New York Alpha (Part 8) - C. M. Spoerri - E-Book
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New York Alpha (Part 8) E-Book

C.M. Spoerri

4,0

Beschreibung

Was haben Amy Winehouse, Christian Grey und Picasso gemeinsam? Sie tauchen in meinem Leben auf. Wirklich. Na gut, nicht wirklich. Aber man könnte die zweite Hälfte meines ersten Omega-Tages und des Tages darauf tatsächlich in drei Etappen mit diesen Überschriften einteilen. Oh, und nicht zu vergessen, der Titanic-Moment im High Line Park. Auf jeden Fall kommen die Geheimnisse meines Rudels so langsam ans Licht – ich bin aber auch mittlerweile eine hervorragende Rudel-Journalistin geworden. Pssst, wusstet ihr zum Beispiel, dass Elyas … Okay, das lasse ich euch selbst herausfinden.

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Seitenzahl: 282

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Informationen zum Buch

Impressum

Kapitel 1 - Mögliche Optionen

Kapitel 2 - Back to Black

Kapitel 3 - Du willst es auch

Kapitel 4 - Ein Versprechen

Kapitel 5 - In Ordnung

Kapitel 6 - Verwandle dich!

Kapitel 7 - Seht ihr, wie sie mir gehorcht?

Kapitel 8 - Rohe Energie und dunkle Intensität

Kapitel 9 - Ach du Scheiße, was tue ich hier?

Kapitel 10 - Genau so …

Kapitel 11 - Die bisher geilste Nacht meines Lebens

Kapitel 12 - Aftercare

Kapitel 13 - Morgen-Chat

Kapitel 14 - Kleines Biest

Kapitel 15 - Alpha-Chat

Kapitel 16 - Mehr von José

Kapitel 17 - Links, rechts, links, rechts, rechts

Kapitel 18 - Krankenbesuch

Kapitel 19 - Brlbldknsssblblbl

Kapitel 20 - Wir haben ein Problem

Kapitel 21 - Elijah von Altenburg

Kapitel 22 - Safe the last Dance for Me

Kapitel 23 - Titanic-Moment

Kapitel 24 - Zwei erste Male

Bonus - Elyas’ feindliche Übernahme

 

C. M. Spoerri

 

 

New York Alpha

Part 8

 

 

Urban Fantasy / Omegaverse / Reverse Harem

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

New York Alpha (Part 8)

Was haben Amy Winehouse, Christian Grey und Picasso gemeinsam? Sie tauchen in meinem Leben auf. Wirklich. Na gut, nicht wirklich. Aber man könnte die zweite Hälfte meines ersten Omega-Tages und des Tages darauf tatsächlich in drei Etappen mit diesen Überschriften einteilen. Oh, und nicht zu vergessen, der Titanic-Moment im High Line Park. Auf jeden Fall kommen die Geheimnisse meines Rudels so langsam ans Licht – ich bin aber auch mittlerweile eine hervorragende Rudel-Journalistin geworden. Pssst, wusstet ihr zum Beispiel, dass Elyas … Okay, das lasse ich euch selbst herausfinden.

 

 

Die Autorin

C. M. Spoerri wurde 1983 geboren und lebt in der Schweiz. Sie studierte Psychologie und promovierte im Frühling 2013 in Klinischer Psychologie und Psychotherapie. Seit Ende 2014 hat sie sich jedoch voll und ganz dem Schreiben gewidmet. Ihre Fantasy-Jugendromane (›Alia-Saga‹, ›Greifen-Saga‹) wurden bereits tausendfach verkauft, zudem schreibt sie erfolgreich Liebesromane. Im Herbst 2015 gründete sie mit ihrem Mann den Sternensand Verlag.

 

 

 

 

 

Hinweis zu sensiblen Themen:

Kapitel 6-11 in diesem Band thematisieren sexuelle Dominanz und Unterwerfung.

 

www.sternensand-verlag.ch

[email protected]

 

1. Auflage, Januar 2025

© Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2024

Umschlaggestaltung: Jasmin Romana Welsch

Lektorat / Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH

Satz: Sternensand Verlag GmbH

 

 

ISBN (Taschenbuch): 978-3-03896-347-9

 

Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

 

 

Kapitel 1 - Mögliche Optionen

Helena

 

Ich betrachte meine Schwester, die mit Kompressen auf den Augen und einbandagierten Armen in dem großen Krankenhausbett vollkommen verloren wirkt. Nie hätte ich gedacht, sie mal in einer Situation wie dieser zu sehen.

Weil … weil keine von uns beiden je krank gewesen ist.

Mist. Warum habe ich die Anzeichen nicht schon früher erkannt? Sophie ist ebenso wie ich noch nie krank gewesen – weil sie eine Canicor ist.

So einfach ist das. Oder eben auch nicht.

»Scheiße, Sophie … Was machen wir bloß?«, flüstere ich, ohne eine Antwort von ihr zu erwarten.

Sie liegt noch im künstlichen Koma und wird erst nach und nach aufwachen. Um festzustellen, dass ihre Augen vorübergehend blind sind. Und ihre Freundin tot. Weil sie zusammen die dämliche Idee hatten, Fotos bei diesem verdammten Güterbahnhof zu machen.

Meine Faust ballt sich um die schwarze und die beiden silbernen Perlen, die mir der behandelnde Arzt in die Finger gedrückt hat.

Ich muss wissen, was geschehen ist. Und vor allem, warum Sophie diese Perlen bei sich hatte, als man sie fand.

»Ich komme bald wieder, Kleine«, sage ich leise und streiche sanft über die Bettdecke an ihrem Fußende, ohne sie zu berühren. »Versprochen.«

Dann wende ich mich ab und verlasse die Station.

Kaum bin ich durch die Milchglastür getreten, kommt mir auch schon Adrian entgegen. Er hat sein Handy gezückt, steckt es aber gerade ein. Cameron und Sebastian, die mit uns gewartet haben, sehen mich mindestens so erwartungsvoll an wie der Alpha selbst.

»Ihr wisst es schon, oder?«, sage ich und halte vor Adrian an.

Er blickt stirnrunzelnd auf mich herunter. »Wovon sprichst du?«, hakt er vorsichtig nach.

»Fynn Hansen war dort«, präzisiere ich. »Das hier hatte Sophie bei sich, als man sie fand.« Ich hebe die Hand und zeige ihm die Perlen, die ganz eindeutig vom Wikinger-Alpha stammen. Er trug genau dieselben in ein paar Zöpfen seiner dunkelblonden Mähne geflochten, als er mich vor zwei Tagen zum Essen mit meiner Schwester begleitete.

Adrian schiebt die dunklen Brauen zusammen, dann nickt er. »Dylan hat mich soeben angerufen. Sie haben den Ort abgesucht und …«

Ich gehe an ihm vorbei, ohne ihn ausreden zu lassen. Stattdessen nehme meine Handtasche, die ich nicht in die Station, in der Sophie liegt, mitnehmen durfte, und die Adrian mittlerweile auf den Beistelltisch im Wartebereich platziert hat.

»Was hast du vor?« Sebastians azurblaue Augen weiten sich verwundert.

»Ich rufe ihn an«, erkläre ich und hole mein Handy raus, suche nach Fynns Nummer.

»Was? Nein, das ist keine gute Idee!«, erwidert der Beta und als ich den Kopf hebe, sehe ich ihn und Adrian einen kurzen Blick austauschen.

»Ich will wissen, warum er dort war«, sage ich energisch.

Dann wähle ich Fynns Nummer und lausche dem Piepton.

Adrian erwidert nichts, aber sein Gesicht zeigt deutlich, dass er meine Idee ebenso wenig unterstützt wie sein Beta. Auch Cameron schaut mich besorgt an, doch alle drei wissen, dass sie mich nicht davon abbringen können.

Leider geht nach dreimal Klingeln nur der Anrufbeantworter ran.

»Fynn!«, rufe ich wütend ins Telefon. »Was hast du mit dem Unfall meiner Schwester zu schaffen?!«

Dann lege ich auf und pfeffere mein Handy zurück in die Tasche, ehe ich mir die Nasenwurzel mit zwei Fingern massiere.

»Scheiße!«, stoße ich aus und suche Adrians Blick. »Was hat Dylan noch erzählt?«

»Sie konnten bloß die Duftspur von Hansens Rudel ausfindig machen«, antwortet Adrian betont ruhig. »Das bedeutet allerdings noch nicht, dass sie etwas mit dem Unglück zu tun haben.«

»Und dennoch waren sie da!«, erwidere ich aufgebracht.

»Lena«, sagt Adrian beschwörend. »Hansen ist unser Verbündeter. Er würde nie …«

»Und wenn doch?!« Ich werfe die Hände in die Luft und fuchtle herum. »Wenn er nicht so ein Heiliger ist, wie du gerne in ihm sehen möchtest, und er mir eine Lektion erteilen wollte, weil ich mich nicht für ihn als meinen Alpha …«

»Nein!«, unterbricht mich Adrian donnernd und ich spüre die Dominanzwelle, noch ehe sie über mich hinweg schwappt. »Hansen mag vieles sein, aber er ist kein Arschloch!«

»Dürfte ich Sie bitten, Ihr hitziges Gespräch an einem anderen Ort weiterzuführen?«, ertönt in dem Moment die junge Stimme des Arztes, der Sophie behandelt. Dr. Fisher hat die Milchglastür halb geöffnet und sieht uns streng an. »Unsere Patienten benötigen Ruhe. Wir rufen Sie morgen gegen Mittag an, wenn Sie Miss Adams besuchen können.«

Adrian nickt und legt mir eine Hand an die Schulter, übt sanften Druck aus, um mich aus dem Wartebereich zu schieben. Ich weiche ihm aus und gehe schnellen Schrittes voran. Adrian, Sebastian und Cameron schließen sich mir an, wie ich an ihren Energien feststelle, die dicht hinter mir folgen.

»Ich hoffe für dich, dass du dich nicht irrst«, zische ich dem Alpha zu, als wir außer Hörweite bei den Fahrstühlen angekommen sind.

»Sonst was?« Eine Spur Verärgerung glitzert in seinen dunklen Augen. »Gibst du etwa mir die Schuld daran, dass deine Schwester nun im Krankenhaus liegt?«

»Leute, könnt ihr bitte aufhören, rumzustreiten?«, wirft sich Sebastian dazwischen. »Das hilft keinem was. Am wenigsten Sophie.«

Cameron, der bisher stumm geblieben ist, schließt sich ihm mit einem leichten Nicken an.

Ich mustere die beiden Betas eine Sekunde missgestimmt, dann atme ich tief durch und nicke ebenfalls. »Du hast recht, Sebastian.«

Adrians Blick ist eisern, als ich ihm wieder begegne. »Wir klären das mit Hansen und sollte sich herausstellen, dass er Schuld an Sophies Unfall hat, werde ich die entsprechenden Konsequenzen ziehen.«

»Boss, Sophie ist ein Mensch, vielleicht …«, beginnt Sebastian, wird aber von Adrian brüsk unterbrochen.

»Sie ist Helenas Schwester!«, sagt er energisch. »Damit gehört sie auch zum Teil zu uns. Gleichgültig, ob ihre Canicoren-Natur noch schlummert oder nicht.«

Kurz wirkt es, als wollte Sebastian nochmals etwas einwenden, dann nickt er aber und folgt uns zusammen mit Cameron in den Lift, der sich soeben öffnet.

 

Nachdem wir auf der Straße vor dem Krankenhaus stehen, wendet sich Cameron Adrian zu. »Gehen wir zurück ins Penthaus?«

Der Alpha legt seine Stirn in Falten. »Wir sollten was essen.«

»Essen?« Ich schnaube unwirsch. »Dein Ernst? Meine Schwester liegt dort oben und …«

»Es wird ihr nichts bringen, wenn du hungerst«, fällt mir Adrian brüsk ins Wort. Seine Miene wirkt unnahbar und so dominant wie selten. »Helena, ich habe wirklich Verständnis für dich und auch, dass deine Nerven im Moment ziemlich angespannt sind. Dennoch ist es Stunden her, seit du was zwischen den Zähnen hattest. Auch wenn du die Erschöpfung gerade nicht merken magst, so ist sie da.« Er baut sich zur vollen Größe vor mir auf. »Wir gehen jetzt zurück ins Penthaus und José wird etwas für uns kochen.«

»Und wer kümmert sich um Fynn?« Ich stemme die Hände in die Hüften.

»Dylan wird alle Hebel in Bewegung setzen, um mehr darüber herauszufinden, warum Hansen vor Ort war, glaub mir.« Seine Augen werden schmal. »Du bist in dieser Sache nicht allein – dein Rudel ist an deiner Seite.«

»Das sind wir, Lena«, sagt Cameron und sieht mich liebevoll an. »Du musst nicht allein kämpfen.«

»Ich …« Mit einem tiefen Seufzen nicke ich und beiße mir auf die Unterlippe. »Okay.«

Es fällt mir echt schwer, nachzugeben.

Alles in mir will herausfinden, was genau mit Sophie geschah und welche Rolle Fynn Hansen dabei spielte. Mein ganzes Leben habe ich meine Entscheidungen selbst gefällt – entsprechend ungewohnt ist es nun, nicht mehr allein darüber zu bestimmen, was als Nächstes geschehen soll.

Dennoch sehe ich ein, dass Adrian recht hat. Im Moment können wir nichts ausrichten und Dylan wird, so schnell er kann, herausfinden, was los ist.

Trotzdem … es nicht selbst in die Hände nehmen zu können, widerstrebt mir.

»He, Rehchen, schau nicht so betrübt«, murmelt Sebastian und tritt zu mir, legt mir behutsam einen Arm um die Schultern. »Wir fahren jetzt nach Hause und essen erst mal was Geiles. Danach kannst du vielleicht nochmals etwas heißen Boss-Sex haben – oder einfach ein entspannendes Bad nehmen und dich bei einem Glas Rotwein verwöhnen lassen. Gern auch von mir, wenn du möchtest.«

Er zwinkert mir zu, was Adrian ein Grollen entlockt. Doch Sebastian lässt sich davon nicht aus dem Konzept bringen.

»Oder du gehst früh schlafen, um dich von diesem anstrengenden ersten Tag als Omega zu erholen«, fährt er fort und zieht mich etwas an sich. »Wie auch immer du dich entscheidest, wir sind an deiner Seite.« Er grinst mich schelmisch an. »Nun gut, deine Badewanne ist womöglich etwas zu klein für uns alle sechs, aber …«

»Sebastian«, unterbricht ihn Adrian mit strengem Blick. »Das reicht.«

»Was?« Sebastian blinzelt ihn unschuldig an. »Ich zeige ihr nur mögliche Optionen auf, wie sie ihren ersten Omega-Abend verbringen könnte.«

Ich schmunzle unwillkürlich und lege eine Hand auf seine, die auf meiner Schulter ruht. »Danke, Sebastian. Aber ich denke, ich bin heute keine gute Gesellschaft mehr.«

»Ach Quatsch.« Er drückt mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange, was Adrian ein weiteres Knurren entlockt. »Du bist die beste Gesellschaft, die man sich wünschen kann.«

»Fahren wir besser los, ehe unser Boss sich noch auf dich stürzt, weil du den Bogen zu stark überspannst«, bemerkt Cameron mit einem schiefen Lächeln. »Wirklich, Sebby, du solltest dich in Acht nehmen vor unserem Alpha.«

Tatsächlich hat sich Adrians Miene immer stärker verfinstert. Er erhebt zwar keinen exklusiven Anspruch auf mich, dennoch mag er es nicht, wenn seine Betas mir in seiner Gegenwart so nahekommen.

Tja, sein Pech.

Ich mag es für meinen Teil, wenn Sebastian mir offen seine Zuneigung zeigt.

Um ihm das deutlich zu machen, schlinge ich meinerseits den Arm um Sebastians Taille, was die Gewitterwolke auf Adrians Gesicht noch verdunkelt.

»Oookay, komm, Boss. Gehen wir besser zum Wagen«, meint Cameron und ergreift Adrians Arm, um ihn mit sich zu ziehen.

Der Alpha schenkt Sebastian und mir einen vernichtenden Blick, ehe er sich von Cameron in Richtung des Parkhauses schieben lässt, wo Ben wahrscheinlich wartet.

»Pffft, Alphas ertragen keinerlei Konkurrenz.« Sebastian schnaubt belustigt und als ich zu ihm aufsehe, küsst er mich ungeniert auf den Mund. »Komm, Rehchen, lassen wir die beiden nicht warten.«

Kapitel 2 - Back to Black

Helena

 

Zurück im Penthaus, erwartet uns Elyas im Wohnzimmer und erhebt sich von den Sofas, als wir den Lift verlassen. Er trägt eine dunkle Trainingshose sowie ein schwarzes Muscle-Shirt.

»Und? Wie geht es deiner Schwester?«, fragt er, ohne sich mit Begrüßungsfloskeln aufzuhalten.

»Sie war noch im künstlichen Koma, als wir gingen«, antworte ich und schaudere bei der Erinnerung daran. »Aber morgen ist sie hoffentlich wach und ich darf sie besuchen.«

»Sehr schön.« Er sieht mich erleichtert an, dann gleitet sein Blick zu Adrian, der ebenso wie Sebastian und Cameron neben mir steht. »Ist es in Ordnung, wenn ich sie vor dem Abendessen nochmals kurz für mich beanspruche.«

Ich starre Elyas verdattert an. »Was?«

Auch Adrian schiebt die Augenbrauen zusammen.

Der Beta schenkt mir ein Lucifer-Grinsen. »Wir sollten ein wenig trainieren«, erklärt er. »Und das ist mit leerem Magen besser als mit vollem. Sofern Chi uns nicht dazwischen grätscht.«

»Ah.« Ich nicke verstehend.

Daher die Trainingskleidung.

»Das ist eine gute Idee«, bekräftigt Adrian, dann wendet er sich mir zu. »Wenn etwas ist, ich bin in meinem Büro. Ich werde dich in deinem Zimmer abholen, sobald das Essen bereit ist.«

»Okay.« Ich seufze leise, da ich definitiv alleine ins Esszimmer finden würde. Aber gerade habe ich keine Lust, mir ein weiteres Wortgefecht mit dem Alpha zu liefern.

»Dann komm.« Elyas hält mir die Hand entgegen und ich ergreife sie.

»Ich sollte mich noch umz…«, beginne ich, werde aber vom Beta unterbrochen.

»Du musst lernen, dich in jeder Kleidung zu verteidigen«, sagt er und zieht mich mit sich mit.

»Bis später, Rehchen!«, ruft mir Sebastian noch hinterher, da sind wir bereits bei der Wendeltreppe.

»Mal schauen, was von meiner gestrigen Lektion noch da ist«, meint Elyas, während er mich in seinen Trainingsraum bringt.

»Du wirst sehen, ich bin eine gute Schülerin«, prophezeie ich.

Elyas sieht mich belustigt an. »Das bezweifle ich nicht.«

 

Dass ich mit meiner Behauptung leider vollkommen falschliege, zeigt mir die nächste Stunde. Elyas ist erbarmungslos und ich bin völlig verschwitzt, als er das Training endlich beendet.

»Da gibt es noch eine Menge Luft nach oben«, bemerkt er stirnrunzelnd.

»Ich kann nicht mehr«, keuche ich.

Während der ganzen Zeit hat mein Wolf sich nicht gemeldet. Er scheint keine Lust zu haben, sich an den Übungen zu beteiligen, was ich ihm nicht verübeln kann.

Das Training mit Elyas ist die Hölle – und er als Lehrer der Teufel persönlich.

»Morgen geht’s weiter.« Er klopft mir auf die Schulter. »Aber keine Sorge, jeder beginnt mal ganz unten.«

Ich trinke einen großen Schluck aus der Wasserflasche, die er mir gegeben hat. »Willst du jetzt täglich mit mir trainieren?«

»Täglich.« Er nickt bestimmt. »So lange, bis du die Moves im Schlaf kennst. Du sollst dich in jeder Situation verteidigen können. Zudem müssen wir an deiner Kondition arbeiten. Es kann nicht sein, dass du nach nur einer Stunde schon so aus der Puste bist.«

»Nur einer Stunde«, äffe ich ihn nach und verdrehe die Augen.

Elyas lacht und zieht mich in eine kurze Umarmung. »Geh duschen, das Essen wird bald fertig sein.«

»Ich hab überhaupt keinen Hunger«, brumme ich, folge aber seiner Aufforderung und verziehe mich in mein Zimmer.

Wenigstens hat das Training mich ein wenig von den Sorgen um Sophie abgelenkt, doch als ich alleine bin, kehren diese unvermindert zurück.

Erst, als Adrian mich zum Essen abholt, werden sie wieder etwas leiser.

»Alles in Ordnung?«, fragt er, während er mich eindringlich mustert.

»Nein«, gestehe ich und gehe an ihm vorbei aus meinem Zimmer.

»Möchtest du darüber …«

»Nein«, wiederhole ich und höre ihn hinter mir leise brummen.

Ja, es ist nicht okay, dass ich ihn so abweisend behandle, aber ich habe im Moment einfach keinen Nerv, mit ihm über Sophie oder Fynn zu reden. Es würde nichts verändern, solange ich nicht genau weiß, was Fynn mit ihrem Unfall zu tun hat.

Das Abendessen verläuft von meiner Seite aus größtenteils schweigend. Meine Gedanken kreisen unentwegt um meine Schwester und ich höre nur mit halbem Ohr zu, was Dylan, Elyas und Leonardo über den Güterbahnhof berichten. Viel ist es eh nicht, das sie bislang herausfinden konnten.

Immer wieder erwische ich Adrian dabei, wie er mir besorgte Blicke zuwirft, aber ich weiche seinen Augen aus. Stattdessen konzentriere ich mich auf das Steak und die Nudeln, die zwar hervorragend schmecken, die ich nur mit Müh und Not in mich hineinschaufle. Jeder Bissen kostet mich Überwindung, wenngleich mein Magen dankbar ist, endlich wieder gefüllt zu werden. Es ist wirklich schon zu lange her, seit ich etwas gegessen habe.

Die Betas und Adrian trinken wie immer ein Glas Wein zum Essen, ich verzichte allerdings darauf. Wenn, dann bräuchte ich eine ganze Flasche, um meine Sorgen darin zu ertränken. Und das ist nicht meine Art.

Noch ehe die anderen fertig sind, verabschiede ich mich in mein Zimmer und beschließe, mir Sebastians Vorschlag zu Herzen zu nehmen. Also nicht den mit dem heißen Boss-Sex – darauf habe ich im Moment keine Lust, da ich dadurch mit Adrian konfrontiert wäre. Stattdessen lasse ich mir ein weiteres warmes Bad ein. Zwar habe ich heute Mittag schon mal gebadet und vorhin nach dem Training geduscht, aber ich habe das gerade sowas von nötig.

Erst, als ich mich in den Schaum lehne und die Augen schließe, kommen meine Gedanken endlich ein wenig zur Ruhe.

Ich habe mein Handy auf den Badewannenrand gelegt und meine Playlist angestellt.

Diese beinhaltet gefühlt das ganze Spektrum der Musikbranche. Von Pink über Backstreet Boys zu Snoop Dogg, Usher, Beatles, Justin Bieber, Miley Cyrus, Imagine Dragons, Enrique Iglesias, Elvis Presley, Linkin Park, Muse, Queen, Adam Lambert, Ofenbach, Yohio, Billy Talent, The Beach Boys, Volbeat, Soundgarden, Beyoncé, HIM, Taylor Swift, Ed Sheeran …

Immer, wenn ich was im Radio oder irgendwo auf der Straße höre, das mir gefällt, packe ich es auf meine Liste. Daher umfasst diese mittlerweile nahezu fünfhundert Lieder.

Gerade läuft ›Back to Black‹ von Amy Winehouse, das mir irgendwie aus der Seele spricht.

And life is like a pipe,

And I’m a tiny penny

Rolling up the walls inside.

Eine Zeile, die mein Wesen stets prägte. Wenngleich es unmöglich erscheint, eine Münze eine Röhre hinaufzubewegen, so ist es das, was ich tue. Ich hadere zwar mit mir, aber ich gebe nicht auf. Nie. So war mein Leben immer: Ich kämpfe. Auch wenn ich inzwischen gleich sechs Männer an meiner Seite habe, die mich dabei unterstützen.

Das plötzliche Klingeln meines Handys unterbricht das Lied und ich schrecke hoch, da ich mich ganz darin verloren hatte.

Mit einem Seufzen richte ich mich auf und betrachte das Display. Nur, um im nächsten Moment kerzengerade aufzusitzen.

Fynn Hansen!

Er ruft mich zurück. Und zwar via Video Call!

Scheiße!

Ich zögere kurz, dann wähle ich den grünen Knopf, verdecke die Kamera aber und schalte sie schnell aus.

Das fehlte noch, dass er mich nackt in der Wanne sieht.

»Ja?«, frage ich und merke, dass meine Stimme gehetzt klingt.

»Hallo, Darling«, ertönt am anderen Ende sein angenehmer Bariton, der mir einen Schauer über den Körper jagt. Ihn so nahe zu hören, ist nicht nur sehr ungewohnt, sondern leider auch sehr sexy. »Wie geht es deiner Schwester?«

»Was hattest du beim Bahnhof verloren?«, stelle ich eine Gegenfrage und verberge meinen Unmut über diese Tatsache nicht.

»Wenn du denkst, ich sei für den Unfall verantwortlich und du könntest mir dafür die Augen auskratzen, muss ich dich leider enttäuschen, kleines Raubkätzchen«, erwidert er und ich höre das leichte Schmunzeln aus seiner Stimme heraus. »Ich war zur Stelle und rief den Notruf.«

»Du hast sie gestalkt!«, unterstelle ich ihm.

»Nicht doch, Darling«, murmelt er in tadelndem Tonfall. »Ich habe ein Auge auf sie, ja. Aber nur deinetwegen.«

Dann weiß er nicht, dass in ihr die Canicoren-Natur schlummert? Oder wartet er darauf, bis sie genug alt ist, um erweckt zu werden?

Ich beschließe, so zu tun, als wüsste ich von nichts, um ihn nicht noch mit der Nase auf diese Tatsache zu stoßen, sollte sie ihm nicht ohnehin schon bekannt sein.

»Ich gehöre jetzt offiziell zu Adrians Rudel«, stelle ich stattdessen klar. »Hör auf, mich mit Darling und anderen blöden Kosenamen anzusprechen.«

»Tut mir leid, Macht der Gewohnheit, Lena.«

»Auch Lena …«

»Du willst dich von mir distanzieren, verstanden.« Er sagt es nicht verärgert, sondern nüchtern. »Dennoch bist du nun meine Verbündete, schöne Helena.«

»Und du spionierst allen Verwandten deiner Verbündeten hinterher?«

Er lacht leise. »Wie gesagt, du liegst mir besonders am Herzen. Falls du je genug von Rinaldi hast, stehen dir meine Tür und mein Bett offen. Wenngleich die Trennung ziemlich … schmerzhaft sein könnte.«

»Ich werde Adrian nicht verlassen«, stelle ich klar. »Auch nicht für dich.«

»Die Worte einer frisch aufgenommenen Omega, die ihrem Alpha treu ergeben ist.« Wieder höre ich sein leises Lachen. »Aber glaub mir, wenn ein paar Jahrzehnte ins Land gezogen sind, wird sich deine Ansicht ändern. Ich habe Geduld.«

»Such dir eine andere Omega, die du mit deinem Charme umgarnen kannst«, knurre ich.

»Du findest mich charmant?«

»Nein, ich …« Ich beiße mir auf die Zunge und platsche mit der Hand auf die Wasseroberfläche, da ich irgendwie meinem Ärger Luft machen muss.

»Bist du gerade am Baden?«, kommt es auch umgehend von Fynn, der das Platschen natürlich gehört hat.

»Ja.« Es bringt nichts, es leugnen zu wollen.

»Hmmmm …«

»Was?«

»Ich stelle mir dich gerade vor, wie du da inmitten des Schaums sitzt. Stell doch mal die Kamera an für mich. Nur kurz.«

»War ich vorher nicht deutlich genug?!« Ich starre mein Handy wütend an.

So viel Dickköpfigkeit und Ignoranz bringt wirklich nur ein Alpha zustande!

»Wie läuft’s eigentlich mit deinem Welpen?«, hakt Fynn nach, ohne auf meine Bemerkung einzugehen.

»Geht dich nichts an.«

Er lacht erneut, scheint sich von meinem abweisenden Tonfall überhaupt nicht beeindrucken zu lassen. »Konntest du ihr schon eine Leine umlegen?«

Ihr … Er weiß nicht, dass mein Wolf männlich ist.

»Geht dich nichts an!«, wiederhole ich. »Und jetzt lass mich in Ruhe!«

Ich höre ihn leise am anderen Ende schnaufen. »Darf ich dir einen Rat geben?« Jeglicher Charme ist urplötzlich aus seinem Tonfall gewichen. Ich kann mir beinahe vorstellen, wie seine blauen Augen nun kühler als Eis sind.

»Nein!«

»Wenn du je wieder mit einem Alpha sprichst, verhalte dich unterwürfiger als du es bei Rinaldi oder mir tust«, fährt er dennoch fort, seine Stimme ist nun hart und eindringlich. »Mit deiner aufmüpfigen Art reizt du unsere Wölfe nur noch mehr, dich zu besitzen.«

Ehe ich etwas erwidern kann, hat er aufgelegt und ich starre perplex mein Handy an, das nun wieder ›Back to Black‹ weiterspielt.

Mit einem Mal bekommt das Lied eine ganz neue Bedeutung.

My odds are stacked

I’ll go back to black.

Schwarz … Adrians Rudel ist schwarz.

Wenn ich je der Versuchung verfallen würde, doch noch das Rudel zu wechseln … gäbe es ein Zurück nach Schwarz?

Sind das die Gedanken eines frisch aufgenommenen Omegas?

Keine Ahnung.

Kapitel 3 - Du willst es auch

Helena

 

Da mir die Lust auf Baden vergangen ist, steige ich aus der Wanne und trockne mich ab. Meine Haare habe ich nicht gewaschen, daher muss ich nur ein paar Spitzen trockenrubbeln, die trotzdem mit dem Wasser in Berührung gekommen sind.

Anschließend werfe ich mich, bloß mit einem Handtuch umhüllt, auf mein Bett und scrolle durch mein Handy.

Ich würde gerne Sophie anrufen, aber das ist keine Option. Sie ist im Krankenhaus in den besten Händen und die Ärzte würden sich melden, wenn etwas wäre. Daher bleibt mir nur, auf morgen zu warten, um sie am Mittag besuchen zu können.

Eine Nachricht von Elyas reißt mich aus meinen Gedanken.

 

Elyas:

Cameron sagte, Adrian habe ihm gesagt, dass du morgen mit Sophie shoppen gehen wolltest? Wenn du möchtest, begleite ich dich stattdessen, falls du was brauchst.

 

Ich runzle die Stirn und schüttle den Kopf, was Elyas natürlich nicht sehen kann.

 

Helena:

Das ist sehr lieb, aber ich brauche nichts. Wäre nur mit Sophie etwas bummeln gegangen.

 

Elyas:

Hast du stattdessen Lust, meine Galerie zu besuchen? Es läuft gerade eine interessante Ausstellung.

 

Ich zögere kurz, ehe ich eine Antwort tippe.

 

Helena:

Mir ist gerade nicht danach, sorry.

 

Ich sehe, dass Elyas etwas schreibt, dann aber offline ist. Mit einem Seufzen lege ich das Handy zur Seite und schließe die Augen.

 

Keine Minute später höre ich es an meine Zimmertür klopfen.

»Lena?«, ertönt Elyas’ Stimme.

Ich stoße einen leisen Seufzer aus. Es ist eher Fluch als Segen, dass ich mit dem Rudel unter einem Dach wohne.

»Ja«, brumme ich und vergewissere mich, dass das Badetuch meinen Körper einigermaßen verbirgt. »Komm halt rein.«

Die Tür öffnet sich und Elyas tritt mit einem amüsierten Schmunzeln ein. Er hat sich schon vor dem Abendessen umgezogen und trägt so legere Kleidung, wie ich selten an ihm gesehen habe – außer wenn wir trainieren. Ein schwarzes Shirt und dunkle Jeans.

»So höflich wurde ich noch nie ins Zimmer einer Frau gebeten«, bemerkt er, während er auf mich zukommt. Sein Lucifer-Lächeln ziert wieder seine Lippen und die dunklen Iriden blitzen schalkhaft.

»Bist du hier, um mich zu überreden, mit dir morgen in die Galerie zu kommen?«, frage ich und setze mich etwas stärker auf.

»Ganz recht.« Er nimmt auf dem Bettrand Platz und ergreift meine Hand, ehe ich sie zurückziehen kann. »Etwas Abwechslung wird dir guttun.« Seine dunkelbraunen Augen betrachten mich liebevoll.

»Ich brauche keine …«

»Und wie du die brauchst«, unterbricht er mich mit vielsagender Miene. »Du warst heute beim Abendessen so abwesend, dass es selbst Leo aufgefallen ist. Adrian sorgt sich um dich, hat aber zu viel Anstand, um dir damit auf den Wecker zu gehen. Tja, ich bin nicht so ein Kavalier wie er.« Sein Lächeln wird eine Spur teuflischer und sein Blick eindringlich. »Ich gehe dir auf den Wecker, und zwar so lange, bis du aufhörst, dich mit deinen Sorgen zu verbuddeln. Was deiner Schwester passiert ist, ist schlimm. Ja. Unbestritten. Dennoch geht es ihr den Umständen entsprechend gut und sie wird bald wieder auf den Beinen sein. Und hoffentlich aus dieser blöden Sache lernen.«

»Ihre Freundin ist tot«, erinnere ich ihn.

»Der Tod gehört zum Leben dazu.« Er verzieht keine Miene. »Er ist das letzte Date, das keiner von uns ausschlagen kann. Aber Sophie hatte Glück und dafür solltest du dankbar sein.«

»Dankbar.« Ich schnaube leise.

»Ja, verdammt.« Elyas sieht mich fest an, als ich unter seinem energischen Fluch zusammenzucke. »Deine Schwester lebt und wird wieder gesund.«

Ich schaue ihm für ein paar Herzschläge in die Augen, dann seufze ich. »Fynn hat mich vorhin angerufen.«

Elyas’ Brauen hüpfen in die Höhe. »Fynn? Der Fynn?«

»Der Fynn.« Ich nicke bestätigend.

»Und was wollte er von dir?« Sorge und Alarmbereitschaft zeichnen gleichermaßen sein anmutiges Gesicht.

»Mir auf die Eier gehen.«

»Du hast keine Eier.«

»Doch. Sehr viele sogar.«

Elyas schüttelt lächelnd den Kopf. »Deine Menschenbiologie funktioniert bei Canicoren nicht mehr.«

»Dann eben …« Ich unterbreche mich und wedle mit den Händen herum. »Ist ja auch egal. Er hat jedenfalls blöde Sprüche geklopft und am Ende gesagt, ich solle ihn nicht so provozieren, sonst wollte er mich nur umso mehr.«

»Das stimmt auch.« Elyas nickt bedächtig. »Je mehr man einen Alpha reizt, desto stärker will er einen dominieren.«

Ich sehe ihn verwundert an. »Sprichst du aus Erfahrung?«

»Rudel-Journalismus?« Er hebt einen Mundwinkel.

»Nun ja, ich kenne deine Geschichte noch gar nicht.«

»Die wirst du nicht so leicht erfahren«, erwidert Elyas und zwinkert mir zu. »Ein Date in meiner Galerie muss da schon mindestens drin sein.«

Ich schiebe schmollend die Unterlippe vor. »Das ist Erpressung.«

»Jap.« Sein Lächeln wird breiter.

»Du …« Ich hole leise Luft und stoße sie dann aus. »Okay.«

»Okay?«

»Ich komme in deine Galerie«, präzisiere ich augenverdrehend.

Elyas sieht mich amüsiert an. »Du bist echt leicht rumzukriegen.«

»Und du dir zu sicher.« Ich hebe den Zeigefinger in die Höhe. »Ich könnte dich morgen auch versetzen.«

»Du würdest mein Herz brechen?« Er greift sich theatralisch an die Brust.

Seine Art bringt mich nun doch zum Lächeln. »Wie könnte ich?«

»Du weißt sehr genau, wie du das könntest«, erwidert er und ein goldener Funke schleicht sich in seine Iriden. »Sehr genau, Lena.«

Dann beugt er sich zu mir herunter und küsst mich so ungestüm, dass es mir den Atem verschlägt. Sein Duft nach Mandelöl dringt mir in die Nase, als ich erschrocken einatme.

Er drückt mich zurück in die Kissen und stützt seine Arme über mir ab, dringt mit der Zunge in meinen Mund.

Ich will mich reflexartig gegen ihn wehren, ergebe mich dann aber dem schönen Gefühl, das er in mir mit seiner Leidenschaft hervorruft.

»Und einen Beta solltest du ebenfalls nicht reizen«, raunt er an meinen Lippen und küsst sich über den Hals weiter nach unten zu meinem Dekolleté.

Als er kurz zu mir hochschaut, sind seine Augen goldfarben. Sein Wolf ist da und er will mich. Ich höre ihn leise in seiner Brust grollen.

Mein Wolf hingegen bleibt passiv, als ich in mich hineinhorche.

»Ich habe dich nicht gereizt«, stelle ich klar, während ich seine Küsse genieße, die er auf meinen Schlüsselbeinen verteilt.

»Doch. Du trägst das da.« Kurzerhand reißt er das Badetuch auseinander und umfasst mit den Händen meine Brüste.

Er stimuliert mit den Daumen und Zeigefingern meine Nippel, zwirbelt sie erregend und ich stöhne auf.

Er erstickt den Laut mit einem weiteren leidenschaftlichen Kuss und ich schlinge die Arme um seinen Nacken, ziehe ihn noch näher zu mir.

»Elyas …«, flüstere ich, als er meinen Mund freigibt.

Er massiert meine Brüste etwas stärker, presst seine Lippen gegen meinen Hals. »Ja, Kleines. Genau so. Stöhn meinen Namen.«

Ich schließe die Augen, gebe mich voll und ganz seinen Liebkosungen hin.

Elyas weiß ganz genau, was er tut und wie er mich verwöhnen muss, damit ich wie Wachs unter seinen erfahrenen Fingern schmelze.

Langsam wandert eine seiner Hände über meinen Bauch und zwischen meine Beine. Er findet gezielt den Punkt, der sich rasend schnell in ein pulsierendes Zentrum verwandelt. Sein Daumen drückt hart gegen meinen Kitzler, ein Finger gleitet mühelos in mich hinein.

»Scheiße, bist du schon feucht. Du willst es auch«, brummt er an meinem Hals und beißt kurz, aber sanft in meine Haut. »Zeig mir, wie sehr du es willst«, knurrt er dann in mein Ohr und knabbert mit den Zähnen an meinem Ohrläppchen.

»Elyas …«

Dieses Mal stöhne ich nicht, packe stattdessen seine Schulter und versuche, ihn von mir wegzuschieben.

»Du hast dir gemerkt, dass ich es mag, wenn du dich wehrst?«, raunt er und beginnt mich mit dem Finger zu ficken.

»Elyas!«, wiederhole ich energischer, da mein Blick auf den hochgewachsenen Mann gefallen ist, der mit verschränkten Armen im Türrahmen lehnt und uns mit finsterer Miene beobachtet.

»Ja, genau so«, raunt der Beta und dringt mit einem weiteren Finger in mich. Er vögelt mich nun beinahe schmerzhaft, was wohl auch daran liegt, dass ich mich verkrampfe.

»Hör auf!«, rufe ich und endlich hebt er den Kopf, sieht mich verstört an.

»Warum?«

»Hinter dir.«

»Was? Oh.« Er dreht sich in die Richtung, in die ich zeige, und zieht die Finger sofort aus mir zurück, als Adrians flammender Blick dem seinen begegnet. »Hallo, Boss.« Seine Stimme klingt zwar unbekümmert, aber ich spüre, dass seine Energie angespannt ist.

Adrian ist kurz davor, über ihn herzufallen, das erkennt auch Elyas mühelos. Offenbar war er so vertieft in unser Liebesspiel, dass er die Alpha-Energie vollkommen ignoriert hat, die mein Zimmer nun mit jeder Sekunde stärker tränkt.

Kapitel 4 - Ein Versprechen

Helena

 

»Ähm … Ich denke, wir führen das ein anderes Mal fort«, rudert der Beta zurück und erhebt sich vom Bett.

Ich sehe, dass auch ihn das kurze Intermezzo erregt hat, sein Schritt ist deutlich ausgebeult.

Schnell schlinge ich das Handtuch wieder so weit um meinen Körper, dass dieser einigermaßen verdeckt ist.

»Sorry, Boss. Ich lass euch mal allein«, sagt Elyas und ich bewundere ihn schon fast für den Mut, auf den Alpha zu- und an ihm vorbeizugehen, als dieser ihm Platz macht. Bei der Tür dreht er sich nochmals zu mir um. »Ich freue mich auf morgen, Lena.«

Ich nicke stumm und er erwidert die Geste, ehe er im Gang verschwindet.

»Wolltest du zu mir?«, frage ich an Adrian gewandt und bin froh, dass meine Stimme fester klingt, als ich dachte.

Der Alpha sieht erst Elyas hinterher, dann wendet er sich wieder mir zu und nickt mit grimmiger Miene.

»Warum?«, hake ich nach, nun etwas unsicherer, da Adrians Alpha-Energie unvermindert das Zimmer durchflutet.

Vorsichtig strecke ich meine eigenen Kräfte aus, fahre sanft über seine, dämme sie nach und nach ein. Nach ein paar Sekunden verschwindet die tiefe Falte zwischen seinen Brauen und er scheint sich wieder besser konzentrieren zu können.

»Ich habe ein Versprechen einzulösen«, erklärt er. Sein Tonfall ist im Gegensatz zu seinen Schwingungen ruhig und beherrscht.

»Ein Versprechen?« Ich sehe ihn verwirrt an.

Er streckt mir auffordernd die Hand entgegen. »Komm.«

»Wohin?«

»In mein Schlafzimmer.«

»Ähm … Adrian, ich möchte nicht mit dir …«

»Nicht mit mir. Bei«, korrigiert er mich und seine Brauen schieben sich erneut zusammen. »Ich habe deinem Wolf versprochen, dass er heute in meinem Bett schlafen darf.«

»Oh, das!«

An unseren Deal im Auto heute Mittag, als Adrian mich von Queens zurückfuhr und ich ein Argument brauchte, damit Chi mit mir kooperiert, hatte ich nach all der Aufregung gar nicht mehr gedacht.