Mut-Gedanken für jeden Tag 3-2024 - Thomas Wöhl - E-Book

Mut-Gedanken für jeden Tag 3-2024 E-Book

Thomas Wöhl

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Beschreibung

Wir dürfen mehr sehen und entdecken, als die Wirklichkeit auf den ersten Blick preisgibt. Mehrdeutig im guten Sinn ist das, was wir Realität nennen ... Sie braucht ihre Deuter, Dichter und Denker. Damit ihr Mehrwert nicht verloren geht. So ist es auch mit dem Glauben ... Er braucht das Denken, Deuten und Dichten der Worte der Bibel. Damit er an dem Mehrwert der Wirklichkeit nicht vorbeigeht. Das kann uns Mut geben, mit Widersprüchen zu leben.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Träumen hilft

2. Das unendlich Unsichtbare

3. Gottes Namen

4. Worte

5. Krieg in der Ukraine

6. Frieden lernen

7. Träume, die wir der Welt schulden

8. Draußen vor dem Tor

9. Bleibe bei uns

10. Gott soll drin sein

11. Am Anfang war das Staunen

12. Geh aus mein Herz

13. Furcht vor Regentropfen

14. Kraftvoll und leicht

15. Gott nah und fremd

16. Wir sind eingeladen

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VORWORT

Es geht mir darum, Mut zu machen, biblisch kennen wir: „Fürchte dich nicht“. Der Gedanke, dass diese Aussage 365-mal in der Bibel steht, für jeden Tag des Jahres ein Mal, gefällt mir, auch wenn ich es nicht überprüft hab. Der „Philosoph“ Janosch, ein Kinderbuchautor, sagt: Mut müsst ihr haben, ganz viel Mut. („Hasenkinder sind nicht dumm“). Das macht das Leben leichter.

Bei den kurzen Andachten gehe ich von einem Bibelwort aus und schlage eine Brücke in unsere Zeit. Ursprünglich waren die Andachten als Telefonandachten eingesetzt.

„Ein gutes Wort am Telefon“ gibt es nicht mehr. In Zeiten von Corona bedingten Einschränkungen wurde diese Aktion im Kirchenkreis Kirchhain (Evangelische Landeskirche von Kurhessen-Waldeck) ins Leben gerufen. Jeden Tag konnten Menschen rund um die Uhr anrufen und bekamen dann „ein gutes Wort am Telefon. Dieses Angebot wurde jeden Tag von 100 bis 150 Menschen genutzt.

Ich heiße Thomas Wöhl und bin Prädikant, das heißt, ich darf ehrenamtlich alle Aufgaben übernehmen, die sonst ein Pfarrer oder eine Pfarrerin wahrnimmt. An der Aktion „Ein gutes Wort für jeden Tag“ hatte ich mich beteiligt.

Mir gefiel es, über das Medium Telefon noch mehr Menschen und ganz anders erreichen zu können.

Die Aktion ist eingestellt, aber meine Beiträge habe ich gesammelt, so gibt es die Möglichkeit, hier die Gedanken und Andachten nachzulesen. – Die einzelnen Beiträge sind in sich abgeschlossen, so dass nach Belieben „gestöbert“ werden kann.

Mit den Mut-Gedanken für jeden Tag, Band 1 und Band 2, liegen erste Teile vor. Der 3. Band ergänzt die Andachten. Hier ist die Kirchenjahreszeit von Epiphanias bis zu den ersten Sonntagen der Trinitatiszeit in den Blick genommen.

Einige Anregungen habe ich aus den Predigtmeditationen im christlich-jüdischen Kontext, andere sind durch Gespräche oder Lektüre zu mir gekommen und fließen mit ein, ganz im Sinne von Fulbert Steffensky „Geschichten gehören nicht denen, die sie schreiben, noch denen sie erzählen, … Geschichten gehören denen, die sie brauchen können.“ Wenn ich ein Gebet von anderen direkt übernommen oder mich habe bewusst inspirieren lassen, ist es entsprechend in einem Verweis angegeben.

Das Thema der Andacht, eine entsprechende Bibelstelle und das Datum, wann die Andacht zu hören war, ist jeweils angegeben. Wenn ich auf Bilder oder nicht so bekannte Lieder verweise, ist jeweils ein QR-Code integriert, der hör- oder sichtbar macht.

Viel Freude beim Entdecken.

Thomas Wöhl

1. TRÄUMEN HILFT

6. Januar 2022 – Matthäus 2,1-12

Die Weihnachtsgeschichte ist brutal ...: Zuerst findet das junge Paar keinen Platz in der Herberge, dann wird das frisch geborene Kind in einem Stall oder einer Höhle in eine Krippe gelegt ... stellen wir uns nur mal vor, einem Paar heute würde es so ergehen: sie erwarten ein Kind und es gibt keinen Raum... –

Gott sei Dank, dass wir Krankenhäuser haben...

In Bethlehem geht es brutal weiter, es gibt zwar Geschenke von den Weisen oder den Königen, ... aber dann, so schreibt es Matthäus im 2. Kapitel seines Evangeliums, droht Gefahr von König Herodes.

Der fühlt sich von dem neugeborenen König, dem Kind in der Krippe, bedroht ... Ein neuer König – das ist einer zu viel ... Wer die Macht hat, will sie allein.

Wer oben ist, will oben bleiben ... meist durch

Macht und Lüge,

Macht und Intrige,

Macht und Gier,

Macht und Hinterhältigkeit –

all das hat lange Tradition unter Menschen ... ist gesättigtes Erfahrungswissen von uns allen, all das wird uns hier wie in einem Brennspiegel vor Augen geführt ... Es ist unsere Welt, die beschrieben wird ... Es sind unsere Erfahrungen.

So also ist die Welt ... so ist das Leben ... Die Weihnachtsgeschichte ist eine Geschichte von unserem Leben und aus unserer Welt.

Die Weisen aus dem Morgenland, so die Order des Herodes, sollen den neugeborenen König finden und dann nach Jerusalem zurückkehren und Herodes berichten...

Manchmal gibt es kleine Hoffnungszeichen, wenn kleine und große Halunken überführt und sogar bestraft werden ... wenn sich Menschen allein oder in einer Gruppe wehren gegen Machtmissbrauch in Kirche und Gesellschaft ... oder sich gegen Fremdenfeindlichkeit stellen ... für Menschen auf der Flucht einsetzen.

Die Bibel macht Hoffnung, sie erzählt, wie es mit den Weisen aus dem Morgenland weitergeht: (Matthäus 2, 1-12, BasisBibel)

Gott befahl ihnen im Traum: „Geht nicht wieder zu Herodes!“ Deshalb kehrten sie auf einem anderen Weg in ihr Land zurück.

Hier ist eine Geste der Hoffnung,

der Hinweis auf Erlösung.

Der Traum der drei Könige.

Drei gekrönte Häupter unter einer Decke.

Eine nächtliche Pause, bevor es zurückgeht ins Spiel der Macht.

Von Herodes kommen sie her,

angebetet haben sie das Kind,

zu Herodes sollen sie zurück.

Das ist der Deal.

Jetzt aber schlafen sie.

Ruhen sich aus.

Eingehüllt in eine Decke.

Schützend … geborgen.

... in unendlicher Sanftheit kommt ein Engel.

... lässt zwei der Könige weiterschlafen.

gönnt ihnen die Ruhe.

Behutsam und leise weckt er den obersten König.

Nur er hat die Augen geöffnet.

Sanft berührt der Engel, mit nur einem Finger, die einzig freie Hand, den Ringfinger des Königs.

Mit der anderen Hand weist er auf den Stern, der den rettenden Umweg zeigt.

Eine Berührung von unendlicher Sanftheit.

Nichts Lautes,

nichts Brutales,

keine brachiale Rettungsaktion,

kein Blitz,

kein Donner,

keine Rache für die Opfer.

Der Engel bleibt diskret im Hintergrund…

lässt alles in der Schwebe.

Aber er gibt den rettenden Hinweis...

weist in den Himmel und berührt sanft den Menschen.

So vermittelt der Engel zwischen Himmel und Erde,

zwischen Rettung und Intrige,

zwischen Erlösung und Kindermord.

So also denkt die Bibel göttliches Eingreifen in menschliches Machtgebalze:

diskret,

im Hintergrund.

Gegen die Brachialität der Macht … die Sanftheit des Engels,

gegen das menschliche Machtgetöse am Tage … ein rettender Traum in der Ruhe der Nacht, ...

gegen die Verletzungen durch Intrigen und Gehässigkeiten – eine heilsame Berührung durch den himmlischen Boten...

Vielleicht ist uns das auf den ersten Blick zu wenig ... Vielleicht wäre es uns lieber, Gott hätte den drei Weisen den Auftrag gegeben, Herodes ultimativ um die Ecke zu bringen ... oder Gott hätte zumindest den Kindermord durch direkte machtpolitische Intervention verhindert.

Manchmal hätten wir das wohl gerne: Dass Gott direkt eingreift ... Wir fragen uns: Warum hat Gott das Böse nicht verhindert? – Warum ist er dem Bösen nicht in die Arme gefallen? –

Gott ist anwesend, ... aber nicht lautstark ... er greift nicht gewaltsam ein ... Davon erzählt diese Geschichte...

Erlösung und Hoffnung kommen anders als erwartet in die Geschichten unserer Welt: ...

leise,

Wer die zarte Berührung durch Gott spürt,

nachts im Traum, wenn er nichts dazu tun kann,

schlafend, ... wo wir uns entzogen sind,

orientierend, ... wo wir uns verstrickt haben,

nichts vorschreibend, ... aber auf Rettung hinweisend,

ein solcher Mensch wacht auf,

entdeckt den rettenden Stern,

meidet die Machtspiele des Tages,

weicht aus,

geht behütet auf anderen Wegen durchs Leben.

Vielleicht auf Umwegen,

aber berührt und geweckt vom himmlischen Boten.

Zu sehen ist diese Szene in Autun in Burgund, an einem Säulenkapitell der Kathedrale Saint-Lazare... (QR-Code)

Ganzjährig erinnert die Darstellung daran, dass Weihnachten so brutal ist wie das Leben ... und dass Gott in unendlicher Zartheit eingreift, auch wenn die Welt noch so gottlos wirkt ... dass himmlische Boten unseren Gang durch diese Welt auf gute Wege lenken, ihn begleiten ... und uns bewahren. –

Ich weiß nicht, ob du und Sie viel träumen ... aber wir können die Welt anders träumen, ... wir dürfen Mut haben zu verändern, zu gestalten ... womöglich beginnt alles mit dem Blick auf andere Menschen: das Gute im anderen zu sehen, ... die Zeit und das Erleben mit anderen als kostbar anzunehmen ... als Geschenk...

Gott stärke uns in dieser Hoffnung und mache uns wach und aufmerksam für die Stille und Sanftheit seines Seins und seiner Berührungen. – Amen.

2. DAS UNENDLICH UNSICHTBARE

23. Januar 2022 – Johannes 4,46ff.

Wenn unser Leben aus dem Gleichgewicht gerät, brauchen wir Mitgefühl, … jemanden, der Anteil nimmt. – Das gilt für alle Krisen, auch für Krankheiten ... Eckhart von Hirschhausen schreibt in einer Kindheitserinnerung: „Wenn ich als Kind hingefallen war, tröstete mich meine Mutter. Sie pustete und sprach die magischen Worte: «Schau mal, mein Kind, da fliegt das Aua durchs Fenster!» Und ich habe es wirklich fliegen sehen. Sogar durch geschlossene Fenster.“1

Mitgefühl wirkt und hilft, … „Manchmal braucht es nur jemanden, der dich einfach in den Arm nimmt und pustet!“ Das hilft auch jedem Erwachsenen, der „an die Flugfähigkeit von Schmerz nicht mehr glauben kann oder mag.“ –

Sehr ähnlich und doch anders erzählt der Evangelist Johannes im 4. Kapitel wie Jesus hilft, auch wenn er nicht pustet...

Das Kind eines königlichen Beamten hat „hohes Fieber in einer Krankheit, die zum Tode führen wird“ ... Der Vater lässt sein sterbendes Kind in seinem Landhaus am See Genezareth versorgen und sucht Jesus im Gebirge in Kana auf, wo dieser Monate zuvor Wasser zu Wein verwandelt hatte ... Das war auf einer Hochzeit, einem feucht-fröhlichen Gelage, … doch nun kämpft er gegen die Tränen angesichts einer drohenden Grablegung ... In so einer Situation Hilfe zu holen mit einem berg