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Wie alle Wiesenkobolde muss auch Hallimasch bis zu seinem fünften Geburtstag einen wahren Freund unter den Menschenkindern gefunden haben – sonst verwandelt er sich in einen gewöhnlichen Pilz. Doch nachdem sein erster Versuch vor langer Zeit gründlich schiefgegangen ist, hat Hallimasch seine Wiese oben auf dem Hügel nicht mehr verlassen. Und jetzt bleiben ihm nur noch ein Tag und eine Nacht, bevor die Verwandlung beginnt! Zusammen mit Wolly, dem Waschbären, wagt er sich hinab zum alten Bauernhof, wo gerade der Stadtjunge Artur eingezogen ist. Aber Artur will nichts mit Hallimasch zu tun haben. Jetzt muss schnell eine gute Koboldidee her, bevor der Morgen graut.
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Seitenzahl: 23
Kapitel 1: Schreck am Geburtstag
Kapitel 2: Ein erster Schritt
Kapitel 3: Gackern steckt an
Kapitel 4: Gemeinsam stark
Nachwort
Der kleine Wiesenkobold Hallimasch lag auf dem feuchten Gras und sah einer Wolke nach, die wie ein Berg Zuckerwatte über das endlose Blau des Himmels wanderte. Ringsum glitzerte der Morgentau, und von irgendwo näherte sich eine Hummel summend den Hügel hinauf. Aber Hallimasch hatte keinen Sinn für Glitzertau oder Hummeln. Stattdessen jammerte er wie jeden Morgen leise vor sich hin. „Oh weh, ich armer vertutzelter Kerl. Bald schon werde ich mich in einen Pilz verwandeln und nie wieder lachen oder tanzen können. Die Schnecken werden kommen und an mir herum knabbern und das war’s dann. Oh weh, ich armer, vertutzelter Kerl.“
So ging das jeden Morgen und jeden Tag, seit genau vier Jahren schon. Dabei war Hallimasch auf den ersten Blick ein Wiesenkobold wie jeder andere. Er war nicht viel größer als ein Eichhörnchen und seine Haut war braun und knorrig wie Baumrinde.
Wie bei Wiesenkobolden üblich bildete sich um seinen Bauch herum mit jedem Lebensjahr ein neuer Bauchring. Mit Koboldbäuchen verhielt es sich nämlich so wie mit Baumstämmen, nur dass deren Baumringe in den Bäumen wuchsen und Bauchringe nun mal eben außen, an den Bäuchen. Darüber trug Hallimasch eine Hose aus bunten Blüten, die aneinander geflochten waren. Und auf dem Kopf wackelte ein Pilz mit breitem Schwamm wie ein weißer Sonnenhut.
Hallimasch lebte auf seiner eigenen Blumenwiese ganz oben auf dem Hügel am Rande des alten Bauernhofes.
So wie alle Wiesenkobolde musste auch er spätestens bis zum Morgengrauen nach seinem fünften Geburtstag einen Menschen gefunden haben, den er einen wahren Freund nennen konnte. Und dem er fortan mit seinem Schabernack gute Laune bereiten würde. Ein derartiges Freundschaftsband mit einem Menschen zu knüpfen war allgemein als die große Koboldprüfung bekannt. Schaffte ein Kobold diese Prüfung nicht, so verwandelte er sich auf der Stelle in einen gewöhnlichen Pilz.
Und genau das war der Grund, warum Hallimasch so traurig und wehmütig zumute war. Denn Hallimasch hatte bislang keinen Freund unter den Menschen gefunden.
Seit dieser einen blöden Sache vor vier Jahren lebte er einsam und zurückgezogen auf seiner Wiese, und alles was er tat, war zu jammern.
Das Unglück hatte damals mit seinem allerersten Bauchring angefangen. Also seinem ersten Geburtstag. Hallimasch wollte an jenem Morgen sogleich los und einen Freund finden. Schnell wie der Wind war er den Hügel hinab zum Bauernhof gelaufen. Am Bach spielte nämlich immer die kleine Bauerntochter. Die sang gerne ihre Lieder und tanzte dazu ganz wunderbar.