Perry Rhodan 3147: Das Ende der Zweifler - Robert Corvus - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 3147: Das Ende der Zweifler E-Book und Hörbuch

Robert Corvus

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Beschreibung

In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2071 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 5658 nach Christus. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat. Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, man arbeitet intensiv zusammen. Als man aber in der Liga Freier Galaktiker erfährt, dass in der Nachbarschaft der Milchstraße ein sogenannter Chaoporter gestrandet sei, wird unverzüglich ihr größtes Fernraumschiff in Marsch gesetzt: die RAS TSCHUBAI, unter dem Kommando von Perry Rhodan. In der Milchstraße übernehmen derweil die Kastellane wichtige Machtpositionen – es sind relativ Unsterbliche unterschiedlicher Völker, die als spezielle Eingreiftruppe von ES gelten. Doch auch für sie ist die Yodor-Sphäre bislang unbetretbar, ein geheimes Bauprojekt der Kosmokraten. Atlan und die Kastellanin Verind Nott begeben sich vor Ort und erleben DAS ENDE DER ZWEIFLER ...

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Seitenzahl: 146

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Zeit:3 Std. 46 min

Sprecher:Renier Baaken
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Nr. 3147

Das Ende der Zweifler

Schicksalstag für einen Planeten – Atlans Flotte ist in tödlicher Gefahr

Robert Corvus

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Tiefendenken

1. Feind

2. Aufgabe

3. Schild

4. Terror

5. Soldat

6. Mondgefecht

7. Schlag

8. Mentalität

9. Analyse

10. Angebot

11. Verbündete

12. Haus

13. Innenfeind

14. Kapsel

15. Stahlschluchten

16. Freunde

17. Gravitas

18. Attrappen

19. Transfer

20. Erinnerung

21. Entfaltung

22. Kluft

23. Bund

Leserkontaktseite

Glossar

Risszeichnung Raumschiff der Laichkangen

Impressum

In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2071 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 5658 nach Christus. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat.

Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, man arbeitet intensiv zusammen.

Als man aber in der Liga Freier Galaktiker erfährt, dass in der Nachbarschaft der Milchstraße ein sogenannter Chaoporter gestrandet sei, wird unverzüglich ihr größtes Fernraumschiff in Marsch gesetzt: die RAS TSCHUBAI, unter dem Kommando von Perry Rhodan.

In der Milchstraße übernehmen derweil die Kastellane wichtige Machtpositionen – es sind relativ Unsterbliche unterschiedlicher Völker, die als spezielle Eingreiftruppe von ES gelten. Doch auch für sie ist die Yodor-Sphäre bislang unbetretbar, ein geheimes Bauprojekt der Kosmokraten. Atlan und die Kastellanin Verind Nott begeben sich vor Ort und erleben DAS ENDE DER ZWEIFLER ...

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Arkonide kämpft.

Verind Nott – Die Uxantin prüft.

Prozorod – Der Munuam denkt.

Sirrte Teziz – Die Kommandantin entscheidet.

Wiyjir

Tiefendenken

Das Chaos ist Ursprung und Ziel von allem.

Wo die Welt am kleinsten, am tiefsten und wahrhaftigsten ist, fluktuieren Energiezustände auf unvorhersehbare Weise. Quanten entstehen, verbinden und trennen sich, vergehen frei jeden Gesetzes.

Dass sich darüber eine Ordnung legt wie klebriger Schleim, empfindet Prozorod als impertinente Frechheit.

Dass bewusstes Leben existiert, das diese Ordnung in Naturgesetzen formalisiert, ist eine Beleidigung.

1.

Feind

Mit weiten Schritten betrat Atlan die Zentrale der THETA DA ARIGA. Es ist ernst, interpretierte sein Extrasinn die vielfältigen Hinweise.

Die meisten Stationen waren dreifach besetzt. Wo das nicht zutraf, zeigten die entsprechend aus dem Boden gefahrenen Sitze, dass dieser Umstand sich bald ändern würde. Zweifellos waren die entsprechenden Besatzungsmitglieder bereits auf dem Weg. In jedem Gang zwischen Atlans Kabine und der Zentrale, selbst im Antigravlift, leuchteten die Warnanzeigen für Alarmstufe Zwei.

Die Besatzung wirkte konzentriert, sogar besorgt. Teils flogen die Blicke umher, wobei sie in kurzen Etappen innehielten, teils fixierten sie scheinbar leere Luft. Die Spezialisten betrachteten Holos, die man nur sah, wenn man an der entsprechenden Station saß. Wenn sie Sensorfelder bedienten, sah es manchmal aus, als versuchten sie, Insekten zu fangen. Ihre Lippen bewegten sich, weil sie sich mit ihren Kameraden austauschten oder akustisch Befehle erteilten, entweder der Bordpositronik oder Stationen, die über den Kelchraumer verteilt waren, dessen Längsachse etwa zwei Kilometer maß. Schallisolationsfelder machten sie für Atlans Ohren stumm.

Anders als in terranischen Raumern war die Zentrale der THETA in Terrassen gestaltet, mit den wichtigeren Stationen – die üblicherweise höherrangige Offiziere besetzten – am weitesten oben und am dichtesten am Thron des Kommandanten, den nur dieser benutzen durfte. Für die Zeiten seiner Abwesenheit war ein deutlich kleinerer Kommandosessel vorgesehen, den sein Stellvertreter benutzte.

In diesem Moment führte Eshendor dom Khaal persönlich das Kommando. Mit flammenförmigen Kristallen verbreiterte seine Uniform die Schultern des hageren, selbst für einen Arkoniden hoch aufgeschossenen Mannes. Er saß vorgebeugt und sah Atlan mit intensiv roten Augen entgegen, die vor Aufregung tränten. »Entschuldige, dass wir dich so rasch wieder aus dem Schlaf geholt haben.«

Atlan winkte ab, obwohl er nach der Reise in den Sextadim-Park etwas Erholung hätte gebrauchen können. »Ihr werdet gute Gründe dafür haben.«

Über den Terrassen mit den Stationen füllte das Zentralholo den Raum bis zur Decke. Es zeigte eine taktische Ansicht, in der die Einheiten des arkonidischen Flottenverbands wie Edelsteine funkelten. Noch waren offenbar nicht alle aus dem Hyperraum gefallen, neben der THETA DA ARIGA entdeckte Atlan nur zwei weitere GAUMAROL-Kelchraumer. Insgesamt bot ihre Flotte sechs auf. Die 30 1200-Meter-Kugelraumer der DAGOR-Klasse waren vollständig eingetroffen und steuerten eine Standard-Gefechtsformation an, von den 75 YILLD-Raumern fehlte noch ein Drittel. Rot dargestellt war die BROVAYD, das 1000 Meter lange Raumschiff der Yodoren, dessen Kommandant Atlan eingeladen hatte, ihm zum Bauplatz der Kosmokraten zu folgen.

In einer Entfernung von einer Lichtstunde befand sich ein Planetensystem, das vermutlich als Orientierungspunkt für die Astronavigation gedient hatte. Um einen blauweißen Stern waren die Umlaufbahnen von 15 Trabanten eingezeichnet.

Rätselhafter war ein graues Gebilde, das eineinhalb Lichtstunden oberhalb der Ekliptik stand, von der Flotte nicht ganz eine Lichtstunde entfernt. Die Positronik schien Mühe zu haben, es korrekt darzustellen. Ständig veränderten sich die Randbereiche der grob linsenförmigen Erscheinung, wodurch sie flimmerte. Gelb markierte Einheiten wurden offenbar von dort ausgeschleust.

»Was ist das?«, fragte Atlan.

Ein Soldat in tadelloser Uniform eilte zu ihm. Der einsame Mond an seiner linken Brustseite wies ihn als Tharg'athor aus. In der Standardverwendung der arkonidischen Flotte hätte er ein Beiboot befehligt, aber er wurde wohl anders eingesetzt.

Der Soldat grüßte militärisch, was Atlan erwiderte. Er selbst trug eine Uniform ohne Rangabzeichen. Vermutlich redeten sich in irgendeiner Verwaltungsstelle der Kristallrepublik die Bürokraten die Köpfe darüber heiß, wie man einen ehemaligen Imperator und Oberbefehlshaber, der aber kein dem aktuellen Reglement entsprechendes Offizierspatent besaß, korrekt hierarchisch einzuordnen habe.

»Tharg'athor Zendor da Lorn«, stellte sich der Einmondträger vor. »Der Kommandant ist beschäftigt. Ich soll dich auf den neuesten Stand bringen und deine Fragen beantworten.« Mit einer zackigen Bewegung wies er auf eine Konsole am Rand der Zentrale. Seine aufrechte Körperhaltung deutete auf Kraft und Selbstsicherheit aufgrund intensiven Trainings hin, nur die tränenden Augen verrieten seine Aufregung.

Atlan folgte ihm. Ein Schallisolationsfeld umgab sie als schwach blau leuchtender Zylinder, mehrere Holoprojektionen bauten sich auf.

Da Lorn vergrößerte eine, in der die flimmernde graue Linse zu sehen war. »Eine raum-zeitliche Anomalie. Sie ist schwierig anzumessen, deswegen haben wir sie erst entdeckt, als die halbe Flotte bereits materialisiert war. Primär verrät sie sich dadurch, dass sie Negativgravitation ausstrahlt. Partikel werden von ihr fortgedrückt. Wir haben Sonden ausgeschickt, um uns das näher anzuschauen. Sie wurden durch Beschuss vernichtet.«

Mit gerunzelter Stirn betrachtete Atlan die gelb markierten Ortungen. »Durch die ausgeschleusten Gebilde?«

»Durch die feindlichen Raumschiffe, ja. Sie haben auch sofort unsere nächststehenden Einheiten angegriffen: eines unserer DAGOR- und vier unserer YILLD-Schiffe. Ein Schiff wurde flugunfähig geschossen.«

»Also mehr als ein Warnschuss ...«

»Ein Angriff ohne Vorwarnung.« Da Lorn vergrößerte ein weiteres Holo. Es zeigte ein Raumschiff, das aus drei Würfeln bestand. Der mittlere war der größte, die beiden anderen gingen in scheinbar willkürlichen Winkeln daraus hervor. »So sehen unsere Gegner aus.«

»Ein Trikubus!«, rief Atlan. »Das sind Munuam!«

»Tastung und Ortung stimmen mit den Daten überein, die wir von den Terranern erhalten haben.«

»Dann ist das da«, Atlan wies auf das Holo mit der grauen Linse, »eine Kluft?«

»Wir gehen davon aus, dass es sich um ein ähnliches Phänomen handelt, wie die Terraner es nahe dem Tannhäusersystem entdeckt haben«, bestätigte da Lorn. »Aber wir sehen auch Einheiten, zu denen wir keine Übereinstimmungen in unseren Datenbeständen finden.«

Eine weitere Darstellung zeigte etwas, das für Atlan nicht nach einem Raumschiff aussah. Dennoch war es das wohl. Datenkolonnen am Rand des Holos informierten über Beschleunigungswerte, Richtungswechsel und Energieabstrahlung. »Das ähnelt einem Atommodell.«

In der Mitte befand sich eine orangerot leuchtende Kugel. Darum wand sich eine Vielzahl von Schlaufen in so verwirrender Weise, dass Atlan nicht sogleich erkannte, ob es sich um einen einzelnen Draht oder mehrere handelte. Wobei Draht zwar in Relation zur Zentralkugel passend erschien, dem Durchmesser von 60 Metern aber nicht gerecht wurde. In unregelmäßigen Abständen waren Perlen aufgefädelt, die wie Elektronen wirkten, die einen Kern umkreisten.

Kastellanin Verind Nott trat durch das Schallschutzfeld zu ihnen. Sie trug ihren rot-blauen Anzug, aber nicht ihren Helm. Wahrscheinlich betrachtete sie aus den Facettenaugen die Holos, ihre Kopfhaltung deutete jedenfalls darauf hin. Die Reflexion in der feinen Schuppenstruktur ihrer türkisfarbenen Haut schien das Licht zu vergröbern. An der linken Schläfe trug sie das halbdurchsichtige Kastellan-Insigne.

Zendor da Lorn wich einen Schritt vor ihr zurück, bevor er mit seinem Bericht fortfuhr. »Derzeit haben wir uns von der fremden Flotte gelöst. Der Kontakt beschränkt sich auf Sonden, die aber weiterhin rasch zerstört werden. Mit den gegnerischen Erkundungseinheiten, die wir orten, verfahren wir ebenso. Bislang wissen wir nicht, wer in diesen Schiffen sitzt.« Er zeigte auf den Atomraumer.

»Das«, sagte Verind, »ist der Feind.«

Tiefendenken

Prozorod könnte seine Gewalt gegen sich selbst richten, sich selbst töten, seine eigene Existenz auflösen. Das würde die Kränkung augenblicklich beenden. Es wäre logisch.

Aber die Komponente der Rache würde fehlen.

2.

Aufgabe

»Woher wussten sie, dass wir an diesen Koordinaten auftauchen würden?«, fragte Eshendor dom Khaal. »Könnten sie einen Spion bei euch an Bord haben?«

»Alles Fremde und Ungeordnete würde Aufsehen erregen.« Das Holo, in dem Voryad Dämmerwärts zu sehen war, fror ab und zu für eine Sekunde ein. Die Verbindung zum Yodorenraumer war nicht ganz stabil, was sowohl an den aktivierten Schirmen – die immer wieder unter Beschuss gerieten – als auch an den Kurztransitionen lag, die beide Schiffe absolvierten, um den feindlichen Zielerfassungssystemen die Arbeit zu erschweren. »... Check an Bord der BROVAYD durchführen.« Ein pulsierendes Warnsignal zeigte an, dass auch die akustische Übertragung unvollständig war und der Translator nicht garantieren konnte, die Bruchstücke vollständig korrekt zu übersetzen.

Mit verschränkten Armen und bedächtigen Schritten umkreiste dom Khaal den zwölfeckigen Tisch im Besprechungsraum. Atlan hatte bereits seltsamere Rituale beobachtet, die jemand benutzte, um seine Konzentration zu steigern. Immerhin schien der Kommandant der THETA DA ARIGA ganz bei seiner Aufgabe zu sein. In der Zentrale hatte er unnötige Gedanken daran verschwendet, ob es angemessen sei, dass er auf seinem Thron saß, während Atlan auf eine gleichwertige Sitzgelegenheit hätte verzichten müssen.

»Falls es keinen Spion gibt«, überlegte dom Khaal, »dann vielleicht einen Verräter?«

»Du meinst, ein Yodore könnte den Horden des Chaos Informationen zuspielen?« Die Miene des vieräugigen, spinnenähnlichen Wesens war nicht zu deuten. War Dämmerwärts empört, überrascht oder besorgt?

»Wir müssen die Möglichkeiten des Feindes aufdecken, um sie beschneiden zu können«, argumentierte dom Khaal.

»Vielleicht fokussieren wir uns auf ein Scheinproblem.« Mithilfe seines Extrasinns und der Bordpositronik analysierte Atlan die Bewegungen der Feindschiffe. Seine Assistentin Janda Tureve half ihm dabei, obwohl sie sich nicht im Raum befand. Von ihrer Kabine aus steuerte sie Voranalysen und Simulationen, deren Ergebnisse sie in sein Planungsprogramm einspeiste. »Es scheint, dass unsere Gegner ihre Hauptschlagkraft nicht auf uns richten, sondern auf den fünften Planeten des Systems.«

Illustration: Swen Papenbrock

»Waren wir uns nicht einig«, fragte dom Khaal vorsichtig, »dass diese Angriffe dazu dienen, die dort stationierte Flotte niederzuhalten, bevor sie in den Kampf eingreift?«

»Das waren wir, aber die Entwicklungen der vergangenen Minuten widersprechen dieser Hypothese.« Atlan deutete auf das Kontrollfeld für die Holoprojektion über dem Tisch. »Darf ich?«

»Bitte.«

Atlan sorgte dafür, dass die Darstellung zur BROVAYD übertragen wurde. Eine Schemazeichnung zeigte den von zwei Monden umkreisten Planeten, den die Einheimischen Selkudervand nannten. »An diesem Ort leben mehrere Milliarden Jülziish. Oszyrii, um genau zu sein, Grauköpfe. Beide Trabanten tragen Werften für Militärschiffe. Zusätzlich ist der Planet über den Polen mit je einem kampfstarken Raumfort gesichert. Die Attacken richten sich nicht nur auf abhebende Schiffe, sondern auch auf diese stationären Forts.«

»Was nur Sinn ergibt, wenn der Planet selbst das Ziel ist«, folgerte Eshendor dom Khaal.

»Das wird dadurch bestätigt, dass es auch zu Orbitalbombardements der Siedlungszentren kommt«, fuhr Atlan fort. »Insgesamt dürften inzwischen etwa zweihundert munuamische Trikuben und dreihundert Atomraumer durch die Kluft gekommen sein.«

»Das deckt sich mit unseren Daten«, sagte Dämmerwärts.

»Nur fünfzig beschäftigen sich mit uns.«

Atlan rief die vorläufige Gefechtsstatistik auf. Unsicherheiten entstanden dadurch, dass sämtliche beteiligten Schiffe immer wieder transitierten. Noch hatte die Sensorabteilung nicht genügend Daten, um in jedem Fall zu entscheiden, ob eine neu von der Tastung gemeldete Einheit bereits zuvor erfasst worden oder neu hinzugekommen war.

Die arkonidische Flotte war vollständig eingetroffen: sechs GAUMAROL-Kelchraumer, 30 DAGOR-Kugelraumschiffe und 75 Schiffe der YILLD-Klasse, von denen allerdings schon einige kampfunfähig geschossen waren.

Der taktische Nachteil der Arkoniden bestand darin, dass sie eine lange Etappe im Intermitterflug hinter sich hatten. Die Triebwerke brauchten eigentlich eine Ruhepause, um spezifikationsgemäß weiterbetrieben zu werden. Solange man unter Feuer lag, war daran freilich nicht zu denken.

Dom Khaal überprüfte eine Anzeige an seinem Armbandkommunikator. »Die Angreifer antworten nicht auf unsere Funksprüche. Wenn sie mit uns sprechen würden, sähen wir klarer.«

»Das scheinen sie für unnötig zu halten«, stellte Atlan fest.

»Was sagt die Kastellanin dazu?«, fragte Dämmerwärts.

»Sie ist nicht bei uns«, antwortete Atlan. »Wir wollten uns erst einmal allein mit dir besprechen.«

Du trägst ihr nach, dass sie dich wie einen Dagorschüler im ersten Jahr seiner Ausbildung geprüft hat, hielt sein Extrasinn ihm vor. Verletzte Eitelkeit, die du schnell überwinden solltest. Wir brauchen jede Expertise, die wir bekommen können.

»Außerdem hat sie diese Schiffe nie zuvor gesehen«, übertönte Atlan seinen inneren Mahner. »Sie schließt lediglich aus dem ersten Eindruck, dass es sich um eine Flotte des Chaos handelt.«

»Daran ... kein Zweifel.« Wieder fror das Abbild des Yodoren für eine Sekunde ein.

»Offenbar versucht der Feind, uns vom Planeten fernzuhalten«, analysierte Atlan. »In der Regel ist es klug, genau das zu tun, was der Gegner auf keinen Fall will.«

»Ich lasse eine Verbindung zum einheimischen Oberkommando herstellen.« Dom Khaal gab Anweisungen über seinen persönlichen Kommunikator.

»Die BROVAYD ist kein Kampfschiff«, erklärte Dämmerwärts. »Wir werden uns nicht an den Kämpfen beteiligen.«

»Ist es im Sinne der Kosmokraten, wenn ihr FENERIKS Truppen gewähren lasst?«, fragte Atlan.

»Unser Auftrag ist ein anderer. Wir sind Baumeister. Wenn wir versuchen, eine Aufgabe zu erfüllen, für die wir schlecht geeignet sind, wird uns das daran hindern, das zu tun, worin wir brillieren. Damit würden wir die Sache des Feindes fördern, nicht die der Kosmokraten.«

Atlan hielt sich zurück, um keine Vorwürfe zu äußern. Das hätte nur einen Spalt zwischen die Verbündeten getrieben, was in der Tat genau das wäre, was ihr Feind wollte.

»In einem Kampf steht man zusammen und teilt die Gefahr«, stellte er dennoch fest. »Wenn ihr uns in diesem Gefecht nicht beisteht, werden wir euch umgekehrt ebenfalls nicht zu Hilfe kommen.«

»Einverstanden«, antwortete der Yodore lapidar.

Tiefendenken

Die meisten denkenden Wesen suchen eine Ordnung selbst dort, wo keine existiert, weiß Prozorod. Auch dieser neue Feind wird den Gedanken, dass es kein ordnendes Muster im Zufall gibt, unerträglich finden.

3.

Schild

Im Flottenleitzentrum innerhalb der Station SCHILD DER GRAUEN KREATUR trällerte ein Lotse verzweifelt. Er schloss alle vier Augen und griff sich an den Rand seines Kopfs, in dessen hellem Grau nahezu schwarze Runzeln von seinem Alter zeugten. Eine junge Kameradin schob ihn zur Seite und sichtete die vielfarbig blinkenden Anzeigen in den Holoprojektionen, die Auskunft über die startenden Diskusraumer gaben.

Wiyjir blickte von dem Technotablett auf, das er vor der Brust hielt. Er öffnete seine hinteren Augen, sodass er Sirrte Teziz anblickte, ohne sich von seiner Kommunikationsstation abwenden zu müssen. »Diesen Funkspruch solltest du persönlich entgegennehmen.«

Sirrte Teziz vertraute den Empfehlungen ihres Adjutanten. Er war frei von allen Eitelkeiten, die andere leiteten, wenn sie mit der Kommandierenden der systemweiten Streitkräfte zu tun hatten. Zudem schien er keinerlei Ambitionen auf eine höhere Stelle zu hegen, seine generelle Skepsis – sein beherrschender Charakterzug – erstreckte sich auch auf die eigene Karriere.

»Von wem kommt die Nachricht?«, fragte Teziz dennoch.

Eigentlich erforderte das Kommandoterminal ihre volle Aufmerksamkeit. Sie sah nicht nur, was im eintausend Kilometer über dem Nordpol stehenden Raumfort SCHILD DER GRAUEN KREATUR vor sich ging, sondern konnte den Status sämtlicher Militäreinheiten im System abrufen und koordinieren. Ihr Zugriff reichte von den Abwehrstellungen auf den Werftmonden über die Flottenverbände bis hinunter zum einzelnen Infanteristen, wenn es sein musste.

»Von Atlan.«

»Dem Unsterblichen?«, rief Sirrte. »Endlich eine gute Nachricht!«

»Es wäre aber auch möglich, dass es eine schlechte Nachricht ist«, gab Wiyjir zu bedenken. »Die Nähe zu Unsterblichen erweist sich für Sterbliche oftmals als fatal.«

Sirrte Teziz nahm den Anruf mit einem Griff in das Sensorholo entgegen.

Das sollte Atlan sein?

Sicher, im Laufe der Jahre mochte er sein Aussehen ab und zu ändern, und irgendwie sahen ja auch alle Arkoniden gleich aus. Ihr Kopfpelz war ausgesprochen flexibel. Bei der Person im Holo war er asymmetrisch geschnitten, mit einigen grünen Strähnen im Weiß.

»Ich verbinde«, kündigte Teziz' Gegenüber an, und die Anzeige wechselte.

Ah, das sah dem Atlan ähnlicher, wie Teziz ihn aus dem Trivid kannte! Langer, weißer Kopfpelz fiel vom grob eierförmigen Kopf des Arkoniden auf seine Schultern. Seine beiden gerade nach vorn ausgerichteten, roten Augen blickten sie an, die vorkragende Nase, in der seine Atemöffnungen untergebracht waren, stach ihr aus dem ansonsten platten Gesicht entgegen. Ebenfalls in diesem Gesicht, nicht etwa im Hals wie bei einem Jülziish, befand sich der Mund, dessen flexible Lippen sich beim Sprechen unablässig bewegten.

»Führst du den Befehl über die Abwehrstreitmacht?«, fragte Atlan ohne Umschweife.

»Ich bin Sirrte Teziz, Kommandierende sämtlicher Truppen des Oszyriums auf Selkudervand und im gesamten Pshazyrsystem«, bestätigte sie.

»Sehr gut. Wir bieten euch unsere Hilfe an.«

»Das habe ich gehofft«, pfiff sie erleichtert.

»Kennt ihr den Grund für diesen Angriff?«

»Der Schlag kam völlig überraschend.« Neben dem Kommunikationsholo leuchteten ein Dutzend weiterer Anzeigen an der Kommandostation.