Nonverbal kommunizieren - Maria Luise Gebauer - E-Book

Nonverbal kommunizieren E-Book

Maria Luise Gebauer

0,0
21,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
  • Herausgeber: UTB GmbH
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2024
Beschreibung

Körperausdruck in Studium und Beruf erfolgreich einsetzen Nonverbale Kommunikation und Körperausdruck machen einen Großteil der zwischenmenschlichen Kommunikation aus. Ein bewusster und authentischer Körperausdruck kann nicht nur das Verständnis und die Verbindung zu anderen verbessern, sondern auch die Selbstwahrnehmung fördern und das Selbstbewusstsein stärken. Ausgehend von diesem Leitgedanken vermittelt der Band Basiswissen zum Thema Körperausdruck. Er ist als Arbeitsbuch konzipiert und bietet zahlreiche Anregungen, Tipps und Übungen, um den eigenen Körperausdruck weiterzuentwickeln. Ein idealer Ratgeber für Studierende, Promovierende und Lehrende aller Fachrichtungen, die den eigenen Körperausdruck erfolgreich in Studium und Beruf einsetzen wollen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 155

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Maria Luise Gebauer / Maxi Mercedes Grehl / Friderike Lange

Nonverbal kommunizieren

Körperausdruck in Studium und Beruf erfolgreich einsetzen

UVK Verlag · München

Maria Luise Gebauer, M.A. (oben), Maxi Mercedes Grehl, M.A. (Mitte) und Dr. Friderike Lange (unten) sind als Lehrkräfte für besondere Aufgaben im Arbeitsbereich Kommunikation und Stimme am Zentrum für Lehrer:innenbildung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg tätig. Gemeinsam betreuen sie Körper·Stimme·Haltung – eine Lernplattform für angehende und erfahrene Lehrkräfte zur Schulung von Stimme und Körperausdruck.

 

Umschlagabbildung: © Prostock-Studio · iStock

Illustrationen: © Lena Mühl

Autorinnenbild Gebauer: © Maike Glöckner

Autorinnenbild Grehl: © Jessica Grashoff

Autorinnenbild Lange: © Maike Glöckner

 

DOI: https://doi.org/10.36198/9783838561097

 

© UVK Verlag 2024— Ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KGDischingerweg 5 • D-72070 Tübingen

 

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetztes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich.

 

Internet: www.narr.deeMail: [email protected]

 

Einbandgestaltung: siegel konzeption | gestaltung

 

utb-Nr. 6109

ISBN 978-3-8252-6109-2 (Print)

ISBN 978-3-8463-6109-2 (ePub)

Inhalt

VorabZiel und Aufbau des Buches1 Wissenswertes1.1 Der Körper kommuniziert von Beginn anBewusstwerden des eigenen Körperausdrucks1.2 Körpersprache und KörperausdruckMythos Körpersprache1.3 Nonverbale Kommunikation und KommunikationsmodelleAnteile von Kommunikation1.4 Embodied Communication1.5 Kategorien und EinflussfaktorenSituationIndividuelle FaktorenKulturSozialisationGenderZusammenfassung2 Training2.1 Praktische HinweiseDie Sprache dieses Buches2.2 Intention: Die innere Haltung bestimmt die äußereEinführung➲ Übung 1 | Kaffee holen➲ Übung 2 | Achtsamkeit in 5-4-3-2-12.3 Aufrichtung: Ich darf mich zeigenEinführung➲ Übung 3 | 🎧 Body-Scan➲ Übung 4 | 🎧 Roll down, roll upStehendSitzend➲ Übung 5 | Baum und BojeDer BaumDie Boje im Wasser2.4 Verwurzelung: Halt finden, um Präsenz zu entfaltenEinführung➲ Übung 6 | Aktive FüßeFüße aktivierenÜbungen mit Igel- oder Tennisball➲ Übung 7 | 🎧 Stehendes Pendel mit VerwurzelungStehendes PendelVerwurzelung➲ Übung 8 | Fuß-Dreipunkt-Stand2.5 Beweglichkeit und Durchlässigkeit: Bleib geschmeidig!Einführung➲ Übung 9 | Shake yourself loose➲ Übung 10 | Marionette➲ Übung 11 | Flatterfigur➲ Übung 12 | Kleine Kreise – große Wirkung2.6 Gestik: Was machen meine Arme?Einführung➲ Übung 13 | 🎧 Krakenarme➲ Übung 14 | Mein Kommunikationsraum2.7 Mimik: Ciao Pokerface!Einführung➲ Übung 15 | GesichtsmassageLippen und MundwinkelWangen und NasenmuskulaturAugen und AugenbrauenStirnAbschluss➲ Übung 16 | Verbissen war gestern➲ Übung 17 | Ciao Pokerface2.8 Blickkontakt: Begegnung und VerbindungEinführung➲ Übung 18 | Schau genau2.9 Verhalten im Raum: Wie wir uns positionierenEinführungDen Raum zu eigen machenUmgang mit Pult und Präsentation➲ Übung 19 | 🎧 Tuch aufspannen➲ Übung 20 | 🎧 Die Flamme2.10 Nähe und Distanz: Wie wir zueinander stehenEinführung➲ Übung 21 | Auf DistanzWeiterführendesLiteraturÜbungen im ÜberblickRegister

Vorab

Nicht allein über Sprache, sondern auch über den Körper drückt man Gefühle, Stimmungen und Haltungen aus. Manchmal kann der Ausdruck des Körpers sogar intensiver sein als das, was durch Worte allein gesagt werden könnte. Der Körper ist immer dabei und spielt eine entscheidende Rolle in der zwischenmenschlichen Interaktion. Nonverbale Kommunikation bestimmt mit, wie wir auf andere wirken.

Ziel und Aufbau des Buches

Dieses Buch soll dich auf dem Weg zu einem bewussten, variablen und authentischen Körperausdruck begleiten und dich in dessen Entwicklung unterstützen. Ziel ist es, deine körperlichen Ausdrucksmöglichkeiten durch mehr Körperbewusstheit und Selbstbeobachtung zu erweitern.

Nonverbale Signale des Körpers wie Mimik, Gestik und Körperhaltung werden oft unter dem Oberbegriff KörperspracheKörpersprache zusammengefasst. Für uns meint Körpersprache die körperlichen Ausdrucksbewegungen, die in einer Sprachgemeinschaft bestimmte festgelegte Bedeutungen haben, sprich konventionalisiert sind. Dabei gibt es eine 1:1-Entsprechung von Zeichen zu Bedeutung, wie zum Beispiel Nicken oder Kopfschütteln. Das greift uns mit Blick auf Präsenz und Wirkung in der Kommunikation zu kurz. Wir beschäftigen uns in diesem Buch mit Körperausdruck und Körperbewusstheit.

KörperausdruckKörperausdruck meint den körperlichen Ausdruck von Stimmungen. Dabei gibt es keine 1:1-Entsprechungen von Zeichen zu Bedeutung. Die Interpretation des Körperausdrucks unterliegt der subjektiven Einschätzung, die durch die jeweilige Kommunikationsbiographie, individuelle Erfahrungen und den kulturellen Kontext geprägt sind. KörperbewusstheitKörperbewusstheit ist eine erlernbare Fähigkeit, die es uns ermöglicht, den eigenen Körper (z. B. Spannungszustände, Aufrichtung, Durchlässigkeit) spezifisch wahrzunehmen und dadurch den Körperausdruck bewusst und situationsadäquat einzusetzen.

Das Buch ist als Arbeits- und Übungsbuch konzipiert. Im ersten Teil haben wir Wissenswertes rund um die Themen nonverbale Kommunikation, Körpersprache und Körperausdruck für dich kompakt zusammengefasst. Du erfährst in diesem Abschnitt etwas darüber, wie unser Körper von Beginn an kommuniziert, erhältst eine kurze Zusammenfassung gängiger Theorien und Modelle rund um nonverbale Kommunikation und lernst etwas über die Faktoren, die unseren Körperausdruck prägen und beeinflussen.

Im darauffolgenden Trainingsteil wirst du zu den einzelnen Bereichen deines Körperausdrucks, wie zum Beispiel Aufrichtung, Gestik und Blickkontakt, viele Übungen kennenlernen. Diese Übungen dienen einerseits dazu, deine Wahrnehmung für deinen Körper und dessen Ausdrucksmöglichkeiten zu schulen und laden andererseits dazu ein, dein Ausdrucksrepertoire spielerisch zu erweitern. Wir möchten dich darin unterstützen und bestärken, deinen individuellen, authentischen und präsenten Ausdruck für verschiedene Situationen weiter zu entwickeln.

 

Wir wünschen dir viel Freude beim Ausprobieren, Üben und Entdecken!

 

    Maria Luise Gebauer,

    Maxi Mercedes Grehl,

    Friderike Lange

1Wissenswertes

1.1Der Körper kommuniziert von Beginn an

Schon im Mutterleib sind wir aktiv, treten und bewegen uns. Wir zeigen damit an, dass wir wach sind und reagieren auf Stimmen und Geräusche. Wenn wir auf der Welt sind, geben uns Berührungen das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. Wir erleben die körperliche Zu- und Hinwendung der Menschen um uns herum als Möglichkeit unsere Bedürfnisse zu äußern, damit diese im besten Fall unmittelbar gestillt werden. Unser Körper zeigt den Menschen, die für uns sorgen, was wir brauchen, woran es uns fehlt oder wovon uns zu viel ist. Und durch ihre Reaktion auf unsere körperlichen Signale erkennen wir von Beginn an, dass Kommunikation durch und mit unserem Körper ein sehr direkter und unmittelbarer Weg zum Miteinander ist.

Im Kindesalter lernen wir auch die KörpersignaleKörpersignale und komplexeren Ausdrücke unserer Mitmenschen immer deutlicher und präziser zu lesen. Ein hinterfragender Blick der großen Schwester verrät, dass wir uns das Springen von der hohen Mauer lieber noch einmal überlegen sollten. Das Tätscheln unserer Hand durch den Vater signalisiert, dass wir noch etwas Geduld brauchen, denn er wird das Gespräch mit dem Nachbarn nicht sofort beenden. Das plötzliche Wegrennen der Mitspielenden beendet unser gemeinsames Tun. Im Laufe des Lebens werden wir immer versierter darin, unser eigenes nonverbales Verhalten zu nutzen, um auszudrücken, wie es uns gerade geht oder was wir gerade brauchen und gleichzeitig schulen wir immer mehr unsere Beobachtungsgabe für die körperlichen Ausdrücke anderer. Diese Prozesse laufen meistens erst einmal unbewusst und intuitiv ab, bis wir über unseren Körperausdruck mehr und mehr nachdenken.

Bewusstwerden des eigenen Körperausdrucks

Das Spiel mit dem Körperausdruck beginnt sehr früh. Kinder können ihre engsten Bezugspersonen teilweise verblüffend gut nachahmen und verlieren sich gern in Rollenspielen. Auch ein Klassiker: Durch das bewusste Kontrollieren des Körpers soll dem Gegenüber glaubhaft gemacht werden, dass man die Zähne geputzt oder gar nichts von den Süßigkeiten genascht hätte. Das funktioniert unterschiedlich gut. Wir lernen, dass unsere Körpersignale uns verraten können und üben, diese in bestimmten Situationen zu beeinflussen. Zum Beispiel, wenn wir am Ende der Grundschulzeit vor Mitlernenden versuchen zu verstecken, dass wir traurig sind oder dass uns der Sturz doch mehr weh getan hat als wir zugeben möchten. Oder wenn wir uns nicht so richtig über ein Geschenk freuen, aber die schenkende Person nicht kränken wollen. Oder zum Beispiel, wenn wir vor Gruppen etwas vortragen, singen, erklären oder darstellen (sollen). Meistens fühlt sich das unangenehm an und wir versuchen, unsere innere Stimmung oder unsere UnsicherheitUnsicherheit zu verstecken und zu überspielen. Manche entwickeln schon früh hilfreiche Strategien, manche leiden etwas länger bei solchen Präsentationssituationen.

Diese Erfahrungen, in denen wir vor anderen Menschen sprechen, laden im Laufe der Schulzeit immer mehr dazu ein, sich mit dem eigenen Körperausdruck bewusst auseinanderzusetzen. Entweder, weil wir merken, dass unser Körper (ungewollt) Stress, Aufregung, Nervosität, LampenfieberLampenfieber oder Scham zeigt, was wir natürlich zu vermeiden versuchen, oder weil unsere Zuhörenden uns zu unserem Körperausdruck (ungefragt) ein Feedback geben. Vielleicht ist dir das Gefühl vertraut, nicht zu wissen, was du mit deinen Händen machen sollst. Oder dieses unangenehme Gefühl, den Zuhörenden direkt in die Augen zu sehen und dadurch irgendwie verunsichert zu werden. Vielleicht kannst du dich an Sätze erinnern wie: Du brauchst doch gar nicht so aufgeregt sein, das hast du doch gar nicht nötig, oder: Stell dich einfach gerade vor die Klasse, dann geht die Aufregung von allein weg. So richtig geholfen haben uns vermutlich die wenigsten Tipps und Tricks. Daher bleibt oft eine Kluft zwischen dem entspannten, natürlichen Körperausdruck und dem Körperausdruck, von dem es sich manchmal so anfühlt, als würden wir die Kontrolle verlieren, wenn wir vor anderen Menschen sprechen.

Es gibt keine allgemeingültigen Regeln für die vermeintlich „richtige Körpersprache“

Im Kanon der Schlüsselqualifikations- oder Soft-Skill-Trainings gibt es zahlreiche Ratgeberbücher und Weiterbildungsformate zum Thema Nonverbale Kommunikation. Meistens fußen diese Trainings auf der Grundannahme, es gäbe eine Art allgemeingültiges Set an Regeln und Prinzipien, nach denen immer die vermeintlich „richtigen“ Signale mit dem Körper gesendet bzw. das nonverbale Verhalten der Mitmenschen stets eindeutig entschlüsselt und gedeutet werden könne. In diesem Zusammenhang wird oft der Begriff KörperspracheKörpersprache verwendet. Im Folgenden werfen wir einen genaueren Blick auf diesen Begriff und erklären, warum eine Studie aus den 1960er-Jahren zum Körpersprache-MythosKörpersprache-Mythos wurde.

1.2Körpersprache und Körperausdruck

Mythos Körpersprache

Es gibt viele reißerische Statistiken darüber, welches Gewicht das Nonverbale in der Kommunikation hat. Die Angaben reichen von 55 Prozent bzw. 60 bis 75 Prozent bzw. ungefähr 80 Prozent bis hin zu 93 Prozent. Diese Zahlen gehen mehrheitlich auf Studien aus den 60er-Jahren (vgl. Mehrabian/Wiener 1967, 109) zurück, in denen Teilnehmende darum gebeten wurden, den emotionalen Gehalt von Aussagen hinsichtlich verschiedener Merkmale zu bewerten. Am bekanntesten ist dabei die folgende Ergebnisinterpretation: Angeblich bewerten wir Botschaften zu 55 Prozent anhand der Körpersprache unseres Gegenübers, zu 38 Prozent anhand des Tonfalls und gerade mal zu 7 Prozent anhand der Worte, die tatsächlich ausgesprochen werden. Diese so genannte Mehrabian-RegelMehrabian-Regel, oder auch 7-38-55-Regel, hat sich stark verbreitet und ist zum Körpersprache-Mythos geworden: Kommunikation werde zu 93 Prozent durch das Nicht-GesagteNicht-Gesagtes und nur zu 7 Prozent durch das tatsächlich Gesagte bestimmt.

Dabei handelt sich aber um ein Missverständnis: Die besagten Studien des Psychologen und seines Kollegen untersuchten nämlich tatsächlich den inkongruenten Ausdruck von Worten und Stimme, also wenn der Tonfall oder die Mimik nicht zum Inhalt des Gesagten passten. Den Teilnehmenden wurden unterschiedliche Wörter in positiver, neutraler und negativer Bedeutung gegeben, die in verschiedenen Kombinationen mit positiven, neutralen und negativen Stimmlagen oder mit Gesichtsausdrücken kombiniert wurden. Die Aufgabe bestand darin, die Gefühle und Einstellungen der sprechenden Person zu bewerten. Die Ergebnisse legten nahe, dass die Körpersprache bei der Bewertung der Teilnehmenden eine größere Rolle spielte als die Stimme. Die Stimme spielte wiederum eine größere Rolle als der eigentliche Wortinhalt. So ergaben sich die prozentualen Anteile. Allerdings zielten die Experimente nicht auf die allgemeine Wirkung von Worten im Vergleich zu Stimme und Mimik ab, sondern konzentrierten sich vielmehr auf Beobachtungen der InkongruenzenInkongruenzen, wenn also Mimik, Gestik und Stimmlage nicht mit der verbalen Äußerung übereinstimmten.

Der Mythos muss demnach wie folgt korrigiert werden: Nur, wenn es im Widerspruch mit dem Gesagten steht, bestimmt das Nonverbale die Kommunikation. Dies lässt sich auch mit einem kleinen Gedankenexperiment belegen: Stellen wir uns eine Situation vor, in der die Wörter einer Aussage gänzlich verschwinden. Unser Gegenüber im Gespräch gestikuliert und wir hören den Tonfall, die Sprachmelodie – aber keine tatsächlich ausgesprochenen Wörter! Das genaue Verständnis dessen, was unser Gegenüber im Gespräch ausdrücken möchte, wäre wahrscheinlich äußerst schwierig.

Je wichtiger in einer Situation das Gesagte wird – zum Beispiel in einer Konsultation, bei welcher der Prüfungsstoff besprochen wird – desto mehr legen wir den Fokus auf den Inhalt und die Worte, denn diese geben uns eine ganz konkrete Antwort. Der Körperausdruck spielt in solchen Situationen möglicherweise eine untergeordnete Rolle.

Nur, wenn es im Widerspruch mit dem Gesagten steht, bestimmt das Nonverbale die Kommunikation.

Dennoch ist unumstritten, dass Körper, Gesichtsausdruck und Stimmlage unsere Kommunikation und Interaktion – sei es beruflich, privat oder in den (sozialen) Medien – wesentlich prägen und mitbestimmen. Deswegen ist es sinnvoll und gewinnbringend, sich mit dem eigenen Körperausdruck zu beschäftigen. Im folgenden Abschnitt erklären wir in Anlehnung an Heilmann, ChristaHeilmann (2011, 19 ff.) den Unterschied zwischen Körpersprache und Körperausdruck.

Körpersprache

KörperspracheKörpersprache ist der Begriff, der uns im alltäglichen Gespräch oder auch in Ratgeberbüchern häufig begegnet, wenn es um das nonverbale Kommunizieren geht. In diesem Buch arbeiten wir vor allem mit dem Begriff Körperausdruck, der für uns trennscharf von Körpersprache abgrenzbar ist.

Körpersprache umfasst nach unserem Verständnis nonverbale Zeichennonverbale Zeichen, welche von einer bestimmten Gruppe von Menschen kodifiziert und einer ganz bestimmten Bedeutung zugeordnet werden können. Dabei sind wir in der Bedeutungsbestimmung meistens recht treffsicher: Der mit einer Hand hochgestreckte Daumen wird als positive Bestätigung oder Lob verstanden. Das Zeichen kann die verbale Sprache ersetzen und steht für „Daumen hoch“, „Gut gemacht“, „Prima“, „Ich stimme zu“ etc. Dieses Zeichen ist weltweit verständlich und hat deshalb auch als Icon in den Medien große Verbreitung. In konkreten Gesprächssituationen wissen wir durch den Kontext, welche Facette diese konventionalisierte Geste genau beschreibt.

In unserem Alltag nutzen wir nonverbale Zeichen, die eindeutig verbale Sprache ersetzen können. Vom Kopfnicken oder -schütteln, über Zeigegesten bis hin zum Zeigen des Mittelfingers haben wir ein bestimmtes Repertoire an Zeichen in unserem Leben gesammelt. Diese körpersprachlichen Zeichen sind also ganz klar mit der InhaltsebeneInhaltsebene unserer Botschaften verbunden, d. h., es gibt ein (begrenztes) Set an nonverbalen Zeichen, denen tatsächlich 1:1 eine Bedeutung zugeordnet werden kann – zumindest im Kontext einer bestimmten Situation bzw. eines bestimmten Kulturkreises. Mit Zeigefinger und Daumen einen Kreis formend, kann man hierzulande ausdrücken, dass man etwas gut findet oder dass das Essen ausgezeichnet schmeckt. Beim Tauchen bedeutet dieses Zeichen, dass alles OK ist. In einigen Teilen Südamerikas kann diese Geste jedoch als Beleidigung aufgefasst werden, anderswo wiederum wird damit „Geld haben“ ausgedrückt.

Abb. 1:

Körpersprache als begrenztes Set an konventionalisierten Festlegungen

Körperausdruck

KörperausdruckKörperausdruck hingegen umfasst nach unserem Verständnis komplexere körperliche Einstellungen und Bewegungen. Dabei lässt sich keine eindeutige Bedeutung zuordnen. Abhängig von Kontext, Beziehung, aber auch vor dem Hintergrund unserer eigenen KommunikationsbiografieKommunikationsbiografie lässt der Körperausdruck Raum für Interpretation. An folgendem Beispiel möchten wir dies verdeutlichen:

Abb. 2:

Im Körperausdruck gibt es keine 1:1 Entsprechungen

Fragen wir fünf verschiedene Menschen, wie der Körperausdruck Körperausdruckder oben abgebildeten Person auf sie wirkt, so werden wir möglicherweise fünf verschiedene Antworten erhalten: von „gelangweilt“ über „entspannt“ oder „interessiert zuhörend“, bis hin zu „konzentriert“ oder vielleicht sogar „ablehnend“. Der Körperausdruck wird also von Person zu Person unterschiedlich interpretiert.

In der zweiten Abbildung verändert sich der Körperausdruck der eben beschriebenen Person nicht, allerdings verändert sich nun der KontextKontext. Fragen wir die fünf Menschen noch einmal, wie sie nun den Körperausdruck wahrnehmen (es ist exakt dieselbe Körperhaltung wie auf dem ersten Bild), so werden sie möglicherweise ihren soeben formulierten Eindruck von „entspannt“ zu „abweisend“ oder von „interessiert zuhörend“ zu „resigniert“ korrigieren. Ein und derselbe Körperausdruck kann also, je nach dazugehörigem Kontext, komplett unterschiedlich wahrgenommen und interpretiert werden.

Abb. 3:

Die Interpretation des Körperausdrucks ist von vielen Faktoren abhängig

Ein und derselbe KörperausdruckKörperausdruck kann, je nach Kontext, komplett unterschiedlich wahrgenommen und interpretiert werden.

Unser Körper macht über seine Aufrichtung und Bewegung für andere Menschen sichtbar, was gerade in uns vorgeht und wie es uns geht. Gleichzeitig können wir ihn ganz bewusst einsetzen, um eine bestimmte WirkungWirkung zu erzielen. Der Körperausdruck begleitet unser Sprechen bewusst und unbewusst, ersetzt die verbale Sprache dabei aber nicht. Er wirkt auf unser Gegenüber und gibt ihm einen Hinweis auf unsere Gestimmtheit, aber auch darauf, wie wir zueinanderstehen. Er bezieht sich also nicht nur auf die Inhaltsebene, sondern auch auf die Gefühls- und Beziehungsebene unserer Botschaften.

Wissen | Körpersprache und Körperausdruck

 

KörperspracheKörpersprache umfasst nonverbale Signale, die von einer Gruppe von Menschen eindeutig einer Bedeutung zugeordnet werden können. Körpersprachliche Zeichen können verbale Sprache ersetzen und beziehen sich damit vor allem auf die Inhaltsebene von Botschaften. Es gibt eine 1:1-Entsprechung von Zeichen zu Bedeutung.

KörperausdruckKörperausdruck umfasst komplexere körperliche Einstellungen und Bewegungen. Es geht hierbei vor allem um den körperlichen Ausdruck von Stimmungen, welcher auf Gesprächsbeteiligte eine individuell interpretierbare Wirkung hat. Dabei gibt es keine 1:1-Entsprechungen von Zeichen zu Bedeutung. Die Interpretation des Körperausdrucks unterliegt unserer subjektiven Einschätzung, die durch unsere Kommunikationsbiographie (individuelle Erfahrungen und kultureller Hintergrund) geprägt sind.

KörperspracheKörpersprache wird in diesem Buch nicht fokussiert: Es geht also weniger darum, das in einer Gemeinschaft kodifizierte Set an Körpersignalen zu erlernen oder zu verbessern. Auch werden keine Rezepte für ein vermeintlich „richtiges“ Körperverhalten vermittelt. Viel mehr liegt uns die Beschäftigung mit dem Körperausdruck am Herzen: die Wahrnehmung und Selbstreflexion unseres eigenen Körperausdrucks sowie das Lernen von wirksamen Strategien, um unseren Körperausdruck gewinnbringend in Kommunikationssituationen einzusetzen und unser KörperausdrucksrepertoireKörperausdruck, Repertoire zu erweitern.

Im nächsten Abschnitt wollen wir überblicksartig beleuchten, wie sich der theoretische Blick auf nonverbale Kommunikation beginnend von den ersten Kommunikationsmodellen bis zu den derzeitigen Auffassungen der Embodied CommunicationEmbodied Communication verändert hat. Du erfährst, wie wir Kommunikation verstehen und welchen Einfluss dieses Verständnis für die Arbeit an deinem Körperausdruck im Praxisteil dieses Buches hat.

1.3Nonverbale Kommunikation und Kommunikationsmodelle

Anteile von Kommunikation