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Dieses Buch ist das Ergebnis der Zusammenarbeit des niederländischen Kollektivs Birdpix. Die Autoren, allesamt Vogelfotografen, teilen mit Ihnen freigebig ihre jahrelangen Erfahrungen. Sämtliche beim Fotografieren von Vögeln relevanten Aspekte werden behandelt. Die ersten beiden Kapitel zu Ausrüstung, Technik und Licht schaffen die technischen Grundlagen. Es folgen Informationen über das Verhalten der Vogelarten und ihre Lebensräume. Wie Sie nahe an ein Tier herankommen, ob mit Schutz- oder Schwimmhütten, wie Sie es mit einem Weitwinkelobjektiv aufs Bild bannen oder statt einer Spiegelreflexkamera geräuscharme und leichte spiegellose System- und Superzoom-Kompaktkameras einsetzen, wird in den anschließenden Kapiteln ausführlich erläutert. Ein Kapitel über Bildkomposition und eines über kreatives Fotografieren möchten Sie auf neue Ideen bringen und inspirieren. In vier Kapiteln wird gezeigt, wie Sie Vögel fotografieren, ohne sie zu stören, wie Sie sie im Flug mithilfe von Lichtschranken aufnehmen können, welches Zubehör das Fotografieren vereinfachen kann und woran Sie auf Reisen denken sollten. Zwei weitere Kapitel geben Ihnen einen Überblick über interessante Orte für die Vogelfotografie in Deutschland und den Niederlanden. Neben dem Kapitel zu einheimischen Vogel-Locations wurde auch ein Kapitel zu deutschen Informationsquellen wie Bücher, Zeitschriften, Websites und Apps für die Vogelfotografie ergänzt. Bis auf wenige Ausnahmen können die im Buch abgebildeten Vogelarten sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland fotografiert werden.
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Seitenzahl: 263
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Daan Schoonhoven ist begeisterter Naturfotograf und entwickelt schon seit über 15 Jahren Konzepte für die Naturfotografie, um sie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. So ist er Betreiber der niederländischen Fotografen-Communitys www.nederpix.nl und www.birdpix.nl sowie Gründer der Naturfoto-Organisationen PiX-FACTORY und der Bildagentur Buiten-Beeld. Bei seiner eigenen fotografischen Arbeit bleibt Daan seiner ersten Liebe treu, der Vogelwelt. Gemeinsam mit den besten Naturfotografen der Niederlande gibt er die erfolgreiche Buchreihe der »Praktijkboeken« heraus, praxis- und lösungsorientierte Fachbücher, die der dpunkt.verlag nun auch dem deutschen Publikum in Übersetzungen zugänglich macht. Alle Titel sind von unterschiedlichen Fotografen geschrieben, die dem Leser ihr Expertenwissen vermitteln und mit ihren besten Fotos zeigen, wie man dieses in gelungene eigene Bilder umsetzt. Sie sind auch auf www.natuurfotografie.nl zu finden, wo sie Fototipps veröffentlichen und Fotoworkshops anbieten.
Zu diesem Buch – sowie zu vielen weiteren dpunkt.büchern – können Sie auch das entsprechende E-Book im PDF-Format herunterladen. Werden Sie dazu einfach Mitglied bei dpunkt.plus+:
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Daan Schoonhoven (Hrsg.)
Wie perfekte Fotos aus nächster Nähe gelingen
Übersetzung aus dem Niederländischen
Daan Schoonhoven
Lektorat: Rudolf Krahm
Übersetzung: Hans Bern, Bonn
Copy-Editing: Friederike Daenecke, Zülpich
Satz: Birgit Bäuerlein
Herstellung: Susanne Bröckelmann
Umschlaggestaltung: Helmut Kraus, www.exclam.de,
unter Verwendung eines Fotos von Michel Geven
Druck und Bindung: Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG, Calbe (Saale)
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN:
Print978-3-86490-413-4
PDF978-3-96088-130-8
ePub978-3-96088-131-5
mobi978-3-96088-132-2
1. Auflage 2017
dpunkt.verlag GmbH
Wieblinger Weg 17
69123 Heidelberg
Copyright der niederländischen Originalausgabe © Uitgeverij Birdpix, 2015
Copyright für die Fotos: Fotografen wie angegeben
Titel der Originalausgabe: Praktijkboek Vogelfotografie
Published by Uitgeverij Birdpix
ISBN: 978-90-79588-05-3
Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Abbildungen, auch auszugsweise, ist ohne die schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und daher strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.
Alle Angaben und Programme in diesem Buch wurden von den Autoren mit größter Sorgfalt kontrolliert. Weder Autor noch Herausgeber noch Verlag können jedoch für Schäden haftbar gemacht werden, die in Zusammenhang mit der Verwendung dieses Buchs stehen.
In diesem Buch werden eingetragene Warenzeichen, Handelsnamen und Gebrauchsnamen verwendet. Auch wenn diese nicht als solche gekennzeichnet sind, gelten die entsprechenden Schutzbestimmungen.
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Vorwort
Dank
Einleitung
1Ausrüstung und Technik
Daan Schoonhoven und Peter Wijn
1.1Kameras für die Vogelfotografie
1.1.1Die Zahl der Megapixel und die Größe des Sensors
1.1.2Cropfaktor
1.1.3AF-Messfelder
1.1.4Geschwindigkeit
1.1.5Filmfunktion
1.1.6Langlebigkeit und Wetterbeständigkeit
1.2Objektive
1.2.1Festbrennweite oder Zoom?
1.2.2Teuer oder preiswert?
1.2.3Bildstabilisierung
1.3Scharfstellung
1.4Manuelle Scharfstellung
1.5Fotografieren in RAW
1.6Fliegende Vögel fotografieren
2Licht
Marijn Heuts
2.1Eigenschaften unterschiedlicher Arten von Licht
2.2Blitzlicht
2.3Der Belichtungsmesser
2.4Belichtungsmessung
2.5Belichtungskorrektur
2.6Zeitautomatik (Av/A)
2.7Blendenautomatik (Tv/S)
2.8Manuelle Belichtungssteuerung (M)
2.9Histogramm
2.10Etwas über das Licht lernen
3Das Verhalten von Vögeln einplanen
Karel Mauer
3.1Überlebensspezialisten
3.2Besondere Vorsicht während der Brutzeit
3.3Futter suchen
3.4Wie reagieren Vögel aufeinander?
3.5Feste Gewohnheiten, feste Routen
4Informationsquellen zu Vögeln
Volker Jungbluth
4.1Bücher und Zeitschriften
4.2Informationsquellen im Internet
4.3Apps
5Vogelfotografie mit System- undSuperzoom-Bridgekameras
Volker Jungbluth
5.1Mythos Spiegelreflexkamera
5.2Revolutionär:Superzoom-Bridge- und Systemkameras
5.2.1Superzoom-Bridgekameras
5.2.2Digitale spiegellose Systemkameras
5.3Vor- und Nachteile spiegelloser System- und Superzoom-Bridgekameras
5.3.1Verschluss und Lautstärke
5.3.2Größe und Gewicht
5.3.3Bildsensor und Bildqualität
5.3.4Autofokus
5.3.5Objektive
5.4Störungsarmes Fotografieren mit DSLM-Kameras
5.4.1Ursachen und Auswirkungen von Störungen
5.4.2Minimierung von Störungen durch DSLM-Kameras
6Wie nähere ich mich einem Vogel?
Koos Dansen
6.1Die fahrbare Tarnhütte
6.2Das mobile Tarnzelt
6.3Vögeln im Feld näher kommen
6.4Ein Vogel, der Ihnen sein Vertrauen schenkt
7Ihre eigene feste Tarnhütte
Koos Dansen
7.1Vorbereitung
7.2Der Teich
7.3Ausrichtung und Abstand
7.4Die Hütte
7.5Tarnnetz oder Einwegspiegel?
7.6Die Innenausstattung
7.7Um die Hütte herum und davor
7.8Füttern?
8Fotografieren aus einem mobilen Schwimmversteck
Bendiks Westerink
8.1Der Bau eines Schwimmverstecks
8.2Schwimmvermögen
8.3Der Transport im Auto
8.4Einfache Materialien, langlebig und stabil
8.5Der überdachte Raum für den Fotografen
8.6Das ganze Jahr hindurch verwendbar
8.7Zu Wasser
9Weitwinkelfotografie
Chris van Rijswijk
9.1Welche Vögel sind für das Fotografieren mit kurzer Brennweite geeignet?
9.2Was können Sie füttern?
10Künstlerische und stimmungsvolle Fotografie
Jan van der Greef
10.1Frei heraus fotografieren
10.2Das Spielen mit Licht
10.2.1Das Spielen mit Licht (1)
10.2.2Das Spielen mit Licht (2)
10.2.3Das Spielen mit Licht (3)
10.3Kontrast betonen
10.3.1Kontrast betonen (1)
10.3.2Kontrast betonen (2)
10.3.3Kontrast betonen (3)
10.3.4Kontrast betonen (4)
10.3.5Kontrast betonen (5)
10.3.6Kontrast betonen (6)
10.4Spielen mit Bewegung
10.4.1Spielen mit Bewegung (1)
10.4.2Spielen mit Bewegung (2)
10.4.3Spielen mit Bewegung (3)
10.4.4Spielen mit Bewegung (4)
11Bildkomposition und Bildgeschichte
Arno ten Hoeve
11.1Bildkomposition
11.2Gestaltungsregeln
11.2.1Der Goldene Schnitt
11.2.2Die Drittel-Regel
11.2.3Die Diagonalmethode
11.3Jenseits der Gestaltungsregeln
11.4Ungeschriebene Regeln
11.5Erzählen Sie eine Geschichte
11.6Schlussfolgerung – oder lieber nicht?
12Verantwortungsvoll Vögel fotografieren
Marcel van der Tol und Daan Schoonhoven
12.1Spannungsfelder in der Beziehung zum Naturschutz
12.2Dilemmas in der Beziehung zum Mitmenschen
12.3Verhaltenskodex
12.4Die Verantwortung des Vogelfotografen
13Flugaufnahmen mit Lichtschranken
Paul van Hoof
14Zubehör und Hilfsmittel
Peter Wijn und Daan Schoonhoven
14.1Kleidung
14.2Rucksack
14.3Stativ
14.4Der Stativkopf
14.5Reissack
14.6Autotürstativ
14.7Winkelsucher
14.8Die Pfanne und anderes Zubehör für den Strand
14.9Tarnzelt
15Vogelfotografie auf Reisen
Peter Wijn
15.1Was muss mit?
15.2Kameras und Objektive
15.3Speichermedien und Stromversorgung
15.4Mitnahme im Flugzeug
15.5Und dann sind Sie da
16Interessante Orte für die Vogelfotografie in Deutschland
Volker Jungbluth
16.1Müritz-Nationalpark
16.2Die Wagbachniederung bei Waghäusel
16.3Diepholzer Moorniederung
16.4Steinhuder Meer
16.5Federsee
16.6Niederwalluf/Schierstein
16.7Sangweiher
16.8Rieselfelder bei Münster
16.9Zwillbrocker Venn
16.10Kaiserstuhl
16.11Feldberger Seenlandschaft
16.12Ochsenmoor am Dümmer
16.13Wiesbaden
16.14Die Westerwälder Seenplatte
16.15Wedeler Marsch
16.16Groß Mohrdorf
16.17Havelland (Havelländische Luchwiesen)
16.18Weltvogelpark Walsrode
16.19Nebelhorn
16.20Helgoland
17Interessante Orte für die Vogelfotografie in den Niederlanden
Daan Schoonhoven
17.1Südpier von Ijmuiden
17.2Koudekerkse Inlaag
17.3Strand van Oostvoorne
17.4Zuiderhaven-Spitze Scheveningen
17.5Oostvaardersplassen
17.6De Groene Jonker
17.7Friesland Buitendijks (Deichvorland)
17.8Rottige Meente und Brandemeer
17.9Pier van Holwerd
17.10Maasvlakte
17.11Vlieland
17.12Kwade Hoek und Hafen von Stellendam
17.13Arkemheen
17.14Texel
17.15Die Polder von Terschelling
17.16De Groote Peel
17.17Vogelplas Starrevaart
17.18Ameland
17.19Lauwersmeer
17.20Den Oever
17.21Brouwersdam
Verzeichnis der Vogelarten
Fotografen-Index
Im Hintergrund:Steinkauz auf Kirchturmhahn; Henny de Groot; Canon EOS-1D Mark III mit Canon EF 500 mm f/4L IS USM und Extender EF 1.4x; 1/500 s; Blende 5.6; ISO 1600; +2/3 LW
… zur deutschen Ausgabe
Mit dem Praxisbuch Vogelfotografie legt der dpunkt.verlag den ersten Band der niederländischen Reihe der »Praktijkboeken« in deutscher Übersetzung vor. Die Übersetzung wurde weitgehend an deutsche Verhältnisse angepasst, sodass Kapitel 4 über Informationsquellen und Kapitel 16 über deutsche Locations für die Vogelfotografie von Volker Jungbluth komplett neu geschrieben und ergänzt worden sind.
An vielen Stellen hat der Verlag jedoch den niederländischen Charakter des Buchs absichtlich belassen. Da zu vermuten ist, dass deutsche Leser auch gerne in den Niederlanden der Vogelfotografie nachgehen, wurde das Kapitel 17, das einen Überblick über dortige Fotolocations gibt, übersetzt und abgedruckt. Eine ins Deutsche übersetzte Version des niederländischen Kapitels 4 steht auf dpunkt.de zum Download bereit. Dennoch können alle hier gezeigten Vogelarten auch in Deutschland angetroffen und fotografiert werden.
Der rasanten Entwicklung in der Kameratechnologie trägt das neue Kapitel 5 über den Einsatz von spiegellosen System- und Superzoom-Bridgekameras in der Vogelfotografie Rechnung.
Für die Bereitstellung der zusätzlichen deutschen Texte und Fotografien sei an dieser Stelle Volker Jungbluth und Hans-Jürgen Zimmermann ganz herzlich gedankt.
Rudolf Krahmdpunkt.verlagJanuar 2017
Dieses Buch ist das Ergebnis der Zusammenarbeit von beinahe hundert Fotografen, Autoren und Redakteuren. Die Autoren der einzelnen Kapitel teilen freigebig ihre jahrelange Erfahrung in der Vogelfotografie. Ihre Texte bilden die Basis des Buches, und ich bin ihnen sehr dankbar.
Aber was wäre dieses Buch ohne Fotos? Nie zuvor haben so viele Fotografen uneigennützig ihre Fotos zur Verfügung gestellt. Für dieses Buch gilt mehr denn je, dass das Ganze mehr als die Summe seiner Teile ist. Dies ist die Kraft des Kollektivs Birdpix: Gemeinsam gestalten wir diese kostbare Veröffentlichung.
Die Textredakteure Koos Dansen und Marijn Prins haben in kurzer Zeit unglaublich viel geleistet und aus diesem Buch ein angenehm zu lesendes Ganzes gemacht. Ihr Einsatz kann nicht hoch genug geschätzt werden. Michel Geven arbeitete sich durch Berge von Fotografien, aus denen auszuwählen und zu denen die entsprechenden Angaben zu machen waren. Der für die Gestaltung zuständige Arno ten Hoeve hat mit seinem künstlerischen Talent ein wunderschönes Gesamtwerk geschaffen. Vielen Dank an ein großartiges Team, das hervorragende Arbeit geleistet hat.
Daan SchoonhovenSeptember 2016
Vögel fotografieren ist etwas Wunderbares! Man ist an der frischen Luft, sieht faszinierende Vögel und beobachtet ihr Verhalten aus der Nähe. Es ist eine Herausforderung, gute Fotos zu schießen, und man kann seine ganze Kreativität einbringen. Außerdem ist es eine Beschäftigung, der Sie überall nachgehen können: im eigenen Garten, im Park, in einem nahegelegenen Wald oder in den herrlichen Landschaftsteilen, die Ihre Region zu bieten hat.
Das Fotografieren von Vögeln ist nicht einfach. Die große Anzahl an Fotografien, die Sie täglich in Naturfotoportalen im Internet bestaunen können, täuscht leicht über die Schwierigkeiten dieses Hobbys hinweg. Es erfordert Ausdauer, eine Menge Geduld und eine hohe Frustrationstoleranz. Wenn es jedoch gelingt und alles stimmt, dann ist die Genugtuung umso größer. Ein selbst gemachtes Foto ist mehr als nur ein Foto, denn Sie haben einem persönlichen Erlebnis dauerhafte Form verliehen. Jedes Mal, wenn Sie das Foto anschauen, werden sogleich alle Sinne wieder aktiv: Sie hören die Vogelstimmen, spüren den Wind und riechen wieder den feuchten Boden, auf dem Sie gelegen haben. Kein Foto eines anderen Fotografen, egal wie großartig, kann dieses eigene Erlebnis ersetzen.
In diesem Buch bringen zwölf Autoren und vier Redakteure eine enorme Menge an Informationen zusammen. Es sind allesamt Vogelfotografen, die sich trauen, außer der Kamera auch die Feder zu führen. Obwohl das Buch eine logische Struktur mit aufeinander aufbauenden Kapiteln hat, kann jedes Kapitel separat gelesen werden. Alle Aspekte, die beim Fotografieren von Vögeln von Belang sind, werden behandelt. Zur Grundlagentechnik, zur Bildbearbeitung und dem ihr zugrundeliegenden Arbeitsablauf sind bereits genügend andere geeignete Bücher erhältlich. Die ersten beiden Kapitel, die Ausrüstung, Technik und Licht behandeln, schaffen die technischen Grundlagen, die zum Fotografieren von Vögeln benötigt werden. Es werden nur Fragen behandelt, die das Fotografieren speziell von Vögeln betreffen. Es folgen zwei Kapitel über das Verhalten von Vögeln und ihre Lebensumgebung und dazu, wie Sie Ihre Kenntnisse zu diesem Thema vertiefen können.
Die entscheidende Frage lautet natürlich: Wie komme ich nahe an einen Vogel heran? Die Antwort ist vielschichtig und fällt unterschiedlich aus, je nachdem wie Sie sich in freier Landschaft dem Vogel nähern, ob mit Schutz- und schwimmenden Hütten oder eher technischen Lösungen wie dem Fotografieren mit einem Weitwinkelobjektiv oder spiegellosen System- oder Kompaktkameras. Dies alles wird in fünf Kapiteln behandelt.
Wenn Sie dem Vogel nahe genug sind und wissen, wie Sie Ihre Ausrüstung einsetzen, fängt das eigentliche Fotografieren an – ein persönlicher und kreativer Prozess. Sie halten die Kamera in der Hand, Sie bestimmen, wie der Vogel ins Bild gebracht wird und was Sie festhalten und vermitteln wollen. Zwei Kapitel, eins über Komposition und eins über kreatives Fotografieren, sollen Sie dabei auf neue Ideen bringen und inspirieren.
Schließlich geht es in vier weiteren Kapiteln darum, wie man Vögel fotografiert, ohne sie zu stören, wie man sie im Flug mithilfe von Lichtschranken aufnimmt, welches Zubehör das Fotografieren vereinfachen kann und woran man denken sollte, wenn man zum Fotografieren von Vögeln auf Reisen geht. Zwei weitere Kapitel geben Ihnen einen Überblick über interessante Orte für die Vogelfotografie in Deutschland und den Niederlanden.
Vögel zu fotografieren, ist eine anstrengende und komplizierte Angelegenheit, die viele Kenntnisse, Fähigkeiten und auch die richtige mentale Einstellung erfordert. Gleichzeitig können Sie sich jedoch dabei auch wunderbar entspannen. Mit diesem Buch möchten wir Sie anregen, noch bessere Fotos zu machen, aber vor allem noch mehr Freude am Fotografieren von Vögeln zu haben.
Fluss-Seeschwalbe; Daan Schoonhoven; Canon EOS-1D Mark IV mit Canon EF 300 mm f/4L IS USM; 1/800 s; Blende 7.1; ISO 400; +1/3 LW; aus der freien Hand
Daan Schoonhoven und Peter Wijn
Das Fotografieren von Vögeln verlangt das Äußerste vom Fotografen und seiner Kameraausrüstung. Man bedenke: Das Motiv, der Vogel, ist wachsam, beweglich und unberechenbar. Man arbeitet daher mit sehr hohem Abbildungsmaßstab, sodass jede noch so leichte Verwacklung der Kamera das Foto verderben kann. Auch die Schärfentiefe ist beschränkt: Sie variiert bei einem Vogelporträt von einigen Millimetern bis zu wenigen Zentimetern. Außerdem stellen auch die Lichtverhältnisse im Freien immer eine Unwägbarkeit dar. Deshalb müssen Sie fast immer Kompromisse eingehen und im Vorfeld wissen, welche Art von Foto Sie machen wollen.
Dieses Kapitel gibt Ihnen praktische Tipps an die Hand, wie Sie den bestmöglichen Kompromiss bei der Wahl von Material und Einstellungen finden, wie Sie die Kamera am besten bedienen und welche Hilfsmittel den Arbeitskomfort und damit Ihre Erfolgschancen verbessern.
Das Angebot von Kameramarken und -typen ist ziemlich breit. Jede Marke bietet verschiedene Modelle, vom Einstiegsmodell (ab ungefähr 300 €) bis zu Kameras für den professionellen Fotografen (bis über 6000 €). Die Wahl der richtigen Kamera ist wichtig, aber nicht das Allerwichtigste. Allgemein gilt, dass das Objektiv und Sie als Fotograf für ein gelungenes Resultat die wichtigeren Faktoren sind.
Was ist der Grund für die großen Preisunterschiede der verschiedenen Modelle? Auf welche Spezifikationen sollte man beim Kauf seiner Kamera achten?
Ein Bildsensor mit vielen Megapixel ist etwas Feines: Sie können Bildausschnitte anfertigen, die immer noch über genügend Pixel für einen großen Fotoabzug oder -ausdruck verfügen. Heutzutage hat jede Kamera ausreichend Megapixel, sodass die bloße Anzahl kaum noch ein Kriterium ist. Wichtiger ist, dass sich bei höheren ISO-Zahlen das Rauschen in Grenzen hält. Hier kommt die Größe des Sensors ins Spiel: Je größer der Sensor ist, desto weniger Rauschen zeigt sich bei hoher ISO-Zahl. Kameras des höheren Preissegments besitzen größere und leistungsfähigere Sensoren, die auch bei widrigen Bedingungen bessere Ergebnisse erzielen, zum Beispiel bei starken Kontrasten oder bei wenig Licht.
Die meisten digitalen Spiegelreflexkameras (DSLRs) haben einen sogenannten Crop- oder Formatfaktor. Das bedeutet, dass der im Vergleich zu einer analogen Kleinbild- oder digitalen Vollformatkamera kleinere Sensor auch einen kleineren Bildausschnitt (engl. crop) aufnimmt. Dadurch ergibt sich bei einem Objektiv mit gegebener Brennweite an einer Kamera mit Cropfaktor ein (größerer) Teleeffekt als an einer Kleinbild- oder Vollformatkamera. Je kleiner der Sensor ist, desto größer ist der Cropfaktor. Ein größerer Cropfaktor ist ein Segen für den Vogelfotografen: Das Bild des Vogels auf dem Sensor wird relativ größer, das Objektiv wird somit gleichsam gratis »verlängert«, oft um den Faktor 1,5 oder 1,6. So schafft ein 300-mm-Objektiv dieselbe Vergrößerung wie ein 450-mm- oder 480-mm-Objektiv auf Kleinbildformat.
Kameras mit einem Cropfaktor größer 1 zeichnen im Vergleich zu einer Kleinbild- oder Vollformatkamera (Faktor 1) einen kleineren Bildausschnitt auf und erzeugen damit einen Teleeffekt.
Als Einsteiger können Sie sich vielleicht kein teures langes Objektiv leisten. Ein Cropfaktor von 1,5 oder 1,6 sorgt dann dafür, dass Sie mit einem relativ kurzen Teleobjektiv die Vögel trotzdem recht nahe heranholen können. Ein weiterer Vorteil einer Kamera mit größerem Cropfaktor ist, dass Sie bei Verwendung eines für das KB- oder Vollformat gebauten Objektivs weniger Probleme mit Vignettierungen (Abdunkelungen an den Bildecken) haben, denn auch diese werden weggeschnitten. Als Hobbyfotograf entscheidet man sich daher schnell für die Anschaffung einer Kamera mit Cropfaktor. Weil die Bildqualität von größeren Sensoren jedoch häufig besser ist, sollte man sich als Fotograf, der auch unter schwierigsten Lichtverhältnissen qualitativ hochwertige Bilder produzieren will, eine Kamera mit moderatem oder ohne Cropfaktor anschaffen.
Wichtig ist die Zahl der Autofokus-Messfelder bzw. Fokusmessfelder, ihre Genauigkeit und wie bequem man vom einen zum anderen wechseln kann. Einsteigerkameras haben meistens neun AF-Mess-felder, deren mittlerer, ein Kreuzsensor, oft präziser misst als die restlichen Liniensensoren, mit denen sich ein Motiv schwieriger scharfstellen lässt. Die teureren Modelle haben bis zu 60 AF-Messfelder, von denen mehrere präzise messende Kreuzsensoren sind. Sie können bei diesen Modellen oft auch mehrere Messfelder gleichzeitig als Gruppe auswählen.
Zwei Geschwindigkeiten sind relevant: die Zahl der Bilder pro Sekunde (engl. frames per second), auch Serienbildgeschwindigkeit genannt, und die Autofokus-Geschwindigkeit.
Die Serienbildgeschwindigkeit ist für die Vogelfotografie sehr wichtig. Wenn Sie dynamische Szenen mit Bewegung festhalten wollen, kommt es auf den Bruchteil einer Sekunde an, und Sie profitieren davon, wenn Sie mehrere Bilder pro Sekunde aufzeichnen können. Je nach Kameramodell liegt die Serienbildrate zwischen drei und 15 Bildern pro Sekunde. Moderne spiegellose Systemkameras schaffen noch weitaus mehr. Wenn Sie den richtigen Zeitpunkt abpassen, können Sie auch mit einer Kamera mit geringerer Serienbildgeschwindigkeit die richtigen Momente einfangen. Dies erfordert nur ein wenig mehr Geschick und Erfahrung.
Für die Autofokus-Geschwindigkeit sind viele Faktoren bedeutsam: Die Rechengeschwindigkeit der Kamera und die Qualität der AF-Sensoren sind elementar. Aber auch die Lichtstärke des Objektivs und die Geschwindigkeit des Autofokusmotors im Objektiv spielen eine wesentliche Rolle.
Ein Spitzen-Vogelfotograf über seine Strategie: »Ich bleibe so lange an einem Vogel oder einer Gruppe von Vögeln dran, bis sie fortgeflogen oder -gelaufen sind. Ich bin nicht zufrieden, wenn ich ein schönes Foto gemacht habe. Es geht immer noch besser; man muss auf den richtigen Moment warten. Erst dann, wenn der Vogel weg ist, weiß man, dass es nicht mehr besser geht.« (Sanderling; Inge van der Wulp; Canon EOS 40D mit Canon EF-SD 17-85 mm f/4-5.6 auf 85 mm; 1/800 s; Blende 8; ISO 400; aus der freien Hand)
Inzwischen können die meisten Spiegelreflexkameras auch filmen. Sie müssen sich fragen, ob diese Funktion für Sie notwendig ist. In der Praxis nutzen Vogelfotografen die Filmfunktion selten, da das Filmen auf einem anderen Ansatz basiert als die Fotografie. Beides lässt sich nur schwer kombinieren.
Die Kameras des höheren Preissegments sind zumeist robuster gegen das Eindringen von Feuchtigkeit und Staub sowie unempfindlicher in Bezug auf Erschütterungen oder einen Aufprall. Wenn Sie oft draußen unterwegs sind, ist dies ein wichtiger Aspekt.
Welches Kameragehäuse Sie wählen sollten, hängt von den oben genannten Faktoren ab. Ein Tipp für die Anschaffung einer neuen Kamera: Leihen oder mieten Sie eine Kamera des Typs, auf den Sie ein Auge geworfen haben, und fotografieren Sie einen Tag lang damit. Wenn Sie Testaufnahmen machen, wählen Sie vorzugsweise Bilder mit starkem Kontrast, die außerdem viele Details enthalten. Sehen Sie sich die Aufnahmen auf Ihrem Computerbildschirm in der 100 %-Ansicht an.
Unter günstigen Bedingungen können Sie mit allen Kameras, unabhängig vom Preis, gute Bilder machen. Kameras, die im Preis von 300 bis zu 1700 € variieren, haben oft genau denselben Sensor.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein gutes Foto gelingt, erhöht sich nur mit einer Kamera mit schnellerem und zuverlässigerem Autofokus sowie einem stabileren Verschluss. Bei Spiegelreflexsystemen spielen im Hinblick auf Serienbildaufnahmen außerdem stabile Spiegel und kürzere Dunkelphasen im Sucher (die Zeit, in der der Autofokus nichts »sieht«, weil der Spiegel oben ist) eine wesentliche Rolle. Daneben gibt es Kameras des oberen Preissegments, die besondere Eigenschaften haben, sodass sie eher für den Spezialisten interessant sind – zum Beispiel gute Bildqualität und Autofokus bei sehr wenig Licht, eine schnellere Bildrate oder eine höhere Pixelanzahl zur Anfertigung sehr großer Ausdrucke. Eine neue Entwicklung auf dem Markt, die sich immer mehr durchsetzt, sind Kameras ohne Spiegel, die als spiegellose Systemkameras bezeichnet werden. (siehe Kapitel 5).
Das Juwel des Fotografen befindet sich vor der Kamera. Das Objektiv ist das Glied in der Aufnahmekette, das die Aufnahmequalität am stärksten beeinflusst. Es gibt eine riesige Auswahl an Typen und ebenso riesige Preisunterschiede. Wenn Sie sich ein Objektiv anschaffen wollen, müssen Sie zuvor einige Entscheidungen treffen.
Objektive und Kameras unterschiedlicher Marken (Inge van der Wulp)
Auf den ersten Blick scheint die Entscheidung zwischen einem Zoomobjektiv und einem Objektiv mit fester Brennweite leicht. Mit einem Zoomobjektiv können Sie bequem einen größeren Bildausschnitt wählen, wenn sich der Vogel Ihrer Kamera nähert oder seine Flügel ausbreitet. Anschließend zoomen Sie wieder heran, um den Vogel – wie gewünscht – abzulichten. Dies ist besonders praktisch, wenn Sie von einer festen Position aus fotografieren und es nicht möglich ist, einfach einen Schritt nach vorn oder nach hinten zu machen. Mit einem Zoomobjektiv können Sie außerdem bequemer Ihren Bildausschnitt und die Komposition festlegen. Würden Sie Objektive mit fester Brennweite verwenden, müssten Sie ständig das Objektiv wechseln. Das kostet nicht nur Geld für die Objektive, sondern beim Austauschen der Objektive auch wertvolle Zeit, sodass das Risiko besteht, den richtigen Zeitpunkt für eine Aufnahme zu verpassen.
Dennoch verwenden viele Fotografen lieber ein Teleobjektiv mit fester Brennweite – einfach deshalb, weil das Verhältnis von Preis, Bildqualität und Lichtstärke im Allgemeinen bei Objektiven mit fester Brennweite viel vorteilhafter ist. Es ist technisch schwierig, in einem einzigen Objektiv eine gute Bildqualität für mehrere Brennweiten zu verwirklichen. Deshalb sind die besseren Zoomobjektive so teuer.
In der Praxis lösen Profifotografen den Mangel an Zoom-Möglichkeiten dadurch, dass sie mal mit und mal ohne Telekonverter arbeiten oder indem sie mit zwei Kamera-Objektiv-Kombinationen zugleich operieren, zum Beispiel mit einer Kamera mit langem und einer Kamera mit etwas kürzerem Teleobjektiv.
Im Internet können Sie Zoomobjektive von 600 bis zu 1300 mm für ungefähr 300 € erwerben. In der Praxis werden Ihnen mit diesen selten gute und scharfe Fotos gelingen. Der Grund dafür ist nicht, dass diese Objektive häufig keinen Bildstabilisator oder schnellen Autofokusmotor besitzen. Es ist vielmehr die schlechtere Qualität der Optik, die es dem Fotografen erschwert, technisch brillante Bilder zu verwirklichen.
Da es mit den besten Super-Teleobjektiven schon schwierig ist, schöne Vogelfotos aufzunehmen, ist dies mit den billigeren Objektiven erst recht der Fall, und die Enttäuschung ist vorprogrammiert. Das heißt natürlich nicht, dass nur das Teuerste gut genug ist. Wenn Ihnen um die 1200 € zur Verfügung stehen, sind die Objektive des Kameraherstellers mit fester Brennweite die erste Wahl, bei denen Sie keinerlei Einbußen bei der Bildqualität zu befürchten haben. Ein Beispiel wäre ein 300-mm-f/4-Objektiv, vielleicht auch in Kombination mit einem 1,4-fach-Telekonverter.
Zoomobjektive, bei denen Sie keine großen Abstriche in puncto Bildqualität machen müssen, fallen schnell ein wenig teurer aus. Wenn Sie es preiswerter wollen, suchen Sie einmal auf einem Second-Hand-Markt nach Schätzen aus der Vergangenheit. Letztlich sollten Sie auch bedenken, dass hochwertige Objektive nicht an Wert verlieren. Falls Sie einmal Ihr Hobby an den Nagel hängen, können Sie solche Objektive oft zu einem guten Preis wieder verkaufen.
Wenn möglich, sollten Sie ein Objektiv mit integriertem Bildstabilisator wählen. Die Hersteller bezeichnen ihre Stabilisierungsmethoden beispielsweise IS (Olympus und Canon), O.I.S. (Panasonic), VR (Nikon) oder OSS (Sony). Sie erhöhen die Chancen auf ein scharfes Foto enorm, vor allem wenn Sie mit längeren Verschlusszeiten fotografieren wollen. Der Bildstabilisator wirkt sich allerdings minimal auf die Bildqualität aus und macht das Objektiv schwerer. Mit welchen Verschlusszeiten Sie noch scharfe Fotos erzielen, hängt vom Objektiv, den Bedingungen und Ihnen ab, aber moderne Bildstabilisatoren ermöglichen in der Regel jedem Fotografen gute Ergebnisse.
Die Stabilisation ist für Objektive mit großer Brennweite effektiver, wenn sie im Objektiv erfolgt und nicht mithilfe eines Sensor-Bildstabilisators in der Kamera. Bei Verschlusszeiten von weniger als ca. 1/500 Sekunde besteht der Effekt der Bildstabilisation hauptsächlich in einem ruhigeren Sucherbild, was günstig für den Autofokus ist. Andererseits verzögert das Einschalten des Bildstabilisators den Autofokus ein wenig, was dafür spricht, ihn bei Aufnahmen von Vögeln im Flug mit kurzen Verschlusszeiten auszuschalten.
In Kapitel 2 können Sie sich über das Fotografieren in den verschiedenen Aufnahmemodi und die Beziehung zwischen Licht und Belichtung informieren. Der folgende Abschnitt dieses Kapitels behandelt einige weitere Kamera- und Objektiveinstellungen, die für die Vogelfotografie relevant sind.
Die Unterstützung Ihres Teleobjektivs durch ein gutes Stativ ist elementar.
Rotschenkel; Anemarie Hazeleger; Canon EOS 50D mit Canon EF 100-400 mm f/4.5-5.6L IS USM auf 400 mm; 1/500 s; Blende 6.3; ISO 640; aus der freien Hand
Vögel von einem Boot aus fotografieren Sie am besten mit einem kürzeren Teleobjektiv mit Bildstabilisation. (Küstenseeschwalbe; Seraf van der Putten; Canon EOS 50D mit Canon EF 500 mm f/4L IS USM und Extender EF 1.4x; 1/1600 s; Blende 7.1; ISO 400; aus der freien Hand)
Ein scharfes Foto von einem Vogel zu machen, ist eine ganz besondere Herausforderung. Der Vogel sitzt selten still, und mit einem langen Teleobjektiv entsteht eine Schärfentiefe von maximal ein paar Zentimetern, sodass Sie kaum Spielraum haben. Die erste Bedingung ist, dass Ihr Objektiv gut von einem Stativ oder Reissack unterstützt wird (mehr dazu in Kapitel 14).
Die meisten Kameras haben drei Möglichkeiten der Scharfstellung des Autofokus: Einzel-Autofokus (AF-S), kontinuierlicher Autofokus (AF-C) und automatischer Autofokus (AF-A). Die dritte Option, bei der die Kamera ermittelt, ob sich das Motiv bewegt oder nicht, lassen wir hier außer Acht, da sie in der Praxis für die Vogelfotografie kaum brauchbar ist.
Der Einzel-Autofokus liefert meist gute Ergebnisse bei stillsitzenden Vögeln. Bewährt hat sich folgende Methode: Wählen Sie das mittlere (und meist genaueste) AF-Messfeld aus, um Ihr Motiv scharfzustellen, indem Sie den Auslöser nur halb durchdrücken. Anschließend können Sie mit immer noch halb gedrücktem Auslöser den Bildausschnitt neu bestimmen. Erst, wenn Sie den Auslöser vollständig betätigen, wird die Aufnahme ausgelöst. Sie müssen bei dieser Vorgehensweise allerdings fortwährend erneut scharfstellen, denn schon eine minimale Bewegung sowohl des Objektivs als auch des Vogels kann zur Unschärfe führen.
Sanderling; Luuk van Oerle; Olympus E-3 mit Olympus Zuiko Digital 300 mm f/2.8; 1/6400 s; Blende 3.5; ISO 400; -1/3 LW; aus der freien Hand
Trennen von Scharfstellen und Auslösen
Eine andere Art der Scharfstellung, besonders bei unruhigem Hintergrund oder verborgenen Vögeln, ist die Scharfstellung mit der AF-ON-Taste. Mit ihr können Sie das Scharfstellen und Auslösen voneinander trennen. Um damit optimal arbeiten zu können, müssen Sie im Einstellungsmenü Ihrer Kamera festlegen, dass der Autofokus nur von der AF-ON-Taste aktiviert wird.
Dann nämlich verändert sich der Fokus nicht, wenn Sie den Auslöser betätigen. Manche Kameras haben keine AF-ON-Taste, jedoch kann die AF-ON-Funktion einer belegbaren Funktionstaste zugewiesen werden. Bei anderen Kameras dient die AF-L-Taste dazu, die Fokussierung vom Auslösen zu trennen. Das L steht für »Lock«, da der Fokus fixiert wird. Sehen Sie hierzu in der Gebrauchsanleitung Ihrer Kamera nach.
Die AF-ON- oder AF-L-Taste befindet sich hinten an der Kamera, Sie stellen also mit dem Daumen scharf. Mit dem Zeigefinger lösen Sie aus. Die Schärfe bleibt beim Auslösen an der Stelle, wo Sie sie mit AF-ON eingestellt haben. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen, aber wenn Sie erst mit dieser Art der Scharfstellung vertraut sind, wollen Sie wahrscheinlich keine andere mehr! So können Sie sehr flexibel Ihre Komposition gestalten und sind nicht von der beschränkten Anzahl von Fokusmessfeldern abhängig. Sie können sehr schnell einen anderen Bildausschnitt wählen, ohne dass Sie versehentlich erneut scharfstellen. Außerdem gibt es keine Autofokusverzögerung mehr beim wiederholten Auslösen, und Ihr Zeigefinger verkrampft nicht, weil Sie den Auslöser nicht mehr ständig halb gedrückt halten müssen. Das Fotografieren eines Rohrsängers im Schilf wird auf diese Art zu einem wahren Fest!
Waldkauz; Prof. mr. Pieter van Vollenhoven; Canon EOS 1D Mark IV mit Canon EF 800 mm f/5.6L IS USM; 1/800 s; Blende 6.3; ISO 6400
Wenn Ihre Kamera und Ihr Objektiv dies unterstützen, dann ist die kontinuierliche Fokussierung eine Lösung. Besonders bei fliegenden Vögeln, aber auch dann, wenn sich Vögel nur ein kleines bisschen bewegen, folgt der Autofokus jeder Bewegung. Es ist allerdings knifflig, das Fokusmessfeld so zu wählen, dass die Komposition stimmt. Einige Kameras haben dafür einfach zu wenige Fokusmessfelder.
In solch einem Fall kann die AF-ON- oder die AF-L-Taste Hilfe bieten. Mit ihr können Sie scharfstellen, anschließend den Bildausschnitt neu wählen und auslösen, ohne dass die Kamera an einer unerwünschten Stelle neu fokussiert. Zur Verwendung dieser Tasten siehe Seite 17.
Viele Fotografen wählen das mittlere AF-Messfeld in Kombination mit dem kontinuierlichem Autofokus. Deshalb steht – oder fliegt – der Vogel am Ende immer mitten im Bild. Bei Flugfotos ist dies kaum zu vermeiden. Bei Vögeln, die sich eher langsam fortbewegen, können Sie gezielt eines der anderen Autofokusmessfelder auswählen und dadurch die Bildkomposition interessanter gestalten.
Wenn der Vogel ganz nahe ist, müssen Sie sowieso andere AF-Messfelder verwenden, denn die Schärfentiefe beträgt (bei offener Blende) dann nicht mehr als ein paar Millimeter. Es gelingt dann nicht, den ganzen Vogel scharfzustellen. Setzen Sie den Fokus lediglich auf den Flügelansatz eines Vogels, wird in diesem Fall dessen Kopf unscharf aufgenommen. Es ist daher wichtig, das Fokusmessfeld genau auf das Auge des Vogels zu richten.
Elster; Hans van der Meulen; Canon EOS 400D mit Canon EF 300 mm f/4L IS USM; 1/125 s; Blende 6.3; ISO 200
AF-Feinabstimmung
Manchmal scheint es, als ob die Kamera beim Gebrauch eines bestimmten Objektivs immer auf das Ohr des Vogels scharfstellt, obwohl Sie auf das Auge gehalten haben. Sie können ganz einfach prüfen, ob das an Ihnen, Ihrem Motiv oder an der Kamera-Objektiv-Kombination liegt. Platzieren Sie einen Gegenstand direkt vor Ihre Kamera und stellen dann auf ihn scharf, nachdem Sie zuvor ein Lineal in einem 45 Grad Winkel daneben gelegt haben. Anschließend machen Sie ein Foto. Prüfen Sie auf dem Foto anhand der Messskala auf dem Lineal, ob die Schärfe genau auf den Gegenstand liegt oder ein kleines bisschen davor oder dahinter. Wiederholen Sie dies mit unterschiedlichen Entfernungseinstellungen und bei mehreren Blenden. Wenn eine regelmäßige Abweichung vorliegt, können Sie diese mithilfe der AF-Feinabstimmung (microadjustment oder fine tuning) Ihrer Kamera ausgleichen. Sehen Sie dafür in der Gebrauchsanleitung nach. Die meisten Kameras ab dem mittleren Preissegment haben diese Funktion. Bei sehr großen oder konsequenten Abweichungen bei all Ihren Objektiven stimmt möglicherweise etwas mit dem Objektiv oder der Kamera nicht, und Sie sollten das betreffende Gerät vom Hersteller kontrollieren und kalibrieren lassen.
Eine Option, die jedoch nur wenige Fotografen nutzen, ist die manuelle Scharfstellung. Dennoch kann sie in manchen Fällen zweckmäßig sein. Ein im Schilf versteckter Rohrsänger kann vom Autofokus nur schwierig gefunden werden. Wenn nur sehr wenig Licht vorhanden ist, kann der Autofokus seinen Dienst versagen oder aber sehr viel Zeit benötigen. Dies gilt auch bei Nebel und erst recht bei einem fliegenden Vogel vor unruhigem Hintergrund.
Für die manuelle Scharfstellung ist es natürlich wichtig, dass Sie den Scharfstellring des Objektivs gut erreichen können. Objektivbezüge und Stativköpfe auf dem Stativ sind da manchmal im Weg. Bei kürzeren Teleobjektiven können Sie manuell scharfstellen, während Sie Kamera und Objektiv in der Hand halten. Bei längeren Teleobjektiven müssen Sie mit einem (Einbein-)Stativ arbeiten. Wenn Sie einen Reissack benutzen, achten Sie darauf, dass der Scharfstellring komplett freiliegt.
Das Fotografieren in RAW-Format bietet im Vergleich zum JPEG-Format viele weitere Möglichkeiten und Vorteile. Bei JPEG sind Ihre Kamera- und Bildeinstellungen fest vorgegeben.
Wenn Sie trotzdem in JPEG fotografieren und nachträglich noch Änderungen am Bild vornehmen können wollen, stellen Sie Schärfe und Kontrast in Ihrer Kamera auf neutral ein. Denn Schärfe und Kontrast lassen sich auch später noch viel einfacher hinzufügen als reduzieren.
Wenn Sie in RAW fotografieren, können Sie im Nachhinein Farbtemperatur, Tonwerte und Sättigung einfach nach Wunsch nachjustieren. (Eisvogel; Frank Baldé; Nikon D300s mit Sigma 50-500 mm f/4.5-6.3 APO DG OS HSM auf 500 mm; 1/160 s; Blende 7.1; ISO 320; +2/3 LW; Spotmessung)