Mut zur Veränderung - Klaus Muth - E-Book

Mut zur Veränderung E-Book

Klaus Muth

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Beschreibung

Veränderungen gehören zum Leben einer Kita. Und doch wird Veränderung oft als Bedrohung wahrgenommen. Das ist einerseits verständlich, weil sich Veränderung auf die Arbeitsstrukturen und die Kultur einer Organisation auswirken und deswegen oft gewohntes zurückgelassen werden muss. In jedem Abschied steckt allerdings immer auch eine Chance. Und je besser ein Veränderungsprozess gestaltet ist, umso lustvoller werden auch die Beteiligten den Weg der Veränderung mitgehen. Dieses Buch hilft, Entwicklungsprozesse gut zu gestalten.

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Mut zur Veränderung

Blick winkel

für pädagogische Fachkräfte

Blickwinkel für pädagogische Fachkräfte

#Inspirationen#Atempausen#Impulse #Perspektiven#Reflexion#Vielfalt

Mut zur Veränderung

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2021

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Gesamtgestaltung: Sabine Ufer Verlagsherstellung, Leipzig

Umschlagillustrationen und Gestaltungselemente im Innenteil: © TarikVision-­GettyImages1295605345

E-Book-Konvertierung: Newgen Publishing Europe

ISBN E-Book (EPUB) 978-3-451-82456-2

ISBN E-Book (PDF) 978-3-451-82455-5

ISBN Print 978-3-451-38780-7

Inhalt

1.Entwicklung ist Veränderung.

2.Die Lust zur Veränderung wecken.

Wachsam sich selbst führen.

Veränderung im Team-Alltag leben.

Eine Veränderungskultur in der Einrichtung schaffen

Positiv denken: Weiterentwicklung als Chance erkennen

3.Weiter und breiter denken

Die ganze Einrichtung in den Blick nehmen

Die Zukunft in den Blick nehmen.

Schwerpunkte setzen: Das Wesentliche vom Unwesentlichen trennen

Anforderungen und Ziele definieren.

Lösungsideen entwickeln

Lösungsideen bewerten

Den Entscheidungsprozess gut gestalten

4.Mitarbeitende in Veränderungsprozessen führen.

Begeisterung wecken: Aus Visionen Kraft und Motivation schöpfen

Emotionen und Widerstände

Aus Betroffenen Beteiligte machen

5.Veränderungsprozesse als Projekt verstehen.

Projekte und Projektmanagement

Das Veränderungsprojekt planen und umsetzen

Klassisch? Agil? Oder beides?

6.Selbstführung im Veränderungsprozess

Rolle und Aufgabe von Führung

Resilienz und Konflikte

Aus einer inneren Freiheit heraus handeln

7.Integration der Veränderung

Controlling und Feedback als Elemente der (Nach-)Steuerung

Erfolge würdigen und feiern

Durchatmen: Die Einrichtung zur Ruhe kommen lassen

Literatur

1. Entwicklung ist Veränderung

Kindertageseinrichtungen sind zunehmend Veränderungen ausgesetzt. Und das ist gut so, denn die Kitas sind stärker in den gesellschaftlichen Fokus gerückt und werden heute mehr denn je als wesentliches Element unseres Bildungssystems wahrgenommen. Darin stecken zugleich aber auch Herausforderungen. Denn nicht nur die Ansprüche und Erwartungen an die Einrichtungen und die Professionalität der pädagogischen Fachkräfte sind gewachsen, auch das Umfeld ist wesentlich komplexer geworden.

Unter den aktuellen Bedingungen eine Kita zu leiten erfordert hohe Professionalität. Es sind ja nicht nur die Mitarbeitenden, der Träger und die Eltern als Kundengruppen, sondern es gibt viele weitere Interessengruppen, die Erwartungen und Anforderungen an Sie und Ihre Einrichtung stellen und damit Ihr Handeln bestimmen. Und auch diese Anforderungen und Erwartungen verändern sich. Gleichzeitig wird die pädagogische Arbeit beeinflusst von gesellschaftlichen Entwicklungen, dem Arbeitsmarkt, sich verändernden gesetzlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Darüber hinaus müssen Leitung und Mitarbeitende auf neue pädagogische und politische Entwicklungen reagieren.

Aber nicht nur Einflüsse von außen führen zu Veränderungen in der täglichen Arbeit. Oft sind es auch innere Einflüsse wie neue Erkenntnisse, Erfahrungen oder eine andere Sicht auf die Struktur, die den Wunsch nach oder die Notwendigkeit von Veränderungen entstehen lassen.

Veränderungen helfen, eine Organisation weiterzuentwickeln. Diese Entwicklung ist wichtig, weil Sie „mit der Zeit gehen“ müssen. Denn nur zeitgemäße Organisationen sind attraktiv und bestehen im Wettbewerb. Und dieser findet auf verschiedenen Ebenen statt: In welcher Einrichtung wollen die Eltern ihre Kinder betreut wissen? In welcher Einrichtung möchten junge Menschen eine Ausbildung absolvieren und Fachkräfte (an denen es derzeit sowieso mangelt) arbeiten? Welche Einrichtung bekommt ein neues zukunftsfähiges Angebot? Welche Einrichtung wird wie finanziert?

Bitte überlegen Sie: Was sind aus der Perspektive der

Kinder, die Sie betreuen,

Eltern, die einen Betreuungsplatz suchen,

jungen Menschen, die einen Ausbildungsplatz suchen,

Fachkräfte, die einen neuen Arbeitsplatz suchen,

Organisationen, die Fördergelder geben (Kommunen, Stiftungen),

Kriterien für eine attraktive Einrichtung?

Versetzen Sie sich bei Ihren Überlegungen nacheinander in die Perspektive der jeweiligen Personengruppe.

Veränderungen gehören also zum Leben einer Organisation. Und doch wird Veränderung oft als Bedrohung wahrgenommen. Das ist einerseits verständlich, weil sich Veränderung auf die Arbeitsstrukturen und die Kultur einer Organisation auswirken kann und deswegen oft Gewohntes zurückgelassen werden muss. In jedem Abschied steckt andererseits auch immer eine Chance. Und je besser ein Veränderungsprozess gestaltet ist, umso motivierter und freudvoller werden auch die Beteiligten den Weg der Veränderung mitgehen.

Für das Gelingen eines Veränderungsprozesses sind drei Dinge wichtig:

1.Freude und Leidenschaft bei der Führungskraft genauso wie bei den Mitarbeitenden, um trotz aller Bedenken, Sorgen und Emotionen motivierend und motiviert den Prozess zu gestalten und zu erleben,

2.ein Verständnis dafür, was in einem Veränderungsprozess passiert, sowie

3.das nötige Handwerkszeug für die Planung, Gestaltung und Durchführung.

Dieses Buch soll Ihnen helfen, Entwicklungsprozesse gut zu gestalten. Als Leitung und Führungskraft sind Sie für diesen Prozess in besonderer Weise verantwortlich. Deshalb werde ich Sie im Folgenden durch die Phasen eines Veränderungsprozesses begleiten und Sie mit Wissen, Methoden und konkreten Tipps dabei unterstützen, solche Entwicklungsprozesse gut einzuleiten, zu planen und umzusetzen. Ich will Ihnen zeigen, wie es gelingen kann, mit zunächst kleinen Schritten im Alltag und dann mit immer größeren Schritten Ihre Kita zu verändern und damit weiterzuentwickeln. In den „Theorie-Praxis-Dialogen“ zu jedem Kapitel werden wir diese Schritte gemeinsam ganz konkret entwickeln.

2. Die Lust zur Veränderung wecken

Der größte Feind der Veränderung ist die Gewohnheit. Wenn es Ihnen gelingt, im Kita-Alltag immer wieder Gewohnheitsmuster zu durchbrechen, schaffen Sie bereits eine erste kleine Basis dafür, dass Ihre Mitarbeitenden offen für Abwechslung sind. Sie sind dann eher dazu bereit, sich auf etwas Neues einzulassen.

Natürlich sind Gewohnheiten und Beständigkeit gerade in einer Kindertageseinrichtung von großer Bedeutung. Denn sie geben Halt und Sicherheit, dürfen allerdings nicht zu Bequemlichkeit führen. Deshalb ist es wichtig, dass Ihre Einrichtung beweglich bleibt und sich permanent weiterentwickelt. Für die Leitung bedeutet das, immer wieder genau auf die Balance zwischen Bewahren und Verändern zu achten.

Die folgenden Leifragen können Ihnen und Ihrem Team dabei helfen, diese Balance zu finden:

Welche Werte leiten uns in unserem Handeln und in unserer Entwicklung? Welche hindern uns darin?

Wo reiten wir tote Pferde, investieren also Zeit und Kraft in Aufgaben und Arbeiten, die uns weder unseren Zielen näherbringen noch den Kindern nützen?

Welche Gewohnheiten hindern uns in unserer (Zusammen-) Arbeit, welche fördern sie?

Die Weiterentwicklung der Mitarbeitenden, insbesondere im Hinblick auf Verständnis und professionelle Haltung, ist neben der fachlichen Entwicklung ein zentrales Element der Personalentwicklung. Und zugleich eine der wichtigsten Führungsaufgaben. Damit sind Ihr Führungsverhalten und Führungshandeln schon erste Erfolgsfaktoren dafür, dass es gelingt, eine veränderungsbereite Organisation zu schaffen. Und diese Veränderungsbereitschaft Ihrer Kita bzw. Ihrer Mitarbeitenden ist die Basis für gelingende Veränderungsprozesse.

Wachsam sich selbst führen

Wenn wir hier über Veränderung reden, dann geht es zuerst einmal nur um Sie. Um Sie ganz persönlich. Denn Ihre Grundhaltung hat Einfluss auf die Weiterentwicklung und Veränderung Ihrer Einrichtung. Und das unabhängig von Ihrer Rolle, Ihrer Aufgabe und Ihrer Position.

Bitte überlegen Sie:

Was bedeutet Veränderung für mich? Welche Gefühle verbinde ich damit?

Welche Chancen, welche Bedrohungen sehe ich in Veränderungen?

Was motiviert mich und macht mir Lust auf Veränderungen?

Wer oder was könnte mich in Veränderungsprozessen unterstützen?

Wenn Sie sich diese Fragen konsequent und immer wieder nicht nur stellen, sondern sie auch beantworten, ist das schon der erste Schritt einer Veränderung. Denn das bewusste Wahrnehmen einer Situation oder einer Veränderung und das Nachdenken darüber schärfen die Sinne. Und mit diesem neuen Bewusstsein können Sie dann ganz konkret über Veränderungen nachdenken.

Die folgende Übung kann Ihnen dabei helfen, immer wieder Ihre Situation zu betrachten, kleine Veränderungen mit sich zu vereinbaren und im Alltag umzusetzen:

Nehmen Sie sich einmal in der Woche kurz Zeit für eine Reflexion. Alles, was Sie dazu benötigen, sind 15 Minuten sowie drei kleine und eine große Murmel. Es können auch Muscheln, Kastanien etc. sein. Nun nehmen Sie die drei kleinen Murmeln in Ihre linke Hand. Betrachten Sie sie und suchen Sie für jede Murmel nach einem Erfolgserlebnis aus der vergangenen Woche. Haben Sie einer Murmel eine Situation zugeordnet, nehmen Sie sie in Ihre rechte Hand, betrachten Sie die Murmel eine Minute lang und freuen Sie sich über den Erfolg.

Abschließend nehmen Sie die große Murmel in die linke Hand. Überlegen Sie, an welcher Situation aus der vergangenen Woche Sie rückblickend gerne etwas ändern würden. Was werden Sie künftig anders machen, damit auch aus dieser Murmel eine Erfolgsmurmel wird? Schreiben Sie Ihre Gedanken auf.

Vielleicht haben Sie einen Platz in der Einrichtung, wo Sie die Murmeln gut sichtbar aufbewahren können, damit Sie die Zufriedenheit mit Ihren Erfolgen genauso wie Ihr Veränderungsziel durch die Woche bis zur nächsten Reflexion begleiten.

Mit dieser kleinen Übung erreichen Sie zwei Dinge: Sie nehmen die kleinen Erfolge aus der vergangenen Woche ganz bewusst wahr. Das gibt Ihnen die Chance, immer wieder zufrieden auf Ihr Handeln zu blicken und Erfolge sowie Gelungenes ganz bewusst wahrzunehmen und zu würdigen. Und zugleich haben Sie die Möglichkeit, immer wieder das Nachdenken über kleine Veränderung im Alltag zu verankern. Denn solche Reflexionen sind die Basis für Erkenntnisse und Veränderungen.

Tipp: Ich rate Ihnen, diese Übung in Ihren Alltag zu integrieren und einmal in der Woche auf Ihre Erfolge zu schauen. Nur Sie allein für sich. Ganz persönlich. Das kann das erste sein, was Sie montags zu Beginn der Arbeitswoche machen, oder das letzte am Freitagnachmittag. Wenn Sie im Kita-Alltag keine Zeit dafür finden, können Sie auch zu Hause einen regelmäßigen Termin mit sich selbst vereinbaren: zu einem fixen Zeitpunkt und ebenfalls einmal in der Woche. Sie werden sehen, dass diese Betrachtung hilft, auch sich selbst wachsam mit positiven Wahrnehmungen und Emotionen zu führen.

Darüber hinaus können Sie diese Übung in regelmäßigen Abständen in Teambesprechungen integrieren – als Einzelübung mit einem kurzen Blitzlicht am Ende zu den folgenden Fragen:

Welche Erfolge hatte ich in der vergangenen Woche? Was ist mir gut gelungen? Worauf bin ich stolz?

Welche Veränderung werde ich ganz persönlich in den nächsten vier Wochen umsetzen?

Aus der persönlichen Reflexion der einzelnen Mitarbeitenden können Sie Muster für das Handeln und Verhalten in Ihrer ganzen Einrichtung sichtbar machen, wenn Sie am Ende über die folgenden Fragen nachdenken:

Über welche Themen reden wir immer wieder?

Warum ist das so?

Was können oder müssen wir verändern, um diese Themen „zu lösen“?

Veränderung im Team-Alltag leben

Sie kennen sicher diese unhinterfragten Gewohnheiten und Rituale im Alltag. Sie sind wichtig, denn sie geben uns Sicherheit und Orientierung. Und doch haben sie auch ihre Grenzen. Denken Sie zum Beispiel an die Teamsitzungen in der Kita:

Haben alle ihre festen Plätze?

Sind die (Rede-)Rollen klar verteilt?

Läuft die Sitzung immer nach dem gleichen Muster ab?