Praxisbuch Kita-Leitung - Friederike Vogel - E-Book

Praxisbuch Kita-Leitung E-Book

Friederike Vogel

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Beschreibung

Der Einstieg in die verantwortungsvolle Rolle als Kita-Leitung stellt für viele eine große Herausforderung dar. Es besteht ein Mangel an Konzepten zur Vorbereitung und Unterstützung der Leitungstätigkeit im Kita-Alltag. Dieses Buch soll dabei helfen, die Leitungstätigkeit erfolgreich zu gestalten, und bietet Unterstützung sowie Anleitung für das berufliche Handeln. Mit den präsentierten Arbeitshilfen sollen Kita-Leitungen gestärkt werden, die täglichen Herausforderungen zu meistern. Es wird ein breites Repertoire an Hintergrundwissen, Methoden und Tipps für den Leitungsalltag geboten. Ergänzt wird das Buch durch nützliche Checklisten und Vorlagen, die sich als praktische Werkzeuge für die Organisation der Arbeitsabläufe anwenden lassen.

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Inhalt

Cover

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Warum dieses Buch?

1 Die ersten Schritte als Kita-Leitung

1.1 Die ersten Tage – Ankommen

1.2 Die ersten Wochen – Sich einen Überblick verschaffen

1.3 Das erste Jahr – In der Rolle wachsen

1.4 Die SWOT-Analyse

1.5 Smarte Ziele vs. Everest-Ziele

1.6 Zusammenfassung: Das erste Jahr als Kita-Leitung

2 Selbstmanagement und Selbstführung

2.1 Aktuelle Anforderungen und Herausforderungen

2.2 Schlüsselmerkmale erfolgreicher Führung

2.3 Die Entwicklung einer Vision

2.4 Die Entwicklung eines klaren Rollenverständnisses

2.5 Die sechs Rollen einer Führungskraft

2.6 Situatives Führen

2.7 Gute Führung heißt gute Selbstführung

2.8 Selbstzweifel im Beruf

3 Tipps für den beruflichen Alltag

3.1 Das Eisenhower-Prinzip

3.3 Das Pareto-Prinzip

3.4 Pausen einplanen

3.5 Die STOP-Methode

3.6 Auch mal schlecht gelaunt sein oder weniger arbeiten

4 Führung von Mitarbeitenden

4.1 Aufbau einer wertschätzenden Teamkultur

4.2 Phasen der Teamentwicklung

4.3 Die Maslowsche Bedürfnispyramide

4.4 Veränderungsmanagement und Umgang mit Widerstand im Team

4.5 Das PERMA-Modell

4.6 Die fünf Dysfunktionen eines Teams

4.7 Einarbeitung neuer pädagogischer Fachkräfte

4.8 Umgang mit Vielfalt und Inklusion im Team

5 Wertschätzend Gespräche führen

5.1 Feedbackmethoden

5.2 Mitarbeiterjahresgespräche

5.3 Der Umgang mit »schwierigen« Mitarbeitenden

5.4 Das Fürsorgegespräch

6 Mit Konflikten umgehen

6.1 Systemtheorie und Konstruktivismus

6.2 Herausfordernde Gespräche/ Konfliktgespräche führen

6.3 Deeskalationstechniken bei einem Konfliktgespräch

6.4 Systemisch führen

6.5 Fehlerakzeptanz: Fehler sind wichtige Lernerfahrungen!

6.6 Lösungsorientiert an Problemstellungen herangehen

7 Mit kreativen Ideen zu neuen Lösungen

7.1 Die Kopfstandmethode

7.2 Kreative Ideen sammeln

7.3 Die Walt-Disney-Methode

7.4 Zu Entscheidungen kommen

7.5 Reflexionsmethoden

8 Bewährte Praktiken und praktische Tipps

8.1 Gestaltung von Teambesprechungen

8.2 Weitergabe von Informationen

8.3 Büroorganisation

8.4 Sprache schafft Wirklichkeit

9 Elternarbeit

9.1 No-Gos in der Elternzusammenarbeit

9.2 Das Aufnahmegespräch

9.3 Umgang mit Beschwerden von Eltern

10 Qualitätsmanagement

11 Rechtliche Grundlagen

11.1 Beteiligung von Kindern und Jugendlichen

11.2 Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung

11.3 Checklisten

12 Abschluss

Abbildungs-/Tabellenverzeichnis

Quellenverzeichnis und weiterführende Literatur

Kohlhammer

Friederike Vogel

Praxisbuch Kita-Leitung

Wie der Einstieg in Führungsaufgaben gelingt

Verlag W. Kohlhammer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

Es konnten nicht alle Rechtsinhaber von Abbildungen ermittelt werden. Sollte dem Verlag gegenüber der Nachweis der Rechtsinhaberschaft geführt werden, wird das branchenübliche Honorar nachträglich gezahlt.

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1. Auflage 2024

Alle Rechte vorbehalten© W. Kohlhammer GmbH, StuttgartGesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:ISBN 978-3-17-045085-1

E-Book-Formate:pdf:ISBN 978-3-17-045086-8epub:ISBN 978-3-17-045087-5

Warum dieses Buch?

Seit über 20 Jahren arbeite ich im pädagogischen Bereich und die Hälfte dieser Zeit als Leitung einer Kindertagesstätte. Obwohl ich großartige Unterstützung von meinem Träger und eine umfassende Einarbeitung sowie Schulungen für Führungskräfte erhalten habe, kam es im Alltag immer wieder zu Situationen, in denen ich unsicher war oder es an Erfahrungswerten und strukturierten Strategien mangelte. Über die Jahre hinweg habe ich ein Repertoire an hilfreichen Methoden erworben. Genau diese Erfahrungen und Strategien möchte ich in diesem Buch gerne mit Ihnen teilen – immer auch vor dem Hintergrund aktuellen Fachwissens. Für viele Kita-Leitungen stellt der Einstieg in diese anspruchsvolle Rolle oft eine große Herausforderung dar. Es gibt nur wenige Konzepte, die auf die Vorbereitung und Begleitung der Leitungstätigkeit im Kita-Alltag spezialisiert sind. Dieses Buch begleitet Sie auf Ihrem Weg zu einer erfolgreichen Leitungstätigkeit und hilft Ihnen, Ihre beruflichen Fähigkeiten zu stärken sowie Werkzeuge zur Bewältigung der täglichen Herausforderungen zur Verfügung zu stellen.

Es ist mein Wunsch, dass das Buch für Sie eine wertvolle Ressource darstellt, um Ihre Rolle als Führungskraft im Bildungsbereich zu stärken und auszubauen. Ich hoffe, dass Sie auf den folgenden Seiten Inspiration und Motivation finden.

Der Inhalt:

Gestaltung der ersten Tage, Wochen, des ersten Jahres

Definition der eigenen Führungsrolle: Entwicklung einer Führungsidentität und Umsetzung einer pädagogischen Vision

Selbstmanagement: Finden der richtigen Work-Life-Balance, Setzen von Prioritäten und Stärkung der persönlichen Resilienz

Effektives Teammanagement: Stärkung des Teams, Förderung der Zusammenarbeit und Motivation sowie Konfliktmanagement

Entwicklung eines Qualitätsmanagementsystems

Das vorliegende Buch liefert bewährte Strategien und praktische Tipps aus der Praxis, um die Kita erfolgreich zu leiten und eine nachhaltige pädagogische Wirkung zu erzielen.

Nicht alle Aspekte lassen sich unmittelbar auf Ihren individuellen Alltag übertragen oder die eine oder andere Methode passt möglicherweise nicht zu Ihnen oder Ihrer Haltung. Es werden Impulse und Empfehlungen auf Grundlage meiner eigenen Erfahrungswerte und natürlich aktuellem Fachwissen geboten. Suchen Sie sich gern die Anregungen heraus, die für Sie, Ihre Haltung und Ihren Kita-Alltag passen.

Das vorliegende Buch soll dazu beitragen, dass einige der vorgestellten Ideen, Tipps und Anregungen in Ihrer täglichen Arbeit Anwendung finden können.

Beim Aufbau des Buches wurde darauf Wert gelegt, dass jedes Kapitel eigenständig gelesen werden kann. Es enthält Querverweise zu anderen Kapiteln, welche Ihnen helfen, Themen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.

Ich hoffe, dass es für Sie sowohl informativ als auch inspirierend ist und Ihnen die darin enthaltenen Tipps und Ratschläge im Alltag von Nutzen sein werden.

Über Rückmeldungen zu dem Buch, Erfahrungen und Anekdoten aus Ihrem Kita-Alltag und selbstverständlich auch über kritische Anmerkungen freue ich mich.

Gern können Sie mich unter folgender Mailadresse kontaktieren:[email protected]

Friederike Vogel

1 Die ersten Schritte als Kita-Leitung

Der Einstieg als Kita-Leitung, in ein bestehendes oder in ein neues Team, kann eine aufregende, aber auch herausfordernde Erfahrung sein. Wie kann dieser Einstieg erfolgreich gestaltet werden?

Eine gezielte Vorbereitung des ersten Jahres hilft dabei, die Gratwanderung zwischen dem Respekt vor dem Bestehenden und dem Auftrag zur Veränderung und der qualitativen Weiterentwicklung zu meistern. Auf der einen Seite geht es darum, die bestehenden Gegebenheiten in der Kindertagesstätte wahrzunehmen, zu verstehen und zu erlernen. Auf der anderen Seite sollen neue Strukturen geschaffen werden, um eine qualitative Weiterentwicklung der Kindertagesstätte zu erreichen.

Egal, ob man bereits Erfahrung als Leitung hat, von außen in die Kita kommt, aus dem Team heraus Leitung wird oder eine parallele Einarbeitung mit der bisherigen Kita-Leitung erfolgt: Die erste Zeit ist und wird spannend. Das Wichtigste ist, mit positiven Gedanken an die (neue) Aufgabe heranzugehen und auf die eigenen Fähigkeiten und Erfahrungen zu vertrauen.

Im Vorfeld sollte geklärt werden, wer wann wie informiert wird (Team, Eltern). Manche Träger bieten die Möglichkeit, sich vorab in einer Teamsitzung vorzustellen, um ein erstes gegenseitiges Kennenlernen zu ermöglichen. Wichtig ist auch die Frage, wie lange die Einarbeitungsphase dauern soll und ab wann man die volle Verantwortung für den Betrieb der Kita hat. Eventuelle Fragen zur Gestaltung der ersten Tage können schon vorab mit dem Träger geklärt werden.

1.1 Die ersten Tage – Ankommen

Der erste Arbeitstag in einer neuen Kita steht bevor. Es ist völlig normal, am ersten Arbeitstag nervös zu sein.

Um entspannt starten zu können, sollten für den ersten Tag nicht zu viele Termine geplant werden. Es bietet sich an, den Tag mit einem Rundgang durch die Räumlichkeiten zu beginnen und sich einen Überblick über die Abläufe zu verschaffen. Es ist ratsam, ausreichend Zeit einzuplanen, um die neuen Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeitende sowie Kinder und Eltern der Kita kennenzulernen. In Absprache mit der bzw. dem Vorgesetzten oder einem erfahrenen Mitarbeitenden kann eine Einführung in die Räumlichkeiten und die Abläufe erfolgen. Es ist wichtig zu klären, ob ein Einarbeitungskonzept vorliegt, welches einen Orientierungsrahmen für die erste Zeit schafft und anhand dessen man die erste Zeit strukturiert.

Wenn es noch kein Einarbeitungskonzept gibt (das wäre eine wichtige zukünftige Aufgabe für die Leitung), sollte gemeinsam mit dem Träger ein grober Zeitplan für die ersten Wochen und Monate erstellt werden. Das nachfolgende Raster dient dabei der groben Orientierung. In diesem Buch wird von einem Zeitraum von zwölf Monaten gesprochen, da es sinnvoll ist, ein ganzes Kita-Jahr miterlebt zu haben, um einen Eindruck von der Arbeitsweise, den Strukturen und den pädagogischen Inhalten der Kita zu bekommen.

Die erste Arbeitswoche: Einführung und Orientierung

Vorstellung im Team

Organisation und Planung der ersten Teamsitzung

Kennenlernen des Personals, der Kinder und ihrer Familien sowie der Einrichtung

Vertraut machen mit den administrativen Abläufen, der Dokumentation und den Regeln der Kita

Die ersten Monate: Teambildung und Kommunikation

Einzelgespräche mit den Mitarbeitenden führen, um ihre Stärken und Entwicklungsbereiche zu identifizieren

einen gemeinsamen Teamtag organisieren, um Visionen und Erwartungen auszutauschen und die Kommunikation zu stärken

Qualitätskontrolle – ein Qualitätskontrollsystem mit regelmäßiger Beobachtung und Evaluation einführen bzw. ein bestehendes System ergänzen und fortführen

das Budget überprüfen und die Ressourcen für das kommende Jahr planen

Das ganze Jahr über: Selbstentwicklung und Notfallmanagement

regelmäßige Teilnahme an Weiterbildungsveranstaltungen, zu aktuellen Entwicklungen in der frühkindlichen Bildung

Absprachen mit dem Träger zu Führungskräftefortbildungen nach individuellem Bedarf, z. B. zu den Themen Kommunikation, Konfliktmanagement, Teambildung, Stressmanagement

mit dem Vorgesetzten/der Vorgesetzten die Erwartungen klären und vereinbaren, wie der Erfolg gemessen werden kann. Auch die Wünsche und Erwartungen an den Vorgesetzten sollten regelmäßig besprochen werden.

Notfallpläne, z. B. Vorgehen bei Unterbesetzung, entwickeln, um auf unvorhergesehene Situationen vorbereitet zu sein

1.2 Die ersten Wochen – Sich einen Überblick verschaffen

Als neue Kita-Leitung in einem bestehenden Team ist es wichtig, sich gut einzuleben und eine positive Beziehung zu den Mitarbeitenden aufzubauen. Dies kann mit einigen Orientierungstipps erleichtert werden. Einige Stolpersteine gilt es zu vermeiden. Diese sind im Folgenden beispielhaft aufgeführt.

Tab. 1:Dos and Don'ts

Hilfreich

Nicht hilfreich

Kennenlernen des Teams:

Es ist wichtig, sich Zeit für das persönliche Kennenlernen der Mitarbeitenden zu nehmen, indem sich die Führungskräfte mit jedem Einzelnen/‌jeder Einzelnen zusammensetzen, um mehr über seinen/‌ihren Hintergrund, seine/‌ihre Erfahrungen und seine/‌ihre Erwartungen zu erfahren. Aufmerksames Zuhören, wenn über die Arbeit, Herausforderungen und Ideen gesprochen wird, zeigt Interesse an den verschiedenen Perspektiven.

Überstürzte Veränderungen:

Veränderungen brauchen Zeit.

Es ist ratsam, sofortige Veränderungen zu vermeiden, da diese Widerstand und Unsicherheit hervorrufen können. Es ist wichtig, in den ersten Wochen zunächst sorgfältig zu beobachten, die Veränderungsschritte zu priorisieren und schrittweise vorzugehen. Ein gründliches Verständnis der bestehenden Prozesse und Kultur ist wichtig, bevor sich die Führungskräfte auf die Identifizierung der wichtigsten Ziele und langfristigen Visionen konzentrieren.

Einarbeitungsplan:

Es kann hilfreich sein, einen Einarbeitungsplan zu entwickeln (sofern kein struktureller Einarbeitungsplan vorhanden ist), der Ziele und Prioritäten für die ersten Wochen und Monate festlegt. Dies hilft, die Arbeit zu strukturieren und sicherzustellen, dass wichtige Aufgaben nicht übersehen werden.

Kritik ohne Lösungen:

Kritik ohne konstruktive Lösungsvorschläge sollte vermieden werden. Stattdessen kann Feedback und Unterstützung zur Verbesserung angeboten werden.

Unterstützung anbieten:

Um bei den anstehenden Aufgaben und Herausforderungen zu helfen, sollten Führungskräfte in den Gruppen mitarbeiten. Dies zeigt Engagement für das Team und ermöglicht ein besseres Kennenlernen der Kinder und Familien.

Ungeduldig sein:

Es kann eine Weile dauern, bis man sich in ein neues Team eingelebt hat. Es ist wichtig, sich Zeit für den Aufbau von Beziehungen zu nehmen.

Negative Einstellung:

Negative Äußerungen über frühere Führungskräfte oder die bestehende Kita-Situation sind tabu. Der Blick sollte nach vorne gerichtet sein und der Fokus auf der Zukunft liegen. Wenn kritische Äußerungen aus dem Team kommen, kann z. B. mit folgendem Satz geantwortet werden: »Ich denke, alles hat seine Zeit. Wir sollten nicht zurückblicken, sondern gemeinsam nach vorne schauen«.

In den ersten Tagen und Wochen ist es wichtig, eine offene, respektvolle und kooperative Atmosphäre zu schaffen. Die Herangehensweise und das Verhalten der Kita-Leitung haben einen großen Einfluss darauf, wie gut sie von ihrem Team akzeptiert wird und wie erfolgreich sie in ihrer Rolle als Kita-Leitung sein wird. Für eine gute Zusammenarbeit im Team ist es wichtig, die gegenseitigen Erwartungen zu formulieren und zu klären.

Ein dänisches Sprichwort besagt: »Der Mensch hat zwei Ohren und nur einen Mund«. Das Sprichwort besagt, wir sollten doppelt so viel zuhören wie sprechen. Das ist auch ein guter Rat für die erste Zeit als Führungskraft. Es drückt die Bedeutung des Zuhörens aus, sowohl für das eigene Lernen und Verstehen als auch für die Kommunikation und den Beziehungsaufbau zum Team. Die ersten Wochen und Monate sind entscheidend für den Aufbau von Vertrauen und Zusammenarbeit im Team. Durch die Konzentration auf das Zuhören, Verstehen und Unterstützen kann die Leitung eine positive Arbeitsatmosphäre schaffen, die die Grundlage für die qualitative Weiterentwicklung der Kita ist.

Es kann einige Zeit dauern, bis man sich in der neuen Rolle zurechtgefunden hat. Zunächst einmal ist es wichtig, sich einen Überblick über alle Aufgabenbereiche zu schaffen. Es ist völlig normal, sich am Anfang noch unsicher zu fühlen. Es ist auch in Ordnung, nicht gleich alles zu wissen, Fragen zu stellen und bei Unklarheiten oder Unsicherheiten um Hilfe zu bitten.

1.3 Das erste Jahr – In der Rolle wachsen

Nachdem nun in den ersten Monaten die wichtigsten Aspekte der Kita, das pädagogische Konzept, das Leitbild, das Qualitätsmanagement, das Budget, die personellen Ressourcen und die Kooperationspartner kennengelernt wurden, kann die Ist-Situation mit der Soll-Situation verglichen werden. Dabei ist zu prüfen, ob die pädagogischen Ziele, die strukturellen Rahmenbedingungen und die Kultur der Kita klar, sinnvoll, nachvollziehbar und umsetzbar sind. Anschließend sollten die Stärken und Schwächen der Kita identifiziert werden. Dazu eignen sich Methoden wie die SWOT-Analyse (▸ Kap. 1.4), Feedbackgespräche oder Fragebögen. Gemeinsam mit dem Team und in Absprache mit dem Träger der Einrichtung können dann Lösungsansätze entwickelt werden. Für die Umsetzung der besprochenen Ziele sollten konkrete Maßnahmen, Termine und Verantwortlichkeiten vereinbart werden. Die Ergebnisse und nächsten Schritte sollten kommuniziert werden, um alle Beteiligten über die Analyse, Lösungen und Maßnahmen zu informieren und Transparenz und Vertrauen zu schaffen.

Bei größeren Veränderungen oder Herausforderungen empfiehlt es sich, diese in kleinere, leichter umsetzbare Schritte zu unterteilen. Die Aufgabe der Kita-Leitung ist es, neue Prozesse in der Einrichtung anzuregen, diese umzusetzen und in den im Qualitätsmanagement festgelegten Abständen zu überprüfen (dazu auch ▸ Kap. 9).

In guter Zusammenarbeit und Absprache mit dem Träger der Einrichtung ist es hilfreich, Qualitätsstandards und -richtlinien zu etablieren, um die Bildungs- und Betreuungsqualität überprüfbar zu machen und zu steigern. Das beinhaltet das Sammeln von Feedback, das Analysieren von Erfahrungen und das Anpassen von Strategien, um die Qualität der Kita kontinuierlich zu verbessern. Dafür ist es notwendig, im regelmäßigen Kontakt mit der Führungsebene – dem Träger der Einrichtung zu sein und sich über neue Entwicklungen, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und weitere Herausforderungen im pädagogischen Diskurs zu informieren. Mit Blick in die Zukunft sollen Kitas ermutigt werden, langfristig zu denken und sicherzustellen, dass Kitas mit den Veränderungen und Herausforderungen der Zukunft Schritt halten können. Dies kann die Integration neuer Konzepte, die Anpassung an soziokulturelle Entwicklungen und die Vorbereitung der Kinder auf eine sich wandelnde Welt umfassen (dazu auch ▸ Kap. 9 zum Thema Qualitätsmanagement).

Dennoch ist es wichtig, trotz oder gerade wegen aller Aufgaben und Verantwortungen flexibel und anpassungsfähig zu sein, da sich Herausforderungen und Prioritäten im Laufe der Zeit ändern können. Eine kontinuierliche Kommunikation, eine gute Zusammenarbeit im Team und mit dem Träger sowie Selbstreflexion sind entscheidende Faktoren, um erfolgreich in der Rolle der Führungskraft zu wachsen.

1.4 Die SWOT-Analyse

Die SWOT-Analyse ist eine Methode, um die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken eines Unternehmens oder einer Organisation zu bewerten. Sie ist ein Instrument zur strategischen Planung in der Betriebswirtschaft. SWOT steht für Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Risiken).

Um die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der Kita bewerten zu können, kann eine SWOT-Analyse durchgeführt werden. Diese Methode hilft dabei, die aktuelle Situation zu analysieren und strategische Entscheidungen zu treffen. Zunächst wird das Ziel der Analyse definiert. Was soll mit der SWOT-Analyse erreicht werden? Einige Beispiele sind: die Qualität der pädagogischen Arbeit verbessern, die Zufriedenheit der Eltern erhöhen oder die Zusammenarbeit im Team stärken.

Nachdem das Ziel festgelegt wurde, wird im nächsten Schritt eine SWOT-Matrix erstellt. Diese kann wie in Abbildung 1 aussehen (▸ Abb. 1).

Abb. 1:SWOT-Analyse (eigene Darstellung)

Die vier Quadranten werden mit Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken gekennzeichnet und im Anschluss wird die SWOT-Matrix für die jeweilige Einrichtung/Kita ausgefüllt. Die Informationen werden aus verschiedenen Quellen gesammelt, wie z. B. Beobachtungen, Gesprächen, Elternbefragungen oder anderen Dokumenten. Die gesammelten Informationen werden den entsprechenden Quadranten zugeordnet. Zum besseren Verständnis zeigt Abbildung 2 eine beispielhafte SWOT-Analyse (▸ Abb. 2).

Abb. 2:SWOT-Analyse-Beispiel (eigene Darstellung)

Anschließend ist es empfehlenswert, die Ergebnisse objektiv zu bewerten. Dabei sollten insbesondere die wichtigsten Punkte, die genutzten Stärken sowie die zu überwindenden Schwächen, die sich bietenden Chancen sowie die zu vermeidenden Risiken berücksichtigt werden. Im nächsten Schritt ist es von Bedeutung, gemeinsam mit dem Team Lösungen und Maßnahmen zu entwickeln und die Mitarbeitenden in den Analyse- und Veränderungsprozess einzubeziehen. Dafür eignen sich verschiedene Methoden wie Brainstorming, Mindmapping oder Workshops. Danach ist es wichtig, alle Beteiligten über die Resultate der SWOT-Analyse sowie die geplanten Maßnahmen objektiv zu informieren, um Transparenz und Vertrauen zu fördern. Anschließend empfiehlt es sich, Feedback und Unterstützung einzuholen. Nachdem die Analyse durchgeführt wurde, gibt es jetzt die Möglichkeit, eine klare Zielsetzung zu entwickeln. Hofbauer und Kauer schreiben:

»Sie sollten eine Balance zwischen Stabilität und Veränderung finden, um weder Sie noch das System zu überfordern. [...] Ändern Sie also nicht zu viel auf einmal. Konzentrieren Sie sich stattdessen auf zentrale Punkte, die Ihnen entweder schnell positive Resonanz und Anerkennung verschaffen (Quick Wins) oder bei denen Sie sicher sind, dass Handlungsbedarf besteht.« (Hofbauer & Kauer 2023, S. 192)

Jede Veränderung und jedes Ziel sollte sorgfältig geplant und kommuniziert werden, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten die Veränderungen verstehen und unterstützen, und um Akzeptanz zu schaffen. Bevor Veränderungen durchgeführt werden, ist es ratsam, zunächst gemeinsam im Team eine Vision zu erarbeiten (▸ Kap. 2.3).

1.5 Smarte Ziele vs. Everest-Ziele