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Okay, eines ist mir mittlerweile klar: Eine Omega zu sein, bedeutet man hat Sex. Eine Menge Sex, der obendrein alle Grenzen sprengt, die ich bisher kannte. Und das auch noch mit einem anbetungswürdigen Mann, der ganz genau weiß, wie er einen am Rande der Ekstase hält. Da treten die weiteren Ereignisse meines ersten Tages in seinem Rudel beinahe in den Hintergrund. Fast. Denn immer, wenn ich denke, dass ich mich nun endlich in meine Rolle eingefunden habe, schlägt das Drama zu. Story of my life … seufz.
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Seitenzahl: 224
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Informationen zum Buch
Impressum
Kapitel 1 - Kein Karate
Kapitel 2 - Rocker-Gentleman
Kapitel 3 - Das hätte ich nicht erwartet
Kapitel 4 - Rudel-Journalismus Interruptus
Kapitel 5 - Sex(y) Tourguide
Kapitel 6 - Kein typischer Dom
Kapitel 7 - Die erste Session
Kapitel 8 - Kleines, widerspenstiges Herz
Kapitel 9 - Bitte, mein Alpha
Kapitel 10 - Dominanz, Lust, Genuss
Kapitel 11 - Zehn, neun, acht …
Kapitel 12 - Stimmungskiller
Kapitel 13 - Ziemlich dämlich
Kapitel 14 - Zu wenig Entschuldigungen
Kapitel 15 - Die oberste Stufe von peinlich
Kapitel 16 - Zu viele Geheimnisse
Kapitel 17 - Was Helena nicht weiß …
Kapitel 18 - Spurensuche
Kapitel 19 - Zayn
Kapitel 20 - Das hat uns gerade noch gefehlt
Kapitel 21 - Ist das eine Fangfrage?
Kapitel 22 - Fachjargon
Kapitel 23 - Was zum Teufel hat das zu bedeuten?
C. M. Spoerri
New York Alpha
Part 7
Urban Fantasy / Omegaverse / Reverse Harem
New York Alpha (Part 7)
Okay, eines ist mir mittlerweile klar: Eine Omega zu sein, bedeutet man hat Sex. Eine Menge Sex, der obendrein alle Grenzen sprengt, die ich bisher kannte. Und das auch noch mit einem anbetungswürdigen Mann, der ganz genau weiß, wie er einen am Rande der Ekstase hält. Da treten die weiteren Ereignisse meines ersten Tages in seinem Rudel beinahe in den Hintergrund. Fast. Denn immer, wenn ich denke, dass ich mich nun endlich in meine Rolle eingefunden habe, schlägt das Drama zu. Story of my life … seufz.
Die Autorin
C. M. Spoerri wurde 1983 geboren und lebt in der Schweiz. Sie studierte Psychologie und promovierte im Frühling 2013 in Klinischer Psychologie und Psychotherapie. Seit Ende 2014 hat sie sich jedoch voll und ganz dem Schreiben gewidmet. Ihre Fantasy-Jugendromane (›Alia-Saga‹, ›Greifen-Saga‹) wurden bereits tausendfach verkauft, zudem schreibt sie erfolgreich Liebesromane. Im Herbst 2015 gründete sie mit ihrem Mann den Sternensand Verlag.
www.sternensand-verlag.ch
1. Auflage, Dezember 2024
© Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2024
Umschlaggestaltung: Jasmin Romana Welsch
Lektorat / Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH
Satz: Sternensand Verlag GmbH
ISBN (Taschenbuch): 978-3-03896-346-2
Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Helena
Ich liege in Jeans und einer leichten Bluse auf meinem Bett im Penthaus und scrolle ein wenig durch TikTok und Instagram. Adrians Butler José hat mein Handy aus dessen Auto geholt und mir samt Handtasche hergebracht, während ich mir ein langes Bad gönnte.
Gott, war das herrlich, in der riesigen Badewanne zu liegen. Das werde ich nun öfters machen, wie ich mir fest vornehme. Die moderne Dusche daneben ist zwar auch geil, aber die Wanne toppt alles, was ich mir von einer Wanne je gewünscht hätte. Sie besitzt sogar eine Whirlpool-Funktion oder sowas ähnliches – zumindest wurde mein Rücken mit Sprudel-Blasen massiert. Und man sollte die Funktion nicht zusammen mit Badeschaum nutzen, wie mir auffiel, als ich damit beinahe das Badezimmer in eine Schaumparty verwandelte.
Es ist mittlerweile früher Nachmittag und die Sonne scheint warm durch das hohe Fenster.
Eigentlich warte ich auf eine Antwort meiner Schwester Sophie, die ich vorhin anrief, aber nicht erreichen konnte. Sie hat offenbar gerade Wichtigeres zu tun, als sich mit mir für morgen zum Shoppen zu verabreden, wie wir am Mittwoch bei unserem Essen besprochen haben. Wir haben immerhin schon mal die Uhrzeit festgelegt – 2 pm –, aber ich habe noch keine Ahnung, wo genau wir uns treffen wollen. Vielleicht denkt sie, ich hole sie in der Wohngemeinschaft ab. Im Zweifelsfall werde ich das auch tun, sollte sie mir bis morgen nicht mehr antworten. Was aber schräg wäre … Sophie braucht ihr Handy wie die Luft zum Atmen. Sie wird wohl einfach gerade keine Zeit haben, mir zurückzuschreiben.
Meine Gedanken gleiten zurück zu den vergangenen Stunden.
Was für ein aufregender Tag …
Ich bin eine vollwertige Omega in einem Canicoren-Rudel, habe meinen Wolfswelpen und zum ersten Mal mit meinem Alpha geschlafen. In meiner alten Wohnung. Ehe ich mich in einer Transportbox verwandelt habe und nur dank Olivenöl wieder rausgeholt werden konnte. Das ich mir inzwischen vom Körper gewaschen habe – nachdem ich das Badezimmer von all dem Dreck gereinigt hatte, den mein Wolf Chi bei seiner nächtlichen Dusche mit den drei Betas dort hinterlassen hatte.
Jap, ich denke nicht, dass es irgendein Omega auf dieser Welt gibt, das eine ähnliche Geschichte seines ersten Tages als vollwertiges Rudelmitglied zu präsentieren hat.
Und der Tag ist noch lange nicht zu Ende.
Adrian ist zwar im Moment in seiner Firma, um Walker wegen der sexuellen Belästigung zur Rede zu stellen, aber ich kann es kaum erwarten, bis er zurückkehrt. Und wir da weitermachen können, wo wir aufgehört haben. Vielleicht den Schärfegrad etwas erhöhen? Ich bin so neugierig darauf, was Adrian mir alles zeigen könnte.
Sein Zimmer habe ich mittlerweile wiederhergerichtet und Kissen sowie Bettüberzug dank Josés Hilfe ersetzt. Ebenso wie ich meine eigene Bettwäsche gewechselt habe, denn der Sperma-Fleck, den Sebastian und Cameron gestern früh dort verewigt hatten, war immer noch da. Zudem habe ich meinen Teppichboden an der Stelle gereinigt, wo Chi heute Morgen hingepisst hatte, als Adrian ihn aus meinem Bett hob.
Mein Wolf meldet sich im Moment nicht. Die Transportbox-Sache hat ihm ebenso zugesetzt wie mir und er pennt, wann immer ich nach ihm taste.
Welpen schlafen echt viel …
Mit einem Seufzen erhebe ich mich, da ich nicht länger untätig herumliegen will. Schließlich habe ich nun ganz offiziell ein Rudel und möchte mich mit ihnen unterhalten, sie noch besser kennenlernen. Alle fünf Betas haben extra meinetwegen frei genommen und halten sich im Penthaus auf. Es wäre nicht nur blöd, sondern auch unhöflich, wenn ich mich in meinem Zimmer verschanze.
Daher verstaue ich das Handy in meiner Jeanstasche und beschließe, erst einmal im Wohnzimmer nachzusehen.
Doch kaum habe ich die Wendeltreppe erreicht, die zwei Stockwerke nach unten führt, höre ich von links Stimmen. Ich wende den Kopf zur Terrassentür und bemerke die Präsenzen von Elyas, Cameron und Sebastian. Sie scheinen sich miteinander zu unterhalten und … zu streiten? Ihre Stimmen wirken erhitzt und die Schwingungen, die durch die Glastür dringen, sind eindeutig gereizt.
Stirnrunzelnd gehe ich die wenigen Stufen hinauf und betrete die Terrasse.
»… wir verflucht noch mal was sagen!«, wettert gerade Sebastian.
»Nein!«, hält Elyas energisch dagegen.
Ein Klatschen ertönt, dann Sebastians Stimme. »Au, was soll das?!«
»Ich heile deine Dummheit gerade durch Handauflegen«, brummt Elyas ungerührt.
»Du hast mich geschlagen!«
»Schnelles Handauflegen.«
»Das ist doch eine verdammte Kacke!«, knurrt Sebastian und nun entdecke ich die drei Betas zu meiner Linken.
Dort liegt die Lounge, in der ich an meinem ersten Abend hier im Penthaus mit Cameron zusammen gegessen habe. Der jüngste Beta sitzt ebenso wie Elyas auf einem der Rattansessel, allerdings beteiligt er sich nicht an der hitzigen Diskussion, die Elyas und Sebastian führen. Letzterer ist aufgesprungen, da er es wohl nicht mehr aushielt.
Cameron schaut auf, als er mich bemerkt, und zupft Sebastian, der neben ihm steht und gerade auf Elyas hinunterfunkelt, am Stoff von dessen Hose.
»Verdammt! Was?!«, knurrt Sebastian und wendet sich erst Cameron, dann ruckartig mir zu. »Oh.«
Auch Elyas hat mich entdeckt und erhebt sich, schiebt Sebastian etwas zur Seite, um auf mich zuzukommen.
»Na, hast du dich erholt, Kleines?«, fragt er mit samtener Stimme, die einen kompletten Gegensatz zu dem herrischen Tonfall aufweist, den er bei Sebastian eben noch anschlug.
»Worüber habt ihr euch gestritten?« Ich gehe an Elyas vorbei auf die Lounge zu.
Noch immer sind die Schwingungen, die hier herrschen, aufgeheizt und ich lasse kurz meine Omega-Kräfte darüber gleiten, um die drei Betas zu beruhigen.
»Wow, das kannst du echt schon sehr gut«, bemerkt Cameron, der sich ebenfalls erhoben hat.
»Langsam bekomme ich Übung darin«, antworte ich, dann wandert mein Blick zu Sebastian. »Also? Warum habt ihr gestritten?«
Der Beta kratzt sich am Hinterkopf und senkt die azurblauen Augen. »Es war nichts«, weicht er aus.
Er lügt mich an, das spüre ich.
»Für ›nichts‹ hast du aber ziemlich laut herumgeflucht«, erwidere ich und sehe ihn mit erhobenen Brauen an.
»Es war nur eine kleine Meinungsverschiedenheit«, sagt Elyas, der zu mir aufgeschlossen hat und nun sanft eine Hand auf meine Schulter legt. »Na gut, eher eine große …« Er schenkt mir eines seiner Lucifer-Lächeln.
»Ihr verschweigt mir was«, stelle ich argwöhnisch fest.
»Wir verschweigen dir eine Menge«, bestätigt Elyas schulterzuckend. »Das liegt in der Natur von Canicoren – wir lieben Geheimnisse.«
»Ich dachte, im Rudel gibt es keine Geheimnisse?«, brumme ich.
»Nun ja, ein paar schon, sonst wäre es ja langweilig.« Elyas' Lächeln bleibt auf seinem einnehmenden Gesicht.
Ich sehe ihn abwägend an und merke, dass er nicht lügt. Es gibt offenbar noch so einiges, was ich nicht von den Betas weiß.
»Alles zu seiner Zeit, Lena«, fährt Elyas einschmeichelnd fort und streicht mir kurz über den Kopf. »Wie geht es dir? Konntest du dich etwas vom Boss-Sex und der unfreiwilligen Transportbox-Nummer erholen?«
»Du versuchst gerade abzulenken.« Ich sehe ihn scharf an.
»Ertappt.« Sein Lächeln ist weiterhin da, wenngleich seine dunklen Augen nicht mehr ganz so funkeln. »Ich möchte deinen ersten Tag als vollwertige Omega in unserem Rudel nicht mit einem blöden Streit zwischen Sebastian und mir trüben.«
»Wir haben öfters unterschiedliche Ansichten«, bestätigt Sebastian mit einem schiefen Grinsen. »Daran wirst du dich gewöhnen. Wir mögen uns trotzdem.« Zur Unterstreichung seiner Worte tritt er zu Elyas und legt einen Arm um dessen Schulter. »Siehst du?« Er drückt ihm einen Kuss auf die Wange.
»Pfoten weg«, knurrt der Künstler-Beta und wirft ihm einen mahnenden Blick zu.
»Sonst was?« Sebastian sieht ihn belustigt an.
»Selbst schuld!«
Ehe Sebastian weiß, wie ihm geschieht, hat Elyas ihn gepackt und mit einer geschmeidigen Bewegung auf den Rücken geworfen. Er landet seitlich auf Sebastian und fixiert ihn mit der Hüfte nahe am Oberkörper, um zu verhindern, dass er entkommen kann. Danach packt er dessen Handgelenk, schiebt eine Hand unter Sebastians Schulter und zieht ruckartig an seinem Arm. Gleichzeitig drückt er die eigene Schulter gegen Sebastians Rücken, sodass dieser sich automatisch auf den Bauch dreht, um dem Druck zu entkommen. Elyas nutzt die Gelegenheit und fixiert Sebastians Arm auf dessen Rücken, presst ihn mit seinem Gewicht auf den Boden.
Das alles ging so schnell, dass ich kaum zweimal blinzeln konnte.
»Au, verdammt!«, flucht Sebastian, dessen Wange auf den Steinboden gedrückt wird.
Elyas hält ihn zwei Sekunden lang in dieser Position, dann lässt er ihn los und erhebt sich.
»Das sollte dir eine Lehre sein«, bemerkt er, während er Sebastian die Hand hinhält und ihm auf die Beine hilft.
»Ich hasse deine blöden Karate-Moves«, brummt Sebastian und klopft sich imaginären Dreck von der Jeans. Mir ist noch gar nicht aufgefallen, dass die drei Betas heute viel legerer gekleidet sind als üblich – es ist das erste Mal, dass ich sie alle in Jeans und Shirt sehe.
»Das war kein Karate«, erwidert Elyas gelassen. »Sondern ein aus dem Judo stammender ›O Goshi‹-Hüftwurf, kombiniert mit ›Brazilian Jiu-Jitsu‹-Techniken, falls du es genau wissen willst.«
Sebastian schnaubt leise. »Okay. Ich hasse deine blöden Kampfkünste.«
»Kann ich dir gerne beibringen.« Elyas lockert die Schultern, die in einem dunkelvioletten Poloshirt stecken.
»Kein Bedarf im Moment.« Sebastian vollführt eine abwinkende Handbewegung, dann sieht er mich an. »Na, hat dir die Vorstellung gefallen, Rehchen?«
»Vertragt ihr euch denn wieder?« Ich sehe zwischen den beiden hochgewachsenen Betas hin und her.
Sebastian schenkt mir ein breites Lächeln. »Wir vertragen uns immer. Meistens. Okay, lass es ›oft‹ sein.«
»Sie sind wie kleine Kinder«, lässt sich Cameron hinter mir vernehmen. »Je mehr sie sich streiten, desto lieber haben sie sich.«
»Was verstehst du schon von Kindern.« Sebastian sieht ihn augenverdrehend an.
»Ich muss nur in eurer Nähe sein – und schon könnte ich zwanzig Tricks der Super Nanny anwenden«, erwidert Cameron und verschränkt die Arme vor der Brust.
»Das ist doch …«, beginnt Sebastian, aber ich unterbreche ihn, indem ich die Hand hebe.
»Wo sind eigentlich Dylan und Leo?«
Dass Leonardo mir immer noch nicht gestattet, seinen Spitznamen zu verwenden, ignoriere ich an dieser Stelle großzügig. Schließlich ist er nicht da.
»Keine Ahnung.« Elyas zuckt mit den Schultern. »Wahrscheinlich in ihrem Zimmer?«
»Oder im Fitnessraum«, vermutet Cameron. »Dort treiben sie sich fast immer rum, wenn sie zuhause sind.«
»Ist Leo denn schon wieder fit genug dafür?«, hake ich verblüfft nach.
Es ist wenige Stunden her, dass er fast gestorben wäre und Adrian meinte, dass es Tage dauern würde, bis er sich vollständig erholt hat. Womöglich haben meine Omega-Kräfte seine Heilung tatsächlich beschleunigt?
»Leo kennt nichts, wenn es um Sport geht«, erwidert Sebastian schulterzuckend. »Erst recht keine Schonung.«
»Hm, okay, ich geh sie mal suchen«, beschließe ich. »Möchte mit Dylan noch ein paar Sachen besprechen.«
»Oh?« Cameron sieht mich neugierig an.
»Seine Schwester«, erkläre ich. »Sie ist ja eine Omega und in Fynns Rudel. Zwei Dinge, die ich gerne von ihm etwas beleuchtet haben möchte. Zumal ich denke, dass ich von seiner Schwester noch das eine oder andere lernen könnte. Oder wenigstens hat Adrian sowas angedeutet.«
Ich bemerke, dass die drei Betas kurze Blicke tauschen und spüre, wie sich Anspannung zwischen ihnen breitmacht.
»Was?«, hake ich nach.
»Nichts«, entgegnet Elyas und vollführt eine unbestimmte Handbewegung durch die Luft. »Frag Dylan ruhig, aber ich denke nicht, dass du viel aus ihm rausbekommst. Seine Schwester ist für ihn ein heikles Thema.«
»Weil sie das Rudel gewechselt hat?«
»Unter anderem.« Er sieht mich bedeutungsschwer an. »Wird er dir bestimmt selbst erzählen, falls er sich denn dazu in der Stimmung fühlt.«
»Okay.« Ich zucke mit den Schultern. »Dann bin ich mal gespannt.« Ich sehe noch einmal zwischen Elyas und Sebastian hin und her. »Und ihr vertragt euch, ja? Ich mag es nicht, wenn ihr streitet.«
»Ja, Mama.« Sebastian grinst mich entwaffnend an. »Hach, schön, wieder eine Omega bei uns zu haben.«
»Nenn mich nie wieder Mama.« Ich sehe ihn scharf an. »Nie wieder, hörst du?«
»Oookay.« Sein Lächeln bleibt wie eingemeißelt auf seinem einnehmenden Gesicht. »Obwohl … ›Nie wieder Mama‹ ist viel umständlicher als ›Lena‹.«
Ich verdrehe die Augen und verlasse die Dachterrasse.
Mal sehen, ob ich nicht doch ein bisschen was aus Dylan rauskitzeln kann …
Helena
Ich steuere erst einmal Dylans Zimmer an, das sich im untersten Stock befindet. Aber als ich dort anklopfe, warte ich vergebens auf eine Antwort.
»Also doch der Trainingsraum«, murmle ich und schlendere durch den Gang zurück zum Wohnzimmer, von da durch die Bibliothek, zum Spielraum und dann zu jenem Zimmer, das ich erst ein Mal betreten habe. Damals, als ich an meinem ersten Morgen hier im Penthaus eine kleine Besichtigungstour machte – und Adrian sah, der gerade Hanteln stemmte.
Gott, war das ein geiles Bild …!
Ich merke, wie meine Mitte unvermittelt wieder zu pochen beginnt bei der Erinnerung daran, wie scharf er aussah.
So verschwitzt und … männlich und … obersexy.
Zusammenreißen, Helena … zusammenreißen …!
Vorsichtig öffne ich die Tür und weiß schon beim Eintreten, dass Cameron recht hatte. Dylan trainiert an einem der Geräte, die wohl für die Beinmuskulatur gedacht sind – er liegt auf einer Vorrichtung und stemmt immer wieder Gewichte mit den Beinen.
Keine Ahnung, wie das Teil heißt, ich war noch nie in einem Fitnesscenter.
Sport ist Mord und so …
»Da bist du ja«, sage ich, während ich auf den breitschultrigen Beta zugehe.
Dylan nimmt die Kopfhörer aus den Ohren, die er zum Trainieren drin hatte, und ich vernehme laute Rockmusik, die daraus ertönt.
»Hast du mich gesucht?«, fragt er, ehe er die Übung beendet und sich von der Bank erhebt.
»Ja.« Ich blicke mich um. »Wo ist Leo?«
»Hast ihn verpasst. Er war bis vor etwa zehn Minuten am Trainieren und ist zurück in sein Zimmer, um zu duschen, da er doch noch nicht so fit ist, wie er gerne hätte«, antwortet er und greift nach einem Handtuch, um sich den Schweiß vom Gesicht zu wischen. »Was gibt’s?«
Ich merke, dass das hier wohl nicht die beste Idee war. Dylan trägt ein dunkelblaues Tanktop, das seine muskulösen Arme betont, dazu eine kurze schwarze Trainingshose. Alles an ihm wirkt so verführerisch, dass ich nicht einmal seinen scharfen Duft benötigen würde, um von diesem Anblick angeheizt zu werden.
Mist, ich sollte besser nie wieder in den Trainingsraum gehen … hier werde ich oberwuschig!
»Ich … ehm …« Vergebens versuche ich, nicht auf seine breite Brust zu starren, deren Muskeln sich gerade bewegen, da Dylan das Handtuch in den Händen knetet.
Aus einem Impuls heraus trete ich um ihn herum und zu dem Trainingsgerät, an dem er bis eben noch saß.
»Was ist das genau?«, frage ich und versuche so zu tun, als würde es mich tatsächlich brennend interessieren.
»Das ist eine Beinpresse«, erklärt er und tritt hinter mich. Ich spüre seine Nähe, ohne mich zu ihm umdrehen zu müssen. »Für das Training der Beinmuskulatur und der Gesäßmuskeln. Damit kannst du Gewichte stemmen, während der Rücken sicher auf der gepolsterten Lehne aufliegt.«
Ich wende mich nun doch zu ihm um und bemerke, wie dicht er hinter mir steht.
Viel zu dicht … Himmel, sein Duft …
Ich reagiere auf den Hünen beinahe, als befände ich mich in der Hitze. Aber er ist einfach zu anziehend.
»Darf ich das auch mal probieren?«, frage ich und räuspere mich, da meine Stimme vollkommen heiser geworden ist in seiner Gegenwart.
»Klar.« Er zuckt mit den Schultern und seine grünbraunen Augen mustern mich forschend. »Obwohl du dich erst aufwärmen müsstest – und das auch nicht geeignete Trainingsklamotten sind …«
Ich trage Jeans und eine leichte Bluse sowie Turnschuhe. Nur Letztere sind für ein Fitnesscenter brauchbar, das sehe ich ein.
»Hm.« Ich blicke an mir herunter. »Geht es trotzdem?«
»Übungsweise, ja«, meint er. »Aber für ein richtiges Training solltest du entsprechende Aufwärmübungen machen und dich vor allem umziehen.«
»Ich möchte es nur ausprobieren, nicht gleich Misses Hulk werden«, erwidere ich mit einem schiefen Lächeln.
»Na gut, dann ab mit dir auf die Bank.« Er deutet auf die Liege. »Sitz so, dass du den Rücken an die Lehne legen kannst.«
»Okay, hältst du mal?« Ich nehme mein Handy aus der Hosentasche und reiche es Dylan. Danach tue ich wie geheißen.
»Platziere die Füße nun vor dir auf der großen Platte, die mit den Gewichten verbunden ist«, weist er mich an.
Dafür muss ich meine Beine anziehen und fühle mich ein bisschen wie beim Gynäkologen.
»Gut, mit den Beinen drückst du nun die Platte weg, indem du die Knie streckst«, erklärt Dylan und legt das Telefon auf ein anderes Trainingsgerät in der Nähe, um die Hände frei zu haben. Danach packt er blitzschnell einen meiner Oberschenkel, um mich aufzuhalten, da ich direkt loslegen wollte. »Warte noch. Ich erkläre dir erst alles in Ruhe.«
Ich sehe nickend zu ihm auf. »Sorry.«
Seine Hände streicheln mein Bein und ich muss ein Schaudern unterdrücken.
Also von mir aus könnten wir das Training auch gern direkt vergessen und er vögelt mich einfach hier auf einem der Geräte. Oder am Boden. Oder …
Heleeeena! Aufhören mit diesen Gedanken!
Er schenkt mir ein leichtes Lächeln. »Gut. Du drückst also die Platte weg und lässt sie anschließend langsam und kontrolliert zurück zur Ausgangsposition kommen, indem du die Knie wieder beugst.« Er lässt von mir ab und werkelt stattdessen etwas an den Gewichten herum. »Wir beginnen mit einem leichten Widerstand, damit du die Technik üben kannst.«
Kurz darauf scheint er zufrieden mit den Einstellungen des Geräts zu sein, denn er wendet sich mir erneut zu.
»Deine Füße sollten etwa schulterbreit auseinander und in der Mitte der Plattform positioniert sein.« Er ergreift meine Knöchel, um sie korrekt hinzustellen. »Drücke die Plattform jetzt mit beiden Beinen kraftvoll weg, aber streck die Knie nicht komplett durch. Achte auf die Atmung. Atme ein, wenn du die Platte wegdrückst und aus, wenn du die Knie wieder beugst. Halte den Rücken während der Übung flach an der Lehne.«
Ich versuche, seine Anweisungen zu befolgen, stelle aber fest, dass es bei ihm viel leichter aussah, als es in Wirklichkeit ist.
»Phu, ich habe kaum Kraft in den Beinen«, murmle ich kapitulierend. »Und das, obwohl du das Gewicht schon verringert hast und ich doch eine vollwertige Omega bin …«
»Das wird schon mit der Zeit. Dein Wolf schließt sich nicht deinen Übungen an, oder?«
Ich schüttle verneinend den Kopf. Chi pennt den Schlaf der Gerechten. Wenn ich mich konzentriere, kann ich ihn sogar leise schnarchen hören.
»Sobald ihr eine Einheit seid, kannst du auf seine Kräfte zurückgreifen und wirst die Gewichte mühelos stemmen«, prophezeit Dylan. »Komm, steh auf.« Er reicht mir eine Hand und zieht mich auf die Beine.
Dass ich ihm dabei schon wieder so nah bin, macht es nicht besser. Er übt heute irgendwie eine besondere Anziehung auf mich aus.
»Aber du bist nicht hergekommen, um mit mir zu trainieren, oder?«, hakt er nach, derweil er stirnrunzelnd auf mich heruntersieht. Noch immer hält er meine Hand.
»Ich … äh … Nein. Eigentlich bin ich hier, um dir ein paar Fragen zu stellen«, erkläre ich und weiche seinem Blick aus. »Zu … deiner Schwester.«
Dylan verengt die Augen ein wenig, als ich ihm erneut ins Gesicht schaue. Das ist das einzige Zeichen, dass dieses Thema nicht zu seinen ›all time favorites‹ gehört.
Er lässt mich los und verschränkt die Arme vor der Brust. »Was willst du wissen?«
»Sie … sie ist bei Fynn Hansen, richtig?« Ich sehe abwägend zu ihm hoch.
»Richtig.« Er nickt langsam.
Das ist mehr als seltsam. Auf der Moonlight Gala hat er sich überhaupt nichts davon anmerken lassen, dabei war seine Schwester wahrscheinlich ganz in der Nähe, da die Gala auf Hansens Anwesen stattfand.
»Dann ist Fynn quasi dein Schwager?« Ich betrachte ihn neugierig.
Dylan schnaubt leise und sein Gesicht verrät, dass er reichlich wenig von dieser Bezeichnung hält. »Solche Verwandtschaften gibt es nicht bei Canicoren«, sagt er mit dunkler Stimme. »Wir heiraten nicht.«
»Nun, Elyas schon.«
Jetzt zeichnet Überraschung seine Miene und er hebt erstaunt die Brauen. »Er hat dir davon erzählt?«
»Ja, er …«, ich wedle mit der Hand durch die Luft, »nun, er sagte, dass er das normalerweise nicht herumposaunt, aber es war ihm wohl wichtig, dass ich von Livia weiß.«
»Hm.« Er fährt sich mit dem Zeigefinger über das Kinn und mustert mich nachdenklich.
»Was?«
»Nichts. Ich …« Er kratzt sich am Hinterkopf. »Es erstaunt mich, das ist alles.«
»Ihr habt einen Haufen Geheimnisse im Rudel, oder?«
»Ziemlich viele«, bestätigt er und sieht mich abschätzend an.
»Darf ich …«, beginne ich und kaue auf meiner Unterlippe herum. »Würdest du mir deine Schwester mal vorstellen? Isabelle? So heißt sie, oder?«
»Woher kennst du ihren Namen?«
»Adrian.« Ich zucke mit den Schultern. »Er sagte, sie könne mir vielleicht ein paar Sachen beibringen.«
»Das hat er mit Sicherheit nicht gesagt«, erwidert Dylan nachdrücklich.
Ich überlege, dann nicke ich. »Stimmt, er meinte, du könntest mir ein paar Sachen über Omegas erklären.«
»Das kann ich.« Er atmet leise durch. »Aber nicht heute, okay?«
»Okay.«
Ich habe das Gefühl, er möchte noch etwas hinzufügen, doch er schüttelt den Kopf.
»Ich geh duschen, sonst hörst du nie auf, mich mit deinen Blicken auszuziehen.« Er sieht mich mit einem leichten Lächeln an.
»Oh … ehm … Ich …« Peinlich berührt verlagere ich das Gewicht von einem Bein auf das andere.
Dass meine ›wie hammerscharf du bist‹-Vibes so offensichtlich zu ihm durchgedrungen sind, war mir nicht bewusst.
Dylan schmunzelt und beugt sich zu mir herunter. »Wenn Adrian es erlaubt, werde ich mich heute Abend gerne euch beiden nochmals anschließen«, raunt er. »Mir hat unser Dreier ebenfalls sehr gefallen und der Boss sagte, dass er keine exklusiven Ansprüche auf dich hat. Entsprechend …«
Ohne den Satz zu vollenden, küsst er mich sanft auf die Lippen und ich erschaudere, als seine Zunge um Einlass bittet. Gleichzeitig packt er mich an den Hüften, zieht mich nahe an seinen stahlharten Körper.
Oh, wow …
Ohne zu zögern, öffne ich den Mund, heiße ihn willkommen und wir verlieren uns in einem intensiven, langen Kuss, der meinen Bauch zum Kribbeln bringt. Ich vernehme ein dunkles Brummen tief in seiner Brust. Das ist sein Wolf, der sich dem Kuss anschließt, mich begehrt und mit mir vögeln will – das wird mir klar. Es ist das erste Mal, dass ich das so bewusst wahrnehme. Gestern, als wir den Dreier im Wald hatten, hatte ich zwar Dylans Augen golden leuchten sehen, aber es ist nicht dasselbe wie jetzt, da ich eine vollwertige Omega bin. Es scheint beinahe, dass ich nun die Wölfe der Betas anders spüre. Intensiver. Vor allem, wenn ich ihnen so nahe bin.
Und es erregt mich zugegebenermaßen, dass ich Dylan so tief berühre.
»Das ist seltsam, dich zu küssen, ohne dass dein Wolf sich regt«, murmelt er an meinen Lippen, als er sich etwas von mir löst.
Er hat recht, im Gegensatz zu seinem Wolf pennt Chi weiter, als hätte es den Kuss nicht gegeben.
»Chi ist nun mal kein großer Knutscher«, erwidere ich lächelnd.
»Offenbar.« Er drückt mir nochmals einen kurzen Kuss auf den Mund, dann richtet er sich auf. »Duschen«, sagt er mehr zu sich selbst als zu mir. Und als ich einen Blick auf seinen Schritt werfe, ist dieser schon deutlich ausgebeult.
Nur von einem einzigen Kuss … hmmm … anscheinend ist die Anziehung zwischen uns sehr gegenseitig.
»Kalt am besten«, schicke ich lachend hinterher, als er sich bereits abwendet.
»Jap.« Er winkt über die Schulter, ohne sich zu mir umzudrehen und verlässt den Trainingsraum mit großen Schritten.
Ich grinse, während ich ihm nachsehe.
Dylan ist einfach etwas Besonderes. Gerade, weil er sich trotz seiner Rocker-Erscheinung wie ein Gentleman verhält.
Helena
Nachdem ich den Trainingsraum verlassen habe, durchquere ich die Bibliothek – und bleibe mitten in der Bewegung stehen, da mein Blick auf einen hochgewachsenen Mann fällt, der vor einem der Regale steht und seine Finger über die Buchrücken gleiten lässt.
»Leonardo«, begrüße ich ihn.
Er wendet sich mir zu und betrachtet mich mit schmalen Augen, ehe er sich in Bewegung setzt.
Langsam schlendert er auf mich zu, während ich nicht genau weiß, wie ich mich verhalten soll. Wir waren erst zwei Mal alleine. Einmal, als ich hier im Penthaus ankam und er unaufgefordert in mein Zimmer stürmte, und das zweite Mal heute Morgen in seinem Zimmer, als Adrian mich bat, ihn mit meinen Kräften zu stärken. Und beide Male hat er mich blöd angemacht.
Zwar hatte er vorhin, als ich in der Transportbox gefangen war, die zündende Idee, mich mit Olivenöl einzureiben. Aber dachte ich da für einen Moment, dass er womöglich doch noch Sympathie für mich entwickeln könnte, so verflüchtigt sich diese Annahme nun mit jeder Sekunde, die ich in seine dunklen Augen schaue.
Viel düsterer als dieser Kerl kann man echt nicht mehr gucken.