Optimales Lernklima in der Schule: Tipps und Anreize zur Schulraumgestaltung - Sarah Dahlinger - E-Book

Optimales Lernklima in der Schule: Tipps und Anreize zur Schulraumgestaltung E-Book

Sarah Dahlinger

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Beschreibung

Akademische Arbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 1,0, Pädagogische Hochschule Freiburg im Breisgau, Sprache: Deutsch, Abstract: Schulraumgestaltung ist ein Thema, das zunehmend ins Interesse der Öffentlichkeit rückt. Seit langem ist bekannt, dass Wechselwirkungen zwischen Mensch und Raum, Raum und Lernen, zwischen innerem Erleben und äußeren Strukturen wie Material und Form, Farbe und Licht, besteht. Geschaffener Raum umgibt uns überall, Architektur ist für uns zur Selbstverständlichkeit geworden. Meist wird uns die Wirkung gebauter Umwelt erst dann bewusst, wenn uns etwas an ihr stört, verwundert oder begeistert. Die meisten Unterrichtsräume in deutschen Schulen wurden mit ihren meist rechteckigen Grundformen ursprünglich für einen frontal ausgerichteten, lehrerzentrieten Unterricht mit ca. 30 stillsitzenden Schülerinnen konzipiert. Für die Zwecke eines solchen Unterrichts reichte eine Raumgröße von 60 Quadratmetern aus. Jedoch haben sich die Lernformen verändert, worauf ‚Schule als Haus des Lebens und Lernens‘ nicht nur durch handlungsorientierten Unterricht, sondern auch mit entsprechenden räumlichen Umgestaltungen reagieren muss. Aber auch Architektur bzw. Architekten müssen bereit sein umzudenken, sich neu zu orientieren und für diese ‚neue Lernkultur‘ zu öffnen. Architektur soll diesem neuen Lernen dienen, es unterstützen, in dem sie aus Räumen Lernumgebungen schafft, die vielfältigen und flexiblen Unterricht ermöglichen und die Qualität des Lernens und Lehrens verbessern. Es geht also darum, Lernräume zu schaffen, die sowohl hinsichtlich ihrer Funktionalität, als auch ihrer Ästhetischen Gestaltung einen zukunftsorientierten Unterricht zulassen und psychische, physische und soziale Gesundheit fördern.

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Inhaltsverzeichnis

 

1. Schulraumgestaltung

Mensch und Raum

Sinnesreize

1.1.1  Haptische Reize

2.1.1   Optische Reize

3.1.1  Akustische Reize

2. Zusammenfassung und persönliches Resümee

Pädagogische Architektur

Stellenwert des Themas in der pädagogischen Literatur

Schulbau – eine Herausforderung

3. Literaturverzeichnis (inklusive weiterführender Literatur)

Abbildungsverzeichnis

 

1. Schulraumgestaltung

 

 

Abb. 1 http://www.altes-kloster.at/fotos/kg/kgweit12.jpg

 

Schulraumgestaltung ist ein Thema, das zunehmend ins Interesse der Öffentlichkeit rückt. Seit langem ist bekannt, dass Wechselwirkungen zwischen Mensch und Raum, Raum und Lernen, zwischen innerem Erleben und äußeren Strukturen wie Material und Form, Farbe und Licht, besteht. Geschaffener Raum umgibt uns überall, Architektur ist für uns zur Selbstverständlichkeit geworden. Meist wird uns die Wirkung gebauter Umwelt erst dann bewusst, wenn uns etwas an ihr stört, verwundert oder begeistert.

 

Die meisten Unterrichtsräume in deutschen Schulen wurden mit ihren meist rechteckigen Grundformen ursprünglich für einen frontal ausgerichteten, lehrerzentrieten Unterricht mit ca. 30 stillsitzenden Schülerinnen konzipiert. Für die Zwecke eines solchen Unterrichts reichte eine Raumgröße von 60 Quadratmetern aus. Jedoch haben sich die Lernformen verändert, worauf ‚Schule als Haus des Lebens und Lernens‘ nicht nur durch handlungsorientierten Unterricht, sondern auch mit entsprechenden räumlichen Umgestaltungen reagieren muss. Aber auch Architektur bzw. Architekten müssen bereit sein umzudenken, sich neu zu orientieren und für diese ‚neue Lernkultur‘ zu öffnen. Architektur soll diesem neuen Lernen dienen, es unterstützen, in dem sie aus Räumen Lernumgebungen schafft, die vielfältigen und flexiblen Unterricht ermöglichen und die Qualität des Lernens und Lehrens verbessern.

 

Es geht also darum, Lernräume zu schaffen, die sowohl hinsichtlich ihrer Funktionalität, als auch ihrer Ästhetischen Gestaltung einen zukunftsorientierten Unterricht zulassen und psychische, physische und soziale Gesundheit fördern.

 

Mensch und Raum

 

„Raum ist eine notwendige Strukturbedingung für Schule, für das Leben und für das Lernen in diesen Gebäuden“ (Hammerer/Renner 2006, S.5).

 

Noch bevor sich ein Kind sprachlich mitteilen kann, gewinnt es bereits ein Wissen über räumliche Beziehungen (vgl. Zimmer 1999, S.17). Um existenziell wichtige Erfahrungsprozesse erleben zu können benötigen Kinder, so Zimmer, „eine Umwelt, die ihren Bedürfnissen nach Aktivität und selbständigem Handeln entgegenkommt. Sie brauchen vielfältige Möglichkeiten für den Einsatz und die Erprobung ihrer Sinne“ (ebd., S.17).

 

Laut Forster sind „für die Sozialisation des Kindes hierzulande im wesentlichen drei Räume, das direkte Wohnumfeld, das weitere Wohnumfeld und die institutionalisierten Lebensumfelder wie Kindergarten und Schule wichtig […]“. Da Kinder die meiste Zeit ihrer Kindheit, durchschnittlich bis zu 20.000 Stunden, in der Schule verbringen, bezeichnet Winkel Kindheit heute auch als „Schul-Kindheit“ (Winkel 1997, S.19), die er als durch „zensierte Kontrolle, lahmgelegte Körperlichkeit und erzwungene Langeweile gekennzeichnete Realität“ (ebd., S.19) beschreibt. Unter diesen Umständen fällt dem Schulraum eine weitere Verantwortung zu. Schule ist nicht nur das, was zwischen den Lernenden und Lehrenden passiert. Sie prägt den Menschen sowohl durch vermittelte Wissensinhalte und Werte, als auch durch ihre räumliche Dimension. Maurer betont in diesem Zusammenhang, dass „der räumliche Rahmen […] zur tief ins Bewusstsein eindringenden Sprache der Schule [zählt]“ (Maurer 1990, S.41, zit. n. Knörzer/Grasser 2000, S. 275). Schulraum bzw. der pädagogische Raum geht über die herkömmliche mathematische Dimension die über Höhe, Tiefe und Weite definiert wird hinaus. Der Raum als dritter Pädagoge wird zur pädagogischen Instanz, durch seine Wechselwirkung zum Menschen zum Lebensraum- zu erlebtem Raum. Muchow drückt es passend aus: 

 

„Raum, in dem das Kind lebt,

 

Raum, den das Kind erlebt,

 

Raum, den das Kind lebt“.

 

(Muchow 1978, S.6, zit. n. Urban 1997, S.51).

 

Wenn Schule als Lebens- und Erfahrungsraum, so prägend für die Entwicklung von Kindern ist, und sie nachhaltige und wirksame Bildungsprozesse ermöglichen möchte, muss sie zukünftig der architektonischen Gestaltung der Räume ein angemessenes Maß an Aufmerksamkeit zukommen lassen, denn so Bollnow: „der Mensch befindet sich nicht im Raum, wie ein Gegenstand sich etwa in einer Schachtel befindet, und er verhält sich auch nicht so zum Raum, als ob zunächst etwas wie ein raumloses Subjekt vorhanden wäre, das sich dann hinterher auch zu einem Raum verhielte, sondern das Leben besteht ursprünglich in diesem Verhältnis zum Raum und kann davon nicht einmal in Gedanken abgelöst werden“ (Bollnow 1963, S.23).

 

Räume wirken auf Menschen, beeinflussen und beschäftigen sie (vgl. Walden/Borrelbach 2002, S.5). Sie erzeugen in Menschen bestimmte Stimmungen. Beispielsweise fühlt sich ein Kind in einem Raum „wohl oder nicht, beklemmt oder befreit, heiter oder melancholisch, gespannt oder entspannt, ergriffen oder belustigt“ (Becker u.a. 1997, S.11). Räume können ein bestimmtes Verhalten nahelegen, Handeln unterstützen oder verhindern (vgl. Rehle 1998, S.69). Räume wirken nachhaltig auf den Menschen und sie vermitteln bestimmte Botschaften. Laut Knörzer und Grass, sind Schulräume Teil des ‚heimlichen Lehrplans‘ und können „die Bedeutung des Lehrers unterstreichen“ (Knörzer/Grass 2000, S.275). In der Reggio-Pädagogik werden sie als pädagogische Akteure verstanden, die man versuchen sollte in das eigene pädagogische Handeln mit einzubeziehen.

 

Aus der Art und Weise, wie sich ein Schulraum präsentiert, lässt sich laut Rehle, „vieles ablesen, z.B. welches Verhalten von ihnen erwartet wird, welches unerwünscht ist, welche Tätigkeiten Vorrang haben, wozu Schule da ist und welche Ziele sie verfolgt“ (ebd., S.165). Sie ist davon überzeugt, dass sich anhand der Architektur oder Einrichtung eines Schulgebäudes sogar das ihm zugrunde liegende Menschenbild erkennen lässt (vgl. ebd., S.165). Schule als ein „kindorientierter Erfahrungsraum“ (ebd., S.170), der zukünftiges Leben und Lernen der Kinder ernst nimmt und die Vielfalt und Vielschichtigkeit kindlichen Lernens unterstützt, muss nach Rehle so geschaffen sein, dass er „individuelle sowie gesellschaftliche Erfahrungsdefizite“ (ebd., S.170) ausgleichen und neben individuellem und gemeinsamem Lernen auch selbstverantwortete Lernprozesse anleiteten kann (vgl. ebd., S.170). Nach Becker wirken Räume, gleich, ob dies bereits vor ihrer Erbauung beabsichtigt war, bildend auf die Kinder ein und gleichzeitig werden sie vom Menschen gebildet und beeinflusst. So besteht zwischen Mensch und Raum stets ein wechselseitiges Verhältnis (vgl. Becker 1997, S.15), das nicht nur äußerlich ist, denn Raum und Mensch „definieren sich gegenseitig. Menschen gestalten nicht nur ihre Räume, Räume strukturieren auch Möglichkeiten für die Entfaltung des Menschen vor“ (Knörzer/Grass 2000, S.274).

 

„Dass Kinder sich in ihren Schulräumen wohlfühlen, ist eine entscheidende Voraussetzung für erfolgreiches Lernen“ (Walden/Borrelbach 2002, S.5).

 

Schule als ein Lernort ist raumgreifend (vgl. Walden/Borrelbach 2002, S.6), ein  die kindlichen Sinne anregender Raum, der Kindern die Möglichkeiten lässt sich als Handelndes Wesen aktiv am Unterricht und seinem eigenen Lernprozess zu beteiligen. Schule muss als ein Ort der Begegnung, in dem sich die Kinder gerne aufhalten, wohlfühlen und lernen, verstehen und ebenso gestaltet sein.

 

In den folgenden Unterkapiteln geht es nicht darum, ein universales Handbuch für Architekten oder Pädagoginnen zu schreiben, wie Schulräume am geeignetsten zu planen oder einzurichten sind, denn Architekturerleben ist stets geprägt durch subjektive Eindrücke und Empfindungen. Viel mehr geht es darum, die in der von mir verwendeten Literatur aufgezeigten architektonischen und pädagogischen Vorschläge zur Planung zukünftiger und Umgestaltung bestehender Schulbauten zu erläutern und abzuwägen.

 

Sinnesreize

 

 

Abb.2 http://www.architektur.tu-darmstadt.de/upload/powerhouse_paper_image/1268/Abb_1_Sinne.jpg

 

„Unsere Sinne sind die Eintrittspforten zur Welt!

 

Erst die Öffnung der Sinne bewirkt das, was wir landläufig als das Lernen begreifen. Bleiben die Sinne geschlossen, gibt es keine Sensibilitäten, keine Betroffenheiten und keine Vielfalt“ (Rogger 2007, S.135).

 

Sinnliche Erfahrungen sind, laut Zimmer, die Grundlage kindlichen Handelns (vgl. Zimmer 1999, S.15). Sie bezeichnet die Sinne als „unsere Antennen“ (ebd., S.15), als „Nahtstelle zwischen innen und außen“ (ebd., S.15), über die wir Menschen mit unserer Umwelt in Beziehung treten und gleichzeitig auf sie einwirken (vgl. ebd., S.15). Zimmer betont: „Für Kinder stellt die sinnliche Wahrnehmung den Zugang zur Welt dar. Sie ist die Wurzel jeder Erfahrung durch die sie die Welt jeweils für sich wieder neu aufbauen und verstehen können“ (ebd., S.15).