Offene Geheimnisse - Amelie Fried - E-Book

Offene Geheimnisse E-Book

Amelie Fried

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Beschreibung

Wie die fremde Frau in ihren Schrank kommt und warum sie froh ist, nicht mit Dieter Bohlen verheiratet zu sein, weshalb Luxus so langweilig ist, warum ein Bikinikauf die Menschenrechte verletzt, was Sumoringen so sexy macht und ob man Weihnachten nicht endlich abschaffen kann – über diese und andere Fragen schreibt Amelie Fried treffsicher, witzig und selbstironisch wie schon in „Geheime Leidenschaften“ und „Verborgene Laster“.

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Seitenzahl: 159

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Amelie Fried

Offene Geheimnisse

Roman

Copyright

Vollständige Taschenbucherstausgabe 01/2006 Copyright

PeP eBooks erscheinen in der Verlagsgruppe Random House

Copyright © 2006 dieser Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: Eisele Grafik-Design, München

Umschlagmotiv: © Sigi Ahl, Bad Homburg

ISBN 3-89480-963-5

www.heyne.de

Inhaltsverzechnis

Bitte, belügt uns!Hilfe, Hausbesetzer!LuxuslebenAlles unter KontrolleDer Mütter-Minderwertigkeits-KomplexDie Krise in der KriseEin bisschen Nervenkitzel, bitte!Die Macht der GewohnheitAlles nur Chemie!Faule Säcke, arme SchweineFeiern mit den GruftiesGlücklich sein – leicht gemacht!Statistisch gesehenIch will einfach nur telefonieren!Die Zicken sind unter unsLeben auf KnopfdruckIch bin ein Sumo-RingerVon Müttern und MonsternWarum in die Ferne schweifen?Die ganze Wahrheit über SexSpießig sein – aber mit Stil!Gekidnappt!Nieder mit den Frauenverstehern!Weniger ist mehr?Was Männer sehen – und was nichtWas Frauen gerne hören – und was nicht!Überall ist es besser, wo wir nicht sindAm Wasser gebautDie Allrad-FrauBitte recht freundlichDie Liebe ist ein seltsames DingDie Schlabberhosen-MamisDie Schlabbersocken-PapisEine verflossene LiebeBitte einpacken!Poetisches aus dem KatalogDie Frau im SchrankGeschmackssacheLiebeskummerIch will nicht bekehrt werden!Das kann kein Zufall sein!EkelschwelleImmer nett im InternetSchwitzflecken und HerzrasenKeine Liebe ohne LügeMein Videorekorder und ichMit dem Hintern ins GesichtNächstes Mal läufst du!Haben wir das Prostitutions-Gen?Alle Jahre wiederSchafft Weihnachten ab!Was wirklich zähltÜber das BuchÜber den AutorCopyright

Bitte, belügt uns!

Gibt es etwas Deprimierenderes als den Frühling? Die Vögel singen, prominente Liebespaare lassen sich halbnackt fotografieren, die Badesaison droht, und es muss ein neuer Bikini her.

Es soll ja Männer geben, die Frauen lieben – die Gestalter von Anprobekabinen in den Bademodenabteilungen von Kaufhäusern gehören definitiv nicht zu ihnen. Das müssen die schlimmsten Frauenhasser unter der Sonne sein, denn warum sonst leuchten sie gnadenlos diese Kabuffs aus, in denen wir unser winterweißes Fleisch aus den zu eng gewordenen Jeans schälen, um fröhlich-bunte Bikinis anzuprobieren, die uns eigentlich Langnese-gute-Laune machen sollten.

Gute Laune? Von wegen! Mit vor Entsetzen starrem Blick in den Spiegel beschließen wir, nicht zu glauben, was wir sehen. Dieses Dellengebirge sollen unsere Oberschenkel sein, dieser Michelin-Reifen unsere Taille? Unmöglich. Das kann nicht sein. Das grelle Licht von oben suggeriert einen völlig falschen Eindruck. Dann fällt uns ein: Die Sonne am Strand kommt auch von oben.

Soll das etwa heißen, die anderen Badegäste sehen, was wir gerade sehen?

Aaaargh! Flucht aus der Kabine, Rettung ins nächste Café, ein Stück Torte mit Sahne und einen süßen Kakao für die aufgewühlten Nerven. Gibt es nicht so was wie ein Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit? Das Recht auf menschliche Behandlung, auch in Bademoden-Umkleidekabinen? Was wir dort erleiden müssen, grenzt an eine Verletzung der Menschenrechte.

Wollen diese Idioten von Kaufhaus-Managern keine Bikinis verkaufen, oder warum gibt es keine Kabinen mit sanfter Beleuchtung und leichten Zerrspiegeln? Es wäre doch so einfach, uns hinters Licht zu führen! Wir Frauen wollen belogen werden, was unsere körperlichen Mängel angeht. Ich würde Hunderte von Bikinis kaufen, wenn ich mich in der Illusion wiegen könnte, gut darin auszusehen. Stattdessen trage ich seit fünf Jahren dieselben ollen Teile, was echt peinlich ist, weil ich im Urlaub immer auf dieselbe Insel fahre. Dort kennt man meine Bikinis schon. Aber bevor ich mir die Schmach eines weiteren Bikinikaufs zumute, werde ich Nudistin.

Vermutlich bleibt mir ohnehin in absehbarer Zeit nichts anderes übrig, denn da gibt’s noch ein anderes Problem: Keine Ahnung, ob’s an einem plötzlichen Evolutionssprung liegt oder an den Hormonen im Kalbfleisch, jedenfalls haben die Frauen heute alle einen riesigen Busen. An mir ist diese Evolution leider vorbeigesprungen, ich trage A-Cup, soll heißen: ein halbes Tässchen voll Oberweite, und das ist in der Bademodenwelt nicht mehr vorgesehen. Selbst wenn ich also mal einen passenden Bikinislip gefunden habe, kann ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass es kein Oberteil dazu gibt. In den Kabinenvorhang gewickelt halte ich Ausschau nach der Verkäuferin, die mir vorschlägt, es doch mal in der Kinderabteilung zu probieren.

Zum Glück gibt es in diesem großen Versandhaus, das man vorwärts und rückwärts lesen kann, Bikinis mit A-, B- und C-Cups, und die Slips dazu kann man getrennt bestellen. (Kennen Sie eine Frau, die oben und unten die gleiche Größe hat? Ich nicht.) Das nenne ich eine Revolution auf dem Gebiet des Bikiniangebots! Anprobiert wird bei Kerzenschein, und was nicht passt, schickt man zurück.

Danach wirft man noch mal einen Blick auf die Fotos der halbnackten Prominenten, und siehe da: Entdeckt man da nicht eine winzige Delle am Po von Claudia Strunz, Franzi van Almsick oder Britney Spears? Hach, das Leben ist schön, die Cellulite verschont auf Dauer auch unsere berühmten Geschlechtsgenossinnen nicht, und jetzt genießen wir endlich den Frühling!

Hilfe, Hausbesetzer!

Ich liebe meine Kinder. Ich würde jedem an die Gurgel gehen, der ihnen etwas antun möchte. Immer habe ich mir Kinder gewünscht, und ich bin unendlich glücklich, dass ich sie habe. Trotzdem gibt es hin und wieder Momente, in denen ich wünsche, ich wäre zehntausend Kilometer weit weg von ihnen, auf einer einsamen Insel.

Zum Beispiel die Sache mit der Jacke. Jeden Samstag hat mein Sohn Fußballtraining. Jeden Samstag geht er mit Jacke hin und kommt ohne Jacke wieder. Mein Sohn ist vierzehn, nicht fünf. Er ist der drittbeste Schüler in seiner Klasse. Er hat seine eigene Homepage entworfen, er kann mir den Urknall erklären und kennt nicht nur sämtliche Bundesligavereine, sondern auch alle amtierenden deutschen Minister und ihre Ressorts. Er ist kein dummes Kind. WARUM vergisst er trotzdem jeden Samstag seine Jacke in der Turnhalle (die das Wochenende über natürlich verschlossen ist, was bedeutet, dass er – auch im tiefsten Winter – bis Montag ohne Jacke rumläuft)?

Oder: Tesafilm. Ich habe ihm in seinem Leben ungefähr hundert Tesafilm-Abroller geschenkt, die er samt und sonders verloren hat. Trotz meines ausdrücklichen, tausendfach ausgesprochenen, mit allen Drohungen dieser Welt versehenen Verbotes klaut er regelmäßig meinen Abroller (der häufig für immer verschwunden bleibt), was mich so aufregt, dass ich vor Wut durch die Decke gehen könnte. Ist ihm übrigens völlig egal. Lieber eine Mutter auf dem Dach, als keinen Tesa-Abroller zur Hand.

Oder: die Klamotten-Berge. Weil meine Tochter zu faul ist, einmal getragene oder nur kurz anprobierte Kleider wieder in den Schrank zu räumen, schmeißt sie alles in die Wäsche. Drei bis vier Maschinen pro Tag kommen da schnell zusammen. Ich kann bitten, schimpfen, mich auf den Boden werfen, weinen, schreien, wüten – keine Wirkung. Null. Am nächsten Tag ist der Wäschekorb wieder voll.

Die nassen Handtücher am Boden, die offene Zahnpastatube im Waschbecken, die frei flottierenden Schuhe, die überall herumliegenden Haargummis – bei jedem Gang durchs Haus mache ich die immer gleichen Aufräumarbeiten, die bereits nach Stunden nicht mehr zu bemerken sind. Dann geht alles wieder von vorn los.

Manchmal möchte ich leise vor mich hin weinen. Die Sinnlosigkeit meines Tuns macht mich melancholisch. Woher nehmen zwei kleine, egoistische Menschenmoster das Recht, mich zu all den stumpfsinnigen, sich endlos wiederholenden Tätigkeiten zu zwingen, und dafür obendrein kein bisschen dankbar zu sein?

Kinder kolonialisieren unser Leben. Sie besetzen unser Herz und unser Haus, sie halten uns mit unsichtbaren Fesseln gefangen und beanspruchen unsere Zeit und unsere Kraft wie nichts und niemand sonst.

Außerdem hören sie unsere CDs, leihen sich unsere T-Shirts, benutzen unsere Wimperntusche, unsere Schere, unseren Computer, unseren Internet-Anschluss, unsere Digital-Kamera. Wie Heuschrecken fallen sie über den Inhalt des Kühlschrankes und der Speisekammer her, fragen ständig nach Geld, und wenn sie uns restlos ausgeplündert haben, fahren sie mit unserem Auto davon, hinein in ihr eigenes Leben.

Manchmal stelle ich mir vor, was ich so tun würde den ganzen Tag, auf meiner einsamen Insel. Wie viele Bücher ich ungestört lesen und schreiben würde. Wie herzlich egal mir verlorene Jacken sein könnten. Wie gleichgültig nasse Handtücher am Boden. Und wie viele Tesa-Abroller ich besitzen würde. Eine schöne Phantasie. Leider auch ziemlich langweilig. Das Problem ist, dass man sich an die Hausbesetzer gewöhnt, dass man den täglichen Ärger mit ihnen regelrecht braucht, und dass einem beides schrecklich fehlen wird, wenn die Besatzung eines Tages vorbei ist.

Hilft also nur eines: Die Kolonisatoren zu lieben, so lange sie da sind, und endlose Wäscheberge und offene Zahnpastatuben auf keinen Fall persönlich zu nehmen. Und dann bleibt uns ja auch noch der Trost, dass unsere Kinder eines Tages dasselbe durchmachen werden wie wir: Unsere Enkel werden uns rächen!

Luxusleben

Die meisten von uns träumen ein Leben lang vergeblich von jenen Dingen, die angeblich so erstrebenswert sein sollen: Luxus-Kreuzfahrten, Golfclub-Mitgliedschaften, Designer-Klamotten, Society-Partys. Geld selbst zu verdienen ist anstrengend, deshalb streben viele junge Frauen nach einer Eheschließung mit einem möglichst solventen und prominenten Vertreter der Männerwelt, wie zum Beispiel … Dieter Bohlen. Der kann einer Frau ganz offensichtlich ein Leben im Luxus und – ganz wichtig – im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit ermöglichen. Mal abgesehen davon, dass ein Leben mit Dieter Bohlen vermutlich schmerzensgeldpflichtig ist, kann ich Sie auch sonst beruhigen: Das tolle Leben ist nicht halb so toll wie Sie denken!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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