Praktische Hygiene in der Pflege - Andreas Schwarzkopf - E-Book

Praktische Hygiene in der Pflege E-Book

Andreas Schwarzkopf

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Beschreibung

Hygiene ist in der Pflege ein Thema, das immer schärfer kontrolliert wird. Die Angst, Hygienestandards zu verletzen, ist in Zeiten multiresistenter "Krankenhauskeime" groß. Die korrekte Erstellung von Hygienestandards und die Kontrolle der Einhaltung gehören zum Risikomanagement in der Pflege. Denn falsche oder fehlende Hygienemaßnahmen können nicht nur schwere medizinische Schäden, sondern auch haftungsrechtliche Folgen nach sich ziehen. Das Thema Hygiene betrifft alle in der Pflege Beschäftigte.

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Der Autor

PD Dr. med. habil. Andreas Schwarzkopf, Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie, öffentlich bestellter und beeidigter Sachverständiger für Krankenhaushygiene, betreibt mit seiner Frau das Institut Schwarzkopf. Getreu seinem Motto »Kurz, Knapp, Knackig« werden pragmatische Lösungen dargestellt.

Andreas Schwarzkopf

Praktische Hygiene in der Pflege

Verlag W. Kohlhammer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Pharmakologische Daten verändern sich ständig. Verlag und Autoren tragen dafür Sorge, dass alle gemachten Angaben dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung hierfür kann jedoch nicht übernommen werden. Es empfiehlt sich, die Angaben anhand des Beipackzettels und der entsprechenden Fachinformationen zu überprüfen. Aufgrund der Auswahl häufig angewendeter Arzneimittel besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

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1. Auflage 2020

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-036762-3

E-Book-Formate:

pdf:       ISBN 978-3-17-036763-0

epub:    ISBN 978-3-17-036764-7

mobi:    ISBN 978-3-17-036765-4

Inhaltsverzeichnis

 

 

 

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Grundlagen der Mikrobiologie

2.1 Bakterien

2.1.1 Kolonisationsmodell Biofilm

2.1.2 Multiresistente Erreger

2.2 Pilze

2.2.1 Hefe- oder Sprosspilze

2.2.2 Schimmelpilze

2.2.3 Dermatophyten

2.3 Parasiten

2.3.1 Endoparasiten

2.3.2 Ektoparasiten

2.4 Viren und Prionen

2.4.1 Behxüllte Viren

2.4.2 Unbehüllte (nackte) Viren

2.4.3 Prionen

2.5 Übertragungswege

2.6 Grundlagen des Impfens

2.6.1 Lebendimpfung

2.6.2 Totimpfung

2.6.3 Toxoidimpfung

2.6.4 Aktive Impfung:

2.6.5 Passive Impfung

2.6.6 Simultanimpfung

2.6.7 Impfempfehlungen

3 Organisation der Hygiene in medizinischen und Gemeinschaftseinrichtungen

3.1 Personal und Haftung

3.2 Der Hygieneplan

4 Personalhygiene

4.1 Rechtsgrundlagen

4.2 Dienst- und Schutzkleidung

4.3 Hündehygiene

4.3.1 Schmuckverbot (Ziffer 4.1.7 TRBA 250)

4.3.2 Schutzhandschuhe

4.3.3 Hündewaschung

4.3.4 Hygienische Händedesinfektion

4.3.5 Chirurgische Händedesinfektion

4.3.6 Sonderfall unvorhergesehene, sichtbare Kontamination

4.3.7 Hautpflege

4.3.8 Nutzhandschuhe für Reinigungspersonal

4.3.9 Der Hautschutzplan

4.3.10 Aufbereitung der Spender

5 Grundpflege

5.1 Rechtsgrundlagen

5.2 Inhalte und Ausgestaltung

6 Injektionen, Punktionen, Infusionen

6.1 Rechtsgrundlagen

6.2 Injektionen

6.2.1 Vorbereitung

6.2.2 Hautdesinfektion

6.2.3 Allgemeine Risikobewertung

6.3 Punktionen

6.4 Venenverweilkanülen

6.5 Infusionen

6.6 Zusammenfassende Darstellung Punktionen und Injektionen (Beispiele)

6.7 Verbandwechsel bei Venen-Kathetern

6.8 Drivelines

6.9 Ports

7 Harnableitende Systeme und Inkontinenzmaterial

7.1 Rechtsgrundlagen

7.2 Flora der Urethra

7.3 Harnwegsinfekt (HWI oder CAUTI-für Catheter associated urinary tract infection) – Erreger (Beispiele)

7.4 Umgang mit Blasenverweilkathetern

7.4.1 Indikationen

7.4.2 Technik der Blasenkatheterisierung

7.4.3 Harnabfluss sicherstellen

7.4.4 Pflege

7.4.5 Suprapubische Blasenkatheter

7.4.6 Urostomata

8 Pneumonieprävention

8.1 Rechtsgrundlagen

8.2 Risiken für Pneumonien im Allgemeinen

8.3 Pneumonieerreger (Beispiele)

8.4 Schutzkleidungsempfehlungen

8.5 Prävention der Pneumonie

8.5.1 Mundpflege

8.5.2

Schlucktraining

, Andicken von Nahrungsmitteln

8.5.3 Mobilisierung und

Atemtraining

8.5.4 Inhalation

8.5.5 Aufbereitung und Wechsel von Medizinprodukten

8.5.6

Tracheostomapflege

8.5.7 Wechsel der

Trachealkanüle

9 Wundversorgung

9.1 Rechtsgrundlagen

9.2 Mikrobiologische und biochemische Situation der Wunden

9.2.1 Mikrobiologie der Wunde

9.2.2 Biochemie der Wunde

9.3 Wundreinigung

9.3.1 Methoden der Wundreinigung

9.3.2 Wischrichtung bei der mechanischen Wundreinigung

9.3.3 Der Pflegestandard zur Wunde aus hygienischer Sicht

10 Grundlagen der Flächendesinfektion

10.1 Rechtsgrundlagen

10.2 Was ist »Schmutz«?

10.3 Unterschiede zwischen Reinigung und Desinfektion

10.4 Reinigung – Anforderungen

10.5 Desinfektionsmittel und Desinfektion von Flächen

10.5.1 Hinweise zu Desinfektionsmitteln

10.5.2 Festlegungen zur Routine-Desinfektion

10.5.3 Schlussdesinfektion

10.5.4 Lagerung von Reinigungsutensilien

11 Aufbereitung von unkritischen und semikritischen Medizinprodukten

11.1 Rechtsgrundlagen

11.2 Risikobewertung von Medizinprodukten

11.3 Freigaberegelung

11.4 Versand von Medizinprodukten zur Reparatur oder Eichung

12 Transport von kontaminierten Medizinprodukten und Proben für das Labor

12.1 Rechtsgrundlagen

12.2 Anforderungen an die Transportbehälter

12.3 Laborproben aus Isolierzimmern

12.4 Histologische Proben

13 Vorbereitung von Patienten für Untersuchungen und Operationen

13.1 Rechtsgrundlagen

13.2 Funktionsdiagnostik

13.3 OP-Vorbereitung

13.3.1 Präoperative stationäre Verweildauer

13.3.2 Präoperative Körperreinigung des Patienten

13.3.3 Präoperative Haarentfernung

13.3.4 Präoperative Darmentleerung

13.3.5 Einbringen antibakterieller Nasensalbe

13.4 Verhalten im OP (auch als Praktikant, Famulant)

13.5 Flächendesinfektion

14 Umgang mit infektiösen Patienten

14.1 Rechtsgrundlagen

14.2 Multiresistente Erreger

14.2.1 Typische Resistenzmuster im

Antibio- oder Resistogramm

14.2.2 Screening

14.3 Stenotrophomonas maltophilia

14.4 Clostridioides (Clostridium) difficile

14.5 Sarcoptes scabiei var. hominis (Krätze)

14.6 Tuberkulose-Komplex

14.7 Influenza

14.8 Infektiöse Enteritis (Enteritis infectiosa)

14.9 Hepatitis

14.10 Humanes Immundefizienz Virus (HIV)

14.11 Internes Meldewesen

14.12 Funktionelle Isolierung im Altenheim

14.13 Funktionelle Isolierung in der Rehabilitation

14.14 Funktionelle Isolierung im Krankenhaus

15 Ausbruchsmanagement

15.1 Rechtsgrundlagen

15.2 Generelle Betrachtung

15.3 Typische Ausbruchserreger

15.4 Ermittlung der Quelle eines Ausbruchs

15.4.1 Prozessanalyse

15.4.2 Ausbrüche entdecken aufgrund mikrobiologischer Befunde

15.4.3 Indizien für einen (beginnenden) Ausbruch

15.5 Das Ausbruchsmanagement-Team

15.5.1 Ausbruchsmanagement-Team im Krankenhaus

15.5.2 Ausbruchsmanagement-Team in einer Praxis für ambulantes Operieren oder Praxisklinik nach § 30 Gewerbeordnung

15.5.3 Ausbruchsmanagement-Team in einem Pflegeheim oder betreuten Wohnen

15.6 Maßnahmen nach Feststellen des Ausbruchs

15.6.1 Alarmierung und Ersterfassung

15.6.2 Erregeranalyse

15.6.3 Umfeldanalyse

15.6.4 Ablaufprotokoll

15.7 Psychologische Aspekte

15.8 Ausbruch beenden

16 Bauten und Baumaßnahmen

16.1 Rechtsgrundlagen

16.2 Allgemeine Anforderungen

16.3 »Rein« und »unrein« in der Aufbereitung

16.4 Baumängel

16.4.1 Undichte Fugen

16.4.2 Defekte Flächen

16.4.3 Schimmelbefall

16.5 Baumaßnahmen in Krankenhaus und Klinik

17 Lebensmittelhygiene

17.1 Rechtsgrundlagen

17.2 QM für die Küche – HACCP

17.3 Mikroorganismen und Lebensmittel

17.4 Verfallsdatum, Mindesthaltbarkeitsdatum und Verkehrsfähigkeit

17.5 Anforderungen an die Stations- oder Wohnbereichsküche

17.6 Organisatorische Anforderungen

17.7 Brei- und Sondenkost

17.8 Geschirrlogistik bei potentiell infektiösen Patienten

18 Schnittstelle Haustechnik, Logistik

18.1 Rechtsgrundlagen

18.2 Abfallentsorgung

18.2.1 Abfalltrennung

18.2.2 Zwischenlagerung von Abfall

18.2.3 Stichsichere Sammlung von »Sharps«

18.2.4 Anforderungen an die Sammlung und Entsorgung

18.3 Trinkwasser

18.3.1 Allgemeines

18.3.2 Trinkbrunnen

18.3.3 Wasserproben

18.3.4 Überschreitung des Legionellen-Richtwertes (Maßnahmewert)

18.4 Belüftung

19 Bettenaufbereitung

19.1 Rechtsgrundlagen

19.2 Routinemäßige Bettenaufbereitung

19.3 Schutzkleidung

19.4 Bettgestell

20 Wäschelogistik

20.1 Rechtsgrundlagen

20.2 Allgemeine Anforderungen

20.3 Risikogruppen für Wäsche

20.3.1 »Hotelwäsche«

20.3.2 Exkretwäsche

20.3.3 Wäsche zur besonderen Aufbereitung

20.4 Hygienische Anforderungen an die Wäscherei

20.5 Anforderungen an die Wäscheentsorgung

21 Tiere in stationären Einrichtungen

21.1 Besuchsdienst

21.2 Haltung

21.3 Therapieformen mit Tieren

21.4 Risiken durch Tiere

21.4.1 Infektionen

21.4.2 Allergien und Verschlechterung von allergischen Zuständen wie z. B. Asthma

21.4.3 Unfallgefahr

21.4.4 Anforderungen an die Tiere

22 Qualitätsmanagement und Hygiene

22.1 Rechtsgrundlagen

22.2 Allgemeine Anforderungen

22.3 Formen der Qualität

22.3.1 Strukturqualität

22.3.2 Prozessqualität

22.3.3 Ergebnisqualität

22.4 Qualitätsentwicklung über die Jahre

22.4.1 Plan

22.4.2 Do

22.4.3 Check

22.4.4 Act

22.5 Jährliches internes Audit

22.5.1 Ablauf

22.5.2 Bereinigung des Hygieneplans

23 Untersuchungen zur Dokumentation des Hygienestandards

23.1 Rechtsgrundlagen

23.2 Allgemeine Anforderungen

23.3 Formen der Kontrolle

23.3.1 Prozesskontrolle

23.3.2 Produktkontrolle

23.3.3 (Anlassbezogene) Sondermessungen

23.4 Erfassung des Händedesinfektionsmittelverbrauchs/Anzahl der Händedesinfektionen

Weiterführende und zitierte Literatur

Stichwortverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

 

 

 

Piktogramme

Definition

Information

Gesetzestext

 

1          Einleitung

 

 

 

In den letzten Jahren hat sich Hygiene zunehmend zu einem anspruchsvollen Fach entwickelt. Die Hygienepläne werden komplexer und die Rechtslage umfangreicher. Kein Wunder, dass sich manche Pflegekräfte mit einem Bein im Gefängnis wähnen. Aber, Hygiene hat auch viel mit gesundem Menschenverstand zu tun. Was aber, wenn Pflegeschüler Fragen stellen? Oder Angehörige eine Beratung zum Thema Wäsche und Skabies haben wollen? Da stellt sich schnell heraus, dass die eigene Ausbildung schon eine ganze Weile her ist.

Bedingt durch die Reduktion erfahrener Fachleute kann man auch nicht immer gleich fragen. Also:

»Selbst ist die Pflegekraft« und sieht einfach schnell nach.

Dieses Büchlein bietet Inhalte des Hygieneplans, Rechtsgrundlagen und Praxistipps für Pflegehelfer, Pflegekräfte, Altenpflegekräfte (stationär und ambulant), MFA beim ambulanten Operieren, aber auch für Personal, ohne besondere Hygienezusatzausbildung und Medizinstudierende im Pflegepraktikum.

Personal mit kürzerer Hygieneausbildung, etwa Hygienebeauftragte in der Pflege (Krankenhaus) oder Hygienebeauftragte in der Altenpflege können dieses Büchlein als aktuelle, schnelle Vor-Ort Schulungs- und Argumentationshilfe nutzen. Der Autor vertritt die Fächer Hygiene und Medizinische Mikrobiologie seit über 30 Jahren in voller Breite und würde sich freuen, wenn dieses Pflege Kompakt-Buch allen eine Hilfe wäre.

2          Grundlagen der Mikrobiologie

 

 

 

Definitionen

Manifestationsindex: Anzahl der an einer Krankheit Erkrankten bezogen auf die mit dem gleichen Erreger Infizierten, Angabe in Prozent.

Inzidenz: Neuauftreten einer bestimmten Erkrankung in einer Population innerhalb eines Untersuchungszeitraumes, Angabe in Prozent.

Prävalenz: Anzahl Infizierter an einem bestimmten Stichtag.

Letalität: Zahl der an einer bestimmten Erkrankung Verstorbenen bezogen auf die Erkrankten (%).

Inkubationszeit (IKZ): Zeit zwischen der Aufnahme des Erregers (Infektion) und dem Auftreten der ersten Krankheitssymptome.

Latenzzeit: Anderes Wort für Inkubationszeit, bezogen auf Toxinwirkung oder auch bei viralen Infektionen verwendet.

Kontamination: Haften von Krankheitserregern ohne Vermehrung auf der Haut oder Gegenständen.

Kolonisation: Haften von Krankheitserregern mit Vermehrung auf der Haut, Schleimhaut, Wunden oder Gegenständen.

Biofilm: Bakterielle Siedlungsform in einer Glycokalix oder Matrix, die Schutz vor Antibiotika und Antiseptika bietet.

Superinfektion: Erneute Infektion mit dem gleichen Erreger innerhalb kurzer Zeit, führt zum Rezidiv.

Sekundärinfektion: Zusätzliche Infektion mit einem anderen Erreger, z. B. ausgehend von einer Parainfluenzavirus-Infektion (Schnupfen) eine Zweitinfektion mit Pneumokokken (eitrige Bronchitis).

2.1       Bakterien

Bakterielle Infektionen stellen die Mehrheit der während des Aufenthalts in Einrichtungen des Gesundheitsdienstes entstehenden (nosokomialen) Infektionen. Die generell verminderte Abwehrlage sowie ggf. bestehende Multimorbidität von Patienten oder Bewohnern mit entsprechender Medikation macht sie zu willkommenen »Wirten« für Bakterien.

Bakterien können mit ihrem Stoffwechsel auf unbelebten Flächen, z. B. in trockenen Textilien, Bettdecken, Arbeitsflächen, Tischen etc., zum Teil aber monatelang überleben und infektionstüchtig bleiben.

Sie vermehren sich am besten bei Temperaturen um 36°C und tolerieren beträchtliche Temperaturschwankungen. Potentiell humanpathogene Bakterien vermehren sich in der Regel in einem pH-Bereich von 6–9.

Bei Bakterien unterscheiden wir fakultativ (nur unter bestimmten Bedingungen krankmachende) und obligat (bei Erreichen der Infektionsdosis immer krankmachende) pathogeneGattungen. Während fakultativ pathogene Bakterien in der Regel zu den Mikrobiomen des Menschen (wie z. B. E. coli) zählen, gehören die obligat pathogenen nicht dazu und kommen oft auch aus der Umwelt (z. B. Pseudomonas, Acinetobacter).

Sporenbildung (Dauerformen zur Vermehrung) ermöglicht den bildenden Bakterien eine relative Resistenz gegen Hitze und Desinfektionsmittel (mit Ausnahme der Aldehyde und Perverbindungen). Typische Sporenbildner sind Clostridioides (vormals Clostridium) difficile, Clostridium perfringens und Bacillus cereus.

2.1.1     Kolonisationsmodell Biofilm

•  Schutz der Bakterien vor der Einwirkung von Antibiotika (Toleranz).

•  Schutz der Bakterien vor der Einwirkung von Antiseptika.

•  Anlagerung auch von Bakterien, die sich sonst nicht ohne weiteres auf dem Wundgrund hätten ansiedeln können.

•  Schutz der Bakterien vor Zellen und Wirkmolekülen der körpereigenen Abwehr.

Innerhalb des Biofilms entsteht ein Gleichgewicht zwischen den besiedelnden Bakterien. Dabei können die Bakterien wechselseitig Stoffwechselprodukte für sich verwenden oder, andere Bakterien schädigen und zerstören.

2.1.2     Multiresistente Erreger

MultiresistenteErreger vereinen in sich verschiedene Resistenzmechanismen. So können sie beispielsweise mit Enzymen Antibiotikamoleküle zerstören (MRGN-Enterobakterien), durch Wandveränderungen die Zielproteine von Antibiotika unbrauchbar machen (MRSA) oder Antibiotika entweder gleich den Eintritt in die Zelle verwehren oder einmal aufgenommene Moleküle wieder aus der Zelle ausschleusen (Pseudomonas aeruginosa).

Derzeitige besonders auffällige multiresistente Erreger sind Staphylococcus aureus als Methicillin-resistente S. aureus (MRSA), Enterococcus species (vor allem E. faecium als Vancomcin- bzw. selten Linezolid und Vancomycin resistente Enterokokken (VRE bzw. LVRE) und verschiedene multiresistente gramnegative Stäbchen (MRGN) ( Tab. 1). Mehr dazu siehe in Abschnitt 14.1.1 ( Kap. 14.1.1).

Tab. 1: Einfache Übersicht der multiresistenten Erreger

2.2       Pilze

Die medizinisch relevanten Pilze werden in drei Gruppen eingeteilt:

2.2.1     Hefe- oder Sprosspilze

Fakultativ pathogene Hefepilze, z. B. Candida species werden von vielen Menschen im Darm getragen und haben in geringeren Mengen keinen Krankheitswert. Allerdings können sich die Hefen stark vermehren, z. B. nach Antibiotikagaben und eine Soorerkrankung kann die Folge sein. Befallen werden auch Zunge und Wangenschleimhaut, kenntlich durch weißliche Beläge. Auch Hautinfektionen – vor allem in feuchten Hautfalten und Windeldermatitis – mit Hefepilzen kommen vor. Katheter- und Portinfektionen führen zu einer Fungämie, die durch unregelmäßiges, oft im Zusammenhang mit Infusionen bzw. Katheternutzung, auftretendes Fieber auffällt. Hefepilze vermehren sich durch Abschnüren von Tochterzellen und können Pseudomycel bilden, mit dem sie in tiefere Gewebsschichten eindringen können.

2.2.2     Schimmelpilze

Diese Gruppe stört durch lästiges Wachstum an feuchten Wänden oder auf Lebensmitteln. Einige Spezies (Aspergillus