Oma Thiel Spieleabend mit Mordsgefühlen - Carma Conrad - E-Book

Oma Thiel Spieleabend mit Mordsgefühlen E-Book

Carma Conrad

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Beschreibung

Das neue Jahr 2025 hat begonnen. Das alte Jahr ist noch warm, apropos warm, es stirbt jemand, und noch jemand. Der eine ist noch nicht mal unter der Erde, da passiert schon wieder etwas. Die älteren Herrschaften fragen sich: Ist es Mord, oder gar das Alter? Während Oma Thiel sich noch nicht so viele Gedanken darüber macht, weil sie Glücksgefühle hat, sagt sich Else: Das sind keine Glücksgefühle, sondern, Mordsgefühle. Dessen war sie sich sicher. Außerdem will Else rausbekommen, was es mit dieser Uschi auf sich hat. Sie will angeblich die Zukunft in einer Kugel sehen. Else war sich sicher: Wenn du in einem Alter bist, bereust du nicht die Fehler, die du gemacht hast, sondern nur Fehler, die du nicht gemacht hast! Also Attacke!

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Seitenzahl: 222

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Prolog

Das neue Jahr 2025 hat begonnen.

Das alte Jahr ist noch warm, apropos warm, es stirbt jemand, und noch jemand.

Der eine ist noch nicht mal unter der Erde, da passiert schon wieder etwas.

Die älteren Herrschaften fragen sich:

„Ist es Mord, oder gar das Alter?“

Während Oma Thiel sich noch nicht so viele Gedanken darüber macht, weil sie Glücksgefühle hat, sagt sich Else:

„Das sind keine Glücksgefühle, sondern, Mordsgefühle“.

Dessen war sie sich sicher.

Außerdem will Else rausbekommen, was es mit dieser Uschi auf sich hat. Sie will angeblich die Zukunft in einer Kugel sehen.

Else war sich sicher:

Wenn du in einem Alter bist, bereust du nicht die Fehler, die du gemacht hast, sondern nur Fehler, die du nicht gemacht hast!

Also Attacke!

Kleine Anmerkung.

Man kann jedes Buch für sich lesen.

Um aber die Charaktere besser kennen zu lernen, wird empfohlen, mit dem Buch eins anzufangen.

Die Geschichten bauen aufeinander auf.

Danke und viel Spaß!

Inhaltsverzeichnis

Oma Thiel

Durcheinander

Sonnenschein – Residenz

Packen

Umzug

Pippi und Demi

81 oder 18

Mord, oder was?

Nicht schon wieder

Kampfsport

Aua

Contenance

Die Panzerknacker

Fruchtzwerge

Der Kuss

Der zweite Knopf

Pippi

Glück gehabt

Der Schuss

Der Mörder?

Der Knopf

Alles gut?

Uschi

Spieleabend

Feuer

Die Glaskugel

Eifersuchtsdrama

Die Verliebten!

Die Kraft

Der Wagen

Der Erhängte

Der Wahnsinnige

Der Teufel

Die Hohepriesterin

Aus und vorbei

Ach, ist das schön……..

Warum sollte ich

Wo, verdammt ist Else

Freunde

Wo ist sie nur….

Nie wieder

Auf der Suche

Gewissensbisse

Geschäfte

Es brennt, es brennt

7. Sinn

Heimweh

DNA

Handwerk

Puzzle

Wieder vereint

Hochzeit 2.0

Willst du mich heiraten?

Du hei? Mich willst in raten.

JUST Married

Oma Thiel

Durcheinander

„Aua,“ rief Oma Thiel laut. „Wieso ist denn hier so ein Durcheinander?“ Sie stieß sich den Fuß an einer Kiste, die mitten im Bad stand. Da sie barfuß und noch verschlafen ins Badezimmer ging, traf es den kleinen Zeh.

Sie rieb ihn, damit der Schmerz nachließ. Sie sich auf die Toilette, rieb aber beim Wasserlassen weiter ihren Zeh. Als sie aufschaute, ließ sie einen kleinen Schrei los:

„Ahhhhh!“ In der Dusche und in der Badewanne stapelten sich Kisten. Sie beendete ihren Klovorgang und raste in Elses Zimmer, ohne anzuklopfen. Else schlief auf dem Rücken, ihr Mund war geöffnet. Dabei kam ein Röcheln, so ähnlich wie schnarchen, aus ihrem Mund. Kleine Bläschen bildenden sich in ihrem Mundwinkel.

Sie hatte ihre Zähne nicht im Mund, sondern im Glas auf ihrem Nachtisch. Oma Thiel schlug die Bettdecke von Else zurück und rüttelte sie mit den Worten wach: „Else, was soll das?“ Da Else allerdings aus dem Tiefschlaf gerissen wurde, war sie ein klein wenig durcheinander.

„Wath it los, wo brenht es?“ Erst jetzt bemerkte sie Elfriede und dass sie keine Zähne im Mund hatte.

Während Oma Thiel die Vorhänge aufriss, steckte Else schnell ihre Zähne in den Mund.

„Was ist denn los, brennt es irgendwo, oder was?“, fragte sie jetzt etwas deutlicher, mit Zähnen im Mund.

Ihre Freundin stand am Fenster, die ersten Sonnenstrahlen schienen hinter ihrem Rücken, an ihr vorbei, auf Elses Bett. Elfriede hatte beide Hände in die Hüften gestemmt. Sie sah richtig bedrohlich aus.

„Warum stehen lauter Kisten im Badezimmer? Dann noch in der Wanne und in der Dusche. Wie soll ich denn die nächsten vier Wochen duschen?“ Else setzte sich auf die Bettkannte, mit den Worten: „Ach so, und deshalb weckst du mich? Ich wusste nicht wohin mit den Umzugskisten, deshalb habe ich sie erst einmal dahingestellt.“

Sie schlüpfte in ihre Pantoffeln, erhob sich, schaute Elfriede an und meinte: „Ich habe Feuchttücher geholt, damit kann man sich auch waschen.“

Sie verließ das Schlafzimmer und schlurfte nach draußen.

„So geht das aber nicht, ich kann mich doch nicht die nächsten Wochen mit Feuchttüchern abwischen. Und was ist mit den Haaren?

Daran hast du nicht gedacht, was?“ Sie lief Else hinterher. „Doch habe ich, ich habe Trockenshampoo gekauft, steht auch im Badezimmer, neben den Feuchttüchern.“

„Was, das kann doch nicht wahr sein! Die Kisten müssen da weg. Vor allem neben dem Klo. Ich habe mir schon den kleinen Zeh an der Kiste gestoßen, das geht gar nicht.“

Sie stand im Türrahmen und zeigte mit dem Finger auf eine Kiste.

„Dieses ganze Durcheinander,“ meckerte Elfriede noch hinterher.

„Ja, ja, ist ja schon gut, ich sage Heinz Bescheid, er soll sie erst einmal in seine Wohnung schaffen.“

Dann machte Else die Badezimmertür vor Elfriedes Nase zu.

Elfriede zog ihren Morgenmantel etwas enger und marschierte die Treppen runter, um mich anzurufen.

Wer sind wir denn eigentlich:

Oma Thiel – Elfriede (77) Werner Thiel, geb. Spinner ist ihr Ehemann und wohnt noch in der Seniorenresidenz Glückseligkeit, die ihm zur Hälfte gehört.

Die andere Hälfte gehört Elfriede. Er hat dort eine Suite.

Im Haus von Oma Thiel wohnt Else (80) als Mitbewohnerin und Heinz (79) wohnt im Souterrain des Hauses.

Die Kinder von Werner sind: Kathi mit Sohn Nico und Freund Ole. Er ist Architekt und neben Nico gibt es noch einen gemeinsamen Sohn, Leopold, wird aber mit Leo angesprochen.

Der Sohn von Werner, Mike, wohnt in den USA und ist Chirurg im Krankenhaus.

Oma Thiel hat drei Kinder.

Manfred, verheiratet und eine Tochter, Nele.

Kai lebt mit seinem Mann auf Mallorca.

Sie führen eine Kneipe.

Betty, getrennt lebend, mit Sohn Nils.

Und meine Wenigkeit, Conny. Ich bin die gute Seele, eine Freundin und der Schutzengel der Familie.

Ich bin auch diejenige, die hier alles aufschreibt. Mein zartes Alter ist (68)

*

Mein Telefon klingelte. Am Klingeln (Oma Thiel hatte den Klingelton, du schaffst das schon von Klubbb 3,) konnte ich schon erkennen, dass es nur Oma Thiel sein konnte, so war es dann auch.

„Hallo liebe Conny, ich wollte doch mal fragen, wie es dir so geht? Kannst du dich schon wieder besser bewegen?“

Ich hatte meinen guten Vorsatz für das Jahr 2025 gleich richtig umgesetzt und mir im Ästhetik – Centrum Bochum, bei Dr. Kapalschinski, meine Winke Arme, also Oberarme und meine Oberschenkel straffen lassen. Da ich mich auf Grund einer Empfehlung einer anderen Ärztin für diese Klinik entschieden hatte. Das nette Personal und die Kompetenz des Arztes. Beides gab mir das Gefühl, dass ich gut aufgehoben war.

Die sehr guten Bewertungen im Internet gaben mir die Sicherheit.

Am Tag der OP lief alles perfekt ab, wie bei einem eingespielten Team. Keine Hektik, alles sehr ruhig. Obwohl ich nicht die Einzige war, die an diesem Vormittag operiert werden sollte, strahlten die Schwestern eine beruhigende Gelassenheit aus.

Dr. Kapalschinski kam gut gelaunt zu mir und malte alles auf meiner Haut an, was überschüssig war.

Ich war tiefenentspannt, als ich dann in die Narkose schwebte.

Nach der OP habe ich mit einem Staubsauger im Bett geschlafen, der eine angenehme Wärme unter meine Decke blies.

Immer, wenn jemand nach mir schaute, um zu sehen, ob alles in Ordnung war, blinzelte ich durch meine halb geschlossenen Augen und tat so, als wenn ich noch schlief. Ich wollte dieses Wärmegefühl so lange wie möglich nutzen. Morgens um 09:00 Uhr ging es mit der OP los und um 17:00 Uhr ließ mich meine Blase im Stich. Leider musste ich meine Augen öffnen.

Ich denke mal, dass ich den Staubsauger mindestens drei Stunden in meinem Bett hatte.

Mir ging es sehr gut. Der Arzt kam auch gleich, als ich in meinem Zimmer lag und fragte, wie es mir geht.

Mir ging es fantastisch. Hätte ich nie gedacht.

Dr. Kapalschinski meinte, ich wäre mutig, Arme und Beine zusammen zu machen, aber ich hätte die OP sehr gut weggesteckt. Keine Übelkeit, nichts.

Also durfte ich am nächsten Tag schon nach Hause. Das Ästhetik- Centrum werde ich auf alle Fälle weiterempfehlen. Sie bekommen von mir die volle Punktzahl.

„Ja, hallo Oma Thiel, mir geht es sehr gut, danke der Nachfrage. Die Narben verheilen gut. Ich kann wieder T-Shirts anziehen und winken, ohne dass mir mein Fleisch am Oberarm gleich um die Ohren fliegt, und ich freue mich auf die kurzen Hosen, wenn der Sommer kommt. Ich wette mit dir, wenn das Else sieht, will sie auch so eine OP.“ Dabei lachte ich herzhaft.

Auch Oma Thiel lachte und meinte:

„Else würde alles bei deinem Arzt machen lassen, wenn er nur mit ihr einen Kaffee trinken würde.“

Dann erzählte Oma Thiel mir von den Kisten im Badezimmer und das ihr Haus so ungemütlich wäre, seitdem alle beim Packen für den großen Umzug in die „Sonnenschein - Residenz“ seien.

Die Sonnenschein- Residenz wurde von Ole gebaut und ist ein riesiges Grundstück mit einigen Häusern, in das z.B. Oma Thiel und Werner einziehen.

Ein Haus für Else und Heinz. Ein großes Haus für Kathie und ihrer Familie.

Mehrere Wohnungen seniorengerecht mit Pflegepersonal.

Ein Komplex, in dem Menschen betreut werden, die an Demenz erkrankt sind.

Und ganz viele Zimmer, im unteren Bereich sogar mit Garten, für die anderen älteren Leute.

Es gibt am Rande einen Kindergarten, damit sich Jung und Alt austauschen können. Ganz viele Tiere waren da, die man streicheln kann und auch Pferde.

Die Senioren – Residenz ist die Zwillingsschwester der Glückseligkeit – Residenz, die Elfriede und Werner je zur Hälfte gehört, jedoch etwas kleiner ist.

Ole hat das ganze erschaffen und er hat es gut gemacht.

In vier Wochen soll der Umzug sein.

„Reg dich doch nicht auf. Wenn Else in ihrem Haus wohnt, wirst du das Chaos vermissen, glaube mir,“ beruhigte ich Oma Thiel.

„Wahrscheinlich hast du Recht. Else ist eben chaotisch, das wusste ich von Anfang an. Ich wollte auch nur fragen, wie es dir geht, und wann wir uns sehen, Conny?“

„Ich denke so in zwei Wochen können wir in unserem Lieblingskaffee etwas trinken gehen. Wäre das OK für dich?“

„Super, lass uns aber vorher noch telefonieren. Ich muss jetzt den Frühstückstisch decken. Mach es gut, tschüss Conny.“

„Tschüss, Oma Thiel!“ Dann legten wir auf.

Oma Thiel stürzte in die Küche, um schnell alles für das Frühstück vorzubereiten, aber es war alles fertig.

Heinz saß am Tisch und las die Zeitung.

Er tastete hinter der Zeitung nach seiner Kaffeetasse, fand sie und schlürfte daran. Er hatte gar nicht bemerkt, dass Elfriede reingekommen war, bis sie:

„Guten Morgen, Heinz!“ rief.

Er ließ die Zeitung sinken und rief gut gelaunt: „Guten Morgen, liebe Elfriede.“

Dabei faltete er die Zeitung zusammen und legte sie weg. Er stand auf, ging zur Kaffeemaschine und fragte: „Käffchen?“

„Ja gerne,“ gab sie bedenklich zu Antwort. „Was ist denn mit dir los? So früh schon auf den Beinen?“

„Ja, ich konnte nicht mehr schlafen.“ Er druckste herum.

„Du Elfriede, ich wollte dich mal was fragen.“

Oma Thiel nahm einen Schluck Kaffee, der alle Lebensgeister weckte.

„Ja, was ist denn los?“, fragte sie lächelnd zurück.

„Ich wollte dich mal fragen… wenn wir ja demnächst umziehen…. dann, dann, dann sind wir ja nicht mehr so zusammen wie bisher,“ stotterte er. „Ich meine, dann sitzen wir doch nicht mehr wie jeden Morgen zusammen am Frühstückstisch.

Dann wirst du mit Werner allein frühstücken und ich mit Else, oder?“

Oma Thiel überlegte und meinte: „Ja, wenn ihr das so wollt?“

„Nein,“ rief er aufgebracht, „das will ich ja eben nicht.

Mit Else allein zu frühstücken, das wird mir zu anstrengend.“

„Wer ist anstrengend?“ Else polterte mit einer kleinen Kiste in der Hand in die Küche, stellte sie mit Schwung auf den Küchentisch, wobei sie mit der Kante auf einen Teller von Heinz kam.

Sein noch nicht gegessenes Brötchen flog im hohen Bogen durch die Luft.

Heinz schaute Elfriede flehend an. Jetzt verstand sie und meinte: „Heinz fragte mich gerade, ob wir nicht weiterhin alle zusammen bei uns an dem großen Tisch frühstücken wollen und ob es mir nicht zu anstrengend würde. Ich finde die Idee großartig. Und du Else?“ Elfriede schaute ihre Freundin fragend an. Heinz blieb in Erwartung der Antwort, sein Brötchen aufzuhebend inne, als Else sagte: „Klar, können wir machen.“

Heinz packte die Wurst wieder auf sein Brötchen, pustete den Staub ein wenig runter, schaute Elfriede dankbar an und biss beherzt in sein Brötchen.

Else sagte zu Heinz: „Du musst die Kisten aus dem Bad holen und bei dir in die Wohnung bringen.

So geht das nicht. Wir können nicht mal duschen. Oder soll ich das alles allein machen?“

Dabei schaute sie Heinz angriffslustig an.

Heinz aber meinte: „Kein Problem, mein Schatz, mache ich direkt nach dem Frühstück,“ dann schob sich Heinz sein Ei mit einem Mal in den Mund.

*

Sonnenschein – Residenz

Ole ist kaum zu Hause, bei seiner Familie.

Seinen Vater hat er auch schon länger nicht gesehen. Die Großbaustelle ‚Sonnenschein‘ hatte seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch genommen.

In fünf Wochen ist Eröffnung.

Kathi hat neben dem Haushalt und den Kindern die ganzen Reservierungen vorgenommen.

Mit ihrem kleinen Sprössling, von ein paar Wochen, kann sie sowieso noch nicht wieder in die Klinik, um ihren Beruf als Ärztin auszuüben.

Ein ganzes Jahr wollte sie aussetzten und sich um alles andere kümmern.

Vor allem der Umzug in das große Haus, neben dem Grundstück Sonnenschein, wird noch viel Nerven und Arbeit kosten.

Kathi fand die Idee von Ole gut, dass wir alle unmittelbar zusammenwohnen.

Oma und Opa in der Nähe zu haben ist immer gut bei zwei Kindern.

Nico wird bald schon zehn.

Den Haushalt zusammenzuschmeißen, wird auch kein Problem sein. Ole hatte nicht viel. Nur ein paar persönliche Sachen.

Viele Möbel wurden neu gekauft.

*

Die einzelnen Eingänge der Häuser des Seniorenheimes waren mit bunten Türen gestrichen. Die Fußmatten, hatten je einen Schriftzug der jeweiligen Vornamen des Bewohners.

Dann gab es verschiedene Parzellen, z.B.

‚Die Panzerknacker.‘ Die Türen hatten alle die Farbe Blau.

Wenn eine Glocke beim Hausmeister schellt, weiß er sofort Bescheid, dass er zu den Panzerknackern muss, blaue Tür, Hugo. Dann ist er in zwei, drei Minuten bei ihm.

Genauso funktioniert es beim Arzt, der auch auf dem Gelände wohnt.

Eine eigene Straße zu allen Häusern gab es für den Krankenwagen, wenn einer benötigt wurde. Es gibt sogar in der Nähe einen Landeplatz für einen Hubschrauber, falls mal etwas ganz dringend ist.

Auf dem Gelände selbst darf man nicht mit dem Auto fahren.

Dafür ist vor dem Eingang des Geländes ein Besucherparkplatz, der kostenfrei zu benutzen ist.

Es sei denn, man hat eine Garage, so wie Ole, Werner, und auch der Arzt.

Wer noch fit ist, kann mit dem Fahrrad, oder mit einem elektrischen Roller fahren. Selbstverständlich sind auch Rollatoren erlaubt, aber nur für die Besitzer. Fremde müssen ihre Fahrräder oder Roller über den Platz schieben.

Wenn Leute aus der Residenz ‚Glückseligkeit‘ ausziehen wollen, weil sie lieber in die Residenz ‚Sonnenschein‘ möchten, müssen sie für ihre Wohnung oder Zimmer einen Nachfolger finden.

Oma Thiel konnte sich endlich darauf freuen, mit ihrem Mann Werner zusammenzuziehen.

Ganz allein nur mit ihm, das wird bestimmt schön.

Werner allerdings bekam schon ein bisschen Angst.

Tag und Nacht mit seiner Elfriede zusammen zu sein. Was ist, wenn er Fußball gucken will. Sich eine Flasche Bier an den Hals setzen, die Füße auf den Tisch legen will, und gedankenverloren mal zu rülpsen, oder aber einen ziehen zu lassen.

Genau aus diesem Grund hat er seine Suite in der Residenz ‚Glückseligkeit‘ noch behalten. Das weiß seine Frau aber nicht, nur Heinz.

Der hat nämlich noch viel mehr Angst davor, nicht mehr sein eigener Herr zu sein, weil er mit Else seiner Traumfrau, endlich zusammengekommen war.

Der Sex war zwar gut mit ihr, aber sie war ein Dickkopf.

Vielleicht wird es ja schön.

Die Residenz ‚Sonnenschein‘ ist von viel Wald umgeben. Es ist nicht so dicht aneinandergebaut. Ein kleiner japanischer Park grenzt an der Residenz.

Auf der anderen Seite ein großes Feld.

Ideal, um sich mit einem Hund auszutoben.

Zusätzlich gibt es einen Krämerladen, so wie früher.

Dort gab es alles in kleinen Mengen.

Frische Eier gab es vom Bauern, sogar Milch, Kartoffeln, Äpfel und noch andere Dinge.

Eine mobile Reinigung holt die Wäsche der Leute.

Es gab keine Besuchszeiten. Jeder kann kommen und gehen, wann und wie er Lust hat.

Es gibt eine Apotheke vor Ort.

Einen Kindergarten gibt es auch.

Wer will, kann sich eine Oma oder Opa aussuchen, wenn keine Angehörige mehr da sind.

Für an Demenz erkrankte wurde eine größere Station eingerichtet, die rund um die Uhr von einem Pfleger besetzt ist.

Es ist an alles gedacht.

*

Packen

Else und Oma Thiel packten Geschirr ein. Das sich so viel ansammelt, in den Jahren. Elfriede fragte ihre Freundin:

„Hat Heinz schon alles fertig gepackt?“

„Ich weiß es gar nicht, ich schaue mal, ob er in seiner Wohnung ist.“

„OK, mach das. Sage ihm, er soll die Kisten in die Garage stellen, damit es hier nicht so voll wird.“

Als Else in die Wohnung platzte, lag Heinz auf der Couch und las die Motorradzeitschrift.

Gepackt war gar nichts.

Es standen nur die Kisten aus dem Badezimmer von Else noch im Flur.

„Nun, sage mal,“ polterte Else los, „geht es dem Herrn gut? Soll ich dir vielleicht noch einen Kaffee bringen und ein Kissen unter deine Beine legen, oder was?“

Heinz verstand das natürlich verkehrt.

„Oh ja, mein Schatz, wenn du das machen würdest, wäre das großartig.“

„Du hast doch nicht mehr alle Teller in der Kommode! Wir schuften oben wie die Blöden und du liegst faul auf der Couch rum und willst dich auch noch bedienen lassen!“ Ihr Organ schrillte durchs Zimmer. Erst jetzt merkte Heinz ihren Sarkasmus, den er nicht immer zuordnen konnte.

Deshalb erhob er sich mühselig. Es fiel ihm schwer sich zu bewegen, weil ihn sein Bauch störte.

„Ich habe doch schon angefangen. Im Bad ist eine Kiste,“ rechtfertigte er sich.

Weil Else so laut geschrien hat, kam Elfriede runtergelaufen.

„Was ist denn los? Ist was passiert?“ fragte sie ein bisschen aus der Puste.

„Der Herr hat es sich mit seinem Bauch ein wenig gemütlich gemacht, statt zu packen,“ verpetzte Else ihren Freund.

Der zweite Versuch von Heinz kam prompt: „Ich habe schon angefangen, im Bad. Else rauschte ins Badezimmer, suchte die Kiste und fand sie hinter der Tür. Es befanden sich die Badezimmermatten drin. So schmutzig wie sie waren, hat er die zusammengerollt und in die Kiste gepackt. Das war es.

Else nahm die Kiste mit in die Stube, wo Heinz versuchte mit Schwung vom Sofa aufzustehen. Er brauchte zwei Anläufe.

Oma Thiel schaute in die Kiste und nahm die Badvorleger raus. Sie ekelte sich, diese anzufassen. Sie ließ sie wortlos wieder in die Kiste gleiten.

„So geht das nicht“, meinte Elfriede,

„wir räumen ein oder schmeißen weg und du bringst alle Kisten in die Garage, und zwar jetzt!“ Else nickte ihr aufmunternd zu.

„Du kannst oben anfangen, da stehen schon etliche in der Küche, im Flur und im Schlafzimmer.“

Heinz nickte, ging nochmal ins Bad, tat so, als wenn er pinkeln würde, nahm seine versteckten Zigarren und huschte nach draußen.

Oma Thiel fragte Else: „Was willst du von dem Gerümpel in eurem neuen Haus haben?“

„Das Bett, das ist noch gut, vielleicht noch ein paar Sachen vom Geschirr aus der Küche. Die Badsachen können alle in den Müll.“ Elfriede nickte zufrieden.

Dann nahmen sie große Müllbeutel und ließen so einiges darin verschwinden, was in den Müll gehört.

Heinz rauchte erst einmal genüsslich seine Zigarre im Garten. Er dachte darüber nach, wie es wohl sein mag, mit Else zusammenzuwohnen. Wie soll er da noch heimlich rauchen? Gut ist nur, dass er, genau wie Werner, einen Zufluchtsort hatte. Werners Suite in der Residenz Glückseligkeit. Werner hatte Elfriede gesagt, dass er die für Gäste freihalten wollte.

Es kann auch sein, dass sein Sohn aus den USA zu Besuch kommt, oder Elfriedes Sohn Kai mit seinem Mann aus Mallorca. Deshalb brauchte Werner nur seine persönlichen Sachen einpacken und das war nicht so viel. Die Möbel blieben alle drin.

Das heißt, der Kühlschrank war mit Bier gefüllt, der Gefrierschrank mit Pizza und im Schrank waren Zigarren versteckt.

Aber davon durften die Frauen nichts wissen.

Heinz grinste, als er daran dachte.

Als Heinz alle Kisten in die Garage geschleppt hatte, schwitzte er und röchelte wie ein alter Gaul.

Als er fertig war und schweißnass in die Küche von Elfriede ging, holte er sich ein Bier aus dem Kühlschrank und ließ sich auf dem Sofa in der Wohnstube sinken.

Dann schaltete er die Sportschau an.

Er setzte gerade die Flasche an den Hals, als Oma Thiel in die Stube kam. Im Schlepptau hatte sie Else mit einem großen blauen Beutel über der Schulter.

„Wieso liegst du hier denn schon wieder rum Heinz?“

Else ließ den Sack hinter Elfriede fallen, die gerade das Gesagte im Raum nachschwingen ließ.

„Wieso, ich habe alle Kisten rausgebracht und die Garage ist proppenvoll, da geht nichts mehr rein!“ Oma Thiel meinte: „Das kann doch gar nicht sein, so viel war das doch gar nicht.“ Sie drehte sich um und ging zur Garage. Else folgte ihr mit dem Müll. Als sie die Garage öffneten, sahen sie Kisten über Kisten. Oma Thiel verstand das nicht. Sie dachte: ‚So viel war das doch

nicht?‘

Else ließ den Müll in ihrer Hand sinken und starrte auf die Kisten. Die waren bis oben hin gestapelt.

Es hupte hinter ihnen. Ein Wagen kam näher und es war Ole.

Als er ausstieg, meinte er: „Hallo Mädels, alles klar bei euch?

Wollte euch nur sagen, wenn ihr mögt, könnt ihr schon Kleinkram in das neue Haus bringen.“ Else versuchte ihren Sack gegen die Kartons zu drücken, um ihn nicht noch weiter mit sich rumzuschleppen.

In dem Moment kippte eine obere Kiste um und fiel nach hinten. „Mist,” fluchte Else. „Moment,“ rief Ole, „ich helfe dir.“

Er wuchtete die Kisten vorneweg und siehe da, es waren zwei Reihen gestapelt, dahinter war alles frei.

Else sah es und ging schnaufend zu dem dicken Mann, der auf der Couch lag und noch mehr Bier in sich hineinlaufen ließ.

Oma Thiel begrüßte Ole herzlich.

„Wenn du willst, kann ich auch schon ein paar Kisten mitnehmen. Ich wollte nur Bescheid sagen. Fahre jetzt noch eben bei Werner vorbei und hole da auch die Kartons. Ich schmeiße die eben auf die Ladefläche.“ Oma Thiel war dankbar.

Ole hob die Kartons hoch, als wären sie leer und hievte sie auf seine Ladefläche.

Dann verabschiedete er sich schnell, lehnte den Kaffee von Elfriede ab und fuhr mit einem Kavalierstart weiter.

Elfriede dachte: ‚Was der in den letzten Monaten alles geleistet hat, es ist ein guter Junge.‘

Else kam mit Heinz im Schlepptau nach draußen gestürmt.

Ihr Gesicht war puterrot. Gelangweilt trappte Heinz hinter ihr her.

Else schaute in die leere Garage.

„Wo sind denn die ganzen Kartons?“

„Die hat Ole mitgenommen, dann sind die schon mal in dem neuen Haus,“ antwortete sie ihrer Freundin.

Heinz schaute in die Garage und meinte:

„Ich weiß gar nicht, warum so ein Buhei machst. Ist doch alles weg.“ Dann drehte er sich um und ließ die beiden Frauen vor der Garage stehen.

Else sagte zu ihrer Freundin: „Ich weiß nicht, ob ich das mit Heinz aushalte. Er ist so schwerfällig geworden, und sein Bauch wird auch immer dicker.“

Elfriede legte den Arm um Else und meinte: „Ich kann dich verstehen.

Wenn es gar nicht klappt, ziehst du eben wieder zu uns.“

Selig und dankbar schaute sie Elfriede an.

„Gut ist nur, dass ich ein extra Zimmer habe, wo ich mich zurückziehen kann, und Heinz kann sich den Dachboden ausbauen, dann hätte er auch einen Rückzugsort,“ meinte Else.

Als sie wieder ins Haus gingen, hörten sie Heinz aus der Stube rülpsen. Die Sportschau lief.

Die Frauen zogen sich in die Küche zurück, machten eine Flasche Sekt auf und packten weiter Geschirr ein.

Elfriedes Hund Struppi legte sich genüsslich neben die beiden Frauen und schloss seine Augen.

*

Umzug

Der Tag war gekommen. Der Umzugswagen stand vor der Tür.

Was war das noch alles hektisch an diesem Tag.

Oma Thiel, Else und Heinz hatten noch darauf bestanden, ein letztes Frühstück in ihrem Haus einzunehmen.

Der Umzugswagen war für 10:00 Uhr bestellt, standen aber schon um 08:00 Uhr vor der Tür. Oma Thiel meinte: „Selbst schuld, wenn die so früh kommen. So saßen alle drei am Frühstückstisch, während die Männer vom Umzugsunternehmen alles um sie herum einlud. Keiner der Drei ließ sich aus der Fassung bringen.

Draußen hupte es zweimal. Einen Augenblick später kam Werner in die Küche gerannt.

„Was macht ihr hier, ich denke, wir ziehen um?“

Elfriede nahm eine Tasse und stellte sie Werner hin: „Käffchen?“, frage sie und stellte die Tasse an den freien Platz. Als Werner sich gerade setzten wollte, nahm ihm einer der Männer den Stuhl weg.

Heinz meinte daraufhin: „Tja, mein Lieber, hier musst du schnell sein, sonst ziehen sie dir den Teller unter der Tasse weg.“ Er lachte dabei. Werner trank seinen Kaffee im Stehen.

„Wollen wir nicht mal allmählich los? Es steht noch so viel auf dem Programm.“

Flehend schaute er zu seiner Frau.

Die bekam bei dem Dackelblick Mitleid und meinte: „Drei, zwei eins. Genau zehn Uhr. Wir sind fertig.“ In dem Moment, wo sie sich erhoben, waren ihre Stühle schon weggezogen.

Else meinte, „ich mach das hier noch mit der Küche fertig, fahrt ihr ruhig schon los und bereitet dort alles vor.“

Als Else mit den Männern allein war, holte sie sich aus einer Kühltasche eine Flasche Bier, öffnete sie und fragte:

„Wollt ihr auch ein Bier?“

Das ließen sie sich nicht zweimal sagen.

Schon saßen alle wieder auf den Stühlen, die sie zuvor rausgebracht hatten und tranken Bier. Else meinte zu sich: ‚Geht doch‘ Nach dem zweiten Bier und flirten von Elses Seite, packten die Jungs den Rest ein. Else war sich sicher, dass der eine ein Auge auf sie geworfen hatte. So etwas sah sie sofort.

Wie alt mochte er sein, bestimmt Ende 30. Aber da würde sie drüber wegsehen.

Sie saß auch in der Fahrerkabine direkt neben ihm und meinte seine Aufregung zu spüren.

Er zitterte richtig.

Der junge Mann neben Else schlug nach dem Takt von ‚Insomnia‘ und war ganz in seinem musikalischen Element.

*

Der Umzug zog sich wie Kaugummi. Erst am Abend, gegen 22:00 Uhr waren sie fertig. Else winkte ihrem Idol noch hinterher, als der Umzugswagen vom Hof fuhr.

In den nächsten Tagen waren alle damit beschäftigt, alles einzuräumen.

Zwischendurch trafen sich Werners und Heinz Blicke, wo dann klar war, dass sie sich mal verpissten, um entweder eine Zigarre zu rauchen oder um ein Bier zu trinken.

Bei dem Weiberkram störten sie eh nur.

Ein paar Tage später sah es schon einigermaßen gemütlich aus.

In spätestens 14 Tagen sollen die ersten Mitbewohner des Heims einziehen. Bis dahin müssten sie fertig werden.

*