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Namibia feierte am 21. März 2015 sein 25-jähriges Bestehen als unabhängiger Staat, doch das Iwanowski Reisehandbuch Namibia gibt es bereits seit 33 Jahren: Ein Reiseführer, der älter ist als das Land, das er beschreibt? Wie ist das möglich? Michael Iwanowski bereiste Namibia bereits in den 1980er-Jahren, als Namibia noch von Südafrika verwaltet wurde. Auf Veranlassung des deutschen Außenministeriums veröffentlichte er 1983 - sieben Jahre vor der Unabhängigkeit - den ersten deutschsprachigen Reiseführer und begründete damit den gleichnamigen Verlag für individuelle Reiseführer. Seitdem entwickelt sich der "Klassiker im Ratgeberregal" stets weiter: Auf 612 Seiten finden Urlauber ausführliche Infos zu mehrwöchigen Touren mit zahlreichen individuellen Änderungsmöglichkeiten. • "Ein 'Klassiker im Ratgeberregal', der jede Mode überlebt." Börsenblatt • Seit Jahrzehnten empfohlen vom Namibia Tourism Board Deutschland • Ganzjährige Reisezeit: Von Dezember bis Februar ist es heiß, von Mai bis August kühlt es sich nachts sehr ab.
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Seitenzahl: 983
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Michael Iwanowski
NAMIBIA
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NAMIBIA 28. Auflage 2016
© Reisebuchverlag Iwanowski GmbH Salm-Reifferscheidt-Allee 37 • 41540 Dormagen Telefon 0 21 33/2 60 311 • Fax 0 21 33/26 03 [email protected]
Titelfoto: the Agency Collection, Getty Images / Fotograf: Gallo Images Alle anderen Abbildungen: siehe Bildnachweis S. 595 Layout: Ulrike Jans, Krummhörn Karten: Klaus-Peter Lawall, Unterensingen Titelgestaltung: Point of Media, www.pom-online.de Redaktionelles Copyright, Konzeption und deren ständige Überarbeitung: Michael Iwanowski
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ebook-Vertrieb:
Namibia auf einen Blick
Einleitung
1. LAND UND LEUTE
Geschichtlicher Überblick
Vorkoloniale Zeit
Kolonialzeit
Entdecker, Missionare und Händler • Europäische Kolonialpolitik
Namibia unter dem Mandat Südafrikas
Der Weg zur Unabhängigkeit
Namibia nach der Unabhängigkeit
Problem der Landfrage • Fortschritte und Rückschläge
Geografischer Überblick
Das Relief
Klima
Wasservorkommen und moderne Wasserwirtschaft
Flora und Fauna
Natur- und Tierschutz
Wirtschaftlicher Überblick
Bergbau und Lagerstätten
Landwirtschaft
Großtierhaltung • Wildtierhaltung • Schafhaltung • Regenfeldbau • Bewässerungskulturen • Fischerei
Tourismus – ein Entwicklungsfaktor
Städte und Zentren
Das Bildungswesen
Bevölkerung
Verteilung, Strukturen und Mobilität
San • Nama • Ovambo • Himba • Herero • Damara • Rehobother Baster • Kavango • Caprivianer
Sprachenvielfalt
Der deutsche Einfluss in Namibia
2. DIE GELBEN SEITEN: NAMIBIA ALS REISELAND
Allgemeine Reisetipps A–Z
Entfernungstabelle
DIE GRÜNEN SEITEN: Das kostet Sie das Reisen in Namibia
Reiserouten durch Namibia
1. Klassische Große Namibia-Rundfahrt – 22 Tage
2. Rundfahrt durch den Norden Namibias
3. Rundfahrt durch den Süden Namibias
4. Fahrt von Windhoek durch den Caprivi-Streifen nach Victoria Falls
3. ZENTRAL-NAMIBIA: WINDHOEK UND UMGEBUNG
Windhoek
Überblick
Redaktionstipps
Stadtrundgang
Windhoeks Burgen • Independence Avenue • Heldenacker (Heroes’ Acre)
Ziele in der Umgebung von Windhoek
Daan-Viljoen-Wildpark • Groß Barmen • Arnhem Cave • Ibenstein-Weberei
Weiterreise-Möglichkeiten ab Windhoek
Windhoek – Hardap Damm
Sehenswertes unterwegs
Rehoboth • Oanob Damm • Tropic of Capricorn (Wendekreis des Steinbocks) • Hardap Damm
Weiter in den Süden: Hardap Damm – Köcherbaumwald – Keetmanshoop
Mariental • Brukkaros • Köcherbaumwald
Keetmanshoop
4. DER SÜDEN UND DER SÜDWESTEN
Keetmanshoop – Naute Damm – Fish River Canyon – Ai-Ais
Naute Damm
Fish River Canyon (Ai-Ais/Richtersveld Transfrontier Park)
Wanderung durch den Fisch-Fluss-Canyon • Canyon Nature Park
Ai-Ais
Ai-Ais/Richtersveld Transfrontier Park
Weiterreise-Möglichkeiten
Ai-Ais – Seeheim – Bethanien – Lüderitz
Alternativstrecke: von Ai-Ais entlang dem Oranje und über Rosh Pinah und Aus nach Lüderitz
Rosh Pinah
Unterwegs nach Lüderitz (Normalstrecke)
Seeheim • Bethanien • Abstecher zu den „Singenden Klippen“ (ca. 96 km)
Aus
Durch die Namib
Lüderitz (!Nami‡Nûs)
Geschichte
Lüderitz heute
Sehenswürdigkeiten
Felsenkirche • Ausflug zum Diaz-Point • Ausflüge nach Elisabethbucht und zum Bogenfels
5. DER WESTEN
Die Natur Namibias – weiter in die Namib
Aus – Gebiet Tirasberge
Tirasberge
Tirasberge/Maltahöhe – Sossusvlei/Naukluft (Namib-Naukluft-Park)
Redaktionstipps • Schloss Duwisib • NamibRand Nature Reserve • Sesriem Canyon • Fahrt vom Sossusvlei-Eingang zur Sossusvlei Lodge • Elim Düne • Sossuspoort-Aussichtspunkt • Düne 45 • Das Sossusvlei
Der Namib-Naukluft-Park
Geschichte • Das Naukluft-Gebirge • Wandern im Naukluft-Gebirge
Vier-Pässe-Fahrt vom Naukluft-Gebiet aus
Remshoogte Pass • Gamsberg Pass • Gaub Pass • Spreetshoogte Pass
Sossusvlei/Sesriem-Gebiet – Walvis Bay – Swakopmund
Reiserouten durch und in den Namib-Naukluft-Park: unterwegs vom Sossusvlei-/Sesriem-/Naukluft-Gebiet nach Swakopmund • Kuiseb Canyon
Walvis Bay
Geschichte • Walvis Bay heute
Abstecher nach Sandwich Harbour
Geschichtlicher Hintergrund • Weiterfahrt nach Swakopmund
Swakopmund und Umgebung
Swakopmund
Redaktionstipps • Überblick • Geschichte • Sehenswertes – ein empfehlenswerter Rundgang
Ausflüge von Swakopmund in den Dorob National Park
... zu den Salzpfannen • ... zu den Camping- und Badeplätzen • ... zum Robbenreservat Cape Cross • ... zur Welwitschia mirabilis • Weiterfahrt
Entlang der Küste
Alternativstrecke von Swakopmund zur Skelettküste (Skeleton Coast Park)
Henties Bay
Skelettküste
Ugab-Wanderroute • Die „wahre“ Skelettküste • Weiterreise-Möglichkeiten • Nach Twyfelfontein (Felsgravuren)/Khorixas/Etosha National Park • Über Palmwag und Kamanjab nach Etosha mit Besuch von Twyfelfontein (Felsgravuren) • Zurück zur „Hauptstrecke“ der großen Namibia-Rundreise
6. DER NORDEN
Zu dem prähistorischen Namibia
Von Swakopmund nach Omaruru
Rössing: Namibias Uran-Mine • Arandis • Spitzkoppe • Usakos • Ameib • Etemba • Karibib
Omaruru
Schnitzerei Tikoloshe • Kristall Weinkellerei • Weiterreise-Möglichkeiten
Ameib/Bereich Erongo-Gebirge (Omaruru) – Brandberg – Khorixas
Uis
Der Brandberg – Namibias höchstes Massiv
Die „Weiße Dame“ (White Lady)
Durch das ehemalige Damaraland
Vom Brandberg nach Khorixas
Khorixas
Weiterreise-Möglichkeiten
Von Khorixas zum Versteinerten Wald und nach Twyfelfontein
Versteinerter Wald (Petrified Forest)
Die Felsgravuren von Twyfelfontein
Die Basaltsäulen-Galerie und der Verbrannte Berg
Basaltsäulen • Verbrannter Berg (Burnt Mountain)
Weiterreise-Möglichkeiten
Von Khorixas in den Etosha National Park
Westliche Route: von Khorixas über Twyfelfontein zur Palmwag Lodge – Etosha National Park (westlicher Teil/Galton Gate)
Ausflüge von Palmwag aus • Sesfontein • Purros
Weiterfahrt zum Etosha National Park
Kamanjab
Östliche Route: Khorixas – Ugab-Terrassen – Outjo – Etosha National Park (Anderson Gate)
Fingerklippe (Vingerklip)/ Ugab-Terrassen • Outjo
Etosha National Park
Redaktionstipps • Überblick über Geologie, Klima, Vegetation und Geschichte • Geologische Entstehung und Ausmaße • Klima- und Wasserverhältnisse • Landschaftsform und Vegetation • Geschichte des Nationalparks • Zukunft des Nationalparks • Ökologische Gefahren und Probleme • Auf Safari in Etosha • Ausflüge von Okaukuejo aus • Ausflüge von Halali aus • Ausflüge von Namutoni aus • Weiterreise-Möglichkeiten
In den äußersten Nordwesten
Kaokoveldmit Rückweg über Purros/Sesfontein/ Palmwag, zum Westteil des Etosha National Parks oder Durchfahrt ins Ovamboland und Einfahrt zum Etosha National Park am King Nehale Gate • Allgemeines zum Kaokoveld • Geografischer Überblick • Tierreichtum im Kaokoveld • Routen im KaokoveldRoute 1: Palmwag – Sesfontein – Opuwo – Epupa – Ruacana – Ondangwa – Etosha National Park • Opuwo • Epupa Falls und Ruacana • Weiterfahrt von Ruacana durch das Land der Ovambo in den Ostteil des Etosha National Parks • Strecke Ruacana – Oshakati – Ondangwa – Nordeingang Etosha Nationalpark (= King Nehale Gate) – Rastlager Namutoni (ca. 380 km, Teerstraße, gute Schotterstraße im Park-Gebiet) • Das frühere Ovamboland heute • Oshakati • Ondangwa • Weiterfahrt von Ruacana zum Westteil des Etosha National ParksRoute 2: Opuwo – Etanga – über van Zyl’s Pass oder wesentlich leichter über den Otjihaa Pass nach Orupembe – weiter über Red Drum zum Marienfluss-Tal bis zum Kunene • Zum Marienfluss-Tal und Kunene • Rückweg vom Marienfluss-Tal nach Orupembe • Zum Hartmann-Tal und Kunene • Rückweg vom Hartmann-Tal nach Orupembe • Weiterfahrt nach Purros/Palmwag
7. IN DEN OSTEN
Vom Etosha National Park nach Tsumeb
Otjikoto-See
Tsumeb
Tsumeb Museum • Tsumeb Cultural Village • Ausflug
Grootfontein
Ausflüge
Abstecher in den südwestlichen Winkel des Städte-Dreiecks: Otavi
Weiterreise-Möglichkeiten
Tsumeb – Hoba-Meteorit – Waterberg
Unterwegs zum Waterberg-Gebiet
Hoba-Meteorit
Waterberg Plateau Park
Überblick • Tierwelt • Geologie • Geschichte
Otjiwarongo
Zwei besondere Stopovers: Okonjima und Mount Etjo Safari Lodge
Okonjima • Mount Etjo Safari Lodge • Abstecher zu den Dinosaurier-Spuren
Der Nordosten von Windhoek
Streckenabschnitt Waterberg – Windhoek
Okahandja • Groß-Barmen
Windhoek – Buitepos
Gobabis – Grenzposten im Osten • Grenzübergang Buitepos/Mamuno • Der Trans-Kalahari-Highway
In den „wilden Osten“: von Windhoek nach Mata Mata/ Kgalagadi Transfrontier National Park
Kgalagadi Transfrontier Park in Südafrika/Botswana
Der unentdeckte Südosten (Abstecher ab Keetmanshoop)
Warmbad Hot Springs
Grünau und Umgebung
Durch den Caprivi-Streifen nach Victoria Falls
Von Grootfontein durch das Kaudom Game Reserve in den Caprivi (Allradstrecke durch das Kaudom Reserve)
Unterwegs von Grootfontein zum Kaudom Game Reserve • Omatako Valley Restcamp • Tsumkwe • Nyae Nyae • Kaudom Game Reserve • Geologie des Kaudom-Gebiets
Von Grootfontein direkt nach Rundu (für Normalfahrzeuge geeignet)
Rundu • Unterwegs in Richtung Popa Falls • Shambyu Roman Catholic Mission • Zu den Popa-Fällen und zum Mahango Game Park • Abstecher nach Shakawe und Tsodilo Hills/Botswana • Ausflug von Shakawe nach Tsodilo Hills (ca. 80 km)
Von Popa Falls nach Katima Mulilo
Über Kongola zu den Nationalparks Mudumu und Mamili/Route D 3511 – C 49 • Mudumu National Park • Mamili (Nkasa Lupala) National Park • Katima Mulilo • Ausflug von Katima Mulilo zu den Ngonye Falls in Zambia
Weiterfahrt von Katima Mulilo zum Chobe National Park (Botswana), Abstecher nach Mpalila Island und zu den Victoria-Fällen (Zimbabwe)
Chobe National Park (Botswana) • Kasane (Botswana) • Kazungula Crocodile Farm • Grenzübergang Zimbabwe
Victoria Falls (Zimbabwe)
Der Ort Victoria Falls • Victoria Falls National Park • Geologie • Rundgang
8. ANHANG
Tierlexikon und Tipps zur Tierbeobachtung
Häufige Tiere in Namibia
Blau-Gnu / Blue Wildebeest • Büffel / Buffalo • Dikdik • Elefant / Elephant • Erdhörnchen • Fleckenhyäne / Spotted Hyena • Flusspferd / Hippopotamus • Gelbschnabeltoko / Yellow-billed Hornbill • Gepard / Cheetah • Giraffe / Giraffe • Gnu/Wildebees/Wildbeest • Graulärmvogel / Grey Loerie • Heiliger Ibis / Hadeda • Honigdachs / Honey Badger • Impala / Impala • Kudu / Kudu • Leopard / Leopard • Litschi-Antilope / Lechwe • Löwe / Lion • Nashorn / Rhinoceros • Oryx / Oryx • Pavian / Baboon • Perlhuhn / Guinea-fowl • Rotbauchwürger / Crimson-breasted Shrike • Rotschnabeltoko / Red-billed Hornbill • Schreiseeadler / Fish Eagle • Schwalbenschwanzspint / Swallowtailed Bee-eater • Springbock / Springbuck • Strauß / Ostrich • Termite / Termite • Waffenkiebitz / Blacksmith Plover • Warzenschwein / Wart Hog • Wasserbock / Waterbuck • Zebra (Steppenzebra) / Burchell’s Zebra
Tipps zur Tierbeobachtung und Sicherheit im Gelände
Literatur
Ausgewählte Buch- und Filmtipps
Reiseführer • Allgemeine Literatur • Karten • Filme und Musik
Stichwortverzeichnis
Überblick Unterkünfte und Campingplätze (außerhalb der Städte)
Abbildungsverzeichnis
Außerdem weiterführende Informationen:
Der Caprivi-Streifen
Besonders schöne landschaftliche Höhepunkte
Der „Wärmekiller“ Benguela-Strom
Niederschlagszonen in Namibia
Verbuschung – ein existenzielles Problem
Wildfarmen – eine ökologische und touristische Alternative
Maguni-Früchte als Hustensaft und Sorbet
Kingklip – fast überall auf den Speisekarten des südlichen Afrika
Deutsch-namibische Entwicklungs - zusammenarbeit
Schulpflicht – aber wie funktioniert die Umsetzung?
Informationen zur Afrikaans-Sprache
Wie gefährlich ist Windhoek?
Katutura und Khomasdal – das andere Windhoek
Farmschulen
Was ist ein Wendekreis?
Informationen über Nama
Der Oranje – die Südgrenze Namibias
Wer war Johann Heinrich Schmelen?
Das Geheimnis der Namib-Wildpferde
Informationen über Diamanten in Namibia
Informationen über A.E. Lüderitz
Kolmanskuppe
Die typische Pflanzenwelt zwischen Sesriem und Sossusvlei
Informationen über Dünen
Informationen über die Hartmann-Bergzebras
Namibias Weinanbau-Wunder: Neuras am Rande der Naukluft
Was sind „Gradienten“?
Die Namib – eine der ältesten Wüsten der Welt
Die Eduard Bohlen – eine Schiffslegende
Tierwelt um Sandwich Harbour
Swakopmunds alte Bohlenwege: die Bürgersteige von gestern
Was sind Heliografen?
Swakopmunds Siedlungsstruktur: Spiegelbild der Apartheid
Informationen über die Pelzrobben
Dr. Friedrich Welwitsch – „Vater“ der Welwitschia mirabilis
Euphorbien und Lithops – häufig anzutreffende Sukkulenten
Schiffswracks an der Skelett-Küste
Das Geheimnis der tiefschwarzen, glänzenden Felsen
Felsmalereien in Namibia: Kunst inmitten der Natur
Die Dorsland-Trekker
Wüstenelefanten im Hoanib-Tal
Was ist Sodalit?
Namibias Städte-Dreieck Otavi – Grootfontein – Tsumeb
Baobabs – Afrikas urweltliche Bäume
Was sind Meteoriten?
Herero-Aufstand am Waterberg
Omiramba – die alten fossilen Flüsse der Kalahari
Der Okavango – Lebensader im Grenzgebiet
Der TransCaprivi-Highway
Die San, die Urbevölkerung des südlichen Afrika
Der Caprivi-Streifen – Namibias langer Finger
Lizauli Traditional Village und Namu shasha Heritage Center
Ostcaprivi – von Wasser umgebenes Land
Grenzüberschreitendes Naturschutzgebiet
Karten und Grafiken:
Ai-Ais – Lüderitz
Ai-Ais/Richtersveld Transfrontier Park
Caprivi-Streifen
Fish River Canyon: Geologische Verhältnisse
Fish River Canyon: Wanderung
Gobabis
Grootfontein
Großlandschaften
Hardap Damm – Keetmanshoop
Kaokoveld
Katima Mulilo
Kaudom Game Reserve
Keetmanshoop
Keetmanshoop – Fish River Canyon
Kgalagadi Transfrontier Park
Khorixas – Outjo – Etosha
Khorixas – Palmwag – Sesfontein
Klimadaten
Lüderitz
Lüderitz – Tirasberge – Namib Rand (Namib-Naukluft-Park)
Malariazonen
Mamili Nationalpark
Mariental
Mudumu Nationalpark
Niederschläge: Verteilung
Okahandja
Omaruru
Opuwo
Outjo
Rehoboth
Rundu
Sesriem – Sossusvlei
Skelettküste, südliche – Dorob Nationalpark
Sossusvlei – Sesriem – Naukluft-Gebirge
Spitzkoppe
Südosten
Swakopmund
Swakopmund – Erongo-Gebirge – Khorixas
Tirasberge Naturpark
Tsumeb
Tsumeb – Waterberg
Usakos
Victoria Falls
Walvis Bay
Waterberg – Windhoek
Welwitschia Drive
Windhoek – Buitepos
Windhoek – Hardap
Windhoek – Mata Mata
Windhoek: Umgebung
Windhoek: Zentrum
Umschlagkarten:
vordere Umschlagklappe: Namibia Übersicht mit Routenvorschlägen hintere Umschlagklappe: Etosha National Park (östlicher Teil)
Alle Detail‐Karten kostenlos als Download verfügbar!
Mit der Kartographie in unseren Iwanowski Reiseführern geben wir uns sehr große Mühe. Leider kann nicht jeder ebook‐Reader die Karten optimal darstellen.
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Namibia, jenes urweltlich anmutende Land zwischen den Wüsten Namib und Kalahari und zwischen den aus regenreichen Gebieten stammenden Flüssen Kunene und Oranje gehört zu den am dünnsten besiedelten Gebieten der Erde. Eine stürmische See liegt vor seiner Atlantikküste, die kalten Gewässer des antarktischen Benguela-Stroms sorgen hier für niedrige Temperaturen und häufige Nebel in den Küstenregionen. Nur verborgen offenbart sich das Leben in den Jahrmillionen alten Dünen und Steinwüsten der Namib. Im Landesinneren herrscht die meiste Zeit des Jahres ein extrem trockenes Klima mit großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht. Über Jahrtausende wurden die Menschen hier nie so recht sesshaft und zogen als Nomaden durchs Land. Erst in den letzten Jahrhunderten begann im regenreicheren Norden eine dauerhafte Besiedlung. Europäer haben diese abgelegene Ecke im Südwesten Afrikas erst zu der Zeit von Kolumbus entdeckt.
Als Reisender werden Sie Namibia als ein besonders faszinierendes Land erleben. Die touristische Infrastruktur für Selbstfahrer ist vorbildlich, von den ökologisch bedingten Restriktionen innerhalb der Naturschutzgebiete abgesehen, kann man unbeschränkt reisen. Grenzüberschreitende Touren nach Botswana, interessante Touren durch den Caprivi-Streifen oder Fahrten nach Südafrika (Kapstadt) sind problemlos möglich. Mit Englisch und mitunter selbst Deutsch kommt man weiter. Die Unterbringungsmöglichkeiten in den international geprägten Hotels der Großstädte wie Windhoek und Swakopmund lassen keine Wünsche offen. Persönlich geführte Gästefarmen, hervorragende Safari-Lodges, preiswerte Rondavels oder luxuriös anmutende Anlagen in Naturschutzgebieten runden die Palette der Unterkünfte ab.
Namibia – das ist vor allem ein Landschafts- und Safari-Erlebnis, Natur pur ist angesagt. Wer hierher zum Baden kommt, hat das falsche Reiseziel gewählt, denn der kalte Meeresstrom beschert selbst im Hochsommer nur Nordsee-Temperaturen. Namibia ist ein Land, das keine besonderen Gesundheitsrisiken kennt und wo Sie beim Essen und Trinken eigentlich nur auf Ihr Gewicht achten müssen...
Namibia ist vor allem ein Ziel von Individualisten im weitesten Sinn. Denn: Individualist ist nicht nur der Selbstfahrer, sondern kann durchaus auch derjenige sein, der sich in einer Gruppe besser aufgehoben fühlt. Und an beide „Individualisten“ wendet sich mein Reise-Handbuch. Inzwischen liegt die 28. Auflage vor, zu der sich der Band „101 Namibia“ hinzugesellt hat, eine Inspiration für den „armchair-traveller“.
Ich habe versucht, möglichst umfassend Informationen zusammenzutragen, um für die Planung und Durchführung einer Reise viele Alternativen anbieten zu können. Trotzdem passt nicht „alles“ in ein Buch. Gerade aber diese Lücken lassen Sie Namibia individuell erleben, denn Sie bereichern die Reise durch Ihren persönlichen Blickwinkel, der durchaus von meinem abweichen wird. „Selbst sehen – selbst urteilen“ – dazu will dieses Reise-Handbuch anregen.
Viel Spaß in Namibia!
Michael Iwanowski
Die Erforschung der afrikanischen Küsten wurde im Mittelalter zu einer vordringlichen Aufgabe. Die Handelswege zwischen Orient, Kleinasien, dem Mittelmeergebiet und Europa waren gefährdet. Der Streit zwischen Christentum und Islam zwang zur Suche nach neuen Handelswegen. Die Portugiesen waren im 15. Jh. eine der führenden Handelsnationen und auch bestrebt, das Christentum zu verbreiten. Infante Dom Henrique (Heinrich der Seefahrer) baute die Seeflotte aus. Bis zu seinem Tod gelangten Schiffe bis zum Golf von Guinea.
Ab Mitte des 15. Jh. gelangte der Vordere Orient unter türkische Herrschaft, der blühende Handel zwischen Europa und dem Osten wurde unterbrochen. Bei den Entdeckungsfahrten traten nun wirtschaftliche Motive an die Stelle der „christlichen“.
1483 erreichte Diego Cão die Kongo-Mündung. Drei Jahre später gelangte er an die Küste des Kaokoveldes. Am Kreuzkap errichtete er ein padro, ein Kreuz aus Kalkstein. 1488 gelang es Bartholomeu Diaz, das Kap der Guten Hoffnung zu umsegeln. Zuvor hatte er am 25. Dezember 1487 die Lüderitzbucht erreicht. 1498 konnte Vasco da Gama diese Forschungsfahrten weiterführen und gelangte nach Indien.
Langsam entstanden europäische Ansiedlungen auf dem afrikanischen Kontinent. Im 16. Jh. siedelten die Portugiesen bereits in Angola. 1652 wurden die Holländer am Kap ansässig. Die unwirtliche Küste von Südwestafrika/Namibia wurde gemieden; die Küste sowie das wüstenhafte Hinterland erschienen feindlich. Nach der Gründung einer Schiffsversorgungsstelle durch die Holländer am Kap (1652) kamen neue Impulse: Aufträge zur Erforschung der südwestafrikanischen Küste wurden vergeben. So fanden 1670 unter Muys und 1677 unter Womba Entdeckungsfahrten statt. Doch man fand lediglich einen öden, nebelverhüllten Sandstrand und sehr misstrauische Einheimische vor. So verzichtete die Holländisch-Ostindische-Kompanie auf weitere Entdeckungsfahrten.
Felsmalereien wie in Twyfelfontein und auf dem Brandberg sind Zeugnisse der ersten Bewohner Namibias
Sehr wahrscheinlich gehörten die ersten Menschen, die südwestafrikanisches Gebiet durchstreiften, zum Volk der San. Eventuell schon um 1300 v. Chr. nutzten sie dieses Gebiet als Jäger und Sammler. Zeugnisse aus jener Zeit sind alte Symbolzeichen, die in Felsen geritzt bzw. aufgemalt wurden.
Aus dem ostafrikanischen Raum kamen anschließend Vorläufer der Khoi Khoi (auch Khoekhoen, früher abwertend „Hottentotten“ genannt). Diese waren bereits damals stammesmäßig organisiert und lebten als Viehzüchter. Sie waren mit den San („Busch männern“) verfeindet, was durch die unterschiedliche Lebensweise begründet war: Die San wurden von den Khoi Khoi als Menschen ohne Land betrachtet; diese meinten, dass das Vieh innerhalb ihrer Jagdgrenzen ihr Eigentum sei. Bis 1500 beherrschten die Khoi Khoi Südwestafrika bis an die Nordgrenze der Etosha-Pfanne.
Um 1600 sind die Besiedlungsanfänge durch die Herero zu datieren, die vom Zambezi kamen und zunächst im Nordwesten des Landes siedelten. Sie stießen mit den nach Norden ziehenden Khoi Khoi zusammen, die ursprünglich aus Gebieten südlich des Oranje kamen. Die Khoi Khoi bevorzugten auf der Suche nach besseren Weidegründen vor allem den Süden und den mittleren Teil von Südwestafrika. Die Herero boten ihnen – viel stärker als die San – Widerstand. Als Rinderzüchter mit großen Herden war ihr Geltungsanspruch stark ausgeprägt und zeigte sich in besonders herrischem Auftreten (Wahlspruch der Häuptlinge: „Wo unsere Rinder gegrast haben, ist Herero-Land!“).
Wegen Streitigkeiten um Weidegründe und Wasserstellen kam es bald zu ersten Konflikten zwischen den Khoi Khoi und den Herero. Dem Expansionsdrang der Letzteren mussten sowohl die San, die Khoi Khoi als auch die Bergdama weichen (die Herkunft der Dama ist nicht geklärt, vielleicht stammen sie von Völkern des alten westlichen Sudan ab; die Nama gehören zu den Khoi-Khoi).
Bei diesen Auseinandersetzungen spielten die den Nama verwandten Orlam-Stämme eine Rolle, die nach 1800 von Süden her kommend den Oranje überschritten und sich im Gebiet Gobabis-Bethanien niederließen. Da sie zum Teil europäisiert waren und Feuerwaffen besaßen, verhinderten sie die drohende Ausrottung der Nama-Stämme und drängten die Herero in die Defensive, die erst wieder gegen 1880 unter Maharero erstarkten.
Der Stamm der Ovambo hatte seine Heimat beiderseits des Kunene und Okavango. Wie die Herero zählen die Ovambo zur Völker- und Sprachenfamilie der Bantu. Im Gegensatz zu diesen und zu den Nama/Bergdama waren sie als Ackerbauern tätig, da sie in klimatisch günstigeren Gegenden siedelten.
Die ersten auf die Initiative der Holländer zurückgehenden Erkundungsfahrten zwischen Kunene und Oranje brachten nicht die gewünschten Ergebnisse. Erst um ca. 1750 – als auch englische, amerikanische und französische Schiffe vor der südwestafrikanischen Küste kreuzten – stellte die Kapregierung die Lüderitzbucht und die Walfisch-Bucht unter den „Schutz“ der holländischen Krone. Als 1795 die Engländer die Macht am Kap übernahmen, ergriffen sie auch Besitz von diesen Buchten an der südwestafrikanischen Küste.
In der Walfischbucht gab es zu jener Zeit Walfänger. 1843, als reiche Guano-Lager entdeckt wurden, gab es nördlich von Lüderitzbucht auf der Insel Ichaboe ca. 6.000 Arbeiter. In der Folgezeit kamen die ersten Händler nach Südwestafrika. Im Norden entwickelte sich der Rinderhandel, im Süden wurde Kupfer gefunden, der auch Prospektoren anzog. Aber auch die ersten Forschungsreisenden durchquerten das Land. Zu jener Zeit wurde Südwestafrika von zwei Stellen aus erkundet: vom Süden her und von der Walfischbucht aus.
Um 1805 traten die Missionare auf den Plan. Die ersten waren Abraham und Christian Albrecht, die bei den Nama nördlich des Oranje sesshaft wurden. 1811 gründete Schmelen Bethanien. Weitere Missionsstationen folgten: z. B. in Windhoek (1842), Okahandja (1844), Rehoboth (1845), Gobabis (1851), Keetmanshoop (1866) und Omaruru (1867). Die Missionare verstanden sich nicht nur als Seelsorger, sondern wurden auch in den Bereichen Erziehung, Bildung, Wissenschaft und Diplomatie tätig.
1867 annektierte Großbritannien die wertvollen Guano-Inseln und schien gewillt zu sein, das Gebiet zwischen Oranje und Kunene der Kapkolonie anzugliedern. 1876 stellte eine Herero-Versammlung an den Gouverneur der Kapkolonie den Antrag, Schutz zu gewähren. Wegen finanzieller Erwägungen gab man dieser Bitte nicht nach. Stattdessen wurden 1878 die Walfischbucht und das Land im Umkreis von 15 englischen Meilen annektiert.
1880 brach der zehnjährige Krieg zwischen den Khoi Khoi und den Herero aus, doch als die Missionare der Rheinischen Mission Großbritannien baten, für Ordnung in Südwestafrika zu sorgen, lehnten die Briten die Verantwortung ab und bezeichneten den Oranje als Nordgrenze der Kapkolonie.
Die Christuskirche in Windhoek (von 1910)
Im letzten Drittel des 19. Jh. setzte unter den europäischen Großmächten ein Run auf überseeische Kolonien ein. Die Kolonisierung lief in vielen Fällen nach folgendem Muster ab: Zunächst gründete ein Unternehmen in einem noch unerschlossenen Gebiet eine Niederlassung. Um sich in der Folgezeit vor der Konkurrenz anderer Nationen zu schützen, forderte es von der eigenen Regierung Schutz. Unter Bismarck wurde eine solche Politik zunächst nicht betrieben. Er wollte den territorialen Bestand des Deutschen Reichs nicht durch Streitigkeiten mit anderen europäischen Mächten gefährden.
Die territoriale Ausdifferenzierung des Raumes Südwestafrika spielte sich zwischen dem Deutschen Reich und Großbritannien ab. Großbritannien war am Kap engagiert, wo die burischen Siedler mit den einheimischen Viehzüchtern aneinander gerieten. Die Entdeckung von Bodenschätzen, besonders in Kimberley (Diamanten), zwang Großbritannien zu einem stärkeren Engagement. So wurde zwischen 1884 und 1890 das Betschuanaland (Botswana) besetzt, um einen durchgehenden Landblock zwischen Ost- und Südafrika zu haben, der zwischen den traditionell portugiesischen Besitzungen in Mozambique und Angola und den aufstrebenden kolonialen Interessen der Deutschen in Ostafrika und Südwestafrika liegen sollte. Was Südwestafrika betrifft, so war bis 1884 der Küstensaum zwischen Cape Frio und dem Oranje deutsch, mit Ausnahme der britischen Niederlassung Walfischbucht.
Es war die zunehmende private Initiative des Bremer Kaufmanns Lüderitz, der nach ersten Handelsbeziehungen zu den Einheimischen ab 1882 Land aufkaufte. Er erwarb Lüderitzbucht mit 5 Meilen Landes im Umkreis für 100 Pfund Sterling und 200 Gewehre. Da Lüderitz von Seiten Großbritanniens eine Intervention befürchtete, bat er um Schutz, erhielt aber von Bismarck nur eine sehr vage Zusage, der kaum Taten folgten.
Im April 1885 waren Lüderitz‘ finanzielle Mittel endgültig erschöpft, zu viele private Forschungsreisen hatten sein Budget aufgebraucht. Die Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika wurde gegründet, die Lüderitz das Land bis auf wenige Gebiete abkaufte und sich an die Erschließung begab. Nach einigen erfolglosen Expeditionen waren auch ihre geldlichen Mittel erschöpft, und die Gesellschaft begnügte sich nun damit, Schürfscheine zu vergeben und Land an die wenigen Siedlungswilligen zu verkaufen.
Die sehr moderate deutsche Kolonialpolitik jener Zeit drückt sich auch in der Zahl der Beamten aus: Von 1885 bis 1890 bestand die Verwaltung aus drei (!) Beamten.
Als Folge der Berliner Kongo-Konferenz 1884 wurden im Inneren des südafrikanischen Subkontinents verschiedene Grenzziehungen vorgenommen. So legte Portugal 1886 seine Südgrenze in Angola fest (identisch mit dem Kunene), und 1890 wurde vom Deutschen Reich und von Großbritannien die Grenze zwischen Betschuanaland und Deutsch-Südwestafrika gezogen. Die Südgrenze war schon von Lüderitz festgelegt worden: Sie wurde durch den Fluss Oranje gebildet. Damit existierte ein klar umrissenes Territorium, das sich in seinen Grenzen bis heute nicht verändert hat.
Unwirtlich: die Umgebung von Lüderitz
Die Kolonialgesellschaft war nicht in der Lage, das Land infrastrukturell zu entwickeln oder Bergbau im großen Stil zu betreiben. Den Privatsoldaten der Gesellschaft gelang es auch nicht, im Lande Ordnung zu halten. Sie wurden daher 1889 durch die Soldaten der Deutschen Schutztruppe abgelöst. Anlass waren Streitigkeiten mit dem Herero-Häuptling Maharero aus Okahandja. So wurde eine kleine, aus 23 Mann bestehende Truppe unter Leitung von Hauptmann von François nach Deutsch-Südwestafrika verlegt. Von François übernahm neben der militärischen Schutzfunktion ab 1890 auch die Leitung der Verwaltung. Unter ihm erfolgte dann allmählich ein militärisches Fußfassen im Sinne der Ordnungsvorstellungen des Deutschen Reiches, nachdem die Schutztruppe immer weiter ausgebaut worden war. Um nicht durch die Streitigkeiten mit Maharero aufgerieben zu werden, suchte von François eine Stelle zwischen den Stammesgebieten der Herero und der Khoi Khoi. An eben dieser Stelle gründete er Windhoek, das Sitz der Schutztruppe sowie der obersten Zivilverwaltung wurde. Trotz dieser demonstrativen administrativen Maßnahmen waren die Deutschen noch längst nicht als Kolonialmacht des Landes anerkannt. Viehdiebstähle und Kleinkriege sorgten immer wieder für Unruhe im Land. Besonders tat sich hierbei der Khoi-Khoi-Führer Witbooi hervor.
Ermuntert durch die „Schutzfunktion“ der Truppe, verstärkten sich nun auch deutsche Wirtschaftsaktivitäten in Südwestafrika. Die in Berlin gegründete Siedlungsgesellschaft plante die Besiedlung und Erschließung der Region Windhoek, und bereits 1892 wurden die ersten Häuser an 55 Siedler übergeben. Die Kolonialisierung Südwestafrikas trat insofern in eine neue Ära, als das Land für Siedler attraktiv gemacht wurde. Zum gleichen Zeitpunkt wurde Südwestafrika wieder für diverse Minengesellschaften interessant.
Für eine planmäßige Erschließung des Landes mussten jedoch die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Neusiedlern und Einheimischen aufhören. Der Grund für diese Auseinandersetzungen lag vor allem in der Einschränkung der Lebensmöglichkeit der Schwarzen und Farbigen, die als Nomaden auf große Weidegebiete angewiesen waren. Ihre gewaltsame Unterwerfung sollte erst die Voraussetzung schaffen, das Land mit deutschen und burischen Farmern zu besiedeln. Bei den wichtigsten kriegerischen Auseinandersetzungen spielte Theodor Gotthilf von Leutwein, der ab 1894 Gouverneur in Deutsch-Südwestafrika war, eine entscheidende Rolle.
Heftige Auseinandersetzungen gab es mit dem Khoi-Khoi-Führer Witbooi, dem von François offen den Kampf erklärte. Mit zwei Kompanien wollte er ihn in die Knie zwingen. Als sich Witbooi in der Festung Hornkranz festgesetzt hatte, konnte von François keine Entscheidung herbeiführen. Erst zusammen mit von Leutwein gelang es ihm und 300 Soldaten, die Khoi Khoi zur Aufgabe zu zwingen. Notgedrungen erkannten diese die „Schutzmacht“ an. Ein Jahr später musste sich Witbooi gar verpflichten, im Kriegsfalle der Deutschen Schutztruppe mit seinen Männern auszuhelfen.
Bis 1898 gab es zahlreiche weitere Auseinandersetzungen mit anderen Einheimischen, deren Führer zum Teil wegen Aufruhrs ermordet wurden. Letztlich siegte die waffenmäßige Überlegenheit der Weißen.
Von 1894 bis 1903 (ein Jahr vor dem großen Aufstand der Herero und Khoi Khoi) stieg die weiße Bevölkerung von 800 auf 3.700 Personen an. Leutwein grenzte Stammesgebiete durch Verträge ein, kaufte Ländereien auf oder zog sie von Aufständischen einfach ein, um sie dann zu besonders günstigen Konditionen an weiße Siedler zu verkaufen. In diese Zeit fällt auch der Bau der Eisenbahnverbindung von Windhoek nach Swakopmund.
Am Waterberg fand das Massaker an den Herero statt
Neben den Landverkäufen durch von Leutwein gab es für Europäer noch eine andere Möglichkeit, Land zu erwerben. Viele von ihnen kamen als Händler nach Deutsch-Südwestafrika und verkauften den Einheimischen so lange Waren auf Kredit, bis diese stark verschuldet waren. Um die Schulden zu tilgen, mussten viele Häuptlinge einen großen Teil ihres Landes abtreten. Besonders die Herero haben auf diese Weise viel gutes Weideland verloren.
Dadurch schmälerte sich der Landbesitz der Einheimischen kontinuierlich, was wiederum dazu führte, dass sie ihre althergebrachte Lebens- und Wirtschaftsweise aufgeben mussten. So wuchs die Unzufriedenheit in der Bevölkerung immer mehr, und in den Jahren 1904 bis 1906 kam es zum großen Aufstand der Herero und Khoi Khoi. Die Angriffe kamen für die Weißen überraschend. Von Leutwein zog nach Süden, um dort Auseinandersetzungen mit den rebellierenden Bondelswarts zu beenden. Seine Abwesenheit nutzten die Herero aus, um viele weiße Farmer und Siedlungen zu überfallen. Nur die größeren Ansiedlungen und Militärposten konnten sie nicht in ihre Gewalt bringen. In Eilmärschen kam von Leutwein mit seinen Truppen zurück, konnte aber die Aufständischen durch Kleinkriege lediglich binden. Einige Wochen später kamen frische Truppen aus Deutschland zur Verstärkung, und am Waterberg kam es zur großen Entscheidungsschlacht (s. S. 461).
Hier hatten die Herero ihre Männer, Frauen und Kinder sowie ihr gesamtes Vieh zusammengezogen. Sie unterlagen aber schließlich der Übermacht der Deutschen. Wenigen gelang die Flucht in die Kalahari. Die Deutschen besetzten in diesem ariden Gebiet die lebensnotwendigen Wasserlöcher, sodass die Fliehenden keine Überlebenschance hatten. Nur ca. 20.000 Herero überlebten das Massaker.
Witbooi, der inzwischen ein Greis war, unternahm einen letzten Versuch, sich zur Wehr zu setzen. Kämpften die Witboois zunächst – laut Vertrag – gegen die Herero auf der Seite der Deutschen, so wendete sich nach der Schlacht am Waterberg das Blatt. Im Oktober 1904 überfielen sie zahlreiche weiße Farmer im Namaland, und nach Anfangserfolgen schlossen sich viele Khoi Khoi den Aufständischen an. Bis 1906 dauerten die Auseinandersetzungen, bis sich schließlich auch die letzten Stämme ergeben hatten.
Das Ergebnis dieser Aufstände war für die schwarze und farbige Bevölkerung katastrophal: Unzählige Menschen waren getötet worden, sie hatten ihre alte Stammesstruktur, die ihnen Sicherheit und Geborgenheit gegeben hatte, sowie ihre gesamten Stammesgebiete verloren.
Noch bevor die Kampfhandlungen 1906 zu Ende gingen, hatte das Deutsche Reich alle Stammesgebiete der Khoi Khoi und Herero zu Eigentum der Krone erklärt. Da ihnen verboten wurde, Großvieh zu halten, blieb den Menschen nichts anderes übrig, als Arbeit auf den Farmen, in den Minen und auf den Diamantenfeldern zu übernehmen. In dieser Zeit entstanden auch die ersten locations in der Nähe der Farmen oder Werften als größere Siedlungen. Hier lebten fortan die Schwarzen ohne stammesmäßige Gliederung.
Nur wenigen Stämmen gelang es, ihre Struktur aufrechtzuerhalten. Dazu gehören u. a. die Rehobother Baster, die Bergdama und die Ovambo.
Die Inbesitznahme des Landes durch die Weißen konnte nach 1906 ohne größere Schwierigkeiten weitergehen. Vielen Schutztruppen-Angehörigen gefiel Südwest und sie entschlossen sich, zu bleiben. Das gesamte Hochland wurde von Farmern besiedelt, und die Bevölkerung der Weißen stieg auf über 12.000 im Jahre 1913 an. In der Zeit bis zum 1. Weltkrieg wurde Deutsch-Südwestafrika infrastrukturell stark entwickelt. Dazu gehörten z. B. der Ausbau des Verkehrsnetzes, die Ausweitung des Farmlandes und die Entdeckung neuer Bodenschätze.
Diese Entwicklung wurde durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges unterbrochen. Die Südafrikanische Union wurde unter dem Einfluss von Großbritannien gezwungen, Deutsch-Südwestafrika zu besetzen, obwohl die burische Bevölkerung kein eigenes Interesse daran hatte. Ihrer zahlenmäßig stark überlegenen Streitmacht gelang es im Oktober 1914, die deutschen Schutztruppen allmählich nach Norden abzudrängen, um sie schließlich im Juli 1915 bei Khorab zur Kapitulation zu zwingen. Die aktiven Angehörigen der Schutztruppe wurden interniert.
Am 17. Dezember 1920 wurde die Südafrikanische Union beauftragt, das Mandat über Südwestafrika zu übernehmen. Sie erhielt ein sogenanntes C-Mandat. Dies bedeutete, dass sie Südwestafrika von nun an als einen Bestandteil ihres Landes ansehen konnte.
Der deutschen Bevölkerung erging es unter dem südafrikanischen Mandat eher schlecht. Unter den südafrikanischen Regierungschefs Botha und Smuts wurden ca. 4.000 Deutsche ausgewiesen. An ihre Stelle traten Buren. Ca. 9.000 deutsche Händler und Farmer verblieben in Südwestafrika, sie waren nun aber deutlich in der Minderheit. 1913 betrug der Anteil der Deutschen an der weißen Bevölkerung noch 83 %, wogegen er 1926 nur noch 37 % erreichte. Von den 1981 gezählten 7 % Weißen (ca. 75.600) waren 16,6 % deutschsprachig. Dass nicht noch mehr Deutsche ausgewiesen wurden, hatte einen praktischen Grund: Ihre Wirtschaftskraft konnte nicht so leicht ersetzt werden.
In der Folgezeit bis zum 2. Weltkrieg wurde die Farmwirtschaft weiter ausgebaut. Das in Grundzügen schon zu deutscher Zeit bestehende Reservat-System wurde ausdifferenziert. Alle Einheimischen durften wieder Großvieh halten. Ca. 25 % ließen sich in den Reservaten nieder, doch die Mehrzahl blieb weiterhin bei den Weißen als Arbeiter beschäftigt und somit auch von diesen abhängig. Hierbei muss darauf hingewiesen werden, dass die Qualität der Reservate eine intensive landwirtschaftliche Nutzung nicht gestattete: Es handelte sich ausschließlich um semiaride Gebiete am Rande des weißen Farmlandes.
Im Zuge der Homeland-Politik Südafrikas, die eine stammesmäßige Isolierung der schwarzen Bevölkerung vorsah, wurde die Odendaal-Kommission gegründet, die einen Plan zur Neuordnung der Reservate vorlegen sollte. Ab 1963 wurden für die verschiedenen Stammesgruppierungen Homelands geschaffen, die etwa 40 % der Fläche Namibias einnahmen. Mit Hilfe staatlicher Kredite sollten diese Homelands wirtschaftlich und sozial so weit entwickelt werden, bis sie in eine begrenzte politische Unabhängigkeit entlassen werden konnten. In den meisten dieser Gebiete war es allerdings der Bevölkerung unmöglich, sich selbstständig zu ernähren und Arbeitsplätze zu schaffen. Daher mussten die Männer im erwerbstätigen Alter als Vertragsarbeiter bei weißen Farmern oder anderen Arbeitgebern (Bergwerksgesellschaften etc.) ihren Lebensunterhalt verdienen. Die Trennung weißer und nicht-weißer Bevölkerungsteile war 1982 weitgehend abgeschlossen.
Aride und wenig fruchtbare Gebiete wie das Kaokoland wurden zu „Homelands“ für die schwarze Bevölkerung deklariert
Die Aufteilung des Landes gemäß dem Odendaal-Plan war eindeutig zugunsten der Weißen erfolgt: Das Farmgebiet der Weißen belief sich auf 46,7 % für rund 75.000 Personen (7,5 % der Gesamtbevölkerung), die sog. „Homelands“ umfassten 39,6 % der Fläche für 933.700 Menschen. Die restlichen Gebiete waren Diamantensperrgebiet (6,7 %), Wild- und Nationalparks (5,3 %), Regierungsland (1,1 %) sowie Siedlungs- und Verkehrsflächen (0,6 %).
(von Claire & Thomas Küpper)
Nach dem 2. Weltkrieg, der in Namibia zu keinerlei Zerstörungen führte, begann um das Land ein jahrzehntelanges Tauziehen, nachdem Südafrika sich geweigert hatte, mit der UNO einen Treuhandvertrag abzuschließen. Daraufhin entschied der Internationale Gerichtshof in Den Haag, dass das südafrikanische Mandat auch ohne einen solchen Vertrag fortbestehen würde. Südafrika musste der UNO von nun an Rechenschaftsberichte über Namibia vorlegen. Trotz aller Probleme und – aus heutiger Sicht betrachtet – politischer Fehler machte Namibia während dieser Mandatszeit erhebliche Fortschritte im Aufbau seiner Infrastruktur, sicher auch durch politischen Druck der UNO. Diese forderte Südafrika in den 1960er-Jahren mehrfach auf, sein Mandat zu beenden – zunächst ohne Erfolg.
Zu dieser Zeit war die Lage im Land deutlich unsicherer geworden: Die SWAPO (South West Africa People’s Organization) hatte sich politisch und militärisch formiert. Sie trat durch Anschläge und später – mit finanzieller und personeller Unterstützung aus dem Ostblock – durch umfangreichere militärische Operationen in Erscheinung. Die SWAPO hatte sich 1957 aus der Ovamboland People’s Organization gebildet, einer Gruppierung, die die Besserstellung der Lohnarbeiter im Ovamboland zum Ziel hatte. Vor dem Hintergrund der zunehmend instabilen Lage befand der Internationale Gerichtshof 1971, im Gegensatz zu seinen früheren Urteilen, dass das Mandat Südafrikas nunmehr illegal sei. Unter weiterem politischem Druck erklärte Südafrika 1972 seine Bereitschaft, Südwestafrika nach einer zunächst nicht näher definierten Übergangsperiode in die Unabhängigkeit zu entlassen.
Vorschnell wurde 1973 der SWAPO (in der der Stamm der Ovambo dominierte) von der UNO das Alleinvertretungsrecht für Namibia zuerkannt. Dies schuf unmittelbar mindestens zwei große Probleme: Die Nähe der Organisation zur Sowjetunion und die massive Unterstützung durch den kommunistischen Machtblock widersprachen zutiefst allen südafrikanischen Interessen im Subkontinent. Außerdem gerieten durch die Dominanz der Ovambo alle anderen Bevölkerungsgruppen Namibias ins politische Abseits. Daher formierten sich 1974 die politisch gemäßigten Kräfte unter Mitwirkung aller elf Volksgruppen und unter Ausschluss der SWAPO (die nach wie vor auf ihrem Alleinvertretungsrecht beharrte) in einer Verfassungskonferenz. Sie wurde nach ihrem Tagungsort „Turnhallenkonferenz“ genannt und initiierte unter dem Slogan One man – one vote für 1978 allgemeine Wahlen, an denen zum ersten Mal in der Landesgeschichte alle Einwohner teilnehmen durften. Die Wahlbeteiligung war entsprechend hoch: Von der geschätzten Wählerzahl von 443.441 Personen hatten sich 412.448 (93 %) registrieren lassen. Von ihnen wurden 326.264 gültige Stimmen abgegeben, was einer Wahlbeteiligung von 79,1 % entspricht! Obwohl sowohl die SWAPO als auch die UNO diese Entwicklung ignorierten, betrieb die gewählte 50-köpfige Versammlung (unter dem Vorsitzenden J. Skrywer, einem Damara) die politische Umsetzung der UNO-Resolutionen, insbesondere der Resolution Nr. 435 mit der politischen Forderung nach Unabhängigkeit, nach Kräften weiter.
Hauptstreitpunkt der kaum zu überbrückenden Meinungsverschiedenheiten, an denen der damalige UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim durch nicht gerade optimales Taktieren sicher nicht unschuldig war, war die militärische Entflechtung der Situation. Dieses Problem konnte erst viel später (1988) durch den Waffenstillstand mit Angola und den Rückzug der südafrikanischen Armee endgültig gelöst werden. 10.000 Zivilisten und eine unbekannte Zahl von Soldaten und SWAPO-Kämpfern hatten im 22-jährigen Buschkrieg, der mit unbeschreiblicher Grausamkeit geführt worden war, ihr Leben verloren. Ein innenpolitisch enorm wichtiger Schritt war die Umgestaltung der verfassungsgebenden Versammlung zur Nationalversammlung im Jahre 1979. Eine der ersten Maßnahmen dieser Versammlung war die Verabschiedung des Antidiskriminierungsgesetzes, wodurch die Apartheid abgeschafft wurde. Südafrika konnte sich zwar nach wie vor nicht mit der UNO einigen, es baute aber die Strukturen, die Namibia nach der Unabhängigkeit benötigen würde, weiter aus. Ein wesentlicher Schritt hierfür war die Schaffung eines alle elf Volksgruppen umfassenden Ministerrates aus 12 Personen (je eine pro Volksgruppe und ein Vorsitzender). Damit hatte Namibia de facto erstmalig eine eigene Regierung. Ihr wurde am 14.9.1981 die Regierungsverantwortung übertragen – außen vor blieben Verteidigungs- und Außenpolitik sowie Verfassungsfragen, für die weiterhin Südafrika zuständig blieb. Martti Ahtisaari, von 1977–1981 UN-Kommissar für Namibia (UNTAG), bekam 2008 den Friedensnobelpreis, unter anderem für sein Wirken in Namibia zu jener Zeit, das einen wichtigen Schritt in Richtung Unabhängigkeit bedeutete.
Seit der Unabhängigkeit regiert die SWAPO Namibia mit absoluter Mehrheit
Ungeachtet der ineffektiven internationalen (und oft auch nationalen) Politik ging es im Lande also langsam aufwärts, wenn auch Südafrika, wo immer noch extreme Apartheid herrschte und die Annäherung zwischen kooperationsbereiten Schwarzen und Weißen mit großer Sorge beobachtet wurde, schnellere namibische Entwicklungen bremste. 1989 wurde endlich der Durchbruch bei der Umsetzung der Resolution 435 erreicht, nachdem man eine Formulierung gefunden hatte, mit der alle Interessengruppen leben konnten. Im Hintergrund war sicherlich auch mit entscheidend, dass die Supermächte finanziell erschöpft waren und mit der Entspannung im Ost-West-Konflikt das Interesse an der Weiterführung von Stellvertreterkriegen verloren. Somit konnte das Angola-Problem endlich von der Namibiafrage abgekoppelt werden.
Bemerkenswert ist, dass an all diesen Verhandlungen nie Vertreter der Betroffenen, weder der namibischen Verwaltung noch der SWAPO, beteiligt waren. Dass die UNO und die beteiligten Nationen mindestens bis in die späten 1980er-Jahre Verhaltensmuster klassischer Kolonialpolitik über die Köpfe der Betroffenen hinweg praktizierten, ist heute den wenigsten bewusst. Im Lande war derweil ein politischer Wandel wegbereitend. Maßgeblich war sicher auch, dass die SWAPO sich von leeren sozialistischen Parolen und der Gewaltanwendung distanzierte und nun One Namibia, one Nation zum Slogan erhob.
Unter Beteiligung aller politischen Gruppen fanden im November 1989 endlich freie Wahlen zur verfassungsgebenden Versammlung statt. Diese verabschiedete schon im Februar 1990 eine von allen Parteien getragene Verfassung und wählte Dr. Sam Nujoma zum Präsidenten. Die Wahl verlief trotz einiger Schwierigkeiten im Vorfeld bei der Wählerregistrierung und trotz eines Terroraktes am Vorabend des Wahltages (bei dem der weiße SWAPO-Angehörige Anton Lubowski von Mitgliedern einer erzkonservativen südafrikanischen Geheimorganisation ermordet wurde) unter den Augen internationaler Beobachter ordnungsgemäß – ein Novum in einem ehemaligen Kolonialland. Entgegen den Erwartungen erhielt die SWAPO keine 2/3-Mehrheit, sondern nur 57,32 % und damit 41 Sitze im Parlament. Die DTA erhielt als größte Oppositionspartei 28,55 % und 21 Sitze, die übrigen der insgesamt 72 Mandate verteilten sich auf 5 weitere Parteien. Am 21.3.1990 war dann der große Tag: Nach mehr als 100 Jahren Fremdbestimmung war das Land unabhängig. Umgehend trat es dem Commonwealth und der UNO bei.
Hauptziele der offiziellen namibischen Politik waren und sind Aussöhnung, Kooperation und friedliche Konfliktlösung. Im politischen Alltag wurden seitdem wenn möglich über Rassenschranken hinweg konsensfähige pragmatische Lösungen gesucht. Mit der Rückgabe der letzten südafrikanischen Exklave Walvis Bay im Jahre 1994 besitzt Namibia einen eigenen Tiefseehafen. Dieser hat mit dem Ausbau des Trans-Caprivi-Highway und dessen Fortsetzung über Sesheke und Livingstone nach Lusaka für Namibias Handel mit Zambia und für die Versorgung Zambias enorm an Bedeutung gewonnen. Seit 1991 (Beschlüsse der Landkonferenz) wird versucht, die Infrastruktur des Landes zu verbessern und die Nation wirtschaftlich und politisch fest in das internationale Gefüge einzubinden.
Nach der Unabhängigkeit wurde die Entwicklung des Landes je nach persönlichem Standort sehr unterschiedlich eingeschätzt. Teile der weißen Bevölkerung betrachteten ihre Zukunftsperspektiven eher mit Pessimismus, obwohl die meisten angaben, dass ihre persönliche oder wirtschaftliche Lage seit der Unabhängigkeit besser geworden sei. Trotz gegenteiliger Befürchtungen haben keine umfangreichen Enteignungen weißen Besitzes durch die schwarze Regierung stattgefunden. Teile der schwarzen Bevölkerung waren dagegen enttäuscht, dass sich ihre Lage nicht so schnell besserte wie ursprünglich erhofft.
Die Pragmatiker im Lande sehen jedoch trotz aller Probleme, mit denen die Regierung nach fast 25 Jahren Unabhängigkeit noch immer zu kämpfen hat, die vielen positiven Ansätze: Beispielsweise sind massive Differenzen oder gar Gewalt zwischen den Bevölkerungsteilen im Gegensatz zu fast allen anderen postkolonialen Ländern Afrikas bislang ausgeblieben, und die schwarze Regierung scheut sich auch nicht, Weiße mit entsprechender Kompetenz in ihre Mannschaft zu integrieren.
Dabei waren die Ausgangsbedingungen nicht gerade einfach: Es existierte kein flächendeckendes Schulsystem, die Analphabetenrate in der schwarzen Bevölkerung lag bei 65 %, die Arbeitslosigkeit bei über 30 %. 2/3 der Lehrer (von denen es insgesamt zu wenig gab) waren ohne entsprechende Ausbildung, der bevölkerungsreichste Landesteil (Norden) hatte kriegsbedingt die geringste Infrastruktur. Der sekundäre Sektor (produzierendes Gewerbe) war völlig unterentwickelt, die Wirtschaft war seit der Ära des südafrikanischen Mandats extrem einseitig auf Südafrika ausgerichtet und die Besitz- und Eigentumsverhältnisse waren stark verzerrt. Dabei war mittelfristig wohl weniger entscheidend, dass nur wenige Weiße einen großen Teil des landwirtschaftlich nutzbaren Landes besaßen, sondern dass komplexeres wirtschaftliches Know-how praktisch vollständig auf weiße Bevölkerungskreise beschränkt war und teilweise noch ist.
Die Problematik des Landbesitzes wurde zunächst in Angriff genommen. Ausgangspunkt war, dass in der Kolonialzeit Land unrechtmäßig enteignet worden war, was nun korrigiert werden sollte. Ferner ging man davon aus, dass eine Wiederherstellung der vorkolonialen Stammesrechte auf das Land nicht mehr möglich und auch nicht sinnvoll sei. Aufgrund der knappen Landressourcen und der jahrelangen Bevorzugung von Südafrikanern beim Landerwerb sollte es für Nicht-Namibier zukünftig nicht mehr möglich sein, Land zu erwerben. Verlassenes oder kaum genutztes Farmland sollte durch die Behörden einer Nutzung zugeführt und umverteilt werden.
Mit der Anfang 1995 verabschiedeten Landreformgesetzgebung wollte die Regierung eine stärkere Beteiligung nicht-weißer Farmer am Landbesitz erreichen. Das Gesetz sah ursprünglich auch eine Landenteignung gegen Entschädigung zu Marktpreisen vor. Dieses Mittel wird aber nach einigen gerichtlichen Auseinandersetzungen nicht mehr angewandt. Farmerwerb durch Ausländer bleibt im Prinzip zwar möglich, ist aber genehmigungspflichtig; eine Genehmigung wird regelmäßig nur im Kontext größerer Investitionen erteilt. Zudem ist gesetzlich geregelt, dass der Staat bei einem Farmverkauf ein Vorkaufsrecht hat. Seit 2003 gibt es auch eine Bodensteuer, die als Grundlage die natürliche Basis einer Farm hat: Niederschlagshöhe und -sicherheit sowie Bodengüte. Daneben steigen die Steuern ab einer bestimmten Farmfläche sehr stark an. Die Bodensteuer, die in den vergangenen Jahren teilweise sehr stark angehoben wurde, führt allerdings immer wieder zu Unmut unter den Farmern. Auch wegen der Möglichkeit zur Steuerbefreiung für bestimmte Bevölkerungsgruppen gibt es häufig Ärger, weil sich manche Farmer benachteiligt fühlen.
Im ariden Namibia sind zur Viehzucht riesige Weideflächen nötig
Derzeit stellen die steigenden Preise für Farmland ein großes Problem für die Landreform dar. Immer weniger Land wird der Regierung zu Reformzwecken zum Kauf angeboten. Die Umverteilung agrarischer Flächen ist also weiterhin von höchster politischer Brisanz.
Die Lösung der Landfrage ist aus dem Vorgang der „Nationalen Aussöhnung“ nicht wegzudenken. Die Koexistenz der vielen Volksgruppen Namibias kann nur gelingen, wenn eine zumindest weitgehend akzeptierte Lösung erreicht werden kann. Schließlich liegt Zimbabwe als abschreckendes Beispiel unmittelbar in der Nachbarschaft: Dort hat Präsident Mugabe mit seiner radikalen und gewaltsam durchgeführten „Landreform“ einen völligen Zusammenbruch der Wirtschaft herbeigeführt, unter dem nun alle, ganz besonders aber die Schwarzen, zu leiden haben, denn viele Weiße haben während der Enteignungen ihre Unternehmen ins Ausland verlagert.
Nach der Unabhängigkeit erlebte Namibia im Gegensatz zu allen anderen afrikanischen Staaten, die gerade einen „Befreiungskampf“ hinter sich hatten, zunächst eine vergleichsweise ruhige Zeit. Im Land herrschte Aufbruchstimmung, und u. a. auch durch intensive internationale Entwicklungszusammenarbeit (technisches Know-how und finanzielle Unterstützung) wurde bis in die Mitte der 1990er-Jahre erreicht, dass das Wirtschaftswachstum größer als oder zumindest etwa gleich groß war wie das Bevölkerungswachstum, was eine grundsätzliche Voraussetzung ist, die Lebensbedingungen breiter Bevölkerungsschichten zu bessern.
Allein aus Deutschland flossen seit 1990 etwa 800 Mio. Euro ins Land, davon etwa 2/3 als Entwicklungs- und 1/3 als Finanzhilfe. Damit erhält Namibia pro Kopf von Deutschland mehr Unterstützung als jedes andere Entwicklungsland. Dies dient auch als Argument gegen Entschädigungsforderungen, die von Herero wegen der Menschenrechtsverletzungen während der Kolonialzeit gestellt werden. Schwerpunktmäßig werden die Mittel zum besseren Management der natürlichen Ressourcen, zur ländlichen Grundschulversorgung, zu Gesundheits- und Familienplanungsprojekten, zum Niedrigkostenwohnungsbau und zum Straßenbau eingesetzt.
Durch interne und externe Faktoren erhielt die positive Entwicklung der frühen 1990er-Jahre mehrere empfindliche Dämpfer. Wie in den meisten Ländern Afrikas gelang es nicht, die ausufernde Bürokratie und den wuchernden Staatsapparat zu rationalisieren. So wird Namibia mit seinen etwas mehr als 2 Mio. Einwohnern von einem Kabinett regiert, das immerhin 25 Köpfe umfasst!
Dies und die allgemeine Entwicklung, die langsamer voranging als erhofft, führte zu verbreiteter Unzufriedenheit auch unter den SWAPO-Anhängern im Land. Entsprechend niedrig waren zeitweilig die Wahlbeteiligung und die Wahlergebnisse der SWAPO. Für weitere Spannungen sorgten die Forderungen der NUW (National Union of Namibian Workers) zur Umsetzung der Landreform. Sie forderte die Enteignung der weißen Farmer nach dem Muster von Zimbabwe und kritisierte die Privatisierung unrentabler Staatsbetriebe. Diese Haltung wurde von vielen Schwarzen in Anbetracht der hohen Arbeitslosigkeit unterstützt, führte aber bislang nicht zu einer Änderung der Regierungspolitik des Rückkaufs soweit die Mittel zur Verfügung stehen.
Die Landreform mit dem Verbot des Besitzes mehrerer Farmen bzw. von Großfarmen stößt inzwischen trotz der Landsteuer auf zunächst nicht erwartete Probleme, denn viele Minister sind ihrerseits Land- und Großgrundbesitzer geworden, was die Motivation zur Umsetzung der Landreform offensichtlich drastisch dämpft. Insgesamt leidet die namibische Wirtschaft unter dem Mangel an Investitionsmöglichkeiten und das Land bleibt Kapital-Nettoexporteur. Die Lage der Landwirtschaft ist trotz zum Teil guter Regenjahre weiterhin prekär bei tendenziell abnehmenden Niederschlägen.
Praktisch wehrlos steht Namibia der AIDS-Pandemie gegenüber, es zählt zu den Ländern mit der höchsten Infektionsrate. Jeder 5. Einwohner zwischen 15 und 49 Jahren ist HIV-infiziert, Hochrechnungen gehen von bis zu 250.000 infizierten Menschen in Namibia aus Die durchschnittliche Lebenserwartung ist bereits von 62 auf etwa 52 Jahre gesunken. Innerhalb der nächsten 10–20 Jahre wird ein wesentlicher Teil ausgerechnet der Altersgruppen sterben, die die Säulen des Wirtschaftslebens darstellen. Mittlerweile ist Aids Todesursache Nr. 1, man schätzt, dass täglich etwa 50 Personen neu infiziert werden. Wenn diese Entwicklung nicht gestoppt wird, werden im dünn besiedelten Namibia in nicht weit entfernter Zukunft Arbeitskräfte fehlen. Trotzdem ist das Risiko sehr gering, durch Blutkonserven oder unhygienische Spritzen infiziert zu werden. Spenderblut wird anerkanntermaßen gemäß den internationalen Standards sorgfältig geprüft.
2004 veröffentlichte die Regierung einen langfristigen Nationalen Entwicklungsplan mit dem Titel „Vision 2030“. Darin wird das ehrgeizige Ziel formuliert, bis 2030 den allgemeinen Lebensstandard eines Industrielandes zu erreichen. Vor allem die Probleme Arbeitslosigkeit, Armut und Aids müssten dafür weitgehend bewältigt werden.
Im Dezember 2014 wurde Hage Gottfried Geingob zum dritten Präsidenten Namibias gewählt. Er löst Hifikepunye Pohamba ab, der seit 2004 im Amt war. Geingob war der erste Premierminister des Landes, Handels- und Industrieminister sowie Vizepräsident der SWAPO. Er wurde im März 2015 vereidigt.
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Der Caprivi-Streifen
Der Caprivi-Streifen ist ein Extrembeispiel geopolitisch determinierter kolonialer Grenzziehung, die im Rahmen des Helgoland-Sansibar-Vertrages im Jahre 1890 erfolgte. Bei der Grenzziehung wurde keine Rücksicht darauf genommen, dass keinerlei ethnische Zugehörigkeit der Bewohner zu Namibia besteht. Die Hauptstämme (Massubia und Mafwe) sind mit denen in Zambia verwandt, Silozi ist nach wie vor Lingua franca. Im Sommer 2013 wurde zwar die politische Verwaltungsregion Caprivi – die einen Großteil des Caprivi-Streifens umfasst – offiziell in Zambezi Region umbenannt, die geografische Region Caprivi-Streifen bzw. Caprivi-Zipfel trägt aber immer noch den Namen des deutschen Reichskanzlers Leo von Caprivi und erinnert damit an die unrühmliche deutsche Kolonialvergangenheit.
Die Menschen hier standen der SWAPO immer distanziert gegenüber, und die Region wurde bis zur Unabhängigkeit nicht von Windhoek, sondern von Pretoria aus direkt verwaltet. 1968–1989 war sie südafrikanische Militärzone mit herausragender strategischer Bedeutung für die südafrikanische Destabilisierungspolitik in Namibia, aber hinsichtlich der Infrastruktur extrem unterentwickelt. Arbeitslosigkeit und Armut grassierten, und erst spät flossen nennenswerte Anteile des namibischen Entwicklungsetats in diese Region.
Der Separatistenführer Mishake Muyongo war einst der Drahtzieher von Unruhen in der Region. Er war Führer der Demokratischen Turnhallenallianz gewesen, 1994 Präsidentschaftskandidat der DTA, und er hatte mit an der namibischen Verfassung gearbeitet, die die Integrität des Landes als Ganzes ausdrücklich festschreibt. Nach Bekanntwerden seiner geheimen Gespräche mit ausländischen Waffenlieferanten und Söldnerfirmen trennte sich die DTA im Jahre 1998 von ihm. Seitdem engagierte er sich als politischer Brandstifter. Die Lage eskalierte, als am 2.8.1999 ein Angriff der Sezessionisten auf Katima Mulilo erfolgte. Die Regierung rief daraufhin den Ausnahmezustand aus. Polizei und Paramilitärs gingen gegen wehrlose und in den meisten Fällen unbeteiligte Zivilisten alles andere als zimperlich vor, es gab zahlreiche Übergriffe. In der deutschen Presse wurde zwischen dem „Capriviproblem“ und einem weiteren Grenzproblem im Norden nicht immer ausreichend differenziert: Ende Dezember 1999 gab Namibia seine Neutralitätspolitik gegenüber dem Bürgerkrieg in Angola auf und erlaubte den Regierungstruppen des nördlichen Nachbarn, von Namibia aus Militäroperationen gegen die UNITA-Rebellen durchzuführen. Längst hat sich aber die Lage vollkommen entspannt, vor allem hat sich die Situation für die dort lebenden Menschen wieder verbessert. Dazu trägt der stark angestiegene Tourismus maßgeblich bei.
Einen Abstecher oder sogar eine eigene Reise wert: Die Nationalparks im Caprivi-Streifen erinnern mit ihren großen Elefantenherden an den Chobe National Park in Botswana
An der trockenen Westseite des südlichen Afrika zwischen Südatlantik und Kalahari gelegen, hat Namibia eine Gesamtfläche von 824.292 km2 und umfasst damit 2,7 % des afrikanischen Kontinents. Die Nachbarstaaten von Namibia sind Angola und Zambia im Norden, Botswana im Osten und die Republik Südafrika im Süden. Die Westgrenze bildet der Atlantik. Die hafenfeindliche Küste des Südatlantik mit der Namib-Wüste sowie die Trockengebiete der Kalahari im Binnenland bedingen eine geografische Abseitslage Namibias, die auch wirtschaftliche Auswirkungen hat. Die Distanzen zu den Industriestaaten auf der Nordhalbkugel (u. a. West- und Mitteleuropa) und zu dem wirtschaftlichen Kernraum des Subkontinents, der Pretoria-Witwatersrand-Vaaldreieck-Agglomeration in der RSA, sind erheblich.
Das äußerst kontrastreiche afrikanische Land reicht vom Oranje (Noordoewer) im Süden über 1.500 km in Richtung Äquator bis nach Rundu am Okavango. Dies kommt der Entfernung Flensburg–Korsika gleich. Von der brandungsreichen Küste des Südatlantiks bis zur Halbwüste Kalahari an der Grenze zu Botswana beträgt die durchschnittliche Entfernung 630 km, was der Entfernung zwischen Aachen und Berlin entspricht.
Es gibt in Namibia Hunderte von Kilometern, auf denen keine Serviceleistungen für Mensch und Fahrzeug bereit stehen und auf denen der Reisende auf sich selbst gestellt ist. Für Fahrten über große Distanzen muss daher sorgfältig geplant und ausgerüstet werden.
Das naturräumliche Grundmuster von Namibia lässt sich anhand von zwei Ordnungsprinzipien leicht aufzeigen: der Höhenlage über dem Meer und der Menge der Niederschläge.
Die Namib-Wüste erstreckt sich in Süd-Nord-Richtung über die gesamte Länge Namibias (1.800 km), entlang dem Südatlantik vom äußersten Südwesten der Kapprovinz (Port Nolloth) über den Oranje über Oranjemund, Lüderitz, Walvis Bay, Swakopmund bis zum Grenzfluss Kunene. Von hier aus reicht sie noch Hunderte von Kilometern nach Angola (Mocamedes) hinein.
In Namibia steigt das nur 80–130 km breite Wüstengebiet vom Niveau des Meeresspiegels langsam auf 600 m Höhe an. Im Norden ist es vorwiegend als Felswüste und südlich des Kuiseb-Trockenflusses als Sandwüste mit Dünen bis über 300 m Höhe ausgeprägt. Im Osten schließen sich die Große Randstufe (Great Escarpment) und die Bergländer der Randschwelle an. Sie bilden einen eindrucksvollen Gebirgswall, der Höhen bis zu 2.000 m erreicht. Der Königsstein im Brandberg-Massiv ragt mit 2.579 m als höchster Berg Namibias besonders heraus. Tiefe, wadiähnliche Täler (Riviere) durchschneiden das „Escarpment“ und öffnen es zur Namib hin.
Weiter landeinwärts erstrecken sich im Süden halbwüstenhafte Hochländer, die in den zentralen und nördlichen Landesteilen durch Dorn- und Trockensavannen geprägt sind. Ihre durchschnittliche Höhe beträgt 1.700 m mit einer Süd-Nord-Ausdehnung von ca. 1.500 km. Sie bilden das „Rückgrat“ des Landes. Es wird insbesondere von den kettenartig aufgereihten Städten Karasburg, Keetmanshoop, Mariental, Rehoboth, Windhoek, Okahandja, Otjiwarongo, Tsumeb/Grootfontein und Ondangwa/Oshakati markiert. Die höchsten Regionen liegen im zentralen Hochland südlich von Windhoek in den Auas-Bergen, wo die Bergkuppe Moltke-Blick 2.483 m erreicht. Nach Osten hin ragen noch einzelne Massive auf.
In Namibia kann man stundenlang fahren, ohne einer Menschenseele zu begegnen
Die Entstehung der genannten Höhengebiete lässt sich bis in die Kreidezeit (vor ca. 120 Mio. Jahren) zurückverfolgen. Sie sind das Ergebnis einer gewaltigen, in Phasen ablaufenden Aufwölbung des südlichen Afrika und der bald darauf einsetzenden Abtragungsvorgänge. Die Randzonen des Subkontinents wurden stärker herausgehoben als die Binnenregion (Kalahari-Becken).
Zur Grenze nach Botswana hin nimmt die Höhe unmerklich bis auf ca. 1.200 m ab, um in das Kalahari-Hochbecken überzugehen. Mächtige Sandflächen, oft bedeckt von einer relativ dichten Baum-Strauch-Vegetation, aktive Längsdünen, weite Altdünenfelder und abflusslose, jahreszeitlich wassergefüllte Senken und Pfannen sind typische Landschaftseinheiten. Der Mangel an verfügbarem Oberflächenwasser schränkt die Besiedlung dieser Region ein.
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Besonders schöne landschaftliche Höhepunkte
Wer sich für die grandiosen Zeugnisse der geologischen Vergangenheit interessiert, der darf nicht die folgenden herausragenden Landschaften und Besonderheiten versäumen:
die Dünenlandschaften der Namib, insbesondere am Sossusvleiden Fish River Canyondie Naukluft-Landschaft mit ihren herrlichen Bergen und Tälerndas Erongo-Gebirge mit seinen fantastischen Erosionsformen (Bull’s Party/Farm Ameib)das majestätische Brandberg-Massivdie Ausräumungslandschaften der Ugab-Terrassen (die an den Westen der USA erinnern)das Waterberg-PlateauDie Höhe und Variabilität des Niederschlags sowie seine räumliche und zeitliche Verteilung bestimmen nicht nur die Vegetation, sondern sind auch von entscheidender Bedeutung für alle menschlichen Aktivitäten: von der extensiven Landnutzung der San über die marktorientierte Farmwirtschaft und den Bergbau bis zum Ausbau der Städte. Die moderne Wasserwirtschaft besitzt daher auch eine Schlüsselrolle für die zukünftige Entwicklung des Landes. Die Ausbreitung wüstenhafter Bedingungen (Desertifikation) als Ergebnis unsachgemäßer Eingriffe des Menschen in den Naturhaushalt bedroht bereits weite Gebiete Namibias. Der Umweltschutz und die sachgerechte Handhabung der natürlichen Ressourcen – insbesondere des Wassers – sind Hauptaufgaben der Entwicklungsplanung.
Der überwiegende Teil von Namibia befindet sich im Einflussbereich der tropischen Sommerregen (Ende Oktober bis Anfang April). Nur der äußerste Süden erhält seine Feuchtigkeit von den Ausläufern der kapländischen subtropischen Winterregen (Mai bis September). Die Höhe der Niederschläge zeigt ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. In Feuchtjahren können im Nordosten (Caprivi-Streifen) 700 mm Regen fallen, während in den zentralen Landesteilen, z. B. im Raum Windhoek, nur 300–400 mm zu erwarten sind; im Südwesten treten dagegen weniger als 100 mm Niederschlag auf. Einerseits gibt es leichte Schauer, bei denen an heißen Tagen die Regentropfen schon verdunsten, bevor sie den Boden erreichen, andererseits können in wenigen Kilometern Entfernung wolkenbruchartige Regen (400 mm in 15 Stunden) eine ausgedehnte Flächenspülung mit Rinnenbildung verursachen. Bei einer Schädigung der Vegetation durch Überweidung oder Holzeinschlag (Feuerholz) tritt diese Erosion verstärkt auf und beschleunigt den Prozess der Desertifikation.
Nach den seltenen Regenfällen ergrünt die Wüste, wie hier in der Nähe von Solitaire
Die Zahl der ariden Monate nimmt von Norden mit fünf bis sechs über die Landesmitte und die Kalahari mit acht bis neun Trocken monaten auf elf in den südlichen Landesteilen zu. Die wüstenhaften Gebiete mit über elf ariden Monaten erstrecken sich azonal vom unteren Oranje an den Fußflächen der Großen Randstufe über den Grenzfluss Kunene im Nor den bis zum mittleren Küstenabschnitt von Angola.
Die kalten Auftriebswässer des Benguela-Stroms und ablandige Fallwinde („Bergwinde“) verstärken noch die Aridität. Sie hindern die Wolken daran, bis auf das Festland vorzudringen. Diese regnen sich bereits auf dem offenen Meer aus; nur Nebelbänke (Garua-Nebel) erreichen vormittags für einige Stunden die Küste und geben hier einer spezifischen Strandvegetation (u. a. der Welwitschia mirabilis) genügend Feuchtigkeit. Die Bergwinde wehen oft mit Sturmstärke in die Namib hinab und bewirken für einige Stunden eine erhebliche Zunahme der Temperatur und eine Sichtbeeinträchtigung durch Staub und Sand.
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Der „Wärmekiller“ Benguela-Strom
Europäische Besucher sind oft erstaunt über die kühlen Temperaturen an der namibischen Küste. Auf vergleichbaren Breitengraden liegen auf der Nordhalbkugel doch gerade Badeparadiese, wie die Kanarischen Inseln, Südflorida oder Hawaii! Die Erklärung ist im kalten Benguela-Meeresstrom zu suchen, der hier an der Küste vorbeifließt. Seine Wassermassen werden in der Antarktis-Region abgekühlt. Die Luftmassen über dieser kalten Drift werden sehr stark abgekühlt, sodass sie nur noch eine sehr geringe Feuchtigkeit enthalten. Sobald diese Luftmassen das Land erreichen, erwärmen sie sich und verlieren noch mehr an Wasser. Deshalb kommt es zu den typischen Nebeln in der Namib, denn für Regenfälle ist die Luft hier viel zu trocken.
Auch die von Osten kommenden Passate, die ihren Ursprung im Gebiet des Indischen Ozeans haben, bringen dem Land kaum Niederschläge. Diese Luftmassen werden schon von den hohen Gebirgsketten Südafrikas „angezapft“. Je weiter sie nach Westen getrieben werden, desto trockener werden sie. Sowohl wegen des kalten Benguela-Stroms als auch wegen dieser trockenen Ostwinde sind die Küstenregion und ihr Hinterland wüstenhaft.
Die Niederschläge in Namibia fallen aus den feuchten Luftmassen aus den inneren Tropen, die nach Süden vordringen und über der Kalahari auf die trockenen, kontinentalsubtropischen Luftmassen treffen. Es kommt zu einer Frontenbildung mit zeitweise ausgiebigen Sommerregen. Diese wolkenbruchartigen Niederschläge sind meist nur lokal ausgeprägt. Es kann vorkommen, dass in Oranjemund im vollariden Süden der Namib Hochwasser auftritt, während Feuchtgebiete im Norden unter Trockenheit leiden.
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Niederschlagszonen in Namibia
Kleines Lexikon zu Namibias Geografie
Savanne
Vegetationszone in den wechselfeuchten Tropen mit deutlichem Unterschied zwischen Regenzeit und ausgeprägter Trockenzeit. Es herrscht Grasbewuchs vor, Wälder und Gebüschvegetation sind stellenweise vorhanden. Bei Beginn der Regenzeit entfaltet sich die Vegetation, es wird grün, die Büsche erden dicht. In der Trockenperiode (in Namibia vor allem in den Monaten Mai–August) sieht die Landschaft braun und verdorrt aus (gut für Tierbeobachtungen!).
Desertifikation
Ausbreitung wüstenhafter Bedingungen als Folge unsachgemäßer Eingriffe (z. B. Abholzen, Überweiden, Grundwasserabsenkungen) des Menschen in den Naturhaushalt. Folgen sind u. a. starke Erosionen, Fortwehen der ausgetrockneten Bodenkrume durch Wind etc. In Namibia u. a. in Teilen des ehemaligen Damaralandes zu beobachten.
Fremdlingsflüsse
Flüsse, die in niederschlagsreicheren Gebieten entspringen und ein trockeneres Gebiet durchfließen. Dazu zählen in Namibia Kunene, Okavango und Oranje (der streng genommen zu Südafrika gehört).
Periodische Flüsse
Flüsse in den Subtropen, die nahezu alljährlich im gleichen Rhythmus Wasser führen. Wenn sich die trockenen Flussbetten wieder mit Wasser füllen, heißt es im Südwester-Deutsch: „Die Riviere kommen ab!“ In Namibia sind es z. B. die Flüsse Swakop und Omaruru.
Episodische Flüsse
Flüsse, die sehr unregelmäßig Wasser führen. Ihre Flussbetten und „Quellen“ liegen in wüstenähnlichen Gebieten. In Namibia sind es z. B. der Tsisab (am Brandbergmassiv) oder der Tsauchab (der in regenreichen Jahren manchmal Wasser bis zum Sossusvlei führt).
Vlei
So werden in Namibia zumeist abflusslose Becken genannt, die „Pfannen“ bilden und alle Jubeljahre mit Wasser gefüllt werden, das dann durch Verdunstung und Versickerung wieder verschwindet. In den trockenen Zeiten ist der lehmigtonige Boden der Vleis zum Teil von markanten Riss-Mustern überzogen. Besonders eindrucksvoll in Namibia ist das Sossusvlei.
Arides Klima