, nagt es an mir.
Doch das ist nicht der Punkt, um den es gerade geht. Also rufe ich das Organigramm von Marensfurt auf.
»Elena?«, frage ich. »Was geschieht, wenn ich dich aus dem Stadtrat entferne?«
Sie schaut mich überrascht an. »Seid Ihr mit meinen Diensten unzufrieden?«
»Nein«, beeile ich mich, sie zu beruhigen. »Ich will nur etwas herausfinden.«
»Was ist es, dass Ihr herausfinden wollt?«
»Wie viel Einfluss ich tatsächlich besitze.«
Sie schaut nachdenklich drein und schüttelt dann den Kopf. »Ich kann es Euch nicht sagen. Versucht es. Entlasst mich aus Euren Diensten.«
Was ich dann auch tue.
»Oh«, sagt sie. »Ich verliere den Zugang zum Rathaus, zur Ratskammer, zur Schatzkammer und verschiedene Privilegien, wie zum Beispiel entscheiden zu können, wen ich als Wachsoldat in unsere Dienste berufen kann. Und noch drei oder vier Dutzend andere Privilegien, von denen ich gar nicht gewusst habe, dass ich sie besitze. Wie zum Beispiel das Erheben der Steuern oder wie diese verteilt werden.«
Okay. Das hätte ich mir denken können. Habe ich auch. Die Frage, die ich beantwortet haben will, kann mir Elena nicht beantworten. Nämlich, was geschieht, wenn sie sich darüber hinwegsetzen würde. Weil sie es nicht tun würde.
Dennoch, es ist ein möglicher Weg.
Ich setze sie wieder als Stadtrat ein.
So wie ich Meister Erlau kennengelernt habe, ist er alles andere als dumm und ich kann mir nicht vorstellen, dass er übersehen haben sollte, dass ich ihn als Stadtrat entlassen könnte.
Will er, dass ich das tue?
Wenn ja, warum?
Nicht zum ersten Mal habe ich das Gefühl, dass die Lage in Arensvelt, vor allem in Bezug auf den Magistrat selbst, komplizierter ist, als es den Anschein hat.
Nehme mir vor, Mouse auf den Magistrat anzusetzen. Wenn es möglich ist herauszufinden, was eine Ratte dort vor drei Tagen zum Frühstück hatte, wird Mouse das für mich in Erfahrung bringen.
Etwas später stehe ich im Hof des Gasthofs zum Toten Eber in Marensfurt und schaue zu, wie ein halbes Dutzend meiner Soldaten die schweren Wagen entladen und die Kornsäcke für den Moment in die große offene Scheune des Gasthofs einlagern.
Fire gesellt sich zu mir und reicht mir einen Becher mit Kaffee und lehnt sich an der Wand des Gasthofs an. »Ah«, sagt sie, »das ist das Leben. In Ruhe Kaffee trinken und den Anblick von halb nackten schwitzenden Männern bei der Arbeit zu genießen. Sie sind nicht ganz so unnütz, wie ich dachte.«
»Die Männer?«, frage ich schmunzelnd.
Sie rollt die Augen. »Die Soldaten«, erklärt sie. »Ich habe irgendwie gedacht, sie stehen nur auf den Zinnen herum und schauen martialisch drein, doch sie sind überall, wo es schwere Arbeit zu verrichten gibt.«
»Wenn es bei uns Katastrophen gibt, wird die Army auch eingesetzt«, erinnere ich sie.
»Ja. Doch hier sind sie ständig im Einsatz.«
Ich muss lachen. »Ich weiß, es ist etwas her, aber meine Erinnerung an die Army ist nicht gerade, dass wir dort einen faulen Lenz geschoben haben.«
Sie schnaubt auf. »Wir nicht. Es gab genügend andere und das weißt du auch.«