Palladium - Boris Razon - E-Book

Palladium E-Book

Boris Razon

0,0
8,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Boris Razon ist 29. Als vielbeschäftigter Chefredakteur freut er sich auf den Sommerurlaub: endlich Zeit für sich, seine Freundin Caroline und ihre zwei Töchter. Doch auf einmal fängt es an. Ein Kribbeln in den Fingern. Höllische Rückenschmerzen. Schwächeanfälle. Innerhalb weniger Tage ist er von Kopf bis Fuß gelähmt. Sein Kontakt zur Außenwelt beschränkt sich auf vereinzelte Geräusche, die wie durch einen Schleier zu ihm dringen. Boris kämpft um sein Leben. Er erinnert sich an die letzte Begegnung mit seinem Vater, den letzten Urlaub mit Caroline, die letzte gemeinsame Nacht. Aber schon bald führen die Bilder in seinem Kopf ein Eigenleben. In seinen Halluzinationen taucht er ein in eine andere Welt, eine Welt wahnsinniger Ärzte und Dämonen, eine gefährliche, tödliche Welt. Doch selbst in dieser Hölle ist Caroline an seiner Seite und führt ihn schließlich in die Welt der Lebenden zurück. Palladium ist ein einzigartiges Debüt. Eine rasante Reise in die Unterwelt im Zeichen von Homer, Kafka und Lewis Carroll.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Das Buch

Boris Razon ist Online-Chefredakteur der wichtigsten französischen Tageszeitung. Nach fünf Jahren pausenloser Arbeit will er endlich seinen gesammelten Urlaub nehmen. Eine Reise mit seiner Freundin Caroline, das erste gemeinsame Kind, der lange geplante Roman – er kann es kaum erwarten. Wäre da nicht diese seltsame Erschöpfung. Dieses Kribbeln im ganzen Körper. Die Ärzte sind ratlos. Innerhalb kürzester Zeit ist Boris von Kopf bis Fuß gelähmt. Sein Kontakt zur Außenwelt beschränkt sich auf vereinzelte Geräusche, die wie durch einen Schleier zu ihm dringen. In vollkommener Dunkelheit erinnert er sich an die letzte Begegnung mit seinem Vater, das letzte Gespräch mit Caroline, die letzte gemeinsame Nacht. Aber schon bald führen die Bilder in seinem Kopf ein Eigenleben. Schatten tauchen aus dem Nichts auf, nähern sich bedrohlich. Eine abenteuerliche Reise beginnt. Boris Razon erzählt die zutiefst berührende, wahre Geschichte einer Liebe zwischen Leben und Tod, Realität und Halluzination.

Die Autorin

Boris Razon, 1975 geboren, war zehn Jahre lang Chefredakteur der Onlineausgabe von Le Monde. Er leitet die Abteilung für Neue Medien bei France Télévisions und unterrichtet Journalistisches Schreiben an der Pariser Elite-Universität Sciences Po. 2005 erkrankte er am Guillain-Barré-Syndrom, einer Nervenentzündung ungeklärter Ursache, die zur vollkommenen Lähmung und zum Tod führen kann. PALLADIUM ist sein erster Roman, der u.a. für den Prix Goncourt nominiert war und in den französischen Medien begeistert besprochen wurde.

Boris Razon

PALLADIUM

Roman

Aus dem Französischen von Christian Ruzicska und Paul Sourzac

Ullstein

Besuchen Sie uns im Internet:www.ullstein-buchverlage.de

Wir wählen unsere Bücher sorgfältig aus, lektorieren sie gründlich mit Autoren und Übersetzern und produzieren sie in bester Qualität.

ISBN: 978-3-8437-1076-3

Die französische Originalausgabe erschien 2013unter dem Titel Palladium bei Éditions Stock, Paris.© 2013 by Éditions Stock, Paris© der deutschsprachigen Ausgabe2014 by Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinUmschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

E-Book: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin

Für Caroline

Zum Gedenken an

Jean-Marc Roberts

Das Argument des Scharfrichters war, dass man keinen Kopf abschlagen könne, sofern nicht ein Körper da wäre, von dem er abzuschlagen sei: dass er nie zuvor so etwas auszuführen gehabt habe und er, solange er lebe, auch nicht damit anfangen werde.

Lewis Carroll, Alices Abenteuer im Wunderland

O so erzähle mir auch das Schicksal jenes Verfolgten! Lebt er noch irgendwo, das Licht der Sonne noch schauend? Oder ist er schon tot, und in der Schatten Behausung? Und die dunkle Gestalt der Schwester gab ihr zur Antwort: Dieses kann ich dir nicht genau verkünden, ob jener tot sei, oder noch lebe; und eitles Schwatzen ist unrecht.

Homer, Odyssee

Ich erinnere mich vage daran, dass ich mir damals unsterblich vorkam. Auch verging die Zeit nicht: Wenn ich rauchte, wurde ich manchmal so glücklich oder aber auch so unglücklich dabei, dass ich meinte, das würde für immer so bleiben. Wenn ich genussvoll rauchte, blieb die Welt, wie sie war.

Orhan Pamuk, Der Koffer meines Vaters

Palladium [pa'la:di̯um] Substantiv, Neutrum1. Dem Lateinischen entlehnt und aus dem Griechischen abgeleitet, Anspielung auf die Schutzstatue der Pallas Athene, die als Garantin für die Bewahrung Trojas galt. Bezeichnet das, was ein Volk als Sicherung seines Fortbestandes erachtet.2. (In übertragener Bedeutung) Alles, was den Erhalt einer Sache garantiert.

Prolog

Freitag, 29. Juli 2005Neurologische Intensivstation der Pitié-SalpêtrièreZimmer Nummer 7

Ich bin ein Mann ohne Alter und ein Mörder. Ja, ich weiß, du machst dich darüber lustig, du findest das prätentiös. »Noch so einer, der sich was vormacht«, denkst du dir. Auch du bist im Begriff, mich fallenzulassen. Doch du irrst dich, ich meine es ernst. Chirurgisch. Nicht dichterisch. Ich habe kein Alter mehr, seit ich im Krankenbett liege. Ich liege da wie eine Mumie, unfähig, meine Glieder zu bewegen. Nimm dein Gesicht, betrachte es im Spiegel. Ja, schau genau hin. Sieh dir die Nasenlippenfurchen an, die paar Falten, die sich in deine Stirn hineingraben, die Krähenfüße, die zum Vorschein kommen, wenn du die Augen zusammenkneifst. Sieh dir das alles an, die Stigmata deines Alters. Bei mir sind sie verschwunden. Mein Gesicht bewegt sich nicht mehr. Es rührt sich nicht, und meine Augen sind starr, verborgen hinter verschlossenen Lidern. Meine Haut ist glatt wie ein Tümpel im Mondschein. Tot. Ja, schenk ihnen ein Lächeln, deinen Falten, lerne sie zu lieben, sie erzählen von deinem Leben; sie erzählen von der Zeit, dem Fluss der Energie. Meine eigene Haut ist zart und durchsichtig, es mangelt ihr an frischer Luft und Sonne. Sogar Pubertätspickel habe ich. Ansonsten nichts, alles flach, der Tod der Muskeln. Die Hölle unter freiem Himmel. Denn darunter schlägt und vibriert es, glaub mir. Es ist zu allem bereit, um zu leben. Und jetzt vergeht dir allmählich das Lachen, du beginnst mir zu glauben. Ein Mann ohne Alter und ein Mörder, das ist aus mir geworden.

Ich bin nicht die Frucht irgendeiner Phantasie. Ich habe keine Phantasie. Und ich habe auch keinen Atem. Denk dir nur … Es ist eine Maschine, die für mich atmet. Sie führt mir Luft zu, treibt sie hinaus, führt mir Luft zu, treibt sie hinaus. Ich hasse sie, diese Maschine, und jede Sekunde bete ich, dass sie nicht aufhört. Eine Weile will ich noch leben. Phantasie hat das Leben von ganz allein für mich aufgebracht. Ja, für mich sogar mehr als für die anderen. Und nun warte ich darauf, mich befreien zu können. Sie wollen mich für die Morde verurteilen, die ich begangen habe. Sie würden gern das Rätsel lösen, begreifen, wie ich es angestellt habe. Erzählte ich es ihnen, sie würden mir nicht glauben. Sie würden es für das Delirium eines Betrunkenen oder Geisteskranken halten. Ich bin weder das eine noch das andere.

Sie haben einen jungen Mann beauftragt, jeden Morgen in mein Zimmer zu gehen und den ganzen Tag damit zu verbringen, mich zu bewachen. Er wartet darauf, dass ich aus meiner Lethargie trete. Leise schleicht er in den Raum – ich vermute, dass er im Flur geschlafen hat. Wortlos geht er am Bett vor­über, atmet kaum, bleibt andächtig still. Er umrundet das Bettgestell, geht am Fenster entlang, wagt einen Blick nach draußen und lässt sich dann auf dem Stuhl nieder, der etwas abseits neben dem Bett steht. So kann er dann wachen, vergeblich lauern auf die auch nur geringste Zuckung meines Körpers. Ich frage mich, ob er noch vor mir wissen wird, dass ich zurückgekehrt bin. Ich zögere. Was tun, um mich seiner Wache zu entziehen? Wenn mich meine Familie besucht, verschwindet er. Doch sobald sie den Fuß vor meine Zimmertür setzen, ist er zurück, sitzt ruhig und bedächtig wieder da. Ich kann nicht sagen, dass ich ihn hasse. Nur wüsste ich gern, wer er ist, was er von mir will, wie er es nur anstellt, all die Zeit über reglos und schweigsam zu verharren. Ich selbst bin entschuldigt: Ich kann mich nicht bewegen, befinde mich auf der Intensivstation und bin so gut wie tot. Doch er, wo bloß wurde er ausgebildet, um sich derart unerbittlich zu erweisen? Man möchte meinen, ein Schatten, ein Gespenst. Es handelt sich hier nicht um einen dieser gutmütigen Bullen, die in einer Zeitung blättern und ihrem Verdächtigen hin und wieder einen abwesenden Blick zuwerfen. Seine Augen sind auf mich geheftet. Er mustert mich. Wie ich das wissen will? Meine Lider mögen zu ihrem Schutz zugeklebt sein, ich spüre seinen Blick dennoch auf meinem Gesicht, meinem Mund. Gleich den Frauen, die, ohne sich auch nur umzudrehen, eure Blicke auf ihren Kurven erahnen. Wahrscheinlich ist er vom Geheimdienst. Er ist viel zu steif, als dass etwas anderes in Frage käme. Sogar die Krankenpfleger fürchten ihn. Schweigsam wartet er, sein finsterer Blick fixiert meinen Mund. Er will Erklärungen. Wenn ich nur wüsste, was er denkt, es wäre um vieles einfacher. Doch um zu verstehen, muss man zum Anfang zurückgehen, zu dem, was geschehen ist, was mich hierhergeführt hat, in dieses Zimmer eines Pariser Krankenhauses. Tausendmal schon habe ich diesen Film in meinem Kopf abgespielt, habe mir die Tage einen nach dem anderen vorgenommen und versucht, mich jedes einzelnen Indizes zu entsinnen, das ich vielleicht hätte übersehen können. Jede einzelne Sekunde der letzten beiden Monate habe ich heruntergespult. Vor nunmehr neunundzwanzig Tagen bin ich in die verbotene Zone eingedrungen. Neunundzwanzig Tage habe ich damit verbracht, durch die Hölle zu gehen. Und zu meinem Unglück ist all das hier wahr.

Erster TeilDie Verwandlung

T-64. Vielleicht hat hier alles begonnen, in Kroatien, wohin ich mit meinem Vater gereist war. Ich weiß noch, dass es an jenem Tag sonnig, aber leicht kühl war. Wir saßen in einem Restaurant am Straßenrand und aßen äußerst schlechte ćevapčići. Ich reiste mit meinem Vater, da er gerade in Rente ging. Ich hatte ihm meine Anteilnahme beweisen wollen, so sehr fürchtete ich, er würde, wenn er aufhörte zu arbeiten, krank werden oder depressiv. Für gewöhnlich ging die Sache schlecht aus, wenn wir zu zweit unterwegs waren, ich hätte es wissen müssen. Doch in jenem Moment gaben wir uns alle Mühe zu vergessen, dass die ćevapčići abscheulich waren, und so aßen wir voller Appetit. Das Fleisch war möglicherweise verdorben.

T-62. Wir waren in Zagreb, von wo aus wir nach Paris zurückreisten. Vor Jahren schon war ich abergläubisch geworden, ohne es mir wirklich einzugestehen; ich trug stets irgendwelche Talismane bei mir. Kleine Plastiktierchen, die ich in meinen Taschen mit mir herumschleppte. Und wenn ich das Flugzeug nahm, hatte ich jedes Mal ein Hemd an. Diesmal war es allerdings schwarz wie der Rest meiner Kleidung. Ich fand das zu düster, ich wollte nicht so aussehen, als trüge ich Trauer. Und so hatte ich beschlossen, im T-Shirt zu reisen, und den Aberglauben der Ästhetik geopfert. Da stand ich nun wie alle anderen, ein gewöhnlicher Typ in einer Flughafenschlange. Ich führte ein normales Leben, ein eher glückliches, hatte einen spannenden Beruf, eine Freundin, die ich liebte, eine Familie, Freunde, und ich empfand das Bedürfnis, mich zu schützen; ich verspürte die ganze Zeit über leichte Angst. Als kreise etwas über meinem Kopf. Und an diesem Punkt angelangt, blicke ich auf die vergangenen Tage wie auf eine Warnung. Ich versuche, die Schwachstelle zu finden, und genieße nebenbei die Glücksmomente. Verstehst du, wenn man unbeweglich wie ich in einem Bett liegt, in einem Zustand, in dem man die Tage, Stunden, Minuten nicht mehr zählen kann, dann ist das Gedächtnis das Einzige, was einem bleibt. Denn die Zeit, jene, der man Tag für Tag hinterherrennt, existiert nicht. Wenn man nichts fühlt, weder die Luft auf der Haut noch das Leben im Innern, dann werden die Tage zu Sekunden. Das Leben hat keinen Rhythmus mehr. Denn es ist unser Körper mit seinen Bewegungen, der dem Leben den Rhythmus verleiht. Also denke ich nach und versuche zu begreifen, wie all das passieren konnte. Ich versuche, die Kreuzung auszumachen, jenen Moment, da ich den falschen Weg einschlug. Zum Glück ist Caroline, meine Freundin, Anwältin; sie wird die richtigen Worte schon finden. Wenn ich, noch bevor man mich befragt, mit ihr sprechen kann, dann wird alles gut. Die Ärzte sagen, das werde schon wieder, unmöglich, dass es anders komme. Die meisten von ihnen wissen nicht, wann, aber ihrer Meinung nach werde ich nicht mehr lange in diesem Zustand verharren müssen. »In drei Monaten ist das Thema erledigt. Es wird nur eine schlechte Erinnerung bleiben, weiter nichts, glauben Sie mir!« Genau so hat gestern erst ein Arzt mit meinen Eltern gesprochen … Ich habe alles mitbekommen, es war wie ein Schlag der Erleichterung. Drei Monate, das scheint auf Anhieb viel, aber man gewöhnt sich daran.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!