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Eigentlich hätte alles so schön sein können. Ich wachse immer stärker mit dem Rudel zusammen, mein Alpha kümmert sich rührend um mich und auch mit meinem Wolf komme ich nach und nach klar. Nun ja, zumindest ist er etwas weniger aufmüpfig. Und dennoch sind da diese dunklen Wolken, die jederzeit über uns hereinbrechen könnten. Warum habe ich nur das Gefühl, dass die Katastrophe nicht mehr lange auf sich warten lässt?
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Seitenzahl: 264
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Informationen zum Buch
Impressum
Kapitel 1 - Die Sache
Kapitel 2 - Kummerkasten-Modus
Kapitel 3 - Das war … schräg
Kapitel 4 - Abendplanung
Kapitel 5 - Ein kleines Spiel
Kapitel 6 - Kopfwaschen à la Cameron
Kapitel 7 - Ein Butler zum Verlieben
Kapitel 8 - Filmabend
Kapitel 9 - Spinnst du?!
Kapitel 10 - Ein unerwarteter Anruf
Kapitel 11 - Vorahnung
Kapitel 12 - Damals in Australien
Kapitel 13 - Heute in New York
Kapitel 14 - Kreuzverhör
Kapitel 15 - Das Urteil
Kapitel 16 - Nachts im Central Park
Kapitel 17 - Alpha-Power
Kapitel 18 - Was ist geschehen?
Kapitel 19 - Schmerzlose Dunkelheit
Kapitel 20 - Es sieht schlimmer aus, als es ist
Kapitel 21 - Der Panda kann ja sprechen
Kapitel 22 - Kleine, kranke Schwester
Kapitel 23 - Ich liebe dich
Kapitel 24 - Fünfzig Rosen …
Kapitel 25 - Monster mit Herz
Kapitel 26 - Beweise, wie sehr du mir vertraust
Kapitel 27 - Saubermachen
Kapitel 28 - Verschwinde! Jetzt!
C. M. Spoerri
New York Alpha
Part 9
Urban Fantasy / Omegaverse / Reverse Harem
New York Alpha (Part 9)
Eigentlich hätte alles so schön sein können. Ich wachse immer stärker mit dem Rudel zusammen, mein Alpha kümmert sich rührend um mich und auch mit meinem Wolf komme ich nach und nach klar. Nun ja, zumindest ist er etwas weniger aufmüpfig. Und dennoch sind da diese dunklen Wolken, die jederzeit über uns hereinbrechen könnten. Warum habe ich nur das Gefühl, dass die Katastrophe nicht mehr lange auf sich warten lässt?
Die Autorin
C. M. Spoerri wurde 1983 geboren und lebt in der Schweiz. Sie studierte Psychologie und promovierte im Frühling 2013 in Klinischer Psychologie und Psychotherapie. Seit Ende 2014 hat sie sich jedoch voll und ganz dem Schreiben gewidmet. Ihre Fantasy-Jugendromane (›Alia-Saga‹, ›Greifen-Saga‹) wurden bereits tausendfach verkauft, zudem schreibt sie erfolgreich Liebesromane. Im Herbst 2015 gründete sie mit ihrem Mann den Sternensand Verlag.
Hinweis zu sensiblen Themen:
Kapitel 5 + 25 in diesem Band werden sexuelle Dominanz und Unterwerfung thematisiert.
www.sternensand-verlag.ch
1. Auflage, April 2025
© Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2024
Umschlaggestaltung: Jasmin Romana Welsch
Lektorat / Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH
Satz: Sternensand Verlag GmbH
ISBN epub: 978-3-03896-348-6
Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Helena
»Wirst du mir endlich erzählen, was du so Dringendes mit Fynn zu besprechen hattest?« Ich werfe einen Blick zu Adrian rüber, der konzentriert am Steuer seines schwarzen Porsches sitzt, während er mich durch die Straßen Manhattans zum Penthaus fährt.
Seit wir aus Chelsea aufgebrochen sind, nachdem der Alpha mich episch im High Line Park gevögelt hat, ist er äußerst wortkarg. Ich meine, er ist auch sonst kein Mann, der große Reden schwingt – mal abgesehen von seinem Dirty Talk –, aber so still und nachdenklich habe ich ihn selten erlebt.
Etwas muss bei dieser Besprechung, die er mit Alpha Fynn Hansen hatte, geschehen sein, ehe er mich in Chelsea bei Elyas’ Galerie abholte. Ansonsten wäre er nicht so in sich gekehrt.
Er sieht mich von der Seite kurz an, dann richtet er den Blick wieder auf die Straße. »Ich muss erst nochmals mit Hansen reden«, brummt er ausweichend und saugt die Unterlippe zwischen die Zähne, kaut auf seinen schwarzen Barthärchen herum.
»Ja, das sagtest du bereits«, entgegne ich, unzufrieden mit seiner Antwort. »Wann wirst du denn von dieser zweiten Besprechung zurück sein?«
»Kann ich noch nicht abschätzen.«
Seine Schwingungen sind unruhig und angespannt. Ich kann förmlich am eigenen Körper spüren, wie nervös ihn der Gedanke an Fynn Hansen macht.
»Irgendetwas ist im Argen, das merke ich doch«, halte ich ihm vor. »Hat es mit meiner Schwester zu tun? Oder mit meiner Aufnahme in dein Rudel?«
»Keines von beidem«, erwidert er. »Mach dir keine Sorgen.«
»Doch, die mache ich mir.« Ich verschränke die Arme vor der Brust. »Vor allem, wenn du mir sagst, ich soll mir keine machen.«
»Helena«, seufzt er und wendet sich mir wieder zu, da wir gerade an einer roten Ampel warten müssen. »Bitte. Ich will dich da nicht unnötig mit reinziehen, akzeptiere das.«
»Wo rein?«
Er stöhnt frustriert und schließt für eine Sekunde die Lider. »Du bist so stur …«
»Du ebenfalls«, erwidere ich, ohne ihn aus den Augen zu lassen. »Du könntest mir doch einfach sagen, was Sache ist und …«
»Nein«, unterbricht er mich energisch und sein Blick bohrt sich in meinen. »Weil ich selbst noch nicht genau weiß, was Sache ist. Ich fahr dich jetzt nach Hause, damit du mit Elyas später trainieren kannst. Wenn du meinen Chauffeur Ben benötigst, um nochmals zu deiner Schwester ins Krankenhaus zu fahren, sag es. Er ist für dich da.«
»Du fährst also schon wieder alleine zu Fynn?« Ich sehe ihn argwöhnisch an.
»Ich werde Dylan mitnehmen.«
»Dylan weiß also Bescheid?«
»Helena!« Seine Augen leuchten streng auf. »Lass es bitte sein, okay?«
Die Ampel springt auf Grün und er tritt aufs Gas, um weiter in Richtung des Penthauses zu fahren. Die Herbstsonne scheint warm auf die Stadt herunter und treibt gefühlt alle Menschen auf die Straßen, die es hier gibt. Was in New York eine Menge ist – das Gewusel auf den Gehsteigen spricht für sich.
Ich grummle in mich hinein und zücke mein Handy.
Wenn Adrian mir nichts verraten will, werde ich eben selbst Rudel-Journalistin spielen.
Ich tippe eine Nachricht an Adrians ersten Beta.
Helena:
Hey, Adrian braucht noch deine Meinung wegen der Sache. Du weißt schon.
Dylan ist umgehend online und ich sehe, dass er zurückschreibt. Er ist zwar langsam im Tippen, aber da es sich nur um ein Wort handelt, kommt seine Antwort schnell.
Dylan:
Sache?
Helena:
Na, die Besprechung mit Fynn Hansen. Er hat mir soeben erzählt, worum es geht.
Dylan:
Hat er nicht.
Helena:
Hat er.
Dylan:
Versuchst du gerade herauszufinden, worum es geht?
Helena:
Das weiß ich doch schon! :-)
Dylan:
Ich kann sogar durchs Handy spüren, dass du lügst.
Helena:
Gar nicht wahr.
Dylan:
Also, dann sag mir, worum es geht.
Helena:
Das weißt du doch selbst.
Ich höre ein leises Grollen neben mir und hebe den Blick, nur um in Adrians finsteres Gesicht zu schauen.
»Versuchst du gerade, aus Dylan herauszubekommen, was ich mit Hansen zu besprechen habe?«, knurrt er mich an, ehe er sich wieder auf den Verkehr konzentriert.
»Nein?« Ich blinzle unschuldig.
»Du wirst dir an ihm die Zähne ausbeißen.« Er hebt einen Mundwinkel, sodass es wie ein einseitiges Zähnefletschen wirkt. »Dylan ist mir so ergeben, wie ein Beta es nur sein kann. Also lass es.«
Dylan hat inzwischen zurückgeschrieben.
Dylan:
Der Boss hat seine Gründe, Lena. Vertrau ihm einfach, okay?
Ich schnaube unwirsch und sehe wieder zu Adrian. »Wer weiß es noch?«
»Damit du ihn ebenfalls ausquetschen kannst?« Er hebt eine Braue.
Mittlerweile sind wir bei unserem Hochhaus angekommen und er fährt gerade in die Tiefgarage.
»Warum machst du so ein blödes Geheimnis daraus?«, frage ich verärgert.
»Ich mache kein Geheimnis daraus. Es ist bloß noch nicht an der Zeit, dir alles zu erzählen«, erwidert er, während er die Einfahrt runterfährt.
»Warum?«
Dunkle Augen brennen sich in meine, als er mir den Kopf zuwendet. »Weil ich weiß, dass du dir unnötig Sorgen machen würdest. Das musst du nicht.«
»Mann …« Ich presse die Lippen zusammen. »Ich könnte auch einfach Fynn selbst fragen.«
»Untersteh dich.« Adrian funkelt mich an, bevor er durch die Tiefgarage zu seinem Parkplatz düst. »Zudem wird er dir nicht antworten. Ich habe ihm verboten, je wieder Kontakt zu dir zu suchen. Du bist meine Omega und er hat das gefälligst zu respektieren.«
»Soll ich ausprobieren, ob er sich daran hält?«
»Nein.«
Er parkt den Porsche bravourös in der für ihn reservierten Lücke.
»Ich könnte …«, beginne ich, werde aber von ihm rigoros unterbrochen.
»Nein! Und damit Ende der Diskussion!«
»Dann hör auf, mich schonen zu wollen«, erwidere ich.
Er seufzt und stellt den Motor ab, sieht zu mir rüber. »Also gut«, brummt er. »Ehe du mich weiter löcherst: Es gibt ein Problem mit anderen Rudeln.«
»Problem?« Ich sehe ihn verwirrt an.
»Mathildas Tod hat … Unruhe in die Alphas von New York gebracht«, erklärt er finster und reibt sich kurz mit der Hand über die Stirn. »Was das genau für Konsequenzen mit sich bringt, ist Hansen gerade am Abklären.«
»Abklären«, wiederhole ich verdattert. »Wie? Was für Konsequenzen könnten das denn sein?«
»Das wird sich herausstellen.« Er öffnet die Fahrertür und steigt aus.
Ich tue es ihm gleich und folge dem Alpha zum Lift der Garage. »Jetzt mache ich mir wirklich Sorgen«, gestehe ich, als ich neben Adrian vor den Lifttüren anhalte.
Er drückt den Knopf, um den Fahrstuhl zu rufen. »Siehst du. Und genau das wollte ich verhindern«, erwidert er, während er auf mich heruntersieht.
Ich kaue unwohl auf meiner Unterlippe herum.
»Nicht«, sagt er und ergreift behutsam mein Kinn, streicht mit dem Daumen über meine Lippe. »Tu dir nicht weh.«
Ich höre auf damit, schaffe es allerdings nicht, meine Unruhe zu bändigen.
Adrian seufzt leise und lässt mein Kinn los. Ein gedankenversunkener Ausdruck liegt auf seinem Gesicht, aber er sagt nichts weiter dazu.
Wir müssen nicht lange warten, da öffnet sich der Fahrstuhl mit einem ›Pling‹ und Adrian drückt eine Tastenkombination auf dem integrierten Display, damit der Lift zum Penthaus hochfährt. Anschließend tritt er zurück.
»Sobald die Lifttür sich geschlossen hat, musst du hier auf ›bestätigen‹ drücken«, erklärt er und deutet auf einen Knopf auf dem Sicherheits-Panel.
»Was ist eigentlich die Kombination?«, frage ich, da der Code, den er eingab, mit Sternchen verschlüsselt ist.
»1932-12-24«, antwortet er und seine Miene verschließt sich noch eine Spur weiter.
»Ist das ein Datum?«, frage ich.
»Ja.« Mehr sagt er nicht dazu.
Ich versuche mich daran zu erinnern, ob einer der Betas im Dezember Geburtstag hat. Leider bin ich nicht gut im Zahlen merken. Ich weiß nur, dass Adrians Geburtstag am 23. Oktober ansteht – am kommenden Mittwoch, um genau zu sein. Also in vier Tagen.
Der Alpha betrachtet mich nachdenklich, dann schüttelt er den Kopf. »Geh nach oben und warte auf mich«, weist er mich an. »Cam und Sebastian sollten da sein, José ebenfalls. Elyas wird gegen vier herkommen und das Training mit dir fortsetzen. Solltest du ins Krankenhaus zu deiner Schwester fahren, nimm mindestens einen Beta mit als Schutz. Ich melde mich, wenn ich weiß, wann ich zurück bin.«
Ich sehe unsicher zu ihm hoch. »Bitte pass auf dich auf.«
»Das werde ich.«
Kurz hält er inne, dann hebt er eine Hand und legt sie erneut an mein Gesicht, sodass sein Daumen nun auf meiner Wange liegt. Seine Augen sind voller Wärme und Zuneigung, als er mich für ein paar Sekunden stumm betrachtet.
»Bis später, Lena.« Er neigt sich zu mir herunter und küsst mich sanft auf den Mund.
Ich kann nichts dagegen tun, dass ich den Eindruck habe, ihn gerade zu verlieren.
Warum auch immer, mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich ihn nicht gehen lassen sollte.
Wie eine Ertrinkende schlinge ich die Arme um seinen Nacken und küsse ihn, so innig ich kann, dränge mich an seinen muskelbepackten Körper.
»Baby«, murmelt er, als er seine Lippen von meinen löst. »Ich komm zu dir zurück, versprochen.«
»Schwöre es«, sage ich leise.
»Ich …« Er zögert sichtlich. »Der Schwur eines Alphas ist bindend.«
»Schwöre es«, beharre ich und sehe ihn fest an.
Er atmet tief durch, dann nickt er. »Ich schwöre es, Lena.« Er küsst mich auf die Stirn und löst meine Arme sanft von seinem Nacken, schiebt mich in den Lift. »Bis später.«
Ich schaue in seine dunklen Augen, bis die Lifttür sich geschlossen hat und ich nur noch die Spiegelung meines Körpers im silbernen Metall erahnen kann.
Warum zieht sich mein Herz gerade voller Sorge zusammen?
Helena
Tatsächlich finde ich Cameron und Sebastian im Wohnzimmer vor, als ich aus dem Lift trete. Die beiden haben sich über unzählige Kataloge gebeugt, die sie auf dem ganzen Sofatisch und den weißen Sofas verteilt haben, und heben die Köpfe, als sie mich hören.
»Ah, Lena! Du kommst gerade richtig«, sagt Cameron lächelnd und wischt einen Stapel Kataloge mit einer Handbewegung schwungvoll von der Couch, auf der er sitzt. Er klopft auf die nun freie Fläche neben sich. »Komm her, wir sind dabei, meine Wohnung auszustatten.«
»Hast du dich denn jetzt entschieden?«, frage ich, während ich auf sie zugehe und meine Jacke ausziehe, um sie über die Sofalehne zu legen.
»Ja, es soll die rechte werden«, erklärt er mit einem zufriedenen Lächeln, das sein engelsgleiches Gesicht noch stärker strahlen lässt.
»Hat Adrians Meinung den Ausschlag gegeben?« Ich setze mich neben ihn und platziere meine Handtasche am Boden. Dann sehe ich zwischen ihm und Sebastian hin und her.
»Jein. Ich mag es, näher beim Rudel zu sein.« Cameron deutet auf die Kataloge, wo ein pompöses schwarzes Himmelbett zu sehen ist. »Schau mal, das wäre ein tolles Bett, oder? An den Pfosten lassen sich prima Lederfesseln befestigen.«
»Überleg es dir gut«, meint Sebastian schmunzelnd und seine azurblauen Augen funkeln. »Darin wirst du irgendwann von unserem liebestollen Wölfchen flachgelegt.«
Obwohl ich immer noch ein ungutes Gefühl wegen Adrian habe, entlockt mir sein Spruch ein leises Lachen und ich sehe mir die Fotos an, die Cameron zeigt.
Der jüngste Beta berichtet eifrig von der Wohnungsbesichtigung und dem tollen Apartment, dessen Mietvertrag er offenbar direkt heute unterschrieben hat, aber ich höre nur mit halbem Ohr zu. Meine Gedanken gleiten immer wieder zu Adrian.
»Was ist los?«, fragt Sebastian, der merkt, dass ich nicht ganz bei der Sache bin.
»Ich …« Ich presse die Lippen zusammen und begegne seinem forschenden Blick.
»Komm schon, spuck’s aus«, sagt der attraktive Beta und fährt sich mit der Hand über den Dreitagebart. »Wir haben einen integrierten Kummerkasten-Modus.« Er deutet auf Cameron und sich.
Ich schnaufe leise ein und aus, bevor ich mir einen Ruck gebe. »Ich mache mir Sorgen wegen Adrian. Er ist nochmals losgefahren, um sich mit Fynn Hansen zu treffen. Offenbar gibt es Probleme mit anderen Rudeln wegen Mathildas Tod.«
»Hm.« Sebastian sieht mich nachdenklich an.
»Wusstet ihr davon?«, hake ich nach.
»Wir haben uns so etwas schon zusammengereimt«, bestätigt Cameron, der den Katalog, in dem er gerade noch geblättert hat, zur Seite schiebt. Er fährt sich durch die schwarz gefärbten Locken und wechselt einen Blick mit Sebastian. »Eine Alpha zu töten, ist kein Kavaliersdelikt. Es führt zu einer Machtverschiebung der Rudel – und Mathilda hinterlässt eine ziemlich große Lücke.«
Sebastian nickt bedächtig. »Auch wenn sie niemand wirklich mochte, so gibt es jetzt Alphas, die ihren Tod als Vorwand nehmen werden, um ihre eigene Macht besser zu positionieren. Adrian und Hansen sind eine starke Koalition, die nun etwas ins Schwanken gerät, da sie im Fokus stehen.«
»Und das bedeutet?«, hake ich mit bangem Herzen nach.
»Wie genau das aussieht, wird sich wahrscheinlich erst noch herausstellen«, weicht Sebastian aus.
»Die Konsequenzen …«, murmle ich und beiße mir auf die Innenseite der Wange. »Shit.« Ich suche Sebastians Blick. Er ist der ältere Beta und hat mehr Erfahrungen in den Dynamiken der Canicoren-Hierarchien. »Könnte das bedeuten, dass es zu Konflikten zwischen den Rudeln kommt?«
»Könnte es«, bestätigt er. »Aber ich bin mir sicher, dass der Boss das zusammen mit Hansen regeln wird.«
»Und was, wenn Fynn Adrian im Regen stehen lässt oder gar angreift?«, hake ich nach.
»Hansen ist Adrians Verbündeter«, erwidert Sebastian mit ruhiger Stimme. »Er wird ihn nicht im Stich lassen oder gar angreifen.«
»Und wenn doch?« Ich hebe die Augenbrauen. »Was sollen wir machen, wenn Fynn Adrian angreift?«
»Nichts.« Sebastian zuckt mit den Schultern. »Wenn Hansen Adrian angreift, soll der Typ sich auch selbst gegen unseren Boss verteidigen.«
Cameron nickt bestätigend und seine Lippen verziehen sich zu einem Schmunzeln über Sebastians Spruch.
Ihr Urvertrauen in ihren Alpha ist unerschütterlich – doch ich spüre eine Gänsehaut auf den Unterarmen.
»Denkt ihr, er wäre stärker als Fynn?«, frage ich zweifelnd.
»Hat er das vorgestern nicht bewiesen?«, erwidert Cameron und seine goldbraunen Augen sehen mich an, als hätte ich die dümmste Frage der Welt gestellt.
»Nun ja …« Ich kaue auf der Unterlippe herum.
»Keine Sorge, Lena.« Cameron legt mir eine Hand aufs Knie und streicht sanft darüber. »Adrian kann auf sich aufpassen. Zudem ist Dylan bei ihm.«
»Vielleicht hätte er Elyas auch noch mitnehmen sollen«, überlege ich laut.
»Hör auf, dir den Kopf zu zerbrechen«, brummt Sebastian und seine blauen Augen blitzen. »Deine Schwingungen vermiesen die Stimmung.«
»Ja, und ich muss in guter Stimmung sein, um meine Wohnung einzurichten«, ergänzt Cameron.
Sie scheinen kein Problem damit zu haben, dass Adrian gerade mit Dylan auf einem Alleingang ist. Offenbar ist es nicht das erste Mal für sie. Für mich aber schon.
Und ich mache mir nun mal Sorgen.
»Wie geht es eigentlich deiner Schwester?«, will Sebastian wissen – wohl, um das Thema zu wechseln.
»Den Umständen entsprechend«, murmle ich. »Die Blindheit und der Tod ihrer besten Freundin machen ihr zu schaffen.«
»Verständlich.« Cameron seufzt und greift nach einem weiteren Katalog, in dem allerlei Küchen abgebildet sind.
»Ich besuche sie heute Abend nochmals«, erkläre ich, während ich ihn dabei beobachte, wie er durch die Seiten blättert und ab und an ein Eselsohr oben rein macht, um sich wohl etwas zu merken.
»Dann begleiten wir dich«, sagt Sebastian entschlossen.
Ich hebe den Blick. »Aber ihr wolltet doch Cams Wohnung …«
»Keine Widerrede«, unterbricht er mich und Cameron nickt bestätigend, ohne vom Katalog aufzusehen.
»Also gut«, gebe ich nach, da ich zugegebenermaßen froh bin, nicht alleine ins Krankenhaus zu müssen. Ich hasse die Atmosphäre dort. Zumal Adrian mir bloß wieder die Leviten gelesen hätte, wenn ich alleine unterwegs wäre.
»Wie war denn dein Besuch bei Elyas?«, fragt Cameron neugierig und lenkt damit meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Er schiebt den Katalog zur Seite.
Ich lege die Stirn in Falten. »Seltsam.«
»Seltsam?« Er betrachtet mich mit einer Mischung aus Belustigung und Verständnislosigkeit.
»Ja, ich …« Ich fahre mir mit der Hand über den Nacken. »Ich habe seine Frau kennengelernt.«
»Livia?« Sebastian sieht mich erwartungsvoll an. »Und? Wie ist sie so?«
»Ihr kennt sie nicht?« Ich sehe perplex zwischen den beiden hin und her. Da Dylan diesen Matteo-Empfangstypen in der Galerie so ungeniert ansprach, ging ich davon aus, dass jeder im Rudel schon mal Livias Bekanntschaft geschlossen hat.
»Elyas hütet sie besser als eine Elster einen Diamantring«, erwidert Sebastian augenverdrehend.
»Er hat Angst, wir könnten sie vögeln wollen«, ergänzt Cameron mit einem leichten Schmunzeln. »Sag schon. Sieht sie wirklich aus wie Julia Roberts in ›Pretty Woman‹?«
Ich verenge die Augen ein wenig. »Ja. Zum Kotzen hübsch.«
»Oha?« Cameron grunzt amüsiert. »Rieche ich da etwa Eifersucht?«
»Das scheint mir mehr als Eifersucht zu sein«, bemerkt Sebastian und stupst den Beta gegen den Oberarm. »Ich glaube, unser Kummerkasten-Modus ist nochmals gefragt, Wölfchen. Was ist geschehen?« Mit dem letzten Satz wendet er sich an mich und sieht mich prüfend an.
»Nichts«, erwidere ich schulterzuckend. »Elyas hat mich aus der Galerie befördert, ehe ich ihr an die Gurgel springen konnte.«
»Boah, das hätte ich gern gesehen«, meint Cameron immer noch belustigt, was ihm einen Ellbogenhieb von Sebastian in die Rippen einbringt. »Was?!« Er sieht den älteren Beta vorwurfsvoll an. »Stell dir vor, wie unsere Lena mit Julia Roberts ringt. Geiles Bild, wenn du mich fragst.«
»Wenn ich Buchstabensuppe essen würde, könnte ich Sinnvolleres kotzen, als du gerade laberst«, brummt Sebastian tadelnd. »Merkst du nicht, dass wir nahe an einer Katastrophe vorbeigeschlittert sind? Stell dir vor, Lena hätte sich tatsächlich auf Elyas’ Frau gestürzt. Dann hätten wir jetzt eine Beerdigung zu organisieren. Und einen Beta davon abzuhalten, seine Omega zu lynchen, ehe er selbst vom Boss gelyncht wird, weil er überhaupt ans Lynchen seiner Omega denkt.«
»Klingt blutig«, bemerkt Cameron trocken.
»Klingt katastrophal«, erwidert Sebastian augenverdrehend. »Mann, Cam. Nimm das nicht auf die leichte Schulter! Das hätte echt ins Auge gehen können!« Dann wendet er sich wieder mir zu. »Hast du mit Adrian darüber gesprochen?«
»Hab ich. Er ist auch verwirrt«, antworte ich betreten. »Er meinte, sogar sein Wolf akzeptiere Livia. Wir wissen nicht, warum ich so eifersüchtig auf sie reagiert habe.«
»Scheiße«, brummt Sebastian und beißt sich auf die Unterlippe.
»Vielleicht hat der epische Rudel-Sex gestern dazu beigetragen, dass unsere liebe Omega nun so besitzergreifend reagiert?«, überlegt Cameron laut.
»Könnte sein.« Sebastians durchdringende Augen sind nachdenklich auf mich gerichtet. »Ist das der Grund, warum du vorhin nochmals Sex mit dem Boss hattest?«
Ich blinzle perplex. »Was?«
»Ich rieche, dass er dir seinen Saft gegeben hat«, erläutert er. »Vor etwa vierzig Minuten. Plus, minus.«
»Stimmt, jetzt wo du’s sagst …« Cameron neigt sich ein wenig zu mir und schnuppert tatsächlich an meinem Hals. »Riecht geil.«
»Caaa-ham«, murmle ich und schiebe ihn von mir weg.
Gleichzeitig denke ich über Sebastians Frage nach.
War das der Grund, warum Adrian mit mir im High Line Park gevögelt hat? Um mir nochmals meine Position im Rudel zu verdeutlichen?
Nein. Nein, so schätze ich ihn nicht ein … oder doch?
Ein flaues Gefühl macht sich in meinem Magen breit, das ich vergebens zu vertreiben versuche.
War das alles Berechnung des Alphas? Oder tatsächliche Zuneigung?
»He, schau nicht so bedrückt«, meint Cameron und legt mir eine Hand auf den Rücken.
Ich begegne Sebastians Blick, der mich immer noch nachdenklich mustert. »Ist er so?« Meine Stimme zittert. »Ich meine … verwendet Adrian Sex um …« Ich schaffe es nicht, den Satz zu Ende zu sprechen.
Die pure Vorstellung, dass Adrian mich mit Sex manipuliert hat, um mir meinen Rang nochmals zu verinnerlichen, lässt mich erschaudern.
Vergangene Nacht war was anderes. Da war mir sehr klar, dass er ein Exempel statuiert, um mir seine Dominanz zu demonstrieren. Und ich habe mich darauf eingelassen mit dem Wissen, was das Ziel unserer Orgie ist. Nämlich, dass ich endlich meinen Platz im Rudel finde und damit Chi in den Griff bekomme.
Aber vorhin im High Line Park, da … da war es etwas Intimes, Aufregendes. Etwas, das nur zwischen uns beiden stattfand und das mir den Eindruck gab, von ihm wirklich begehrt zu werden.
Habe ich mich so sehr in ihm getäuscht? War das alles Berechnung, nichts weiter?
»Sex bestimmt einen Großteil des Lebens von Canicoren«, bestätigt Sebastian langsam und unterbricht damit meine herumwirbelnden Gedanken. »Alphas verwenden Sex, um die Hierarchie in ihrem Rudel zu festigen. Das hast du vergangene Nacht selbst erlebt, oder?«
Ich nicke zögerlich. »Aber da hat es sich gut angefühlt.«
»Hat es.« Ein leichtes Lächeln erobert seine Lippen. »Auch für uns. Für jeden in seinem Rudel.« Er tauscht einen kurzen Blick mit Cameron, ehe er fortfährt. »Was nicht bedeutet, dass Sex nicht auch aus Zuneigung geschehen kann. Oder purem Verlangen. Und dass zwischen dir und dem Boss ein besonderes Band besteht, haben wir alle längst bemerkt. Ihr verzehrt euch nacheinander und das nicht nur, weil du eine Omega und er ein Alpha ist.«
»Aber es ist nicht dasselbe wie mit Glen«, erwidere ich und erinnere mich daran, dass Adrian mir das selbst bestätigt hat.
»Das mag sein.« Sebastian lehnt sich ein wenig zurück, ohne die Augen von mir zu nehmen. »Glen war besonders. Er war Adrians Gefährte. Das schmälert allerdings nicht die Verbindung von dir und dem Boss. Eher im Gegenteil.«
»Wie meinst du das?« Ich sehe ihn stirnrunzelnd an und spüre, wie Cameron sanft über meinen Rücken streicht. Er hat Glen nicht kennengelernt, daher hänge ich an Sebastians Lippen.
»So wie ich es sage«, meint dieser. »Die Tatsache, dass Adrian dich so an sich ranlässt – im wahrsten Sinn des Wortes – und seine Prinzipien für dich verändert, indem er deine Freiheiten respektiert und dich auch außerhalb der Hitze fickt, spricht doch allein für sich, oder?«
»Ich versteh nicht ganz …«
Sebastian schnaubt belustigt. »Er steht auf dich. Und zwar auf Canicoren-Level. Bedeutet: Er ist dir mit Haut und Haaren verfallen – und gerade von Letzterem haben wir Wölfe so einige.«
Cameron lacht leise, ohne aufzuhören, mich zu streicheln. »Was Sebastian sagen will, ist, dass der Boss nicht nur mit dir fickt, um dich zu dominieren oder dir deinen Rang zu verinnerlichen«, ergänzt er. »Sondern, weil du ihm den Kopf verdrehst und er die Finger nicht von dir lassen kann.«
Ihre Worte beruhigen mich zugegebenermaßen ein wenig. Ich hatte schon befürchtet, Adrian vollkommen falsch eingeschätzt zu haben.
»Ich geh mal kurz in mein Zimmer.« Ich erhebe mich und pflücke meine Jacke von der Sofalehne. »Elyas wollte gegen vier hier sein und mit mir trainieren. Danach fahre ich ins Krankenhaus.«
»Okay, gib Bescheid, wenn wir zur Stelle sein sollen, um dich zu begleiten«, sagt Cameron, der mich loslässt, da ich mich nach der Handtasche bücke.
»Mach ich.« Ich sehe zwischen den beiden hin und her. »Danke für den Kummerkasten-Modus.«
»Nichts zu danken«, erwidert Sebastian lächelnd. »Bis später, Rehchen.«
»Bis später.«
Mit einem letzten Blick gehe ich zur Wendeltreppe und bin mir bewusst, dass die beiden Betas mir hinterhersehen, bis ich im zweiten Stock verschwunden bin.
Helena
»Du bist nicht bei der Sache«, tadelt Elyas mich, als ich heftig atmend unter ihm am Boden liege.
Er hat mich mühelos mit dem Rücken auf eine der Matten geworfen und hält mich wie ein Schraubstock fest.
»Ich gebe auf!«, rufe ich und klatsche mit der flachen Hand auf die weiche Unterlage.
»So funktioniert das aber nicht«, knurrt er streng in mein Ohr. »Wehr dich!«
»Wie denn?« Ich keuche, als ich erfolglos versuche, mich aus seinem Griff zu winden.
Einer seiner Arme liegt um meinen Nacken, der andere um meinen Bauch, mit den Beinen hat er mich so eingeklemmt, dass ich keinerlei Bewegungsfreiheit habe. Ebenso wie ich trägt er Jogginghose und ein kurzärmliges Shirt, sodass ich seine Haut an meinem Hals spüre.
Er seufzt leise und lässt mich endlich los.
»Aua.« Ich reibe mir den Nacken, da Elyas echt fest zugedrückt hat.
»Steh auf«, weist er mich an und erhebt sich, streckt mir die Hand entgegen.
Ich ergreife sie und lasse mich von ihm auf die Beine ziehen.
Als ich vor ihm stehe, sieht er stirnrunzelnd auf mich herunter. »Wir lassen das Training für heute«, beschließt er. »So bringt das nichts.«
»Aber …«, will ich widersprechen, doch er verschließt meinen Mund mit dem Zeigefinger, den er darauf drückt.
»Keine Widerrede«, sagt er energisch. »Für Selbstverteidigung musst du alle deine Sinne beieinander haben. Das hast du nicht.« Dann lässt er mich los und verengt die dunklen Augen. »Ist es immer noch wegen Livia?«
»Was?« Ich blinzle perplex. »Nein. Warum? Hat sie noch was gesagt?«
»Nicht viel«, meint er schulterzuckend. »Sie hält dich für eine weitere seltsame Freundin von mir, das ist alles.«
»Seltsame Freundin«, wiederhole ich und schnaube entrüstet. »Na, ich hoffe, du hast das klargestellt.«
»Warum?« Er hebt die Brauen. »Du hast dich seltsam verhalten.«
»Aber nicht absichtlich«, erwidere ich eingeschnappt und verschränke die Arme vor der Brust. »Das solltest du ihr sagen.«
»Okay, ich sag ihr, dass du eine Canicoren-Omega bist«, meint er sarkastisch. »Mit einem weißen Wolf, mit dem du noch nicht klarkommst, da er Alpha-Allüren besitzt. Und der das Gefühl hat, ich gehöre ihm allein und niemandem sonst.«
»Blödmann«, murmle ich und schiebe die Augenbrauen zusammen.
»Wie war das?« Er sieht mich warnend an.
Ich knurre in mich hinein und horche nach Chi, der allerdings das Training so langweilig fand, dass er wieder mal eingeschlafen ist.
Der pennt echt ständig …
Mit seiner Hilfe hätte es mir vielleicht sogar gelingen können, mich gegen den durchtrainierten Beta zu wehren.
»Du hast mich Blödmann genannt.« Elyas’ Gesicht verfinstert sich.
»Ja, entschuldige.« Ich seufze frustriert und hebe die Hände auf Brusthöhe. »Ich weiß doch auch nicht, was mit mir los ist und warum ich so auf deine Frau reagiert habe. Es tut mir leid. Wirklich …«
So schnell der Ärger von seiner Miene Besitz ergriffen hat, so schnell ist er auch wieder weg. Stattdessen sieht er mich nun nachdenklich an. »Ich glaube, du brauchst mal einen Tapetenwechsel.«
»Tapetenwechsel?« Ich sehe ihn fragend an.
»Heute Abend.« Er legt mir eine Hand auf die Schulter. »Wir gehen feiern.«
»Was?«
»Feiern«, wiederholt er. »Das bedeutet, man geht in einen Club, trinkt Alkohol, tanzt, lässt sich gehen …«
»Ich weiß, was ›feiern gehen‹ bedeutet«, falle ich ihm ins Wort. »Aber … heute?«
Er zuckt mit den Schultern. »Ja, warum nicht?«
Ich sehe ihn verständnislos an. »Weil Adrian bei dieser Besprechung mit Fynn ist, vielleicht?«
»Na und?«
»Er klärt gerade Probleme mit anderen Rudeln. Da können wir doch nicht einfach feiern gehen«, erläutere ich.
»Er würde eh nicht dabei sein wollen. Adrian hasst Clubs und laute Musik.«
»Ja, aber es ist doch vollkommen daneben, wenn wir feiern, während er …«
»Kleines«, unterbricht er mich und sieht mich belustigt an. »Das ist der Vorteil, wenn man einen Alpha hat: Er kümmert sich um die schwierigen Dinge, während das Rudel sich vergnügen kann.«
»Finde ich nicht richtig«, erwidere ich.
»Warum? Das wird lustig. Wir fragen die anderen Betas, ob sie mitkommen – es gibt einen neuen Club, in den Leo und ich eh schon lange mal gehen wollten.«
Ich pruste leise. »Du glaubst ja selbst nicht, dass Leo sich uns anschließen würde.«
»Er braucht auch mal etwas Abwechslung.« Elyas zuckt abermals mit den Schultern. »Und er liebt im Gegensatz zu Adrian Clubs.«
»Ach ja?« Ich hebe die Augenbrauen. »Kann ich mir nicht vorstellen.« Dann lege ich den Kopf schief. »Wo ist er überhaupt?«
»Leo?«
Ich nicke stumm.
»Er hatte heute Nachmittag einen Einsatz im Krankenhaus, doch er meinte, er wäre gegen Abend zurück. Morgen ist Sonntag und er hat ebenso frei wie wir. Also perfekt für unseren Club-Besuch. Cam und Sebastian werden zudem Feuer und Flamme sein für den Vorschlag. Sie lieben feiern.«
»Ich weiß nicht so recht …« Ich kratze mich an der Schläfe.
»Aber ich.« Elyas legt mir den Arm um die Schultern und schiebt mich aus dem Trainingsraum in den Gang. »Wir suchen dir jetzt ein scharfes Outfit raus für heute Abend.«
»Ich muss aber zu Sophie«, erinnere ich ihn und bleibe stehen. »Sie wartet auf mich.«
»Okay, dann fahren wir erst zu Sophie«, beschließt er und schiebt mich weiter zur Treppe, da wir uns im ersten Stock befinden, mein Zimmer allerdings im zweiten Stock liegt.
Ich bleibe erneut stehen und sehe zu ihm hoch. »Sebastian und Cam begleiten mich bereits, du musst nicht auch noch mitkommen.«
»Ein weiterer Beta schadet nicht«, erwidert er ungerührt und dirigiert mich weiter in Richtung Treppe.
»Ich kann doch nicht immer mit einer ganzen Entourage an Typen unterwegs sein«, widerspreche ich. »Wie sieht das denn aus?«
»Als ob du begehrt wärst?« Er lacht leise, dann wird er wieder ernst und bleibt seinerseits stehen, da wir mittlerweile bei der Wendeltreppe angekommen sind.
Von unten höre ich die Stimmen von Cameron und Sebastian, die wohl immer noch dabei sind, Kataloge zu wälzen.
»Lena«, sagt Elyas in einfühlsamem Tonfall und lenkt damit meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Ich habe heute nichts anderes mehr vor, hab mir den Abend extra für dich freigehalten. Lass mich mit dir mitkommen.«
Ich schließe kurz die Augen, bevor ich ergeben nicke. »Also gut. Aber dann werde ich Cam und Sebastian sagen, dass sie hierbleiben können. Ich brauche nicht drei Aufpasser, einer reicht vollkommen.«
»Begleiter«, korrigiert mich Elyas amüsiert. »Und ich wette mit dir, dass die beiden sich nicht so einfach von dir wieder ausladen lassen.«
»Mal sehen«, murmle ich, ehe ich die Treppe hinaufgehe und in mein Zimmer verschwinde, um mich für den Krankenhausbesuch umzuziehen.