Nachhaltig mit Kindern durch das Jahr - Melanie Evans-Eichhorst - E-Book

Nachhaltig mit Kindern durch das Jahr E-Book

Melanie Evans-Eichhorst

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Beschreibung

Der Titel "Nachhaltig mit Kindern durch das Jahr" enthält 24 nachhaltige Projektideen anhand derer pädagogische Fachkräfte in Kitas gemeinsam mit den Kindern BNE im Kita-Alltag ganz einfach und spielerisch integrieren können. Thematisch orientiert sich das Ganze am Jahreslauf, das heißt es finden sich pro Monat zwei Projektimpulse. Sehr praktisch, einfach umzusetzen, praxiserprobt und mit vielen Fotos, die ganz einfach zeigen, wie man das konkret macht.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 101

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In liebevoller Erinnerung an meine Mama,Iris Manuela Eichhorst (1962–2023)

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2024

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Covermotive: © goodmoments/Shutterstock; © Ovidiu/AdobeStock

Fotos: © Melanie Evans-Eichhorst

Coverkonzeption: Büro Jorge Schmidt, München

Umschlaggestaltung und Satz: Arnold & Domnick, Leipzig

Lektorat: Caroline Baumer, Freiburg

E-Book Konvertierung: Newgen publishing

Aus Umweltschutzgründen wurde dieses Buch ohne Folie produziert.

ISBN (Print) 978-3-451-39434-8

ISBN E-Book (EPUB) 978-3-451-83194-2

ISBN E-Book (PDF) 978-3-451-83197-3

Inhalt

Auf die Reise, fertig, los!

1 Bildung für nachhaltige Entwicklung

1.1 Was heißt nachhaltige Entwicklung?

1.2 Was macht Bildung für nachhaltige Entwicklung aus?

1.3 Entwicklung von Zukunftskompetenzen

1.4 Veränderung wagen

1.5 Familien mitnehmen

1.6 Kitas als Orte gelebter Nachhaltigkeit

1.7 Neue Reisegefährt:innen kennenlernen

2 Mit Kindern nachhaltig durch die Monate

2.1 Januar: Schnee und Eis

2.2 Februar: Karneval der Kulturen

2.3 März: Eierzeit

2.4 April: Der macht, was er will

2.5 Mai: Blütenwunder

2.6 Juni: grüner Fußabdruck im Sozialraum

2.7 Juli: Sonnenenergie pur

2.8 August: Wasserwelten

2.9 September: Kunst und Nachhaltigkeit

2.10 Oktober: Spielzeug im Überfluss

2.11 November: Was bedeutet Glück?

2.12 Dezember: Weihnachtswunder statt Weihnachtsplunder

3 Reisejournal

3.1 Aufbruch: Das nehme ich mit

3.2 Ausblick: Nachhaltigkeitsstrategie

Literatur

Autorinnenvita

Auf die Reise, fertig, los!

Liebe Leser:innen,

packen Sie Ihren Bildungskoffer und steigen Sie ein! Mit diesem Buch möchte ich Sie gemeinsam mit den Kindern Ihrer Kita zu einer Lernreise einladen. Dort werden Ihnen neue Denkanstöße und kleine und große Forschungsfragen sowie Geschichten dieser Welt für Ihre tägliche Arbeit begegnen.

Als pädagogische Fachkraft erleben Sie immer wieder aufs Neue, dass Themen wie Wasser, Boden und Freundschaft das Kita-Jahr prägen. Aber auch die verschiedenen Jahreszeiten sowie bestimmte Feste und Feiertage kehren immer wieder. Ob Fastnacht, Ostern, das Sommerfest, Geburtstage, Erntedankfest oder Weihnachten: Sie gehören zum festen Bestandteil der pädagogischen Arbeit und werden vielerorts durch weitere kulturelle Festtage ergänzt.

Wie wäre es, die Themen, die ohnehin zum Kita-Jahr gehören, mit dem Gedanken der Nachhaltigkeit zu verbinden? Da wir in einer sich rasant verändernden globalisierten Welt leben, bietet das Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung eine gute Grundlage, um sich zu reflektieren, weiterzuentwickeln und damit einen Beitrag zur Professionalisierung der pädagogischen Arbeit zu leisten. Lassen Sie sich darauf ein, begegnen Ihnen auf dem Weg inspirierende Ideen, Gedanken und Fragen der Kinder, ihrer Kolleg:innen und der Familien. Klingt diese Einladung zum Dialog nicht wunderbar?

Neben dem formellen Lernen nach dem Bildungsplan steht vor allem das informelle Lernen im Vordergrund. Um den Umgang mit natürlichen Lebensgrundlagen wie Wasser, Energie und Lebensmitteln zu ermöglichen, spielt das unmittelbare Erleben der Natur draußen eine elementare Rolle. Dabei gibt es vielfältige Möglichkeiten, die Themen gemeinsam mit den Kindern praktisch umzusetzen. Mit allen Sinnen unsere Umwelt erleben und spielerisch über das Verhältnis des Menschen zur Natur nachdenken: Dieses Abenteuer begeistert bereits die Jüngsten. Nutzen Sie den vollgepackten Bildungskoffer mit vielen unterschiedlichen Ansätzen und Impulsen auf den nächsten Seiten und starten Sie gemeinsam.

Manche Projektideen sind kurzweilig, andere wecken das Interesse der Kinder besonders, aber erst die Gruppe füllt sie mit Leben. Die Impulse im Buch stellen die Kompassnadel dar oder dienen als Landkarte, während die Kinder den Verlauf der Reise mit eigenen Ideen und neuen Fahrrouten bestimmen. Freuen Sie sich auf die Schätze und Erfahrungen, die die Kinder sammeln und über die auch Sie staunen werden.

Unser Reisekoffer

Eine schöne Kiste kann als Reisekoffer für das Kita-Jahr dienen. Dort hinein können die Kinder selbstständig Gegenstände, kleine Erinnerungen, Bilder oder Kritzelnotizen packen, die ihnen im Laufe des Jahres auf der Reise begegnen. Am Ende jedes Monats stellt die Kita die Koffer für Familien aus, wodurch sie einen Einblick in die Bildungsarbeit der Einrichtung erhalten.

Ansichtskarten und Mitbringsel

Zu einer großen Reise braucht es auch Fotos und Postkarten. Fachkräfte und Kinder können ihren Weg mit der Fotokamera dokumentieren und kleine Postkarten von den Ideen und Aktionen anfertigen, die sie während der Reise erleben. Die Dokumentation sollte dabei nicht als zusätzliche Pflicht angesehen werden, sondern als gemeinsames Erlebnis. Fachkräfte haben dabei die Aufgabe, ihren Perfektionismus aufzugeben und auszuhalten, dass die Andenken individuell von Kinderhänden gestaltet werden – nur so erhalten schon die Jüngsten die Möglichkeit, aktiv ihren Lernprozess mitzugestalten. Die kleinen Reiseberichte aus Postkarten, Bildern, Leporellos, Wandmappen, Plakaten oder Faltpostern usw., aber auch „Gegenstände und Erzeugnisse zum jeweiligen Thema dienen als Stütze oder Auslöser, um sich an erlebte Episoden zu erinnern und wieder abzurufen“ (Bildungsdirektion des Kantons Zürich o. J., S. 7). Eine gute Dokumentation unterstützt das autobiografische Gedächtnis von Kindern: „Das autobiografische Gedächtnis besteht aus erlebten Episoden. Diese punktuellen intensiven und bedeutsamen persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse können bei Bedarf abgerufen werden“ (ebd. S. 6).

Die Visualisierung unterstützt die Kinder zudem, neue Ideen zu entwickeln, und lässt das Reiseteam (Kita-Team) und seine Begleiter:innen (Familien) staunen. Die gesammelten Reiseberichte können am Ende in einer Ausstellung, zum Beispiel im Rathaus oder der nächsten Bücherei, ausgestellt werden.

Reisebericht des Kita-Teams

Auch die Erwachsenen können ihre Reise dokumentieren. Bevor Sie aufbrechen, nehmen Sie diese drei Fragen als Reisebegleiter ins Gepäck:

• Was heißt Nachhaltigkeit für mich persönlich?

• Was möchte ich auf dieser Welt hinterlassen?

• Was bedeutet für mich ein gutes Leben?

Schreiben Sie Ihre ersten Gedanken dazu auf. Während Sie dieses Buch lesen, können Sie diese ergänzen, erweitern oder über Bord werfen. Wo sind Sie am Ende der Reise angekommen (siehe Reisejournal, S. 86.)?

1 Bildung für nachhaltige Entwicklung

1.1 Was heißt nachhaltige Entwicklung?

Die Menschheit steht vor entscheidenden Weichenstellungen. Neben Fragen zur rasanten Digitalisierung und einer wandelnden Arbeitswelt, dem Erstarken nicht-demokratischer Regierungen sowie Spaltungstendenzen der Gesellschaft wird uns vor allem ein Thema die kommenden Jahre begleiten: der Umgang mit unseren Ressourcen. Klimawandel, Wasserknappheit, der Verlust der biologischen Vielfalt, die zum Teil unumkehrbaren Veränderungen der Böden und die Endlichkeit fossiler Energieträger sind globale Herausforderungen. Möchten wir allen Menschen auf der Welt ein menschenwürdiges Leben ermöglichen und dabei unsere natürlichen Lebensgrundlagen bewahren, müssen wir umdenken (vgl. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung 2023). Wie die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 (siehe S. 8) deutlich machen, beinhaltet das auch soziale Aspekte wie die Abschaffung der weltweiten Armut und des Hungers sowie die Schaffung von Chancengerechtigkeit (vgl. ebd.).

Was aber bedeutet „nachhaltige Entwicklung“ nun genau? Der Begriff begegnet uns seit einigen Jahren in unterschiedlichen Zusammenhängen. Da die inflationäre Nutzung ihn teilweise verwaschen hat, kehren wir zu seinem Ursprung zurück. Die Definition von „nachhaltiger Entwicklung“ geht auf den Brundtland-Bericht zurück, den die „Weltkommission für Umwelt und Entwicklung“ der Vereinten Nationen 1987 veröffentlicht hat. Darin heißt es: „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen“ (BMUV 2021). Es geht also darum, auch zukünftige Generationen und ihre Lebensgrundlage mitzudenken.

AGENDA 2030

Quelle: Vereinte Nationen/Engagement Global, https://www.17ziele.de/downloads.html

Die Grundlage der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie bildet die Agenda 2030 mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, kurz: SGDs). Sie wurden von den Vereinten Nationen entwickelt und 2015 von der Weltgemeinschaft unterzeichnet. Die Ziele geben einen Fahrplan vor, mit dessen Hilfe es gelingen soll, weltweit die ökologischen Herausforderungen zu meistern, aber auch die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, globale Krisen und Konflikte bei immer knapper werdenden Ressourcen dauerhaft zu überwinden (vgl. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung 2023).

Nachhaltige Entwicklung ist zugleich Aufgabe, Konzept und Prozess – und Bildung ist die „Voraussetzung und Bestandteil dieses Prozesses“ (vgl. Stoltenberg 2021, S. 5). Nur gehaltvolle Bildungs- und Denkansätze erlauben es uns, gemeinsam nach neuen Wegen zu suchen, um Generationengerechtigkeit herzustellen, ein würdiges Zusammenleben zu sichern, einen besonnenen Umgang mit der Natur zu leben und unsere Art des Wirtschaftens nachhaltig zu gestalten. Bereits Ende der 1980er-Jahre wurde Bildung deshalb als Schlüssel zur Entwicklung einer nachhaltigen Gesellschaft erkannt. Es folgten eine Reihe von internationalen Konferenzen, bei denen die Weltgemeinschaft die Rolle der Bildung immer wieder betont hat.

Mit dem Beschluss des Deutschen Bundestages im Jahr 2000 (BT 14/3319) wurde Bildung für eine nachhaltige Entwicklung schließlich als Leitbild und Aufgabe aller gesellschaftlichen Gruppen und Altersgruppen in Deutschland definiert. Seit 2010 findet sich Bildung für nachhaltige Entwicklung außerdem in den Bildungsplänen einiger Bundesländer.

Seit 2015 hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Federführung für die UNESCO-Programme, aktuell das Weltprogramm BNE 2030, übernommen (vgl. BMBF o. J.). Für die Koordinierung wurde die Nationale Plattform für Bildung für nachhaltige Entwicklung ins Leben gerufen. Diese verabschiedete im Jahr 2017 den „Nationalen Aktionsplan BNE“, der die strukturelle Verankerung der Bildung für nachhaltige Entwicklung in die Bildungslandschaft fördern soll und sie „in den Curricula, Lehrplänen und Ausbildungsverordnungen sowie im informellen Lernen“ stärker implementieren möchte (ebd.).

An der Erarbeitung des Nationalen Aktionsplans haben sich auch Expert:innen der frühkindlichen Bildung beteiligt. Im hier entstandenen „BNE-Referenzrahmen für die frühkindliche Bildung“ (siehe Zukunftsbibliothek) werden die Bausteine formuliert, die notwendig sind, um Bildung für nachhaltige Entwicklung als Leitbild der pädagogischen Arbeit zu leben. Dabei dienen die Praxisindikatoren als eine Art Checkliste, die Träger und die Kita-Leitungen dabei unterstützen können, den Prozess umzusetzen. Der Referenzrahmen kann darum eine gute Grundlage darstellen, eine Nachhaltigkeitsstrategie in der Kita zu erstellen (siehe Kapitel 3.2).

ZUKUNFTSBIBLIOTHEK

• Der BNE-Referenzrahmen für die frühkindliche Bildung ist abrufbar unter: www.bildungsserver.de (Suche: Referenzrahmen frühkindliche Bildung)

• Michael Brodowski (Hrsg.) (2022): BNE in der Kita. Bildung für nachhaltige Entwicklung in Theorie & Praxis. Freiburg: Herder

1.2 Was macht Bildung für nachhaltige Entwicklung aus?

Bildung für nachhaltige Entwicklung kann „als pädagogische Antwort auf den Nachhaltigkeitsdiskurs“ (Langner 2007, S. 67) verstanden werden. Sie zeichnet sich dabei durch zwei wesentliche Merkmale aus: Zum einen unterscheidet sie sich „von der Umweltbildung ebenso wie von der entwicklungspolitischen Bildung durch einen breiteren und umfassenderen Ansatz, der ökologische, ökonomische und soziale Aspekte integriert“ (BMBF 2002, S. 4). Zum anderen möchte sie Menschen befähigen, die Zukunft aktiv zu gestalten. Indem die globalen Auswirkungen des Handelns mitgedacht werden, trägt man zu einer „ökologisch verträglichen, wirtschaftlich leistungsfähigen und sozial gerechten Umwelt“ bei (ebd.). Grundlage des Bildungsansatzes ist somit die Anerkennung der Menschenwürde sowie das Verständnis von Demokratie und Frieden sowie die Achtung von Gleichberechtigung und Toleranz. Sie alle lassen sich dauerhaft nur in Verbindung mit dem Schutz der Natur und natürlicher Ressourcen verwirklichen.

Quelle: Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren des Landes Schleswig-Holstein (2023), S. 7

Auf der theoretischen Ebene wissen pädagogische Fachkräfte heute sehr viel darüber, wie sie Bildungsprozesse so gestalten können, dass Kinder sich Kompetenzen, Wissen und Werte aneignen können. Aber wie lassen sich in der Kita-Praxis Themen wie Konsum, Ernährung, Wasserknappheit, Klimawandel, Gesundheit, Gerechtigkeit zwischen den Generationen, den Kulturen oder Geschlechtern mitdenken und konkret umsetzen? Auch wenn viele dieser Themen nicht neu sind, erfordern sie im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung eine neue Perspektive. Denn neu ist das Aufsetzen der Nachhaltigkeitsbrille, die uns Aspekte unserer Umwelt mehrdimensional betrachten lässt. Erst die Integration des komplexen, nachhaltigen Denkens in unserem Alltag macht es möglich, dass wir Bildung für eine nachhaltige Entwicklung als Leitbild verstehen und nicht als zusätzliches Bildungspaket ansehen.

Ein Instrument, das die Vielschichtigkeit unseres Handelns und von Konzepten offenlegt, ist das Nachhaltigkeitsviereck nach Stoltenberg (siehe links unten). Das Nachhaltigkeitsviereck kann für alle Themen und Fragestellungen angewandt werden. Es soll dabei unterstützen, komplexe Sachverhalte zu strukturieren und herunterzubrechen. Zusätzlich hilft es Fachkräften, die eigene Haltung zu reflektieren und neue Ideen zu entwickeln und zu dokumentieren. Am Beispiel des Themas „Umgang mit Spielzeug und Plastik“ wird deutlich, wie Fachkräfte anhand der vier Dimensionen das Thema Nachhaltigkeit in die Kita-Praxis bringen können (siehe Grafik, S. 12).