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Papenburg im Emsland, eine beschauliche Kindheit in der Provinz. Der Kanzler heißt Kohl, die Renten sind sicher, die Wiedervereinigung steht bevor. Sarahs Vati, Rudolf Seiters, wird erst Abgeordneter im Bundestag, dann Kanzleramtsminister und Innenminister. In den Gutenachtgeschichten geht es statt um Rotkäppchen ums Kabinett. Bald gibt es jede Menge Bodyguards und einen Polizeicontainer vor dem Haus. Hat es Vorteile, wenn man seinen Vater mit der Presse, dem Kanzler und der ganzen Nation teilen muss? Sarah Seiters erzählt charmant und leichtfüßig von ihrer nicht so ganz normalen Kindheit.
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Das Buch
Papenburg ist eine kleine Stadt im Emsland mit vielen langen Kanälen und einer großen Werft. Der soziale Höhepunkt ist die alljährliche Blumenschau. In dieser beschaulichen Idylle wächst Sarah in den achtziger und neunziger Jahren auf. Der Kanzler heißt Kohl, die Renten sind sicher, die Wiedervereinigung steht bevor.
Schritt für Schritt aber hält die große Politik Einzug in Sarahs Leben. Denn ihr Vati heißt Rudolf Seiters und ist Abgeordneter im Bundestag, dann Kanzleramtsminister und Innenminister. In den abendlichen Gutenachtgeschichten gibt es statt »Hänsel und Gretel« »Kohl und Süssmuth«. Und die Familie wird ergänzt um große Brüder, eine Menge große Brüder, denn Vati bekommt Bodyguards.
Welcher Zusammenhang besteht zwischen Türenknallen und gepanzerten Autos? Was hortete Kohl alles in seinem Büro? Und wieso ist Klofrau der beste Beruf der Welt? Sarah Seiters erzählt charmant und leichtfüßig von ihrer nicht so ganz normalen Kindheit.
Die Autorin
Sarah Seiters, 33, wuchs im emsländischen Papenburg auf, im Wahlkreis ihres Vaters Rudolf Seiters. Nach dem Abi studierte sie Politik und Geschichte in Bonn – schön weit weg von ihrem Leben als Politikertochter. Heute lebt sie in München, wo sie als Journalistin arbeitet.
Sarah Seiters
Ullstein
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Originalausgabe im Ullstein Taschenbuch
1. Auflage Juli 2014
© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2014
Umschlaggestaltung: semper smile Werbeagentur, München
Titelabbildung: Autorenfoto: © Jaan-Eric Fischer (für die Zeitschrift freundin); Adler: © Fotolia/Dan Race; Hintergrund: © Shutterstock/Elovich; Seil: © Shutterstock/PILart
ISBN 978-3-8437-0747-3
Alle Rechte vorbehalten.
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I. Ich gehe in die Grundschule, Vati in den Bundestag
Mein Vater, der Star
Wenn ein Kind auf die Welt kommt, gratulieren hauptsächlich Verwandte, Nachbarn und Freunde. Vielleicht noch der örtliche Pastor und das Krankenhauspersonal. Bei meiner Geburt – an einem verschneiten Montag im Januar 1981 – war das ähnlich. Allerdings gesellte sich eine weitere Gruppe zur Riege der Gratulanten. Eine Gruppe, deren Mitglieder sich dadurch auszeichnen, dass sie gerne reden, einen Hang zu großen Gesten haben und im Idealfall das Land und seine Bürger reicher, friedlicher und glücklicher machen wollen. Man nennt diese Gattung Politiker. Viele ihrer Mitglieder freuten sich über meine Geburt. Zumindest konnte man das aus den Briefen und Telegrammen schließen, mit denen etliche Bundes-, Landes- und Kommunalpolitiker meinen Eltern gratulierten. Zu dem winzigen Baby mit den überdimensionalen Pausbäckchen – also mir. Allen voran ein gewisser Helmut Kohl, der der jungen Dame – wieder mir – einen glücklichen und sonnigen Lebensweg wünschte. Hätte ich mich damals nicht in einem Stadium seliger Ignoranz befunden, ich hätte mir bereits denken können, dass meine Kindheit einen Tick anders verlaufen würde als die anderer Neugeborener. Und ich hätte vermutlich auch schon gewusst, wem ich dieses Schicksal zu verdanken hatte: meinem Vater!
Sobald ich meine ersten klaren Gedanken fassen konnte, stellte ich nämlich fest: Vati ist ein echter Star. Ja, ich weiß, das sagt jedes kleine Mädchen über seinen Vater. Aber bei mir stimmte es tatsächlich. Zumindest war er ernsthaft berühmt. Nun, vielleicht nicht »Brad-Pitt-berühmt«. Nicht »Frauen-fallen-in-Ohnmacht-berühmt«. Oder »BHs-kommen-mit-der-Post-berühmt«. Aber viele Jahre erkannte ihn jeder Zweite auf der Straße, und ich sah ihn zeitweise häufiger in der Zeitung als zu Hause. Und in den Städten in unserer Umgebung grinste mich an jeder Ecke mein überdimensionaler Vater von irgendeinem Wahlplakat an.
Merkwürdig kam mir das allerdings nie vor. Es war ja schon immer so gewesen. Schließlich ist mein Vater bereits zwölf Jahre vor meiner Geburt, also 1969, zum ersten Mal als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag gewählt worden. Und vertrat seitdem unsere Stadt Papenburg und fast das gesamte Emsland im Parlament. Logisch, dass die Leute ihn kannten. Und den Rest der Familie gleich mit: meine Schwester Silke (14 Jahre älter als ich), meine Schwester Kirstin (elf Jahre älter als ich), meine Mutter Brigitte und unsere Oma Luzi. Gut, wir waren nicht so glamourös wie die Royals und nicht so charismatisch wie die Kennedys. Aber Schwamm drüber. Das mussten wir gar nicht sein. So viel war damals in Papenburg auch wieder nicht los, dass die Papenburger besonders anspruchsvoll gewesen wären. Einzig spannende Highlights: die langen Kanäle, die riesige Werft, der Karnevalsverein und die zweijährliche Blumenschau – ansonsten kam Papenburg beschaulich unspektakulär daher. Deshalb zeigte man sich hier auch schon für den kleinsten Entertainment-Faktor dankbar. Und Bundespolitiker, die normalerweise nur in den Nachrichten vorkommen, zählten definitiv dazu.
Dabei wirkte mein Vater auf den ersten Blick gar nicht, als wäre er für Großes geschaffen: die kauzige Hornbrille mitten im Gesicht, die dunklen Wellen auf dem Kopf und seine unbeeindruckende Körpergröße – alles eher Durchschnitt. Aber Vati hatte schon immer ein Talent dafür, Leute zu begeistern. Mit spannenden Geschichten, trockenen Kommentaren und damit, dass er zu allem etwas zu sagen hat. Doch das Wichtigste: Er lacht so herzlich über sich selber. Ein kleiner Scherz hier, eine lustige Anekdote da – und schon liebt ihn der ganze Saal.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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