Nicht gewonnen und doch zerronnen - Ulrike Ina Schmitz - E-Book

Nicht gewonnen und doch zerronnen E-Book

Ulrike Ina Schmitz

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Beschreibung

Was man über Panpepato wissen sollte? Fausto Panpepato, ein pensionierter Polizist mit Herz, Humor und Verstand, ist auf Zuraten seines Dassborger Polizeifreundes, nach Dassborg gezogen. Dort klärt der humorvolle und riesenhafte Sympathieträger, mit natürlichem Instinkt, gesundem Menschenverstand und Mithilfe seines Freundes, Kommissar Uwe Feindt, etliche Verbrechen in der Stadt Dassborg auf. Die Stadt Dassborg, ist eine Stadt wie (vielleicht) jede andere. Gespickt mit äußerst fragwürdigen Verbrechen aller Art. Leicht spannend und entspannender Lesespannungsspaß für 12 bis 120 jährige!

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Ulrike Ina Schmitz

Nicht gewonnen und doch zerronnen

 

 

 

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- gekürzte Vorschau -

Inhaltsverzeichnis

Titel

Inhalt

VORGESCHICHTE

SCHRECK IN DER MORGENSTUNDE

Impressum tolino

Inhalt

Ulrike Ina Schmitz

Nicht gewonnen und doch zerronnen

Kriminalroman: Panpepatos 2. Fall

Ulrike Ina Schmitz

Westerwald Anno 2011

Sämtliche Figuren und Geschehnisse sind frei erfunden. Eventuelle Ähnlichkeiten also rein zufällig.

Hauptort der Handlung, ist die kleine Großstadt Dassborg. Sie ist eine Stadt wie vielleicht jede andere. Sie hat so ca. mindestens zigtausend Einwohner, von denen mindestens bis fast drei Viertel einer regelmäßigen, legalen Beschäftigung nachgehen. Und dann gibt es die Anderen, die Kriminellen, die allerdings auch regelmäßigen Beschäftigungen nachgehen. Durch Dassborg fließen zwei Flüsse, der Propper und die Schnur. Eine der Brücken über dem Propper verbindet die Ortsteile, Schnurort und Bomberg, die Fritz-Schweinert-Brücke. Hier beginnt das Übel…

VORGESCHICHTE

Um 1 Uhr früh in der Dassborger Altstadt, zählte der Trinkhallenbesitzer Hellmuth Bopang seine Einnahmen, bevor er seine Bude dichtmachte.

Zur selben Zeit, in der Nähe der Trinkhalle, waren fünf betrunkene Jungen dabei >Rabatz< zu machen. Sie grölten hemmungslos, frei von Rücksichtnahme auf die nächtliche Stunde. Zu ihrer Belustigung bewarfen sie sich mit Erdnüssen und beschütteten sich mit Bier, danach warfen sie die Flaschen in die Luft, um damit der Straßenbeleuchtung den Todesstoß zu versetzen.

Jedes Mal, wenn einer der >niedlichen Knäblein< ins Ziel getroffen hatte, brach Jubelgeschrei aus. Das bedeutete: Die nächtliche >Kinderbelustigungsparty< war voll im Gange.

Einer der Knaben, ein ansehnlicher Schönling rief: „Boh äh, ich glaub’ ich werd’ langsam nüchtern. Wird Zeit, datt wir langsam für Nachschub sorgen. Und es ist auch sowieso noch viel zu hell hier. Besser wär’ überhaupt Hochprozentiges, aber ich glaub’ für euch Hosenscheißer ist datt nix. Also, wo kriegen wir jetzt datt Bier her?“

Ein kleiner hellhäutiger, fast weißhaariger Junge, schaute zu seinen doch schon reichlich angetrunkenen Kumpel hinüber und konterte: „Gib mal bloß nicht so an Fredo! Willst du etwa einer der Junkies sein, die anderntags im Krankenhaus aufwachen, weil man ihm den Magen ausgepumpt hat? Also Bier reicht mir persönlich völlig. Das Problem ist allerdings ...“ Der kleine krempelte seine Hosentaschen nach außen. „Ich bin total blank. Mein Taschengeld für diesen Monat ist schon verkonsumiert Leider sind meine beiden Oldies nicht so spendable, wie deine Mutter. Wenn ich wenigstens schon einen Ausbildungsplatz hätte, aber die Chefs rennen einem ja heutzutage auch nicht gleich die Tür ein.“

Angewidert verzog, der als Fredo angesprochene Schöne, sein Gesicht. „Mensch, meinst du etwa, datt interessiert uns?“

Nicht wirklich beleidigt schaute der Kleine ihn an. „Ja, dich interessiert’s vielleicht nicht, du hast ja schon eine Lehrstelle.“

Fredo verzog die Augenbrauen, ignorierte aber den Ausfall des Kleinen. Er schaute die anderen drei Pappenheimer, die ulkend durch die Gegend drifteten an. „Wie isset mit euch? Habt ihr vielleicht noch genug Knete in der Tasche, oder wartet ihr auch darauf, datt euch jemand erst ma einen Ausbildungsplatz anweist?“

Der Weißblonde musste schrecklich über diese Frage kichern, dass er sich fast an seiner eigenen Spucke verschluckt hätte. Sein Freund, der dunkelblonde Jan Prosa stürzte gleich auf ihn zu und klopfte ihm kräftig auf den Rücken. „Mensch Gackerer, willst du uns etwa auf offener Straße, an deinem eigenen Sabber verenden?“

Nachdem der Gackerer sich wieder gefangen hatte, schaute er sich um. „Dort drüben ist übrigens ne Bude. Was sollen wir aber dort, ohne Geld? Oder meint ihr, der gibt uns Kredit?“

Überheblich schaute Fredo die beiden Freunde an. Das viel ihm leicht, denn er war gut einen Kopf größer als Jan Prosa und mindestens zwei Köpfe über Ottmar Schurf, Gackerer genannt. „Ihr seid doch reichlich kindische Schwachköpfe. Warum sollte uns der Alte, dem die Bude gehört, Kredit geben. Da weiß ich watt besseres.“

Fredo zog eine Scheckkarte aus seiner Hosentasche.

Die beiden Nachzügler die jetzt zu den anderen stießen staunten. Der rotgelockte Peter, genannt Pit, rief: „Du hast eine eigene Scheckkarte? Das ist aber mal gediegen.“

Fredo stieß das Kinn nach vorn. „Quatsch kein Scheiß! Obwohl ich natürlich auch meine eigene hab. Näh, datt iss auf jeden Fall nicht meine eigene. Meint ihr, ich würde für euch Schwachköpfe was von meinem eigenem Geld ausgeben? Näh, die hier ...“ Er bog die Karte ein wenig mit den Fingern, die hab ich ner alten Omma geklaut. Watt soll die Olle sonst mit ihrem ganzen Geld anfangen. So alte Leute haben doch schließlich alles. Und wenn auch nicht, ist sowieso egal, alte Leute sterben schnell. Dann iss datt schöne Geld weg und der Staat kassiert die Knete.“

Der Gackerer fing an zu kichern, doch Pit meinte: „ Das ist doch Unsinn! Du hast dich strafbar gemacht!“

Fredo zog die Augenbrauen nach oben. „Ach wirklich? Und ihr? Ich hab genau gesehn wie ihr mit der Bierflasche die Glühlampe der Straßenbeleuchtung ausgelöscht habt. Da habt ihr euch ja wohl auch strafbar gemacht?“

„Das ist ja wohl was Anderes! Das ist nur Sachbeschädigung. Aber so eine alte Frau beklauen, die vielleicht nur eine ganz magere Rente kriegt. Wenn ich da an meine Oma denke ...“

„Trief, trief Trauer! Es handelt sich ja nicht um deine Omma. Diese Omma, der die Karte gehörte, ist reich, das weiß ich. Die kauft immer in unserem Laden, und nicht so knapp. Außerdem, du Depp, “ wieder stieß Fredo das Kinn in Richtung Pit. „Außerdem ist datt auch keine Sachbeschädigung. Schaut her, die Karte ist noch makellos.“ Fredo drehte die Karte erneut ein wenig. „Ich werd’s mal bei dem Alten damit versuchen.“ Er steckte die Scheckkarte wieder zurück in die Hosentasche und ging zielstrebig in Richtung Trinkhalle. Die andern trabten hinter ihm her.

Kräftig klopfte Fredo gegen die Scheibe des Verkaufsfensters.

Hellmuth Bopang. Dem vor Schreck die letzte, soeben gedrehte Kleingeldrolle aus den Händen fiel, sprang wie von der Tarantel gestochen auf und schob die Glasscheibe zur Seite.

„Hä! Watt iss hier los? Macht hier nich son Jedriss Jungens! Ihr macht mir ja die Scheibe im Arsch! Watt wollder denn jetzt überhaupt hier noch? Ät is Feierabend!“

„Ja, ja Meister! Alles klar! Lass mal nen paar Flaschen Nöpi rüberwachsen, dann sind wir auch schnell wieder verschwunden.“

Der kleine Gackerer krächzte mit seiner stimmbrüchigen Stimme dazwischen: „Und mit Karte, wenn’s geht!“

„Watt! Euch hamse wohl mitten Klammerbeutel gepudert, ihr Rotzbengel! Bei mir wird bar bezahlt. Da kenn ich nix. Datt hab ich noch nie gemacht. Meine Devise ist: Nur Bares ist Wahres! Aber wenner Geld braucht Jungens, “ Bopang deutete jetzt auf einen hübschen goldhaarigen Jungen, mit einer pinken Strähne und Gesichtspiercing „Dann nehmt dem da doch die Ringe ausse Visage und verkloppt die, vielleicht krichter ja da noch watt für!“

Fredo verzog das Gesicht und blies die Nüstern auf. „Boh, quatsch kein Scheiß, Alter und rück die Flaschen raus!“

Hellmuth Bopang jedoch, zeigte keinerlei Verständnis für die quengelnde Jugend.

„Ich hab ät euch gesacht, Jungens. Geht mich hier weg, und seht zu datter Land gewinnt! Und datten bisschen dalli! Sonst wird ich euch die Schupos aufem Hals hetzen. Die nehmen euch schneller am Schlafittchen, als euch lieb iss.“ Mit einem Ruck zog er den Jungen die Verkaufsscheibe vor der Nase zu.

Der rote Pit fasste Fredo an die Schulter und meinte: „Komm Fredo, lass uns die Fliege machen! Von dem gestörten Alten ist doch nix zu erwarten.“

Doch Fredo war stinksauer und schüttelte unwillig die Hand seines Kumpels von seinen Schultern. „Tu die Flossen da weg, du Arsch! Der alte Nussknacker wird schon sehen was er davon hat. Ungestraft lass ich mich so nich behandeln.“

Mit voller Wucht trat er vor dem Bretterbeschlag, der Trinkhalle, wodurch sich einige Schrauben lockerten.

„Mensch, Fredo! Hör doch auf damit! Das gibt nur Ärger.“

Widerwillig ließ sich Fredo besänftigen, doch dann trat er noch einmal fest vor das wackelige Brett. Die Schrauben gaben ihren unsicheren Halt auf und entließen das Brett, mit einem >Knacks< in die Freiheit.

Bopang, der den Radau vernommen hatte, stampfte entrüstet aus seiner Bude. Mit einem Blick erfasste er die Bescherung. Er schaute den davonrennenden Jungen nach. „Saubande, elende! Sowatt hättet in unserer Jugend nich gegeben. Da hätten wir den Arsch vollgekricht, datt wir drei Tage nich mehr sitzen konnten.“

Kopfschüttelnd schlurfte er zurück in seine Bude, nahm die frisch gewickelten Geldrollen und die paar eingenommenen Scheine, stopfte alles in eine lederne, abgewetzte Aktentasche und begab sich nach draußen, um seinen kurzen Heimweg anzutreten.

Auf halber Strecke fiel ihm jedoch ein, dass er doch wohl lieber, das herumliegende Brett in seine Bude einschließen sollte. Falls es nämlich weg wäre, morgen, wäre das eine unnötige Geldausgabe, was sich so, mit Sicherheit vermeiden ließe. Schließlich ist vom Geldausgeben noch keiner reich geworden.

Vor seiner Trinkhalle angekommen stutze er. „Watt iss datt denn? Wo iss datt Brett denn hin? Datt gibt ät doch gar nich! Er suchte den Boden ab, mit einer Taschenlampe, die er für alle Fälle immer dabei hatte.

„Ich werd‘ verrückt! Mich laust dä Affe! Da sind doch noch die Schrauben! Die verdammten Blagen, ob die noch ma zurückgekommen sind?“

Wieder schüttelte er den Kopf, bückte sich unter Stöhnen, um die Schrauben einzusammeln und bekam von hinten einen gewaltigen Schlag. Prompt fiel er mit dem Kopf auf den Tresen seines Verkaufsfensters und war mit einem Schlag aller Ärgernisse enthoben. Da lag der Alte. Das verschwundene Brett lag neben ihm und seine Aktentasche lag entleert über ihn.

SCHRECK IN DER MORGENSTUNDE

Undefinierbares Brummen und Pauken drang qualvoll dröhnend an Signor Fausto Panpepatos Gehörgänge, welche sich derweil in Ruheposition befanden.

Unruhig stöhnend und knurrend wälzte der Privatdetektiv sich in seinem Bett.

Noch schlaftrunken murmelte er: „Che c’è?“

Als dann noch ein Kreischen an sein Ohr drang, saß er mit einem Ruck senkrecht im Bett. Er riss die Augen auf und starrte auf seinen Wecker. Zwei Uhr morgens.

Mit den Fingern rieb er seinen noch voll behaarten Schädel. „Maledizione! Basta! Jetzt ist es genug!“

Panpepato schob seine riesigen Füße in XXL Bärenschlappen und richtete sich zu seiner vollen Größe, von nicht weniger als zwei Meter dreiundzwanzig auf.

„Basta! Basta!“

Er zog seinen zirkuszeltgroßen Bademantel über die massigen Schultern und raffte den zierlichen Gürtel, über die >schmale Taille< fest zusammen. Er griff nach seinem Schlüssel der neben der Wohnungstür hing und verließ die Wohnung, um den kurzen Flur hinüber zu gehen.

Dort wohnten seine neuen Nachbarn seit einer Woche. Bislang hatte er sie noch nicht zu Gesicht bekommen, was aber nicht weiter verwunderlich war, denn er hielt sich hier im Haus, wie auch sonst überall, möglichst verdeckt. Es hatte wohl auch etwas mit seinem Beruf zutun, dass ihm diese monströse Unscheinbarkeit in Fleisch und Blut über ging. Was zwar erstaunlich war, aufgrund seiner außerordentlichen Statur, aber doch nicht so sehr, dass man ihn nicht für eine viktorianische Säule oder schlichtweg für einen Laternenpfahl halten konnte.

Panpepatos Blick fiel auf ein salzteiggebackenes Türschild auf dem in verschnörkelter Schrift, hier wohnen Paul und Ingrid Mädel, zu lesen war. Er drückte auf den Klingelknopf und fürchtete fast, dass das Klingeln, bei der ohrenbetäubenden Musik, ungehört in den animalischen Klängen verpuffte. Jedoch wurde die Tür, überraschenderweise prompt geöffnet.

Im Türrahmen erschien ein goldhaariger, etwa sechzehnjähriger Jüngling, mit einer grellpinken Strähne. Des Knaben Brauen, Nasenflügel und Lippen zierten kleine rotgoldene Ringe. Nahezu erschreckend schienen dagegen, die gänzlich nackten Ohren.

„Ja, bitte! Was gibt’s?“

„Mio ragazzo! Es ist zwei Uhr morgens!“

Mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck schaute der Junge zu Panpepato auf. „Ja! Und?“

„Es ist zu laut.“

„Oh, ach so. Ich hatte keine Ahnung, dass es schon so spät ist.“

„Tutt’altro! Ganz im Gegenteil es ist noch viel zu früh, für diese Art von Musik.

„Entschuldigen Sie! Sie möchten wohl, dass ich die Musik etwas leiser mache?“

„Piacevole, mio ragazzo!“ Panpepato nickte.

„Okay! Geht klar! Nur kein Stress! Hab ganz die Zeit vergessen, ich probiere nämlich gerade meine neuen Boxen aus. Wollen Sie mal rein hören?“

„Hab’s schon gehört, mein Junge, deshalb stehe ich ja hier.“

„Oh. Ja. Stimmt ja. Deshalb sind Sie hier. Werde sofort leiser machen. Einverstanden?

„D‘ accordo.“

Nach dem kleinen nächtlichen Intermezzo hatte Panpepato noch einige Stündchen hervorragend geschlafen. Er erwachte erst, als ihn ein Sonnenstrahl an der Nase kitzelte.

Seit seiner Pensionierung aus dem Polizeidienst, der Polizia Comunale in Trugano, hatte er, in seiner jetzigen Eigenschaft als Privatdetektiv, einige mehr oder weniger kleine Aufträge übernommen.

Er reckte sich nun gemächlich, erhob sich in Sitzposition und ging danach in die Vertikale. Daraufhin setzte er seine 155 Kilo Lebendgewicht in Gang, absolvierte seine morgendliche Toilette, zog sich einen flauschigen Jogginganzug über und machte sich auf den Weg, seine Morgenzeitung unten aus dem Briefkasten zu holen.

Mit frühsportlicher Energie trabte er >federleicht< die Treppen herunter. Für den Aufzug konnte er sich nicht erwärmen, denn dieser blieb bei allen möglichen Gelegenheiten und Ungelegenheiten stehen. Irgendwie schafften es die hauseigenen Techniker nicht, diesen Otis in die Reihe zu kriegen.

Die Zeitung steckte fest zusammengerollt im Briefkasten, der sich im Hausflur befand. Fausto Panpepato machte sich Gedanken darüber, warum der Zeitungsbote die Zeitung so in den Briefkastenschlitz quetschte, dass man sie nicht mehr anständig herausziehen konnte. Selbst wenn er den Briefkasten aufschloss, wurde seine Zeitung beschädigt, weil er sie ja dann von unten herausziehen musste. Es gab also in diesem Fall kein Mittelmaß, um den Weg des geringsten Widerstandes zu wählen.

Ruckweise zog Panpepato also von oben an seiner Zeitung, um sie möglichst wenig zu verunstalten. Leider blieben einige Fetzen der Dassborger Allgemeinen im Briefkasten zurück. Mit seinen großen Händen glättete er vorsichtig die Eselsohren und schickte sich an, nach oben zu gehen, als er hinter sich ein leises Zischen vernahm.

Panpepato zog die Augenbrauen zusammen, brummte und schüttelte ungläubig den Kopf. „Nanu, wir haben doch wohl keine Reptilien im Haus?“

Wieder ertönte das schlangenartige Zischen und gleich darauf wurde die Tür, seiner Parterrenachbarin Frau Viper, einen Spaltbreit geöffnet.

„Sie sind doch der Privatdetektiv, oder?“

Panpepato drehte sich um. „Si. Mein Name ist Panpepato.“ Er hatte Frau Viper bisher eher selten gesehen und das auch nur von Weitem, sodass er sich auch ihr bisher nicht vorstellen konnte. Sie war nicht gerade das, was man eine gut aussehende ältere Dame nennen konnte, sondern hatte vielmehr das Aussehen einer schlecht rasierten Ziege. Was der leicht meckernde Tonfall ihrer Stimme, nur bestätigte.

„Haben Sie schon gehört, dass der alte Bopang erschlagen worden ist?“

„Bopang?“ Unwissend verzog Panpepato die Augenbrauen.

„Ja, Der Trinkhallenbesitzer in der Altstadt. Den müssen Sie doch kennen? Er wurde heute Morgen tot vor seiner Trinkhalle aufgefunden. Frau Brotsang ist deswegen schon total aus dem Häuschen.“

Panpepato begriff nicht recht und fragte: „Signora Brotsang? Warum denn? Hat sie dort öfter eingekauft?“

Frau Brotsang war die Nachbarin im Erdgeschoss, die direkt gegenüber von Frau Viper ihre Wohnung hatte.

„Ach Quatsch! Wissen Sie denn nicht, dass Frau Brotsang Hellmuths Schwester war? Ich seh‘ schon, Sie wissen es nicht. Also, der Trinkhallenbesitzer Hellmuth Bopang war Frau Brotsangs Bruder. Und da ist es ja wohl mehr als verständlich, dass Frau Brotsang ein bisschen neben der Spur ist.“ Eindringlich kaute ihm Frau Viper die Zusammenhänge vor.

Panpepato schürzte die Lippen. „C‘ est terribile! Das ist schlimm! Hat man denn den Täter schon erwischt?“

„Nein, davon habe ich noch nichts gehört, doch ich glaubte Sie? Bestimmt können Sie doch etwas darüber in Erfahrung bringen? Ich denke doch, dass Sie Beziehungen haben? Schließlich sind Sie doch vom Fach!“

Frau Viper schaute Panpepato recht vorwurfsvoll an, so als könnte sie nicht fassen, dass er noch nichts von dem Tod des Trinkhallenbesitzers erfahren hatte.

Scheinbar hielt sie ihn ja für einen Übermenschen. Einer, der schon alles wusste, bevor es überhaupt an ihn herangetragen wurde.

Frau Viper verzog plötzlich bestrebt bedauernswert ihr Gesicht. „Ist das nicht eine schreckliche Geschichte, Herr Panpepato? Die arme Frau Brotsang, die kann einem ja wirklich leidtun.“

Leider konnte die gute Frau Viper nicht verhindern, dass ihr die pure Sensationsgier aus den Augen leuchtete. Doch Panpepato brachte dem einiges Verständnis entgegen. Was hatte diese alte Frau denn schon? Jeder Tag war für sie wie der andere. Und passierte dann mal endlich was, war es für sie mal eine rege Abwechslung. Schließlich war sie ja auch nicht persönlich betroffen.

Panpepato kniff die Lippen zusammen, und stöhnte innerlich auf. Sehr interessiert war er nicht an dem Fall. Und überhaupt, hier im Haus, wo er selbst wohnte. Wahrscheinlich würde er da noch ungewollt mit in die Strömung hineingerissen. Er fürchtete um seine wohlverdiente Ruhe. Im Geiste sah er schon, während aller Tag und Nachtzeiten irgendwelche Nachbarn an seiner Tür klingeln. Doch er wollte dafür sorgen, dass er ein Rettungsanker in seiner Nähe hatte. Er versuchte nun zumindest einen interessierten Eindruck zu machen.

„Dann noch einen guten Tag, Signora Viper! Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann.“

„Nicht für mich, mein lieber Herr Panpepato! Das müssen Sie doch nicht denken! Doch nicht für mich!“ Jetzt kam die mit einem grauen Flanellmorgenrock bekleidete, alte Frau vollends aus ihrer Tür und hielt Fausto, mit ihren langen dünnen Fingern am Ärmel fest. „Ich meine doch für Frau Brotsang, die Arme! Sie hat doch erst vor einigen Jahren ihren Mann verloren, den seligen Brotsang und nun auch noch ihren lieben Bruder. Was muss diese Frau verkraften?“ Frau Viper blickte gen Himmel oder besser gesagt gen Flurdecke. „Ich glaube die Gute ist die einzige von zwei Schwestern des seligen Bopangs, der, der Tod ihres Bruders nahe geht. Sie hat ihn geliebt diesen einzigen Bruder.“

„Si, si! Wenn Sie meinen Signora! Ich werde sehen, was ich erfahren kann und es dann Signora Brotsang mitteilen.“

Panpepato versuchte vorsichtig Frau Vipers Hand von seinem Ärmelaufschlag abzuschütteln. Doch, wie zum Trotz krallte sie sich erneut an seinem Ärmel fest. „Nein, nein Herr Panpepato! Teilen Sie es lieber erst mir mit! Der Schock könnte sonst für Frau Brotsang zu stark sein. Also, wenn Sie es mir zuerst erzählen, werde ich es hinterher Frau Brotsang schonend beibringen.“

„Veramente Signora? Stento a crederci!”

„Was sagten Sie?“ Frau Viper streckte ihr Ohr vor. Ich kann Sie nicht verstehen, aber ich hab’ schon gehört, dass Sie Ausländer sind.“

„Ich komme aus Trugano, Signora!“

„Ach so, ja. Das kenn ich. Da war ich schon mal im Urlaub, früher mit meinen Eltern. Man sieht gleich, dass Sie daher kommen. Sie haben Ähnlichkeit mit den Leuten die ich dort gesehen habe.“

„Vero Signora?“

Da Panpepato wenig Lust verspürte, sich am frühen Morgen, über das Aussehen der Truganer, mit Frau Viper zu unterhalten, rollte er schnell seine Zeitung zusammen, steckte sie unter dem Arm und schnellte die Treppe herauf. Zur Entschuldigung, für seine schnelle Entfernung, murmelte er etwas von einem nicht abgestellten Wasserkessel. Woraufhin sich Frau Viper zurück in ihre Gemächer begab.

In Panpepatos Wohnung warteten zwar weder der dampfende Wasserkessel, noch irgendeine andere heiße Flüssigkeit, die man zur Herstellung eines morgendlichen Getränkes benutzen könnte, aber das hatte er schnell nachgeholt.

In aller Ruhe genoss er sein Frühstück und las seine Zeitung.

Satt und zufrieden und um einige journalistische Spitzfindigkeiten bereichert, kramte er ein kleines Notizbuch hervor. Dort standen alle, im Laufe der Jahre gesammelten Adressen und Telefonnummern, sodass er sie dort jeder Zeit, nach Bedarf abrufen konnte.

Er setzte seine Brille auf die Nase und begann abwechseln zu lesen und zu blättern. Fündig geworden nahm er sein Handy und wählte eine Nummer.

„Pronto! Ist dort Kommissar Pinscher? Hier spricht Fausto Panpepato.“

„Herr Panpepato! Welch eine Freude, dass Sie sich bei mir melden. Ich sprach gerade mit Wachtmeister Meier noch über ihren Freund Kommissar Feindt, was der jetzt wohl so täte, fern der Heimat. Und prompt rufen Sie an. Womit kann ich Ihnen dienlich sein?“

Kommissar Pinscher vertrat zurzeit Faustos besten Freund Uwe, der nach seiner Hochzeit, mit Frau und Schwiegeronkel nach Australien abgereist ist, um dort des Onkels Opalminen zu besichtigen. Hierfür hatte sich Uwe Feindt ein volles Jahr beurlauben lassen. So hatte also Kommissar Pinscher die Mordabteilung im Dassborger Polizeipräsidium, urlaubsvertretend übernommen.

„Caro commissario Pinscher! Ich hoffe es ist nicht zu unverschämt, wenn ich Sie um eine kleine Auskunft bitte?

- Ende der Buchvorschau -

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Texte © Copyright by Ulrike Ina Schmitz Wiesenstraße 24 56271 Roßbach [email protected]

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