Poker-Haie - Frank Callahan - E-Book

Poker-Haie E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). »Hölle«, murmelte der untersetzte Mann und schob seinen staubigen Stetson in den Nacken. Schweißperlen liefen ihm über sein breites Gesicht, obwohl die Sonne bereits vor einigen Stunden in einem Feuermeer hinter den Colville Mountains untergegangen war. »Zum Geier, mach dir nicht die Hosen voll«, brummelte ein schon älterer Bursche und legte dem Partner die Hand auf die Schulter. »Es gibt kein Zurück mehr, Danny. Wir sind dicht vor dem Ziel. Und wir müssen unbedingt herausfinden, was diese Kerle vorhaben. Davon hängt die Zukunft vieler Menschen ab. Wir können nicht warten, bis uns die Burschen dieser Company vor vollendete Tatsachen stellen. Dann ist es zu spät.« Der untersetzte Mann nickte. Angst funkelte in seinen Augen. Er streifte die Hand des Oldtimers ab. Er lächelte schief. »Schon gut, Mortimer, schon gut. Tut mir leid, daß ich die Nerven verloren habe. Natürlich weiß auch ich, was auf dem Spiel steht. Wir müssen unbedingt herausfinden, was in diesem Valley geschieht. Das ist unsere Aufgabe. Viel hängt davon ab.« Nun nickte auch der Oldtimer. »Wird schon schiefgehen«, sagte er lächelnd. »Wir sind nur noch ein paar hundert Yards vom Tal entfernt. Und bisher konnten wir alle Wächter austricksen.« Die beiden Männer aus der kleinen Ortschaft Blue Creek sahen sich um. Die Dunkelheit wurde nur von silbernem Mondlicht erhellt. Die Felsschroffen, Büsche und Bäume sahen wie mit Rauhreif überzogen aus. Nichts rührte sich im weiten Rund. Nur der schaurige Ruf eines Käuzchens durchdrang die nächtliche Stille und ließ die beiden Männer frösteln. Ihre Finger krampften sich noch fester um die Revolver. Die Knöchel schimmerten hell. »Glaubst

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Die großen Western – 196 –

Poker-Haie

Frank Callahan

»Hölle«, murmelte der untersetzte Mann und schob seinen staubigen Stetson in den Nacken. Schweißperlen liefen ihm über sein breites Gesicht, obwohl die Sonne bereits vor einigen Stunden in einem Feuermeer hinter den Colville Mountains untergegangen war.

»Zum Geier, mach dir nicht die Hosen voll«, brummelte ein schon älterer Bursche und legte dem Partner die Hand auf die Schulter. »Es gibt kein Zurück mehr, Danny. Wir sind dicht vor dem Ziel. Und wir müssen unbedingt herausfinden, was diese Kerle vorhaben. Davon hängt die Zukunft vieler Menschen ab. Wir können nicht warten, bis uns die Burschen dieser Company vor vollendete Tatsachen stellen. Dann ist es zu spät.«

Der untersetzte Mann nickte.

Angst funkelte in seinen Augen. Er streifte die Hand des Oldtimers ab. Er lächelte schief.

»Schon gut, Mortimer, schon gut. Tut mir leid, daß ich die Nerven verloren habe. Natürlich weiß auch ich, was auf dem Spiel steht. Wir müssen unbedingt herausfinden, was in diesem Valley geschieht. Das ist unsere Aufgabe. Viel hängt davon ab.«

Nun nickte auch der Oldtimer.

»Wird schon schiefgehen«, sagte er lächelnd. »Wir sind nur noch ein paar hundert Yards vom Tal entfernt. Und bisher konnten wir alle Wächter austricksen.«

Die beiden Männer aus der kleinen Ortschaft Blue Creek sahen sich um. Die Dunkelheit wurde nur von silbernem Mondlicht erhellt. Die Felsschroffen, Büsche und Bäume sahen wie mit Rauhreif überzogen aus.

Nichts rührte sich im weiten Rund.

Nur der schaurige Ruf eines Käuzchens durchdrang die nächtliche Stille und ließ die beiden Männer frösteln. Ihre Finger krampften sich noch fester um die Revolver. Die Knöchel schimmerten hell.

»Glaubst du wirklich, daß das da vorn das richtige Valley ist?« fragte Danny Rudler und versuchte, die Nervosität in seiner Stimme zu unterdrücken.

Ralf Mortimer, der Oldman, nickte zustimmend.

»Wir sind auf dem richtigen Trail, mein Junge. Verlaß dich darauf. Ich kenne diese Gegend wie meinen Tabaksbeutel, denn ich jagte hier früher viele Jahre.«

Mortimer lächelte zuversichtlich.

»Wir schleichen weiter, Dannyboy. Bleibe dicht hinter mir, dann geht schon nichts schief.«

Die beiden Männer schlichen vorwärts, hielten sich stets in guter Deckung, was ihnen nicht schwerfiel. Felsen und niedriges Buschwerk verdeckten die beiden, die auf den Zugang eines großen Tales zuliefen, das sich vor ihnen öffnete.

Der Oldtimer grinste siegessicher, wenn er die ängstlichen Blicke seines jungen Begleiters auf sich gerichtet sah. Und Ralf Mortimer wußte schon längere Zeit, daß Danny Rudler nicht der richtige Mann für dieses gewagte und risikoreiche Unternehmen war.

Der junge Mann war aber als einziger bereit gewesen, mit in die Berge zu reiten, um das Geheimnis des Tales zu lüften. Vier Männer, die es vorher versucht hatten, waren niemals wieder aufgetaucht, blieben spurlos verschwunden.

Das Geheimnis des Valleys war bisher gewahrt geblieben. Und doch ahnten die Bürger von Blue Creek und die vielen Siedler, Rancher und Farmer im weiten Umkreis der kleinen Stadt, daß sich hier etwas zusammenbraute, das ihre Existenz gefährdete.

Warum sonst wäre das Valley hermetisch abgeriegelt worden? Jedem wurde der Zutritt verwehrt. Eine rauhe Revolvermannschaft sorgte dafür.

Ralf Mortimer wurde aus seinen düsteren Gedanken gerissen, als er einen Reiter am Taleingang sah. Dumpf tackten die Hufe des Pferdes auf dem steinigen Boden. Die beiden Männer gingen hinter einem mannshohen Felsbrocken in die Hocke.

Danny Rudlers heißer Atem streifte das Gesicht des Oldtimers. Die Lippen des jungen Mannes preßten sich hart aufeinander.

»Ruhig bleiben, mein Junge«, wisperte der Oldman. »Verdammt, verliere nur nicht noch mehr die Nerven. Bis jetzt ist alles gut gelaufen. Wir finden ganz schnell raus, welches Spielchen im Valley läuft. Und wenn wir es erst wissen, hauen wir sofort ab.«

Danny nickte. Sein ganzer Körper wirkte angespannt und verkrampft. Noch immer lag Angst in seinen tiefliegenden Augen, die einfach nicht weichen wollte.

Die Hufschläge verstummten. Der Reiter war inzwischen hinter einigen Felsen und Bäumen verschwunden. Verlassen lag der Zugang zum Tal vor den beiden Männern.

Der Oldtimer holt tief Atem. »Packen wir’s an«, murmelte er.

»Das laßt ihr schön bleiben!« klang eine harte Stimme hinter den beiden Männern auf. »Nehmt die Pfoten in die Höhe. Bei der geringsten falschen Bewegung herrscht Durchzug in euren Köpfen!«

Danny Rudler erschauerte, während der alte Mortimer prustend die angestaute Luft aus seinen Lungen stieß.

»Laßt die Eisen fallen!«

Das stieß ein anderer Mann hervor.

Etwas Gnadenloses lag in der leicht krächzenden Stimme.

»Ihr habt keine Chance!« drohte ein anderer Bursche. »Drei Colts sind auf euch gerichtet. Und ihr könnt mir ruhig glauben, daß unsere Revolver geladen sind.«

Aus und vorbei, dachte Ralf Mortimer. Wir stecken bis zur Halskrause in der Klemme. Wir haben diese Kerle unterschätzt. Bestimmt beobachten uns die Hundesöhne schon seit geraumer Zeit, und wir haben nicht daran gedacht.

Der Oldtimer ließ den Colt fallen. Staub wolkte auf, als die Waffe zu Boden schlug. Danny Rudler folgte dem Beispiel. Sein Mund war zu einem lautlosen Schrei geöffnet.

»Okay, Leute, verschränkt die Hände im Nacken und marschiert geradeaus auf den Taleingang zu. Wenn ihr was riskiert, zapfen wir euch mit heißem Blei an.«

»Was wollt ihr?« fragte der Oldtimer, erntete jedoch nur spöttisches Gelächter. »Wir sind…«

»Spar dir deine Lügen, Alter. Und nun vorwärts, ehe wir die Geduld verlieren!«

Danny Rudler und Ralf Mortimer blieb nichts anderes übrig, als sich in ihr Schicksal zu ergeben. Und sie fragten sich, ob sie dieses Abenteuer lebend überstehen würden.

*

»Dir tut es wohl leid, die Uniform – das Ehrenkleid der Nation – wieder ausgezogen zu haben, Captain?« fragte Dean Savage und blickte Terence Bronson lächelnd an.

»Jetzt sieht unser Yankee-General nicht mehr so schneidig aus, nicht wahr, Jungs?« meinte Logan Stuart, der silberhaarige Spieler. Er sah Roscoe Wayne an.

Der Texaner zuckte die Achseln und enthielt sich einer Antwort.

»Seid doch friedlich, Freunde«, sagte Terry. »Ich tat nur meine Pflicht, wie ihr alle wißt. Einmal mußte sich jemand um die unerfahrenen Rekruten kümmern. Und dann räumten wir mit dieser gewissenlosen Bande auf, die ein ganzes Gebiet im Umkreis von 100 Meilen terrorisierte. Ich bedaure es nicht, nun wieder Zivilist zu sein. In dieser Notsituation konnte ich nicht anders handeln. Und ohne eure tatkräftige Unterstützung wäre es ja auch in die Hose gegangen.«

Bronson nickte Old Dean zu.

»Und besonders unserem Ober-Haupt-Super-Scout verdanken wir eine ganze Menge.«

Der graubärtige Alte neigte den Kopf. Die drei Adlerfedern an seinem Speckring, wie die Freunde die Hutkrempe bezeichneten, wippten lustig. Dean grinste.

»Danke für das Lob, Captain. Natürlich ist mir klar, daß ihr ohne mich nur die Hälfte wert seid. Ich sage das ganz bescheiden, denn ihr wißt, daß der gute, alte Dean niemals übertreibt.«

Das Gesicht des Graubarts blieb todernst, als die drei Partner losprusteten. Nur in seinen Augen funkelte es humorvoll.

»Gib schon Ruhe, alter Biber. Du solltest uns lieber sagen, wann wir die nächste Stadt erreichen«, meinte Roscoe Wayne. »Ich habe Hunger und hätte auch gegen einen Drink nichts einzuwenden.«

»Du sprichst mir aus der Seele, Texas«, rief Logan Stuart. »Seit Tagen reiten wir durch diese Wildnis. Und du hast uns versprochen, daß wir bald eine Town erreichen, Dean.«

»In spätestens einer halben Stunde erreichen wir Blue Creek, Freunde. Das ist ein kleines Nest, trotzdem ein wichtiger Versorgungsstützpunkt für das umliegende Land. Und wie ihr in den letzten Tagen selbst gesehen habt, strömen noch immer Siedler nach Oregon und nach Idaho, die hier ihre große Chance beim Schopf packen wollen.«

Excaptain Bronson nickte zustimmend.

»Hier beginnt sich langsam eine Zivilisation breitzumachen, obwohl alles noch in den Kinderschuhen steckt. Natürlich geht die Urwüchsigkeit dieses Landstriches leider verloren. Das läßt sich aber wohl nicht ändern.«

»Die harten Vier« ritten weiter.

Und es war so, wie Old Dean gesagt hatte: Eine halbe Stunde später sahen sie die ersten Häuser von Blue Creek, die an einem Bach gleichen Namens lagen.

»Scheint ja nicht viel los zu sein in dem Kaff«, nörgelte Logan Stuart.

»Es gibt Whisky und was für die Beißerchen«, antwortete Dean Savage. »Vielleicht bringst du einige Dummköpfe dazu, mit dir zu pokern. Was willst du mehr, Kartenhai?«

»Schon gut, Alterchen, schon gut. Wir wollen ja auch dort keine Wurzeln schlagen, sondern zusehen, daß wir so schnell wie möglich die Bronson-Ranch erreichen.«

»Haha«, lachte der graubärtige Alte. »Nur wer die Sehnsucht kennt…«‚ fügte er hinzu. »Dem Kartentrickser fehlt Kate Willburns Rockzipfel und wohl noch einiges mehr.«

Logans Gesicht rötete sich leicht, während die drei Partner lächelten. Aber er schwieg.

»Dean ist immer so taktvoll, wie du weißt, Logan. Mach dir nichts draus. Auch ich finde, daß es an der Zeit ist, zu unserer Ranch zurückzukehren. Dort wartet viel Arbeit auf uns, obwohl unsere Cowboys wie Kulis schuften«, sagte Terence Bronson.

»Haha.« Dean lachte schon wieder wie ein Ziegenbock. »Rockzipfel Nummer zwei – Cynthia Wayne. Mann, Roscoe, sind wir zwei nicht mächtig zu bedauern? Auf uns wartet kein…«

»Halt endlich die Klappe«, fauchte Logan. »Bist doch selber schuld, daß du dir deine Socken allein stopfen mußt, alter Geier. Und hör bloß auf, von deinen sechs Squaws zu erzählen, die irgendwo auf dich warten. Das glaubt keiner von uns.«

Der alte Scout und Bergläufer schmunzelte.

»Neidhammel«, brabbelte Dean. »Vielleicht führe ich euch irgendwann mal meinen Harem vor. Dann aber werdet ihr staunen, daß euch die Augen übergehen, Freunde!«

Dean Savage reckte sich im Sattel.

»Seht euch nur den alten Hahn an, Jungs«, rief der silberhaarige Spieler und Abenteurer.

»Die Federn hat er ja schon«, bemerkte Terry Bronson. »Ich verstehe nur nicht, warum es nur drei Adlerfedern sind. Bei sechs Frauen müßten es doch auch ebenso viele Federn sein – nicht wahr?«

Dean zerrte an seinem Speckring und überlegte wohl, ob er beleidigt sein sollte. Dann grinste der Oldtimer aber nur.

»Ihr habt ja keine Ahnung, Jungs. Und euch lasse ich im dunkeln tappen, das schwöre ich.«

Die harten Vier erreichten die ersten Häuser der kleinen Stadt. Auf der Main Street herrschte kaum Betrieb. Nur vor einem Saloon und dem General Store waren einige Pferde angebunden. Sonst wirkte die kleine Town wie ausgestorben.

»Der Saloon hat geöffnet«, rief Dean Savage und leckte über die Lippen. »Wer von euch lädt mich zu einem Drink ein? Na, na, na, überschlagt euch nur nicht, Freunde. Ihr dürft euch alle melden. Dann…«

Dean Savage verstummte. Er wischte über seine Augen, zwinkerte und verzog das Gesicht, als wäre er von einer Wespe gestochen worden.

»Heiliger Strohsack«, murmelte er dann leise. »Das darf doch nicht wahr sein. Schaut doch mal unauffällig zur Schmiede hinüber. Dort steht der ›Schrecken westlich des Mississippis‹. Noch hat uns der Bursche nicht entdeckt. Wir können also noch abhauen. Was es nicht alles gibt, Freunde.«

*

»Averell Johnson«, stieß Terence Bronson erschüttert hervor. »Vielleicht sollten wir wirklich verschwinden. Mit diesem Burschen ist nicht gut Kirschen essen. Der Prediger hatte es schon einmal auf uns abgesehen, damals, als wir den Siedlertreck über die Rocky Mountains brachten. Das liegt viele Monate zurück.«

Die Freunde nickten zu diesen Worten. Sie starrten zu dem dürren Prediger hinüber, der mit einem bulligen Mann – vermutlich dem Schmied – redete.

Der dünne Haarkranz über den Ohren, das hohlwangige Gesicht und seine fanatisch blitzenden Augen ließen Averell Johnson nicht gerade sympathisch wirken. Wie immer war der Bibelsprücheklopfer, wie ihn Old Dean bezeichnete, ganz in Schwarz gekleidet.

»Also ist der Schwarzkittel hier gelandet«, brummelte der alte Graubart. »Die Welt ist ein Dorf. Nach Brenda Dorland und Race Ballangher treffen wir nun einen weiteren Trailpartner des Siedlertrecks. Schwamm drüber. Wir gehen jetzt in den Saloon und gießen uns ein paar Drinks in die Kehle, daß es nur so zischt. Vielleicht entdeckt uns Averell Johnson überhaupt nicht. Wie ich den Burschen kenne, weiß der nicht, wie eine Kneipe von innen aussieht.«

Old Dean sprang vom Pferderücken und stiefelte los. Die Freunde warfen noch einige skeptische Blicke zu Averell Johnson hinüber. Es schien aber, als habe er die harten Vier weder gesehen, geschweige denn erkannt.

Roscoe, Logan und Terry folgten dem alten Bergläufer langsam. Dean stand bereits am Tresen und ließ vier Gläser mit goldgelbem Whisky einschenken.

Der dicke Wirt nickte den drei Freunden zu, musterte sie forschend und verzog das Gesicht in stummer Abwehr, als er die tiefhängenden Revolver der Männer sah.

»Cheerio, Freunde«, lärmte der Oldtimer. »Darauf haben wir lange warten müssen.«

Die Gläser waren schnell geleert. Der Graubart schob sie über die blankpolierte Theke.

»Laß nochmals die Luft raus, Keeper. Auf einem Bein steht sich’s schlecht. Wie wäre es anschließend mit einem prächtigen Essen? Doppelte Portionen, denn wir sind ausgehungert wie Grislys nach einem endlos langen Winter.«

Das Gesicht des dicken Salooners blieb verschlossen, wirkte fast feindselig. Er schwieg.

»Was ist?« fragte Roscoe Wayne erstaunt. »Wollen Sie uns nichts zu essen machen?«

Nun stutzte auch Old Dean. Er war so sehr mit seinem Whisky beschäftigt gewesen, daß er die abwehrende Haltung des dicken Kneipenwirts übersehen hatte.

»Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen, Dicker?« fragte er burschikos. »Es wird immer behauptet, daß dicke Menschen lustig sind. Ist dir die Frau davongelaufen, oder kannst du die Miete für diesen Schuppen nicht mehr aufbringen?«

Dean lachte herzlich über seine Worte. Der Salooner aber wandte sich abrupt um und verschwand in einem Raum, der hinter der Theke durch einen Perlenvorhang vom Schankraum abgetrennt war.

»Was hat er denn, zum Henker?« fragte Savage. »Hält er uns für Banditen oder Satteltramps? Verdammt, wir sind doch noch nie eine Zeche schuldig geblieben.«

»Anscheinend gefallen ihm unsere Colts nicht«, meinte der Texaner. »Das ist nicht zu ändern. Hoffentlich bekommen wir ein Essen. Wenn nicht, müssen wir uns anderweitig umsehen. Mir knurrt der Magen ganz gewaltig.«

Die Pendeltüren knarrten, Schritte dröhnten auf den Dielenbrettern. Die harten Vier wandten sich dem Neuankömmling zu. Ihre Gesichter verzogen sich, als sie Averell Johnson erkannten.

Wie immer glühte ein düsteres Feuer in seinen tiefliegenden Augen. Die Lippen glichen einer schlecht verheilten Narbe, so fest preßte sie der Prediger zusammen.

Old Dean grinste kläglich. Logans Gesicht drückte Abwehr aus. Auf dem Trail nach Oregon waren hauptsächlich er und Averell Johnson mehrmals hart aneinandergeraten.

Roscoe Wayne und Terence Bronson lächelten freundlich.

Der Prediger kniff die Augen zusammen. Seine Hand mit dem ausgestreckten Zeigefinger sank nach unten. Nun überzog echte Verblüffung sein hohlwangiges Gesicht. »Halleluja«, rief Johnson. »Dem Himmel sei Dank. Er hat meine inbrünstigen Gebete erhört. Halleluja!«

Old Deans Grinsen verwischte. Der Alte griff an seine Ohren, glaubte sich verhört zu haben. Hilflos wandte er sich den Freunden zu, die nicht minder staunten.

»Euch schickt uns der Himmel, Männer«, fuhr der schwarzgekleidete Prediger fort. »Zuerst dachte ich, daß ihr zu dieser Teufelsbrut gehört, die dort in den Bergen ihr Unwesen treibt. Nun weiß ich aber, daß unsere Rettung nicht mehr fern ist.«

Averell Johnson breitete beide Arme aus und sauste los. Sein erstes Opfer war Old Dean, der wie ein Schwein quiekte, als ihn der Prediger umarmte und an seine dürre Brust zog.

Roscoe, Terry und auch Logan machten gute Miene zu diesem Spielchen. Und nicht nur der Gambler dachte, daß der Schwarzrock nun endgültig übergeschnappt sei.

Dean fluchte lästerlich und rückte seinen Speckring zurecht. Obwohl der alte Graubart darauf wartete, daß Averell Johnson auf die Flüche wütend reagierte, lächelte der Prediger nur mild.

»Da soll mich doch der Teufel holen, wenn das alles mit rechten Dingen zugeht«, brummelte Dean Savage. »Wenn du mich noch einmal so drückst, Bibelsprücheklopfer, dann nehme ich dich auseinander und setze dich hinterher falsch wieder zusammen. Ist das klar?«

»Halleluja«, rief Averell Johnson. »Willkommen in Blue Creek, Freunde! Labet euch ran Speis und Trank. Dann aber will ich mit euch sprechen. In einer Stunde komme ich zurück. Ich muß diese frohe Botschaft meiner Gemeinde verkünden. Halleluja!«

Averell Johnson raste davon, als habe er mindestens drei Wespen unter seinem schwarzen Predigerrock, die ihn zur Verzweiflung trieben. Die harten Vier starrten dem Mann mit geöffnetem Mund hinterher und schüttelten die Köpfe.

»O Mann, o Mann«, seufzte Dean Savage. »Das gibt’s doch gar nicht, Freunde. Und dabei habe ich doch erst zwei Whisky getrunken.«

Der alte graubärtige Trapper blickte seine Partner verzweifelt an, denen es ähnlich erging. Auch sie hatten den verrückten Auftritt des hageren Predigers noch nicht verdaut.

»Darauf muß ich einen trinken«, krächzte Dean Savage. »Zum Henker, ich gebe einen aus. Keeper, wo steckst du?«

Der dicke Wirt trat hinter dem Perlenvorhang hervor. Lächelnd nickte er den harten Vier zu.