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Es ist soweit: Meine erste Vollmondnacht steht an – die Nacht, in der sich mein Schicksal für immer entscheidet. Ja, ja … das mag melodramatisch klingen. Scheiß drauf, für mich fühlt es sich so an. Doch Adrian wäre nicht Adrian, wenn er für diesen letzten Tag, ehe er mich vollständig für sein Rudel beansprucht, nicht etwas Besonderes geplant hätte. Für mich, seine Omega, der er mit Haut und Haaren verfallen ist, wie er mir mit jeder Geste und jedem Wort zu verstehen gibt. Ich hoffe nur, dass dies nicht die Ruhe vor dem Sturm darstellt …
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Seitenzahl: 259
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Informationen zum Buch
Impressum
Kapitel 1 - Zusammen im Mondlicht
Kapitel 2 - Morgenchat mit dem Boss
Kapitel 3 - Hm. Gefährlich.
Kapitel 4 - Einführungstag
Kapitel 5 - Nicht jetzt
Kapitel 6 - Drei ist einer zu viel
Kapitel 7 - Sozia
Kapitel 8 - Drei ist genau richtig
Kapitel 9 - Verwöhnprogramm für den Alpha
Kapitel 10 - Wozu eine Harley nützlich sein kann …
Kapitel 11 - Kein Versprecher. Ein Versprechen.
Kapitel 12 - Rudel-Journalismus
Kapitel 13 - Lernen vom Künstler
Kapitel 14 - Bereit für die Vollmondnacht
Kapitel 15 - Dinge, die jeder schafft
Kapitel 16 - Catskill Mountains
Kapitel 17 - Scheiße, Mann … ergib dich!
Kapitel 18 - Beansprucht
Bonus - Sebastians Date
C. M. Spoerri
New York Alpha
Part 5
Urban Fantasy / Omegaverse / Reverse Harem
New York Alpha (Part 5)
Es ist soweit: Meine erste Vollmondnacht steht an – die Nacht, in der sich mein Schicksal für immer entscheidet. Ja, ja … das mag melodramatisch klingen. Scheiß drauf, für mich fühlt es sich so an. Doch Adrian wäre nicht Adrian, wenn er für diesen letzten Tag, ehe er mich vollständig für sein Rudel beansprucht, nicht etwas Besonderes geplant hätte. Für mich, seine Omega, der er mit Haut und Haaren verfallen ist, wie er mir mit jeder Geste und jedem Wort zu verstehen gibt. Ich hoffe nur, dass dies nicht die Ruhe vor dem Sturm darstellt …
Die Autorin
C. M. Spoerri wurde 1983 geboren und lebt in der Schweiz. Sie studierte Psychologie und promovierte im Frühling 2013 in Klinischer Psychologie und Psychotherapie. Seit Ende 2014 hat sie sich jedoch voll und ganz dem Schreiben gewidmet. Ihre Fantasy-Jugendromane (›Alia-Saga‹, ›Greifen-Saga‹) wurden bereits tausendfach verkauft, zudem schreibt sie erfolgreich Liebesromane. Im Herbst 2015 gründete sie mit ihrem Mann den Sternensand Verlag.
www.sternensand-verlag.ch
Hinweis zu sensiblen Inhalten:
In Kapitel 5 werden sexuelle Belästigung und sexuelle Nötigung thematisiert.
1. Auflage, Oktober 2024
© Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2024
Umschlaggestaltung: Jasmin Romana Welsch
Lektorat / Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH
Satz: Sternensand Verlag GmbH
ISBN (epub): 978-3-03896-332-5
Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Helena
Als ich erwache, glaube ich zuerst, noch am Träumen zu sein. Denn als Erstes fällt mein Blick auf Sebastian, der direkt neben mir liegt. Er hat sich bis auf die Boxershorts ausgezogen und präsentiert mir seinen tätowierten Adoniskörper, da er die Decke nicht über sich gezogen hat. Ein leises Schnaufen ertönt hinter mir und nachdem ich mich umgedreht habe, sehe ich Cameron, der ebenfalls tief und fest an meiner Seite schläft. Er trägt seine Kleidung noch, hat ein Bein über und eines unter der Bettdecke.
Es ist dunkel im Zimmer, ich habe vielleicht zwei Stunden geschlafen oder so. Keine Ahnung, wann ich eigentlich nach Hause gebracht wurde. Auf jeden Fall ist es noch mitten in der Nacht.
Nur langsam kommen die Erinnerungen an den vergangenen Abend zurück.
Das Essen mit Sophie, die Entführung durch Mathilda … die Demütigung und Erniedrigung … meine Rettung durch Adrian und das Rudel …
Unwillkürlich schaudere ich und bin froh, von den beiden Betas umgeben zu sein. Sie geben mir gerade das Gefühl von Sicherheit, das ich vor wenigen Stunden noch schmerzlich vermisst habe.
Dylan und Elyas haben sich wohl in ihre eigenen Zimmer verzogen, ich kann sie nicht mehr am Fußende entdecken, wo sie sich gestern hingesetzt haben, nachdem Adrian …
Himmel! Adrian hat mich gestern als sein Rudelmitglied markiert!
Meine Hand fährt zu meinem Nacken, wo ich die Bissstelle noch deutlich ertaste.
Kein Traum … Das war kein Traum von mir …
Die Erleichterung, die mich bei diesem Gedanken überkommt, ist tief und gleichzeitig erschütternd in ihrer Intensität.
Ich gehöre zu Adrians Rudel.
Und heute Abend werde ich von ihm vor den Augen aller New Yorker Alphas als seine Omega beansprucht.
Sein Rudelmitglied.
Mit einem Mal sehne ich mich nach seinem Duft, seinen Armen … seiner Nähe.
Er ist nicht hier, aber ich spüre seine Präsenz im Penthaus. Wieso auch immer ich mittlerweile dazu fähig bin – das scheint mit meinen erwachenden Omega-Kräften zusammenzuhängen.
Vorsichtig, um Cameron und Sebastian nicht zu wecken, erhebe ich mich und rutsche ans Bettende.
»Gehst du zum Boss?«, murmelt Cameron schläfrig.
Er hat mich trotz allem bemerkt. Wahrscheinlich ist es unmöglich, von einem schlafenden Canicoren wegzuschleichen.
»Ich …« Verlegen beiße ich mir auf die Unterlippe.
»Grüß ihn lieb von mir und sag danke«, flüstert er, ehe er zu Sebastian rutscht und ihm einen Arm um den Bauch legt.
»Wölfchen, nicht jetzt«, murmelt dieser ebenfalls verschlafen.
»Nur kuscheln«, nuschelt Cameron und drückt sich näher an ihn.
»Okay.« Ich sehe Sebastians Zähne blitzen, bevor er ihm einen Arm um die Schulter legt und lächle in mich hinein.
Es ist so schön, die Dynamiken von Adrians Rudel mitzuerleben. Teil von ihnen zu sein.
Leise stehe ich vom Bett auf und schaue an mir herunter. Ich trage meinen Pyjama – kurze Hose und ein Shirt. Wahrscheinlich hat Adrian mir das gestern angezogen, nachdem er mich ins Schlafzimmer getragen hatte.
Adrian … Ich möchte zu ihm …
Wie von einer fremden Macht geleitet, gehe ich zur Tür und öffne sie, trete in den Gang, um zu seinem Schlafzimmer zu schleichen, das sich auf demselben Stock wie meines befindet.
Doch ich habe nicht einmal den Knauf angefasst, da öffnet sich die Tür auch schon von selbst.
Vor mir steht der Alpha und seine Erscheinung raubt mir einmal mehr den Atem.
Das Mondlicht, das hinter ihm durch das hohe Fenster ins Zimmer fällt, beleuchtet ihn und verleiht seiner Silhouette etwas Mystisches. Erhabenes.
Ich bilde mir sogar ein, dass der Mondstein auf seiner Brust heller schimmert als sonst.
Er trägt nur eine schwarze Boxershorts und sein Duft, der mir entgegenweht, lässt mich tief einatmen.
»Komm rein«, sagt er leise und streckt die Hand aus, wartet, bis ich sie ergreife.
Ich lasse mich in sein Schlafzimmer ziehen, unsere Finger miteinander verschlungen.
Als er sich etwas von mir wegdreht, fällt mir ein Verband auf, den er am Rücken hat.
»Hast du dich verletzt?«, flüstere ich erschrocken.
»Nur eine Fleischwunde von gestern, das wird bald verheilt sein«, wiegelt er ab. »Komm, ich habe auf dich gewartet, nachdem ich merkte, dass du aufgewacht bist.«
Wie auch immer er das festgestellt hat, ich hinterfrage manche Dinge gar nicht mehr. Womöglich ist es eine Art Instinkt, die ich ebenso wie er ab heute Nacht haben werde. Heute, wenn der Vollmond ganz aufgegangen ist.
Adrian führt mich zu seinem Bett, kniet sich darauf und zieht mich mit sich. Ich plumpse an seiner rechten Seite nieder, schlinge den Arm um ihn und spüre die übermenschliche Wärme seines Körpers, die mir so schön Trost spendet.
Hier drinnen ist es viel heller als bei mir, da Adrian die Nachtvorhänge nicht gezogen hat und somit das Licht des Vollmondes hereinfällt. Ich kann jede seiner Konturen erkennen, jedes Härchen auf seiner Brust.
»Waren sie höflich zu dir?«, raunt er und drückt mir einen Kuss auf den Kopf, ehe er zärtlich über mein Haar streicht. Seine andere Hand hält meinen Unterarm fest, der auf seinem Bauch liegt.
»Cam und Sebastian?« Ich blicke zu ihm auf und sehe ihn nicken. »Ja.«
»Gut.« Er schließt die Augen.
»Cam lässt dich grüßen und sagt danke.«
Adrian blinzelt mich an. »Wofür?«
»Weiß nicht.« Ich zucke mit den Schultern.
»Hm.« Er fährt sich kurz über den Bart, dann kratzt er sich am Kinn. »Helena … Es tut mir leid, dass ich nicht da war, um dich zu halten, nachdem ich dich markiert habe. Ich …«
»Du musst dich definitiv nicht dafür entschuldigen«, erwidere ich lächelnd. »Du hattest … gute Gründe.«
Ich lasse meine Hand langsam über seinen trainierten Bauch nach unten gleiten, zum Bund seiner Unterhose.
»Nicht.« Er stoppt mich, indem er sanft, aber bestimmt mein Handgelenk packt. »Noch … nicht.« Er zieht meine Finger wieder nach oben, hält sie in Höhe seines Herzens fest.
Ich seufze gegen seine Brust und küsse ihn dann auf die Stelle. »Okay«, flüstere ich.
Ich hatte eigentlich gar nicht vor, ihn zu verführen, wollte ihn nur ein wenig dort streicheln, wo es ihm guttut. Und … okay … wahrscheinlich hätte das damit geendet, dass ich mich ihm hingegeben hätte.
Mein Verstand ist noch nicht ganz wach. Gut, dass seiner es ist.
Behutsam schiebt er mir ein paar Haarsträhnen zur Seite und ich erschaudere, als er die Stelle an meinem Nacken berührt, die er gestern markiert hat.
»Sie ist noch da«, murmelt er.
»Ja, du hast mich ziemlich heftig gebissen.« Ich schmunzle bei der Erinnerung, wie komisch sich das anfühlte – wie seltsam richtig und schön.
»Das meinte ich nicht«, erwidert er und beugt sich zu mir, küsst mich auf die Markierung. »Dein Körper könnte sie verschwinden lassen, aber er tut es nicht.«
»Und das bedeutet?« Ich blinzle zu ihm hoch.
Er legt eine Hand unter mein Kinn, drückt es etwas weiter nach oben, damit er mir in die Augen schauen kann. »Dass du es möchtest. Mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele.«
»Oh.«
Das war mir nicht bewusst.
»Kann … kann ich das irgendwie … selbst wegmachen?«, frage ich und greife an meinen Nacken.
»Möchtest du das?« Sein Daumen fährt mein Kinn entlang, berührt meine Unterlippe.
»Nein. Nur hypothetisch«, wiegle ich ab.
»Du kannst deinem Körper den Befehl erteilen, sobald du eine vollwertige Omega bist, ja.« Er nickt bestätigend. »Auch wenn ich es … bedauern würde. Es ist schön zu sehen, dass du meine Markierung akzeptierst und mit Stolz trägst.«
Er beugt sich zu mir und küsst mich behutsam auf den Mund, verweilt dort ein paar Sekunden, ohne den Kuss zu vertiefen. Ich spüre seinen Atem, das Kribbeln, das durch meinen Körper rinnt.
Adrian so nahe zu sein, hat etwas Magisches.
Nachdem er sich gelöst hat, atmet er tief ein und aus. »Lass uns noch etwas schlafen«, murmelt er. »Es ist vier Uhr, wir müssen erst in drei Stunden raus.«
»Ich dachte, du stehst noch vor Tagesanbruch auf, um Sport zu machen, Nachrichten zu checken und so?«
»Heute nicht. Heute ist ein besonderer Tag.«
»Hm.«
Ich drücke mich noch näher an ihn, sauge seinen Duft ein.
Keine Ahnung, wie Adrian es schafft, aber seine pure Anwesenheit führt dazu, dass ich mich komplett entspanne. Ich bin so geborgen in seinen Armen wie sonst nirgendwo auf der Welt.
Adrian
Es ist kurz vor sieben, als ich mich aus dem Bett erhebe und ins Bad gehe, um meine Blase zu entleeren. Der Tag draußen bricht gerade an und erfüllt das Zimmer mit dämmrigem Licht.
Nachdem ich zurück bin, betrachte ich Helena eine Weile, wie sie in meinen Laken liegt, das schwarz gefärbte Haar wie ein Fächer auf meinem Kissen und um ihr schönes Gesicht verteilt.
Meins.
Sie gehört mir. Zu meinem Rudel.
Der Wolf in mir brummt zufrieden.
Dieses Bild ist absolut perfekt.
Sie ist perfekt.
Die Omega, im Bett ihres Alphas … Ein Bild für die Ewigkeit, verwoben mit purer Wärme, Leidenschaft und Euphorie.
Auch mein Wolf ist von ihr angetan und ich spüre seinen Drang, sie mit allem, was ich habe, zu beschützen. Nein, er will im Grunde viel mehr als das. Er will sie für sich ganz und gar. Aber daraus wird nichts werden – zumindest vorerst nicht.
Wenn ich mit Helena schlafe, dann nur zum Vergnügen. Und mein Wolf stimmt mir in dieser Sache voll und ganz zu, was mich selbst immer noch verblüfft. Doch wir sind uns einig: Sie soll pure Ekstase erleben, ohne die Verantwortung im Hinterkopf zu haben, dass sie sich um Nachwuchs kümmern muss. Das hat definitiv Zeit.
Erst will ich dieses neue Leben mit ihr erkunden – ein Leben voller Hingabe. Ohne Paarung.
Der Gedanke ist so schräg und seltsam, dass ich über mich selbst den Kopf schüttle, aber mein Wolf schnurrt vor Vorfreude. Auch er hat sich verändert, wie mir heute nach dem Erwachen bewusst wurde. Extrem verändert.
Ihretwegen.
Helena …
Es wird etwas komplett Neues für uns und womöglich … Vielleicht hilft es mir, zu vergessen. Zu heilen. Wenngleich ich dachte, das sei niemals möglich, so spüre ich einen Funken Hoffnung in mir aufglimmen.
Ja, eventuell kann Helena meiner Seele helfen, Ruhe zu finden. Die Erinnerungen, die mich täglich quälen, verblassen zu lassen. Damit ich wieder nach vorne schauen kann. Mit ihr als Omega an meiner Seite.
Ich muss mich regelrecht von ihrem Anblick losreißen, dann nehme ich das Handy, das ich auf den Nachttisch gelegt habe.
Dylan hat es gestern Abend noch gecheckt und dafür gesorgt, dass niemand mehr meine Chats liest oder in meinem Namen Nachrichten verschickt. Ich bin froh, dass er sich mit solchen Dingen auskennt.
Der Hack ging eindeutig von Mathildas Rudel aus – offenbar hatte jemand dort ebenso Skills darin wie Dylan und konnte so mein Handy hacken. Eine Tatsache, die nicht so schnell wieder vorkommen wird, wie Dylan meinte, der nun irgendeine Software darauf installiert hat, die das verhindern soll. Ich vertraue ihm dahingehend einfach mal, da ich selbst keine Ahnung habe von solchen Sachen.
Nun öffne ich den Chat mit ihm, während ich mich auf den Bettrand setze.
Adrian:
Guten Morgen. Hast du heute Nachmittag etwas Wichtiges vor? Falls nicht, nimm dir bitte frei. Ich habe eine Aufgabe für dich.
Ich rechne nicht damit, dass Dylan mir direkt antwortet. Wahrscheinlich ist er im Fitnessraum – dort würde ich normalerweise auch hin, um mit einem kurzen Training in den Tag zu starten.
Aber nicht heute. Heute ist besonders.
Dann wechsle ich den Chat zu Elyas.
Adrian:
Kannst du gegen 5 pm zuhause sein? Helena sollte mit dir trainieren, ehe es am Abend losgeht.
Im Gegensatz zu Dylan ist Elyas sofort online und ich sehe ihn eine Antwort tippen.
Der Kerl arbeitet zu viel … Ich sollte ihn mal wieder zwingen, ein paar Tage freizunehmen.
Zumindest morgen haben wir alle frei, da wir davon ausgehen, ab dann einen neuen Welpen im Rudel zu haben. Es wird alle Aufmerksamkeit von uns fordern, Helena zu zeigen, wie sie ihre Wölfin kontrollieren kann.
Ich freue mich auf diese Aufgabe – ebenso wie meine Betas, daher würde es sich keiner von ihnen nehmen lassen, diesen ersten Tag mit dem neuen Rudelmitglied zu versäumen.
Elyas:
Klar, Boss. Das lässt sich einrichten.
Adrian:
Bist du noch oder schon wieder wach?
Elyas:
Keine Sorge, hab ein paar Stunden Schlaf getankt. Bereite mich auf ein wichtiges Meeting mit einem Klienten heute vor.
Adrian:
Sieh zu, dass du um 4 pm zuhause bist. Dann kannst du dich wenigstens noch eine Stunde hinlegen.
Elyas:
Ja, Daddy.
Normalerweise würde ich ihm so eine freche Antwort nicht einfach durchgehen lassen, aber heute bin ich nicht in der Laune, ihn zurechtzustutzen. Stattdessen knurre ich in mich hinein.
Elyas kann seine Arbeitszeiten frei einteilen und ist demnach sehr flexibel im Schieben seiner Termine.
Adrian:
Ich brauch dich heute Nacht in voller Stärke. Hansen wird sich nicht so leicht geschlagen geben.
Elyas:
Ist klar.
Eine weitere Nachricht poppt auf, dieses Mal von Dylan. Offenbar hat er sein Training beendet.
Dylan:
Natürlich, ich fahre gleich nochmals zu Mathildas Unterschlupf im Wald für die Spurensuche. Bin dort mit ein paar Leuten verabredet. Aber am Nachmittag kann ich mir freinehmen. Worum geht’s?
Adrian:
Erkläre ich dir nachher beim Frühstück persönlich. Warte noch kurz auf mich.
Dylan:
Klingt mysteriös.
Adrian:
Keine Sorge, ist nichts Schlimmes. Geht um Helena.
Dylan:
Das dachte ich mir schon. Wohin soll ich kommen? Und wann?
Adrian:
Um 1:30 pm im Penthaus.
Dylan:
Ok, werde da sein.
Adrian:
Danke.
Dylan:
Nicht dafür.
Ich spüre ein warmes Gefühl in meiner Brust, während ich den Chat mit Dylan betrachte. Er ist so loyal und beständig, wie man sich einen Beta nur wünschen kann. Und das ist genau der Grund, warum ich ihn heute mit einer Aufgabe betrauen werde, die wohl nicht nur ihn überraschen wird. Ich war selbst verdattert, als mir mein Wolf heute nach dem Aufwachen diesen Gedanken mitteilte, der sich erst seltsam, dann hingegen umso richtiger anfühlte.
Mir ist klar, dass ich von meinen Betas diese Woche eine Menge Flexibilität erwarte, aber sie sind zum Glück alle in Positionen, in denen sie sich gewisse Ausnahmen leisten können, ohne gleich ihren Job zu gefährden.
Elyas:
Hast du ihr die Kette eigentlich schon geschenkt?
Ich wechsle wieder in den Chat mit ihm und tippe eine Antwort.
Adrian:
Nein, noch nicht. Werde ich gleich machen.
Elyas:
Bin gespannt, was sie dazu sagt.
Adrian:
Ich auch. Wir sehen uns nachher beim Frühstück.
Elyas:
Muss leider passen, ich bin in zehn Minuten weg.
Adrian:
Du arbeitest zu viel.
Elyas:
Keine Arbeit, ich bin zum Frühstück verabredet.
Adrian:
Mit ihr?
Elyas:
Mit wem denn sonst? :-)
Adrian:
Ok, grüß sie von mir.
Elyas:
Mach ich. Bis später, Boss.
Adrian:
Bis dann.
Stirnrunzelnd schließe ich den Chat. Dass Elyas an einem so wichtigen Tag nicht mit uns frühstückt, ist ungewöhnlich. Offenbar hat er Ablenkung gerade dringend nötig, anders kann ich es mir nicht erklären.
Hinter mir vernehme ich eine Bewegung und drehe mich herum. Helena ist erwacht und streckt sich gähnend.
Ich lege das Handy beiseite und streiche ihr über den Kopf. »Gut geschlafen?«, murmle ich.
Helena
»Wie ein Stein.« Ich gähne erneut und strecke die Hände über mich, wo sie am Kopfteil des Bettes ihre Grenze finden.
Es ist komisch, dass ich hier, in Adrians Bett, so einen tiefen Schlaf erfahre, wie sonst nirgendwo – und mich beim Aufwachen vollkommen erholt fühle. Das war schon gestern Nacht so und wird sich wohl nicht mehr ändern.
Adrian beugt sich zu mir herunter und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Dann betätigt er den Lichtschalter der Nachttischlampe, sodass ich gegen die plötzliche Helligkeit anblinzeln muss.
»Wie geht es dir in Bezug auf gestern?«, fragt er forschend nach und ich bemerke Sorge auf seinem Gesicht.
Ich horche in mich hinein. Der Nachhall von dem, was ich erlebt habe, ist definitiv noch da. Aber da ist auch eine innere Stärke, die mit jeder Sekunde, die ich wach bin, größer wird.
Ich werde mich nicht brechen lassen. Nicht von einer blöden Ziege wie dieser Mathilda.
Sanft streicht mir Adrian mit dem Handrücken über die Wange. »Du bist wahnsinnig stark, Helena«, murmelt er, da er offenbar meine Gedanken mitverfolgt hat.
»Ich …« Ich sehe ihn unverwandt an. »Ja«, bestätige ich dann. »Ich glaube, das bin ich. Dank dir. Dank deiner Anwesenheit und Unterstützung.«
»Nein.« Er schüttelt langsam den Kopf. »Du warst von Anfang an stark. Du lässt dich nicht unterkriegen, egal, was kommt. Und das bewundere ich an dir.«
Wieder beugt er sich zu mir, dieses Mal finden seine Lippen die meinen und wir verschmelzen zu einem intensiven, leidenschaftlichen Kuss.
Auch wenn da die Erinnerung an gestern noch ist, so tritt sie ob den Empfindungen, die ich für Adrian hege, sofort in den Hintergrund. Erlischt mit jeder Sekunde, die unsere Zungen miteinander tanzen, macht einer Erregung Platz, wie nur Adrian sie in mir hervorrufen kann.
Wie schön es jetzt wäre, die schlimmen Bilder von gestern einfach mit ihm zusammen zu vertreiben. Neue zu schaffen. Hier in diesem Bett. In seinen Armen.
Bedeckt von seinen Küssen, geliebt von seinen Händen, begehrt von seiner Zunge, erregt von seinen Lippen …
Doch noch ist es zu früh dafür, das sehe ich ein.
Aber nicht mehr lange, und dann …
»Ich glaube, du bist bereit für das, was ich mit dir vorhabe«, raunt er, als er sich von mir löst.
»Was meinst du?« Ich sehe ihn verwirrt an.
»Erzähle ich dir später. Erst habe ich noch etwas für dich.«
Ich sehe, wie er die Nachttischschublade öffnet und ein längliches schwarzes Kästchen hervorholt.
»Was ist das?«
»Ein Geschenk für dich.« Er wendet sich mir zu und hält es mir hin. »Öffne es.«
»Ist da Schmuck drin?« Ich greife neugierig danach.
»Öffnen.«
Es hat vorne einen kleinen silbernen Knopf und als ich ihn drücke, springt es auf. Ich ziehe scharf die Luft ein.
»Adrian …«
»Gefällt sie dir?«
Sprachlos starre ich auf die silberne Kette, die auf dem schwarzen Samtbett liegt. Sie wurde so filigran gearbeitet, dass ich es kaum wage, sie zu berühren. Der Anhänger ist gerade mal so groß wie mein Daumennagel und besteht aus einem Mondstein in Halbmondform, der beinahe wie aus Glas wirkt, da er so hell ist. Darum herum glitzern mehrere kleine Sternchen, die wahrscheinlich Diamanten oder so sind. Ein etwas größerer Diamant in Sternform hängt unten am Halbmond.
Elyas hat mir bei unserer Shoppingtour ebenfalls eine Silberkette mit Mondanhänger geschenkt, aber diese hier übertrifft sie bei Weitem in ihrer Eleganz und Schönheit. Sie ist perfekt. Einzigartig und vollkommen.
»Ich dachte, sie passt zu dir«, meint Adrian leise und als ich den Blick hebe, bemerke ich Unsicherheit in seiner Miene. »Sag was.«
»Das kann ich nicht annehmen«, flüstere ich.
»Du brauchst heute Abend einen Mondstein.« Er hebt die Augenbrauen. »Wenn dir der Anhänger nicht gefällt, kann ich dir sonst auch …«
»Er ist wundervoll«, unterbreche ich ihn. »Aber das ist doch viel zu teuer.«
»Für dich ist mir nichts zu teuer, Lena.« Er lehnt sich wieder zu mir und drückt mir einen Kuss auf die Wange. »Lass sehen, wie sie dir steht.«
Er nimmt mir das Kästchen aus der Hand und legt es zur Seite, nachdem er die Kette herausgeholt hat. Dann öffnet er den Verschluss und ich hebe die Haare etwas an, damit er mir den Schmuck um den Hals legen kann. Kurz hantiert er in meinem Nacken, bevor er sich zufrieden zurücklehnt.
»Wie ich dachte – perfekt«, raunt er.
»Danke«, sage ich aus vollem Herzen und lege die Hand auf den Anhänger.
»Bist du nervös?« Er schaut mich prüfend an.
»Wenn ich an heute Abend denke?« Ich hole leise Luft und stoße sie mit dem nächsten Wort aus. »Ja … sehr.«
»Musst du nicht sein, meine Betas und ich sind bei dir und leiten dich durch deinen ersten Vollmond. Hansen wird keine Chance haben, dich für sich zu beanspruchen.«
»Hoffentlich.« Ich sehe ihn zweifelnd an. »Er ist ziemlich stark.«
»Ist er. Aber gegen meine Entschlossenheit wird er nicht ankommen.« Sein Blick ist eindringlich. »Ich will dich. Für mich.«
»Für dich allein?«
»Das kann ich erst entscheiden, wenn mein Wolf deine Wölfin kennt«, erwidert er und schüttelt langsam den Kopf. »Wenn er dich exklusiv für sich will, wird er dich auch so beanspruchen. Es würde äußerst schwierig sein, mich gegen seine Besitzansprüche zu wehren. Aber noch suggeriert er mir, dass er dich mit meinen Betas teilen wird.« In seinen Augen flammt etwas auf.
»Obwohl er denkt, dass ich deine Gefährtin sein könnte?«
Adrian nickt. »Er ist immer noch ziemlich verwirrt.«
»Und … wenn er mich exklusiv für dich haben will, bedeutet das dann, dass du auch exklusiv mein bist?«, hake ich nach. »Werden wir quasi monogam leben?«
Dabei muss ich an Hansens Erklärungen zu den Pärchen in seinem Rudel denken.
Die Vorstellung, um die Betas einen Bogen machen zu müssen, behagt mir zwar nicht, da ich die Jungs fest in mein Herz geschlossen habe und jeder auf seine Weise anziehend ist. Sogar Leonardo. Aber die Aussicht darauf, dafür diesen scharfen Alpha für mich allein haben zu dürfen, wiegt den Verlust der Beta-Möglichkeiten auf jeden Fall auf.
»Falls mein Wolf Exklusivität will, wird es deine Wölfin ebenfalls fordern«, bestätigt Adrian ernst, anschließend schüttelt er leicht den Kopf. »Aber das sind alles hypothetische Annahmen, Lena. Gewissheit werden wir erst haben, wenn du morgen eine vollwertige Omega bist und wir deine Wölfin kennen.«
»Okay.« Ich presse kurz die Lippen zusammen. »Also … egal, was in dieser Nacht geschehen wird, eines ist sicher: Ich will dich auch«, flüstere ich dann, was ihm ein leises Brummen entlockt. Es klingt allerdings nicht verärgert, sondern eher lüstern. »War das gerade dein Wolf?«
»War es.« In seinen Augen glimmt nun deutlich ein goldener Funke. »Er will dich nicht nur, er braucht dich.«
»Wegen der A/B/O-Ordnung?«
»Wegen sich. Er will mit dir ficken.«
Ich erschaudere unter seinem Blick, der stetig intensiver wird. »Morgen?«
»Er will es hier und jetzt tun.« Adrians Stimme ist immer tiefer geworden und gleicht mittlerweile einem dunklen Grollen. »Aber keine Sorge, ich habe ihn im Griff.« Dann atmet er durch und das Gold weicht langsam dem warmen Dunkelbraun. »Zudem muss ich zur Arbeit. Gestern ist noch ein bisschen was liegen geblieben …«
Ich sehe ihn betroffen an. Adrian muss Hals über Kopf aufgebrochen sein, nachdem er von meiner Entführung erfuhr.
»Wer war dieser Alpha eigentlich?«, frage ich unvermittelt. »Also der, der mich im Restaurant überwältigt hat?«
»Sein Name ist Devin Sanders«, antwortet Adrian finster. »Er und ich haben noch eine Rechnung offen.«
»Oh.«
»Er ist der Alpha, bei dem Cam früher war«, fährt er fort.
»Was?« Ich starre ihn entgeistert an.
Bei der Vorstellung, in den Händen dieses Schweins gewesen zu sein, das Cameron so wehtat und ihn derart misshandelte, stellen sich mir alle Nackenhaare auf.
Adrian mustert mich prüfend, dann legt er mir eine Hand auf die Schulter. »Erinnerst du dich an etwas, das uns einen Hinweis geben könnte, wo Sanders sich aufhält?«
»Ich … Nein … Da war … eine Art Bunker. Ja, ich denke, das könnte es gewesen sein. Mitten im Wald. Als ich von dort weggeholt wurde, haben sie mir allerdings eine Augenbinde angelegt.«
»Hm, das könnte überall sein.« Er beißt sich auf die Unterlippe. »In Ordnung, wir sollten uns nun für die Arbeit bereitmachen. Wenn dir noch was einfällt, sag es mir, okay?«
»Okay.«
Als ich mich erhebe, zieht Adrian mich nochmals zu sich und schlingt die Arme um meine Taille. »Er wird dir nichts tun, das verspreche ich«, murmelt er, ehe er mich sanft auf die Lippen küsst.
»Danke«, sage ich leise.
Eine Sekunde lang hält er mich, dann gibt er mich frei und wendet sich zum Bad. »In einer Viertelstunde im Esszimmer«, sagt er noch, bevor er verschwindet.
Ich verlasse sein Zimmer, um in mein eigenes zurückzukehren.
Cameron und Sebastian sind schon weg, meine Laken ziemlich zerwühlt. Mir fällt ein verdächtiger weißer Fleck auf und als ich ihn näher betrachte, stoße ich ungläubig die Luft aus.
»Diese Karnickel«, murmle ich, muss aber lächeln.
Sie haben es tatsächlich in meinem Bett getrieben, ehe sie das Zimmer verließen. Nun ja, wahrscheinlich hat man selten die Gelegenheit, im Bett einer Omega zu vögeln.
Kopfschüttelnd gehe ich ins Bad und gönne mir eine lange heiße Dusche. Als ich mich abgetrocknet und angezogen habe, betrachte ich mich im vom Dampf angelaufenen Spiegel, auf dem ich eine kleine Ecke mit dem Handtuch freirubble.
Die junge Frau, die mir entgegenschaut, erkenne ich kaum wieder. Sie wirkt … erwachsener. Aufgeklärter. Selbstsicherer.
Der Mondstein um meinen Hals glänzt geheimnisvoll und die kleinen Sternchen darum herum funkeln bei jeder Bewegung.
»Du bist schön, Helena. Vergiss das nicht. Ich liebe dich«, flüstere ich mir selbst zu und meine das gar nicht eingebildet oder so.
Es ist einfach nur ein Kompliment an mich selbst, an die Frau, die ich in den vergangenen Wochen geworden bin. Eine Frau, die an der Seite eines mächtigen Alphas stehen und alle Blicke auf sich ziehen kann.
Da ist nichts mehr von der Zerbrechlichkeit, die ich gestern in Mathildas Zelt empfand. Nur pure Stärke und der Wille, mich nicht von einer Schlampe wie dieser unterkriegen zu lassen. Sie liegt nun unter der Erde und ich lebe. Werde mein Leben und meine Gefühle selbst bestimmen. Und heute Abend lerne ich meine Wölfin kennen, die mein Selbstvertrauen noch verstärken wird.
Womöglich gilt meine Selbstheilung ja nicht allein für äußerliche Wunden, sondern auch für innere. Wie auch immer. Ich habe den Wunsch, jeglichem Gefühl zu trotzen, das auch nur den Hauch von Überforderung oder Hilflosigkeit in mir auslösen könnte.
Mit geübten Fingern schminke ich mich, dann föhne ich die Haare und bemerke, dass ich bereits über zwanzig Minuten gebraucht habe.
Eilig renne ich zurück ins Zimmer und schnappe mir ein langärmliges Strickkleid aus dem Schrank. Es ist enganliegend und besitzt einen zweifarbigen Look, wirkt deswegen wie ein Zweiteiler aus Rock und Oberteil.
Der Rockteil ist grau meliert und geht bis Mitte Oberschenkel. Das Oberteil ist in schlichtem Schwarz gehalten. Ein Turtleneck-Kragen, der ebenfalls grau meliert ist, setzt ein kleines Highlight. Dadurch kann man zwar die Mondkette nicht sehen, aber das ist zu verkraften. Dafür wird niemand die Bisswunde bemerken.
Dazu kombiniere ich eine helle Strumpfhose und schwarze Overknee-Stiefel.
Danach betrachte ich das Ergebnis im Spiegel und bin sehr zufrieden mit mir.
Das schwarz gefärbte Haar fällt mir nun in Wellen offen über die Schultern und ich sehe im figurbetonten Kleid zwar businessmäßig, aber auch scharf aus.
Joah, ein bisschen Sexyness kann heute nicht schaden …
Einfach nur schon, um mein Selbstbewusstsein weiter zu pushen und allem die Stirn zu bieten, das mich klein machen will.
Ich bin nicht klein. Ich bin eine Omega mit einem Rudel, wie man es sich schöner und besser nicht wünschen könnte – und einem Alpha an der Spitze, nach dem ich mich verzehre.
Tja, meine liebe Mathilda, sowas Kostbares hattest du nie. Das habe nur ich allein.
Siedend heiß fällt mir ein, dass ich gestern meine Handtasche nicht mehr hatte, nachdem dieser Sanders mich aus dem Restaurant entführt hat. Doch meine Panik, alles verloren zu haben, was eine Frau in einer Handtasche aufbewahrt – also ihr Leben! –, verflüchtigt sich nach zwei Sekunden. Denn mein Blick fällt auf die Tasche, die neben dem Nachttisch steht.
Adrian hat sie dorthin gestellt. Er muss es gewesen sein …
Ein warmes Gefühl überkommt mich, als ich danach greife und kurz den Inhalt prüfe.
Nichts fehlt. Sogar mein Handy ist drin, wenn auch der Akku nur noch ein paar Prozent anzeigt. Aber ich werde es bei der Arbeit aufladen. Daher ergreife ich das Ladegerät, stopfe es in die Tasche und verlasse dann eilig mein Zimmer mit massiver Verspätung.
Im Esszimmer angekommen, ist José gerade dabei, den Tisch abzuräumen. Adrian steht am hohen Fenster neben der Säule, die dem Raum einen griechischen Touch verleiht, und telefoniert mit jemandem. Er hat mir den Rücken zugekehrt.
»Warten Sie, ich esse noch was«, will ich José aufhalten.
Der junge Mann mit lateinamerikanischem Einschlag schenkt mir ein Lächeln. »Ich habe für Sie ein Lunchpaket zusammengestellt.« Er deutet auf eine Tupperware-Dose, die auf dem Tisch steht. »Sollte alles dabei sein.«
»Oh, danke«, sage ich ehrlich erfreut und öffne die Schachtel, um den Inhalt zu inspizieren.
Darin befindet sich ein herrlich riechendes Sandwich, das mit Sicherheit Speck enthält. Zudem eine kleine Flasche Orangensaft, ein Apfel und ein paar Trauben.
»Komm, du kannst das unterwegs essen«, meint Adrian, der gerade sein Telefonat beendet hat. »Wir sind spät dran.«
Er will an mir vorbeigehen, bleibt aber auf meiner Höhe stehen und lässt seinen Blick über meinen Körper schweifen.
»Hm. Gefährlich«, murmelt er, ehe er weitergeht.