Normal ist anders - Ralf-Peter Nungäßer - E-Book

Normal ist anders E-Book

Ralf-Peter Nungäßer

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Beschreibung

Normal ist anders ist anders als das Normale. Hier wittert der Autor Aufruhr gegen alles, was meint, als unnormal Daherkommendes zur Normalität zu avancieren. Doch wer weiß schon wirklich, was normal ist? Niemand ist wirklich normal. Das ist wie mit der Beständigkeit: Nur der Wandel ist wirklich beständig. Analog dazu verhält es sich mit der Normalität: Denn nur die Unterschiede untereinander sind normal. Aber es ist nicht normal, sich gegen den gesunden Menschenverstand aufzulehnen, da wir es als normal empfinden, Ungerechtigkeiten, Ungereimtheiten, Unzufriedenheiten, Unaufrichtigkeiten, Unwahrheiten, Unfreiheit, Unrecht und alle Unarten der Unterdrückung unkritisch hinzunehmen. Wenn das Unnormale erst einmal einen Normalitätszustand erreicht hat, dann wird das Normale ganz schnell zum Unnormalen erklärt. Auflehnung wäre jetzt eine normalgesunde Reaktion, oder?

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Für alle, die gerne schwarzmalen, schwarzsehen oder schwarzfahren…

Inhalt

Vorwort

Für mich gilt der weise Satz von Herman Hesse:

Es gibt die Wirklichkeit, und an der ist nicht zu rütteln. Wahrheiten aber, nämlich in Worte ausgedrückte Meinungen über das Wirkliche, gibt es unzählige. Und jede ist ebenso richtig, wie sie falsch ist.

Es ist eine herrliche Erkenntnis, ein freier Teil der Wirklichkeit zu sein: Die hieraus geborene Freigeistigkeit ist ein Schöpfungswunder: Man muss sich einfach an keine Konventionen, Ideologen oder an sonstige geistig einschränkende Institutionsvorgaben halten und man kann denken was man will. Heute habe ich mich aus einer niederinstinktiven Laune heraus im Zuge dieses Büchleins entschieden, meinen freien Geist kritisierend und mit provokanten Thesen auf einem sogenannten „hohem Niveau“1 über Gott und die Welt zu ergießen. Wer es braucht, liest weiter, wer nicht, lässt es am besten ab hier sein.

Das Leichteste im Leben ist das Meckern über alles. Das fällt einem jeden von uns so leicht und es ist dabei so erquickend – es ist eine Art Befreiung von der eigentlichen Machtlosigkeit gegenüber den oligarchischen Entscheidungsträgern und vor allem von den qualvollen Alltagsbelastungen! Das kann sogar so leicht von den Lippen gehen, dass einem dabei die Schwere davonfliegt, so dass man sich eigentlich über gar nichts mehr beschweren könnte. Aber da haben wir die Rechnung nicht mit der Erdanziehung gemacht. Die holt einen ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen. Und die Beschwerden gehen los:

Das ganze Leben ist ein einziges Geplänkel. Es gibt keine Garantie für das Leben, es gibt kein Vorwärts und kein Zurück. Es gibt ja nicht mal das Jetzt. Was soll das auch sein? Alles was passiert ist eine einzige Abfolge eines großen chaotischen Gewusels, nach dem in ein paar Millionen Jahren sowieso keiner mehr fragt. Die Leute rennen hin und rennen her. Wir jagen permanent irgendetwas nach und wissen nicht mal wofür wir das alles tun, wofür wir dieses und jenes brauchen und sind dabei der Meinung, wir seien unsterblich oder wir könnten all die erbeuteten Dinge nach dem Ableben mit in den Himmel hinüberretten. Dabei beuten wir Mensch, Tier und Planet unbeirrbar in gutem Glauben an das Richtige aus, machen dabei alles kaputt und sind auch noch so ignorant, dass uns ist das bei genauerer Betrachtung sogar ziemlich egal ist. Die paar Leutchen, die sich um den ethischen Erhalt der Werte oder um den Erhalt der Umwelt kümmern? Lächerlich! Und wenn wir noch genauer hingucken, dann stellen wir sogar fest, dass die Verantwortlichen nur Caos verursachen, weil die genauso wenig wissen was sie tun wie wir alle hier auf dem Planeten.

Und um das Ganze für uns alle erträglich zu halten, machen wir uns das Leben gegenseitig so richtig schwer mit Gejammer, Meckerei, Denunziantentum, Unterdrückung, Gängelei, Mobbing und weiteren perfiden Folterinstrumenten infantiler Erwachsener. Auf der anderen Seite stehen derweil all die Positivisten und winken uns mitleidig zu.

Na, ja, dann lassen wir den Jammer doch mal so richtig los!

Ralf-Peter Nungäßer

Povóa e Meadas, Castelo de Vide, District Portalegre, Alentejo, Portugal, September 2019

1 Was auch immer das sein soll. Es dient lediglich der Beruhigung des Bürgertums, etwas Besseres sein zu wollen als alles unterhalb der Mittelschicht; aber Jammern auf „hohem Niveau“ ist auch nicht anderes, als banales Meckern über alles und nichts.

Der ganz normale Wahnsinn

Auf Facebook schreit die Gemeinde nach Liebe, Freiheit und Selbstbestimmung. Aber niemand lebt danach, sonst würde es ja schließlich keiner in seinen Posts ständig von sich selbst und von den anderen einfordern. Und doch beobachtet ein Teil der FB-Gemeinde, dass in unserem alltäglichen Zusammenleben irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht, und das Verkehrte wird als wahnsinniger Normalzustand angeprangert.

Der Hypnose-Therapeut, Michael Ellner, bringt den Wahnsinn einer verkehrten Welt auf den Punkt:

„Alles läuft verkehrt; alles ist verdreht. Ärzte zerstören die Gesundheit. Anwälte zerstören das Gesetz. Universitäten zerstören Wissen. Regierungen zerstören Freiheit. Die großen Medien zerstören Informationen. Und Religionen zerstören Spiritualität.“2

Das Normale avanciert zum Kranken und das Kranke wird zur Normalität, wie man dies in zehn absurden Fakten über die Gesellschaft, die wir als normal akzeptieren, zusammenfassen kann:3

Wir nehmen Geld wichtiger als die Umwelt, als Wasser, Luft, Lebewesen und Lebensmittel und als unsere körperliche und seelische Gesundheit. Dabei verbraten wir beispielsweise jeden Tag wichtige Lebenszeit, um unter krankmachenden Arbeitsbedingungen Geld zu verdienen, dass wir dann wieder ausgeben, um uns „gesund zu kaufen“.

Wir teilen den Platz auf der Erde auf und kämpfen dann um diese Puzzleteile (Land, Luft, Wasser und Energie). Dabei treten wir die Würde des Menschen, in dem der Mensch sich seine Grundbedürfnisse teuer erkaufen muss durch Miete, Pacht, Wasserabgaben, Luftsteuer, Energieabgaben und überteuerte Nahrungsmittel.

Wir schlachten jeden Tag Millionen Tiere ab, um Massen an Fleisch zu „produzieren“, das uns krank macht. Dabei nehmen wir jedes Leid dieser Lebewesen in Kauf, machen uns über vegan orientierte Menschen lustig und greifen jeden an, der unsere Haustiere beleidigt.

Wir schicken unsere Kinder in Schulen, in denen sie einen großen Teil ihrer Kindheit verwenden, um Dinge zu lernen, die ihnen und der Welt nicht helfen. Dabei lernen sie nicht die 12 lebenswichtigen Essenzen aus der Positiven Psychologie wie Positiv Denken, Gelassenheit, Geborgenheit, Achtsamkeit, Glaube, Sinn, Ethik, Vertrauen, Verzeihen, Güte, Solidarität und Liebe.

Wir arbeiten rund um die Uhr (nehmen dabei Arbeitswege, Überstunden und Homeoffice im Kauf), und nehmen in Kauf, den Rest der Kindheit unserer Kinder zu verpassen und die Freiheit unseres eigenen Lebens. Aber wenn wir in Rente gehen, das wird toll, da beginnen wir dann mit dem Leben, voller Gebrechen, Burnout, Verbitterung und Lebensfrust.

Wir lassen nützliche Erfindungen patentieren, die die Welt besser machen können, und hindern andere daran, sie zu nutzen. Seit Jahrzehnten liegen Programme zur erneuerbaren Energie in den Schubladen der Lizenzinhaber, nur um mit den energieerzeugenden Dreckschleudern noch genug Geld zu verdienen, während die Allgemeinheit auf den Reparaturkosten für die geschädigte Umwelt sitzen bleibt.

Wir passen uns an die Norm an, treten unsere Individualität in die Tonne und kaufen dann teure Klamotten, Autos und Handys, um unser gebeuteltes Selbstwertgefühl kurzfristig aufzuwerten. Dabei greifen wir andersdenkende und anderslebende Menschen an, die auf der Suche nach authentischen Selbstwert diese krankmachenden Psychospiele der infantilen Erwachsenen nicht mitspielen wollen.

Wir setzen uns ein Ziel nach dem anderen und kommen nie an, nirgends. Dabei vergessen wir allem Anschein nach, dass das letzte Hemd keine Taschen hat und tun aber so, als könnten wir irgendetwas in den Himmel mitnehmen.

Wir erfinden Religionen und Abspaltungen von Abspaltungen von Religionen und erheben uns über alle, die an eine andere Story glauben. Dabei haben wir absolut aus den Augen verloren, dass wir alle zusammen einem einzigen Glauben nachrennen: Nämlich der Illusion der Allmächtigkeit.

Wir sehen Güte, Mitgefühl und Nachsicht oft als lächerliche Schwäche an und Egoismus und herzlose Härte als Stärke. Dabei jammern wir gleichzeigt über die Ungerechtigkeit der Welt, die über jeden einzelnen völlig opferhaft einher fällt, gar so, als seien wir absolut unbeteiligt an all den Widerwärtigkeiten menschlicher Entwicklungen.

Ehrlich gesagt, man kann eigentlich nur noch Bestürzung gegenüber einem solch verzerrten Normalitätsbegriff empfinden. Kein Mensch mit einigermaßen gesundem Menschenverstand könnte mit einem derart unnormalen Normalitätsverständnis leben, oder? Scheinbar schon. Oder wie kann sich erklären, dass sich Menschen ständig gegenseitig von ihren Krankheiten erzählen, als gebe es nicht anderes mehr und dabei nicht kapieren, dass Ärzte nur dazu da sind, die Krankheiten am Laufen zu halten, damit die Pharmaindustrie ihre Pillen zu Höchstpreisen verkaufen können? Oder wie lässt sich erklären, dass Eltern es zulassen, dass ihre Kinder in der Schule von Lehrern gemobbt werden und stellen sich dabei auch noch hinter die Lehrer mit der Begründung, dass die Kinder das schon verdient haben – was sind denn das für Eltern? Oder warum rennen alle Leute in Heerscharen in die Kirchen und beten in okkultem Wahn ein blutiges Galgenmännchen am Kreuz an, in der Hoffnung, dass sie von eben jenem erbärmlich dahinsiechenden Figürchen von ihren Sünden reingewaschen werden, während sie, sobald sie die Kirche wieder verlassen haben, beginnen, auf die anderen zu zeigen, die sich nicht so verhalten wie sie es gerne hätten und sie mit einem Fingerzeig in sündiger Manier verurteilen. Oder, wieso müssen Häuser exakt entsprechend eines Stadtbilds gebaut werden, während Firmen ihre Fabriken wahllos auf Feldern platzieren dürfen um das Naturbild zu verschandeln? Oder warum ist alles für das Normalvolk so zwanghaft überbürokratisiert, reglementiert und vorgeschrieben, während Leute, die sich für normaler als normal halten und ihre Seilschaften in den oberen Schargen pflegen, um sich an den für alle Menschen gleich gültigen Vorgaben vorbei zu schummeln? Oder warum lassen sich Millionen von Menschen auf Arbeit von ihren Vorgesetzten bis zum Burnout schikanieren und setzen sich nicht zur Wehr, nur weil alle Angst davor haben ihre Existenz nicht mehr sichern zu können? Und so weiter und so fort, die Liste der Ungereimtheiten ließe sich unendlich lang fortführen – Sie selbst, geneigter Leser und verehrte Leserin, könnten in diesem Zusammenhang gewiss ihre eigene Liste nach Gutdünken und eigenen Erfahrungen zusammenstellen. Und in der Zwischenzeit rennen alle selbsternannten Gutmenschen in Parteien und Organisationen mit dessen Ideologischen Programmen und sind der festen Überzeugung, dass nur ihre Meinung die einzig Wahre ist, um die Welt zu retten – dabei wird vergessen, dass wir nicht gegeneinander kämpfen sollten, sondern die Vielfalt miteinander kooperativ in Einklang bringen sollten, in Offenheit, Aufrichtigkeit, Nachhaltigkeit und mit dem Willen, Dinge auch mal zuzulassen und auszuprobieren, ganz gleich wie augenscheinlich und vermeintlich erfolglos dies eingeschätzt wird. Aber nein, die Bürokraten, Ideologen, wissenschaftliche Besserwisser aller Couleur, Politiker, Anwälte, Pädagogen, Ärzte, Juristen, Pfarrer oder unwissenden Meckerfritzen und deren Gesetze, Verordnungen und Anweisungen verhindern alles, was ihnen nicht in den Kram passt.

Nun, gut. Fragen wir uns an dieser Stelle, wohin der ganz normale Wahnsinn hinführen wird? Haben Sie dazu eine Idee? Dann schreiben Sie die einmal hier auf:

Und wenn Sie das aufgeschrieben haben, dann versuchen Sie sich mal als Retter dieser Welt und notieren Sie, welche Lösungen es für die Misere, Ihrer Meinung nach, geben könnte:

Der ganz normale Wahnsinn ist das, was wir alltäglich als vermeintlich unveränderbar akzeptieren: Mord und Totschlag, Massenhinrichtungen von Tieren, Erdausbeutung bis zum Abwinken, Kindermissbrauch auf der

ganzen Welt, Fernsehprogramme zur Verdummung, Drogenabhängigkeit und Siechtum, Hungersnöte und Lebensmittelvernichtung, Werbung zur Bedürfnisirritation, Banken, die unseren Reichtum begrenzen, Politik, die unsere Entfaltung unterdrückt.

Na gut, ich will ja nicht alles schwarzmalen: Zuletzt bleibt uns doch wenigstens noch die Hoffnung – wie schon vor 500 Jahren die katholische Kirche uns weiszumachen versuchte – auf ein besseres Leben nach dem Tode. Das sind doch mal normale Aussichten, auf die man sich verlassen kann, oder?

2 Ellner, M. (2019): Verkehrte Welt. MyMonk: Hamburg. URL: https://mymonk.de/absurde-gesellschaft

3 Vgl. MyMonk (2019): 10 absurde Fakten über die Gesellschaft, die wir als normal akzeptieren. MyMonk: Hamburg. URL: https://mymonk.de/absurde-gesellschaft

Wir sind nicht gut genug

Wenn wir geboren werden, dann sind wir noch ein unbeschriebenes Blatt, welches im Laufe der Zeit fortlaufend beschrieben, bemalt, vertont und modifiziert werden will. Das Erstaunliche dabei ist, dass dies der Mensch ganz alleine kann. Er ist zwar ein Nesthocker und braucht seine ihn während seiner Entwicklung notwendige unterstützende und versorgende Umgebung, aber das Lernen vollzieht der kleine Erdenbürger von ganz alleine, ganz praktisch ohne Hilfe. Er schaut sich alles ab, was ihn seine Umgebung an Lerninformationen zur Verfügung stellt, aber aneignen tut er sich das alles selbst. Der Mensch lernt laufen, sprechen, entscheiden und vieles mehr, ganz ohne Zutun anderer Menschen.

Doch bereits während er noch frei und fröhlich durch seine Umwelt wandelt, beginnen die ersten Einflüsse ihn schon dorthin zu steuern, wo seine angeblich ihn liebenden Menschen ihn hinhaben möchten. Der keine Mensch darf dann plötzlich nichts mehr alleine. Er darf nicht lachen, er darf nicht laut sein, er soll nicht rennen, er darf nichts frei äußern, er muss sich benehmen, soll bitte und danke sagen, er soll Erwachsene nicht stören und vieles mehr. Mit einem Mal ist er nicht mehr per se der Liebling der Eltern, so süß und unverwechselbar einmalig. Da der junge Mensch seinen eigenen Kopf entwickelt ist er mit einem Male wie alle anderen Kinder in seinem Alter ungehorsam, frech, ein Motzkopf und unendlich trotzig. Die süße Prinzessin, der kleine Pascha tuen nicht mehr, was man von ihnen verlangt und infolge dessen beginnt man die Kinder auf der emotionalen Ebene zu bestrafen, in dem man sie nicht mehr lieb hat, sich auf der warmen Gefühlsebene von ihnen abwendet und ihnen die kalte Schulter zeigt, oder sie heißblütig verurteilt, ihnen Dinge verbietet und ihnen zeigt, dass man nicht damit einverstanden ist wie sie sind. Und siehe da, plötzlich ist man nicht mehr gut genug für seine Eltern.

Das gleiche Spiel zieht sich dann ein Leben lang durch wie ein roter Faden. Dann ist man im Kindergarten auf einmal nicht mehr normgerecht in der Entwicklung, weil man nicht das machen will, was die Masse machen soll, in der Schule ist man auffällig, weil man seine eigenen Gedanken entwickelt, in der Arbeitswelt nicht kompetent genug, weil man dieses oder jenes Zertifikat nicht hat, in der Ehe ist man nicht ausreichend aufmerksam, weil man mit zu vielen Verpflichtungen verbandelt ist, in der Rente will man einen nicht mehr haben, weil man auf einmal zu alt für alles ist und im Pflegeheim wird man dann ans Bett gefesselt, weil man vor lauter Einsamkeitsfrust um sich schlägt.

Bei genauerer Betrachtung stellen wir fest: Wir sind überall nie gut genug für andere Menschen. Ständig haben andere irgendetwas an einem zu bemängeln, zu kritisieren, zu beurteilen und infolge dessen werden wir dann verurteilt mit angedrohten und umgesetzten Konsequenzen. Bis jetzt hat noch niemand danach gefragt, was ich eigentlich will. Das tut auch niemand, weil wir alle voneinander erwarten, genau das zu tun was eben wir voneinander erwarten: Höflichkeit, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Kompetenz und Leistungsfähigkeit sowie Angepasstheit. Aber nicht nur das, wir, die Verurteilten, tun das Gleiche auch mit unserer Umwelt: Wir haben dieses Verhalten von klein auf verinnerlicht: Passe dich an und du wirst einigermaßen akzeptiert. Das, was man von uns selbst erwartet, das erwarten wir natürlich auch von den Anderen in unserer Umwelt. Und so haben wir uns ein Wechselwirkungskontrollmechanismus installiert, in dem wir uns alle gemeinsam in Generalgeiselhaft genommen haben, aus der wir nicht mehr herauskommen. Und weil wir uns alle nicht mehr gut genug füreinander sind, haben wir uns Ersatzbefriedigungsobjekte installiert wie Konsum, Statussymbole, Hierarchien, Parteien, Vereine, Religionen und Genussdrogen innerhalb derer wir uns dann frei entwickeln dürfen und bei entsprechender Anpassungsleistung geachtet werden. Und schon haben wir einen Liebesersatz gefunden, mittels dessen wir endlich Erfüllung zu glauben finden: Wir projizieren die Absolution auf Markenprodukte, auf Autos, suchen sie bei Vorbildern, Göttern und Popikonen, im Alkohol und anderen absurden Illusionen wie Macht, Ruhm, Gier und Eitelkeiten aller Art.

Nachdem nun die eigenen Bedürfnisse über die Anpassung an andere Bedürfnisse reibungslos verinnerlicht und im Alltag erfolgreich praktiziert wird, müssten doch nun alle Menschen unendlich glücklich sein, nicht wahr? Dabei bleibt am Ende eine Frage noch offen: Wo ist bei alledem nur die Liebe hin, die wir alle so anpreisen, als sei sie ein unerreichbares Wunder?

Kein Wunder, dass wir uns darüber wundern, warum es keinen Frieden auf dieser Welt gibt. Irgendwie seltsam, oder?

Der Meckerfritze

„Bismarck ärgert sich gewiss

über jeden Taubenschiss“

(Herman Van Veen)

Kennen Sie ihn? Was? Sie kennen den Meckerfritzen nicht? Dabei ist dies doch einer der prominentesten Zeitgenossen, die es gibt: In aller Munde, überall bekannt, jederzeit zu Diensten und jedermanns bester Freund. Ja, gar ein Busenfreund, so sehr in unserer Brust innewohnend, dass man ihn gar nicht übersehen kann. Der Meckerfritze wird sogar landläufig beschrieben als der böse Bruder vom Gutmenschen. Bei genauerer Betrachtung ist der Meckerfritze eigentlich und im Grunde ein recht kompetenter Kerl in Sachen Schlechtreden. Alles und jeder wird von ihm schlecht gemacht – sämtliche Phänomene von „Altwerden“ bis „Zukunft“ werden dabei aus den vielfältigen Blickwinkeln des negativen Betrachtet und ans Licht des Jammers gezerrt. Der Meckerfritze ist Fachmann auf dem Gebiet der Transformation und ist in der Lage, recht kreativ aus einer Freudenbotschaft eine Leichenrede zu machen. Dem Meckerfritzen entgeht kein Thema ohne Negativkommentar. Darauf ist mit 100%er Sicherheit absolut Verlass: Er regt sich über alles auf was ihm zu Ohren oder in Sichtweite kommt und hat zu allem eine Meinung, ob er sich in einer Thematik auskennt oder nicht, spielt dabei überhaupt keine Rolle, er beurteilt, verurteilt, kommentiert, kritisiert, korrigiert und ist bei alledem auch noch der festen Überzeugung, mit seinen Ausführungen immer und zu jeder Zeit absolut Recht zu haben. Andersdenkende werden stante pede diskreditiert, diffamiert und gegebenenfalls mundtot gemacht. Der Meckerfritze weiß nicht nur alles besser als andere, nein, nein, er hat auch für alles eine Lösung! Er ist Lösungsexperte: Er löst gute Gefühle auf, er eliminiert Anflüge von Freude, er sorgt für schlechte Laune und er weiß, wie man Beziehungsbindungen auflöst. Er weiß exakt wie man alles richtig macht. Er ist praktisch fehlerfrei. Fehlerhaft sind nur die Anderen und Schuld an allem sind die üblen Umstände. Und das spornt ihn dann so richtig an, wieder über die Anderen oder über die Zustände zu meckern. Der Meckerfritze hat es im Laufe seiner Verbitterung zu einer wahren Meisterschaft in den meckereiergänzenden Disziplinen des Aufregens, des Jammerns, des Lästerns und des Mobbings geschafft. Darauf ist er wahrhaft stolz. Er kennt sich nämlich in Allem aus: Ob es das leidige Wetter ist, das für jedes Wehwehchen herhalten muss, die unfähigen Politiker, die daran Schuld sind, dass man auf keinen grünen Zweig komme, die nervige Nachbarschaft, die einen ständig daran hindert, sich wahrhaft entfalten zu können, der schwache Fußballverein, der längst schon fünf Mal hintereinander Fußballmeister geworden wäre, wenn man selbst nur Trainer gewesen wäre, die lebensfremden Wissenschaftler, die immer wieder neue Dinge erfinden, die keiner braucht aber von den Steuergeldern bezahlt werden, die arroganten Reichen, die in Saus und Braus leben, während unsereins sich abrackert und immer nur mit einem Hungerlohn abgespeist wird. Der Meckerfritze ist sogar Experte für Widersprüchlichkeit: Einerseits meckert er darüber, dass alles viel zu teuer ist und im gleichen Atemzug schimpft er über die Knausrigkeit seines Arbeitgebers; er redet sich in spitzen Tönen in Rage über den hohen Benzinpreis und fährt innerhalb seines Wohnortes jeden noch so kleinen Weg mit dem Auto; er verurteilt die Jugend und hat seine eigene dabei seit Jahren verdrängt; der Meckerfritze schimpft über die Prominenten, er regt sich über die Ärzte auf, er meckert über die anderen Autofahrer, die Fußgänger, die Fahrradfahrer über Kinder, das Schulsystem und überhaupt, war früher alles ganz anders und viel besser. Und am Ende ist da noch Gott, der schlussendlich als Sündenbock für alle Unzulänglichkeiten des Meckerfritzen herhalten muss. Diese Menschengattung weiß nicht nur alles besser, sie kann auch alles besser und wird es noch mal allen zeigen, wenn man sie nur mal machen ließe. Sie sind der Meinung, dass der Meckerfritze seine Bekanntschaften ausschließlich aus Stammtischkreisen rekrutiert? Fehlanzeige. Der Meckerfritze ist eine populäre Erscheinung, die quer durch alle Gesellschaftsschichten geistert und ihren Unfrieden stiftet. Sie sind in den Vermieterclubs genauso anzutreffen wie unter den Mieterstammtischen. Meckerfritzen gibt es in den Chefetagen genauso wie bei den gemeinen Mitarbeitern unterer Finanzränge. Meckerfritzen finden schnell zueinander und solidarisieren sich gegen alle, die auch nur ein Fünkchen Vernunft im Grips haben. Das liegt in der Natur der Sache begründet, alle Angelegenheiten lediglich oberflächlich und vom pragmatischen Standpunkt heraus zu betrachten; alle anderen Themen, die außerhalb ihrer geistigen Reichweite liegen, werden als unsinnig und unnütz abgestempelt. Meckerfritzen meckern sogar über sich selbst – aber nur dann, wenn es niemand mitbekommt. Dabei sucht der Meckerfritze eigentlich nur nach Liebe und Anerkennung – mehr nicht. Ach übrigens: Mein Name ist Fritz und wie Sie sicherlich gemerkt haben bin ich ein wahrer Adept im Meckern. Und Sie? Wie weit sind Sie mit ihrer Ausbildung zum Meckerfritzen?

Schöne neoliberale Welt

In Deutschland sind die Leinen los und ein neues, furchterregendes Gespenst geht um: Der Neoliberalismus. Salonfähig wurde dieser Flaschengeist durch die revolutionäre Kaste der 68er-Generation, die von 1998 bis 2005 die politischen Institutionen moralisch herunterwirtschafteten. Seitdem ist der Flaschengeist frei und wütet unaufhaltsam querbeet in allen gesellschaftlichen Reihen und Schichten.

Der Liberalismus an und für sich ist eine humanistisch geprägte und seit der Aufklärung salonfähige Ideologie mit dem Ziel der Befreiung des Menschen aus den Klauen der Machtstrukturen in Gottes Gnaden. Aber wie bei allein „Neuerscheinungen“ gibt es sogleich pluralistisch geprägte Auslegungen ein und derselben Sache, so dass die Ursprungsidee todgeredet wurde. Und in diesem Sinne kam was kommen musste: Es entstand der Naturliberalismus mit seinen sozialfeindlichen Einstellungen, dass der Stärkere sich durchsetzen werde. Diese Aussage auf Kosten der sozialen Intelligenz des Homo Sapiens sorgte im Laufe der Historie dafür, dass die Welt mehrere Male in Schutt und Asche gelegt wurde mit insgesamt über 70 Millionen unsinnig gestorbenen Menschen mit vernichteten sozialen Bindungen und ontogenetischen Entwicklungspotenzial. Die nach dem zweiten Weltkrieg entstandene „Soziale Marktwirtschaft“ ließ hoffen, dass die Energien des Naturliberalismus zugunsten einer gerechten Verteilung der materiellen und geistigen Ressourcen gebündelt und eingesetzt werden. Dies ging auch gut bis zur Entwicklung der Privatisierung von Gemeineigentum, der Entstehung des „Neuen Marktes“ mitsamt seiner weltumspannenden Globalisierungswirtschaft. Von nun an erlebte der Naturliberalismus eine Renaissance in neuem Gewand mit der Bezeichnung: Neoliberalismus.

Schauen wir uns im Zuge dieser Entwicklung folgende exemplarischen Begleiterscheinungen an:

A) Neoliberalismus und Bildung

In der Pisa-Republik Deutschland ist ein allgemeiner Werteverfall sichtbar. Und niemand kann sich mehr dagegen wehren – außer, dass der Staat darüber nachdenkt, Firmen, die einen Hauptschüler einstellen, mit öffentlichen Mitteln zu subventionieren. Nicht nur, dass die deutsche Sprache zurzeit und im Moment keine logisch nachvollziehbaren Rechtschreibregeln mehr hat und orthographisch verroht, selbst die Bildung läuft seit über 10 Jahren aus dem Ruder. In den 90er Jahren hat sich eine Kohorte von liberalen Didaktikern über unser Schulsystem ergossen und, zum Wohle des Kindes, dafür gesorgt, dass ungeformte junge Wesen in selbstorganisatorischer Erwachsenenbildungsmanier das Wissen schließlich eigenverantwortlich anzueignen habe, anstatt sich darauf zu konzentrieren, unserem Nachwuchs elementare Lerntechniken zu vermitteln, die ihn dazu befähigt, das Wissen auch zu behalten und anwenden zu können. Heute strömen diese pisa-bildungsgeplagten jungen Menschen in die Berufe und behaupten doch mit vollem Ernst Spanien sei die Hauptstadt von Frankreich und der Treibhauseffekt sei eine Werbemasche, um die Käufer ins Kaufhaus zu treiben. Das ist für ein so genanntes Bildungsland schlichtweg peinlich. Kein Wunder also, dass sich einige selbst ernannte und überbezahlte Qualitätsmanager in den Kommunen, Kirchen und Chefetagen überlegt haben, aus der Volksverdummung Kapital zu schlagen und hoch dotierte Berufe wie beispielsweise den Erziehungswissenschaftler in einen Sozialassistenten zu verwandeln. Wer heute noch studiert riskiert am Ende des Studiums einen unterbezahlten Job anzunehmen oder gleich in SGB II abzurutschen. Wenn man dann noch während eines Bewerbungsgespräches von einem Lehrer gefragt wird, was denn bitte schön ein Diplom-Pädagoge sei, drängt sich dem einigermaßen klugen Kopf die Frage auf, ob der Herr Studienrat sein Studium wohl im Lotto gewonnen habe. Diese entwürdigende Entwicklung hat nun zur Folge, dass sich Politiker aus der dritten Reihe lautstark zu Wort melden und nach einem Mindestlohn in der Bildungsbranche rufen, anstatt zu fordern, dass Schulen, in denen Lehrer ihr eigenes Kopierpapier von Zuhause mitbringen müssen, weil der Betreiber nach Kostensenkungen schreit, ordentlich mit Lehrmittel, Lehrern und organisatorischen Freiräumen auszustatten, damit das Land endlich wieder in jedem Schulzweig anhand ihrer Lehrervorbilder orientierte gut ausgebildete Schulabgänger erwarten dürfen und Firmen hierdurch wieder bereit sind, dieses junge Bildungspotenzial mit Kusshand einzustellen.

Hinzu kommt noch die Tatsache, dass wir ja in Deutschland angeblich Schulwahl- und Schulmittelfreiheit haben. Das ist so nicht ganz richtig: Wenn Sie heute Ihren Sprössling lieber auf einer anderen Schule anmelden möchten, als auf die in Ihrem Ort vorhandene Schule, dann bekommen Sie die Fahrtkosten nicht erstattet. Und wenn Sie heute nicht bereit sind Kopiergeld, Büchergeld oder Materialgeld zu bezahlen, dann können Sie damit rechnen, dass sowohl von Seiten der Elternschaft als auch von der der Lehrer eine Hexenjagd auf Sie gestartet wird, analog der von Heinrich Böll beschriebenen Geschichte „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ und zwar mit dem Hinweis, dass ihr Kind dann eben nicht mitlernen könne. Das ist eine beispiellose und spitzenhafte Errungenschaft der neoliberalen Einsparpolitik. Freien Zugang zur Bildung sollen also demnach nur diejenigen haben, die ihn sich also finanziell leisten können. Seltsames Gleichheitsprinzip auf dem Sockel einer wackeligen Bildungspolitik.

So viel zur Bildung für alle in Deutschland.

B) Neoliberalismus und Recht

Im Zuge des Neoliberalismus, in dem jeder alles darf was dem sozial Schwachen sowie dem sozialen Gemeinwohl schadet, hat sich auch unser Justizsystem diesem, ich möchte fast schon sagen: Pisa-Trend, angepasst. In Deutschland hat das Wort Gerechtigkeit nur noch Platzhalterwert und wird wohl über Kurz oder Lang von irgendeinem sinnentleerten Fremdwort aus unserem Wortschatz verschwinden. Wenn Politiker beispielsweise ein Gesetz zur freiwilligen Pflichtversicherung (welch ein Hohn in der Bezeichnung!) eines Freiberuflers nach SGBV bei einer Krankenkasse beschließt, so kann er sicher sein, dass das Beratergehalt des Politikers, wenn er es gut anlegt, ihn bis zu seinem Lebensende hervorragend ernährt. Der Freiberufler oder Selbstständige im Gründungsstadium hingegen hat nun das Problem am Hals, dass er sich die überhöhten Kassenbeiträge nicht leisten kann und nach einer Weile den Vollstreckungsrichter vor der Türe stehen hat und in die Privatinsolvenz gehen muss. So viel zur Freiwilligkeit einer Pflichtversicherung und zum Thema Aufbruchstimmung bei Existenzgründungen, die sehr rasch in Abbruchstimmungen münden. Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung und Haftpflichtversicherungen und so weiter und so fort sind dabei noch lange nicht bezahlt. Auf der anderen Seite können wir uns mit unbehaglicher Genugtuung betrachten, dass ein geschiedener Kindesvater nach Gutdünken seiner Unterhaltsverpflichtung einfach mal nicht nachkommen möchte und das Strafgericht aufgrund der durch seinen kriminellen Steuerberater falsch ausgestellten Bilanzierungsbeleg nicht überprüfte Nachweisbarkeit seiner Liquidität das Verfahren einstellt. Die berufstätige Mutter mit drei Kindern, die hierbei in der Zwischenzeit des über eineinhalb Jahren andauernden Amtsgerichts-Verfahrens die Finanzierung der Kinder irgendwie alleine aufbringen muss, erfährt hier keine Entschädigung und die SGB-Ämter fühlen sich allesamt nicht zuständig, außer darin, der Mutter schriftlich mitzuteilen, dass sie doch bitteschön aus der 60qm großen Wohnung ausziehen und sich mit ihren drei Kindern eine 50qm-Wohnung suchen soll, weil der SGB-Gesetzgeber der Ansicht sei, dass die Mutter hier an Kosten sparen könne. In der Zwischenzeit fährt dieser unterhaltsprellende Vater bei der Abholung seiner Kinder an den Besuchswochenenden von der Mutter mit einem mittels Dokumentenfälschungen finanzierten nagelneuen Mercedes-Bus vor während die Mutter sich ernsthaft Sorgen macht, die Kinder in der nächsten Woche über die Runden zu bringen.

So viel zur Gerechtigkeit in Deutschland.

C) Neoliberalismus und Kinderschutz

Aber es ist noch lange nicht genug. Der Neoliberalismus ist hungrig und sucht sich die Schwachen der Gesellschaft als beliebtes Opfer: Diejenigen, die vermeintlich keine Wertschöpfung zum Bruttosozialprodukt der Gesellschaft beitragen: Die Mütter. Sie werden als hysterisch und gluckenhaft dargestellt, wenn es ihnen um die Sicherheit ihrer Sprösslinge geht. Da kommt es in der deutschen Familiengerichtsbarkeit eines provinziellen Amtsgerichtes auch schon mal vor, dass man als rechtschaffende Mutter mit berechtigter Sorge um ihre Grundschulkinder, die beim geschiedenen Vater Alkohol zu trinken bekommen und zugegen sein dürfen, wenn der Zeuger sich bei Geschäftspartnern mit Joints in die Vertragsverhandlungen begibt, gesagt bekommt, dass ein Schlückchen Sekt doch niemanden schaden könne und im gleichen Atemzug begutachtet eine vom Gericht bestellte Familiengutachterin zum Thema „Drogen in der Vaterfamilie“, dass der 14jährige Junge mit seinem Haschischkonsum „ganz im pubertären Trend“ läge und sie als Kinder- und Jugendlichenpsychologin somit keine Gefahr im Verzug sehe. Diese Farce korrespondiert dann auch noch mit der Tatsache, dass das zuständige Jugendamt beim Interventionsgespräch der besorgten Mutter mit dem bis über alle Gesichtspartien gepiercten Sozialarbeiter erfährt, dass die bereits in einem anderen Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch des Vaters an einer familiär außenstehenden Minderjährigen angelegte Akte nicht mehr da sei, so dass sich das Amt nicht mehr in der Lage sehe, in diesem akuten und brisanten Fall einzugreifen. An anderer Stelle bekommen Eltern in gehobenen Wohngegenden Besuch vom Jugendamt, weil ein Nachbar behauptet hat, die Kleinkinder würden in aller Öffentlichkeit mit Cola-Dosen in der Straße herumlaufen. In der Zwischenzeit hat eines der Kinder vom „Drogen-Vater“ selbst das Rauchen angefangen und das „Haschischkind“ dreht bereits die zweite Ehrenrunde in der Schule. Es ist schon erstaunlich wie es die Gerichtsbarkeit in Deutschland schafft, mit Blindheit geschlagen Recht zu sprechen und dabei in Kauf nimmt, leichtfertig die Zukunft der Kinder aufs Spiel zu setzen.

So viel zum Schutz unserer Kinder.

D) Neoliberalismus und Arbeit

Das sich Arbeit und Leistung für Bruttonormalverbraucher nicht mehr lohnt, das bekommen seit neustem ganze Heerscharen von Arbeitslosen in unsinnigen Crashkurs-Qualifikations- und Billig-Vermittlungsmaßnahmen zu spüren. Hier werden ältere und hochqualifizierte Menschen sinnlos geparkt, damit sie nicht mehr in der Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit erscheinen und vorgegaukelt bekommen, man würde sich sinnvoll um sich kümmern. Alle bemerken den Fake hinter dem politischen Unsinn, nur die Verantwortlichen scheinbar nicht. Zum