Numen und Zwielicht - Andreas Gloge - E-Book

Numen und Zwielicht E-Book

Andreas Gloge

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Beschreibung

13 Kurzgeschichten: Sie erzählen von Hexen und Trollen, von Gangstern und Geburtstagen, vom Weltall und vom Winter, von Einsamkeit und Illusionen, von Mordgedanken und vom Gewissen, von Blumen und Numen und natürlich vom Zwielicht.

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Das Numen

Ein aus dem Lateinischen entlehnter Begriff für das Überirdische, das Letztendliche, das Göttliche, das Wunder des Seins – doch losgelöst von jeglichen Assoziationen, die auf Worten unserer „natürlichen“ Sprache beruhen.

Das Numen steht außerhalb unserer Realität und kann deshalb weder bewiesen noch widerlegt werden.

Es lässt sich nur durch dessen Erkenntnis erfahren und zwar entweder als grauenvoll-abschreckendes mysterium tremendum oder als faszinierend-entzückendes mysterium fascinosum – denn das Numen ist stets beides zugleich ...

ZWISCHEN DEN SEITEN

Sommerstein und Borkenfels

House Hilltop

Der beste Geburtstag aller Zeiten

Der beste Geburtstag aller Zeiten –

Revisited

Ein Zauber(er) zuviel

Der nächtliche Zwilling

Die Faust und das Herz

Blumenwunder

Der Galaktische Depeschendienst

Herbstwind

Schnee aus fernen Tiefen

Numen und Zwielicht

Angekommen

(eine Geschichte aus Deeprock)

VORWORT

Geschichten sind wundersame und äußerst lebendige Geschöpfe und vornehmlich dazu da, erzählt, erlebt und nicht mühevoll eingeleitet zu werden.

Daher möchte ich mich kurz fassen:

Ich bin mir sicher, dass diese kleinen Erzählungen sich insgeheim sehr darauf freuen, gelesen und gemocht zu werden. Natürlich würden sie es in der Öffentlichkeit niemals zugeben (kauzig, scheu und stur wie sie nun mal sind), aber so ist es nun mal.

Willkommen zu Numen und Zwielicht.

SOMMERSTEIN UND BORKENFELS

Vor vielen Jahren lebte nahe dem Fuchswald und dicht am Ufer des sagenumwobenen Schwarzsees der König Umbrosius auf seinem Schloss Sommerstein.

Das Land und seine Bewohner erlebten unter der Herrschaft des Königs eine Zeit des Friedens und des Wohlstandes. Nichts schien die Idylle stören zu können, und bei jeder neuen Hochzeit und bei jeder neuen Geburt riefen die Menschen laut und fröhlich „Umbrosius sei’s gedankt!“ und verbeugten sich in die Himmelsrichtung, in der sich Schloss Sommerstein befand.

Doch mit dem sechsundsechzigsten Geburtstag des Königs, der zugleich der Neujahrstag war und ebenso das dreiunddreißigste Jahr seiner Regierung, wurde von einem Tag auf den nächsten alles anders.

An jenem Tag vor sieben Monaten befiel ein unheimlicher Fluch die Bewohner Sommersteins und aller anderen Provinzen im Königreich:

Jedes neugeborene Leben im Königreich kam kerngesund zur Welt, doch scheinbar zu ewigem Schlaf verbannt. Ob Einzelkind, Zwillinge, Drillinge, ob Hundewelpen oder Katzenkinder, ob Ferkel oder Küken, sie alle schliefen. Ihre kleinen, jungen Herzen pochten, die Gesichter waren friedlich, die Äuglein geschlossen, sie alle benötigten weder Essen noch Trinken, doch sie alle schliefen.

Und nichts vermochte sie zu wecken ...

Ob Mönche, Priester, Hebammen, Gelehrte oder Narren (welche mitunter nur schwerlich voneinander zu unterscheiden waren), niemand wusste, wie das Unheil zustande kam, geschweige denn, wie es zu beheben sei. Und mit jedem heraufziehenden Morgengrauen wuchs das Ausmaß des Fluches weiter an, wurden die Gesichter der Menschen grimmiger, verschlossener, versagten ihre Stimmen beim Rufen des Königsnamens, und ein Schatten der Trauer legte sich über das Land.

Am siebten Tag des Juli dieses unheilvollen Jahres stieg König Umbrosius, von der Last schlimmer Nachrichten gebeugt, die steinernen Treppenstufen zu seinem Thronsaal empor. Soeben hatte er von einer Hebamme erfahren, dass erneut ein Kind, die in der Nacht geborene Tochter des Hufschmieds, schlafend zur Welt gekommen war. Und diese Nachricht grämte ihn sehr.

Das große Portal zum Thronsaal wurde von zwei Dienern bewacht, die stolz ihre Wappenröcke trugen: mit dem Zeichen einer leuchtenden Sonne über einer saftig grünen Tanne.

„Holt mir Myrius herbei“, murmelte König Umbrosius grimmig, als er zwischen ihnen hindurch in den Thronsaal trat.

Die Diener verneigten sich tief, und sofort eilte einer von ihnen los, um nach Myrius zu suchen. Myrius war ein Mönch, ein Gelehrter, ein Mann Gottes, und der beste Freund des Königs. Sie waren gleichen Alters und hatten viele Sommer und Winter miteinander verbracht. Wenn jemand eine Lösung für den schrecklichen Fluch finden könnte, dann Myrius. Davon war der König überzeugt.

Schweren Schrittes durchquerte König Umbrosius die weite Halle des Thronsaals, den Blick nachdenklich zu Boden gesenkt. Er spürte die Augenpaare seiner Vorfahren von den Gemälden und Wandteppichen auf sich gerichtet, so als trage er allein die Schuld am Unheil, das so unverhofft ganz Sommerstein befallen hatte.

Seufzend ließ sich der König auf dem Thron nieder und griff nach einer Karaffe mit Wasser. Es war schließlich Sommer und seit Tagen hatte es nicht mehr geregnet. Die Luft war heiß und stickig.

Kaum hatte sich König Umbrosius einen großen Schluck Wasser gegönnt, da vernahm er ein Geräusch, und in der Annahme, es sei der gerufene Myrius, hob er den Kopf.

Doch es war nicht sein alter Freund der Mönch.

Es war eine Frau. Des Königs ohnehin schon sehr faltige Stirn legte sich in noch tiefere Falten.

Wer war diese Person?

Und wie war sie ins Schloss gekommen?

Die junge Frau stand vor einem der geöffneten Fensterläden und trug einen nachtschwarzen Umhang aus Rabenfedern. Ihre pechschwarzen Haare fielen gelockt über ihre Schultern, und die dunklen Augen funkelten belustigt.

„Wer seid Ihr?“, rief König Umbrosius.

„Mein Name ist Piiitana“, wisperte die junge Fremde, und der Wind trug die Worte vom offenen Fenster hin zum Thron.

„Pyjama?“, hakte König Umbrosius verwundert nach. Seine Ohren waren nicht mehr die besten und im Laufe der vielen Jahre zu oft auf Durchzug gestellt worden - was kein Wunder war, hatte der König in seinem langen Leben doch mehr flauen Geschichten lauschen müssen, als Werwölfe Haare am Hintern haben.

Aber wir wollen nicht abschweifen ...

„Meine Lehrmeisterin war die altehrwürdige Abraxas, die von Euren mürrischen Mönchen und plumpen Priestern als ... hässliche Hexe bezeichnet wurde.“

„Also bist auch du eine Hexe?!“, empörte sich König Umbrosius und sprang von seinem Thron auf. „In meinem Thronsaal? Welch’ Schande!“

„Ruhig, ruhig, mein geliebter König“, säuselte Piiitana und bewegte sich dabei nicht vom Fenster fort. „Ich denke, ich kann Euch von Nutzen sein.“

„So? Dann sprecht schnell, bevor ich meine Wache rufe“, rief König Umbrosius.

„Ihr wollt doch sicherlich den Fluch brechen, der das Land beutelt und die Leben der Menschen verbittert, nicht wahr? Ich biete Euch meine Hilfe an. Willigt ein, und dieser überaus lästige Fluch wird innerhalb einer Woche verschwinden.“

König Umbrosius stemmte grimmig die Arme in die Hüften. „Pah! Das ist ja lächerlich! Warum sollte ich einer Hexe glauben?“

„Mein großherziger König, Ihr solltet mir besser glauben, da ich selbst für den Fluch verantwortlich bin!“

König Umbrosius traute seinen Ohren nicht.

„Alles, was ich verlange, ist, Eure Gemahlin zu werden. Die Königin von Sommerstein. Ihr seid alt. Das Land braucht eine junge Hand, die es führt, wenn Ihr eines Tages von uns geht.“

Vor lauter Zorn war das Gesicht des Königs kirschrot angelaufen.

Bevor er auch nur ein Wort rausbringen konnte, fügte Piiitana hinzu: „Wenn Ihr nicht auf mein Angebot eingeht, dann wird bald ganz Sommerstein im Schlaf liegen. Nur die Alten, wie Ihr, werden noch wach sein. Irgendwann wird es keine neuen Kinder mehr geben. Keine Zukunft. Überlegt es Euch, mein König. Bis Mitternacht gebe ich Euch Zeit.“

In diesem Moment betrat der Mönch Myrius den Thronsaal. Sein Kopf war kahl, und er trug eine graue Mönchskutte, deren Kapuze nach hinten geschlagen war. Trotz seines hohen Alters blitzten die Augen unter seinen buschigen weißen Augenbrauen aufmerksam und voller Witz. Sein Blick wanderte erstaunt vom König zu Piiitana und dann wieder zurück zum König.

In diesem Moment verwandelte sich die junge Hexe mit einem schrillen Schrei in einen Raben und flatterte aus dem Fenster davon.

König Umbrosius fiel stöhnend zurück auf seinen Thron, schlug die Hände vor sein Gesicht und brummelte unanständige Flüche vor sich hin, die der herbeieilende Myrius Ave-Maria murmelnd augenblicklich aufzuheben versuchte.

Einige Stunden später war die Sonne am Himmel untergegangen. Mitternacht rückte näher. Wie würde sich König entscheiden? Was würde er tun? Umbrosius hatte bereits die besten Ritter, die wundersamsten Abenteurer und die weisesten Gelehrten ausgeschickt, um den bösen Fluch zu brechen. Sieben Monate lang hatten sie alle Zeit gehabt ... und doch versagt.

In einem hatte Piiitana Recht: Ohne Kinder gab es keine Zukunft für das Land. Blieb dem König wirklich eine Wahl?

Myrius grübelte über all dies nach, während er kopfschüttelnd vor seiner Schrankwand mit den vielen bunten Schriftrollen auf und ab lief. Der alte Mönch hatte sich in seine Studierstube zurückgezogen und suchte dort vergebens nach einer Lösung für das Dilemma.

Eine Hexe als Königin? Unmöglich! Das durfte nicht sein!

Erst jetzt merkte er, dass die Nacht recht kühl war und es ihn innerhalb der steinigen Schlossmauern ein wenig fröstelte.

„Ich muss mir ein Feuerchen im Kamin machen“, sagte Myrius zu sich. „Dann fällt mir schon was ein.“

Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, da flammten wie von Zauberhand die Holzscheite im Kamin auf.

„Uuh!“, rief Myrius erschrocken.

Wie zur Antwort ertönte ein meckerndes Kichern hinter ihm. Der Mönch drehte sich geschwind um und sah zu seinem gleichzeitigen Erstaunen und Entsetzen eine missgestaltete Kreatur in seinem gepolsterten Sessel kauern. Das Wesen war kaum einen Meter groß und trug nur einen verschmutzten Lendenschurz. Die Haut war borkig und schwarz, die Füßchen mündeten in Pferdehufe, und den Kopf zierten gewundene Widderhörner, rotglühende Augen und ein schiefes Grinsen, das eine spitze, gelbliche Zahnreihe offenbarte. Eine Schwefelwolke stieg daraus hervor, als der kleine Teufel erneut belustigt gluckste und die Flammen im Kamin daraufhin in die Höhe züngelten.

„Im Namen Gottes!“, rief Myrius erschrocken. Im Nu hatte er sein Holzkreuz aus der Tasche seiner Kutte gezogen und hielt es dem Dämon wie eine Waffe entgegen.

Der kleine Teufel verzog das Gesicht und hielt sich schützend eine Hand vor die Augen. Hinter ihm schlängelte sich aufgeregt sein haariger Schwanz auf dem Sessel.

„He, warum denn so unhöflich“, quiekte er. Und dieses Mal entfuhr nicht seinem Mund, sondern den spitz zulaufenden Ohren übelst nach Schwefel riechende Wölkchen. „Ich will doch nur helfen.“

Myrius wich einen Schritt zurück. Sein Kreuz hielt er nach wie vor fest in der Hand. Aber so langsam beruhigte sich sein Puls wieder. „Bei der Jungfrau Maria, was bist du?“

„Na, wonach sieht’s wohl aus, he?“ Das Wesen machte es sich jetzt wieder auf dem Sessel gemütlich und baumelte vergnügt mit den Hufen. „Ich bin ein Teufel. Manch einer würde mich auch Dämon nennen. Oder Höllengeburt. Ein böser Kobold. Ein Gruselwicht. Ach, ich habe zu viele Namen gehört. Bleiben wir doch bei Teufel. Oder treffender Teufelchen. Schließlich will ich den Boss nicht verstimmen.“

„Den Boss?“

„Na klar. Du weißt schon. Die Konkurrenz von deinem Boss.“

„Meinem Boss?“

„He, für einen Mönch deines Alters scheinst du recht töricht! Schon mal was von Büchern gehört? Und dem Buch der Bücher? Der Bibel? He? Da steht doch alles drin.“

Myrius fing sich langsam wieder. Es gelang ihm, das Zittern seiner Hand unter Kontrolle zu bringen, seinen Atem zu beruhigen und dieses Wesen, dieses Teufelchen, da auf seinem geliebten Polstersessel kauernd, ein wenig aufmerksamer zu begutachten.

„Also gut, Teufelchen. Was willst du hier? Das ist ein heiliger Ort. Nichts für Kreaturen wie dich oder ... deinen Boss. Und ich habe nicht viel Zeit. Der König erwartet noch heute Nacht meinen Rat.“

Das Teufelchen grinste breit, rülpste eine weitere Schwefelwolke in die Luft, und hielt sich glucksend den Bauch.

„Also gut Mönch, dann mal ohne große Umschweife zur Sache. Du willst also wissen, wie die Hexe Piiitana die Kinder verzaubert hat, oder?“

Vor lauter Überraschung fiel Myrius fast das Kreuz aus der Hand. Dann nickte er stumm.

„Ich könnte es dir erzählen“, zischelte der zwergenhafte Teufel mit einem schiefen Lächeln und drehte dabei vorsichtig den gehörnten Kopf zu allen Seiten, als befürchtete er einen heimlichen Lauscher. „Aber dafür musst du mir etwas versprechen ...“

„Niemals!“, rief Myrius schneller, als man Ave-Maria sagen konnte. „So töricht bin ich auch wieder nicht. Mit Geschöpfen wie dir macht man keine Geschäfte!“

Das Teufelchen schüttelte mit dem Kopf. „Jajaja, genau darum geht es doch. Immer diese Vorurteile. Gut und Böse. Hässlich und schön. Und so weiter und so fort. Ich gebe es ja zu, mein Boss schiebt eine Menge krummer Dinger. Und die Bücher stehen voll mit Anekdoten über schief gegangene Vereinbarungen zwischen uns und den Menschen. Aber irgendwann ist auch mal gut, verstanden?“

„Kein Wort“, antwortete Myrius stirnrunzelnd und absolut ehrlich.

„Ich will es anders formulieren. Piiitana ist eine mächtige Hexe. Sie hext den ganzen Tag herum und erschafft sich einen üblen Diener nach dem nächsten. Aber wenn Piiitana wirklich Königin werden sollte, was wird dann aus uns? Aus mir? Wir Teufelchen haben eh schon einen miesen Ruf bei euch Menschen. Aber mit den Möglichkeiten, die Piiitana als Königin hätte, wären wir schon bald nur noch altmodische Schreckgespenster. Ausrangiert. Belächelt. So darf das nicht enden. Der Boss wird sein Ding auch weiterhin durchziehen, keine Frage! Aber was wird aus uns kleinen Teufelchen, he?“

„Du hast also Existenzsorgen?“, erkundigte sich Myrius verwundert.

„Sagen wir mal so, das Gute denkt immer nur ans Hier und Jetzt, und kann sich nicht vorstellen, dass die ganze Welt einfach mal den Bach runtergeht. Das vereinfacht vieles, zugegeben. Das Böse indessen denkt immer nur an die Zukunft, ist nie zufrieden, immer rastlos, immer am Planen. Mit der Zeit recht anstrengend, glaub mir. Ich schlage dir also einen Pakt vor.“ Der kleine Teufel senkte sein Stimme zu einem Flüstern. „Ich verrate dir, wie man den Fluch und die Kraft Piiitanas bricht, und du tust mir einen Gefallen und hilfst mir dabei, die starren Grenzen zwischen Gut und Böse ein wenig aufzureißen. Und mal wieder Schwung in die Bude zu bringen. Alles weitere erzähle ich dir, nachdem du eingewilligt hast. Na, was ist jetzt?“

Myrius ignorierte das nächste Schwefelwölkchen und den Qualm, der sich bereits an der Decke seines Studierzimmers gesammelt hatte. Er musste nachdenken. Über eine halbe Stunde lief der alte Mönch auf und ab, grübelnd und verwirrt.

Der kleine Teufel kauerte derweil im Sessel und pulte gelangweilt mit seinen Krallenfingerchen in den Polstern herum. Sein gezackter Schwanz zuckte unruhig hin und her.

Schließlich willigte Myrius ein.

Teufel oder nicht Teufel, es galt, das Königreich Sommerstein zu retten! Außerdem bekam er langsam Kopfschmerzen vom strengen Schwefelgeruch und wollte dringend an die frische Luft.

Das Teufelchen führte den Mönch vor die Tore des Schlosses. Dort erhob sich der gewaltige Baum Borkenfels an die dreißig Meter in die Höhe. Die uralte Eiche stand dort seit Anbeginn des Königreiches und reckte ihre stolzen Blätter, Äste und Zweige dem sternenklaren Nachthimmel entgegen. Der Teufel gluckste beschwingt, hüpfte auf eine der gigantischen Wurzeln des Baumes und ließ sich im Schneidersitz darauf nieder.

Myrius blickte sich schnaufend um und fragte: „Was in aller Herrgottsnamen wollen wir hier?“

„Weißt du was das ist, Mönch?“

„Natürlich, der alte Baum Borkenfels. Der größte und älteste Baum in ganz Sommerstein. Seine Wurzeln sind breiter als die Schlossmauern.“

Das Teufelchen nickte zufrieden. „Und?“

„Was und?“

„Und was?“

„Ich versteh kein Wort. Die Zeit drängt, sprich nicht in Rätseln, du Teufel!“