Perry Rhodan 3268: Die Geheimnisse der ELNVAN - Michelle Stern - E-Book

Perry Rhodan 3268: Die Geheimnisse der ELNVAN E-Book

Michelle Stern

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Beschreibung

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Die Superintelligenz ist in Fragmente zerfallen, die sich in sogenannten Refugien verbergen. Manche dieser Rückzugsorte befinden sich in weit entfernten Galaxien. Eines dieser Refugien befand sich in der Kondor-Galaxis, wurde offenbar aber bereits geborgen – oder entführt. Die Fährte führt Perry Rhodan in ein fremdes Universum. Dort wird er durch den mysteriösen Konstruktor in einem unbekannten Sonnensystem festgehalten. Um zu fliehen, löst er DIE GEHEIMNISSE DER ELNVAN ...

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Veröffentlichungsjahr: 2024

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Nr. 3268

Die Geheimnisse der ELNVAN

Der Terraner in einem fremden Schiff – er flieht vor dem Konstruktor

Michelle Stern

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: An der Wand

1. Vanashys Versteck

2. Hunger

3. Die Abstimmung – Vergangenheit

4. Das Komitee – Gegenwart

5. Fremde Monde – Vergangenheit

6. Weggefährten – Gegenwart

7. Erkenntnisse

8. Neue Nachbarn – Vergangenheit

9. Zouharra – Vergangenheit

10. Perfektion

11. Der Plan – Gegenwart

12. Kommandant

Epilog: Sprössling

Report

Leserkontaktseite

Glossar

Impressum

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen.

Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit.

Die Superintelligenz ist in Fragmente zerfallen, die sich in sogenannten Refugien verbergen. Manche dieser Rückzugsorte befinden sich in weit entfernten Galaxien. Eines dieser Refugien befand sich in der Kondor-Galaxis, wurde offenbar aber bereits geborgen – oder entführt. Die Fährte führt Perry Rhodan in ein fremdes Universum. Dort wird er durch den mysteriösen Konstruktor in einem unbekannten Sonnensystem festgehalten. Um zu fliehen, löst er DIE GEHEIMNISSE DER ELNVAN ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Zellaktivatorträger erkundet Geheimnisse.

Vanashy – Die Taemkary hat etwas zu verbergen.

Antanas Lato und Poquandar – Die Dimensiologen müssen sich auf der ELNVAN behaupten.

Spolchon

Prolog

An der Wand

Es wartete. Es konnte sehr lange warten.

Zarte Filterhärchen analysierten die Umgebung und bemerkten jede Veränderung.

Die harte Wand, an der es sich festhielt, bot ihm lebenswichtige Mineralien. Die Feuchtigkeit holte es sich aus der Luft. Schon lange war es nicht mehr satt gewesen. Ständiger Hunger quälte es, der schreiend rot durch sein eingeschränktes Empfinden kreiste. Manchmal nahm der Hunger ab, wurde zu einem dumpfen Schmerz, der sich durch die feinen Haltefäden zog und sie enger machte. Dann wieder schwoll er an, überlagerte alles und brachte die Härchen zum Vibrieren.

Sein Dasein war primitiv, doch das wusste es nicht, deshalb konnte es sich daran nicht stören. Es brauchte Nahrung, und es wollte sich ausbreiten. Nahrung war nahezu alles Biologische, solang es warm war und Flüssigkeit enthielt. Da es lange keine Nahrung mehr aufgenommen hatte, waren unzählige Verbreitsäckchen entstanden, die wie winzige Knötchen verborgen in den Haltefäden ruhten.

Sobald es Essen gab, würden sie anschwellen und tun, wofür sie sich entwickelt hatten. Sie würden wachsen, sich explosiv ablösen, umstülpen und selbsttätig auf die Jagd gehen. Ein schlichter Auslöser würde genügen. Geringste Mengen konnten eine Kaskade biologischer Reaktionen einleiten, in der eiserne Reserven zum Einsatz kamen.

Es war bereit dafür.

Dunkel pulsierte in ihm eine zelluläre Erinnerung an das letzte Mal, als es sich auffüllen konnte. Wie herrlich das gewesen war!

Ob bald wieder Nahrung kommen würde?

Vielleicht war heute dieser eine Tag, der seiner Existenz einen Sinn verlieh und an dem es über sich hinauswachsen würde.

Es wartete.

1.

Vanashys Versteck

»Wie gut gesichert ist dieses Versteck?«, fragte Perry Rhodan. Er sah sich in der kraterartigen Höhle um, die auf einer hoch aufragenden Insel knapp über dem Meeresspiegel lag.

Über ihnen türmten sich Gestein und verlassene Industrieanlagen. Der Konstruktor nutzte die versiegelte Fläche und die Werftanlagen derzeit nicht, die auf diesem Eiland standen. Vermutlich waren die Anlagen schon vor Jahrzehnten aufgegeben worden. Vanashy hatte erzählt, dass sie schon sehr lange auf dem Planeten Zouharra verborgen vor dem Konstruktor lebte und sich ein Netzwerk aus Verstecken aufgebaut hatte.

»Wir werden es mitbekommen, falls Spolchon anrückt.« Vanashy zeige mit der dünnen, dreifingrigen Hand auf einen verwirrenden, in sich verschlungenen rötlichen Maschinenblock. »Es gibt ein Warnsystem, das uns rechtzeitig informieren sollte, falls es zu energetischen Aktivitäten in der Nähe kommt.«

Sie legte den Kopf mit den kurzen, geweihähnlichen Auswüchsen zur Seite. Die Bewegung sollte wohl ihre Worte unterstreichen.

Noch machte es Rhodan Mühe, aus Vanashys Körpersprache schlau zu werden. Zwar erschien sie ihm weitaus weniger exotisch, als man es in einem fremden Universum erwartet hätte, doch schon geringe Unterschiede waren stets eine Herausforderung.

Während Poquandar sich auf einem großen Möbelstück niedergelassen hatte, das an einen übergroßen Baumstumpf mit einer moosartigen Vertiefung in der Mitte erinnerte, ging Antanas Lato interessiert im Raum auf und ab. Seit sie in die Tiefen der Konstruktorenwerft eingedrungen waren, hatte der Wissenschaftler Feuer gefangen. Die Technik dieser Welt faszinierte ihn. Da, wo andere eingingen, weil es keine Pflanzen und kein Grün gab, blühte Antanas Lato auf, obwohl auch er inzwischen Pflanzen zu schätzen wusste.

Etwas störte Rhodan in der von Maschinen geschaffenen, nahezu kreisrunden Höhle. Er fühlte es wie einen kalten Wind, der ihn frösteln ließ. Eine Weile tat er nichts als wahrzunehmen, was in dieser karg eingerichteten Kammer war: ein halbes Dutzend der baumstumpfartigen Sitz- und Ruhegelegenheiten; eine Art Vorhang aus langen, aneinandergehängten Kugeln, von denen einige Stränge fehlten, als hätte sie jemand mit Gewalt herausgerissen; etliche Maschinen und Geräte, die ihm fremd waren. Nichts davon erschien beunruhigend. Die Quelle für den Eindruck saß an anderer Stelle.

Rhodan suchte weiter. Sein Blick fiel auf die karge Wand aus schroffem Gestein, und das ungute Gefühl verstärkte sich. Da war eine Art Flaum, der einen großen Teil der Wölbung bedeckte. Er wirkte schwarz und filzig, wie ein Überrest von Moos, vermischt mit Schimmel. Als sie in der Goldenen Stadt gewesen waren, war Rhodan auf ein Geschöpf dieses Universums getroffen, das ihm übel mitgespielt hatte. Es hatte ähnlich harmlos ausgesehen und über Psi-Kräfte verfügt.

»Was ist das da an der Wand?«, fragte er.

Vanashy ließ sich auf einen der freien Stumpfsitze sinken. Das weiche Innere hatte exakt die Farbe ihres himmelblauen Fells, sodass sie mit der breiten Sitzfläche verschmolz. »Das Shyka? Das ist seit Ewigkeiten inaktiv. Es muss tot sein. Kümmern wir uns lieber darum, wie es weitergeht! Es ist aufregend, Verbündete zu haben. Vielleicht schaffe ich es, dem Konstruktor zu entkommen.«

Antanas Lato blieb stehen. »Was verbindet dich mit ihm? Wie bist du überhaupt auf dieser Welt gestrandet? Seit wann bist du die einzige Taemkary?«

Vanashys gut drei Meter langer Körper sank in sich zusammen. »Das sind drei Fragen, die zu beantworten eine einzige lange Geschichte erfordert. Vielleicht ist später Zeit, sie zu erzählen. Jetzt aber ...« Sie griff zum Boden und hob eine der beiden dünnen Stelzen auf, die sie als Laufhilfe und Waffe benutzte.

Am unteren Ende des Stocks leuchtete es gelblich, und ein leises Summen erklang. Ein Holo baute sich zwischen den Stumpfsitzen auf. Es zeigte mehrere Raumschiffe, die zusammen ein Cluster formten.

Poquandar wischte ein blaues Blatt von seinem Schutzanzug. Sie waren auf dem Weg zu diesem Versteck auf einer anderen Insel durch eines der letzten unbebauten Areale dieser Welt gelaufen. Von einem kleinen Wäldchen aus hatte Vanashy sie in einen geheimen Gang und schließlich an diesen Ort geführt, wo sie ihnen etwas zeigen wollte.

Wie Antanas Lato wandte sich der kleine, breite Onquore dem Holo zu. Dabei wirkten seine blauen Babyaugen hinter dem Visier größer und neugieriger denn je. Sein schwarzer, gewinkelter Truimou lag auf dem felsigen Boden neben ihm. Im Gegensatz zu den SERUNS und Poquandars borkigem Anzug hatte sich der Stab nicht von der goldenen Folie umhüllen lassen, die Schutz vor den Strangeness-Effekten dieses Universums bot. Daher gingen Rhodan und die anderen davon aus, dass er seinen Ursprung in diesem Universum hatte.

Rhodan suchte sich den Sitz, der den größtmöglichen Abstand zur schwarz behaarten Wand bot. Der Anblick der Raumer faszinierte ihn. Endlich erhielt er einen besseren Eindruck von der Armada, die der Konstruktor im All wie in einem überdimensionierten Freilichtmuseum aufbewahrte. Bereits beim Anflug hatte Rhodan einen Teil der gigantischen Flotte zu Gesicht bekommen.

Das Holo vergrößerte sich und schwenkte über einen Teil der geisterhaften Szenerie. Die Schiffe wirkten wie im All festgenagelt, obwohl sie sich auf einer Umlaufbahn um den Planeten befanden. Doch im Verhältnis zueinander schien es, als würden sie stehen, während hinter ihnen ferne Sterne vorbeizogen.

Die schimmernden Objekte hingen wie Spielzeuge in unterschiedlich hohen Orbits. Allein der Ausschnitt, der sich ihnen darbot, zeigte eine Vielzahl an Formen und Größen: keilförmige Giganten, flankiert von zarten Spindeln, schief wirkende, im Verhältnis winzige Boxen, lang gezogene Spiralkonstruktionen und ovale Ringe. Eine Konstruktion wirkte zerbrechlich, wie aus mehreren ovalen Seifenblasen zusammengesetzt.

Manche der Schiffe hätte es auch in der Milchstraße geben können. Andere dagegen weckten Rhodans Interesse. Sie waren seltsam in sich verschachtelt oder schlauchförmig und beweglich wie Schlangen. Einige präsentierten sich bizarr und sinnverwirrend, wie aus zahlreichen ineinander verschobenen Elementen wild zusammengewürfelt. Dann wieder überraschten klare, geordnete Formen mit strengen geometrischen Strukturen. Hatte der Konstruktor die Schiffe absichtlich möglichst abwechslungsreich zusammengestellt, sodass jeder Abschnitt der Sammlung kosmische Vielfalt präsentierte?

»Die Raumschiffe im Orbit sind theoretisch einsatzbereit«, sagte Vanashy. »Mit ihnen könnten wir aus dem System fliehen.«

»Aber wie kommen wir hin?«, fragte Antanas Lato erstaunlich lapidar.

Dem Wissenschaftler gelang es stets aufs Neue, Rhodan zu überraschen. Manchmal brauchte Lato drei Sätze Umschreibung für ein einziges Wort, dann wieder war seine Sprache unauffällig und praktisch.

»Ebendas war viele Jahre mein Problem.« Vanashy sank ein Stück in sich zusammen, wobei ihr Rücken nach hinten rund wurde. »Ich habe viel darüber nachgedacht, in meinen lichten Zeiten, aber nie eine Lösung gefunden. Die nächstgelegenen Schiffe befinden sich auf einer Höhe von etwa achthundert Kilometern.«

Der SERUN, der für Rhodan alles, was Vanashy sagte, sofort übersetzte, zeigte ihm die von Vanashy eigentlich genannte und von der Positronik umgerechnete Angabe an: 650 Terzak.

Das Holo präsentierte die Armada nun aus größerer Ferne. Rhodan schätzte, dass sich die Schiffe gestaffelt bis in eine Höhe von 15.000 Kilometern über der Planetenoberfläche befanden. Das Arrangement wirkte wie ein gigantisches Mobile.

Illustration: Swen Papenbrock

Schon öfter war Rhodan in die Situation geraten, ein Raumschiff zu brauchen. Aber so ironisch wie auf dieser Welt war die Lage nie gewesen. Sie waren umzingelt von Schiffen aller Art, die auf diesem Planeten standen. Doch keins davon hatte Energie. Nur in den Werften gab es Schiffsteile und einzelne Maschinen, die voll funktionsfähig und einsatzbereit waren. Leider halfen solche Fragmente kaum weiter. Wenn sie ein startbereites Schiff wollten, mussten sie hinauf zu den Raumern des Mobiles.

»Du sagtest«, erinnerte Rhodan Vanashy, »dass du eine Idee hättest. Ich nehme an, du willst zu einem Schiff der Taemkary?«

Die dunklen Augen Vanashys schoben sich in den Höhlen nach vorn. »Das ist naheliegend, nicht wahr? Ich war Ingenieurin, und wenn wir das Schiff, das ich im Sinn habe, für uns gewinnen können, wird es uns unterstützen.«

Antanas Lato zog die Augenbrauen zusammen. »Was meinst du damit, dass wir es für uns gewinnen müssen?«

»Die Schiffe meines Volkes sind eigen. Sie haben ihre Geheimnisse, und sie sind stolz darauf.«

Rhodan wollte fragen, was genau Vanashy damit meinte, und ob diese Schiffe einen biologischen Anteil hatten, doch der Anblick eines Raumers auf dem Holo lenkte ihn ab. Inzwischen zeigte das Bild einen stark herangezoomten Ausschnitt aus den unzähligen Stücken der überwältigenden Sammlung. Dabei stach ein Schiff hervor wie ein rostiger Pfahl aus einem frisch aus der Werft gekommenen Rumpf.

Rhodan wurde kalt bei diesem Anblick. Unwillkürlich schloss er die Finger zu Fäusten. Dieses Konstrukt war fremd, aber auch beunruhigend vertraut. Nicht in der Art, dass er es kennen würde. Das Schiff war ihm unbekannt, doch es hatte eine archaische, brutale Ausstrahlung von Gewalt, die Rhodan in der Brust schmerzte und Erinnerungen an die düstersten Stunden der Menschheitsgeschichte weckte.

Alle schauten auf das Bild. Der Raumer wurde größer, rückte ganz in den Vordergrund. Seine Grundform war ein schwarzer Diskus, der etwa zweitausend Meter durchmaß. An der Ober- und Unterseite erhoben sich zwei Kegelstümpfe: fünfhundert Meter hohe und an der Basis hundertfünfzig, oben fünfzig Meter durchmessende, turmartige Aufbauten. Auf jedem der beiden thronte eine Statue, die Unbehagen auslöste. Sie zeigte den Oberkörper samt Kopf einer insektoiden Lebensform. Wie Haluter hatten die Statuen je vier Arme. Zwei wuchsen aus den Schultern und zwei aus der Brust. Sie endeten in hammerähnlichen Fäusten. Die Büsten waren dunkelblau.

Besonders abstoßend fand Rhodan die riesenhaften Facettenaugen, ohne dass er näher hätte begründen können, warum. Diese Augen waren ungemein lebendig und schienen ihn aus dem Holo heraus anzustarren. Fühler und Mandibeln richteten sich nach ihm aus, als wollten sie ihn schmecken und herausfinden, ob er eine brauchbare Mahlzeit bieten könnte.

Auf dem Diskus war eine Unzahl von ausgebleichten kleineren und größeren Gegenständen platziert, die komplizierte Muster bildeten. »Sind das Knochen?«

»Ja«, sagte Vanashy. »Es sind Knochen. Sie bilden Schriftzeichen.« Ihre Augen rückten weiter in die Höhlen, und Rhodan vermutete, dass sie angewidert war. Der Translator übersetzte ihre Stimme mit einer geringschätzigen Betonung. »Dies ist ein Raumschiff der Loorth. Vor ewigen Zeiten haben die Loorth diese Galaxis bedroht. Erst eine gemeinsame Anstrengung aller damaligen Sternenvölker hat sie in die Schranken gewiesen. Um ihre Expansionswut zu stoppen, mussten sie nahezu ausgelöscht werden. Wie es scheint, sind einige der loorthischen Raumbastionen hierher gelangt und vom Konstruktor perfektioniert worden.«

Dieses Mal betonte der Translator das Wort »Konstruktor« hasserfüllter als zuvor. Antanas Latos Fragen kamen Rhodan in den Sinn. Er hätte wirklich gerne gewusst, welche Geschichte Vanashy mit diesem ungewöhnlichen Maschinengeschöpf verband, das dabei geholfen hatte, den Chaotarchen Zou Skost zu erschaffen.

Vanashy senkte den Kopf, als wollte sie mit den geweihartigen Auswüchsen zum Angriff übergehen. »Ich rate dringend davon ab, ein solches Schiff zu übernehmen! Besser wäre es, uns von ihnen so fern wie möglich zu halten.«

»Einverstanden«, sagte Rhodan. »In mir wehrt sich instinktiv alles dagegen, ein solches Schiff zu führen. Ich habe die dunkle Ahnung, dass es für einen Kommandanten das Letzte sein könnte, das er tut.«

Poquandar zog den Kopf in Richtung Rundrücken zurück, was ihn mehr denn je wie eine Schildkröte aussehen ließ. »Spürt ihr auch diesen Druck?«

Rhodan hielt inne. »Ja. Das ist ein leiser Kopfschmerz ...«

»Entschuldigt«, sagte Vanashy. »Ich habe versucht, die Umgebung für eure Bedürfnisse anzupassen, aber die Luft hier unten ist nicht sehr gut.«

»Wir tragen SERUNS«, warf Antanas Lato ein. »Und wir konnten in deinem letzten Versteck unsere Vorräte in jeder Hinsicht auffüllen. Eine Koinzidenz zwischen den Luftverhältnissen und unserem psychischen Befinden sollte nicht gegeben sein.«

»Ja.« Rhodan blinzelte. »Daran sollte es nicht liegen. Trotzdem: Beeilen wir uns lieber.«

»Einverstanden.« Vanashy hob die lange Stelze.

Im Holo schnellte einer der Raumer heran, der sich vor ihnen drehte. Er bestand aus zwei Kugeln. Beide waren makellos und maßen etwa dreihundert Meter im Durchmesser. Eine war hellgrün, die andere leuchtete tiefrot. Dabei wirkten beide leicht durchsichtig, allerdings ohne einen klaren Blick ins Innere zu erlauben. Ein silbrig-transparentes, diskusförmiges Zwischenstück, das sechshundert Meter durchmaß und etwa fünfzig Meter dick war, hielt die Kugeln zusammen. An den gegenüberliegenden Enden der sechshundert Meter lagen beide Sphären auf. Die Kugeln konnten offenbar in Mulden sinken. Sie spiegelten sich in der Fläche.

»Das«, sagte Vanashy, »ist die ELNVAN. Dort habe ich früher gearbeitet und gelebt. Ich schlage vor, dass wir einen Weg finden, zu ihr zu gelangen und mit ihr aus dem System zu fliehen.«

2.

Hunger

Perry Rhodan beunruhigte es, dass sein Kopfdruck weiter zunahm. Er bekam eine Nachricht von Antanas Lato im Team-Funkkanal. Der Wissenschaftler informierte ihn, dass er Kopfschmerzen habe und sich etwas vom SERUN geben ließ. Auch Poquandar hatte offenbar Schmerzen, denn er saß ungewöhnlich steif auf der Unterseite seines runden Rückens und schien Vanashy kaum zuzuhören.

»Einverstanden«, sagte Rhodan. »Der Vorteil liegt auf der Hand, weil du das Schiff kennst. Die wichtigste Frage ist aber, wie wir dorthin kommen. Poquandar? Denkst du, du kannst den Truimou nutzen und uns gezielt dorthin versetzen?«

Der Onquore öffnete seinen Helm, faltete ihn ein und rieb sich die Schläfen. »Ich weiß nicht ... diese Kopfschmerzen lassen nicht nach. Aber wir können es gerne versuchen.«

Er stand auf und wuchtete den für ihn übergroßen Stab hoch. Es wirkte schwerfälliger als sonst, als hätte der Truimou an Gewicht zugelegt.

»Kommt her!«, forderte Poquandar. Er schloss den Helm und streckte die freie Hand aus.

Rhodan, Antanas Lato und Vanashy drängten sich um ihn. Sie berührten einander und den Truimou.

Poquandar schloss die Augen, und es geschah – nichts.

Eine Vibration ging durch Rhodans Körper und brachte seine Muskeln und Knochen zum Schwingen.

Vanashy richtete sich kerzengerade auf. »Das ist ein Alarm! Zougaturen oder Roboter nähern sich. Vielleicht Purgatoren! Wir müssen fort! Kommt, es gibt einen Tunnel, durch den wir fliehen können.«

Antanas Lato wandte sich von ihr ab. Er zeigte auf die Wand, wo ein blaues Blatt seine Farbe verlor. Schwarze Härchen hatten es aufgespießt. »Was macht dieses Blatt da? Ich dachte, auf dieser Welt wäre kaum Leben zu finden, und es war definitiv nicht da, als wir hereingekommen sind.«

»Es klebte an meinem Anzug«, sagte Poquandar. »Aber wie ist es dahin gekommen?«

Rhodan betrachtete das Blatt, das an der Wand hing und dort im Zeitraffer vertrocknete und zerfiel. Der schwarze Flaum dagegen veränderte sich. Hunderte miteinander verbundene »Härchen« schwollen an. Knubbelartige Auswüchse strecken sich wie unförmige Antennen in den Raum.

Rhodans ungutes Gefühl kam schlagartig zurück. »Vanashy, was wäre, wenn dieses Shyka nicht tot wäre?«

Vanashys Augen schoben sich vor. »Aber, das ist unmöglich ... Raus hier!« Sie drängte die Gruppe mit ihrem Körper zum hinteren Raumende. Gleichzeitig schien der Flaum aus schwarzen Haaren an der Wand zu explodieren.

*

Vanashy schob sie auf eine aufgleitende Tür zu, doch Poquandar schlüpfte unter ihrem dünnen Arm hindurch und lief der Wand entgegen, aus der Millionen winzige Kugeln schossen. Er hatte den Helm geöffnet.

Rhodan begriff sofort, dass der Onquore unter den Einfluss des seltsamen Geschöpfs geraten war, das da an der Wand hing. Vermutlich hatte das Shyka Psi-Fähigkeiten, und die hatten ihre Kopfschmerzen ausgelöst. Während Rhodan und Antanas Lato offensichtlich dagegen ankamen, hatte es Poquandar voll erwischt.

Für Erklärungen war keine Zeit. Gedankenschnell ließ sich Rhodan fallen, er tauchte unter Vanashys anderem Arm durch. Die Taemkary stieß einen überraschten Laut aus, der wie das Knacken von trockenen Ästen klang. Sie schubste Antanas Lato mit einer der Stelzen in den Gang, fort von dem Shyka, und fuhr dann zu Perry Rhodan und Poquandar herum.

An den großen, jadeähnlichen Gesichtsschuppen des Onquoren klebten zahlreiche winzige Kugeln. Sie hatten sich wie Kletten daran festgeheftet. Es mussten mindestens drei Dutzend sein.

Rhodan packte Poquandar samt des Truimous, hob beide hoch und trug sie fort. Dank der Kraftverstärker im SERUN war das Gewicht kein Problem, doch Poquandar war ungewohnt unförmig, da er so breit wie lang war.

Vanashy nutzte den Stock erneut. Dieses Mal gab sie eine Hyperschockladung auf das fremdartige Wandgeschöpf ab. Das Springen der Millionen winziger Kugeln endete. Die Taemkary scheuchte Rhodan vor sich her, der Poquandar in den Gang trug. Hinter ihnen schloss sich die Tür.

»Wir müssen uns um sein Gesicht kümmern!«, rief Rhodan.

»Später!« Vanashy drängte ihn weiter. »Wir haben keine Zeit! Wenn Spolchon das Versteck aufspürt und wir zu nah sind, wird er uns folgen!«

»Alles dreht sich ...«, murmelte Poquandar, was Rhodan als gutes Zeichen sah. Immerhin war der Onquore bei Bewusstsein, und es gab im Gang eine atembare, ungiftige Atmosphäre.

»Was sind das für Kugeln?«, fragte Rhodan. »Was machen sie mit ihm?«

»Das Shyka ernährt sich von allem, was biologisch ist. Es wird von ihm fressen und dann versuchen sich einzunisten.«

»Das klingt, als sollten wir sofort ...«

Der Lärm einer Explosion unterbrach Rhodan. Steine brachen aus der Decke, und es knirschte bedrohlich. In seinem Rücken hörte Rhodan ein mechanisches Geräusch, das ihm unheilvoll vertraut war. Ein Purgator war hinter ihnen her! Ein solches, über vierzig Meter langes und vier Meter breites Konstrukt hatte sie bereits zuvor angegriffen.

Vanashy drehte sich um und gab mit beiden Stöcken Schüsse ab. Zwei Hyperschockladungen trafen das Ziel. Der Purgator brach zusammen. Über seinen Körper tanzte ein rosafarbenes Leuchten, das ihn wie eine Decke einhüllte.

Hoffentlich genügte das, ihnen einen Vorsprung zu verschaffen.

Der Gang wackelte erneut. Rhodan kam sich vor, als versuchte er, auf einem Surfbrett zu laufen, das riesige Wellen vorwärts peitschten. Die SERUN-Positronik zeigte ihm Aktivitäten in 400 Metern Entfernung an. Etwas Großes schuf sich gewaltsam einen Weg nach unten zum Tunnel – vermutlich weitere Purgatoren! Sobald sie durchbrachen, musste Rhodan Poquandars Helm schließen, weil dann die giftige Atmosphäre dieser Welt eindringen und sie erreichen würde.

Antanas Lato rannte neben ihm und mühte sich gleichzeitig ab, die braunschwärzlichen, haarigen Kugeln aus Poquandars Gesicht zu bekommen. Sobald sich eine löste, warf er sie zu Boden.

»Mir ist übel«, murmelte Poquandar.

»Halt durch! Kannst du den Truimou benutzen, um uns von hier fortzubringen?«

»Ich weiß nicht ... Er sagt etwas, aber ... alles ist so dunkel ...«

Antanas Lato fluchte, als zwei Kugeln sich nicht von seinem Handschuh lösen wollten, sondern sich in ihn hineinfraßen. Im Laufen klatschte er die Hand gegen die Wand und streifte die Parasiten ab.

»Mach schneller!«, forderte Rhodan.

Vor ihnen brach die Decke ein, während sich hinter ihnen Zougaturen an dem lahmgelegten Purgator vorbeizwängten.

Das lange Gerät verstopfte den Gang und hielt die Verfolger auf, doch Rhodan erkannte sie im taktischen Display des Helms. Trotz des Vorsprungs waren die Zougaturen zu nah. Sobald sie den Purgator überwunden hatten, würden sie kommen.