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Grundlagen und artenspezifische Fotopraxis für eine achtsame Vogelfotografie Sechs Fotoprofis teilen ihr geballtes Wissen und ihre Erfahrung Faszinierende Aufnahmen von zahllosen Vogelarten Vier Kapiteltypen: Know-how, Praxis, Unterwegs (on Location) und Spotlight (auf Vogelspezies) Dieses Kompendium der Vogelfotografie beschreibt auf über 300 Seiten detailliert alle Aspekte, die für gelungene Vogelfotografien eine Rolle spielen. Zusammengestellt und geschrieben von sechs Experten auf dem Gebiet der Vogelfotografie, die zusammen mehr als 100 Jahre Erfahrung vorweisen können. Hans Overduin, Marcel van Kammen, Arno ten Hoeve, Chris van Rijswijk, Thijs Glastra und Daan Schoonhoven vermitteln Ihnen ihr komplettes Wissen, ihre Erfahrung und ihre Passion, damit auch Sie die besten Vogelfotos machen können. Im Buch begegnen Ihnen vier Kapitelarten: In den "Know-how"-Kapiteln finden Sie hauptsächlich Theorie, (technische) Informationen und Hintergrundwissen, die Ihnen die erforderlichen Grundlagen liefern. Das erworbene Know-how kommt dann in den "Praxis"-Kapiteln zum Einsatz. Jedes Kapitel behandelt ein praktisches Thema, von Licht und Wetter über Nahaufnahmen bis hin zur Actionfotografie. Die "Unterwegs"-Kapitel sind wie Mini-Workshops aufbereitet: Sie zeigen individuelle Ansätze für spezifische Vogelarten. Entdecken Sie in den "Spotlight-Kapiteln" besonders fotogene Vogelarten und erfahren Sie alles, was zum Fotografieren dieser speziellen Arten erforderlich ist.
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Seitenzahl: 424
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Daan Schoonhoven ist begeisterter Naturfotograf und entwickelt schon seit über 15 Jahren Konzepte für die Naturfotografie, um sie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. So ist er Betreiber der niederländischen Fotografen-Communitys www.nederpix.nl und www.birdpix.nl sowie Gründer der Naturfoto-Organisation PiXFACTORY (www.pixfactory.nl) und der Bildagentur Buiten-Beeld. Bei seiner eigenen fotografischen Arbeit bleibt Daan seiner ersten Liebe treu, der Vogelwelt. Gemeinsam mit den besten Naturfotografen der Niederlande gibt er praxis- und lösungsorientierte Fotofachbücher heraus, die der dpunkt.verlag dem deutschen Publikum in Übersetzungen zugänglich macht. Alle Titel sind von unterschiedlichen Fotografen geschrieben, die allen Naturfoto-Begeisterten ihr Expertenwissen vermitteln und mit ihren besten Fotos zeigen, wie man dieses in gelungene eigene Bilder umsetzt. Sie sind auch auf www.natuurfotografie.nl zu finden, einer weiteren von Daan betriebenen Website, wo sie Fototipps veröffentlichen und Fotoworkshops anbieten.
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Daan Schoonhoven (Hrsg.)
Fotowissen, Vogelverhalten, Aufnahmepraxisund artenspezifische Workshops
Übersetzung aus dem Niederländischen von Stephanie Wloch
Daan Schoonhoven
Lektorat: Rudolf Krahm
Lektoratsassistenz: Anja Weimer
Übersetzung: Stephanie Wloch
Fachlektorat & Copy-Editing: Sandra Petrowitz, Weyarn
Layout & Satz: Birgit Bäuerlein
Herstellung: Stefanie Weidner
Umschlaggestaltung: Helmut Kraus, www.exclam.de,unter Verwendung eines Fotos von Hans Overduin
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN:
978-3-86490-924-5
978-3-96910-882-6
ePub
978-3-96910-883-3
mobi
978-3-96910-884-0
1. Auflage 2023
Translation Copyright für die deutschsprachige Ausgabe © 2023 dpunkt.verlag GmbH
Wieblinger Weg 17 · 69123 Heidelberg
Copyright der niederländischen Originalausgabe © 2021 by PiXFACTORY B.V.
Copyright für die Fotos: Fotografen wie angegeben
Titel der Originalausgabe: Handboek Vogelfotografie
PiXFACTORY, Watergoorweg 104, 3861 MA Nijkerk
ISBN: 978-90-79588-374
Hinweis:
Der Umwelt zuliebe verzichten wir auf die Einschweißfolie.
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Alle Angaben und Programme in diesem Buch wurden mit größter Sorgfalt kontrolliert. Weder Autor noch Verlag noch Herausgeber noch Übersetzerin können jedoch für Schäden haftbar gemacht werden, die in Zusammenhang mit der Verwendung dieses Buches stehen.
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Kernbeißer. Arrno ten Hoeve, 26. Februar, 840 mm, 1/100 s, Blende 5,6, ISO 250.
Neugierige junge Waldohreule. Thijs Glastra, 21. Mai, 450 mm, 1/25 s, Blende 7,1, ISO 3200.
Vor etwa zehn Jahren haben wir mit dem »Praxisbuch Vogelfotografie« das erste Buch des Verlags PiXFACTORY in den Niederlanden veröffentlicht, das sich auf die Vermittlung von Wissen und Erfahrung in einem Genre der Naturfotografie konzentrierte.1 Niemand konnte ahnen, dass dieses Buch über Jahre hinweg populär bleiben und sich zum Standardwerk der Vogelfotografie entwickeln würde. In dieser Zeit hat sich jedoch eine Menge geändert. Die technologische Entwicklung vollzieht sich in rasantem Tempo, die Online-Landschaft sieht völlig anders aus, und das Wissen über die Vogelfotografie ist enorm gewachsen.
Das vorliegende »Kompendium der Vogelfotografie« entspricht dem Bedarf an einem neuen, aktuellen Buch, das alle Aspekte der Vogelfotografie umfasst. Es ist keine überarbeitete Version des alten Praxisbuchs, sondern ein von Grund auf neu konzipiertes Werk. Alle Inhalte wurden speziell für dieses Buch geschrieben, und zwar so ausführlich, dass es die Bezeichnung Kompendium verdient.
Im »Kompendium der Vogelfotografie« finden Sie vier verschiedene Arten von Kapiteln. An den runden Symbolen, die die Kapitelgruppen kennzeichnen, erkennen Sie die jeweilige Art.
In diesen Kapiteln finden Sie hauptsächlich Theorie, (technische) Informationen und Hintergrundwissen – erforderliche Grundlagen für alle Vogelfotografen und Vogelfotografinnen.
Mit dem erworbenen Know-how gehen Sie in den praxisorientierten Kapiteln ins Feld. Jedes Kapitel behandelt ein anderes praktisches Thema, von Licht und Wetter über Nahaufnahmen bis hin zur Actionfotografie. Diese Kapitel bieten Ihnen das nötige Rüstzeug für erfolgreiches Fotografieren in der Natur.
In diesen Abschnitten wird es noch konkreter. Für die verschiedenen Vogelarten haben wir gezielt Ansätze entwickelt, die sich an der jeweiligen Art orientieren. Die Unterwegs-Kapitel sind wie Mini-Workshops, mit deren Hilfe Ihnen die schönsten Aufnahmen gelingen.
In Deutschland gibt es viele fotogene Vogelarten. Einige davon stellen wir Ihnen in diesen Kapiteln vor, natürlich mit allen Infos zum Fotografieren dieser spezifischen Arten.
Die zuletzt genannten Rubriken, Unterwegs und Spotlight, finden sich wie Konfetti über das gesamte Buch verteilt. Die Reihenfolge der Know-how- und Praxiskapitel hingegen basiert auf einer klaren Logik. Zuerst begegnen Ihnen jene Kapitel, die nötiges Vorwissen vermitteln, bevor Sie mit der Vogelfotografie beginnen. Über die technischen Informationen (z. B. Einstellungen) gelangen Sie zum Mittelteil des Buches. Dieser Abschnitt widmet sich der Praxis der Vogelfotografie und ist mit Hunderten grandioser Fotos illustriert. Die abschließenden Kapitel befassen sich mit Themen, die eher übergreifender Natur sind oder sich auf die persönliche Entwicklung konzentrieren, darunter Projektarbeit und das Vorantreiben der eigenen Fähigkeiten als Vogelfotograf. Diese Struktur bedeutet jedoch nicht, dass Sie das Buch von vorne nach hinten durcharbeiten sollten. Im Gegenteil: Wir raten sogar davon ab, es in einem Rutsch zu lesen. Konzentrieren Sie sich auf die Aspekte, die Ihnen noch Schwierigkeiten bereiten, und nehmen Sie diese in Angriff – Schritt für Schritt.
Vielleicht wird Ihnen auffallen, dass es kaum Quellenangaben gibt. Der einfache Grund dafür ist, dass fast alle Informationen in diesem Buch auf den Erfahrungen und dem gesammelten Wissen der sechs Autoren beruhen. Zusammen verfügen sie über 100 Jahre Erfahrung in der Vogelfotografie. Hans Overduin, Chris van Rijswijk, Marcel van Kammen, Thijs Glastra und Arno ten Hoeve sind wir sehr dankbar für ihre Zusammenarbeit in diesem Buchprojekt und dafür, dass sie ihr Know-how und ihre Erfahrung unverwässert zu Papier gebracht haben. Wir wünschen Ihnen viel Inspiration und Spaß in der faszinierenden Welt der Vogelfotografie.
Bob Luijks, Daan Schoonhoven
1Artenkenntnis und Vogelverhalten
Hans Overduin
1.1Artenkenntnis und Vogelverhalten – oder das Wer, Wo, Wann und (vor allem) Was
1.2Auf Futtersuche
1.3Interaktion
1.4Balzverhalten
1.5Camouflage: der fast unsichtbare Vogel
1.6Zu Hause beim Vogel: neue Runde, neue Chancen
2Haubentaucher
Hans Overduin
2.1Erkennen
2.2Ganzjährig sichtbar
2.3Verhalten
2.4Der ideale Fotovogel
3Watvögel: Gruppen fotografieren
Marcel van Kammen
4Uferschnepfe
Marcel van Kammen
4.1Wiesenvogel
4.2Was macht die Uferschnepfe so fotogen?
4.3Beobachten und geduldig sein
5Verantwortungsvolle Vogelfotografie
Hans Overduin
5.1Das Gesetz: eine absolute Untergrenze
5.2Verhaltensregeln: praktische Hilfe
5.3Ethik
5.4Zu guter Letzt
6Sommergoldhähnchen
Arno ten Hoeve
6.1Das schönste Grün
7Ist gutes Equipment wirklich so wichtig?
Bob Luijks, Daan Schoonhoven
7.1Allgemeine Ausgangspunkte
7.2Kameras
7.3Objektive
7.4Ausrüstung aus zweiter Hand
7.5Ihr Equipment aus dem Effeff kennen
8Schafstelze
Hans Overduin
8.1Erkennen Sie die Schafstelze
8.2Ein Vogel offener Acker- und Weideflächen
8.3Beste Zeit
8.4Wie man fotografiert
9Einstellungen für korrekt belichtete Vogelfotos
Daan Schoonhoven
9.1Belichtungsmesser
9.2Belichtungsprogramme
9.3Zeitautomatik (Modus A/Av)
9.4Blendenautomatik (Modus T/Tv)
9.5Fotografieren mit manueller Belichtungssteuerung (Modus M)
9.6Expose To The Right – keine Angst vor dem ISO-Wert
10Löffler
Arno ten Hoeve
10.1Der Hin-und-Her-Vogel
11Einstellungen für scharfe Vogelbilder
Daan Schoonhoven
11.1Autofokus versus manueller Fokus
11.2AF-ON-Taste
11.3Autofokus-Modus
11.4Serienbildfunktion (Burst-Modus)
11.5Erweiterte Autofokus-Einstellungen
11.6Benutzerdefinierte Einstellungen
11.7Für ausreichend Stabilität sorgen
12Rauchschwalbe
Marcel van Kammen
12.1Nistmaterial
12.2Schnelle Flieger
13Vögel das ganze Jahr über fotografieren
Hans Overduin
13.1Frühling: Ankunft, Brut und Vogelzug
13.2Sommer: Kükenaufzucht und Mauser
13.3Herbst: Ankunft der Wintergäste, Vogelzug und Herbstfarben
13.4Winter: Große Gästegruppen und winterliche Bedingungen
14Blässhuhn
Chris van Rijswijk
14.1Schön nah bei den Menschen
14.2Verhalten
14.3Korrekte Belichtung
15Verschiedene Herangehensweisen
Hans Overduin
15.1Spontan: Auf gut Glück
15.2Straffe(re) Planung
15.3Beschränkung auf eine Art oder ein Gebiet
15.4Bob der Baumeister: das Set-up
15.5Ultimativer Komfort: die Fotohütte
15.6Spezialisierung
16Blaukehlchen
Hans Overduin
16.1Leichter zu finden als gedacht
17Wie kommt man näher ran?
Chris van Rijswijk
17.1Unbequem
17.2Aufmerksamkeit
17.3Zwei Möglichkeiten
17.4Auf einen Vogel zugehen
17.5Warten
17.6Flut
17.7Auto
17.8Tarnfarbe
17.9Zahmer als zahm
17.10Abhängig vom Individuum
17.11Ochs am Berge, 1, 2, 3
17.12Längere Brennweite und Ausschnitt
17.13Auslösegeräusch
17.14Ethik
18Greifvögel: ruhig nähern
Marcel van Kammen
18.1Kennen Sie Ihr Motiv wirklich?
18.2Sommer- und Wintergäste
18.3Unerwarteter Besuch im Garten
19Fotografieren aus einer Tarnhütte
Thijs Glastra
19.1Tarnhütte mieten
19.2Vorteile
19.3Nachteile
19.4Vorbereitungen für einen Tag in der Tarnhütte
19.5Der Tag der Wahrheit
19.6Ihre eigene Tarnhütte bauen
19.7Feste Waldhütte
20Waldvögel: aus der Tarnhütte heraus fotografieren
Marcel van Kammen
20.1Fotografie in der Tarnhütte
20.2Selbst loslegen
21Das Heimrevier: Fotografieren vor der Haustür
Chris van Rijswijk
21.1Wie findet man sein Heimrevier?
21.2Das Heimrevier erkunden
21.3Artenkenntnis aneignen
21.4Nützliche Zusatzausrüstung
21.5Fragen stellen
21.6Weniger scheu
21.7Menschen um Auskunft bitten
21.8Zur Tat schreiten
21.9Jemanden mitnehmen?
21.10Jeder nach seiner Manier
22Rotkehlchen
Marcel van Kammen
22.1Frühling
22.2Herbst und Winter
23Bilder gestalten und Geschichten erzählen
Hans Overduin
23.1Das Wo und Wie
23.2Position des Motivs
23.3Aufnahmestandpunkt
23.4Vordergrund und Hintergrund
23.5Eine ausgewogene Komposition
23.6Unschärfe
23.7Narrative Fotografie: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte
23.8Lebensraum
23.9Verhalten und Interaktion
23.10Beziehung zwischen Mensch und Vogel
24Wetter und Vogelfotografie
Marcel van Kammen
24.1Schnee
24.2Eis
24.3Regen und Hagel
24.4Nebel
24.5Wind und Sturm
24.6Der Mond
25Licht in der Vogelfotografie
Chris van Rijswijk
25.1Sonne im Rücken
25.2Sonne im Rücken frühmorgens oder spätabends
25.3Dünne Schleierbewölkung
25.4Bewölkung
25.5Streiflicht
25.6Gegenlicht
25.7Gegenlicht frühmorgens und spätabends
25.8Hartes Licht
25.9Wenn es noch dunkel ist
25.10Künstliches Licht
25.11Tarnzelt oder Tarnhütte ausrichten
26Sanderling
Hans Overduin
26.1An der Küste, außer im Sommer
26.2Kooperative Typen
27Spielen mit Licht
Thijs Glastra
27.1Low Key
27.2High Key
27.3Schwarzweißfotografie
28Eisvogel
Thijs Glastra
28.1Fliegender Edelstein
28.2Am Wasser
28.3Beste Zeit
28.4Geduldig warten
29Flugaufnahmen und Action-Fotografie
Chris van Rijswijk
29.1Ganz schön knifflig
29.2Vorbereiten
29.3Belichtungszeit, Blende und ISO
29.4Welchen Belichtungsmodus sollte ich verwenden?
29.5Autofokus-Messfelder
29.6Action
29.7Je mehr Bilder, desto besser
29.8Mechanisch oder elektronisch?
29.9Einzel-Autofokus versus kontinuierlicher Autofokus
29.10Stativ?
29.11Gegenwind
29.12Komposition
29.13Niederschlag
29.14Ein blauer Himmel ist langweilig
29.15Alternativ: lange Belichtungszeit
29.16Alternativ: weitere Bildwinkel
29.17Alternativ: Gegenlicht
29.18Erfahrung
30Gartenvögel im Flug fotografieren
Marcel van Kammen
30.1Anlocken
30.2Vorbereitung
30.3Fotografieren
31Weitwinkelfotografie
Marcel van Kammen
31.1Was ist Weitwinkelfotografie?
31.2Wie geht man vor?
31.3Vorbereitung: Zufallstreffer
31.4Vorbereitung: projektbezogenes Bild
32Wiesenvögel: die Landschaft zeigen
Marcel van Kammen
32.1Die Landschaft
32.2Gewöhnung der Vögel
32.3Vögel in der Landschaft fotografieren
33Einsatz von Blitzlicht
Jan Wegener, Jan Boer, Paul van Hoof
33.1Blitzlicht in der Vogelfotografie (Jan Wegener)
33.2Die richtigen Einstellungen finden
33.3Equipment
33.4Blitzen auf den ersten oder zweiten Verschlussvorhang (Jan Boer)
33.5Reflektierende Augen
33.6Bewegungen einfrieren (Paul van Hoof)
33.7Ethik
34Kreative Vogelfotografie
Arno ten Hoeve
34.1Erlernbare Techniken
34.2»Ich kann immer Fotos machen«
34.3Techniken
34.4Anders schauen
35Wasser als Quelle der Inspiration
Marcel van Kammen
35.1Wassertropfen
35.2Vogelverhalten im Wasser
35.3Wasser als Spiegel
35.4Lange Belichtungszeiten
35.5Schützen Sie Ihr Equipment
36Silberreiher
Marcel van Kammen
36.1Gesellig schlummern
36.2Vom Auto aus
36.3Weiß
37Gänsen und Enten näherkommen
Marcel van Kammen
37.1Wintergänse
37.2Gänse und Enten im Frühling
38Projektorientiertes Vorgehen
Thijs Glastra
38.1Wann wird etwas zu einem Projekt?
38.2Wie wird ein Projekt zum Erfolg?
38.3Vorteile projektbezogener Arbeit
38.4Wann ist ein Projekt abgeschlossen?
39Star
Marcel van Kammen
39.1Wie fotografiert man einen Star?
39.2Starenschwärme
40Schilf- und Sumpfvögel: eine Geschichte erzählen
Marcel van Kammen
40.1Singvögel
40.2Weitere Sumpfbewohner
41Sich weiterentwickeln als Vogelfotograf
Daan Schoonhoven
41.1Wofür machen Sie das?
41.2Klassische Entwicklung
41.3Von anderen lernen
41.4Experimentieren und Vorlieben entdecken
41.5Fotowettbewerbe
41.6Beschäftigen Sie sich mit der Bildbearbeitung
41.7Soziale Medien: Segen oder Fluch?
41.8Geld verdienen mit Vogelfotografie
41.9Einen erkennbaren Stil entwickeln
42Geduld wird belohnt
Chris van Rijswijk, Daan Schoonhoven
42.1Die ersten Bilder löschen
42.2Genießen
42.3Beifang
42.4Augen auf!
42.5Von nichts zu … nichts
42.6Weitermachen
42.7Langeweile macht kreativ
42.8Das Gras auf der anderen Seite ist immer grüner
42.9Serendipity: das Prinzip der zufälligen Entdeckungen
43Steinkauz
Thijs Glastra
43.1In der Nähe von Menschen
43.2Beste Zeit
43.3Tipps für Fotos
44Vogelfotografie auf Reisen
Hans Overduin
44.1Gut vorbereitet aufbrechen
44.2Reiseziel auswählen
44.3Planung
44.4Saison
44.5Reisedauer
44.6Das kommt in den Koffer
44.7Kleidung
44.8Geld und Dokumente
44.9Die (Flug-)Reise
44.10Endlich vor Ort
44.11Akklimatisierung
44.12Rund um Ihren Aufenthalt
44.13Tagesausflüge planen
44.14Zu Gast
44.15Sicherheit
44.16Versicherungen
44.17Wieder zu Hause und Nachbereitung
Index
Foto: Hans Overduin
Foto: Hans Overduin
Foto: Daan Schoonhoven
Hans Overduin
»Kaufen Sie erst ein Fernglas und einen Vogelführer, bevor Sie sich eine Kamera zulegen.« Das klingt vielleicht nicht gerade ermutigend, wenn man Vögel fotografieren möchte, aber man täusche sich nicht: Es handelt sich durchaus um eine Ermutigung zum Fotografieren – aber unter der Prämisse, sich vorab gründlich zu informieren. Artenkenntnis und vor allem Wissen über das Verhalten der Tiere sind von großer Bedeutung. Dieses Kapitel zeigt, dass es damit nicht nur wesentlich einfacher ist, die gewünschten Fotos zu machen, sondern dass dadurch auch ansprechendere Bilder entstehen.
Typisches Vogelverhalten: das Ausstrecken der Flügel. Das sorgt für besondere Haltungen und originelle Bilder. Der zuschauende Kaninchenkauz dient dazu, den aktiven Kauz geschickt in den Mittelpunkt zu rücken. Hans Overduin, 29. November, 500 mm, 1/500 s, Blende 4, ISO 900.
Vielleicht kennen Sie das Sprichwort »Gute Vorbereitung ist die halbe Miete«? Dies gilt sicherlich für die Vogelfotografie. Neben dem gekonnten Umgang mit der Ausrüstung und der Berücksichtigung von Wetter- und Lichtverhältnissen besteht ein wichtiger Teil der Vorbereitung darin, sich das nötige Wissen über Ihr Motiv anzueignen. Wahrscheinlich haben Sie nicht gerade erst mit dem Fotografieren von Vögeln begonnen und wissen schon das eine oder andere darüber. Es kann jedoch nie schaden, vorhandene Kenntnisse über die einzelnen Arten möglichst zu vertiefen.
Der Übersichtlichkeit halber unterteilen wir das Thema Artenkenntnis in vier Bereiche:
Erkennen
Wie erkennt man die Art – das »Wer«
Jahreszeit
Wann kann man die Art sehen – das »Wann«
Habitat
Wo findet man die Art – das »Wo«
Lebensweise und Verhalten
Wie lebt die Art, wie sieht ihr (charakteristisches) Verhalten aus – das »Was«
Eignet man sich Wissen in diesen vier Bereichen an, profitiert man davon beim Fotografieren in vielerlei Hinsicht. Wenn Sie das Verhalten eines Vogels kennen, können Sie besser antizipieren, was auf Sie zukommt, und erkennen gute Fotomöglichkeiten schneller. Zudem verursachen Sie als gründlich informierter Mensch weniger Störungen in der Natur. All dies erhöht die Chance auf ein gelungenes Foto und sorgt für mehr Spaß und weniger Frustration. Es ist kein Zufall, dass die besseren Vogelfotografen und Vogelfotografinnen durchweg hervorragend über ihr Motiv Bescheid wissen.
Natürlich wollen Sie wissen, welchen Vogel Sie im Sucher sehen oder woran Sie eine bestimmte Art erkennen können. Sie möchten schließlich nicht erst zu Hause bemerken, dass Sie einen »gewöhnlichen« Schilfrohrsänger fotografiert haben und nicht den seltenen Seggenrohrsänger, der Ihr eigentliches Objekt der Begierde war. Ein guter Vogelführer ist hier eine unverzichtbare Hilfe. Er enthält nicht nur eindeutige Abbildungen, sondern auch klare Hinweise auf die spezifischen Merkmale einer bestimmten Art.
So können Sie die Vogelart in der Regel schnell ermitteln. Ein Bestimmungsbuch hilft auch dabei, den Unterschied zwischen Männchen, Weibchen und Jungvögeln zu erkennen. Sie werden feststellen, dass einige Arten im Winter in ihrem Schlichtkleid ganz anders aussehen als während der Brutzeit im Prachtkleid. In einem guten Vogelführer finden Sie eindeutige Informationen zu jeder Art, einschließlich ihrer Farbe, ihrer Größe, zu Form und Länge des Schnabels und zur Farbe der Beine. Zu den bewährten Vogelbestimmungsbüchern für Europa zählen Der Kosmos-Vogelführer von Lars Svensson und Vögel in Europa von Rob Hume.
Ein Wiedehopf ist aufgrund seiner charakteristischen Merkmale nicht leicht mit einem anderen Vogel zu verwechseln. Hans Overduin, 21. September, 500 mm, 1/320 s, Blende 5, ISO 220.
Bei einem bereits fotografierten Vogel, dessen Art Ihnen immer noch ein Rätsel ist, können Sie online um Bestimmungshilfe bitten: entweder in Internet-Foren (beispielsweise www.naturgucker.de) oder in Facebook-Gruppen (wie Vogelfotografie oder Wildvogelfreunde). Es gibt auch spezielle Apps für die Vogelbestimmung mit Bilderkennung oder smarten Suchfunktionen (z. B. NABUs Vogelwelt oder Merlin Bird ID).
Neben den sichtbaren Merkmalen sind oft auch die Lautäußerungen (Ruf oder Gesang) hilfreich. Das erfordert ein geschultes Gehör, aber auch da gilt: Übung macht den Meister. Einige Arten wie der Sumpfrohrsänger sind anhand ihres Aussehens kaum zu identifizieren. Der Gesang hilft dann, zum Beispiel den Teichrohrsänger als Möglichkeit auszuschließen. Wer geübt ist im Erkennen von Vogelstimmen, hat auch einen Vorteil bei der Pirsch in dicht bewachsenen Gebieten.
Eine Mitgliedschaft im örtlichen Naturschutz- oder Vogelschutzverein kann lohnenswert sein. Solche Vereine oder die Volkshochschulen organisieren häufig Exkursionen und Kurse zur Vogelbestimmung, mit denen Sie Ihre Artenkenntnis verbessern können. Derartige Exkursionen mit erfahrenen Vogelexperten sind lehrreich, und auch den Spaßfaktor sollte man nicht unterschätzen. Außerdem lernen Sie die besten Plätze für Vogelbeobachtungen in Ihrer Umgebung kennen.
Wenn Sie zielgerichtet nach einer bestimmten Art suchen wollen, müssen Sie zunächst herausfinden, wann sie zu sehen ist. Es ist wenig sinnvoll, im Winter hierzulande nach einem Blaukehlchen zu suchen, da diese Art Tausende von Kilometern weiter südlich überwintert.
Bestimmte Arten trifft man das ganze Jahr über in den Niederlanden oder Deutschland an, andere nicht. Standvögel oder Jahresvögel verbleiben ganzjährig in einem Gebiet. Zahlreiche andere Arten kommen nur während der Brutzeit zu uns (»Sommergäste«), während andere hier überwintern (»Wintergäste«). Manche Vögel besuchen unser Land nur während ihrer Zugzeiten (»Durchzügler«). Schließlich gibt es noch die (sehr) selten gesichteten Arten (»Irrgäste«), die sich nur gelegentlich in unsere Gebiete verirren. Eine gründliche Sondierung der Bewegungsmuster bestimmter Arten lohnt sich daher auf jeden Fall.
Bitte berücksichtigen Sie, dass nicht alle Zugvögel zur gleichen Zeit ankommen: Blaukehlchen treffen recht früh in der Saison ein (ab Mitte März) und bleiben relativ lange (oft bis September). Den Kuckuck hält es hingegen nur relativ kurze Zeit hier, denn nachdem er seine Eier in ein fremdes Nest gelegt hat, ist seine Arbeit getan.
Eine Rohrdommel unternimmt regelmäßig Nahrungsflüge zum und vom Nest. Die Flugrichtung ist dann vorhersehbar, weshalb man eine optimale Position für eine gelungene Aufnahme einnehmen kann. Hans Overduin, 15. Juni, 500 mm, 1/1000 s, Blende 4,5, ISO 250.
Teichrohrsänger oder Sumpfrohrsänger? Die richtige Zuordnung des Gesangs ist hier das Nonplusultra. Hans Overduin, 19. Mai, 500 mm, 1/1000 s, Blende 4, ISO 560.
Der Waldlaubsänger ist ein echter Waldvogel und lässt sich dank seines charakteristischen Gesangs leicht aufspüren. Hans Overduin, 1. Mai, 500 mm, 1/320 s, Blende 4, ISO 900.
Das Kleine Sumpfhuhn führt ein sehr zurückgezogenes Leben und ist in Deutschland ein seltener Brutvogel. Falls Sie es antreffen: Nutzen Sie die Gelegenheit – wahrscheinlich bietet sich nicht so schnell eine zweite! Hans Overduin, 23. August, 500 mm, 1/1000 s, Blende 4,5, ISO 640.
Die meisten erwachsenen Kuckucke verlassen uns daher schon im Juli wieder. Viele Sommergäste sieht (und hört!) man am besten kurz nach ihrer Ankunft. Dies ist der einfachste Weg, sie zu finden. Singvögel beginnen oft schon kurz nach ihrer Ankunft zu singen, um einen Partner zu finden und/oder ihr Revier zu behaupten. Während der Brutphase verhalten sie sich jedoch so unauffällig wie möglich, was Ihnen deutlich weniger Chancen auf gute Fotos bietet. Während der Fütterung ihrer Jungen zeigen sich die Eltern dann wieder häufiger, wenn sie mit Futter im Schnabel anfliegen und rasch wieder abfliegen.
Ein gutes Timing ist daher essenziell! Dies gilt insbesondere für Zugvögel im Frühjahr und Herbst. Viele dieser Arten sind nur auf Stippvisite bei uns, wenn sie während ihres Zugs auf Nahrungssuche gehen, um Fettreserven aufzufüllen, bevor sie die letzte Etappe ihrer Reise antreten. Die Ankunft variiert nicht nur von Art zu Art, sondern auch von Jahr zu Jahr, je nach Wetterlage. Wenn Sie in Ihrer Umgebung viel Zeit im Freien verbringen und Ihre Augen offenhalten, entgeht Ihnen nicht, wann die ersten Vögel eintreffen. Haben Sie jedoch eine längere Anfahrt, sollten Sie sich vorab über die aktuelle Lage im jeweiligen Gebiet informieren, beispielsweise auf www.ornitho.de.
Wenn Sie die Ankunftszeit Ihrer Wunschvögel kennen, brauchen Sie nur noch die genaue Location herauszufinden. Vogelführer enthalten oft eine gute Beschreibung des spezifischen Lebensraums einer Art. Einige Spezies (z. B. Rohrsänger) müssen Sie in den Schilfgürteln von Feuchtgebieten und in Uferbereichen an Seen suchen. Wiesenvögel wie die Uferschnepfe und der Rotschenkel sind oft auf Ackerland oder in Vogelschutzgebieten zu finden. Andere Arten wiederum sind typische Waldbewohner.
Außerdem kommen einige Arten nur in bestimmten Teilen des Landes vor: Im Westen Deutschlands sind Nebelkrähen eher eine Seltenheit, aber im Osten sieht man sie häufiger. Es ist auch ein Unterschied, ob der Vogel als »sehr häufig« (Blaumeise) oder »sehr selten« (Kleines Sumpfhuhn) eingestuft wird.
Verbreitungskarten erfassen die Vorkommen der Vögel im Land. Solche Karten finden sich im Atlas Deutscher Brutvogelarten, aber auch online auf www.ornitho.de oder beim Bundesamt für Naturschutz, beispielsweise auf www.bfn.de/vogelschutzbericht-2019.
Manche Arten halten sich hauptsächlich in bestimmten Sträuchern oder auf bestimmten Bäumen auf. Vögel, die sich von Beeren ernähren, sind logischerweise zur Reifezeit auf den jeweiligen Gehölzen zu finden.
Ein Wiesenweihen-Weibchen fliegt mit seiner Beute zum Nest in einem Weizenfeld. Wenn man die Vögel aus großer Entfernung stundenlang vom Auto aus beobachtet, kennt man irgendwann ihre genaue Anflugroute. Marcel van Kammen, 7. Juli, 700 mm, 1/640 s, Blende 6,3, ISO 640.
Ein Teil der Vorbereitung ist erledigt: Wenn alles gut geklappt hat, wissen Sie jetzt, wo Sie welche Arten finden und wie Sie deren Äußeres oder ihren Gesang erkennen können. Das Fotografieren kann also beginnen!
Wenn Sie das Beste aus Ihrer Fotosession herausholen wollen, benötigen Sie jedoch noch den vierten und vielleicht wichtigsten Faktor: gründliche Kenntnisse des jeweiligen Verhaltens. Dies ist nicht nur für eine gekonnte Abbildung wichtig, sondern es ermöglicht Ihnen auch, die nächsten Aktivitäten des Vogels zu antizipieren.
Wir Menschen können nicht mit Vögeln kommunizieren und sie deshalb auch nicht nach ihren Plänen oder nach ihrem Befinden fragen. Aber wir können sie aufmerksam beobachten und lernen, ihr Verhalten zu erkennen und zu deuten. So haben wir wenigstens eine gewisse Vorstellung von ihren Absichten oder ihrer Gefühlslage. Einige Beispiele:
Ruft ein Rotschenkel laut und schlägt mit den Flügeln neben einem anderen Rotschenkel? Dann folgt wahrscheinlich die Paarung.
Beugt sich ein Bussard vornüber und spritzt Kot in die Landschaft? Dann wird er sich wahrscheinlich gleich in die Lüfte erheben.
Sehen Sie junge Rauchschwalben mit offenem Schnabel auf einem Zaun? Dann kommt wahrscheinlich gleich ein Elternvogel mit Futter angeflogen.
Schreit über Ihnen eine Uferschnepfe lautstark (»alarmierend«)? Dann sind Sie wahrscheinlich zu nahe am Nest oder an den Jungtieren.
Bewegt sich eine Gänseschar im Landeanflug auf ein Gewässer zu? Die meisten Vögel landen gegen den Wind, und Sie können Ihre Blickrichtung entsprechend anpassen.
Können Sie solche Aktivitäten richtig deuten, dann wissen Sie auch, was zu tun ist: Sie halten Sie die Kamera schussbereit – oder entfernen sich etwas, wenn die Elternvögel beunruhigt wirken.
Vögel, insbesondere große, starten und landen vorzugsweise gegen den Wind (genau wie Flugzeuge). Mit diesem Wissen können Sie einen solchen Moment antizipieren und die richtige Position wählen. Sie wissen dann also rechtzeitig, in welche Richtung der Fischadler fliegen wird. Daan Schoonhoven, 16. Mai, 500 mm, 1/1600 s, Blende 5,6, ISO 200.
Anders formuliert: Verhalten zu erkennen ist Ihr bestes Hilfsmittel, um eine Situation zu beurteilen. Je mehr Wissen und Praxiserfahrung Sie in Bezug auf das Verhalten sammeln, desto mehr befähigt Sie dies, Ihre Fotos auf die nächste Qualitätsstufe zu heben, und desto weniger Chancen verpassen Sie. Wenn Ihnen das natürliche Verhalten einer Art vertraut ist, können Sie auch eher erkennen, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Dies trägt dazu bei, Störungen zu vermeiden.
Vögel verfügen ebenso wie Säugetiere über sehr unterschiedliche Verhaltensweisen. Man kann behaupten, dass alles, was man beobachtet, zum »Verhalten« zählt: Nahrungssuche, Nestbau, Brutpflege, Gesang, Flug, Rütteln, Jagd, Kämpfe, Flucht, Ablenkungsmanöver, Drohgebärden, Balz und so weiter. Die Liste lässt sich endlos fortsetzen. Manchmal ist ein Verhaltensmuster so typisch für eine Art, dass man sie allein daran erkennen kann. Die Feldlerche zeigt beispielsweise einen sehr charakteristischen Balzflug: Sie steigt beim Singen langsam immer höher (manchmal so hoch, dass man sie mit bloßem Auge kaum sehen kann), um dann im Sinkflug ihren Gesang erklingen zu lassen. Erfahrene Vogelbeobachtende können daher oft auf einen Blick die Art aufgrund ihres typischen Verhaltens identifizieren.
Auch der Zeitfaktor spielt eine Rolle: Je länger man sich mit einer Art intensiv beschäftigt, desto besser kann man ihr Verhaltensrepertoire deuten. Sinnvoll ist dafür die Kombination aus Lektüre und Tutorials zu Hause und Beobachtungen in der Praxis. So schwer es den meisten Fotografierenden auch fällt: Lassen Sie Ihre Kamera zur Abwechslung mal daheim. Dann können Sie sich ganz auf die Beobachtung Ihres Motivs konzentrieren.
Leider ist es unmöglich, in diesem Buch alle Verhaltensweisen im Detail zu thematisieren, aber wir behandeln im Folgenden einige Verhaltensbeispiele samt nützlichen Tipps für die Fotopraxis.
Eine Gruppe von Uferschnepfen ist am Strand auf Nahrungssuche. Da der Fotograf schon seit einiger Zeit ruhig dasitzt und darauf wartet, dass sie näher kommen, sind die Vögel sich keiner Gefahr bewusst, und es entsteht ein natürliches Bild. Hans Overduin, 23. April, 500 mm, 1/2000 s, Blende 6,3, ISO 360.
Oft lassen sich Vögel optimal beobachten, wenn sie auf Nahrungssuche sind. Dies ist eine der Aktivitäten, denen sie einen Großteil ihrer Zeit widmen. Ein goldener Tipp lautet daher auch: Suchen Sie den Vogel dort, wo sich seine Nahrung befindet. Die Art der Futtersuche unterscheidet sich allerdings von Art zu Art. Mauersegler fliegen wie Akrobaten unablässig durch die Luft und erbeuten dabei Tausende von Insekten. Viele Watvögel stochern mit ihren langen Schnäbeln im Boden, wo sich Würmer und andere Nahrung befinden. Andere Vögel tauchen unter Wasser nach Fischen oder Pflanzen. Greifvögel jagen oft aus der Luft. Die Nahrungssuche findet also buchstäblich überall statt: an Land, auf See und hoch am Himmel.
TIPP
Watvögel, die am Spülsaum auf Nahrungssuche sind, bewegen sich oft eine Zeit lang in dieselbe Richtung, meist gegen den Wind. Am besten ist es dann, einen Ansitz in einiger Entfernung zu wählen und in Ruhe auf sie zu warten. Achten Sie darauf, dass zwischen Ihnen und dem Wasser genügend Raum bleibt, damit der Durchmarsch nicht behindert wird. Mit ein wenig Geduld nähern sich die Vögel von alleine, während sie den Boden in aller Ruhe nach Fressbarem absuchen. Wenn sie vorbeigezogen sind, begeben Sie sich zur nächsten Warteposition.
Interaktion bedeutet hier, wie sich Vögel untereinander verhalten. Wenn Sie aufmerksam sind, werden Sie feststellen, dass es fast immer irgendeine Form der Interaktion gibt, sowohl zwischen Artgenossen als auch zwischen verschiedenen Arten. Basstölpel beispielsweise begrüßen einander ausgiebig, wenn einer der Vögel zum anderen zurückkehrt. Daraus ergeben sich rührende Motive.
Ein spektakuläres Verhalten, das sich oft beobachten lässt, ist der erbitterte Kampf zwischen Blässhühnern. Wenn zwei in eine Auseinandersetzung geraten, zieht dies oft andere Blässhühner an. Es scheint dann, als ob sie die Kämpfenden anstacheln, und manchmal mischen sie sich sogar ein.
Auch bei der Nahrungssuche kommt es zu sehenswerten Szenen. Austernfischer flüchten vor ihren Artgenossen, wenn sie etwas Fressbares gefunden haben. So versuchen sie Mundraub zu verhindern. Für ein spannendes Motiv ist es natürlich noch interessanter, wenn sich zwei Vögel für genau denselben Snack interessieren und sich um ihn streiten.
Zwei Basstölpel begrüßen einander, nachdem einer wieder unversehrt in die Brutkolonie zurückgekehrt ist. Hans Overduin, 6. Juni, 135 mm, 1/1000 s, Blende 2,8, ISO 280.
Zwei Sanderlinge sind sich nicht einig, wer die Beute bekommen soll, und veranstalten ein »Tauziehen« – ein fotografischer Glücksfall. Hans Overduin, 21. Januar, 700 mm, 1/640 s, Blende 6,3, ISO 720.
TIPP
Bei vielen Arten warten die Jungen darauf, dass ihre Eltern sie füttern. Oft sitzen sie ruhig da und schauen sich um, bis sich eines der Elterntiere nähert, dann stoßen sie laute Rufe aus und betteln mit offenem Schnabel um Aufmerksamkeit: »Ich bin hier!« Dies ist das Zeichen, dass jeden Moment eine Futterübergabe stattfinden könnte. Gut zu wissen, dass die Elternvögel ihre Jungen dann in der Regel gegen den Wind anfliegen. Wenn möglich, können Sie dies bei der Auswahl Ihrer Position berücksichtigen.
Bei der Balz lassen sich die Haubentaucher aufgrund ihrer lang aufgerichteten Hälse schon von Weitem gut erkennen und fotografieren. Hans Overduin, 9. März, 500 mm, 1/1000 s, Blende 4,5, ISO 1250.
Balzrituale zählen definitiv zu den fotogensten Verhaltensweisen. Bei einigen Arten können sie minutenlang andauern; oft folgen sie einem feststehenden Muster. Bei Haubentauchern besteht die Balz aus einer Reihe von aufeinander folgenden Handlungen, Körperhaltungen und Bewegungen. Wenn man diese Einzelheiten und ihre Reihenfolge kennt, kann man sich optimal vorbereiten.
Ein begehrtes Motiv ist der sogenannte »Pinguintanz«, bei dem beide Haubentaucher sich weit aus dem Wasser strecken, Wasserpflanzen im Schnabel halten und Brust an Brust ihre aufeinander abgestimmten Bewegungen ausführen. Vor diesem Teil der Balz schwimmen die Haubentaucher auseinander und tauchen unter. Ab diesem Moment muss man wachsam sein, denn kurz darauf werden sie auftauchen und mit ihrem Tanz beginnen.
TIPP
Im Internet finden sich viele Videos dieses spannenden Balzverhaltens. Wenn Sie das einmal gesehen haben (als Video oder, noch besser, in echt), werden Sie vor Ort schneller reagieren können. Dann kennen Sie die Handlungsabfolge und sind in der Lage, die entscheidenden Momente besser zu erwischen.
Viele Vögel können sich sehr gut tarnen und machen sich so manchmal sogar fast unsichtbar. Oft tun sie das, wenn Gefahr droht: Eine Zwergschnepfe drückt sich mucksmäuschenstill an den Boden, wenn sich Menschen nähern, und vertraut völlig auf ihre Tarnung. Nur ein absolut geübtes Auge kann sie dann entdecken. Wenn Sie lange genug warten, wird sie sich langsam aus ihrer Erstarrung lösen, sich in Bewegung setzen und wieder sichtbar werden.
Andere Vögel ruhen tagsüber und versuchen dabei, so unauffällig wie möglich sein. Waldohreulen sind oft so gut im Blätterdach von Laubbäumen oder dichten Nadelbäumen versteckt, dass der ahnungslose Anwohner vielleicht gar nicht weiß, dass in seinem Garten ein Schlafbaum für Eulen steht.
TIPP
Anstatt den Vogel so deutlich wie möglich abzubilden, können Sie mit diesen Tarntechniken spielen und sogar bewusst ein Suchbild schaffen.
Eine Zwergschnepfe kauert sich auf den Boden und bleibt ganz still sitzen, um nicht aufzufallen. Man kann sie dann wirklich übersehen. Hans Overduin, 10. Oktober, 500 mm, 1/1600 s, Blende 4,5, ISO 450.
Diese Wasserralle dreht regelmäßig dieselbe Runde und erlaubt daher Fotografierenden eine gute Positionierung. Warten Sie geduldig, und sie wird von alleine wieder auftauchen. Hans Overduin, 11. November, 500 mm, 1/1000 s, Blende 5,6, ISO 3200.
Fressverhalten eines Schmuckreihers: Er watet durch das Wasser und pickt ständig nach kleinen Fischen. Die kurze Verschlusszeit sorgt für das »Einfrieren« der Wassertropfen. Hans Overduin, 26. November, 500 mm, 1/2000 s, Blende 5, ISO 1000.
Viele Vögel haben ein Revier. Das ist »ihr« Gebiet, und dort findet man sie auch oft. Ein regelmäßiger Besuch lohnt sich deshalb auf jeden Fall. Viele Vögel haben zudem bestimmte Gewohnheiten innerhalb ihres Reviers. Bei der Nahrungssuche folgen sie beispielsweise oft einer festen Route.
Singvögel nutzen häufig dieselben Äste in ihrem Revier für ihre Gesangsdarbietungen (»Singwarten«), und Raubwürger bevorzugen bestimmte Ansitze für ihre Jagd. In solchen Fällen lohnt es sich, den Vogel eine Zeit lang zu beobachten, um seine Vorlieben herauszufinden. Dann können Sie sich an einer strategisch günstigen Stelle positionieren und einfach warten, bis der Vogel vorbeifliegt oder zu seinem Lieblingsplatz zurückkehrt. Lassen Sie sich Zeit, damit sich das Tier an Ihre Anwesenheit gewöhnen kann. Wenn es auf einmal nicht mehr dort sitzt, wo Sie es sonst regelmäßig gesehen haben, sind Sie ihm wohl zu dicht auf die Pelle gerückt. Dann ist etwas mehr Abstand nötig. Wenn Sie gerade die Fotogelegenheit verpasst haben oder mit dem Ergebnis (noch) nicht zufrieden sind, müssen Sie leider auf die nächste Gelegenheit warten. Sie werden feststellen, dass dieser Ansatz viel effektiver ist als der Versuch, dem Vogel aktiv zu folgen. Meistens beunruhigt man damit den Vogel und frustriert sich auch selbst.
TIPP
Suchen Sie sich eine charakteristische Verhaltensweise aus dem Vogelführer und versuchen Sie, diese zu fotografieren. So lernen Sie das Verhalten der jeweiligen Arten gut kennen. Über die Feldlerche liest man in einem Führer beispielsweise: »Sogar im Sinkflug unterbricht sie nicht ihren Gesang.« Der Vogel lässt sich dann leicht mit der Kamera verfolgen, und das arttypische Verhalten resultiert in einem packenden Bild.
Eine Feldlerche bei ihrem charakteristischen Balzflug. Für derartige Fotos ist bedeckter Himmel oft besser als strahlender Sonnenschein. Hans Overduin, 3. Februar, 500 mm, 1/2000 s, Blende 5, ISO 800.
TIPP
Wenn Sie die perfekte Stelle gefunden haben, können Sie dort Ihre Chancen auf originelle Fotos mit Hilfe eines Tarnzelts steigern.
Dies ist nur eine kleine Auswahl der vielen Möglichkeiten, die Sie beim Fotografieren haben, um auf Vogelverhalten zu reagieren. Auch hier gilt: Übung macht den Meister. Erwarten Sie nicht, dass alles genau so abläuft, wie Sie es vorab geplant haben. Auch wenn man mit einer Art bereits sehr vertraut ist, hat die Natur trotzdem oft einige Überraschungen in petto. Man braucht daher für die Naturfotografie immer ein bisschen Glück. Aber wenn man gut vorbereitet ist, kann man dem Glück ein bisschen auf die Sprünge helfen.
Hans Overduin
Wer kennt ihn nicht, den Haubentaucher? Er ist in fast allen deutschen Gewässern zu finden. Die Chancen stehen also gut, dass Sie diese Schönheit auch in Ihrer Nähe aufspüren können. Da der Haubentaucher von Natur aus wenig scheu und in städtischen Gebieten oft an Menschen gewöhnt ist, eignet er sich hervorragend für unkomplizierte Beobachtungen.
Hans Overduin, 24. Februar, 700 mm, 1/400 s, Blende 6,3, ISO 280.
Der Haubentaucher ist hierzulande die größte Art aus der Familie der Lappentaucher. Er liegt tief im Wasser, hat einen langen Hals und einen langen, dünnen Schnabel. Charakteristisch sind die leuchtend roten Augen und das weiße Gesicht mit braunrotem Backenbart und schwarzer Federhaube (Prachtkleid). Die Haube wird bei Gefahr flach angelegt, aber während der Balz aufgestellt und mit heftigem Kopfschütteln präsentiert. Im winterlichen Schlichtkleid ist der Haubentaucher deutlich weniger bunt.
Haubentaucher zeigen sich das ganze Jahr über. Als Brutvogel sind sie im Frühjahr und Sommer praktisch überall anzutreffen: von Stadtteichen, Wassergräben und Kanälen bis hin zu weiten Flusslandschaften, Sumpfgebieten und offenen Gewässern. Je nach Größe des Gebiets und Nahrungsangebot können Sie ein oder mehrere Paare finden. Haubentaucher überwintern in großen Gruppen in offenen Gewässern und ziehen bei Frost manchmal massenweise in die Küstengebiete.
Haubentaucher sind auch aus etwas größerer Entfernung unverkennbar. Sie können sie also ruhig etwas kleiner abbilden und mehr von der Umgebung zeigen. Hans Overduin, 19. März, 500 mm, 1/1600 s, Blende 5, ISO 400.
Schon früh in der Saison zeigen sich die Haubentaucher im Brutkleid. Fällt noch spät im Jahr Schnee? Dann nutzen Sie Ihre Chance: Ein wunderschön gefärbter Haubentaucher inmitten von Schneeflocken liefert ein außergewöhnliches Bild. Hans Overduin, 14. März, 700 mm, 1/160 s, Blende 5,6, ISO 500.
Ein beeindruckendes Element der Balz ist das »Kopfschütteln«. Die Haubentaucher spreizen dann ihre schwarzen Kopffedern ab und spiegeln die Bewegungen des anderen. Hans Overduin, 8. März, 700 mm, 1/640 s, Blende 6,3, ISO 800.
Wie alle Lappentaucher taucht auch der Haubentaucher nach seiner Nahrung, die größtenteils aus kleinen Fischen besteht. Haubentaucher interagieren viel miteinander. Ab dem zeitigen Frühjahr können Sie das beeindruckende Balzritual der Tiere verfolgen (siehe auch Kapitel 1, »Artenkenntnis und Vogelverhalten«, ab Seite 8). Daraus ergeben sich viele schöne Fotomomente: das spiegelnde Kopfschütteln, das Wegschwimmen, das synchrone Untertauchen und dann der Höhepunkt mit Wassertreten und Auftauchen. Aber es lohnt sich auch, die Paarung ins Bild zu setzen. Etwas später im Jahr, nach etwa vier Wochen Brutzeit, schlüpfen die Küken. Man erkennt sie an ihrem schwarzweiß gestreiften Outfit. Auf Mutters Rücken gehen sie bequem – und warm ins Gefieder gekuschelt – mit auf Reisen.
Haubentaucher sind lohnende Fotomotive, weil sie fast überall anzutreffen sind, ein breites Verhaltensspektrum zeigen und mit ihrer Farbenpracht beeindrucken. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie relativ groß sind und sich normalerweise ruhig bewegen. Machen Sie sich also zeitig im Frühjahr auf die Suche nach Haubentauchern, die sich füreinander interessieren. Dies ist in der Regel ein gutes Vorzeichen für die Paarbildung. Mit etwas Glück ist noch ein dritter Haubentaucher mit von der Partie – oder es gibt sogar mehrere Paare. Dies garantiert spektakuläre Momente, wenn die Männchen um die Reviere kämpfen.
Eindringlinge werden mit viel Lärm aus dem Revier verjagt. Achten Sie darauf, eine kurze Verschlusszeit zu verwenden, um das spritzende Wasser einzufrieren. Hans Overduin, 6. März, 500 mm, 1/2000 s, Blende 5, ISO 560.
Wenn ein Haubentaucher unter Wasser nach Nahrung sucht, kann man seinen Tauchgang normalerweise an den aufsteigenden Luftblasen verfolgen. So können Sie abschätzen, wo er wieder auftauchen wird. Hans Overduin, 24. Februar, 500 mm, 1/2500 s, Blende 4,5, ISO 250.
Sobald sich ein Paar gefunden hat, können Sie mit der regelmäßigen Beobachtung beginnen. Auf diese Weise erleben Sie mit, was vor sich geht: Sind die Eier schon gelegt? Gibt es bereits Junge? Trauen Sie sich an herausfordernde Witterungsverhältnisse heran, experimentieren Sie mit Gegenlicht oder Nebel. Mit etwas Glück beschert Ihnen schon eine einzige Saison eine enorme Vielfalt an Bildern!
Einer der rührendsten Momente des Jahres: junge Haubentaucher im Rückengefieder ihres »Mutterschiffs«. Hans Overduin, 9. Juni, 700 mm, 1/640 s, Blende 7,1, ISO 320.
Ein Haubentaucher schwimmt tief im Wasser liegend in Drohhaltung vorbei. Man kann seine knarrenden Laute schon von weitem hören. Oft befindet sich dann ein Eindringling in der Nähe. Die niedrige Aufnahmeposition verstärkt die imposante Erscheinung. Hans Overduin, 24. Februar, 700 mm, 1/1000 s, Blende 6,3, ISO 1000.
Eine besonders auffällige Variante, die man sicher nur auf wenigen Gewässern findet: eine Albino-Form des Haubentauchers. Hans Overduin, 19. Januar, 500 mm, 1/3200 s, Blende 5, ISO 110.
Im zeitigen Frühjahr bildet sich am frühen Morgen oft Bodennebel. In Kombination mit Gegenlicht führt dies zu märchenhaften Bildern. Hans Overduin, 6. März, 500 mm, 1/2000 s, Blende 6,3, ISO 450.
Aufgrund seines markanten Äußeren kann der Haubentaucher auch als Hintergrundfigur fungieren, wie es bei diesem Prachttaucher (im Schlichtkleid) der Fall ist. Hans Overduin, 1. März, 500 mm, 1/200 s, Blende 4, ISO 560.
TIPP
Haubentaucher lassen sich am besten aus einer möglichst niedrigen Position fotografieren. Achten Sie bei Ihrer Erkundungstour deshalb darauf, ob sich am Ufer oder in Ufernähe eine gute Stelle für eine tiefe Aufnahmeposition bietet. Falls nicht, suchen Sie sich einen anderen, besseren Bereich. Zur Vermeidung eines steifen Nackens können Sie beim Fotografieren einen Winkelsucher oder den neigbaren Monitor Ihrer Kamera nutzen. Alternativen: Fotografieren aus einem schwimmenden Tarnzelt heraus oder – mit einer Wathose – direkt im Wasser stehend.
Experimentieren Sie mit Hell und Dunkel – bei den Haubentauchern hat man eine Fülle von Möglichkeiten. Bewölktes Wetter eignet sich am besten für solche High-Key-Aufnahmen. Hans Overduin, 9. März, 500 mm, 1/1000 s, Blende 4,5, ISO 1600.
Nicht alle Balzrituale werden perfekt ausgeführt und können unfreiwillig schräge Bilder ergeben. Hans Overduin, 17. März, 500 mm, 1/1000 s, Blende 5,6, ISO 640.
Die Kombination von ein wenig Dunst, Gegenlicht und Überbelichtung zaubert ein geheimnisvolles Bild des herannahenden Haubentauchers. Hans Overduin, 6. März, 750 mm, 1/1250 s, Blende 5, ISO 250.
Marcel van Kammen
Es ist August und die Vogelwelt weitgehend still, aber man hat trotzdem Lust, mit der Kamera loszuziehen. Plötzlich fallen einem die tollen Bilder aus dem Internet ein: riesige Wolken von Watvögeln, zu Tausenden vereint. August und September sind die idealen Monate dafür, also machen Sie sich bereit für einen Tag am Wattenmeer.
Bei Flut fliegen manchmal Gruppen von Strandläufern in einigen Metern Entfernung vorbei. Marcel van Kammen, 20. August, 500 mm, 1/1000 s, Blende 6,3, ISO 800.
Natürlich beginnt es mit der Vorbereitung. Wo müssen Sie hinfahren, um das Spektakel aufzunehmen? An der gesamten Wattenmeerküste gibt es Hochwasser-Rückzugsgebiete. Das sind jene Stellen, an denen sich die Vögel bei Flut versammeln. Bei Ebbe hingegen sind sie überall im Watt auf Nahrungssuche unterwegs, und die große Anzahl Vögel verliert sich in der Weite. Im Internet findet man viele nützliche Infos; das Wattenmeer bei Zwarte Haan oder das nahegelegene Westhoek zum Beispiel sind tolle Locations mit Rückzugsgebieten direkt am Deich. Ähnliche Stellen gibt es im niedersächsischen und schleswig-holsteinischen Wattenmeer, zum Beispiel Salzwiesen oder binnendeichs liegende Feuchtgebiete wie das Katinger Watt an der Eidermündung, die Halbinsel Friedrichskoog oder die Ostfriesischen Inseln.
Jetzt muss man nur noch in Erfahrung bringen, wann die Flut kommt. Auf der Website der niederländischen Behörde Rijkswaterstaat (https://waterinfo.rws.nl/#!/kaart/waterhoogte/) können Sie nach Orten in den Niederlanden suchen und die entsprechenden Zeiten und erwarteten Wasserstände abrufen. Die entsprechenden Informationen für Deutschland finden sich beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH, https://www.bsh.de/DE/DATEN/Vorhersagen/Gezeiten/gezeiten_node.html).
Wegen des grellen Lichts im Sommer ist es am besten, Tage mit Flut frühmorgens oder abends zu wählen, damit Sie das beste Licht einfangen können. Sie sollten etwa anderthalb Stunden vor Erreichen des höchsten Wasserstandes vor Ort sein. Dann vermeiden Sie Störungen und haben die besten Chancen, die Vogelschwärme zu fotografieren, die zum höher gelegenen Teil des Wattenmeeres fliegen. Nehmen Sie dabei Rücksicht auf die Tier- und Pflanzenwelt. Die Vögel nutzen diese Plätze, um sich auszuruhen. Achten Sie also darauf, dass Sie sich in ausreichendem Abstand ruhig auf den Deich setzen. So vermeiden Sie Störungen, die Vögel können ihr natürliches Verhalten beibehalten – und Ihnen bieten sich beste Chancen, die über das Watt fliegenden riesigen Vogelschwärme zu fotografieren.
Das Fotografieren großer Gruppen ist vielleicht noch schwieriger als das Fotografieren eines einzelnen Vogels. Wie immer in der Natur ist man auch hier von den Bedingungen abhängig: Das Licht muss mitspielen, das Wasser muss hoch genug steigen, und für die wirklich spektakulären Bilder ist man oft auf eine andere Vogelgruppe angewiesen, nämlich die Greifvögel. Erscheint eine Rohrweihe, ein Wanderfalke, ein Sperber oder ein Habicht, werden die rastenden Vögel unruhig, steigen massenweise auf und versuchen die Greifvögel mit synchronen, abrupten Richtungsänderungen zu verwirren. In diesen Momenten fliegen sie wie eine große Wolke dicht beieinander und bilden manchmal die schönsten Formen am Himmel.
TIPP
An manchen Tagen herrscht Nipptide. Dann ist der Wasserstand zwischen Ebbe und Flut sehr gering, und die Vögel müssen nicht nach einem Rastplatz suchen. Diese Tage eignen sich nicht sonderlich für das Fotografieren großer Vogelgruppen.
Wenn sich ein Greifvogel nähert, steigen die Vögel massenhaft auf. Marcel van Kammen, 20. August, 700 mm, 1/3200 s, Blende 8, ISO 1000.
Nordweststurm und Springtide erschweren es vielen Arten wie diesen Säbelschnäblern, einen trockenen Rastplatz im Watt zu finden. Marcel van Kammen, 9. Dezember, 700 mm, 1/800 s, Blende 7,1, ISO 800.
Der Sanderling ist ständig auf der Flucht vor dem heranrollenden Seewasser, wobei Gruppen manchmal tief über dem Wasser fliegen, um einen neuen Futterplatz zu suchen. Marcel van Kammen, 30. Dezember, 700 mm, 1/1000 s, Blende 7,1, ISO 500.
Das schwarzweiße Federkleid des Säbelschnäblers eignet sich gut für grafische Flugbilder. Marcel van Kammen, 29. Dezember, 700 mm, 1/800 s, Blende 7,1, ISO 800.
Rhythmische Austernfischer. Thijs Glastra, 27. Oktober, 600 mm, 1/85 s, Blende 9, ISO 800.
An manchen Stellen stören Spaziergänger und Hunde rastende Vögel und scheuchen sie auf. Marcel van Kammen, 26. Januar, 420 mm, 1/1600 s, Blende 8, ISO 1000.
Sie können auch von einer erhöhten Position fotografieren, z. B. vom Deich aus, um die Atmosphäre in Watt und Schlick in das Foto einzubeziehen. Nachteilig daran ist, dass die Gruppen manchmal vom Hintergrund geschluckt werden. Der Vorteil besteht darin, dass eine solche Aufnahme sofort eine Geschichte erzählt und zeigt, wo dieses Phänomen zu sehen ist. Die höhere Aufnahmeposition ermöglicht es Ihnen auch, mit längeren Belichtungszeiten zu experimentieren. Verwenden Sie ein Stativ, um Erschütterungen zu reduzieren. Wenn Sie mit einer langen Belichtungszeit fotografieren und die Kamera mit der vorbeiziehenden Vogelgruppe mitziehen, erhalten Sie Bewegungsunschärfe im Hintergrund, aber (mit den richtigen Einstellungen) genügend Schärfe auf den sich bewegenden Vögeln. Dies erzeugt in Ihrem Foto den Eindruck von Geschwindigkeit und Dynamik.
Falls die Vögel nicht in großer Zahl aufsteigen, können Sie diese höhere Position dennoch nutzen, wenn Sie ein Teleobjektiv mit langer Brennweite verwenden. Damit fotografieren Sie die Gruppen, wenn sie noch auf dem letzten Teil des Watts auf Nahrungssuche sind oder wenn sie dicht gedrängt am Rastplatz stehen. Von einer tiefen Aufnahmeposition aus ist es schwierig, die Masse zu erfassen. Von einer höheren Position kann man hingegen mehr Vögel erfassen und mit Formen, Farben und unterschiedlichen Belichtungen arbeiten, beispielsweise bei großen Gruppen mit Säbelschnäblern oder Austernfischern.
Sie können auch vom unteren Bereich des Deichs aus fotografieren, entweder auf dem Bauch liegend oder mit Hilfe eines Stativs. Dann zeichnen sich die Schwärme gegen den Himmel ab. Trauen Sie sich, mit Gegenlicht zu experimentieren oder eine kürzere Brennweite zu verwenden, damit die Landschaft auf dem Foto noch eine Rolle spielt. Dabei ist es wichtig, genügend Abstand zum Rastplatz zu halten, denn Naturschutz ist immer von größerer Bedeutung als die Interessen des Fotografen.
Obwohl diese Position und die Menge der anwesenden Watvögel die besten Möglichkeiten bieten, ist die beschriebene Herangehensweise natürlich auch anderswo von Nutzen. Beispielsweise in Feuchtgebieten, wo sich im März und April Tausende von Uferschnepfen und Kampfläufern aufhalten, die gerade aus ihren Winterquartieren zurückgekehrt sind. Oder denken Sie an die großen Schwärme von Kiebitzen, die gemeinsam überwintern. Wenn Vögel in großer Zahl aufsteigen, weil sich ein Beutegreifer nähert, verschmelzen ihre Unterseiten oft mit dem hellen Himmel. Verfolgen Sie dann die fliegende Gruppe mit Ihrer Kamera bis zum plötzlichen Schwenk, der ihre fotogene Oberseite sichtbar macht.
Wenn Sie eine lange Belichtungszeit verwenden und einen Schwarm von Austernfischern mit der Kamera verfolgen, können Sie ein dynamisches Bild erzeugen. Marcel van Kammen, 20. Januar, 700 mm, 1/30 s, Blende 22, ISO 500.
Ein farbenprächtiger Sonnenuntergang taucht das Foto dieses Austernfischerschwarms über dem Wattenmeer in eine besondere Atmosphäre. Marcel van Kammen, 20. Januar, 500 mm, 1/500 s, Blende 5,6, ISO 500.
Mit einer längeren Belichtungszeit können Sie die Dynamik und die Unruhe in einer Gruppe von Austernfischern einfangen. Marcel van Kammen, 3. Januar, 700 mm, 1/8 s, Blende 20, ISO 160.
Marcel van Kammen
Die Uferschnepfe ist der Nationalvogel der Niederlande. Rund 85 Prozent aller Uferschnepfen weltweit brüten in den Niederlanden. In den vergangenen Jahrzehnten ist der Bestand der Art, die für die sich ständig verändernde Polderlandschaft charakteristisch ist, leider stark zurückgegangen. Die Uferschnepfe kommt normalerweise Ende Februar oder Anfang März in ihr niederländisches Brutgebiet. Zunächst versammeln sich die Vögel in großen Gruppen im ganzen Land, aber in den folgenden Wochen ziehen sie sich alle in ihre eigenen Reviere zurück, woraufhin Balz, Revierkämpfe, Paarung und Brut beginnen. Der Frühling wird in den Brutgebieten mit dem Ruf »grütto-grütto« eingeläutet – daher heißt dieser Vogel auch grutto auf Niederländisch. Uferschnepfen sind ein beliebtes Fotomotiv, da sie im Allgemeinen kaum Scheu zeigen, während der Brutzeit oft Pfähle oder Zäune als Ausguck nutzen und den ganzen Tag über aktiv sind.
An kalten Frühlingsmorgen sind Wiesen oft mit Tautropfen bedeckt. Wenn man sie im Gegenlicht in tiefer Aufnahmeposition fotografiert, kann man damit eine zauberhafte Atmosphäre kreieren. Marcel van Kammen, 4. Mai, 700 mm, 1/1250 s, Blende 7,1, ISO 640.
Uferschnepfen haben es heutzutage schwer in der modernen Agrarlandschaft. Da sowohl der Vogel als auch die Mähmaschine im Hintergrund zu sehen sind, erzählt das Foto eine Geschichte. Marcel van Kammen, 4. Juni, 500 mm, 1/60 s, Blende 14, ISO 800.
Die Uferschnepfe ist ein echter Wiesenvogel. Sie bevorzugt Feuchtwiesen mit vielen Blumen und Kräutern. Die meisten niederländischen Uferschnepfen kommen in den Poldern von Südholland, Nordholland, Utrecht und Friesland vor, beispielsweise dem Arkemheenpolder, dem Workumerwaard in Friesland und den Feuchtwiesen in der Region Zaanstreek. In Deutschland ist sie vor allem im Nordwesten der Norddeutschen Tiefebene zu finden, insbesondere auf den Ostfriesischen Inseln, dem Küstenbereich und den Marschen sowie an den Unterläufen der Flüsse Elbe, Weser und Ems, sowie an der schleswig-holsteinischen Wattenmeerküste.
Die Uferschnepfe ist ein stattlicher Vogel, wenn sie keck auf einem Ausguck sitzt und über ihr kleines Reich wacht. In Balzzeit und Brutperiode sorgt sie bei der Partnersuche und beim Beschützen des Nestes und der Küken für jede Menge Spektakel und Action. Von der Uferschnepfe auf ihrem obligatorischen Pfahl existieren schon tausende Bilder. Wenn man jedoch ihren Lebensraum, die Feuchtwiese mit Blumen und Kräutern, ins Bild einbezieht, wertet dies die Szene mit einer wunderbaren Frühlingsatmosphäre auf.
Eine Uferschnepfe schüttelt nach einem heftigen Regenschauer das Wasser ab. Marcel van Kammen, 5. Juni, 700 mm, 1/320 s, Blende 5,6, ISO 640.
Uferschnepfen fühlen sich in blumenreichen Feuchtwiesen wohl, wo es reichlich Insekten für die Küken gibt. Marcel van Kammen, 3. Mai, 700 mm, 1/1250 s, Blende 8, ISO 1250.
Ende März oder Anfang April beginnen die Paare in der Regel damit, ihr eigenes Revier zu verteidigen, und die Männchen umwerben voller Leidenschaft die Weibchen. Konkurrierende Männchen werden verjagt, andere Weibchen nicht selten gewaltsam vertrieben, und die Vögel verfolgen einander im Tiefflug über die Wiesen. Die Küken sind unglaublich niedlich. Die kleinen Flaumkugeln auf ihren grotesk langen Beinen zaubern mit ihren Quietschgeräuschen und dem tollpatschigen Verhalten jedem ein Lächeln ins Gesicht. Sie zu fotografieren ist ein echtes Vergnügen.
Im zeitigen Frühjahr wird gebalzt und sich gepaart, was das Zeug hält, um für Nachwuchs zu sorgen. Marcel van Kammen, 14. April, 700 mm, 1/125 s, Blende 5,6, ISO 1250.