Mord zum Picknick - Ann Bexhill - E-Book

Mord zum Picknick E-Book

Ann Bexhill

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  • Herausgeber: neobooks
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2014
Beschreibung

Eine eher düstere Vorweihnachtsgeschichte, in der es um Mord und um Liebe geht. Und die wunderbar nostalgischen Seiten aber auch die grauenhaften Schattenseiten der viktorianischen Gesellschaft. Neville Archer Sohn des Irlandministers ist aus seinem Londoner goldenen Gefängnis geflohen in der Dunkelheit des Londoner Eastend verschwunden. Auf Bitten des Ministers macht sich Scotland Yards in Ungnade gefallener Ermittler Walter Littelwood, auf den Sohn zu finden und die Presse aus dem Spiel zu lassen. Mit Ex Constable Hermes einem korrupten kriminellen Polizisten führt die Spur zu brutalen Morden in einem Dorf. Hat Neville der Sohn des Ministers wirklich den Verstand verloren, wie der Vater befürchtet? Und was hat seine angebliche Schwester mit den Morden im eigenen Garten zu tun? Kaum findet Walter Littelwood einen Zeugen muss ein Mensch, sein Leben lassen.

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Ann Bexhill

Mord zum Picknick

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

Impressum neobooks

1

Die Holzscheite im Marmorkamin knisterten laut und Funken sprühten gegen den gusseisernen Kaminschirm. Der Abend war frostklirrend. Mister Walter Littelwood konnte sich an keinen einzigen so kalten Dezember erinnern, den er bis dato erlebt hatte. Die Themse war zugefroren von Whapping über Stockton bis Greenwich. Niemand hatte sich den Weltuntergang das entstehen des neuen Jerusalems so kalt vorgestellt, nach den apokalyptischen Klischees sollte es ein angenehm warmer Feuersturm sein und Blut sollte vom Himmel tropfen aber nicht schneidende Kälte und Eiszapfen von der Größe von Speeren. Und nicht so kurz vor dem Weihnachtsfest 1875. Littelwood beugte sich ein wenig weiter in seinem Ohrensessel vor, legte die Hände ineinander und blickte seinen Gast an. Sein Gesicht drückte große Aufmerksamkeit aus und seine schimmernden grünen Augen registrierten jede noch so minimale Regung im Gesicht seines Gegenübers. Sir Phineas Archer Irlandminister in der Regierung sah erschöpft aus und wirkte, soviel älter als er ihn das letzte mal gesehen hatte. Seine Hand ballte und öffnete sich, als sei sie ihm eingeschlafen oder er aber kurz davor an die Decke zu gehen. Walter hatte selten Gentlemen, die um seine Hilfe baten, so unruhig gesehen. Ausgerechnet der Minister, der im Parlament keine Mine verzog, wenn er aufs Heftigste angegriffen wurde! Der, laut einem Artikel in der Times, als eine Bombe vor seinem Büro in Whitehall explodierte von den Angestellten des Ministeriums aus den Trümmern gezogen wurde und alle fragte; sie sind gesund, niemand verletzt dann weiter mit der Arbeit Irland verwaltet sich nicht von allein!

»Wie kann ich Ihnen helfen, Sir?«, fragte der Chiefinspektor. Es hatte keinen Sinn aufgewühlte Menschen zum Reden zu fordern, es musste aus ihnen selbst herauskommen.

Draußen heulte der starke Wind im Balkenwerk seines hellerleuchteten Hauses in Tyburn Hills. London breitete sich immer weiter aus, fraß wie ein hungriges Ungetüm ein gigantischer Riese das Land. Spekulanten schnappten wie hungrige Krokodile nach allem Boden und Vorstädte entstanden im Monatstakt. Alte Gebäude selbst komplette Straßen wurden abgebrochen. Das Land parzelliert und mit sagenhaften Gewinnen verkauft. Die Makler, Investoren, die Eisenbahnfürsten verdienten am Bedürfnis des Londoners nach einem Haus in einer der neuen Vorstädte, weniger das Heer aus Handwerkern und Bauleuten. Der Londoner liebte dieSuburbs zumal die Omnibuslinien und Droschkenunternehmen diese Gegenden nicht vergaßen und es in England keinen Ort ohne Bahnhof gab. Alle Gleise führten nach London und von dort auf tausend Schienen in die Vorstädte. Es war als lebe man in einem Dorf, der von Gott gegebene natürliche Zustand des Menschen und arbeite in der City.

»Sir, Sie reden um den heißen Brei herum, mit Ihrem Schweigen«, sagte Walter mit einer kleinen Wortspielerei. Wie erwartet zeichnete sich ein kleines Lächeln in das hagere Gesicht seines Gastes. »Vielleicht gibt es etwas, was ich tun kann, um Ihnen zu helfen. Lassen Sie mich raten, Sie haben eine Ihrer Dienstmägde geschwängert und beabsichtigen nun sich von Lady Archer scheiden zu lassen und eine kleine Betty zu heiraten? Es wird viel Gerede in der guten Gesellschaft geben. Ich glaube auch Londoner Klubs stoßen geschiedene Mitglieder aus, aber wie sagt der Philosoph, Liebe ist eine höhere Form der Narretei.«

Sir Phineas lächelte ihn an. Er kannte den Ruf des Polizeiinspektors, ohne Respekt und in aller gröbster Weise seine Worte zu wählen. Sein Blick schweifte aus dem Fenster.

»Jetzt ist die Zeit der Hoffnung, wissen Sie, Weihnachten werden Hoffnungen in London so zahlreich geboren, wie ein Bäcker seine Zimtplätzchen backt. Eine ganz erstaunliche Sache, man sollte dazu eine Statistik beginnen.«

Walter lächelte spöttisch. Phineas Archer war nicht nur ein Politiker, sondern auch prominentes Mitglied im königlichen Verein der Statistiker, alles seltsame Kreaturen, blutleer und hager mit dem inneren Bedürfnis Zustände in Zahlen zu stecken und statistisch zu belegen. Walters Lächeln verschwand schnell denn er bemerkte die Qual im Gesicht seines Gastes. Sie hatten sich seit dem Februar nicht gesehen. Seit einem Ball in Mayfair dessen Sicherheit Littelwood garantiert hatte. Walter kam es so vor, als sei Sir Phineas Archer in diesen Monaten um Jahre gealtert. Vielleicht war es die Angst. Whitehalls Politikerkaste hatte Panik seitdem die Fenier, die irische Befreiungsbewegung damit begann ihren Aufstand, mit Dynamit und Höllenmaschinen nach London in die Amtsstuben zu tragen. Er war kaum wieder zu erkennen. Abgemagert sein Gesicht voll tiefer Falten und schwarze Ringe unter den grauen scharfen Augen. Sein Haar war kurz, und Walter sah noch die Überreste des Talkum Puders am langen Kragen und Hals, der Minister hatte also noch gearbeitet und seine Perücke vor dem Oberhaus getragen. Walter klingelte nach seiner Magd und wies sie an ihre Whiskygläser neu zu füllen. Phineas betrachtete das propere Frauenzimmer und zwinkerte mit den Augen.

Littelwood hatte sie, mit aus Hemdärmel gezogenen Überraschungszeugen, die ihr ein Alibi gaben und seiner herzergreifenden Rede, von der schlampigen Polizeiarbeit vor dem Galgen gerettet. Der Minister hatte dem Gerichtsspektakel als Zuseher beigewohnt und sich köstlich amüsiert. Walter Littelwood war der einzige Scotland Yard Inspektor, der fristlos entlassen wurde und wieder eingestellt wurde, weil er als Privatdetektiv für noch viel mehr Ärger sorgte. Man gab den Beamten im Yard die Anweisung nicht mit ihm zu verkehren. Vielleicht lag es an gewissen kompromittierenden fotografischen Abbildungen, die sich in seinem Besitz befinden sollten, wie man in den weitläufigen Fluren des Scotland Yard Gebäudes kolportierte, das er unbelästigt blieb. Der Minister hatte keine Zweifel, dass Walters Magd zu einer Bande gehört hatte, die Hauseinbrüche beging. Sie war verantwortlich für mindestens zehn Verbrechen, in denen die Hausbewohner betäubt wurden und in ihren komplett leeren Stadthäusern erwachten. In einem aufsehenerregenden Fall Sir und Lady Widmore nackt und gefesselt mit dem Hauspersonal in einem Bett. Diese fotografischen Bilder wurde gemunkelt sorgten dafür, dass Walter unbehelligt von Polizeiwillkür blieb und sich die Fälle aussuchte, die nach seinem Geschmack waren. Der Minister dachte gerade, dass die Einbrecher die Londons Westend terrorisierten stunden gebraucht haben, um das Haus seiner Bekannten im feinen Travistock Square komplett leer zu räumen, mindestens zwei Fuhrwerker mussten mit der Bande kooperieren. Die Polizei fand Zeugen, die in der Nacht Fuhrwerke der Meredith Keks Werke in der Straße gesehen hatten. Der Bruder von Walters Dienstmagd war Fuhrmann der Meredith Kekswerke. Mister Littelwood sollte vorsichtiger sein, nicht dass es ihm eines Tages auch so erging. Allerdings bestand auch der Rest seines Personals aus Menschen der kriminellen Klasse. Londons bester Polizist nach Times und seinen eigenen Worten zog es vor, in einer bei anständigen Menschen verrufenen Räuberhöhle zu leben. Sein Butler war ein notorischer Raufbold und kannte die Wachstuben der großen Stadt London so gut, dass er die Zellenwärter mit einem formlosen du begrüßte.

Seine Haushälterin, die attraktive Miss Hastings war in jungen tagen eine großartige Zeitungsbetrügerin gewesen, deren Heiratsannoncen manche Jünglinge um das Ersparte gebracht hatten. Wann hatte Walter nur angefangen sich seine Umgebung gerade aus diesem Stand zusammen zu, prozessieren? Der Butler, das wusste der Minister, der sich genau über Walter informieren ließ, stand vor Jahren wegen eines ohne Zweifel begangenen Mordes vor Gericht und kurz, nachdem Walter seinen Fall wieder aufrollte, ihn so glänzend verteidigt hatte, in seinem Dienst. Ein Exzentriker das war Mister Littelwood der illegitime Sohn des Bischofs von Canterbury und einem Stubenmädchen, sein angeblicher Onkel schon immer gewesen aber es wurde immer auffallender. Littelwood war groß, hager und blass und trug einen schwarzen Hausrock, graue Beinkleider, kurze Gamaschen und braune, lederne Hausschuhe. Das gemütliche Wohnzimmer mit dem brennenden Kamin bewies Geschmack. Weder überladen noch karg. An den Wänden, an denen Bleigrün Tapete klebten, hingen einige gute Gemälde. Die dicken samtenen Fenstervorhänge standen aufgezogen und ließen den Blick auf die recht belebte von Gaslicht beschienen Straße zu. Vor seinem Stadthaus befindet sich ein um diese Zeit recht gut besuchter Droschkenstand.

»So ist es recht Mister isteinverfluchter kalter Abend, regnet Tauben von den Dächernnichtwahrnicht? SauwettereinSchluck Gin hilft da Wundernicht! Gindesinf...desinf... ermordetdie Bakterientierchen.«

Walter Littelwood lächelte voller Zärtlichkeit und sagte: »Eve glaubt Bakterien sind kleine Tierchen, wie winzige Foxterrier.« Walter sah ihr hinterher und rief: »Wir sind feine Pinkel liebe Miss Eve wir trinken keinen Gin wir trinken uralten schottischen Whisky.«

Der Minister fragte sich gerade, wie ein Beamter nur derartig provokant gegen Moral und Sitten verstoßen konnte. Er interessierte sich anscheinend weder darum was sein Vater der Bischof oder die Leute der Gesellschaft von ihm hielten oder redeten. Er ignorierte die feine Gesellschaft, als sei er ihrer überdrüssig, was ihn zu einem seltenen und gern gesehenen Gast auf Dinners und gesellschaftlichen Veranstaltungen machte. Meistens besuchte er privat nur die Dinner und Essen von Freunden oder interessanten Personen. Die Theaterleute des Savoy sahen ihn öfter.

»Deshalb haben Sie sich so ins Zeug gelegt, sie vom Galgen zu retten?«

»Natürlich, Minister! Haben Sie sie nicht gesehen? Außerdem konnte ich drei der Leute nicht leiden bei denen sie ihreTourengemacht hat.«

»Ihre Touren, Mister Littelwood? Sprechen Sie etwa die Sprache der Londoner Unterwelt?«

Walter lachte auf, »ich muss mich doch mit meinen Hausgenossen verständigen können oder?«

Der Minister schüttelte den Kopf. Wie konnte es sein das ein derartig abstruser Charakter die einzige Hilfe in London sein sollte? Sie waren unterschiedlich wie Tag und Nacht.

»Dieser Mister Swift, der fette schwitzende Tuchfabrikant aus dem Munster Square ... Ich glaube man hat ihm den Sirs Titel verkauft ... am botanischen Garten, der alle naselang, Leute verklagt, ist ein Schwätzer ohne Courage zu einer eigenen Meinung. Ich habe sie gerettet, weil ich sein Gesicht beim Verkünden des Urteils Freispruch sehen wollte. Und weil sie ein ganz patentes Mädchen ist, auch wenn sie weder sauber machen noch kochen kann. Sie ist amüsant und das ist mehr als ich in meinem Alter erwarten kann. Also was führt Sie zu mir ich sehe Sie sind über alle Maßen besorgt.«

»Immer geradeheraus und ehrlich«, sagte Phineas spöttisch.

»Das liegt wohl daran, dass ich keine Zeit mehr habe ich bin zu alt und habe zu viel zu tun, um mich mit Förmlichkeiten aufzuhalten«, antwortete Walter.

»Mein Sohn Neville.«

»Natürlich der kleine Neville wie alt ist er inzwischen«, fragte Walter.

Er erinnerte sich an Phineas Sohn, an einen recht aufgeweckten Knaben der mit seinem Holzgewehr, durch das Haus in Bellgravia gerannt war und die Besucher seines Vaters mit einemPeng ich habe dich erschossenbegrüßt, hatte. Neville hatte die Substanz vom Vater geerbt und das Aussehen von seiner Mutter, was ein Glücksfall war. Andersherum eher eine Tragödie. Frau Ministerin hatte die Weisheit nicht gerade tellerweise gegessen, höchstens daran genippt. Walter sah auf und sah in das Gesicht seines unerwarteten Gastes. Er war überrascht. Aus Phineas Augen sprachen tiefe Enttäuschung und Schmerz. Phineas sprach ruhig und klar und versuchte die Emotionen aus seiner Stimme zu verbannen.

»Ungefähr vor einem Jahr änderte sich sein Wesen, er fing an Widerworte zu geben und unschickliche Plätze in der Stadt aufzusuchen, wo die Genüsse noch gewöhnlicher und tiefer sind, als Sie es sich vorstellen können. Nicht nur das Wetten und Trinken vor allem war es die Gewalt, die ihn zu faszinieren schien. Er spielte, er trank hemmungslos, er gab sich der schockierenden Laster hin. Er war besessen und meine väterliche Gewalt über ihn genügte nicht um ihn zur Vernunft zu, bringen. Zweimal musste ich ihn wegen eines Aufruhrs, den er verursacht hatte, aus dem Gewahrsam holen. In seinem Charakter entdeckte ich eine Grausamkeit, die jeder normalen Entwicklung oder Impuls Hohn sprachen, es war als währe mein Sohn ein anderer Mensch. Ich denke er ist krank und eine Gefahr für sich und andere und meinen Ruf. Wenn eine seine Untaten an die Presse gelangte, wäre das mein Ruin.«

Er hielt inne, aber Walter Littelwood schwieg und starrte in die Flammen. Das Feuer brannte und der Wind drückte den Kohlenrauch vom Schornstein in das kleine Wohnzimmer. Walter nahm mit der Kohlenzange zwei Stück Kohle und warf sie in den Kamin. Draußen fuhr eine der Droschken an und ratterte langsam über das Kopfsteinpflaster.

»Es klingt nach Wahnsinn nach einer Krankheit, die vielleicht zu behandeln ist. Ich bin kein Theologe aber ich bezweifle das sich Dämonen die Mühe machen jemanden zu besitzen, meistens genügt es doch schon dem Menschen einen Souvereign vor die Nase zu halten.«

»Ich stimme Ihnen darin ganz und gar zu. Nicht nur, weil ich als ehemaliger Friedensrichter sehr genau weiß was der Mensch aus Bosheit Schreckliches seinem Nächsten anzutun bereit ist. Sein Wahnsinn, aus den verschiedensten Ursachen. Vielleicht die Leber oder ein unbehandelter Sonnenstich, der sich zu zeitweiligen Attacken von Wahnsinn entwickelt. Es gibt Menschen, die auf diese Behandlungen des Geistes und Geisteskrankheiten spezialisiert sind. Doch mein Sohn ist spurlos verschwunden«, erzählte Phineas. »Er hat sich in Luft aufgelöst er ist verschwunden in einer der dunklen Welten zwischen Eastend und dem Old Nicol. Niemand kann ihn finden, wenn er es dort nicht will und die Polizei kann mir nicht helfen. Tiefer kann ich in diese dunkle Welt nicht eintauchen, ich habe dort Feinde. Es bleibt nicht viel Zeit es wird immer schlimmer mit Neville. Er wird gewalttätig auch gegen mich und seine Pfleger. Hätte ich ihn nicht eingeschlossen und unter Beobachtung ich glaube er hätte jemanden umgebracht. Ich werde ihn in einem privaten Sanatorium unterbringen, selbst wenn die Konsequenz ist, dass er dort den Rest seiner jungen Tage verbringt. Es bricht mir das Herz ... er ist unser einziger Sohn.«

»Ich kann Ihren Schmerz sehen«, antwortete Walter betroffen, »was kann ich für Sie tun soll ich einen Nervenarzt empfehlen, dem absolut zu vertrauen ist?«

»Nein finden Sie meinen Sohn in seinem Exil in den Schlünden der Sünde und moralischer Verdammnis. Finden Sie Neville. Wenn ich nach ihm suche, finde ich dort den Tod und wer kontrolliert dann diese Bestie die mein Sohn geworden ist? Wer achtet auf den ruf der Familie?« Er sah auf und traf Walter Blick. »Ich bin mir darüber bewusst, was ich erbitte.«

Walter schüttelte den Kopf.

»Neville ich glaube kaum, dass er sich noch so nennen wird. Natürlich werde ich ihn suchen, aber ich glaube nicht dass, es so einfach wird. Aber verlieren Sie nicht den Mut und vor allem die Hoffnung.«

Walter Littelwood trank seinen Whisky in einem Zug. Er wurde ernst.

»Wenn ich Neville finden soll, muss ich wissen, was Sie über ihn in Erfahrung gebracht haben und einiges mehr.«

Mister Archer seufzte. »Natürlich. Aber das heißt nicht, dass es mir leicht fällt, Ihnen mehr von ihm zu erzählen. Wie alle Jünglinge sucht Neville das Wunderbare das Unerklärliche. Er schrieb köstliche Gedichte von der Suche nach der Seele. Dann erwachte ihn ihm das Verlangen nach Exzessen. Er lebte und erfreute sich an krankmachenden Situationen. Ich glaube durch irgendetwas eine Situation sind seine Gefühle für Anstand tief in ihm begraben. Vielleicht kann man diese Gefühle, die ihm als Gentlemen angeboren sind, mit der Technik des hypnotischen Magnetismus an das Tageslicht holen. Es ist eine Chance, vielleicht die Einzige die Neville bekommt.«

Der Hauch eines Lächelns flog über sein Gesicht. Ein paar Augenblicke lang starrte Archer in die züngelnden Flammen, die anfingen, wie die Krankheit seines Sohnes dessen Geist, das Holz zu verbrennen. Walter wurde klar, was der Minister von ihm erbat. Selbst wenn er Neville fände, was könnte er tun oder bieten, das Neville dazu bewegen würde, ihm zu folgen? Und warum floh dieser Mann, war es die Flucht vor einem Versagen oder eine Suche, die ihn in die abscheuliche Einsamkeit das Exil trieb? Es war kein Spaziergang. Das Old Nicol Slum war ein verschlungenes Labyrinth von Gassen und Wegen, die seit Ihrer Bebauung noch nie einen Polizisten gesehen hatten. Es war das Herz des dunklen Londons was hatte ein junger Mann dort verloren? Wenn er überhaupt noch lebte.

»Ich werde, helfen so gut ich es vermag«, sagte Walter leise. »Aber wo sollte ich überhaupt anfangen, der Osten verschluckt Menschen aus aller Welt ohne das man sie wiederfindet, wenn sie es nicht wollen.«

»Danke«, sagte Phineas Archer mit leiser Stimme. Sah er selber ein, dass Mister Littelwoods Hilfe, nichts anderes als ein trügerischer Hoffnungsschimmer war. Er erhob sich und stützte sich dabei schwer auf seinen Gehstock.

»Ich danke, Mister Littelwood ich weiß, dass es viel mehr als eine Gefälligkeit ist, die Sie mir erweisen und dass ich in Ihrer Schuld stehe, ob Sie nun Neville finden oder auch nicht.«

Der Minister griff in die Westentasche und zog ein Blatt Papier heraus.

»Hier ist ein Verzeichnis aller Plätze, die Neville leider gern besucht hat, ich hoffe sie kann Ihnen bessere Dienste erweisen als mir. Dazu ein Dokument, das Ihnen die Hilfe jedes Polizisten oder Amtes geben wird.«

»Ich brauche keinen Beamten, Sir. Die Aufgaben heikler Natur mit denen ich betraut werde kommen ohne Marsch nach Taschenuhr aus. Ohne Formulare, wer in den Schlünden einer Metropolis zu suchen beginnt, darf nicht aussehen wie ein Posthauptkassierer!«

2

Bei Tagesanbruch, als Walter Littelwood beim Frühstück saß und lustlos seinen am Kohleherd warm gemachten Toast mit Orangengelee aß, und seinen Kaffee trank gestand er sich ein, dass es ihm an Mut fehlte, zu Archer zu gehen und ihm zu sagen, dass die Suche sinnlos sei. Selbst wenn er Neville fände, es gab nichts das er ihm anbieten könnte. Er konnte den Mann ja nicht zwingen, sich in Behandlung zu begeben. Dem Minister würde wahrscheinlich lang anhaltendes Leid erspart bleiben. Mesmatischer Magnetismus ein Salon Hokuspokus wie Séancen oder elektrische Vorführungen. Das Beste war Phineas Sohn sei tot oder bereits als John Smith in einer guten und sicheren Unterkunft für Geisteskranke untergebracht. Wer wusste, ob sich sein Zustand nicht mit klassischer Medizin im Irrenhaus besserte. Welches Nervenfieber mochte diesen Wandel in seinem Charakter nur bewirkt haben? Was war geschehen. Walter hatte ihm sein Wort gegeben und jetzt musste er, ob es kalt war oder nicht, sich auch überwinden und in diese Schlammtümpel der Verkommenheit den Docks von Limehouse und Spitalsfield eintauchen. Sein Bestes war zu tun, was auch immer bei der Suche nach Neville herauskam. Wo sollte er nur anfangen? Zu einer Zeit, als er ein Kraftstrotzendes vom Selbstbewusstsein seiner Klasse berstendes Ungetüm war, was jetzt schon gut zwanzig Jahre zurücklag, hatte er sich hemmungslos gehen lassen. Er hatte sich ganze Nächte um die Ohren geschlagen und anschließend seine Arbeit bei Scotland Yard gemacht. Er hatte Bier getrunken, hatte Opium geraucht hatte Mutwilligkeiten begangen. Er hatte das getan, was ihm gut gedünkt hatte, er hatte Damen gekannt, von denen die Spießbürger sich nicht einmal vorstellen konnten, dass es solche Akrobatinnen überhaupt gab. Gute Erinnerungen waren das Salz in der Suppe, im Alter speiste man köstlich von seinen Erinnerungen. Trotz einer Karriere, die ihn zu einem der gefragtesten Spezialermittler des Landes machte, hatte er sich seine Eigenheiten nie verbieten lassen. Seine Skandale umgaben ihn mit einem Nimbus des Geniehaften. Und nun noch, bevor er es selber wusste, war er alt geworden ein Gentleman, dem man seine Exzentrik verzieh. Ihm war klar was ihn bewegt hatte andauernd gegen die herrschenden Regeln zu verstoßen. Ihn trieb die Langeweile der Verdruss, aber was trieb einen Menschen aus bestem Stand, einem Menschen nicht des lasterlichen Leibes, sondern der Bildung in die Gassen des Vergessens. In die trügerische Freude des Lasters? Was Neville umtrieb, war es vielleicht ein Verlangen, sich selbst auszulöschen oder trieb ihn eine literarische Forschung zu den Menschen der untersten Klasse? Walter breitete die Liste vor sich auf den Küchentisch aus die ihm Phineas gegeben hatte. Es war die Liste der Örtlichkeiten, an denen man den jungen Mister Neville kannte. Wie Polizeispitzel von Scotland Yards Irland Abteilung herausgefunden hatte. Er brauchte jemanden der sich in den Stadtteilen der niedrigen Klasse auskannte, an wen konnte er sich wenden? Es ging ja nicht darum abends mit Freunden in die durchaus, respektable Commercialstreet in ein gewagtes Kabarett oder Varieté zu, gehen. Eigentlich fiel ihm nur Mister Saint James ein. Ein Zeitungsmann, der die besten Kontakte zu beiden Seiten des Gesetztes pflegte. So weit er sich erinnerte arbeitete er an einer Artikelserie über das Leben der unteren Klassen. Er war der Mann, den er brauchte und wenn er nicht weiterhelfen konnte, gab es immer noch seine Klienten die es mit den Gesetzen so genau, wie es Huren mit der Moral nahmen. Walter kleidete sich sorgfältig an und verließ das Haus. Leichtfüßig ging er die überfrorene morgendliche Straße entlang und erblickte entlanghuschende Dienstmägde, die gerade zum Markt aufbrachen. Er lief bis zum Kutschenstand und winkte eine Droschke heran. Bei seinem Einkommen und mit den Zuwendungen seines Vaters hätte er sich einen Kutscher und eine private Kutsche leisten können, aber bisher war ihm noch niemand begegnet an dem er nichts auszusetzen gehabt hätte. Seine Vorliebe galt den verkommenen Kreaturen der kriminellen Klasse, die erfolgreichen seine Klienten hatten, selber Kutscher und die Erfolglosen waren meistens dümmer als Bohnenstroh. Der Kutscher beugte sich hinab und nuschelte etwas das erst beim zweiten mal hinhören, als Frage wohin Sir, zu erkennen war. Walter kannte dieses Kauderwelsch. Cockney, der bunte für die Linguistik Bewanderten interessante Dialekt der Menschen aus dem Osten Londons. Es schien so als hätte jede Nation ihren Teil dazu beigetragen diese Sprache möglichst doppeldeutig zu, machen.

»Zur Christ Church Street Whitechapel bitte«, rief er dem Kutscher zu, kletterte in das Hansom Cab schlug die Plane herunter und machte es sich bequem. Die Fahrt im Dämmerlicht des trüben Dezembermorgens würde nicht allzu lange dauern, hoffte er, wenn nicht schon dichter Verkehr herrschte. Es war London die Beherrscherin der Welt mit dem höchsten Vorkommen an privaten und geweblichen Kutschen, Omnibussen, Karren, Bierwagen, Marktkarren.

»Ist es nichtein Hundewetternicht Sir? Hagelt geköpfteaber Christ Church Street ist mir recht,meinHerr«, sagte der Kutscher und trieb sein lustloses Pferd vorwärts. Von Tyburnia mit seinen Vorstadthäusern, in denen vor allem Juristen und Journalisten und Bankangestellte lebten, den Strand entlang und dann links in die Commercial Road. Die Gaslampen brannten gegen die Winterdämmerung an. In etwa einer Stunde würden die Laternenanzünder unterwegs sein und die Tausend Gasglühlampen abstellen. Die beiden Kutschräder klapperten auf dem holprigen Straßenpflaster und das zweisitzige Hansom Cab fuhr in einen Nebel aus Kohlenrauch aus hunderttausend Schornsteinen und eiskalten Regen. Walter hörte erstaunt das Zischen der Regentropfen auf den nassen eisglatten Pflastersteinen, er hatte an den Stock gedacht doch dafür den Schirm vergessen.

»Gesegnete Weihnachten London! Käse der beste Käse der Welt! Zwei Schilling der Leib!«, rief ein Straßenhändler. Seine laute Stimme übertönte die Flüche des morgendlichen Londons, in dem es nicht die kleinste Spur von Weihnachtsstimmung gab. Wer Weihnachtsstimmung zum Fest wollte, musste noch warten. Erst zwei Tage vor dem Fest entdeckten die Londoner ihre Liebe und Zuneigung zu ihren Mitbürgern, nicht vorher.

»Fahr schon, zu Kutscher!«, zischte Walter. Verfluchte Erziehung, er war Ermittler verdammt. Als Spitzel, Detektiv Schnüffler war er nicht besser als seine Klienten. Er war sogar moralisch dazu verpflichtet sein Wort zu, brechen und die Gerechtigkeit in die irrezuführen, um manchen guten Namen reinzuwaschen. Sie bogen nach links in die Aldgate High Street kurz vor dem Ziel ein ehemaliges Möbel Warenhaus an der St. Batholomews Church klopfte Walter mit dem Silberknauf seines Gehstocks gegen das Dach. Der Kutscher fuhr an den Straßenrand und entblößte sein ruiniertes Gebiss zu einem weihnachtlichen Abschiedsgruß.

»Vielen dank Kutscher. Ich werde den Rest des kurzen Weges laufen.«

»Sir«, sagte der Kutscher. »Gesegnete Weihnacht,Sir.«

Der Kutscher blinzelte in Richtung der Frauen, die wie Gänse vor der Kirche auf und ab gingen und auf Freier warteten. Die Prostituierten Kirche nannte man die Batholomews Church deshalb in der Gegend. Walter bezahlte den Kutscher und gab ihm ein Sixpence Trinkgeld. Er passierte die Straße zur Christ Church Row und ging voller Zweifel in die Gasse hinein. Es gab nur wenig Straßenleuchten, London war hier ausgesprochen schlecht beleuchtet. Am Ende ragte das rote Backstein Gebäude der ehemaligen Cohen Möbelfabrik hervor, er kannte seinen Weg von früher. Saint James war ein alter Freund, mit dem absonderlichen Glauben etwas Gutes für die Armen tun zu müssen. Und wenn er sich dazu wie ein Lump verkleiden musste, über seine Erlebnisse schrieb und hunderttausend Exemplare nur in London seiner moralischen Bücher verkaufte.

3

Im Gebäude saß Ex Constable Thomas Hermes am Bürotisch und prüfte Aufstellungen. Seine Aufgabe war es, die unzähligen Tagebuchnotizen von Mister Saint James nächtlichen Ausflügen zu katalogisieren. Zu seinen Aufgaben gehörte es auch die Ausgaben von James zu berechnen und Almosen anzunehmen und an die Bedürftigen, des Bezirks zu verteilen. Jetzt suchte er den Bezirk, zu dem die Essex-Warf und die verfluchte Bakers Needle Row gehörte. Er machte die Arbeit eines ehrlichen Mannes, das war nicht immer so gewesen, und war längst nicht so befriedigend, wie es klang. Hauptsächlich, weil ein ehrlicher Mann seine Ehrlichkeit am Lohntag bedauern sollte. Früher hatte Thomas ein ansehnliches Einkommen gehabt, ihm gehörte ein florierendes Wettbüro und er war Polizist. Ein verübter Mord ... nein Unfall ... ließ ihn über seinen weiteren Lebensweg nachdenken. Aber was hatte, der Kerl auch für eine zarte Konstitution. Warum starb er bloß, wenn man ihm aus dem zweiten Stockwerk allerhöchstens fünf Meter, vom Fenster auf die Straße warf. Er hatte seine Konkurrenten oder Schuldner immer nur aus dem Obergeschoss geworfen, es wollte sie ja nicht umbringen. Aber zu seinem Pech war William ein Zuhälter mit einer Vorliebe für Pferdewetten unglücklich gestürzt und von den spitzen Zaunenden aus Messing aufgespießt worden. Es war besser, wenn die verdammten Peeler auf seine Spur kommen sollten, den geläuterten Engel zu spielen, der für bescheuerte 4 Schilling am Tag diesem Idioten die Bücher machte. Eigentlich musste er sich keine Sorgen machen der einzige Zeuge ein Mann, mit dem er prima zurechtkam, weilte nicht mehr unter den Lebenden. Vorsicht war die Mutter der Porzellankiste. Thomas Hermes hatte eine feine Beerdigung spendiert mit allem Drum und Dran. Seine Familie war ihm dankbar aber der Mann hatte auch etwas Besseres verdient als in ein Armengrab geworfen und nach einem lustlosen Gebet des Sprengelgeistlichen verscharrt zu, werden. Wenn schon Freunde von Thomas zum Picknick nach Abbys Park gingen, dem größten Armenfriedhof Whitechapels, dann erster Klasse und auf der ersten Klasse. Die allerchristlichsten Armenfriedhöfe verfügten wie die Krankenhäuser Londons über drei Klassen. In der Ersten wurde aufwendiger Pomp betrieben, in der Zweiten klasse wenig auffallende Bürgerlichkeit angezeigt und in der dritten Klasse die Menschenknochen in Gebeingruben geworfen als sei die Pest zurückgekehrt. Genauso wie in den Krankenhäusern der Stadt auch. Die Beerdigung seines Freundes war schön gewesen viele Menschen, Thomas Hermes dachte mehr als eintausend hatten den Trauerzug von der Whitechapel High Street zum Friedhof begleitet. Leider bestand immer noch die Gefahr, dass er ins Gefängnis musste, sobald die ehemaligen Kollegen ernsthaft zu arbeiten begannen. Aber sie hatten genug mit den ehrlichen Menschen zu tun, die von Verbrechen betroffen waren, und Thomas hoffte, dass das so bleiben würde. Die Polizei würde hoffentlich einem Zuhälter nicht viel Aufmerksamkeit schenken. Das Gefängnis, diese Lektionen bestehend aus Unterrichtsfächern in schlechtem Essen und brutaler Prügelstrafe hatte er als zwölfjähriger gemacht und danach vermeiden können, obwohl er schon immer mit viel Geschick sein Geld verdiente, er hatte nach dieser Erfahrung auch seinen Namen geändert. Lag in der Familie lag im Nährboden lag am Klima in dieser Gegend. Andere gingen zur Schule und wurden Gentlemans und er ging in die harte Schule der Gegend immer auf der Jagd nach dem gerade fehlenden Schilling. Die Buchmacherei gefiel ihm am besten, das Geld kam zu ihm zur Tür spaziert. Das war besser, als ein Polizist die Knochen hinzuhalten. Die Leute wetteten einfach auf alles, Ascot oder den Ausgang eines großen Gerichtsprozesses. Seine ganzes Leben lief Thomas Hermes bereits auf der scharfen Messerklinge, die über den Abgrund führte, er stürzte nicht ab aber er zerschnitt sich die Füße. Aber die Zeit war vorbei, er sollte nicht daran denken. Was war er jetzt ein Stiefelputz ein Bürger aus dem Eastend. Er konzentrierte sich auf die nächste Anzahl von Wintermänteln, mit etwas Grips konnte man es hier zu einem Vermögen bringen aber es wiederstrebte Thomas die Habenichtse zu bestehlen. Was hatte ein Mann außer seiner Ehre und seinem Kodex? Der Spinner hatte bei seinen Freunden eine Weihnachtssammlung gemacht und jede Menge alter Klamotten wurden gebracht. Er sollte den Plunder verkaufen und mit dem Geld endlich einmal ein paar Kohlen kaufen es war verdammt kalt im Büro. Dazu kam die Dummheit von dem Spinner im zweiten Stockwerk während der größten Kälte die Leute schlafen zu lassen, ohne Gegenleistung schlimmer noch er ließ ihnen auch noch Essen zukommen. Wenn er wenigstens einen Penny verlangen würde pro forma schließlich was machte es schon für einen Sinn ein Lodginghouse zu betreiben, wenn er kein Geld verdienen wollte. Selbst für eine Schlafstätte in einem Keller gefüllt mit Heu verlangten die Hauswirte zwei Pence. Als die Tür aufging, blickte er mürrisch auf, aber sein Gesicht verwandelte sich sofort in die Maske von unbeholfener Manierlichkeit. Ein hoch aufgeschossener Gentleman trat in den Raum und schloss schnell die Türe hinter sich, um die bittere Kälte nicht hereinzulassen und steifte sich die Lederhandschuhe von seinen Fingern. Thomas Hermes sah sofort es war ein echter Gentleman. Den Rang die gesellschaftliche Stellung eines Menschen auf den ersten Blick einzuschätzen, war von Vorteil. Wenn man schon wegen Kinderkram an den Galgen konnte, dann sollte sich das Risiko auch Lohnen fand Thomas Hermes der gefallene Polizist. Walter trug einen einfach geschnittenen unauffälligen Übermantel. Ein Anzug aus gutem Tuch, keine grelle Farben, so wie es die Westender im Augenblick bevorzugten. Er selber, Thomas Hermes bevorzugte grellfarbene Kleidung und Zylinderhüte hoch wie Fabrikschlote der Gaswerke in Hackney. Diesen Mann in der Tür schätzte er als geborenen Gentleman ein, oberes Bürgertum, gute Familie, und weil der älteste Bruder die Fabrik leitete, war er wohl ein Gelehrter geworden. Vielleicht ein Bibliothekar im britisch Museum. Er hatte etwas Asketisches an sich. Gute teure Kleidung, distinguiert und ein Benehmen als gehöre ihm die Welt. So als sage er allein mit dem stolz gereckten Kopf, vielleicht haben sie es nicht gewusst aber die Luft, die sie atmen ist, meine. Aber machen sie ruhig weiter damit mein Junge.

»Guten Morgen, Sir«, begrüßte Thomas Hermes ihn unterwürfig. Die geneigte Kopfhaltung sprachen den Augen zum Hohn denn seine Augen katzbuckelten vor niemanden, seine Augen konnten nicht lügen. »Was kann ich für Sie tun kommen Sie um eine Spende? Ich sage Ihnen gleich mit Wintermänteln sind wir eingedeckt, was uns helfen wird, sind entweder Bares auf die Kralle oder Essen oder Kohlen.«

»Guten Morgen. Sagen Sie ihrem Herren Walter Littelwood, hätte ihn gerne einen Augenblick gesprochen.«