9,99 €
Jeden Tag suchen Millionen von Menschen bei Google Antworten – auf die kleinen, alltäglichen und auf die großen Fragen des Lebens. Besonders nachts werden bei Google die wichtigen und oft dramatischen Fragen gestellt: Werde ich manipuliert? Hat das Leben einen Sinn? Habe ich »die Eine« gefunden? Der Philosoph Stephen Law nimmt diese existenziellen Fragen ernst, die im Netz recherchiert werden, und nutzt die Weisheit von Platon, Kant, Kierkegaard und anderen großen Denkern, um unsere Sorgen und Unsicherheiten zu bewältigen. Ganz egal, was einen mitten in der Nacht in tiefste Verzweiflung treibt, dieses Buch klärt auch die brennendsten Fragen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 240
Buch
Jeden Tag suchen Millionen von Menschen bei Google Antworten – auf die kleinen, alltäglichen und auf die großen Fragen des Lebens. Besonders nachts werden bei Google die wichtigen und oft dramatischen Fragen gestellt: Werde ich manipuliert? Hat das Leben einen Sinn? Habe ich »die Eine« gefunden? Der Philosoph Stephen Law nimmt diese existenziellen Fragen ernst, die im Netz recherchiert werden, und nutzt die Weisheit von Platon, Kant, Kierkegaard und anderen großen Denkern, um unsere Sorgen und Unsicherheiten zu bewältigen. Ganz egal, was einen mitten in der Nacht in tiefste Verzweiflung treibt, dieses Buch klärt auch die brennendsten Fragen.
Autor
Stephen Law ist Philosoph, Wissenschaftler und Autor. Er hat etliche erfolgreiche Einführungen in die Philosophie für Erwachsene und Kinder geschrieben und unterrichtet an der University of London.
STEPHEN LAW
NACHTS IM INTERNET
Was Leute nach Mitternacht Google fragen, beantwortet von den größten Philosophen
Aus dem Englischen von Annika Tschöpe
Die englische Originalausgabe erschien 2019 unter dem Titel »What Am I Doing With My Life? Late night internet searches answered by the great philosophers« bei Rider, einem Imprint von Ebury Publishing, London.Alle Ratschläge in diesem Buch wurden vom Autor und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors beziehungsweise des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.
Deutsche Erstausgabe April 2022
Copyright © 2019 der Originalausgabe: Stephen Law
Copyright © 2022 der deutschsprachigen Ausgabe: Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Umschlag: UNO Werbeagentur GmbH, München
Umschlagmotive: FinePic®, München
Redaktion: Ralf Lay
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
KF ∙ IH
ISBN 978-3-641-26442-0V001Besuchen Sie den Goldmann Verlag im Netz
Für Taryn.
Einführung
1. Warum habe ich keine Freunde?
2. Warum hat mein Toast ein Gesicht?
3. Werde ich manipuliert?
4. Gibt es wirklich Gespenster?
5. Bin ich normal?
6. Komme ich in die Hölle?
7. Sollte man Kinder bekommen?
8. Muss ich sterben?
9. Warum kann ich das Leben nicht genießen?
10. Bin ich rassistisch?
11. Habe ich einen freien Willen?
12. Können manche Menschen wirklich hellsehen?
13. Kann man etwas »einfach wissen«?
14. Hat mein Leben eine Bedeutung?
15. Warum will sich niemand mit mir treffen?
16. Was ist Bullshit?
17. Liegen Verschwörungstheorien manchmal richtig?
18. Warum gibt es Religion?
19. Warum mag mich niemand?
20. Sollte man immer ehrlich sein?
21. Liegt Schönheit im Auge des Betrachters?
22. Warum ist die Welt so unzulänglich?
23. Wann fängt mein Leben endlich an?
24. Warum bin ich immer so wütend?
25. Wer bin ich?
26. Und wenn ich niemals Liebe erlebe?
27. Warum müssen gute Menschen leiden?
28. Warum bin ich nicht froh über das, was ich habe?
29. Was mache ich aus meinem Leben?
30. Habe ich mich richtig entschieden?
31. Warum ist das Leben so schwer?
32. Bin ich ein schlechter Mensch?
33. Und wenn ich scheitere?
34. Bin ich psychopathisch?
35. Bin ich ein guter Mensch?
36. Bin ich noch der gleiche Mensch wie vor zwanzig Jahren?
37. Warum lasse ich niemanden an mich heran?
38. Wie komme ich über Schicksalsschläge hinweg?
39. Sollte man sagen dürfen, was man will?
40. Wäre ewiges Leben wünschenswert?
41. Bin ich narzisstisch?
42. Bin ich perfektionistisch?
43. Ist Gewalt manchmal gerechtfertigt?
44. Habe ich den richtigen Menschen gefunden?
45. Ist die Welt nicht so, wie wir sie sehen?
Fazit: Mehr zum Thema
Dank
Anmerkungen
Endnoten
Wenn wir Menschen in früheren Zeiten nach einem langen Tag bei der Ernte, auf der Jagd oder am Webrahmen abends zum Himmel aufblickten, beschäftigten uns oft tiefschürfende Fragen. So dachten wir vielleicht über den Sinn des Lebens nach oder überlegten, ob es eine tiefere Bedeutung haben mochte. Wir grübelten darüber nach, was einen guten oder schlechten Menschen ausmacht, rätselten, warum auch gute oft leiden müssen, und zermarterten uns den Kopf, ob wir die richtigen Entscheidungen getroffen haben mochten.
Heutzutage, nach einem langen Arbeitstag im Büro, konsultieren wir spätabends eher das Internet und googeln das, was uns beschäftigt. Und erstaunlicherweise stellen wir dabei oft noch genau die gleichen Fragen.
Die Autovervollständigung der Internet-Suchmaschinen zeigt ziemlich deutlich, welche Fragen besonders häufig sind. Wenn Sie bei Google »Was soll ich mit …« eingeben, erscheint als erster Vorschlag: »Was soll ich mit meinem Leben anfangen?« Andere Vorschläge der Autovervollständigung lauten: »Sollte man Kinder bekommen?« oder »Komme ich in die Hölle?«.
Um derartige Fragen geht es in diesem Buch. Fast alle werden tatsächlich von Googles Autovervollständigung angeboten, und die meisten sind eher nachdenklich – Fragen, die wir uns meist dann stellen, wenn wir etwas Zeit zur Besinnung haben und Bilanz ziehen.
Einige davon sind ganz offensichtlich philosophisch und behandeln genau die Themen, mit denen sich schon sogenannte »große Denker« wie Sokrates, Aristoteles und Kant befasst haben. Aber auch bei Fragen, die auf den ersten Blick nicht philosophisch wirken, kann die Philosophie oft weiterhelfen. Manchmal macht eine eher philosophische Herangehensweise deutlich, was eigentlich hinter einer Frage steckt. Und wer das eine oder andere philosophische Argument oder Konzept kennt, kann gewisse Fragen häufig leichter beantworten.
In gewisser Weise dient dieses Buch der »Selbsthilfe«. Es zeigt, wie die Philosophie – in vielen Fällen auch die philosophischen Vorstellungen und Erkenntnisse der großen Denker – uns dabei helfen kann, selbst eine Lösung zu finden. Das Buch präsentiert Ihnen keine allgemeingültigen Erklärungen, die Ihnen das Nachdenken abnehmen. Antworten werden Sie nur mithilfe Ihrer eigenen intellektuellen und emotionalen Intelligenz finden, doch wenn Sie dieses Buch gelesen haben, wird Ihnen das hoffentlich viel leichter fallen. Es soll Ihnen dabei helfen, besser zu denken, indem es Ihnen philosophische Erkenntnisse, Denkanstöße und sinnvolle Abgrenzungen vermittelt, die auch in einem guten Einführungskurs im Philosophiestudium abgehandelt würden. Ich hoffe, Sie werden feststellen, dass die Philosophie im Alltag keineswegs überflüssig ist, sondern im Gegenteil außerordentlich nützlich sein kann, wenn es um die oft ernsten und wichtigen Fragen geht, die sich fast jeder Mensch von Zeit zu Zeit stellt.
Bei manchen Fragen versuche ich, eine Antwort zu geben (die Sie allerdings nicht unhinterfragt akzeptieren sollten: Bitte bilden Sie sich stets eine eigene Meinung!). In anderen Fällen werden Sie feststellen, dass ich keine überzeugende Antwort liefern kann. Oft gebe ich nur einige Hinweise, die Ihnen hoffentlich weiterhelfen. Sie können sich in jeder beliebigen Reihenfolge mit den Fragen befassen – ganz so, als ob Sie selbst danach googeln würden.
Stephen Law, Oxford
Fast jeder Mensch wünscht sich Freunde. Einige wenige mögen zwar Einsamkeit und Einsiedelei bevorzugen, doch den meisten ist Freundschaft sehr wichtig – manchen sogar wichtiger als alles andere. Der altgriechische Philosoph Aristoteles (384–322 v. Chr.) behauptete, ein Leben ohne Freunde sei nicht lebenswert. Freundschaft, so meinte er, sei »ein unentbehrliches Bedürfnis des Lebens. Ohne Freunde würde niemand, selbst nicht im Besitz aller Güter, zu leben wünschen«.1 Nach Epikur (341–270 v. Chr.), einem anderen Denker des griechischen Altertums, ist Freundschaft für das Glück unerlässlich: »Von allem, was die Weisheit für die Glückseligkeit des ganzen Lebens bereitstellt, ist der Gewinn von Freundschaft das bei weitem Wichtigste.«2
Woran kann es dann liegen, wenn man keine Freunde hat, und wie lässt sich das ändern?
Wenn Sie sich fragen, warumSie keine Freunde haben, kommen Ihnen vielleicht die verschiedensten Erklärungen in den Sinn. Naheliegend wäre zum Beispiel: »Habe ich keine Freunde, weil ich unsympathisch bin?« Dagegen spricht, dass viele eher unsympathische oder gar ziemlich furchtbare Menschen offenbar durchaus enge Freunde haben.
Eine bestimmte Art von unsympathischen Menschen – nämlich diejenigen, die Klatsch und Tratsch lieben und nur zu gern über andere lästern – findet oft sogar besonders leicht Freunde. Alice Roosevelt Longworth (die Tochter von Präsident Teddy Roosevelt) besaß angeblich ein Kissen mit dem aufgestickten Spruch: »Wenn Sie über andere nichts Nettes zu sagen haben, setzen Sie sich bitte neben mich.« Sozialpsychologen bestätigen, dass eine gemeinsame negative Einstellung zu anderen Verbundenheit stiften kann.3
Jugendliche, die eng miteinander befreundet sind, lästern oft besonders viel. Das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Gruppe wird gestärkt, wenn man zu Außenstehenden unfreundlich ist und diese ausgrenzt. Kurz gesagt: Auch wer sich unausstehlich verhält, kann durchaus Freunde haben.
Wenn jemand keine Freunde hat, liegt die Erklärung nahe, dass dieser Mensch nicht »unter Leute« geht. Wer sich niemals in Situationen begibt, in denen man Freunde finden kann, wird höchstwahrscheinlich keine haben. Allerdings kann man selbst bei einem gesunden sozialen Netzwerk und einem vollen Terminkalender das Gefühl haben, dass echte Freunde fehlen. Wahre Freundschaft, so meinen viele, ist mehr als ein paar Bekannte, die man regelmäßig trifft – im Verein, auf Partys oder bei anderen Veranstaltungen. Wenn uns das zu schaffen macht, wenn wir uns also auch in Gesellschaft anderer einsam fühlen, dann sollten wir vielleicht überlegen, was wahre Freundschaft für uns bedeutet.
Aristoteles unterscheidet drei Arten der Freundschaft, von denen zwei sehr weit verbreitet sind und die dritte deutlich tiefer geht.
Manche Freundschaften, so Aristoteles, beruhen auf dem Nutzen, den sie uns bringen. Sie bieten uns greifbare wirtschaftliche, politische oder andere Vorteile. So freunden wir uns bei der Arbeit unter Umständen mit Menschen an, die unsere Karriere fördern könnten. Solche Freundschaften, die einen Zweck verfolgen, sind nicht unbedingt verwerflich, sondern oft sogar für beide Seiten vorteilhaft: Eine Hand wäscht die andere.
Bei einer zweiten Art von Freundschaft steht nach Aristoteles die Lust im Vordergrund: Ich freunde mich mit Menschen an, die ich unterhaltsam finde, mit denen ich gern Sport treibe, trinken gehe oder Konzerte besuche, damit ich Spaß habe.
Laut Aristoteles sind diese ersten beiden Arten von Freundschaft oft vergleichsweise kurzlebig. Freundschaften, die auf Lust beruhen, richten sich danach, was uns Lust verschafft – und das kann sich durchaus ändern, vor allem in jungen Jahren. Wenn ich mich plötzlich weniger für Sport und mehr für Kartenspiele interessiere, wird sich mein Freundeskreis wahrscheinlich entsprechend ändern.
Diesen beiden ersten Arten der Freundschaft stellt Aristoteles eine dritte, tiefergehende Freundschaft gegenüber. Bei dieser tieferen Art lieben wir den anderen Menschen nicht, weil er für uns ein Mittel zum Zweck ist, sondern aufgrund seiner persönlichen Eigenschaften.Wir lieben diesen Menschen, weil wir seinenguten Charakter erkennen, da wir selbst einen guten Charakter haben. Und weil ein guter Charakter Bestand hat, meint Aristoteles, sind auch derartige Freundschaften von Dauer:
Die aber dem Freunde um seiner selbst willen Gutes wünschen, sind Freunde im vollkommenen Sinne, weil sie diese Gesinnung an sich, nicht mitfolgend, haben. Daher bleibt die Freundschaft zwischen solchen Menschen bestehen, solange sie tugendhaft sind. Tugend aber ist beständig.4
Natürlich will Aristoteles damit nicht ausschließen, dass solche Freundschaften gleichzeitig auch angenehm oder nützlich sein können: Das ist durchaus möglich. Auch wenn die Lust nicht der Zweck ist, können sie dennoch Lust verschaffen. Sie können auch nützlich sein. Aristoteles meint, dass Freunde der dritten Art uns einen Spiegel vorhalten, der ein ehrliches, ungeschöntes Bild zeigt und so dazu beiträgt, dass wir ein besserer Mensch werden.
Wenn Sie sich diese letzte Art der Freundschaft wünschen, dann müssen Sie ein guter Mensch sein oder werden und versuchen, andere gute Menschen zu finden. Eine gute Möglichkeit wäre zum Beispiel, sich für andere zu engagieren – etwa durch ehrenamtliche Arbeit. So klischeehaft es klingen mag: Wer Freunde finden will, muss sich »unter Leute« begeben.
Im Jahr 2004 wurde ein Stück Toast für 28 000 Dollar versteigert. Angeblich ist darauf das Gesicht der Jungfrau Maria zu sehen.
Es gibt tatsächlich Menschen, die diesen Toast für ein Wunder halten. Und erstaunliche Erscheinungen solcher Art sind gar nicht so selten: So gab es schon Mutter Teresa auf einem Brötchen, Jesus an einer Zimmertür und sogar auf dem Panzer eines Pfeilschwanzkrebses. Wie lassen sich solche unglaublichen Phänomene erklären?
All diese vermeintlichen Wunder sind auf die sogenannte Pareidolie zurückzuführen – die Angewohnheit unseres Verstands, vage, willkürliche Formen und Töne als Muster zu deuten (gr. pará [neben] und eídolon [Abbild]). Dass wir zufällige Formen besonders häufig für Gesichter und andere Menschen halten, ist seit Jahrhunderten bekannt. Der schottische Philosoph David Hume (1711–1776) stellte fest: »Es existiert eine allgemeine Neigung unter den Menschen, Außendinge sich selbst ähnlich zu wähnen. Wir sehen menschliche Gesichter im Mond, Armeen in den Wolken.«5
Ein besonders bekanntes Beispiel der Pareidolie betrifft den Planeten Mars. Im Jahr 2001 kreiste der Orbiter der NASA-Raumsonde Viking I um den Mars und machte Aufnahmen von seiner Oberfläche. Auf einem Foto aus der Region Cydonia ist etwas zu erkennen, das wie ein 240 Meter hohes und etwa drei Kilometer langes reptilienähnliches Gesicht aussieht.
Die NASA veröffentlichte dieses Bild mit dem Hinweis, es zeige eine »riesige Felsformation … die einem menschlichen Kopf ähnelt … wobei Schatten die Illusion von Augen, Nase und Mund schaffen«. Manche Menschen sahen in diesem »Marsgesicht« jedoch den Beweis dafür, dass es auf dem Planeten einst eine Zivilisation gegeben hat, und meinten, in der Nähe noch weitere künstliche Gebilde zu erkennen, unter anderem Pyramiden, die man für die Überreste einer alten Marszivilisation hielt. Die Wahrheit zeigten dann später die Aufnahmen anderer Raumfahrzeuge, auf denen deutlich wurde, dass es sich bei dem »Gesicht« lediglich um einen Hügel handelte, der aus einer bestimmten Perspektive zufällig wie ein Gesicht aussah.
Das Marsgesicht hat – genau wie Gesichter in Früchten, Klippen, Flammen oder Wolken – zwei Ursachen.
Zum einen treten in unserer Umwelt rein zufällig Formen auf, die an Gesichter erinnern. Das ist nicht weiter ungewöhnlich. Andere ähneln Hunden, Pferden oder auch Jesus. Wenn Sie an einem windigen Tag in die Wolken blicken, wird eine ganze Menagerie vorbeisegeln. Und zum anderen neigen wir offenbar dazu, zufällige visuelle Erscheinungen als Gesichter zu deuten. Eine wissenschaftliche Studie ergab: »Unsere Erkenntnisse legen nahe, dass der Mensch bei der Gesichtsverarbeitung meist deduktiv vorgeht, sodass Sinneseindrücke, die auch nur im Entferntesten einem Gesicht ähneln, als Gesicht gedeutet werden können.«6
Diese beiden Faktoren sind dafür verantwortlich, dass wir Menschen leicht Gesichter erkennen, wo es gar keine gibt – zum Beispiel auch auf diesem berühmten Toast.
Die Pareidolie kann auch die Hörwahrnehmung betreffen. So gibt es Menschen, die im Rauschen eines verstellten Radios die Toten sprechen hören. Derartige »Tonbandstimmen«, die man aus Horrorfilmen kennt, resultieren ebenfalls aus unserer natürlichen Neigung, Menschen und andere Akteure (Hunde, Außerirdische, Geister, Feen oder Götter) »wahrzunehmen«, die es gar nicht gibt. Die Kraft der Suggestion verstärkt diese Neigung: Wenn Sie überzeugend behaupten, in einem zufälligen Geräusch oder einer rückwärts abgespielten Schallplatte sei eine geheime Nachricht versteckt, werden viele andere diese Nachricht vermutlich ebenfalls »hören«.
Wie also lässt sich erklären, dass wir so oft Gesichter und Stimmen wahrnehmen? In seinem Buch Der Drache in meiner Garage beschreibt Carl Sagan dies als ein Produkt unserer Evolution.7 Ein Baby, das die Gesichter seiner Eltern erkennt, wird eher ins Herz geschlossen und damit besser gedeihen als ein Kind, das dazu nicht in der Lage ist. Wer im Gebüsch leicht ein menschliches oder tierisches Gesicht entdeckt, kann die Angriffe von Widersachern oder Raubtieren besser vermeiden oder abwehren. Wir erkennen deshalb besonders oft Gesichter, weil es unser Überleben und unsere Fortpflanzung gefährden kann, wenn uns Gesichter entgehen. »Sehen« wir dagegen ein Gesicht, das eigentlich gar nicht da ist, hat das meist keine schlimmen Folgen.
Ob die vorstehende Erklärung richtig ist oder nicht – es steht außer Frage, dass wir oft genug Gesichter entdecken und Stimmen hören, die es überhaupt nicht gibt. Das Toast-Gesicht ist nur ein ungewöhnliches Beispiel für diese seltsame Neigung.
Wie müssten wir vorgehen, wenn wir das Ziel hätten, die Ansichten anderer Menschen zu beeinflussen? Naheliegend wäre, ein gutes Argument für die Sichtweise zu liefern, von der wir andere überzeugen wollen.
Manchmal stützen sich unsere Argumente auf Beweise.Wenn ich möchte, dass Sie die Erde als Kugel sehen, die einst von Dinosauriern bevölkert war, könnte ich Ihnen eindrucksvolle Beweise dafür liefern, zum Beispiel dass Schiffe hinter dem Horizont verschwinden oder dass man entsprechende Fossilien gefunden hat.
In anderen Fällen können wir unsere Ansichten durch mathematische Berechnung oder Räsonieren beweisen. So könnte ich meinem Freund durch eine einfache Berechnung auf einem Bierdeckel zeigen, dass er mindestens 100 Fliesen von 30 mal 30 Zentimetern benötigt, um sein 9 Quadratmeter großes Badezimmer zu fliesen.
Eine dritte Methode wäre, jemandem das, was er glauben soll – zum Beispiel, dass eine Orange auf dem Tisch liegt –, einfach zu zeigen. Wenn ich mit den Worten »Schau mal, eine Orange!« auf die Frucht deute und der andere das Gleiche sieht, wird er mit ziemlicher Sicherheit glauben, dass dort tatsächlich eine Orange liegt.
Die Überzeugungen anderer Menschen können wir also beeinflussen, indem wir gute Gründe und Argumente liefern oder einfach direkt zeigen, dass etwas wahr ist. Allerdings gibt es noch weitere Möglichkeiten, die Ansichten anderer zu steuern. Sechs dieser Mechanismen sollen hier erläutert werden.
Die erste Methode ist Belohnung und Strafe.Eine freundliche Großmutter könnte versuchen, die Überzeugungen ihres Enkels zu beeinflussen, indem sie zustimmend lächelt, wenn er die »richtigen« Ansichten äußert, während sie die »falschen« mit einem Stirnrunzeln quittiert. Allerdings gibt es auch brutalere Varianten von Belohnung und Strafe: In totalitären Staaten kommt es vor, dass Menschen mit abweichenden Meinungen gefoltert oder gar getötet werden.
Eine zweite Möglichkeit besteht in der emotionalen Manipulation. Darauf setzen zum Beispiel Werbeschaffende, Sekten, Religionen und politische Parteien, wenn sie die Überzeugungen, zu denen sie andere veranlassen wollen, sehr positiv und verlockend darstellen, während nicht erwünschte Überzeugungen verstörend und beängstigend präsentiert werden.
Auch Wiederholung führt oft zum Erfolg. So werden junge Menschen mancherorts dazu angehalten, jeden Tag mit bestimmten Parolen oder Gesinnungsliedern zu beginnen, die den Anführer, das jeweilige politische System oder das Heimatland preisen. Viele Sekten setzen auf die mantraartige Wiederholung ihrer Glaubensgrundsätze. Das, was man oft genug repetiert, wird im Laufe der Zeit häufig zur Überzeugung.
Mit Zensur und Informationskontrolle lassen sich Überzeugungen ebenfalls beeinflussen. Wer bestimmte Ansichten unterdrücken will, sollte dafür sorgen, dass diese Ansichten niemals geäußert werden. Indem man Bücher aus Bibliotheken entfernt, Zeitungen zensiert und Andersdenkenden das Wort verbietet, lässt sich die Vielfalt der möglichen Überzeugungen einschränken.
Auch Isolierung und Gruppenzwang sind wirkungsvolle Mechanismen zur Beeinflussung von Überzeugungen. Sekten versuchen meist, neue Mitglieder zu isolieren, sie von ihrem bisherigen Freundes- und Familienkreis zu trennen und in eine neue Gruppe »wahrer Gläubiger« zu integrieren. Gruppenzwang kann sich enorm auf die Überzeugung des Einzelnen auswirken. Gerade bei Themen wie Politik und Religion fühlen sich viele Menschen wohler, wenn sie die Meinung von Freunden und Angehörigen teilen.
Zu guter Letzt kann man sich die Tatsache zunutze machen, dass der Mensch nicht gern unsicher ist, insbesondere wenn es um wichtige Themen wie Liebe, Sex, Tod und das richtige Verhalten geht. Es ist uns unangenehm, wenn wir nicht genau wissen, was wir tun sollen. Dieses Unbehagen nutzen Sekten und politische Regime oft zu ihrem Vorteil, indem sie Regeln für das Leben und den Glauben vorgeben, die sie als beruhigende, in Stein gemeißelte Gewissheiten präsentieren. Außerhalb des magischen Kreises der Gewissheit, so warnen sie, drohten Chaos und Finsternis.
Wir alle nutzen diese sechs Methoden mehr oder weniger intensiv, um die Überzeugungen anderer zu beeinflussen. So versuchen Eltern beispielsweise, die Ansichten ihrer Kinder zu prägen, indem sie dafür sorgen, dass der Nachwuchs den »richtigen« Umgang hat, während Kontakt zu Gleichaltrigen mit den »falschen« Überzeugungen erschwert wird. In den USA lassen viele Eltern ihre Kinder den Treueschwur, das Pfadfinderehrenwort oder das Vaterunser aufsagen. Oft halten sie ihren Nachwuchs nicht nur zu bestimmten Verhaltensweisen an, sondern fördern auch spezielle Überzeugungen: den Glauben an Gott oder den amerikanischen Traum, an Gleichberechtigung oder Demokratie oder irgendetwas anderes. Auch die Werbeindustrie verwendet diese Techniken, um uns dazu anzuhalten, bestimmte Produkte zu kaufen. Werbung setzt meist auf emotionale Manipulation und Wiederholung, liefert verschiedene Anreize und vermittelt nur sorgfältig ausgewählte Informationen.
Wann also müssen wir uns vorwerfen lassen, dass wir andere Menschen manipulieren? Ich würde sagen, das ist immer dann der Fall, wenn wir die Ansichten anderer nicht durch Argumente beeinflussen wollen, sondern dazu in erster Linie auf die genannten Techniken setzen. Interessant ist dabei: Diese Mechanismen funktionieren unabhängig davon, ob die Überzeugungen, die Sie vermitteln wollen, wahr oder falsch sind. Wenn Sie jemandem weismachen wollen, dass der Mond aus Käse besteht und nicht aus Stein und Staub, können Sie das ebenfalls mitZensur und Kontrolle, emotionaler Manipulation, Wiederholung und dergleichen erreichen. Politische Herrscher und Religionen setzen seit jeher auf diese Techniken, um Menschen von verschiedensten Unwahrheiten zu überzeugen.
Ein Appell an die Vernunft hat dagegen meist nur dann Erfolg, wenn Sie andere von der Wahrheit überzeugen wollen.Versuchen Sie nur einmal, mit stichhaltigen, wissenschaftlich fundierten Argumenten zu belegen, dass der Mond aus Käse besteht oder dass unten in Ihrem Garten Feen hausen. Das dürfte Ihnen ziemlich schwerfallen, weil diese Behauptungen eben nicht wahr sind. Natürlich ist nicht hundertprozentig garantiert, dass Vertrauen auf die Vernunft stets zur Wahrheit führt. Aber die Chancen stehen deutlich besser, wenn Sie alle Behauptungen einer rationalen Prüfung unterziehen.
Bei den sechs oben erläuterten Manipulationstechniken hat die Überzeugung des »Lehrers« stets Vorrang vor den Überzeugungen der »Schüler«. Für die Vernunft gilt das nicht, für sie zählt lediglich die Wahrheit. Wenn Sie also jemanden mit der Kraft der Vernunft überzeugen wollen, besteht die Gefahr, dass Ihr »Schüler« mit vernünftigen Argumenten aufzeigt, dass Sie selbst falschliegen. Dieses Risiko gehen manche selbsterklärte »Lehrmeister« lieber nicht ein.
Wenn nur diese sechs Mechanismen ohne jegliches rationale Argument zum Einsatz kommen, ist das immer negativ. Dann gründen sich unsere Überzeugungen nicht auf die Wahrheit, sondern auf die Interessen derjenigen, die sie beeinflussen.Im schlimmsten Fall kann das zu einer Gehirnwäsche führen. Kathleen Taylor, Neurowissenschaftlerin und Autorin von Brainwashing: The Science of Thought Control,meint dazu:
Ein besonderes Merkmal der Gehirnwäsche ist, dass sie immer gleich abläuft. Ob in einem Kriegsgefangenenlager, in der Zentrale einer Sekte oder in einer radikalen Moschee, die fünf Kerntechniken sind immer gleich: Isolation, Kontrolle, Unsicherheit, Wiederholung und emotionale Manipulation.8
Wenn wir uns nicht manipulieren lassen wollen, müssen wir erkennen, wann diese Techniken angewendet werden. Leider ist das nicht so einfach. Emotionale Manipulation und Gruppenzwang ziehen uns leicht in ihren Bann, ohne dass wir das richtig merken. Vielleicht meine ich, dass ich für Gleichberechtigung bin, weil mir klar ist, dass es dafür überzeugende Argumente gibt. Aber vielleicht füge ich mich damit auch nur dem Druck, den Wiederholung, emotionale Manipulation und Gruppenzwang auf mich ausüben. Mit der Ansicht, dass Männer mehr Rechte haben sollten als Frauen, würde ich bei meinen äußerst liberalen Freunden und Angehörigen sicherlich Stirnrunzeln ernten; vielleicht würde man mich sogar ausgrenzen.
Warum also glaube ich bestimmte Dinge? Und woher stammen Ihre Überzeugungen? Wie rational sind wir? Gut möglich, dass wir mit Sektenanhängern im Grunde mehr gemeinsam haben, als wir ahnen.
Wer sich diese Frage stellt, hofft oft auf eine beruhigende Antwort. Gemeint ist häufig: Bin ich normal, oder habe ich ein Problem, mit dem ich mich befassen muss? Die eigentliche Frage könnte beispielsweise lauten: Ist es normal, dass ich mich so schlecht fühle, mit der Rechtschreibung so schwertue, so großes – oder so wenig – Interesse an Sex habe oder dass gerade dort Haare sprießen?
Oft ist es sehr beruhigend, wenn man feststellt, dass man kein Freak ist, sondern ganz normal. In manchen Fällen möchte man jedoch lieber hören, dass man nicht normal ist. Wenn sich die persönlichen Schwierigkeiten mit einer medizinischen Ursache, einer Lernbehinderung oder etwas Ähnlichem erklären lassen, ist das für viele eine gute Nachricht. Wer sich mit dem Lesen und Schreiben quält, dürfte es eher positiv aufnehmen, dass diese Schwierigkeiten nicht normal sind, sondern auf eine Legasthenie zurückgehen.
Manchmal allerdings träumen wir sogar davon, nicht normal zu sein. Das gilt vor allem für Jugendliche. Sicher, nach außen hin wollen wir »normal« wirken, damit wir nicht auffallen und nicht ausgegrenzt oder gemobbt werden, besonders in der Schule. Doch gleichzeitig malen sich viele junge Menschen aus, dass sie nicht normal sind, sondern ein Superheld, ein Vampir, ein Werwolf oder von adeliger Herkunft.
Aber was genau bedeutet »normal«?
Viele Begriffe verwenden wir, ohne weiter darüber nachzudenken. Wir überlegen nicht lange, was genau damit gemeint ist. Wenn wir jedoch hinterfragen: »Aber was bedeutet dieses Wort genau?«, wird es uns oft sehr schnell viel zu philosophisch. Das gilt auch für die Frage, was »normal« ist. Deshalb möchte ich hier versuchen, genau festzumachen, was das Wort bedeutet und welche Schwierigkeiten es mit sich bringt.
Eine naheliegende Antwort wäre, dass ein Mensch normal ist, wenn er ungefähr dem Durchschnitt entspricht oder so ist wie die meisten anderen seiner Artgenossen. Unbestritten wird das Gewöhnliche oder Durchschnittliche oft als normal empfunden. Als normal gilt beispielsweise die Körpertemperatur, die im Durchschnitt bei den meisten Menschen zu messen ist: 36,9 Grad Celsius. Der normale IQ ist ein IQ, der nicht wesentlich vom Mittel abweicht.
Allerdings gibt es auch zahlreiche Beispiele, die gegen diese Definition von »normal« sprechen. So etwa rote Haare: Für den jeweiligen Menschen sind sie völlig normal und ganz natürlich, gleichzeitig jedoch auch ziemlich ungewöhnlich, denn nicht einmal 2 Prozent der Weltbevölkerung sind rothaarig.
Auf die Frage »Ist das normal?« müssen wir oft zurückfragen: »Wofür?« Ist es normal, wenn der Hals so lang ist wie die Beine? Für eine Giraffe durchaus. Aber auch für Säugetiere im Allgemeinen? Eher nicht, obwohl Giraffen ebenfalls zu den Säugetieren zählen. Ist es normal, rote Haare zu haben? Für einen Schotten? Zweifellos. Für einen Menschen an sich? Vermutlich schon. Für eine Person chinesischer Herkunft? Eher nicht. Selbst innerhalb einer bestimmten Kategorie lässt sich oft nicht klar benennen, was noch als normal zu betrachten ist. Bin ich normal, wenn ich zu einer Minderheit von 10 Prozent gehöre? Einer Minderheit von 1 Prozent? Von 0,01 Prozent? Es mag richtig sein, »normal« so zu definieren, dass keine deutliche Abweichung vom Durchschnitt oder der Mehrheit vorliegt. Allerdings ist eine Minderheit von 2 Prozent noch nicht ungewöhnlich genug.
Das Beispiel der roten Haare lässt sich auch auf eine andere Definition anwenden. Als »normal« gilt für uns offenbar auch das, was »in der Natur vorkommt« oder »natürlich« ist. Beim Friseur fragt man Sie vielleicht: »Ist das Ihre normale Haarfarbe?« Damit könnte gemeint sein: Ist das Ihre übliche Haarfarbe, die Sie meistens haben (ob gefärbt oder nicht)? Vielleicht aber auch: Ist das Ihre natürliche Haarfarbe (oder ist sie gefärbt?). Rotes Haar ist zwar ziemlich ungewöhnlich, aber die Haarfarbe kommt von Natur aus bei Menschen vor, anders als ein grelles Lila, das immer künstlich ist. Definiert man »normal« also als natürlich, dann sind rote Haare für den Menschen normal, wenn auch ungewöhnlich.
Der Begriff »normal« wird darüber hinaus noch auf andere Weise verwendet. Manchmal wollen wir damit ausdrücken, wie etwas sein sollte
Hin und wieder bekomme ich eine E-Mail, die mir Glück in Aussicht stellt, wenn ich sie an zehn Freunde weiterleite, und Pech, wenn ich das nicht tue. Solche Mailings berichten meist von dem schrecklichen Schicksal derjenigen, die sie nicht weitergeleitet haben. Obwohl derartige Mails bei mir direkt in den Papierkorb wandern, kann ich durchaus nachvollziehen, warum sie so fleißig geteilt werden. Sie verheißen Zuckerbrot und Peitsche, und selbst wenn Sie nicht recht daran glauben, mag Ihnen die Peitsche dennoch so furchteinflößend erscheinen, dass Sie lieber kein Risiko eingehen möchten. Wer nimmt schon bereitwillig in Kauf, zum Unglück verdammt zu werden?
Die Version von Zuckerbrot und Peitsche, die der traditionelle christliche Glaube vermittelt, ist noch unendlich viel beeindruckender. Wer aufrichtig an Jesus Christus glaubt, darf ewig leben. Wer das nicht tut, muss ewig in der Hölle schmoren.
Nach dem traditionellen Verständnis ist die Hölle wirklich außerordentlich unangenehm. Der heilige Augustinus von Hippo (354–430) kommt nach eingehender Prüfung verschiedener neutestamentlicher Texte zu dem Schluss, dass es sich bei der Hölle im wahrsten Sinne des Wortes um einen Feuersee handelt, in dem die Verdammten ewige Qualen leiden. Für den Fall, dass Sie sich nun fragen, wie man bei lebendigem Leib in einem Feuersee brennen soll, ohne dass sich der Körper in seine Bestandteile auflöst, hat Augustinus eine Antwort parat: Gott hält den Körper auf wundersame Weise unversehrt, damit die Sünder weiter leiden können:
Denn dass Leibeswesen auch im Feuer zu leben vermögen, in der Glut, ohne verzehrt zu werden, in der Pein, ohne zu sterben, habe ich oben schon zur Genüge dargetan; sie vermögen es durch Wunderwirkung ihres in jeder Hinsicht allmächtigen Schöpfers.13
Nicht alle christlichen Denker stellen sich die Hölle ganz so plastisch vor, sondern deuten sie vielmehr als Abwesenheit von Gott. Manche verstehen unter der Hölle eher psychologische als körperliche Qualen, glauben jedoch gleichermaßen, dass es sich dabei um das schlimmstmögliche Schicksal handelt, das uns widerfahren kann. Auch andere Religionen kennen einen Ort der Bestrafung jenseits des Grabes. Im Islam wird er Dschahannam