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Die Notizen einer Suche entspringen einem Erkenntnisdrang und dem Studium von Mensch, Geschichte, Leben und Literatur. Das Besondere an diesem Aphorismenband ist die bewusste, stilistische Begrenzung jedes Gedankens auf nicht mehr, aber weniger als 160 Zeichen. Im Zusammenhang dieser Kunst der Verknappung werden pointierte und verdichtete Gedanken zur Sprache gebracht, die als anregende Lektüre für zwischendurch gedacht sind und unter anderem Aspekte wie unsere Gegenwartsgesellschaft, das Leben und dessen Kunst, Zeit und Vergänglichkeit, Sinn, Arbeit, Glück, Mensch, Gott, Denken, Religion, Musik usw. behandeln. Kurzum: Es werden vielfältige Sachverhalte angesprochen, die jeden interessieren könnten, der die Auseinandersetzung mit wesentlichen Fragen des Lebens als nicht ganz sinnlos erachtet. Die "Notizen einer Suche" sind versuchte Antworten einer individuellen Wahrheitssuche, - die aber auch aufgrund ihrer absichtlichen Kürze von maximal 160 Zeichen zu einem prüfenden Denken einladen wollen.
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Seitenzahl: 241
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Diese Aphorismen widme ich meiner Familie Ineke und Zoë, Kai N., Christian G., Thomas C., Jörg E., Lars W. und all jenen, die auf der Suche sind.
„Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes, ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“
(I.Kant)
„Die negativen Geister, (…) die nur sehen und sagen, was das Grauen ist, was nicht sein soll, die Gott zu nennen sich scheuen, was wollen sie? – Daß es gut wird.“
(M. Horkheimer)
„Die Subjektivität ist die Wahrheit; die Subjektivität ist die Wirklichkeit“
(S. Kierkegaard)
„Maximen, Axiome sind wie Kompendien das Werk geistreicher Leute, die, so scheint es, für die mittelmäßigen und trägen Geister gearbeitet haben. Der Träge nimmt eine Maxime an, um sich die Beobachtungen zu ersparen, die deren Verfasser zu seinem Resultat geführt haben. Der träge und der mittelmäßige Mensch getrauen sich nicht, darüber hinauszugehen, und sie geben der Maxime eine Allgemeinheit, die der Verfasser, wenn er nicht selbst mittelmäßig war, ihr gar nicht geben wollte. Ein überlegener Geist erfaßt mit einem Schlage die Ähnlichkeit, die Unterschiede, die eine Maxime mehr oder minder oder überhaupt nicht auf diesen oder jenen Fall anwendbar machen.“
(N. Chamfort)
„Das Schwierigste bleibt das selbstständige Denken, dass doch die oberste Zielweisung und Maßgabe des Unterrichtens darstellt. Dieses Ziel zu verwirklichen, erweist sich als unmöglich: wäre es zu bewirken und zu bewerkstelligen, so könnte es sich nicht um selbstständiges Denken handeln.“
(Th. Ballauff)
„Traue niemals einer Weisheit, die sich in nur einem Satz ausdrücken lässt!“
(L. Weckbecker)
Prolog: Der Sinn der Suche und ein anderer Doppel- und Dreifachsinn
1. Gedanken zur Gegenwart und Gesellschaft
1.1 Eine heitere Runde Volkskunde
1.2 Vom Grau und Glanz der Arbeit
Erstes Intermezzo: Schriftbilder fürs Poesiealbum
2. Etwas über den Einzelnen
2.1 Bildungsarbeit und das Lob des Lernens
2.2 Ein paar Zeichen mit „Geist“
3. Innenschau: Psychologische Besinnungen
3.1 Einsamkeiten zwischen Himmel und Hölle
3.2 Gesichter und Fratzen des Mutes
3.3 Von der Hoheit und den Lächerlichkeiten der Liebe
3.4 Vertrauen und sein Gegenteil
3.5 Vom Toben und Wutproben
3.6 Von Schönheit und Schmerz
Zweites Intermezzo: Wahres und versuchter Wortwitz
4. Leben: Über sein Wunder und seine Wunden
4.1 Leben und dessen Kunst
4.2 Glückskeksgedanken
4.3 Vom Lachen und seiner Unmöglichkeit
4.4 Segnungen der Freundschaft
4.5 Ein paar Worte zu Frauen
4.6 Kleine Gedanken über Kinder und Co.
4.7 Kunst und die Freuden des Schaffens
4.8 Der Reiz des Schönen
4.9 Gedankensplitter im Spiegel
4.10 Die Heilungen der Musik
4.11 Zeichen des Entzückens
4.12 Aus dem Trainingstagebuch
Drittes Intermezzo: Flotte Vierzeiler
5. Die Zwänge und Zärtlichkeiten der Zeit
5.1 Vier Jahreszeiten
5.2 Gedankengänge zur Vergangenheit
5.3 Kurzgeschichtliches ohne Geschichten
5.4 Von Zielen und der Zukunft
5.6 Dichotomien der Tageszeit
5.6.1 Nachtgedanken
5.6.2 Morgengrauen
5.6.2.1 Gekonntes Erwachen in sieben Akten
5.7 Auf dem Rücken von Routinen
5.8 Fünfzehn Facetten der Vergänglichkeit
Viertes Intermezzo: Meermetaphern und Momente am Meer
6. Von Gott und dem Tier: der Mensch
6.1 Über Sein und Werden, Alles und Nichts
6.2 Brüchige Rückbindungen und verbindende Sehnsucht
6.3 Perspektiven der Hoffnung
6.4 Funken zur Philosophie und philosophische Funken
6.5 Einige Vernünfteleien
6.6 Dummheiten zum Denken
6.7 Skepsis, Zweifel und Verzweiflung
6.8 Wahrheitssuche und -versuche
6.9 Freiheiten und Befreiungen
6.10 Zwischen Konstruktion und Wirklichkeit
6.10.1 „Der Sichtweise“ - Sieben Perspektiven aufs Glas
6.10.2 Umdenken und winzige Umwertungen
6.11 Sprüche zur Sprache
6.12 Über Sinn und Sinne
6.13 Kurze Gedanken zum guten Handeln
6.13.1 Gewisse und Gewissensfragen
6.13.2 Befehlchen
7. Epilog: Selbsterkenntnisse: Meine Bekanntschaft mit mir
7.1 Dialoge zwischen Alter und Ego
8. Quellen
„Suchet, so werdet ihr finden.“ (Mt. 7,7) so steht es geschrieben. Nicht geschrieben steht aber, dass es nicht von Nachteil sein kann, zumindest eine vage Vorstellung von dem zu haben, was man sucht. Denn das, wonach man Ausschau hält, gibt der Suche erst Hoffnung, Orientierung und einen Sinn.
Der Titel dieses Buches lässt nun erwarten, dass ich suchte. Was aber suchte ich und warum? Auf Erkenntnisse und ein aufrichtiges Leben legte ich den Fokus. Die Wahrheitssuche gab meiner Forschung die Richtung. Und Beweggründe für diese Suche gab es im Wesentlichen zwei: Zum einen forschte ich aus einer wissenden Unwissenheit heraus. „Ich weiß, dass ich nichts weiß“1 – das wusste ich und ich verlangte, die gängigen Meinungen und Ansichten prüfend, nach möglichen Antworten und Erkenntnissen. Und zum anderen begann meine Suche mit der wissenden Unwilligkeit einer gesellschaftlichen Unzugehörigkeit. Ich sagte „Nein“ und ich versuchte mein „Nein“ zu leben und hielt nach etwas anderem als den gewöhnlichen und konventionellen Lebenskonzepten Ausschau.
Aus dieser wissentlichen und willentlichen Negation als Ausgangspunkt, dem Ungenügen an den gängigen Lebensentwürfen, skeptisch2 geworden gegenüber den üblichen Antworten und vermeintlichen Selbstverständlichkeiten, begab ich mich auf den Weg. Ich machte mich auf eine von Fragen geführte Reise ins Unbekannte und Offene, auf der ich mich von meiner inneren Stimme und meiner Vernunft leiten ließ, um einen sinnvollen Platz in der Welt, ein gelingendes Leben, (Selbst-) Erkenntnisse und Antworten, - um meine eignen Antworten-, zu finden.
Die Aphorismen dieses Buches sind kleine Versuch und als ein Ergebnis dieser Suche zu verstehen, die sich über die letzten sechszehn bewegten Lebensjahre erstreckte. In diesem Zeitraum experimentierte und reiste ich viel (Südafrika, Namibia, Malawi, Indien, Andamanen, Nepal, Kuba, Schottland, Spanien, Frankreich, Thailand), studierte, dachte nach, arbeitete hier und da, litt, liebte, heiratete, wurde Vater und etwas ruhiger… - kurzum: ich erlebte so einiges und schrieb die wesentlichen Gedanken und Erkenntnisse aus dieser Zeit auf!
Aus diesem bunten Erfahrungsumkreis und dem heiterbefreiten bis melancholischen Lebensgefühl des gesellschaftlichen „Außenseitertums“, dessen zumeist kritischen Beobachterperspektive und einer philosophischen Fragwürdigkeit des Lebens als solchem, entspringen die folgenden Notizen.
Zur Form und dem Doppel- und Dreifachsinn: Alle Aphorismen und Sätze dieses Buches sind nicht länger als 160 Zeichen. Auch das hat seinen bewussten Grund. Dieses durchgängige Format hat seine Ursache darin, dass ich mich stilistisch diszipliniert und eine literarische Askese im Doppelsinn des Wortes betrieben habe. Zum einen habe ich auf Vielschreiberei mit langen Gedankengängen und Begründungen verzichtet, um ohne Umwege und mit kurzen Impulsen zum prüfenden Denken anzuregen. Denn „die meisten Denker schreiben schlecht, weil sie uns nicht nur ihre Gedanken, sondern auch das Denken der Gedanken mitteilen“ (F. Nietzsche). Zum anderen habe ich mich in der Kunst der Verknappung versucht und in einer treffenden Ausdrucksweise befleißigt und geübt, um etwas pointiert und/oder Verweisungsreiches mit wenigen Worten zu sagen. Diese stilistische Asketik hat wiederum ihre tiefergehenden, bildungsbiografischen Ursprünge. Zum einen in der Begegnung mit der Philosophie im Allgemeinen und dem Bekanntwerden mit einigen Vertretern der moralistischen Tradition im Speziellen, jener „Philosophie der menschlichen Dinge“3 deren Protagonisten oft in aphoristischer, essayistischer Form einer empirischen und historischen Anthropologie Ausdruck verliehen. Und zum anderen bekam ich wichtige Impulse durch meine akademische Ausbildung und ein Soziologieseminar „Zur Lage“4, das neben dem kritischen Blick auf das Zeitgeschehen, die antisystematische und aphoristische Arbeitsweise als Methode der „Frankfurter Schule“ beleuchtet. In diesem Seminar wurde u.a. den Studenten die Aufgabe gestellt, jeweils eigene kritische Aphorismen zu ausgewählten Themen zu verfassen. In den Korrekturen war immer wieder zu lesen: kürzer, prägnanter, treffender. Diese erhellende Begegnungen mit dem Geist der Philosophie und der europäischen Moralistik sowie die universitären Anregungen zur maximalen Verknappung ohne inhaltsleer zu werden, waren mit Blick auf den Stil ein Entstehungsgrund dafür, dass ich Jahre später - als akademische Nachwehen- dieses nicht unehrgeizige „Ein-Mann-Projekt“ bei mir selbst in Auftrag gegeben habe. Zu dessen Umsetzung habe ich über ein Jahr einen „Twitteraccount“5 gepflegt, in dem ich neue Gedanken verfasst und aus meinen alten Notizbüchern länger ausformulierte Gedanken zu Aphorismen kondensiert habe, die aus nicht mehr als 140 Zeichen bestehen durften.6 Durch die gewählte Vorgabe der Limitierungen auf 140 Zeichen, zwang ich mich selbst zu dieser Form der inhaltlichen Verdichtung. Jedes Wort musste auf die semantische Waage gelegt und sein entsprechender Bedeutungsgehalt zum passendsten Ausdruck abgewogen werden.7
Aus dem Grund dieser selbstgewählten Nötigung zur Verdichtung ist dieses Buch auch eine Sammlung von Gedanken im dreifachen Sinn des Wortes „Sammlung“.
Zum ersten sind von mir verfasste Gedanken und Ähnliches aus verschiedenen Lebensbereichen und -phasen gesammelt worden. „Gesammelt“ heißt in diesem Kontext: Sammeln im Sinne des Zusammenstellens und des Zusammentragens. So erwarten Sie im Folgenden moralistische Alltagsbeobachtungen, Gedanken zur Zeitdiagnose und zum gelingenden Leben, zusammenfassende Ergebnisse philosophischer und religiöser Reflexionen, poetische Fragmente, psychologische Betrachtungen und Intuitionen, Wort- und Sprachspiele, komische Sprüche, Maximen, kleine Kommentare zu großen Namen, widersprüchliche Meinungen, Rückfragen usw.8 Zweitens sind die Notizen eine Sammlung im Sinne der Selbstsammlung und des Innehaltens, da ich Rück- Um- und Innenschau hielt und daraus Erkenntnisse und Einsichten gewann. Darum ist diese Sammlung auch eine Sammlung im Sinne einer intellektuellen Meditation. Zum Dritten sind die „Notizen“ in dem stilistischen Sinn „gesammelt“, da sie in einer knappen, konzisen und konzentrierten Ausdrucksform wie das Licht durch eine Linse gebündelt sind und versuchen Gedachtes als Gedanken entäußert und Schwarz auf Weiß aufs Papier und den Punkt zu bringen.
Am ehesten können die „Notizen“ aus diesen Gründen als direkte, stilistisch pointierte und verdichtete Ausdrucksversuche einer Erkenntnissuche in Form einer Art „Mikro-Essayistik“ verstanden werden, die das Dokument einer Bildungsgeschichte und einer existentiellen Suchbewegung sind. Die Notizen sind kleine Fündigkeiten, einem Halt9 im Denken gleich, die aber keinen Anspruch auf Apodiktik und Dogmatik und Endgültigkeit beanspruchen wollen - und können. Im Gegenteil: auch wenn die Sätze und damit verbundenen Gedankengänge mir derzeit Einsichten sind und wie „Antworten“ erscheinen, so sind sie nur mehr oder weniger begründete Meinungen, subjektive, beobachterabhängige Sichtweisen, Hypothesen, Intuitionen und kleine Wahrheiten auf meinem Denkweg – bisher. Die „Notizen“ sind darum vielleicht am ehesten einer skeptischen Pädagogik zuzurechnen. Denn der Aphorismus als gewähltes Stilmittel ist aufgrund des Formats die Fraglichkeit immer schon eingeschrieben. Die Kürze provoziert die Fragwürdigkeit mit Blick auf den Geltungsanspruch der Aussagen. Jeder hat das Recht alles ganz anders zusehen wie ich es sehe. Und vielleicht hat man sogar, aus intellektueller Redlichkeit und dem aufklärerischen Appell zu eigenen Verstandesgebrauch heraus, die Pflicht alles anderes zu betrachten. Denn hier darf und soll gedacht - und auch ein wenig gelacht werden.
Schlussendlich zielen die „Notizen“ ihrem Anspruch nach darauf ab, ein paar „Aha“- und „Haha“- Erlebnisse zu wecken, indem sie als halbwegs niveauvolle und anregende Unterhaltung vielleicht einige Einsichten hervorrufen und Impulse für eine neue Nachdenklichkeit geben. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
1 Vgl. dazu: Sokrates. In: Platon: Des Sokrates Verteidigungsrede. Sämtliche Dialoge. Bd. I. Meiner Verlag 2004, S. 30.
2 Skeptisch meint hier den altgriechischen Ursprungssinn des Wortes „diaskópein“, das mit „Umherschau“, „Ausspähen“, „Betrachten“ „Prüfen“ am ehesten zu übersetzen ist. Vgl. dazu: Fischer, Wolfgang: Sokrates pädagogisch. Ruhloff/Schönherr (Hrsg.) Könighausen und Neumann Verlag 2004, S. 89f.
3 Vgl. dazu: Balmer, Hans- Peter: Philosophie der menschlichen Dinge. Die europäische Moralistik. Francke Verlag 1981.
4 Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz, Wintersemester 2010/2011.
5 Dieser Account bestand nur für die „Projektphase“ und ist mittlerweile wieder gelöscht.
6 Für Unkundige im so genannten „Social Network“: Eine Nachricht auf Twitter darf, um versendet zu werden, nicht mehr, aber weniger als 140 Zeichen umfassen.
7 Dass einige Aphorismen dennoch aus mehr als 140 Zeichen bestehen ist der Tatsache geschuldet, dass ich Zeichen wie „&“ und verwendete Abkürzungen wie „phil.“, „ökon.“ usw. aus optischen und lesefreundlichen Gründen wieder in voller Länge ausgeschrieben und hier und dort einige Ergänzungen vorgenommen habe. Die Begrenzung auf 160 Zeichen eines SMS-Formats erschien mir aber als sinnvoll, denn sonst wäre es ein völlig anderes Buch geworden, das nicht mehr der Anfangsintention entsprochen hätte.
8 Aus Gründen der Orientierung sind die Aphorismen unter Überschriften subsumiert worden. Dadurch wurde die chronologische Reihenfolge aufgehoben und die Aphorismen nach inhaltlicher Nähe grob systematisiert, so dass man in den Themenbereich einsteigen kann, von dem man sich angesprochen fühlt.
9 „Halt“ nicht im Sinne von letztem Stopp oder als Synonym für endgültige Gewissheit, sondern „Halt“ im Sinne von „Anhalten“ und „Festhalten“ und „Behalten“ und „Innehalten“.
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Der neue Mensch: Ein Neandertaler mit Waschbrettbauch, Steinherz, Dauerlächeln, einem Flexibilitätsgen und einem nassen Brötchen im Kopf, das nur rechnen kann.
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„Wettbewerb als Entdeckungsverfahren“10 – d.h. das Ordnungsprinzip ist das Experiment der Konkurrenz und die Zukunft darum eine umkämpfte Ziellosigkeit.
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Unbewusst: Nach Erfolg streben, blind konsumieren, lieben wie gesollt, leben wie gesollt, sich frei fühlen und vergessen, wie man ideologisch vereinnahmt wird.
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Eiszeit: Wir gehen auf kalte Zeiten zu, in denen man glaubt nicht zu erfrieren sei bereits Liebe.
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Lob der Pluralität: Die Vielfalt fördert den Begründungszwang, da man vor sich rechtfertigen muss, warum man für Dieses zwischen Vielem ist.
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Aus Sicht von Wirtschaft und Politik sind Aufklärung und Verbraucherbildung kontraproduktiv: arbeitswillige Konsumenten, die wenig denken, sind am brauchbarsten.
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Die Anderen sind so lange gleichgültig bis sie ihre Sicht und Interessen kundtun: dann bekommt die Gleichgültigkeit ihre Polung hin zur Zuneigung oder Ablehnung.
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Basis: „Die Meisten bekommen nie genug. Gier tut uns gut.“ - Grundlage und Glück des Kapitalismus.
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Bestreben: „Die Meisten dürfen nie genug haben. Mangel ist Pflicht“ - Fundamentalforderung des Kapitalismus.
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Not: „Alle haben genug und wir nichts mehr zu verkaufen!“ - Die Angst des Kapitalismus.
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In imaginärer Begleitung: Wenn es keine "Privatsprache"11 gibt, dann sind die Anderen, zumindest indirekt, immer dabei.
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Horkheimisch: Der spätkapitalistische Warenfetisch des Immer-Neuen ist die Sublimierung der „Sehnsucht nach dem ganz Anderen.“
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Sinnmarkt: Auf dem Sinnmarkt den metaphysischen Hunger sättigen: “Wo gehst du einkaufen, wenn dein Verlangen nach großen Antworten Hunger hat?“
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Dialektik des Ideals: Das reine Gehorsam des Schönheitsideals, das zum Wahn wird, macht die Menschen gekünstelt und hässlich.
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Säulen der Gesellschaft: Arbeit, Konsum, Information bis zur Verwirrung und Exzesse der Unterhaltung hin zum nutzlosen Selbstvergessen.
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Gradmesser der individualisierten Gesellschaft: Je mehr unterschiedliche Reaktionen ein Ereignis provoziert, umso dekollektivierter ist eine Gesellschaft.
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Abgangs-Arrangement: Dass man heutzutage die „Weltverbesserer“ belächelt, ja gar als Träumer bemitleidet, zeigt eins: man hat sich mit dem Untergang arrangiert.
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Neoliberalismus: Sozialdarwinismus + Markt.
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Verbrauchermacht: Bewusste Konsumeinschränkung heißt im Kapitalismus - "den Aufstand proben."
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Rassismus: Der ideologische Irrsinn der Herkunft und Physiognomie.
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Terrorismus: Die Idiotie politischer Radikalisierung, die mit einer Freund-Feind-Schematisierung blutigen Ernst macht.
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Radikalisierung: Komplexitätsminderung und Reaktion auf den Exzess der liberalen Freiheit und die Orientierungslosigkeit der pluralistischen Moderne.
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Eintönig: Die Geschichte des „weißen Mannes“ ist farblich recht eintönig, sie ist blutrot.
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Funktion der Kritik: Den Finger in die Wunde des Zeitgeistes zu stecken, ist ein Nervenkitzel, der vielleicht zur Heilung Anreiz gibt.
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Ab-/Anerkennung und Widerstand: „Die Hölle sind die Anderen.“12 - Da man aber den Anderen auch der Andere ist, machen wir uns das Leben oft zur Hölle.
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Aufschrei: Dass in einer Welt, die Überschuss produziert, noch immer Mangel herrscht, den man beheben könnte, wenn man wollte, ist ein zivilisatorischer Skandal.
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„Erste Welt“- Problemchen: Manchmal kann ich mein und das Gejammer meiner Mitmenschen nicht mehr anhören. Es sind Luxusleiden: Elegien von Maden im Speck.
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Ein bisschen Zeit bannen: Die Uhr ablegen ist schon ein Stück Urlaub.
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Das Unterwerfungsmittel: „Das Kapital ist nichts anderes als der Hebel, der den Unternehmer in den Stand setzen soll (…) Güter seiner Herrschaft zu unterwerfen.“13
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Im Netz der Datenspinne: Wer sich im Netz bewegt, der wundere sich nicht, dass er mit Daten dort kleben bleibt, sichtbar und mit Werbung umwoben wird.
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Einfacher Grund der klammen Kassen: Oft reicht das Geld nicht, nur weil unsere Bedürfnisse zu viele sind.
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Tiefengrammatik: „Sie/er ist schöner, klüger, dünner, erfolgreicher usw. als ich!“ – Der Komparativ macht aus Mitmenschen Konkurrenten.
Metaphysik des Marktes: „Was darf ich hoffen?“14 – „Auf die unsichtbare Hand…“15 des Marktes, die alles zum Besten lenkt.
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Dass heute, in Zeiten pluralistischen Geschmacks, schlechte Publicity immer auch Werbung ist, heißt: jede Scheiße findet Anklang und immer einen, der sie kauft.
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Zwang heute: Man muss sich marktgängig machen, da man zur Einkommensgenerierung marktabhängig ist. Denn ohne Einkommen ist Leben kaum möglich.
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"Lässt es sich zu Geld machen...?" - Der Verwertungswunsch ist ein Synonym für die Konformität mit der kapitalistischen Logik.
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Diebstahl: Die Rache der Armen und des Prekariats, das den Mangel der Sozialpolitik kompensiert, in dem es das Recht „privatisiert“.
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„Der Mensch ist dazu verurteilt, frei zu sein!“16 – Was im 20. Jhd. noch eine Philosophie war, ist heute individualisierte Gesellschaftsnorm: Jeder muss wählen.
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Adlerperspektive: „Die Masse“ ist eine Sicht aus abstrakter Höhe. Von der Erde besehen zeigt jeder konkrete Mensch Eigenheiten, - gesetzt man hat Augen dafür.
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„Celebrity“: Die „Gefeierten“ feiern sich auf roten Teppichen selbst. Und jene, die die „Gefeierten“ feiern, verfeiern und verflachen ihre Lebenszeit.
Eitelkeit im Thema: Worüber man sich gut und gern auslässt, darin gefällt man sich in gewissem Maße nur selbst, dadurch, dass man glänzen kann.
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Bildungsperspektiven: Schulpflicht ist - wohlwollend gedacht -, eine Bildungsermöglichung; - kritisch gesehen - eine Nötigung zur sozialen Funktionalität per Gesetz.
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„Zusammen sind wir stark“: Kooperation ist Machtmehrung.
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„Sich ein Autogramm holen“: Sich von jemandem ein Autogramm holen ist wie ein Kniefall und eine selbstgewählte Erniedrigung.
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„Ichisierung“: Limonade, Schokoladenaufstrich und Co. mit „Deinem“ Namen darauf: personalisierte Produkte vom Fließband für Individualitätsillusionen.
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Merke: Ironie bei der ersten Bekanntschaft kann zu Irritationen beim Gegenüber führen – bewusste Verstellung versteht nicht jeder.
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Falsch: Ach, dieses konditionierte Lächeln der Verkäuferin heute an der Kasse. Kind, - wer hat dir nur eingebläut, dass diese Falschheit verkaufsfördernd wirkt?
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Gerudelte Herde: Menschen sind wie Herdentiere mit Rudelcharakter, denn in ihren losen Zusammenschlüssen herrscht der Hang zur Hierarchie und Unterscheidung.
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Falschheiten: Fordere ehrliche Gründe und du bekommst oft Ausflüchte geboten; fordere Wahrheit und du bekommst zumeist Lügen aufgetischt.
Raritäten: Sie sind rar, aber schön, jene kurzen Lichtblicke Menschlichkeit, wenn sich zwischen Fremden ein Lächeln und drei nette Worte kreuzen.
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Stadtdesign: Innenstädte werden, durch die Präsenz großer Handelsketten zunehmend vereinheitlicht: nur die historische Architektur prägt noch ihre Eigenheiten.
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Geld als neuer Götze, der feiste Welttanz aller Länder um ein Tauschmittel. Wohlständig in den Abgrund: Untergang de luxe!
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Zukunftshybrid: Das Gebrüll nach Nachhaltigkeit bedeutet man möchte den Fortschritt mit Konservatismus kreuzen.
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Kontexte: Das Wasseratom denkt sich frei, aber die Welle und ihre Masse, in der es treibt, gibt seiner Bewegung oft die Richtung vor.
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Erobern und/oder verteidigen: Sich ereifernde Vaterlandsliebe ist und war selten friedensförderlich.
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Selbstoptimierung: der gesellschaftlich akzeptierte Krieg gegen die eigenen Schwächen.
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Die Einzeloptimierung und die Hoffnung für alle: Wenn sich jeder individuell verbessert, verbessert sich das Kollektiv.
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Patriotismus: Der Narzissmus der Nation.
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„Der Ausländer“: Das Produkt des Schwachsinns von Nationalbewusstsein und Staatsgrenzen.
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Extreme sind Bequeme: Extrem zu sein ist bequem, da man sich nicht mit den Ambivalenzen und der gedanklichen Arbeit des Austarierens beschäftigen muss.
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Gruppencodex Moral: Wo eine Moral das Zusammenleben regelt, ist oft Einschluss und Abgrenzung, Willkommen und Ablehnung gegen andere mitgedacht.
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Merk-würdig: Dienstleistung ist ein merkwürdiger Begriff: als ob ein Dienst nicht auch eine Leistung wär! Ein Diener leistet doch etwas…
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Syllogismus des Geldes: Lebensmittel, die Leben ermöglichen, sind fast nur käuflich zu erwerben. Erwerb erfolgt durch Geld. Ergo: Geld ermöglicht Leben.
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Zynismus des Leistungsdrucks: die Diamantpresse des Kapitalismus, in dessen Produktionsverlauf einfach einige Steine zerbrechen.
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Klugheit: Wer das Unumgängliche bejaht, der spart Energie, die er zur Aufrechterhaltung der Ablehnung benötigt: Kluge Bejahung setzt Kräfte frei!
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In Beziehung setzen: Relativierung lernte ich in den Straßen Bombays: Vieles was wir im Westen „Elend“ nennen, wäre dort ein Leben mit Deluxe-Ausstattung.
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Wechselwirkungen: Schuldzuweisungen sind nicht selten Resultate der Blindheit für die eigenen Anteile im Geschehen.
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Persönliche Grenzen: Ekel ist ein Abgrenzungsinstinkt, der eine Grenze setzt, hinter der einem als Reaktion nur noch das Erbrechen bleibt.
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Kauf, Ressourcenverknappung und ihre Folgen. Kurzgesagt: Wir konsumieren uns kaputt.
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Lenkung: Die besten Führungsmittel für die Masse sind Anreize und Schrecken: durch diese lässt man sich lenken, durch jenes lässt man andere für sich denken.
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Verflochten: Umso komplexer und verflochtener die globale Welt wird, umso eher kann vielleicht die Chaostheorie zur Erklärung der Gegenwart dienen.
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Habitus des Gehabes: Einstellung und die exaltierte Darstellung derer, die sich im Besitz von etwas wähnen und darauf stolz sind.
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„Arschologie“: Unabhängig von Herkunft, Nationalität, Religion usw. – Arschloch-sein ist eine Frage des Charakters - und die gibt es überall.
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Wissentlich: Ignoranz ist eine Art der Verdrängung, denn wenn ich etwas nicht wissen will, dann habe ich schon Vorwissen von dem, was ich wegschiebe.
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Erfahrung aus Indien, Afrika et a.: Wir im Sonnenscheinland kennen keinen wirklichen Hunger, sondern nur längere Phasen aufgeschobenen Appetits.
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In den Blick nehmen: Das Gesetz schafft das Verbrechen.
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Kapitalismus als Religion? – Der Kapitalismus kann die spirituelle Lücke nicht füllen, denn er produziert eine strukturelle Unzufriedenheit, die gleichzeitig sein Motor ist.
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Vom Versprechen: Wenn jemand etwas verspricht, dann auch immer nachfragen, ob er sich nicht versprochen hat.
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Parodie des Optimierungszwangs: Etwas aus sich machen, was sich nicht verwerten lässt - ein gebildeter und athletischer Außenseiter werden...
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Herabsehen: Kaum ein Tag vergeht ohne versuchte Erniedrigung. Und wenn es nur Blicke sind die erdrücken wollen…
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Familienfeste: Fressfeiern mit Sitzfleischverletzung.
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Sich zeigen: Soziale Netzwerke haben einen Paradigmenwechsel von der Privatheit zur öffentlichen Präsenz von Jedermann bewirkt.
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Bedingungen: Wie sollen Blumen gedeihen, wenn man Samen in Beton streut?
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Gute Romane und konkretes Mitgefühl haben eines gemeinsam: die bereichernde Teilhabe am Leben der Anderen.
Kulturnatur: Stadtgeräusche im Hintergrund, kulturelle Antriebe im Inneren: das zivilisatorische Rumoren ragt bis in die Stille der Wälder. Unberührtheit ist rar.
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Eile in Kuba: Wenn Mehrleistung keinen Anreiz bietet, gewinnt die gemütliche Langsamkeit wieder an Geltung. Weniger Betriebsamkeit hat Müßiggang als Mehrwert.
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Wir: Die Grundfrage individualisierter Gesellschaften ist, wie Solidarität und ein Gefühl von kollektiver Kohärenz aufrecht gehalten oder erzeugt werden kann.
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Kernparadoxie: Das konstitutive Konzept der distinguierenden Konkurrenz in einer Leistungsgesellschaft steht dem Gedanken der Solidarität diametral entgegen.
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Offen um den Status Quo zu festigen: Gelassenheit, die nur be- und zulässt, ist Konservatismus des Bestehenden.
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Konsumkernfrage: Wenn man sich beim Einkaufen fragt, ob man dieses oder jenes wirklich braucht, geht man meist auch mit weniger nach Hause.
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Heimat: Wenn ihr nett seid, seid ihr überall willkommen, ab zuhause ist da, wo auch das Ausleben der eigenen Defekte kein schlechtes Gefühl erzeugt.
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Seelische und psychosomatische Krankheiten: Oft körperliche Stoppsignale, die auf eine entschleunigende Auszeit aus der Knochenmühle des Betriebs hindeuten.
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Erwartung und eigener Anspruch: Es überfordert sich, wer in allen Lagen mehr als gut sein will. Es bedarf auch einer Priorisierung der Rollen.
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Werte: Zweckrationalität ist nur eine Spielart der Wertrationalität, denn auch der Zweck hat oft als Übergeordnetes einen Wert, seine Wichtigkeit und Bedeutung.
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Wertaxiom: Man kann nicht nicht werten: in jeder Handlung steckt eine Bedeutungszuschreibung und Wertschätzung, allein dadurch, dass sie gewählt wird.
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Schmeichelei: Gebraucht zu werden und nützlich zu sein schmeichelt den eigenen Fähigkeiten.
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Schmerz: Missbraucht und ausgenutzt zu werden zerschmettert die Achtung vor sich.
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Veränderungsträgheit: Schuld sind zumeist die Anderen, denn wenn nicht, so hieße das, man müsste sich eventuell ändern.
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Virtualität mit Effekten: Börsenspekulation - ein virtuelles Zahlenspiel vom Schreibtisch aus, das „Blasen“ zum Platzen und Menschen reale Tragödien bringt.
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Sozialer Sprengstoff: Eine Jugend ohne Perspektive ist Dynamit.
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Druckmittel a.D.: Das bedingungslose Grundeinkommen ist eigentlich darum tabu, weil es die Arbeitgeber entmachtete und die Bürger der Leistungspflicht enthöbe.
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Achtung: ein Projekt, das sich als alternativlos darstellt, bessere Zustände verspricht und an das sich alle halten sollen, heißt Ideologie.
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Die Gefahr des Einen: Monotheismus, Monismus, Monarchie, Monopol – was sich als alleinige Macht ins Recht setzt, ist oft gegen das Andere auf Kampf aus.
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Zeitkriminalität: Wer keine Zeit hat, sie aber für sich nötig erachtet, der muss sie sich nehmen, - notfalls auch stehlen.
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Ausweichen: Selbstironie ist mitunter auch nur eine Strategie, um möglichen Angriffen eine geringere Trefferfläche zu bieten.
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Abgestumpft: Bei den Abendnachrichten schlafe ich neuerdings immer ein. Das wiederholte Elend der Welt beginnt mich zu langweilen.
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Andere Mächte in uns: Wer sich nicht gehorcht, der wird beherrscht.
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Wissen ist Macht: Um für sein Recht zu kämpfen ist es nicht die schlechteste Voraussetzung es überhaupt zu kennen.
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Zusammenleben gestalten: Ruhe, Trubel, dann dies, dann jenes, wer kümmert sich? Du? Ich? Wann? Jetzt? - Familienleben ist Politik der Bedürfnisse im Kleinen.
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Der ausgeschlossene Dritte: Das Schlechte auch an vermeintlich guten Witzen: zumeist gehen sie auf Kosten von Dritten, die nicht anwesend sind.
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Ruheort: Gemeinsames von Schlaf und Toilette? In beide kehrt man ein, ohne dass uns überhaupt bzw. gern jemand folgt: beim Knacken und Kacken ist Ruhe.
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„Es besser haben zu wollen, schläft nicht ein.“ 17– und wir sollen es mit den neuen Produkten besser haben. Werbung macht sich das Prinzip Hoffnung zu nutze.
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Konfliktpotential: Eigene Bedürfnisse und Ansprüche an sich versus den sozialen Konventionen und Erwartungen: Ein „Ich“ sein wollen ist eine Kampfansage.
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Ausgrenzung: Die Mitwelt straft pure Egoisten oft unbewusst: wer nur an sich denkt, wird für gewöhnlich gemieden. Kurz: Ein Arschloch wird vereinsamt.
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Kluge Dummheit: Sich irgendwie Ihren Vorteil und Nutzen zu verschaffen: soviel Verstand haben selbst die Dümmsten. Es gibt eine Art angeborene List zur Lust.
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Schaf: Wer bei Aufforderungen, die mit „Du musst“/“Du sollst“ beginnen, nicht innerlich zusammenzuckt und mit Widerstand reagiert, der ist zum Folgen geboren.
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Windrose Tagtraum: Tagträume können weltvergessender Trost sein, aber auch kleine Visionen, die der Zukunft die Richtung des eigenen Wachstums geben.
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Zerrissen: Wer allen Erwartungen von Anderen gerecht werden will, der passe auf, dass es ihn nicht wie ein Blatt Papier in alle Richtung zerreißt.
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Oppositionsmentalität: Ein Nein zu Allem als Programm.
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Günstiger: Vereinheitlichung senkt Transaktionskosten, denn Gleichschaltung reduziert die Reibungsflächen und fördert das Funktionieren.
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Real: Formal sind wir gleich vor dem Gesetz, real aber ein Individualfall vor der Interpretationsfähigkeit und des deduktiven Vermögens eines Richters.
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Siegen: Wettbewerb konzipiert das Zusammenleben als Rivalität unter dem Diktat des Vergleichs und des Optimierungszwangs.
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Wachstums- und Wettbewerbslogik: Die serielle Produktion von Gewinnern und Verlierern, in der Hoffnung, dass Niederlagen zur Optimierung reizen.
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Wettbewerbsopfer: Die Verlierer des Systems ohne Ansporn zur Optimierung brüten Zorn aus.
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Laut Freud ist Kultur die „Sublimierung“18 des Sexualtriebs. Das heißt lax übersetzt: Kultur, die Verfeinerung lustvoller Fähigkeiten durch den verwehrten Fick.
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Kauferfahrung im Supermarkt: Ein Entscheidungsstarrkrampf durch Optionsüberladung – Gewohnheit entlastet.
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Trend: Ästhetische Trittbrettfahrerei für jene ohne eigenen Geschmack.
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Tacheles: Deutschland ist „Konsumchampion“ (Tagesschau) – Übersetzt heißt das: „Wir sind Vernichtungsweltmeister“.
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Inszenierung im Medienzeitalter: Effekthascherei als vermeintliches Argument.
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Paradigmenwechsel: „Imitatio Christi“ hat abgedankt. Das Ideal des Leistungsbetriebs ist das des Aufstiegs aus der Gosse zum Multimillionär: „Imitatio Rocky“.
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„Erwachsen sein“ ist die Ideologie der älteren Generation: Man ist erwachsen, wenn man funktioniert und das Funktionieren nicht mehr vor sich rechtfertigt.
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Aus den häufigen Blicken aufs Handydisplay und den tippenden Fingern allerseits, lässt sich auf ein Bedürfnis nach Kommunikation und Zerstreuung schließen.
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Der Fortschrittsglaube ist nicht tot, er hat sich nur individualisiert und im Gewand der Zwangsjacke der Selbstoptimierung seine Träger im Einzelnen gefunden.
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Streitkultur: In den unteren Schichten prügelt man sich mit der Keule der Derbheit, in den gehobenen Kreisen stichelt man mit dem Florett der tückischen Nuance.
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Haltlosigkeit: Das Problem der Karriereleiter ist: Sie lehnt sich nirgends an und darum kann man schneller fallen als man gestiegen ist.
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Produktwerbung: Mikroideologien des Alltags – da man so gerne das Verkaufsinteresse ausblendet.
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„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Die Würde des Menschen als Abstraktum ist unantastbar, aber wie steht es um die Würde eines jeden einzelnen Menschen?
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Suche: Die neue, freiwillige Geständniskultur 2.0 ist eine Suche nach Verständnis und Verbundenheit, als Reaktion auf die Anonymität in der kalten Masse.
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Paradoxe Politik: Man regiert durch Freiheit, da ohne Einkommen nichts geht, ist man in der freien Welt genötigt auch aus Angst für seinen Unterhalt zu sorgen.
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City: Die Blicke in den Einkaufspassagen der Städte, Cafés und Studios, suchende Blicke, unsicher und furchtsam in den fahlen Glanz der Reserviertheit gekleidet.
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Die Idee der Vollkommenheit, makellosen Schönheit und Co.: Eine Ideologie, die gleichzeitig Insuffizienzen und die Sehnsucht ihrer Abschaffung weckt.
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Vierte Kulturtechnik neben Lesen, Schreiben, Rechnen: Smartphone befingern.
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Terror der Verwertungslogik: „Bring verwertbares oder du bist raus!“
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Komplexitätskrisen: Politik in Zeiten des globalen Marktes scheint ein Entscheiden und Gestalten im Zustand struktureller Überforderung zu sein.
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Menschliche Aufenthaltsorte: Am gelifteten „Busen der Natur“ und im Würgegriff der Gesellschaft.
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Gestufter Aufstieg mit Tücken: Das Hamsterrad als kapitalistische Karrieremetapher – Malochen ohne Ende, wobei alles Erreichte nie genug ist!
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Fortschritt: Ein Höhlenbewohner, der Menschenrechte aufstellt, das Atom teilt, Computer und Zyankali erfindet…Die Zukunft bleibt spannend.
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Wunsch: Es wäre wünschenswert und fast eine Klimarevolution, wenn der Frühling auch die Zwischenmenschlichkeit etwas entfrostete.
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Sucht aus ökonomischer Sicht: Die konstanteste und sicherste Art der Nachfrage.
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Wer nichts in der Tasche hat, der vergleicht eher die Preise: Armut macht preissensibel.
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Sprachmauern: Sprache ist die Barriere zwischen den Völkern, die sich im schlimmsten Fall zur Wand des Nationalbewusstseins auftürmt.
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Europa und die Globalisierung: zwei „große Erzählungen“19, die man im politischen Diskurs gern zu Legitimationszwecken nutzt.
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Massenmeinung und Massenglück: oft genug Unmündigkeitsbekundungen.
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Egoismus: die menschliche Grundtönung. Geben: ein Lichtblitz im Grau.
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Das westliche Ideal: Das westliche Lebensmodell als Exportschlager ist auf lange Sicht ein guter Weg in den ökologischen Ruin.
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Freuds „Unbehagen in der Kultur“20 vulgärpsychologisch: Man geht einem mit Erwartungen und Pflichten auf den Sack, sodass Es im Ich um Lust kämpft.
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