Nordseekrimi Nipptide: Ein mitreißender Küstenkrimi mit spannenden Ermittlungen an der Nordsee - Krimi Empfehlung - Liv Holm - E-Book + Hörbuch

Nordseekrimi Nipptide: Ein mitreißender Küstenkrimi mit spannenden Ermittlungen an der Nordsee - Krimi Empfehlung E-Book und Hörbuch

Liv Holm

0,0

Der Titel, der als Synchrobook® erhältlich ist, ermöglicht es Ihnen, jederzeit zwischen den Formaten E-Book und Hörbuch zu wechseln.
Beschreibung

Nipptide – die Zeit, in der das Wasser stillsteht Als die Gezeiten nach der Nipptide wieder einsetzen, wird in Sankt Peter Ording eine Leiche gefunden. An Armen und Beinen gefesselt und auf dem Grund gehalten, hat der Mann bereits mehrere Tage im Wasser verborgen verbracht. "Wer füllt einen lebenden Menschen mit Zement?" Diese Frage stellt sich Valentine Herzog, die Ermittlerin der Sondereinheit für besonders schwere Verbrechen. Zusammen mit ihrem Partner nimmt sie sich dem Fall an. Eine junge Frau rückt ins Visier der Ermittler. Doch ist sie tatsächlich in der Lage, einen brutalen Mord zu begehen? Schnell wird deutlich, dass Herzog und ihr Partner Karlsson sich verrannt haben. Und weitere Spuren gibt es nicht, hat das Wasser alle Hinweise mit sich in die See getragen. Die Ermittlungen entwickeln sich zu einem Wettlauf gegen die Zeit, denn der Mörder wartet bereits auf die nächste Nipptide. Das Wasser kommt, das Wasser geht – und es spuckt Leichen aus… Also worauf warten Sie noch? Klicken Sie jetzt auf "In den Einkaufswagen" und lassen Sie sich an die Nordseeküste entführen!

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 121

Das Hörbuch können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS

Zeit:2 Std. 50 min

Sprecher:Nicole Baumann
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Alle Ratschläge in diesem Buch wurden vom Autor und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors beziehungsweise des Verlags für jegliche Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.

Copyright © 2023 www.edition-lunerion.de

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der Über-setzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Foto-kopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

Auflage 2023

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Prolog

Er spürte die Träne, die ihm die Wange hinunterlief. Sie hinterließ einen brennenden Streifen auf seiner Haut, bevor sie an seinem Kinn hinabtropfte. Mit zittriger Hand unterschrieb er den Brief, den er gerade verfasst hatte. Das wäre erledigt. Doch der zweite, wichtigere Brief würde ihn mehr Überwindung kosten – sehr viel mehr Überwindung. Er setzte den Stift an, blieb mit unruhiger Hand über dem Papier stehen und fing endlich an, zu schreiben. Ohne abzusetzen, schrieb er das hinunter, was längst hätte gesagt werden müssen. Er legte den gefalteten Brief in den Umschlag, fügte die SD-Karte hinzu und machte sich auf den Weg zu Udo Lübkes Haus. Er warf den Brief in den Briefkasten, stellte sich vor das Küchenfenster und hob die Waffe an seinen Kopf. Er hörte die Stimme der schreienden Frau und endlich öffnete sich die Haustür. Der junge Mann sah in die Augen Udo Lübkes und wusste, dass es an der Zeit war.

„Ihr Name ist Udo Lübke, ist das richtig?“, fragte die freundliche Polizistin mit den mitfühlenden Augen eine knappe Stunde später, doch Lübke brachte nur ein Nicken zustande. Zu geschockt war er von dem, was sich kurz zuvor vor seiner Haustür abgespielt hatte.

„Sehr gut“, lächelte die Polizistin, „Können Sie mir sagen, warum Sie hier sind?“ Immer und immer wieder strich Udo Lübke mit seinen Fingern über das Blut, das sich auf seinem Shirt verteilt hatte. Sein Blick schweifte wirr im Raum umher, fand keinen Halt und seine Atmung ging flach und ungleichmäßig.

„Es ist gut“, versuchte die Polizistin, den Mann ihr gegenüber zu beruhigen, „Es ist vorbei. Sie können mir anvertrauen, was Sie gesehen haben.“

Die Augen des Mannes füllten sich mit Tränen, als er sich an das zurückerinnerte, was geschehen war. Seine Stimme war ein heiseres Flüstern, als er endlich zu sprechen begann: „Er hat sich erschossen. Er hat sich einfach vor meinen Augen erschossen.“ Und dann sprudelte es aus ihm heraus: „Ich habe gerade Kaffee gekocht, als ich einen lauten Aufschrei gehört habe. Ich bin aus dem Haus und da stand der Mann. Er hat sich eine Pistole an die Stirn gehalten. Eine Frau hat am Straßenrand gestanden und geschrien.“ Die Polizistin nickte. Ebendiese Frau wurde zum jetzigen Zeitpunkt von ihrem Kollegen verhört. „Und dann“, erzählte Udo Lübke weiter, „hat er sich umentschieden. Er senkte die Pistole und ich dachte, es wäre vorbei. Doch dann schloss er die Augen, nahm die Pistole in den Mund und drückte ab.“ Udo Lübke zuckte zusammen, als er den ohrenbetäubenden Knall in seinem Kopf ein weiteres Mal hörte. Dieses Geräusch in Verbindung mit der blutigen Masse, die dem Mann aus dem Kopf gespritzt war, würde er niemals vergessen.

Kapitel 1

Alexander sah sich auf der Tanzfläche um. Wo war das Mädel, das ihm den Mischer gebracht hatte, bloß hingegangen? Sie hatte hübsch ausgesehen und ihm das Getränk augenzwinkernd zugeschoben. Alexander war sich sicher gewesen, dass sie heute noch zusammen tanzen würden – vielleicht würde es überdies noch mehr Spaß geben. Doch dann war sie ganz plötzlich verschwunden. Den Mix aus Cola und Korn hatte er inzwischen alleine geleert und jetzt wollte er unbedingt noch mit ihr tanzen. Doch von der jungen Frau war weit und breit nichts zu sehen. Als Alexander aufstand, spürte er ein leichtes Schwindelgefühl. Der Mischer war offensichtlich stärker gewesen, als er es gewohnt war. Er hielt sich mit einer Hand an der Bar fest, schloss für einen Moment die Augen, machte sich dann auf den Weg, um die Frau zu finden. Schließlich konnte sie sich nicht in Luft aufgelöst haben.

„Hoppla. Geht's Ihnen nicht gut?“, der Mann, in den Alexander hineingelaufen war, hielt ihn am Arm fest, doch Alexander schüttelte nur den Kopf.

„Zu viel Alkohol“, sagte er und hörte selbst, wie verwaschen seine Sprache klang. Der Mann zwinkerte ihm zu. Er trug einen dunklen Hut und Alexander ertappte sich bei dem Gedanken, was Udo Lindenberg auf einer U30-Party zu suchen hätte.

„Kommen Sie“, meinte der Mann und fasste seinen Arm fester, „Ein wenig frische Luft wird Ihnen guttun.“

Kapitel 2

Als Alexander zu sich kam, fühlte er sich elend. Er hatte keine Ahnung, wo er war, konnte mit seinem verschwommenen Blick keinen Anhaltspunkt finden. Es dauerte nicht lange, bis er wusste, dass der entsetzliche Gestank, der ihm in die Nase drang, von ihm selbst ausging. Er roch gleichermaßen sauer wie streng und spürte den entsetzlichen Schmerz, der in seinem Kopf anfing, sich durch seinen Oberkörper zog und sein Limit im Unterbauch fand. Alexander stöhnte auf, als sein Bauch sich so sehr verkrampfte, dass sein Schließmuskel das, was aus ihm herauskommen wollte, nicht zurückhalten konnte. In dem Moment, in dem sich sein Darm mit einem nicht aufhören wollenden Schwall entleerte, konnte er den Geruch zuordnen, der ihn bereits vorher umschlossen hatte.

Alexander krümmte sich zusammen und hielt sich den Unterbauch. Ihm war schlecht und schwindelig und sein Kopf drohte, zu zerschmettern. „Hallo?“, flüsterte er leise in den dämmrigen Raum hinein, „Hallo, ich brauche Hilfe.“ Als er den in schwarz gekleideten Mann auf sich zukommen sah, atmete er erleichtert auf. Der dunkle Hut erinnerte ihn verschwommen an jemanden, den er vor Kurzem gesehen hatte. Alexander verband den Mann mit Hut mit der helfenden Hand, die ihm gereicht worden war. Auch jetzt sah er das freundliche Lächeln im Gesicht des Mannes.

„Ich brauche Hilfe“, stöhnte er erneut. Der Mann schüttelte den Kopf. Alexander nahm wahr, wie sich der Hut langsam von links nach rechts und wieder zurück bewegte.

„Ich denke“, hörte er die tiefe, leicht vibrierende Stimme seines Gegenübers, „Ich denke, das bekommst du ganz gut alleine hin. Das meiste hast du schon geschafft.“

Alexander stöhnte auf, als eine weitere Schmerzwelle ihn überrollte. Erneut krümmte er sich zusammen, doch dieses Mal gab es nichts mehr, was sein Körper abgeben konnte.

„Sehr gut“, lobte die tiefe Stimme des Mannes, „Ich sagte doch, du hast es bald geschafft. Dann können wir endlich anfangen.“

Alexander sah die Hand nicht kommen, die seine umschloss und sie mit etwas Metallischem am Heizungsrohr befestigte. Als der Mann mit flinken Bewegungen zu Alexanders zweiter Hand griff, war es bereits zu spät. Er hatte keine Chance mehr, sich zu befreien.

„Stillhalten, dann tut es nicht weh“, meinte der Mann und der sonore Unterton seiner Stimme klang nun ganz und gar nicht mehr vertrauenerweckend, sondern vielmehr bedrohlich. Alexanders Augen weiteten sich, als er den Schlauch sah, mit dem der Mann ihm immer näherkam. Panik erfüllte ihn und er versuchte, mit letzter Kraft gegen die Handschellen anzukämpfen, die ihn an der Heizung festhielten.

„Still“, sagte der Mann wie zu einem ungehorsamen Kind. Dann nahm er die Zange und führte sie mit roher Gewalt in Alexanders Mund ein. Er hatte keine Chance, als das Metall seinen Mund weiter und weiter auseinanderdrückte. Alexander hörte, wie sein Kiefer unter dem enormen Druck knackte, er spürte, wie seine Mundwinkel einrissen. Und dann kam er – der erlösende Moment, in dem sein Körper schlaff in sich zusammensackte, weil er den Schmerz nicht mehr ertragen konnte.

Kapitel 3

„Verdammt nochmal, kannst du mir nicht wenigstens einmal zuhören?“ – Valentine Herzog sah die Wut in den Augen ihres Mannes Theo, als sie ihre Tasche nahm und verschwinden wollte.

„Würde ich ja“, gab sie zurück, „aber wie du weißt, muss ich zur Arbeit. Und wenn ich die Wahl habe, mich hier von dir anschreien zu lassen oder auf der Arbeit Gutes zu tun, dann fällt mir die Entscheidung nicht schwer.“ Herzog sah das Funkeln in den Augen ihres Mannes. Sie warf ihre halblangen, brünetten Haare über die Schulter und drehte sich um, doch die Stimme ihres Mannes klang in ihren Ohren.

„Weil du die wichtige, hochrangige Polizistin bist, die im Gegensatz zum einfachen Malermeister die Welt so viel mehr verbessert“, meinte er und ließ den Koffer, den er in der Hand hielt, mit einem gewaltigen Scheppern auf die Erde fallen.

Valentine Herzog zuckte nicht einmal mehr zusammen. Sie war die Wutausbrüche ihres Mannes inzwischen so sehr gewohnt, dass sie sie nicht einmal mehr erschreckten. „Du wirst es niemals verstehen, Theo“, meinte sie resignierend, „Es ging niemals darum, wer auf der Arbeit mehr Erfolg hat, wer den höheren Rang hat oder wer wichtiger ist. Es ging bei uns schon immer nur darum, dass du und deine Minderwertigkeitskomplexe sich einfach nicht voneinander trennen können.“

Mit wenigen Schritten war er bei ihr. Er packte sie an den Schultern und rüttelte sie kräftig hin und her. Valentine Herzog sah nicht besonders stark aus. Die Wenigsten würden vermuten, wie viel Kraft in der kleinen Frau mit der schlanken Figur und den zarten Gesichtszügen steckte. Doch hinter den Gesichtszügen verbarg sich eine innere Stärke, in dem drahtigen, sportlichen Körper die Kraft trainierter Muskeln. Mit einer fließenden Bewegung drehte Valentine Herzog sich aus den Händen ihres Mannes heraus, fasste ihn an den Gelenken und nahm ihn in den Polizeigriff.

„Wenn ich wieder zuhause bin“, raunte sie ihm ins Ohr, „werden du, dein Malerkoffer und all deine anderen Sachen mitsamt deinen Minderwertigkeitskomplexen verschwunden sein.“

Herzog ließ ihren Mann los und sah, wie seine Arme an seinem Oberkörper entlang hinabsackten. Auch sein gesenkter Kopf war ein deutliches Zeichen von Scham. Doch welche Art Scham es sein mochte, konnte sie nicht sagen. War es die Scham, sie wieder einmal angeschrien zu haben, oder die Scham, dass sie ihn so ohne Weiteres überwältigt hatte? Als Theo Herzog den Kopf hob und sie die Eiseskälte in seinen Augen sehen konnte, wusste sie – der Kampf war noch längst nicht beendet. Theo zog sein Hemd zurecht, nahm seinen Malerkoffer, ohne sie aus den Augen zu lassen, und verließ das Haus.

„Bis später, Engelchen“, rief er hinein, kurz bevor die Tür ins Schloss fiel. Valentine Herzog lief es eiskalt den Rücken hinunter. „Engelchen“ – so hatte Theo sie zuletzt vor Monaten genannt, zu einer Zeit, in der noch alles gut zwischen ihnen gewesen war.

Herzog zuckte zusammen, als ihr Diensthandy sich mit dem Geräusch dröhnender Harley-Motoren meldete. „Ja?“, fragte sie ins Telefon und hörte am anderen Ende das leise Auflachen ihres Kollegen.

„Wenn du dir nicht langsam angewöhnst, dich mit deinem Namen und Dienstgrad zu melden“, meinte Jannis Karlsson, „dann wirst du niemals als die führende Mitarbeiterin der Mordkommission angesehen werden, die du bist.“ Herzog schloss für einen winzigen Moment die Augen.

„Jannis“, sagte sie, ohne auf seinen letzten Einwand einzugehen, „Dein Anruf hat sicher einen triftigen Grund, richtig?“ Sie hörte die Veränderung im Klang seiner Stimme bereits beim ersten Wort.

„Natürlich“, meinte ihr Kollege, „Du musst ins Büro kommen. Wir haben einen Fall.“

Kapitel 4

Niemals zuvor war Valentine Herzog dankbarer für einen Fall gewesen. Bis heute hatte ihr Mann sie niemals angepackt. Schon immer war er cholerisch gewesen, laut und sicher auch nicht immer fair. Mit dem Umzug an die Nordseeküste, weil Valentine eine Beförderung bevorstand, war es noch einmal deutlich schlimmer geworden. Aber heute hatte er das Fass zum Überlaufen gebracht. Der neue Fall würde ihre Gedanken hoffentlich von ihrer zerrütteten Ehe ablenken.

„Ärger im Paradies?“ – ein weiteres Mal zuckte Herzog zusammen, als die Stimme ihres Kollegen aus unerwarteter Richtung kam. Sie war gerade auf dem Weg ins Büro gewesen, als er sie bereits auf dem Parkplatz aufhielt. Valentine Herzog verdrehte genervt die Augen.

„Nichts, worüber wir sprechen sollten“, meinte sie und drehte sich auf dem Absatz um, „Ich nehme an, wir fahren zum Tatort?“ Ohne die Antwort Karlssons abzuwarten, stieg sie in den Wagen ein, den sie gerade erst verlassen hatte. Die Beifahrertür öffnete sich, Jannis Karlsson rutschte in einer fließenden Bewegung auf den Sitz und noch bevor die Autotür sich wieder geschlossen hatte, glitt Herzog aus der Parklücke.

„Zum Strand“, gab Karlsson ihr die Antwort, noch bevor sie fragen konnte. Herzog nickte. Wenn Morde an der Nordseeküste verübt wurden, war es nicht unüblich, dass die Leichen am Strand angespült wurden. Das salzige, dunkle Wasser eignete sich hervorragend, um die Toten verschwinden zu lassen – es sei denn, sie tauchten eines Tages wieder auf.

„Wann wurde sie angespült?“, fragte Herzog, doch Jannis Karlsson schüttelte den Kopf. „Dieses Mal wurde keine Leiche angespült“, meinte er. Herzog warf ihm einen fragenden Blick zu, doch er erklärte bereits von selbst: „Unser Täter hat sich die Nipptide zunutze gemacht. Er hat die Leiche nahe dem Strand im Wasser abgelegt und auf der Sandbank beschwert, damit sie nicht auftaucht. Als die Nipptide vorbei war und das Niedrigwasser wieder tiefer ausfiel, wurde die Leiche freigelegt.“

Erneut warf Herzog ihrem Partner einen kurzen Seitenblick zu. „Nipptide?“, fragte sie schulterzuckend, „Was ist das?“ Karlsson schlug sich eine Hand vor die Stirn. „Ich vergesse immer wieder, dass du nicht von hier bist, inzwischen kenne ich dich so gut, dass es sich anfühlt, als würden wir viel länger zusammenarbeiten als einige Monate“, meinte er und zwinkerte seiner Kollegin zu, „Dass du noch nie etwas von einer Nipptide gehört hast, wundert mich dennoch. Schließlich findet sie alle zwei Wochen statt.“

Herzogs Gesichtsausdruck veränderte sich, ihr Tonfall klang genervt, als sie sagte: „Das kommt wohl, weil ich hier ausschließlich arbeite und kaum Freizeit habe. Möchtest du mich jetzt aufklären oder weiter dein Wissen genießen?“ Als sie den fragenden Blick ihres Partners sah, entschuldigte sie sich.

„Mein Morgen war scheiße – und das ist nett ausgedrückt. Ich würde jetzt gerne einfach arbeiten. Also: Könntest du mir bitte erklären, was eine Nipptide ist?“

Kapitel 5