Tolkiens Der Herr der Ringe - Andreas Gloge - E-Book

Tolkiens Der Herr der Ringe E-Book

Andreas Gloge

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Beschreibung

Tolkiens literarische Schöpfung ist nicht nur ein spannendes Abenteuerepos, sondern vielmehr ein zeitloser Appell an die Menschlichkeit und Moralität in uns allen, der das Genre der modernen Fantasy in bemerkenswerter Form geprägt hat. Dieses Buch zeigt auf, wie Tolkien seiner fiktiven Sekundärwelt Middle-Earth ihre einzigartige Ernsthaftigkeit und Glaubhaftigkeit verleiht und weshalb The Lord of the Rings zu einem der erfolgreichsten und einflussreichsten Bücher des vergangenen Jahrhunderts zu zählen ist. Doch auch die kritischen Stimmen bezüglich Tolkiens Werk werden näher beleuchtet und in Relation zum zeitgenössischen Umfeld des Autors sowie der klassischen Literaturtradition gesetzt. So erschließt diese Abhandlung die mythologischen und religiösen Quellen für Tolkiens imaginäres Universum und ergründet die tief verwurzelte und vielschichtige Symbolik von The Lord of the Rings.

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Über das Buch

Tolkiens literarische Schöpfung ist nicht nur ein spannendes Abenteuerepos, sondern vielmehr ein zeitloser Appell an die Menschlichkeit und Moralität in uns allen, der das Genre der modernen Fantasy in bemerkenswerter Form geprägt hat.

Dieses Buch zeigt auf, wie Tolkien seiner fiktiven Sekundärwelt Middle-earth ihre einzigartige Ernsthaftigkeit und Glaubhaftigkeit verleiht und weshalb The Lord of the Rings zu einem der erfolgreichsten und einflussreichsten Bücher des vergangenen Jahrhunderts zu zählen ist. Doch auch die kritischen Stimmen bezüglich Tolkiens Werk werden näher beleuchtet und in Relation zum zeitgenössischen Umfeld des Autors sowie der klassischen Literaturtradition gesetzt.

So erschließt diese Abhandlung die mythologischen und religiösen Quellen für Tolkiens imaginäres Universum und ergründet die tief verwurzelte und vielschichtige Symbolik von The Lord of the Rings.

Über den Autor

Andreas Gloge wurde 1975 in Bremen geboren, studierte Anglistik und Kulturwissenschaft, und begann danach, allerlei Dinge zu schreiben. Bücher, Hörspiele, Kindergeschichten und vieles mehr. Was er derzeit tut und wo und wie kann man unter www.andreasgloge.com erfahren.

“Fairy tales are more than true: not because they tell us that dragons exist, but because they tell us that dragons can be beaten.”

Neil Gaiman

Vorwort

Ich war dreizehn Jahre alt, als ich den Herr der Ringe zum ersten Mal las. Meine Mutter musste mich zum Abendessen an Händen und Füßen aus dem Zimmer zerren, so tief war ich in Mittelerde versunken und (er)lebte die Abenteuer von Frodo, Sam, Merry und Pippin mit. Dabei hatte ich zuvor drei oder vier Anläufe gebraucht, um überhaupt bis zum ersten Kapitel vorzudringen. Den Kleinen Hobbit kannte ich damals noch nicht und die holprige Einleitung über Pfeifenkraut oder die Ordnung im Auenland hatte mich das Buch mehrfach ernüchtert zuklappen lassen. Ich kannte Lesen bis dato nur so: man schlägt das Buch auf und die Geschichte beginnt… Erst als mein bester Freund mir sagte, ich solle den ganzen „komischen Anfang“ wegblättern und einfach mit „Ein lang erwartetes Fest“ beginnen, wurde der Horizont meiner Phantasie für immer verändert.

Fortan stellte ich mir beim Fußballtraining (Kondition powern bei Regen, Matsch und Kälte) vor, ich würde mich mit Frodo und Sam durch die Wildnis bis nach Mordor kämpfen. Ich spielte nach der Schule den Ringkrieg am Computer nach, bereiste unzählige Abend lang mit Tabletop-Rollenspiel Tolkiens Welt im Geist und nahm mit Freunden Hörspielabenteuer in Mittelerde auf. Im Jahr 2001 schrieb ich dann meine Magisterarbeit in Anglistik über „J.R.R.Tolkiens „Der Herr der Ringe“ – Vom Mythos zum Begründer eines Genres“. Diese veröffentlichte ich ein Jahr darauf beim Erster Deutscher Fantasy Club in Buchform. Dann kehrte Ruhe ein…

Jetzt, knapp 15 Jahre später, habe ich den akademischen Text etwas lesefreundlicher feingeschliffen und dabei festgestellt, dass ich das Buch seit damals nicht mehr aus dem Regal geholt habe. Nun liegt es wieder auf meinen Nachttisch (natürlich in der alten Übersetzung von Margaret Carroux) und ich bin sehr gespannt, wie mein 40 Jahre altes Ich nach all den visuellen Eindrücken durch die Filme und meine veränderte Lebenserfahrung die Geschichte aufnehmen wird. Gleichwohl freue ich mich bereits darauf, meinen Kindern eines Tages daraus vorzulesen – bevor sie die Filme sehen und denken, damit wäre alles über Mittelerde gesagt. Denn das ist es nicht. Das ist es nie…

Andreas Gloge, im Februar 2016

Inhalt

Einführung

1.1 Einleitung

1.2 Inhalt und Struktur

1.3 Erschließung des Begriffes

Mythos

1.4 Erschließung von

Genre

und

Fantasy

Re-writing the Past – Die Säulen von Middle-earth

2.1 Einleitung

2.2 Am Anfang war das Wort – Die Bedeutung von Sprache

2.3 Das Erbe nordischer Mythologie

2.4 Der Einfluss der angelsächsischen Mythologie

2.5 Bibel- und Christentum in Middle-earth

2.6 Zusammenfassung

The Lord of the Rings

3.1 Subcreation und Sekundärwelt

3.2 Die künstliche Historizität und deren mythische Wirkung

3.3 Die allgegenwärtige Symbolkraft der Natur

3.4 „One ring to rule them all“ – Die Beurteilung von Macht

3.5 „Your own way you alone can chose“ – Die Bedeutung des freien Willens

3.6 Formen des Schicksals und der Prophezeiung

3.7 Die unterschwellige Symbolik von Tod und Religion

3.8 Die Wichtigkeit von Liebe und Freundschaft

3.9 Frauenfiguren bei Tolkien: Kritik und Bewertung

3.10 Identifikationsmöglichkeiten und Heldentumsdarstellung

3.11 Zusammenfassung

Die Welt von Middle-earth: Einfluss und Entwicklung

4.1 Die literarische Entwicklung vom Märchen zur

Fantasy

4.2 Weltkriege und Postmoderne – Tolkien und sein zeitgenössisches Umfeld

4.3 Kritik an

The Lord of the Rings

und das Problem des Eskapismus

4.4 J. R. R. Tolkien: Wegbereiter der

Fantasy

durch moralische Subcreaction

4.5 „Where many paths and errands meet. And whither then?” – Einfluss und Entwicklung des Genres der

Fantasy

seit

The Lord of the Rings

4.6 Zusammenfassung

Vom Mythos zur Entstehung eines Genres

5.1 Tolkien – Vom Erbe alter Mythen zum eigenen Mythos für die moderne Fantasy

Anmerkungen

Bibliographie

7.1 Primärliteratur

7.2 Sekundärliteratur

7.3 Zeitungsartikel

7.4. Internetquellen

In dieser Arbeit werden folgende Abkürzungen für die drei Bände des The Lord of the Rings benutzt:

The Fellowship of the RingFRThe Two TowersTTThe Return of the KingRKDer Herr der RingeHR

1. Einführung

„And he that breaks a thing to find out what it is has left the path of wisdom.” (FR, 339)

„Und derjenige, der etwas zerbricht, um herauszufinden, was es ist, hat den Pfad der Weisheit verlassen.” (HR, 268)

1.1 Einleitung

Ein Großteil der in dieser Arbeit benutzten Sekundärliteratur beschäftigt sich teils in Ansätzen, teils jedoch äußerst detailliert, mit dem Leben und den persönlichen religiösen und moralischen Vorstellungen des Autors J. R. R. Tolkien, um somit mehr Erkenntnisse über dessen Werke zu erhalten und diese interpretieren zu können. Tolkien selber äußerte sich 1971 in einem Brief an einen Leser folgendermaßen zu dieser Methodik:

Eine meiner stärksten Überzeugungen ist die, dass Nachforschungen über die Biographie eines Autors (oder allerlei sonstige Einblicke in seine „Persönlichkeit“, wie sie die Neugierigen etwa zusammensuchen können) eine völlig vergebliche und falsche Annäherung an seine Werke darstellen – und zwar ganz besonders bei einem Werk der Erzählkunst , dessen vom Autor angestrebter Zweck es war, dass es als solches genossen , mit einem literarischen Vergnügen gelesen werden könne. [...] Wenn sie es nun gelesen haben, werden manche Leser (nehme ich an) es zu „kritisieren“ oder gar zu analysieren wünschen, und wenn das nun mal ihre Mentalität ist, steht es ihnen natürlich frei, so etwas zu tun – solange sie es zuerst einmal aufmerksam durchgelesen habe. Nicht dass diese Geisteshaltung meine Sympathie hätte: wie klar aus Bd.I, p.272, zu ersehen sein sollte: Gandalf: „Derjenige, der etwas zerbricht, um herauszufinden, was es ist, hat den Pfad der Weisheit verlassen.“ (Carpenter)

Entgegen Tolkiens Einstellung wird in der hier vorliegenden Arbeit Tolkiens Leben und sein zeithistorisches Umfeld durchaus in die Kritik und Untersuchung mit einbezogen, und in einigen Kapiteln (vor allem dem dritten) wird zudem intensiv versucht, „herauszufinden, was es ist.“ Inwiefern dabei etwas zerbrochen wird, mag nicht ich beurteilen, doch liegt meiner Meinung nach gerade in der tiefschürfenden und gewissenhaften Auseinandersetzung mit der unterschwelligen Symbolik in Tolkiens geschaffenem Kosmos, verbunden mit einem aufschlussreichem Verständnis für den Autor, die Wurzel zum Begreifen seiner Welt Middle-earth.

Für den einen Leser1, mit ähnlichen Ansichten über Wege der Literaturkritik wie Tolkien, mag dies gleichbedeutend mit dem Zerbrechen des Faszinierenden und Bewegenden in The Lord of the Rings sein, für andere jedoch kann diese Art der Erforschung eher ein Zusammenführen vieler verstreuter und auf den ersten Blick nicht begreifbarer Thematiken und Botschaften sein, die ansonsten unter dem Mantel des „literarischen Vergnügen(s)“, wie Tolkien es nennt, verborgen blieben. Aus diesem Grund, und um die Wechselbeziehung zwischen Prosa und Interpretation deutlich aufzuzeigen, werden die einzelnen Kapitel dieser Arbeit durch entsprechende Zitate aus Tolkiens The Lord of the Rings eingeleitet.

Selbstverständlich behält sich diese Analyse, die die Entwicklung von The Lord of the Rings vom Mythos zur Entstehung eines Genres verfolgt, nicht vor, alleingültige Auslegungen zu liefern. Es geht vorwiegend darum, den Einfluss auf die Entstehung von The Lord of the Rings sowie von Tolkiens Werk auf nachfolgende Generationen aufzuzeigen und eine daraus resultierende Bedeutung für die moderne Fantasy, für den einzelnen Leser und die Gesellschaft als mögliche Interpretation anzubieten.

It would be useful to look at what can roughly be called the dialogic component of Tolkien’s Middle-earth. For our purposes, this will primarily refer to the openness of Middleearth, and the relationship of the self to the other discernible within its mythology. [...] From this perspective, although the author does refer the readers to a certain commonality of experience, they are rather invited to find their own sense in this and not simply an archetypical or ideal one (at least not archetypical in the sense of an embedded structure of the collective unconscience). (Garbowski)

Es wäre nützlich, dasjenige, was man die dialogische Komponente in Tolkiens Middle-earth nennen könnte, zu untersuchen. Für unsere Zwecke würde sich das in erster Linie auf die Offenheit von Middle-earth beziehen sowie auf die Beziehung des Selbst zu dem Anderen, soweit sie innerhalb dieser Mythologie erkennbar ist. [...] Aus dieser Perspektive heraus betrachtet werden die Leser eingeladen, ihren eigenen Sinn darin zu entdecken anstatt einfach eine archetypischen oder ideale Bedeutung darin zu suchen (zumindest nicht „archetypisch“ in dem Sinn einer eingebetteten Struktur des kollektiven Unterbewusstseins), auch wenn sich der Autor zweifellos auf einen allen Lesern gemeinsamen Erfahrungsschatz rückbezieht.

Vor allem in Kapitel 3 soll ausführlich aufgezeigt werden, wie diese „dialogic component“ [dialogische Komponente] in The Lord of the Rings zustande kommt, wie es durch die Symbolkraft des Buches einen individuellen und vielschichtigen Dialog mit dem Leser eröffnen kann und so einen neuen Standard für die Literatur des Phantastischen gesetzt hat. Um diese Vielschichtigkeit zu beleuchten, schließe ich mich der Methodik an, vorwiegend den Primärtext zu untersuchen, dabei jedoch in gewissenhafter Auswahl die Meinungen und Stellungnahmen anderer Leser und Kritiker zu berücksichtigen und diese an geeigneten Stellen aufzuführen.

Die existierende Quantität an Sekundärliteratur in Buchform über Tolkiens The Lord of the Rings und das gesamte Middle-earth-Epos ist gewaltig, von der im Internet bestehenden Masse an Fan-, Club-, und Informationsseiten ganz zu schweigen. So erhebt die folgende Auswahl an kritischen Abhandlungen keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll aufgrund ihrer repräsentativen Vielschichtigkeit vorwiegend eine möglichst große Bandbreite an Themen und Kritiken bezüglich Tolkiens literarischer Schöpfung behandeln.

Die aus dieser Auswahl herausragenden Werke sind sicherlich Bradley (1961), Purtill (1974), Noel (1977), Mathews (1978) und Zahnweh (1989) in ihren textnahen Untersuchungen und Interpretationen, während die neueren Werke von Elgin (1985), Pearce (1998) und Garbowski (2000) sich durch weiterführende Bewertungen und aktuelle Aspekte des späten 20.Jahrhunderts auszeichnen. Anschauliche und vergleichende Analysen über das Genre der Fantasy-Literatur finden sich vor allem in Pesch (1982), Swinfen (1984), Spivack (1987), Tschirner (1989) und Nester (1993).

Die weiteren Bücher der Bibliographie bringen zwar jeweils in Teilen wichtige und illustrative Aspekte über Tolkien und die allgemeine Literatur ans Licht, doch adaptieren und zitieren sich diese Werke gegenseitig in Art der Untersuchung und Schlussfolgerung oftmals derart auffällig, dass gleiche Thematiken zumeist nur in anderen Worten ausgedrückt werden und somit wenig neue Erkenntnisse liefern. Natürlich finden sich gerade in älteren Interpretationen und Sammelbänden von Essays, die vor der Veröffentlichung von The Silmarillion entstanden sind, viele unzulängliche und teilweise fehlerhafte Erklärungen über Symbolik und Bedeutung von The Lord of the Rings. Dies mag zudem auf eine mangelnde Vergleichbarkeit mit anderen Werken der Fantasy zurückzuführen sein, welche eine Einstufung und Bewertung von Tolkiens The Lord of the Rings für das Genre der Fantasy durch die aktuelleren Untersuchungen sinnvoller erscheinen lässt.

Aufgrund der unübersichtlichen und nicht zu bewältigenden Menge an Webseiten über Tolkiens Middle-earth im Internet habe ich davon abgesehen, eine zufällige Auswahl zu treffen und deren Aussagen in meine Untersuchungen einfließen zu lassen. Die dort zu findenden, oftmals laienhaften oder gekürzten Kritiken können meiner Meinung nach trotz ihrer möglichen Aktualität im Kriterium der Qualität nicht mit der vorhandenen Masse an Sekundärliteratur in Buchform konkurrieren. Demzufolge habe ich nur in einigen Fällen auf offizielle oder repräsentative Webseiten hingewiesen, um eine nötige Gegenwartsbezogenheit für diese Arbeit zu gewährleisten.

Auf weitere Publikationen über Tolkien, wie zum Beispiel die der Tolkien Society oder der Inklings Gesellschaft habe ich nur bedingt zurückgegriffen, um den Rahmen dieser Arbeit nicht über die bestehenden Grenzen auszuweiten. Das vorhandene Material bot bereits mehr als genügend Diskussions- und Forschungssubstanz, um die zu behandelnden Aspekte eingehend zu beleuchten und zu bewerten. Motivation und Ziel dieser Arbeit werden im folgenden Abschnitt erläutert.

1.2 Inhalt und Struktur

Im Jahre 1937 veröffentlichte der englische Verlag George Allen & Unwin das Buch The Hobbit: or There and Back again des damaligen Rawlinson- und Bosworth-Professors für Angelsächsisch an der Universität in Oxford, John Ronald Reuel Tolkien, welches dieser sieben Jahre zuvor zu schreiben begonnen hatte. Aufgrund der überaus positiven Reaktion des Buchmarktes riet der Verlag Tolkien zu einer Fortsetzung, die auch sogleich von ihm in Angriff genommen wurde, doch erst siebzehn Jahre später unter dem Titel The Lord of the Rings ihren Weg in die Bücherregale Englands fand und seither aus dem Bereich internationaler fantastischer Literatur nicht mehr wegzudenken ist. Nahezu fünfzig Jahre nach dem ersten Erscheinen ist die Popularität und damit verbundene Kommerzialisierung weiterhin ungebrochen.2 Dies ist umso erstaunlicher als Tolkien in einem Brief an W. H. Auden im Jahr 1955 schrieb:

Der Herr der Ringe ist als Erzählung nun schon so lange fertig, dass ich ihn ziemlich unpersönlich ansehen kann und „Interpretationen“ ganz amüsant finde, sogar diejenigen, die ich selber geben könnte, meistens post scriptum: Ich hatte nirgendwo sehr viel Besonderes an bewussten, intellektuellen Absichten im Sinn. (Carpenter)

Doch gerade diese intellektuellen Absichten, dieses Besondere in Tolkiens Werk, müssen sich, wenn auch vom Autor eher unbewusst eingebaut, aufzeigen und untersuchen lassen, denn bis zum heutigen Tag ist die Sekundärliteratur (Bücher, Dissertationen, Internet) über seine drei großen Werke (The Hobbit, The Silmarillion, The Lord of the Rings) so umfassend geworden, dass eine genaue Übersicht nahezu unmöglich geworden ist. Ich unterstelle Tolkien in seiner oben aufgeführten Aussage insofern eher natürliche Bescheidenheit denn wahrheitsgemäße Selbstanalyse seiner Arbeit.

Die hier vorliegende Arbeit hat sich zum Ziel gesetzt, die Besonderheiten in Konstruktion und Kontext von Tolkiens The Lord of the Rings herauszuarbeiten, um so dessen Bedeutung und ungebrochenen Einfluss für die aktuelle Literatur zu benennen und zu erklären. Hierdurch soll die Wichtigkeit zur Etablierung des modernen Genres der Fantasy dargestellt und betont werden. Wie Richard Purtill in seiner Untersuchung über J. R. R. Tolkien und C. S. Lewis als Autoren von Fantasy sagt:

The great importance of my authors [Lewis und Tolkien], it seems to me, is that they have succeeded in restating certain traditional values, including traditional religious values, in such a way that they make an imaginative appeal to a very wide audience, young and old, traditionalist and untraditionalist. [...] Certain values exist [in real life] whether we will or not, and to these values we must conform or perish. To enable people to see these values and love them is the task to which Lewis and Tolkien set themselves. Their methods were unconventional; their success, though partial, was real. (Purtill)

Die große Bedeutung meiner Autoren [Lewis und Tolkien] liegt meines Erachtens darin, dass es ihnen gelungen ist, gewisse traditionelle Werte wieder zur Geltung zu bringen, darunter auch traditionelle religiöse Werte, und zwar in einer Form, die die Imaginationskraft eines sehr breiten Publikums, ob jung und alt, ob traditionell eingestellt oder nicht, anspricht. [...] Gewisse Werte existieren [im wirklichen Leben], ob wir das gut heißen oder nicht, und diesen Werten müssen wir uns entweder anpassen oder zugrunde gehen. Menschen die Möglichkeit zu geben, diese Werte zu erkennen und zu lieben, darin besteht die Aufgabe, die sich Lewis und Tolkien gesetzt haben. Ihre Methoden waren unkonventionell; ihr Erfolg, wenn auch nicht allumfassend, war real.

Eine Antwort auf die Frage, von welchen Werten Purtill hier spricht, aus welchem Grund und in welcher Form sie sich bei Tolkien zeigen und inwiefern diese Werte, seien sie moralischer oder religiöser Art, Rechtfertigung verdienen, soll ebenfalls herausgearbeitet werden, um die Aktualität von The Lord of the Rings zu unterstreichen.

Im weiteren Verlauf dieses Einführungskapitels befasse ich mich vorwiegend mit den Problembegriffen des Titels Mythos und Genre, die für Inhalt und Aussage dieser Arbeit sehr wichtig sind. Tolkiens vielzitierte Mythologisierung seiner Prosa sowie das schwer einzugrenzende Genre der Fantasy-Literatur müssen zumindest in Ansätzen erläutert werden, um die generelle Bedeutung von The Lord of the Rings für Leser und Nachfolgeliteratur deutlich machen zu können. Die tieferen Analysen und die Bezugnahme auf Tolkiens Werk werden dann an entsprechender Stelle in den Kapiteln 2–5 vorgenommen.

In Kapitel 2 gilt es, die mythologischen Quellen der Inspiration für Tolkien auszuleuchten, die ihn dazu anregten und befähigten, seiner fiktiven Sekundärwelt3 Middle-earth eine Ernsthaftigkeit und Glaubhaftigkeit zu verleihen, die sein Werk so sehr auszeichnet. Diese Untersuchung wird sowohl Tolkiens persönliche Vorliebe für alte Sprachen, seine Kenntnisse nordischer Mythologien sowie seinen überzeugten Katholizismus umfassen.

Auf diesen Grundlagen wird dann in Kapitel 3 versucht, eines der erfolgreichsten und einflussreichsten Bücher des vergangenen Jahrhunderts zu erläutern: The Lord of the Rings. Beginnend mit der Erforschung von Struktur und Symbolik der fiktiven, literarischen Sekundärwelt von Middle-earth und der künstlichen Historizität soll die Tiefe und Aussagekraft veranschaulicht werden, die dem Buch eine so unterschwellige Faszination und seinen zeitlosen Anspruch verleiht.

Das Kapitel 4 behandelt grundlegende Aspekte der Literaturkritik und Leserrezeption bezüglich The Lord of the Rings. Zugleich werden das zeitgenössische Umfeld des Autors sowie weitere wichtige literarische und gesellschaftliche Entwicklungen und Einflüsse aufgezeigt, welche die These, The Lord of the Rings habe das junge Genre der modernen Fantasy begründet, unterstreichen sollen.

Abschließend beurteilt das Kapitel 5 Tolkiens Stellenwert innerhalb des Genres der fantastischen Literatur sowie die Fantasy als literarische Gattung generell in ihrer Bedeutung für die moderne, industrielle Gesellschaft. Hier wird schließlich ein Bogen geschlagen, der alle bisher gesammelten Aspekte dieses Buches umschließt und zusammenfassend bewertet.

1.3 Erschließung des Begriffes ,Mythos‘

Um Ursprung und Funktion der Mythologisierung der Welt Middleearth zu verstehen, mit der Tolkien innerhalb der Literaturkritik immer wieder in Verbindung gebracht wird, gilt es allem voran, den Begriff des Mythos in seiner allgemeinen Bedeutung und literarischen Funktion näher zu definieren. Hierbei zeigt sich, dass der Terminus Mythos ebenso nebulös in seiner Natur ist wie das, wofür er steht. Dieter Petzold weist in einer Untersuchung über Tolkien deutlich daraufhin, dass er bewusst auf den Mythos-Begriff verzichtet hat, „allzu groß ist die Versuchung, Irrationales durch eine irrationale Terminologie zu verdecken und zu glorifizieren, statt es einer rationalen Kritik zu unterwerfen“ (Petzold). Aber er vergisst dabei, dass der Mythos4 in seiner Ernsthaftigkeit durchaus eine wichtige Funktion einnimmt: er kann als Medium zwischen Vergangenheit und Gegenwart vergessene oder verdrängte Traditionen und Weltansichten transportieren und vermitteln und diese somit trotz seiner unwissenschaftlichen Terminologie in einem sinnvollen und sinnhinterfragenden Licht erscheinen lassen.

Der Mythos ist die Urform der Überlieferung; er ist ernster, verbindlicher als das Märchen und anschaulicher, gewissermaßen handlicher als die Geschichte; er ist näher am Leben als die geoffenbarte Religion, überhöht aber doch das persönliche Schicksal zum gültigen Typus. Im Grunde lässt er uns eine Zeit ahnen, in der Kunst und Wissenschaft, Heiliges und Profanes noch nicht ausdifferenziert waren, in der alles Wissen und alles Schöne auch Magie enthielt. (Schmidbauer)

Diese Aussage Schmidtbauers zeigt, mit welchen anderen Bereichen menschlicher Kultur der Mythos oftmals verglichen und gemessen wird: Märchen, Geschichte, Religion. Auch diese Begriffe sind nicht allzu leicht zu definieren, haben aber alle gemeinsam, dass Menschen sie von Generation zu Generation weiterleiten, damit aus ihren Lehren und ihrer Symbolkraft für die Zukunft gelernt werden kann. Der Mythos bezieht sich ebenfalls auf eine vergangene Zeit, dabei allerdings zumeist eine ausgeprägte Symbolik benutzend, welche durch die Darstellung von Unglaubhaftem, Übernatürlichem oder von Magie auf eine höhere Bedeutung und Botschaft hindeutet:

Myths to the historian are tales that are unsubstantiated by fact or evidence. Yet they may be based on fact. [...] It is valid to suppose that at some stage in history the Greeks came into conflict with a civilisation in Asia Minor that had its centre in Troy. The historical detail of that conflict is lost. What remains is Homer’s account of it. The historical detail has become myth. (Harvey)

Mythen stellen für den Historiker Erzählungen dar, die durch keinerlei Fakten oder Nachweise gestützt werden. Und doch können sie auf Tatsachen basieren. [...] Man darf guten Gewissens annehmen, dass in einer geschichtlichen Epoche die Griechen in Kleinasien in einen kriegerischen Konflikt mit einer Zivilisation, die ihr Zentrum in Troja hatte, eintraten. Die geschichtlichen Details dieses Konfliktes sind nicht überliefert; es bleibt uns nur Homers Darstellung. Die historischen Details haben sich in einen Mythos verwandelt.

Insofern darf man Mythen nicht einfach mit Unwahrheiten oder mit Märchen gleichsetzen, sondern sollte ihnen mit einer angemessenen Distanz, doch vor allem mit einer analytischen Aufmerksamkeit begegnen, die den Deckmantel des benutzten Symbolismus durchbricht und nach tieferen Bedeutungen und Botschaften sucht. Als charakteristisch für den Mythos mag vor allem gelten, dass er versucht, mögliche Antworten auf existentielle Fragen des menschlichen Lebens zu präsentieren, die, ob ihrer ungewissen Natur, konsequenterweise auch eine ungewisse, unkonventionelle Form der Beschreibung erhalten.

Anne C. Petty sagt hierzu: „Myth, we may say, is the transmission of the cumulative knowledge, experience, and universal truths in our human existence, through the consistent symbologies known to folklore“. [Der Mythos, so kann man sagen, ist die Übertragung des überlieferten Wissens und der universellen Wahrheiten unserer menschlichen Existenz durch die einheitliche Symbolik der volkstümlichen Überlieferung.]

Diese Auslegung des Mythos-Begriffes zeigt erneut die starke Ähnlichkeit zur Religion gleich welcher Ausrichtung auf, die ihre Botschaften gleichsam auf eine nicht beweisbare aber durchaus überzeugende Art und Weise vermittelt, dabei auf einen bedeutungsvollen Symbolismus zurückgreifend, der die unrealistischen Elemente mit Lernfunktionen ausstattet. Einem Kommentar von C. S. Lewis im September 1931, welcher Mythen als bloße Lügen abzustempeln versuchte, widersprach Tolkien energisch und mit christlicher Überzeugung:

Nein , sagte Tolkien, es sind keine Lügen. [...] Du nennst einen Baum Baum, sagte er, und denkst dir nichts weiter bei dem Wort. Aber er war kein „Baum“, solange ihm nicht jemand diesen Namen gegeben hatte. Du nennst einen Stern Stern und sagst, das ist einfach eine Kugel aus Materie, die sich auf einer berechenbaren Bahn bewegt. Doch das ist nur, wie du es siehst. Indem du die Dinge so benennst und sie beschreibst, erfindest du nur deine eigenen Ausdrücke für sie. Und so wie das Sprechen ein Erfinden in Bezug auf die Objekte und Ideen ist, so ist der Mythos ein Erfinden in Bezug auf die Wahrheit. Wir kommen von Gott (fuhr Tolkien fort), und unvermeidlich werden die Mythen, die wir ersinnen, obwohl sie den Irrtum enthalten, zugleich auch einen Funken des wahren Lichts spiegeln, der ewigen Wahrheit, die bei Gott ist. (Carpenter)

Hier offenbart sich bereits Tolkiens starker religiöser Glaube, der sich auch später in der Symbolik von The Lord of the Rings mehrfach wiederfindet und der die Wertvorstellungen des Autors sehr geprägt hat. Tolkien begriff die Bibel und vor allem die Christus-Geschichte als einen Mythos, der aufgrund seiner oben angeführten Auffassung höchste Wertschätzung verdient, da er aus christlicher Sicht der göttlichen Wahrheit sehr nah kommt. Er zollte dieser Einstellung Respekt, indem er mit The Silmarillion eine Schöpfungsgeschichte ersann, die später die mythologische Grundlage für The Hobbit und ganz besonders The Lord of the Rings bilden sollte.

Eine genauere Untersuchung des Mythos-Begriffes würde den Rahmen dieser Arbeit nicht nur unnötig weiten, sondern zugleich den Schwerpunkt von The Lord of the Rings nehmen. Denn Tolkiens Werk ist kein bewusster Mythos, es bedient sich nur mythologischer Quellen und Mechanismen, wie beispielsweise Episoden und Namen aus der skandinavischen Götterwelt, festgehalten in der Edda5, die Tolkien übernahm und passend für seine Geschichte veränderte.

Die Gründe und die Wirkung dieses Verfahrens werden vor allem in Kapitel 2 konkreter erläutert. Hier wird sich zeigen, dass der Autor seine Kenntnisse und sein Verständnis für Mythen sehr gezielt in seine fiktive Welt von Middle-earth eingebaute, dieser so einen mythologischen Unterbau gab und schließlich den Grundstein für etwas legte, was heutzutage als Genre der Fantasy betitelt ist.

1.4 Erschließung von ,Genre‘ und ,Fantasy‘

Die Bezeichnung einer literarischen Gattung wird mittlerweile auch im deutschsprachigen Raum mit dem französischen Terminus Genre umschrieben. Dieser Begriff benennt eine unbestimmte Menge an Texten, die aufgrund hervorstechender Gemeinsamkeiten unter einem Oberbegriff, wie beispielsweise Fantasy, kategorisiert werden. Während sich jedoch äußere Struktur und Stilarten unterschiedlicher Arbeiten leicht als Lyrik, Epik oder Dramatik definieren lassen, wird es beim Aufzeigen inhaltlicher Differenzen innerhalb gleicher struktureller Literatur erheblich schwieriger.

Auf den ersten Blick lässt sich möglicherweise noch leicht zwischen Komödie und Tragödie unterscheiden, doch können auch diese inhaltlich orientierten Gattungsmerkmale sich mit der Zeit verändern. Ein anfangs als düstere Horrorgeschichte klassifiziertes Buch kann durchaus viele Jahre später von einer weiterentwickelten (oder kulturell anders geprägten und entwickelten) Gesellschaft als Märchen oder sogar Komödie aufgenommen werden.

Zudem schließen viele Genres benachbarte Unterkategorien nicht notwendigerweise aus. Ein Kriminalroman kann durchaus komisch sein oder sich in Beziehungskrisen der Protagonisten verlieren. Ein als Liebesroman betiteltes Buch mag möglicherweise futuristische Elemente aufweisen, die eher der Science-Fiction zuzuordnen wären. Auch Tolkiens The Lord of the Rings ist in seiner Definition durch die Literaturkritik nicht allein auf Fantasy festgelegt:

Lord of the Rings has been called by a variety of names. It has been called a novel, an epic, a saga, a quest tale, and a romance. Those who have chosen one of these terms have usually specifically rejected the possibility of the others. Reasons for this confusion are many. First, Tolkien includes elements of all these genres in Lord of the Rings. Second, the voluminous detail and the enormous scope of the work present a complexity so vast that it threatens to overwhelm the critic, thereby inviting the adoption of any theory or approach that will simplify the task and categorize the critic’s response. (Elgin)

The Lord of the Rings ist mit vielerlei Bezeichnungen bedacht worden: Roman, Epos, Saga, Queste und Romanze. Diejenigen, welche sich für einen dieser Begriffe entschieden haben, haben dabei in der Regel die Möglichkeit, dass die anderen auch zutreffen könnten, verworfen. Die Gründe für diese Widersprüche sind vielfältig: Erstens: Tolkien hat Elemente all dieser Genres in The Lord of the Rings integriert. Zweitens: Der große Umfang an Einzelinformationen und die riesige Bandbreite des Werkes bilden ein derart komplexes Ganzes, dass der Literaturkritiker in Gefahr gerät, sich ihm nicht mehr gewachsen zu fühlen, was dazu führt, dass er nur zu gerne irgendeine beliebige Theorie auswählt, um seine Aufgabe zu vereinfachen und das Werk in eine vorgegebene Kategorie einordnen zu können.

Die vielen möglichen Kategorien und Namen, von denen Elgin spricht, erkenne ich durchaus an, doch behandelt diese Arbeit The Lord of the Rings im folgenden als Roman der Fantasy, obgleich dieses Genre erst nach Tolkien seinen Korpus an Texten erhalten hat, die es schließlich in seiner Existenz rechtfertigten. Die vielen bestehenden Genres des Romans im 21. Jahrhundert aufzuführen wäre nicht nur mühsam, es würde zudem auf eine sehr subjektive Einschätzung hinauslaufen, da gerade im Bereich der Literatur Intention des Autors und Rezeption seitens der Leserschaft oftmals weit auseinanderlaufen können. Tolkien sagte in einem Brief aus dem Jahr 1971 über The Lord of the Rings: „Mein Buch ist kein „Roman“, sondern eine ,heroische Romanze‘, eine ältere und ganz andere Art Literatur.“ (Carpenter).

Welche elementaren Attribute der heroischen Romanze er allerdings für The Lord of the Rings als entscheidend ansah, führte Tolkien in diesem Zusammenhang leider nicht weiter aus. So bleibe ich dabei, sein Buch als Fantasy-Roman zu betiteln.

Doch was zeichnet Fantasy genau aus? Vom Namen her ist die Fantasy eine recht junge literarische Gattung, welche Helmut W. Pesch als „Kind der 60er und frühen 70er Jahre“ des letzten Jahrhunderts bezeichnet, obgleich er folgendes zugibt: „Motivgeschichtlich geht Fantasy in der Tat weit zurück, auf den höfischen Roman, auf antike Mythologien, ja, wenn man so will, bis zu den frühesten Zeugnissen der Menschheit“.

Die heutzutage in Buchläden und unter Kritikern unter dem kategorischen Titel Fantasy zusammengefasste Menge an literarischen Werken betrifft zum Teil weit auseinanderlaufende Stilrichtungen, die teilweise in der ernsthaften Tradition von Tolkiens Fantasy stehen, ihre Schwerpunkte aber auch in Formen des Horrors, der Parodie, der Absurdität, der Märchen oder in der Interpretation regionaler Sagen haben können. Diese Vielfältigkeit der Fantasy-Literatur „resists formalization, so that attempts like this one to confine it within definitions and categories are generally futile and ironic exercises in self-defeat“ (Coyle) [widersetzt sich der Formalisierung, so dass Versuche wie dieser, sie in Definitionen und Kategorien einzuengen, allesamt vergebliche und bemitleidenswerte Übungen im Schießen von Eigentoren sind], da zudem die „association with imagination and with desire has made it an aura difficult to articulate or to define, and indeed the ,value’ of fantasy has seemed to reside in precisely this resistance to definitions, in its ,free-floating’ and escapist qualities” (Jackson) [Verbindung mit der Phantasie und dem Wunschtraum die Fantasyliteratur zu einem Gebilde gemacht hat, das schwer zu definieren ist, und in der Tat scheint der ,Wert’ dieser Literaturgattung gerade darin zu liegen, dass sie sich dank ihrer Offenheit und ihrer Fluchtliteratureigenschaften allen Bemühungen der Festlegung widersetzt].

Das Genre der Fantasy ist folglich nicht allein anhand eines äußeren, strukturellen Formates zu erkennen, sondern wird eher durch die den literarischen Werken zugrunde liegenden, imaginativen und psychologischen Aspekte gekennzeichnet, welche die Fantasy von anderen Formen wie dem realistische Roman abgrenzt:

The realist looks outward at a world he never made; he observes a looking-glass and objectively records what is reflected there. The fantasist looks inward to a world that never was, the jungle of his own psyche; he passes through the looking-glass into a subjective world of distortion and illusion. (Coyle)