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Nicht ohne Grund ist die Makrofotografie ein so beliebtes Fotogenre: Ein Schritt in die Natur hinaus genügt und Hunderte von dankbaren Motiven warten nur darauf fotografiert zu werden. Dieses Praxisbuch geht auf alle Formen der Nah- und Makrofotografie in Flora und Fauna ein. Die Autoren, allesamt namhafte Naturfotografen und Fototrainer, zeigen, wie Sie sowohl mit neuen als auch mit etablierten Aufnahmetechniken und Tools optimale Ergebnisse erzielen können. Sie unterstützen Sie bei der Wahl von Kamera, Objektiv und Zubehör und vermitteln Ihnen die Kenntnisse, die für eine präzise Fokussierung, die Beherrschung der Schärfentiefe und die wirkungsvolle Lichtsetzung erforderlich sind. Darüber hinaus erfahren Sie, wie Sie Ihren Bildern mithilfe einer durchdachten Bildgestaltung Spannung und Tiefe verleihen können. Besondere Kreativtechniken helfen Ihnen dabei, außergewöhnliche Bilder zu schaffen, die die Betrachter in ihren Bann ziehen.
Für die Zweitauflage wurden die technischen Informationen zur Ausrüstung und Aufnahmetechnik auf den aktuellen Stand gebracht.
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Seitenzahl: 275
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Daan Schoonhoven ist begeisterter Naturfotograf und entwickelt schon seit über 15 Jahren Konzepte für die Naturfotografie, um sie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. So ist er Betreiber der niederländischen Fotografen-Communitys www.nederpix.nl und www.birdpix.nl sowie Gründer der Naturfoto-Organisationen PiXFACTORY und der Bildagentur Buiten-Beeld. Bei seiner eigenen fotografischen Arbeit bleibt Daan seiner ersten Liebe treu, der Vogelwelt. Gemeinsam mit den besten Naturfotografen der Niederlande gibt er praxis- und lösungsorientierte Fotofachbücher heraus, die der dpunkt.verlag dem deutschen Publikum in Übersetzungen zugänglich macht. Alle Titel sind von unterschiedlichen Fotografen geschrieben, die dem Leser ihr Expertenwissen vermitteln und mit ihren besten Fotos zeigen, wie man dieses in gelungene eigene Bilder umsetzt. Sie sind auch auf www.natuurfotografie.nl zu finden, einer weiteren von Daan betriebenen Website, wo sie Fototipps veröffentlichen und Fotoworkshops anbieten.
Zu diesem Buch – sowie zu vielen weiteren dpunkt.büchern – können Sie auch das entsprechende E-Book im PDF-Format herunterladen. Werden Sie dazu einfach Mitglied bei dpunkt.plus+:
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Daan Schoonhoven (Hrsg.)
Naturmotive im Detail fotografieren
Übersetzung aus dem Niederländischen von Volker Haxsen
2., aktualisierte Auflage
Daan Schoonhoven
Lektorat: Rudolf Krahm
Lektoratsassistenz: Anja Weimer
Übersetzung: Volker Haxsen
Copy-Editing: Friederike Daenecke, Zülpich
Layout & Satz: Birgit Bäuerlein
Herstellung: Stefanie Weidner
Umschlaggestaltung: Helmut Kraus, www.exclam.de, unter Verwendung eines Fotos von Michiel Schaap
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN:
978-3-86490-890-3
978-3-96910-739-3
ePub
978-3-96910-740-9
mobi
978-3-96910-741-6
2., aktualisierte Auflage 2022
Translation Copyright für die deutschsprachige Ausgabe © 2022 dpunkt.verlag GmbH
Wieblinger Weg 17 · 69123 Heidelberg
Copyright der niederländischen Originalausgabe © 2020 by Uitgeverij Birdpix/Nederpix (PixFactory)
Copyright für die Fotos: Fotografen wie angegeben
Titel der Originalausgabe: Praktijkboek Macrofotografie – Laten zien wat je niet zien
PiXFACTORY, Watergoorweg 104, 3861 MA Nijkerk
ISBN: 978-90-79588-305
Hinweis:
Der Umwelt zuliebe verzichten wir auf die Einschweißfolie.
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Eintagsfliege | 18.8.2012 | Leon Baas | Canon EOS 7D mit Canon EF 100 mm 1:2,8 L Macro IS USM, 1/250 s, Blende 5,0, ISO 100
1Ausrüstung
Paul van Hoof
1.1Kameras
1.2Makros mit einer Kompaktkamera
1.2.1Makroeinstellung
1.3Smartphone
1.4Vollformat- oder Crop-Kamera?
1.5Spiegelreflex- oder spiegellose Systemkamera?
1.6Objektive
1.6.1Objektive mit Makroeinstellung
1.6.2Makroobjektive
1.6.3Teleobjektive
1.7Brennweite
1.7.1Vergrößerung und Arbeitsabstand
1.7.2Hintergrund
1.7.3Weitwinkel-Makros
1.8Ist die Bildstabilisierungsfunktion sinnvoll?
1.9Zubehör
1.9.1Vorsatzlinsen
1.9.2Zwischenringe
1.9.3Balgengerät
1.9.4Telekonverter
1.9.5Retroadapter
1.9.6Kombinationen
Vor- und Nachteile der diversen Makrofotografie-Methoden
Extreme Makroobjektive
Text: Jaap Schelvis und Bob Luijks
2Schärfe
Paul van Hoof
2.1Schärfentiefe
2.2Blende
2.3Brennweite
2.4Fokussieren
2.4.1Autofokus oder nicht?
2.4.2Makroschlitten
Tiefe Kamerastandpunkte
2.4.3Live-View
2.4.4Abstützen
Abstützen oder nicht?
Interview mit Paul van Hoof
2.4.5Bohnensack
2.4.6Stativ
2.4.7Stativkopf
2.4.8Schnellkupplung
2.5Vermeiden von Erschütterungen
2.5.1Fernauslöser
2.5.2Spiegelvorauslösung
Focus-Stacking
3Licht und Beleuchtung
Paul van Hoof und Leon Baas
3.1Belichtung
3.2Natürliches Licht
3.2.1Direktes Sonnenlicht
3.2.2Bewölkung
3.2.3Schatten
3.3Besondere Lichtsituationen
3.3.1Streiflicht
3.3.2Gegenlicht
3.3.3Hintergrundlicht
3.3.4Silhouetten
3.4Blitzlicht
3.4.1Blitzgerättypen
3.4.2TTL oder manuell
3.4.3Direktes Blitzen
3.4.4Blitz-Diffusoren
3.4.5Aufhellblitz
3.4.6Mehrere Blitzgeräte
3.4.7Gegenlichtblitz
3.5Weitere künstliche Lichtquellen
3.5.1Taschenlampen
Einsatz von Reflektoren
4Freigestellte Bilder aus dem Freilandstudio
Joris van Alphen
4.1Was brauchen Sie?
4.1.1Weißer Hintergrund
4.1.2Blitze und deren Fernauslösung
4.1.3Diffusor für das frontale Licht
4.2Wie funktioniert das Ganze?
4.3Schritt für Schritt
Tipps für die Nachbearbeitung in Lightroom …
… und in Photoshop
4.4Anordnungen
4.4.1Standardanordnung bei Pflanzen oder Tieren auf Pflanzen
4.4.2Anordnung bei transparentem Untergrund
4.4.3Lichtanordnung bei schwarz glänzendem Motiv
4.4.4Leuchtplatte
4.4.5Aquarium/Fotoküvette
5Bildkomposition
Ron Poot
5.1Bildrahmen
5.2Platzierung des Hauptmotivs
5.3Hoher oder tiefer Standpunkt
5.4Abbildungsmaßstab festlegen
5.4.1Detailaufnahme
5.4.2Naturgetreue Abbildung
5.4.3Das Motiv in seiner Umgebung
5.5Flecken und Flächen
5.6Die Kraft der Wiederholung
5.7Linienführung beachten
6Kreative Makrofotografie
Ron Poot
6.1Persönliche Entwicklung als Fotograf
6.2Abstraktion
6.3Spielen mit Unschärfe
6.4Spielen mit Farbe
6.5Spielen mit Licht
6.6Spielen mit Rahmen
6.7Spielen mit Formen
Bokeh
Text und Fotos: Johannes Klapwijk
Interview mit Loulou Beavers
Interview Misja Smits
7Vorbereitungen
Jaap Schelvis
7.1Timing
7.2Verbreitung
7.3Kenntnisse über Ökologie, Verhalten und Lebensraum
7.4Wetterbericht
7.5Was nimmt man mit?
7.6Nützliche Apps für die Makrofotografie
7.6.1Wetter-Apps
7.6.2Optimales Licht
7.6.3Fotografie-Apps
7.6.4Sichtungen
7.7Komfort
8Schmetterlinge
Jaap Schelvis
8.1Lebenszyklus
8.2Artenvielfalt
8.3Schmetterlingseier
8.4Raupen
8.5Puppen
8.6Schmetterlinge
9Libellen
Arjen Drost
9.1Eiablage
9.2Der Beginn des Libellenlebens
9.3Ausgewachsene Libellen
9.4Flugbilder
9.5Objektivwahl
9.6Libellen über das ganze Jahr
10Amphibien und Reptilien
Paul van Hoof
10.1Amphibien
10.2Reptilien
10.3Annäherung
10.4Standpunkt
Laubfrosch
Blaue Moorfrösche
10.5Über Wasser
10.6Unter Wasser
10.7Aquarium oder Fotoküvette
10.8Nachts unterwegs
Froschlaich
11Flora
Ron Poot
11.1Blumen
11.2Einige Blüten
11.3Augenhöhe
11.4Viele Blüten
11.5Grünpflanzen
11.6Umgebung einbeziehen
11.7Wind
11.8An einem Sommertag
11.9Moose
12Pilze
Ron Poot
12.1Pilze
12.2Hilfsmittel
12.3Bei der Arbeit
12.4Schärfe gestalten
12.5Lichtführung
12.6Abstraktion
12.7Flechten
13Weitere Tiere
Jaap Schelvis
13.1Spinnen
13.2Käfer
13.3Heuschrecken
13.4Fliegen, Hummeln, Bienen und Wespen
13.5Schnecken
Arbeitsweise von Leon Baas in der Natur
14Verantwortungsvolle Makrofotografie
Ron Poot
14.1Verhalten in der Natur
14.2Regeln und Gesetze
14.3Störung von Pflanzen und Tieren
14.4Manipulationen in der Natur
Kennzeichnung
Kategorie 1: Unberührt
Kategorie 2: Natürlich
Kategorie 3: Wild und kontrolliert
Kategorie 4: Gefangenschaft
Kategorie 5: Montage
14.5Manipulationen in der Bildbearbeitung
15Fotokalender Frühling
16Fotokalender Sommer
17Fotokalender Herbst
18Fotokalender Winter
Index
Fotografenindex
… zur deutschen Ausgabe
In seiner Heimat hat sich das »Praxisbuch Makrofotografie« des niederländischen Nederpix-Autorenteams als einer der beliebtesten und erfolgreichsten Titel der Buchreihe erwiesen. Kein Wunder, denn schon beim Durchblättern erkennt man, mit welcher Liebe zum Detail nicht nur die Fotos entstanden sind, sondern auch das Buch geschrieben, layoutet und illustriert wurde. So haben die Autoren und Fotografen zum wiederholten Mal bewiesen, dass das Ganze aus mehr als der Summe seiner Teile besteht.
Übersetzer und Lektorat haben das Buch behutsam an deutsche Verhältnisse angepasst, aber die niederländischen Informationen beibehalten, sofern sie interessante Einblicke gewährten. So wurden Informationen über die Tier- und Pflanzenarten aktualisiert und Internet-Ressourcen durch deutsche Pendants ergänzt. Das Layout des Originals wurde weitgehend übernommen und subtil an das Buchformat und die deutsche Textmenge angepasst.
Mehrmals haben wir im Buch angemerkt, dass das Melden von gesichteten Spezies im Internet eine Kehrseite haben kann, wenn die Naturfreunde anderntags scharenweise vor Ort erscheinen. Ich appelliere daher an Ihr Verantwortungsbewusstsein als Naturfreund und lege Ihnen Kapitel 14, »Verantwortungsvolle Makrofotografie«, ganz besonders ans Herz.
Für diese zweite Auflage wurden die technischen Informationen bezüglich Ausrüstung und Aufnahmetechnik sowie die Informationsquellen wie Apps und Websites auf den neuesten Stand gebracht.
Und nun wünsche ich Ihnen viel Erfolg und Inspiration bei der Lektüre.
Rudolf Krahmdpunkt.verlagJanuar 2022
Dieses Buch ist eine wahre Teamleistung, bei der die Autoren und Lektoren bis ans Äußerste gegangen sind, um ein Spitzenbuch abzuliefern. Dank der modernen Kommunikationsmittel, wie dem Arbeiten in der Cloud, ist es möglich, auch über große Entfernungen hinweg zusammenzuarbeiten.
Ich bedanke mich bei den Autoren Paul van Hoof, Ron Poot und Jaap Schelvis. Sie haben den Großteil der Kapitel geschrieben, die dieses Buch prägen, und haben ein besonderes Lob für ihren großen Einsatz und die Ausdauer verdient. Auch den anderen Autoren (siehe Inhaltsverzeichnis) bin ich für ihre Bereitschaft, ihr Wissen weiterzugeben, sehr dankbar. Yoola de Lusenet hat mit ihrem reichen Erfahrungsschatz viel zur Lesbarkeit dieses Buchs beigetragen und Arno ten Hoeve hat daraus ein Kunstwerk gemacht. Beiden danke ich dafür hiermit ausdrücklich. Vor allem die Bilder in diesem Buch springen ins Auge: farbenprächtig, vielfältig und von unglaublicher Schönheit. Den Fotografen, die ein oder mehrere Bilder beigesteuert haben, bin ich sehr dankbar. Ich hoffe, dass sie es als Anerkennung ihrer Arbeiten auffassen.
Ich wünsche Ihnen sowohl viel Lesevergnügen als auch Erfüllung beim Fotografieren.
Daan SchoonhovenAugust 2021
Zootiere und Vögel mögen niedlich und leicht wiederzuerkennen sein und finden entsprechend Beachtung. Doch viel unbekannter, verborgener und doch so nah ist eine Welt voller ungeahnter Schönheit und Vielfalt. Es gibt Hunderttausende Arten von Blumen, Insekten, Moosen, Pilzen und zahllosen anderen Lebensformen: Biodiversität in voller Pracht. Makrofotografen sind Botschafter dieser Welt, die vielen verborgen bleibt: Sie zeigen, was andere nicht sehen.
Die Makrofotografie ist ein Gebiet, bei dem es auf das genaue Beobachten ankommt. Dieses Praxisbuch richtet sich an Naturfotografen, die das zum Vorschein bringen wollen, was meist verborgen bleibt, damit sie sich noch besser in der Welt der kleinen Dinge zurechtfinden können.
Der Begriff Makrofotografie ist für viele verwirrend. Die Motive sind zwar überwiegend klein, doch definiert sich diese Art der Fotografie nicht über die Motive, wie es bei der Landschafts- oder Vogelfotografie der Fall ist. Sie definiert sich vorrangig über die Vorgehensweise: kleine Objekte oder Details von größeren Objekten groß ins Bild zu setzen. Streng genommen spricht man von Makrofotografie, wenn das Motiv im Verhältnis 1:1 auf Sensor oder Film abgebildet wird. Wird es sogar vergrößert, spricht man von Mikrofotografie.
In diesem Buch lassen wir diese Begriffe so stehen, da sie in der Praxis letztendlich irrelevant sind. Trotzdem geht dieses Buch über die einfachen Nahaufnahmen in der Natur hinaus. Ganz gleich, ob das Foto nun mithilfe eines Makroobjektivs, einer Kompaktkamera mit Makrofunktion oder einem Teleobjektiv mit entsprechendem Zubehör entsteht, sprechen wir hier immer von Makrofotografie, da sich dieser Begriff für stärkere Nahaufnahmen eingebürgert hat.
Die Motive sind in der Makrofotografie häufig zum Greifen nah, stellen aber häufig größere Herausforderungen dar, wenn die Ergebnisse ansprechend sein sollen. Diese Herausforderungen bilden den Leitfaden für dieses Buch. Schärfe bzw. Unschärfe und Licht bzw. Belichtung sind die Grundlagen eines gelungenen Fotos. Technische Herausforderungen bestehen in der Makrofotografie beispielsweise in der äußerst geringen Schärfentiefe oder in Bewegungen, die durch die Objekte selbst oder den Wind entstehen. Schnell kommt es auch dazu, dass man eigentlich mehr Licht bräuchte. Welche Ausrüstung, Hilfsmittel und Techniken Ihnen helfen, diese Herausforderungen zu meistern, zeigen wir Ihnen in den ersten vier Kapiteln.
Man mag ein Foto zwar technisch perfekt umsetzen, doch wie lässt man ein Bild entstehen, das den Betrachter auch gefühlsmäßig anspricht? Die enorme Vielfalt an Arten, Farben und Formen der Natur ist eine riesige Schatzkammer, aus der man sich bedienen kann. Die Möglichkeiten sind schier endlos, doch wie findet man eine starke Bildkomposition oder eine kreative Perspektive? Das erfahren Sie in den Kapiteln 5 bis 7. Jede Gattung bringt ihre eigenen Besonderheiten mit sich. Wann und wo findet man bestimmte Arten? Wie nah kann man den Tieren kommen, ohne sie zu stören? Welches charakteristische Verhalten lohnt sich besonders zu fotografieren? Wo legt man die Schärfe hin? Für die beliebtesten Gattungen behandeln wir dies in den Kapiteln 8 bis 13 und illustrieren spezielle Möglichkeiten und die damit verbundenen Herausforderungen.
Abschließend wenden wir uns ethischen Fragen rund um die Makrofotografie zu: Was darf man als Fotograf in der freien Natur? Am Ende des Buches finden Sie noch einen Makrofotografiekalender, mit dem Sie eine Vorstellung davon bekommen, was Sie zur jeweiligen Jahreszeit fotografieren können.
Alle Aspekte der Makrofotografie kommen also zur Sprache. Dennoch gibt es einen Aspekt, den man nicht aus einem Buch lernen kann: das eigene Erleben. Bei stimmungsvollem Mondlicht, an der frischen Luft und mit einem Vogelkonzert im Hintergrund äußerst konzentriert eine Blume oder ein Insekt zu fotografieren, das lässt sich kaum übertreffen. Wir wünschen Ihnen von Herzen, dass Sie durch dieses Buch ebenfalls zu solchen wundervollen Erlebnissen kommen.
Diese extrem vergrößernde Aufnahme einer Blattlaus entstand mit dem Lupenobjektiv Canon MP-E65.| Buren | 25.9.2010, 15:02 Uhr | Leon Baas | Canon EOS 7D mit 1 – 5-fach-Lupenobjektiv Canon MP-E65 mm 1:2,8, 1/50 s, Blende 10, Blitz
Paul van Hoof
Das Schöne an der Makrofotografie ist, dass man leicht den Einstieg findet. Überall lassen sich tolle Motive finden, die man auch mit einer einfachen Kamera erfassen kann. Die Vielfalt an technischen Möglichkeiten, Makrofotografie zu betreiben, bietet für jeden Geldbeutel etwas. Es ist vor allem entscheidend, was genau Sie erreichen möchten: Möchten Sie ein Libellenauge formatfüllend abbilden? Oder wollen Sie eine Nahaufnahme eines Pilzes machen, auf der man den Wald im Hintergrund erkennt? Nicht alle Fotos lassen sich auf die gleiche Weise und mit der gleichen Ausrüstung realisieren, doch schon mit ein paar einfachen Hilfsmitteln und etwas Kreativität lässt sich viel erreichen, auch ohne größere Ausgaben.
In diesem Buch geht es in erster Linie um Makrofotografie mit Spiegelreflex- und Systemkameras. Diese bieten seit jeher die meisten Möglichkeiten, vor allem wegen der auswechselbaren Objektive. Kompaktkameras hingegen haben ein fest eingebautes Objektiv und sind in der Regel noch kleiner. Eine Zwischenform ist die Bridgekamera, ebenfalls mit eingebautem Objektiv, aber mehr Funktionen und Einstellmöglichkeiten. Im Prinzip lassen sich mit allen Kameras von vernünftiger Qualität, bei denen Sie eigene Einstellungen vornehmen können, Makrofotos machen, aber die Möglichkeiten sind unterschiedlich. Es macht einen Unterschied, ob Sie das Objektiv wechseln und bestimmtes Zubehör einsetzen können. Welche Bildwirkung von einem Objektiv ausgeht, hängt letztlich auch von der Sensorgröße ab.
Unter identischen Aufnahmebedingungen ergibt der kleinere Sensor, einfach gesagt, einen kleineren Ausschnitt des Bildes eines größeren Sensors. Daher scheint es so, als würde man in das Bild hineinzoomen. Umkehrt verhält es sich so, dass die Kamera mit einem kleineren Sensor eine kürzere Brennweite benötigt, wenn Sie ein Motiv in einem bestimmten Abstand bildfüllend darstellen möchten. Dies kann sich sowohl als Vor- als auch als Nachteil erweisen, je nachdem wie man sein Bild gestalten möchte.
Vergleich der Sensorformate von außen nach innen: »Vollformat«: Die Sensorgröße entspricht dem analogen Kleinbildformat (24 × 36 mm) und nutzt den Bildkreis der Objektive voll aus. Mit APS-C bezeichnet man die Sensoren mit einem Crop-Faktor von etwa 1,5 (ca. 16 × 24 mm). Systemkameras mit Sensoren im Micro-Four-Thirds-Format (MFT) haben einen Crop-Faktor von 2,0 (ca. 13 × 17,3 mm), sogenannte Edelkompaktkameras (z. B. Sony RX100-Serie, Canon G9X) einen von 2,7 (9 × 13 mm). Bei einfacheren Modellen oder Smartphone-Kameras ist der Sensor noch kleiner und der Crop-Faktor meist größer als 4.| Buchen-Schleimrüblinge mit Fliege | Paul van Hoof
Viele Kompaktkameras lassen sich bei sehr kurzem Motivabstand noch scharfstellen und ermöglichen schöne Makroaufnahmen wie von diesem Braunen Bären. | Hafengebiet von Antwerpen | 12.8.2010, 8:36 Uhr | Vincent Rijnbende | Canon Powershot A710 IS, 5,8 mm, 1/160 s, Blende 4,5, ISO 200
In diesem Kapitel werden nun die Möglichkeiten der gängigsten Kameratypen und deren Objektive besprochen: die der Kompaktkameras und die der Systemkameras mit und ohne Spiegel. Im Grunde gelten die optischen Prinzipien für alle Kameratypen. Welche Kamera für welchen Einsatzzweck die geeignetere ist, hängt in erster Linie von Ihrer Art der Makrofotografie ab. Da es an Kameratypen nicht mangelt, ist die Auswahl auch eine Frage des persönlichen Geschmacks, des Gewichts und letztlich auch des Geldbeutels.
Mit einer aktuellen Kompaktkamera können Sie in der Regel gut Makrofotografie betreiben. Sie ermöglicht Ihnen mitunter Aufnahmen, die z. B. mit einer Spiegelreflexkamera nicht gelingen! Allerdings sollte man beachten, dass die angegebene Naheinstellgrenze nur für die Weitwinkelposition gilt. Außerdem läuft man aufgrund der extremen Nähe Gefahr, das Motiv abzuschatten (besonders bei Blitzeinsatz) und kleine Tiere in die Flucht zu schlagen.
Es gibt Dutzende von Kompaktkameras am Markt, die allesamt ähnlich sind: ein fest eingebautes Objektiv und ein kompaktes Gehäuse. Kompaktkameras benötigen außerdem keine großen Objektive und lassen sich daher einfach mitnehmen. Früher wurde man mit einer Kompaktkamera oft belächelt, was heute nicht mehr der Fall ist. Da sich die Qualität der Sensoren und Objektive massiv verbessert hat, sind die hochwertigeren Modelle den Spiegelreflexpendants fast ebenbürtig. Der Umgang mit ihnen unterscheidet sich jedoch wesentlich.
Um Ihr Motiv möglichst groß ins Bild zu bekommen, können Sie das Zoomobjektiv weit hinausfahren und so dicht herangehen, wie es dann noch geht. Doch gerade dann ist der nötige Abstand meist zu groß, um ein kleines Objekt bildfüllend darzustellen. Aus diesem Grund haben die meisten Kompaktkameras eine spezielle Makroeinstellung (meistens durch eine Blume symbolisiert), mit der man viel näher an sein Objekt heranrücken kann. So gelingen schnell Aufnahmen von kleinen Motiven.
Sich seinem Motiv auf diese Weise bis auf wenige Zentimeter zu nähern, kann allerdings den Nachteil mit sich bringen, dass man den Kameraschatten auf das Motiv wirft. Außerdem lassen sich viele Insekten nicht aus solcher Nähe fotografieren, sodass in solchen Fällen viel Geduld und Beharrlichkeit angesagt sind.
Kompaktkameras haben, wie gesagt, einen ziemlich kleinen Sensor. Daran ist im Prinzip nichts auszusetzen, da die Anzahl an Megapixeln in der Regel für gute Fotos völlig ausreicht.
Ein kleinerer Sensor kann ein ganz anderes Bild ergeben als ein großer. Um nämlich bei gleichem Abstand einen Gegenstand in gleicher Größe abzubilden, braucht man mit einem kleinen Sensor eine kürzere Brennweite. Dadurch erhält man mehr Schärfentiefe.
Mit einer Kompaktkamera kann man ganz einfach in der Nähe fokussieren. Durch den relativ großen Bildwinkel wird relativ viel Umgebung mit erfasst: perfekte Voraussetzungen für eine Makro-Weitwinkelaufnahme.| Queller | Terschelling | 1.10.2011, 15:50 Uhr | Ron Poot | FinePix HS10 HS11 mit 4,2 mm, 1/400 s, Blende 5,6, ISO 100
Versuch einer Differenzierung. Die Pilze wurden mit einer Spiegelreflex- (links) und einer Kompaktkamera (rechts) jeweils etwa gleich groß abgebildet. Die eingestellte Blende war jeweils gleich. Im rechten Bild erkennen Sie zum einen, dass die Schärfentiefe viel größer ist und dass zum anderen der hinterste Pilz kleiner abgebildet ist als im linken Bild. Dies ist eine Folge der kurzen Brennweite (Schärfentiefe) und des geringeren Aufnahmeabstands
Man nennt dies gelegentlich »Weitwinkeleffekt«. Dies führt dazu, dass Sie mit einer Kompaktkamera nah herangehen und gleichzeitig noch viel von der Umgebung scharf abbilden können. Dies wirkt sich bei Übersichtsaufnahmen mit großem Bildwinkel günstig aus und erlaubt Bilder, die so mit einer Spiegelreflexkamera nicht möglich sind!
Um einen Bildausschnitt zu bekommen, der dem eines 50-mm-Normalobjektivs bei Vollformat entspräche, reichen bei einer Kompaktkamera leicht 10 mm Brennweite. Doch Achtung: Der Bildausschnitt der Kompaktkamera mag in diesem Fall dem 50-mm-Normalobjektiv entsprechen, doch die optischen Eigenschaften der Brennweite von 10 mm sind andere. In Sachen Schärfentiefe entsprächen sie beim Vollformat einem 10-mm-Ultraweitwinkel, also viel mehr als bei der Normalbrennweite von 50 mm.
Ein Smartphone ist eine vollwertige Alternative zu einer Kompaktkamera. Sein Vorteil ist, dass man es immer dabei hat und mit seiner kompakten Größe bequem unter das kleinste Motiv kommt. Beim Fokussieren hat die Kamera oft Probleme, schalten Sie daher auf den manuellen Fokus um. Sie kommen nicht nah genug heran? Es sind verschiedene Vorsatzlinsen erhältlich, die Ihr Smartphone um viele Funktionen erweitern.
(kleinerer Pilz hinten), um mit dem kleineren Sensor auf einen vergleichbaren Bildausschnitt zu kommen. Die linke Aufnahme entstand mit einer Brennweite von 100 mm in einem Abstand von 50 cm; die rechte mit 6,1 mm Brennweite (Vollformat-/Kleinbildäquivalent von 28 mm).| Gemeiner Trompetenschnitzling | Leeuwarden | 5.1.2014, 11:34 Uhr| Jaap Schelvis
Direkter Vergleich von Vollformat- und Crop-Kamera bei gleicher Brennweite und Blende. Aufnahme 1 entstand mit einer Vollformatkamera. Der weiße Rahmen zeigt den Ausschnitt, den eine APS-C-Kamera erzeugen würde. In Aufnahme 2 ist der Rahmen als ganzes Bild gezeigt. Aufnahme 3 zeigt schließlich den gleichen Bildaussschnitt wie Aufnahme 2, jedoch mit der Vollformatkamera, mit der dichter an das Motiv herangerückt werden musste. Dadurch ergibt sich wiederum mehr Unschärfe in der Bildumgebung. | Großer Blaupfeil | La Brenne (Frankreich) | Paul van Hoof | 27.5.2013, 6:56 Uhr | Nikkor 105 mm 1:2,8, Blende 3,0
Die Frage, ob in der Makrofotografie eine Vollformat- oder eine günstigere und leichtere Crop-Kamera geeigneter ist, lässt sich nicht so leicht beantworten. Die Crop-Kameras haben kleinere Sensoren als die Vollformatkameras, deren Sensorgröße den analogen Kleinbildnegativen oder -dias entspricht. Beim Einsatz der gleichen Brennweiten ergibt sich bei Crop-Kameras dadurch ein Ausschnitt (engl. crop) des Bildes einer Vollformatkamera und man erhält eine stärkere Vergrößerung. Was die Vergrößerung betrifft, ist die Crop-Kamera somit im Vorteil. Um dieser Vergrößerung entgegenzuwirken, werden eigens für Crop-Kameras geeignete Objektive produziert, die meist kleiner und günstiger sind als ihre Pendants für Vollformatkameras.
Der Einsatz von Vollformatobjektiven an Crop-Kameras bringt allerdings einen Vorteil mit sich: Da der Rand ihres Bildkreises nicht genutzt wird, werden auch die Abbildungsfehler mit abgeschnitten, unter anderem Randunschärfen durch Vorsatzlinsen oder Vignetterierungen (Randabdunklungen) durch Zwischenringe.
In Sachen Schärfentiefe liegen die Dinge anders. Stellen Sie sich vor, Sie wollten ein Foto von einer Libelle machen. Sie stehen in einigem Abstand mit einer APS-C-Kamera auf dem Stativ und wählen den Bildausschnitt so, dass die Libelle etwa 50 % der Breite des Bildes ausfüllt. Nun montieren Sie dasselbe Objektiv auf eine Vollformatkamera und schauen durch den Sucher. Was sehen Sie? Die Libelle wird im Bild kleiner dargestellt und nimmt nur noch 35 % der Bildbreite ein. Um wieder auf 50 % zu kommen, müssten Sie heranzoomen (größere Brennweite) oder mit der Kamera näher herangehen. In beiden Fällen wird der Hintergrund ruhiger. Um also Objekte von der Umgebung besser zu isolieren und ruhige Hintergründe zu erzielen, eignet sich die Vollformatkamera besser.
Neben der Entscheidung für eine Sensorgröße haben Sie auch die Wahl zwischen einer Spiegelreflexkamera und einer Systemkamera ohne Spiegel. Beide Kameratypen sind in Vollformat- und Crop-Versionen erhältlich. Wenn Größe und Gewicht wichtige Kriterien sind, sind die spiegellosen Crop-Versionen mit ihrer geringen Größe eine attraktive Wahl. Spiegellose Systemkameras haben noch mehr Vorteile als Spiegelreflexkameras. So können Sie z. B. immer live durch den elektronischen Sucher oder auf dem LCD-Bildschirm sehen, wie sich die Einstellungen auf Ihr Bild auswirken. Schärfentiefe, Farbe und Belichtung lassen sich so bereits steuern, sodass z. B. ausgefressene Lichter viel seltener vorkommen.
Außerdem können Sie das Bild im elektronischen Sucher vergrößern, um genauer zu fokussieren, was bei Spiegelreflexkameras nur auf dem LCD-Monitor möglich ist. Darüber hinaus können Sie die Option »Fokus-Peaking« verwenden. Farbige Punkte zeigen die scharfen Bildpartien an, was eine präzise Fokussierung ermöglicht.
In der Makrofotografie dreht sich alles um Vergrößerung. Wie stark ein Objektiv vergrößert, hängt vor allem von zwei Dingen ab: von der Brennweite und vom Abstand zum Motiv.
Wie nah man an das Motiv herankommen und es noch scharfstellen kann, wird durch die Naheinstellgrenze bestimmt. Bei Objektiven mit kleinen Brennweiten ist sie geringer und beträgt bei einem Weitwinkelobjektiv ungefähr 30 cm. Bei Teleobjektiven liegt sie meist zwischen einem und fünf Metern.
Viele Objektive lassen sich gut für die Makrofotografie verwenden. Sie eignen sich zwar nicht alle gleich gut, lassen sich aber häufig mit einfachem Zubehör für sie nutzen.
Einige Objektive besitzen eine spezielle Makroeinstellung, wodurch man sie auf kürzere Entfernungen scharfstellen kann und dadurch eine stärkere Vergrößerung erreicht. Der Effekt ist allerdings meist nicht so stark, dass man von »echter Makrofotografie« sprechen kann.
Makroobjektive sind für sehr geringe Aufnahmeabstände entwickelt worden und liefern in diesem Bereich auch ihre größte Schärfe. Auch ohne weiteres Zubehör lassen sich mit ihnen Abbildungsmaßstäbe von 1:1 erzielen. Das bedeutet, dass das Objekt auf dem Sensor ebenso groß abgebildet wird, wie es in Wirklichkeit ist. Einige Makroobjektive gehen sogar noch einen Schritt weiter, bis hin zur 5-fachen Vergrößerung.
Teleobjektive eignen sich gut für Makrofotos. Mit Brennweiten unter 200 mm können sie noch relativ nah fokussieren. Vor der Fotosession sollten Sie die Naheinstellgrenze Ihres Objektivs nachschlagen. Je nach Marke und Modell kann diese unterschiedlich ausfallen. Bei anderen Objektiven können Sie mit Zwischenringen oder einem Telekonverter eine stärkere Vergrößerung erreichen. Mit einem Teleobjektiv lässt sich ein Motiv vor einem unscharfen, ruhigen Hintergrund freistellen. Tiere werden außerdem durch den größeren Aufnahmeabstand weniger leicht verscheucht.
Die Wahl einer bestimmten Brennweite wirkt sich sowohl auf die erzielbare Vergrößerung, die Naheinstellgrenze als auch auf die Menge an Hintergrund aus, den man auf das Bild bekommt.
Vereinfacht gesagt, führt eine längere Brennweite zu stärkerer Vergrößerung. Das heißt, dass man mit einem Teleobjektiv sein Motiv größer im Bild darstellt als mit einem Weitwinkelobjektiv. Je höher die Anzahl an Millimetern Brennweite ist, desto höher ist auch die Vergrößerung. Spezielle Makroobjektive sind, je nach Hersteller, in verschiedenen Festbrennweiten im Bereich von 50 bis 60 mm, 90 bis 105 mm oder 180 bis 200 mm erhältlich. Ganz gleich mit welcher Brennweite diese Makroobjektive arbeiten, erreichen sie ohne weiteres Zubehör einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:1. Was diesen Abbildungsmaßstab betrifft, ist die Brennweite unerheblich; doch je größer sie ist, desto größer ist auch der Abstand, bei dem dieser Abbildungsmaßstab bzw. diese Vergrößerung erreicht wird. Dies ist unter anderem dann von Vorteil, wenn man einen Schmetterling auf einer Blume fotografieren möchte, ohne ihn dabei zu verscheuchen: Bei 200 mm stehen die Chancen dafür besser als bei 50 mm.
Eine Weitwinkelaufnahme eines Wasser-Knöterichs mit einem Objektiv, das sich auch ohne Zwischenringe ziemlich nah fokussieren lässt.| Bergerheide (Niederlande) | 10.6.2010, 13:51 Uhr | Paul van Hoof | Nikon D300 mit Sigma 24 mm 1:1,8 EX, 1/125, Blende 5,6, ISO 200, Winkelsucher
Durch die geringe Schärfentiefe wurde diese Tulpe sehr stark herausgestellt und die sie umgebenden Blüten unscharf abgebildet. | Texel | 8.5.2010, 15:58 Uhr | Paul van Hoof | Nikon D300 mit 200 – 400 mm 1:4 VR auf 310 mm, 1/250 s, Blende 5,6, ISO 400, Stativ, Winkelsucher
In der Tabelle rechts ist ein Vergleich der minimalen Fokusabstände (Naheinstellgrenzen) diverser Brennweiten von Makroobjektiven aufgeführt. Aus ihr gehen die erheblichen Unterschiede in dieser Hinsicht deutlich hervor. Bedenken Sie dabei, dass diese Abstände vom Motiv bis zur Sensorebene gerechnet werden und dass Sie daher den mitunter erheblichen Objektivauszug mitberücksichtigen müssen.
Brennweite des Makroobjektivs
Abstand von Motiv und Sensor bei Naheinstellgrenze (Abbildungsmaßstab 1:1)
60 mm
20 cm
100 mm
30 cm
200 mm
50 cm
Einsatz von Objektiven unterschiedlicher Brennweite bei gleich großer Darstellung des Motivs im Bild. Die blauen Linien zeigen den Bildwinkel eines Teleobjektivs, bei dem der Abstand zum Motiv groß und die Menge an Hintergrund (rot) klein ist. Die schwarzen Linien zeigen den Bildwinkel eines Weitwinkelobjektivs, bei dem der Abstand zum Motiv gering und die Menge an Hintergrund (grün) groß ist.
Mit Buschwindröschen bedeckter Waldboden, mit Weitwinkelobjektiv aufgenommen. Durch die geringe Brennweite und die große Schärfentiefe kommt der ganze Wald mit auf das Bild. | Cannerberg | 19.4.2013, 10:30 Uhr | Paul van Hoof | Nikon D800 mit AF-S Nikkor 16 – 35 mm 1:4 VR auf 17 mm, 1/60 s, Blende 11, ISO 400, Winkelsucher, Stativ
Dieselben Buschwindröschen, mit Teleobjektiv aufgenommen. Perspektive und Schärfentiefe sind nun völlig anders. Die Betonung liegt allein auf den Blumen. | Cannerberg | 19.4.2013, 10:58 Uhr | Paul van Hoof | Nikon D800 mit AF-S Nikkor 200 – 400 mm 1:4 VR auf 290 mm, 1/320 s, Blende 5,6, ISO 400, Winkelsucher, Stativ
Mit zunehmender Brennweite wird der Anteil des Hintergrunds im Bild verringert. Fotografieren Sie ein Motiv bei ansonsten identischen Kameraeinstellungen (vor allem Blende) mit unterschiedlichen Brennweiten so, dass Ihr Motiv im Bild gleich groß dargestellt wird, werden Sie feststellen, dass Sie mit dem Objektiv mit der kürzeren Brennweite näher an Ihr Motiv herangehen müssen. Wenn Sie Ihre Fotos anschließend betrachten, achten Sie vor allem auf den Hintergrund. Ihnen sollte Folgendes auffallen: Wenn Sie mit weniger Millimetern Brennweite fotografieren, bekommen Sie mehr Hintergrund aufs Bild. Dies ist immer dann von Vorteil, wenn Sie mehr Umgebung mit im Bild erfassen möchten. Ihr Bild mit der größeren Brennweite hingegen weist einen kleineren Anteil des Hintergrunds im Bild auf, der außerdem wahrscheinlich unschärfer ist. Auf diese Weise können Sie Ihr Motiv leichter vom Hintergrund isolieren.
Der Einsatz von Objektiven mit großem Bildwinkel liegt in der Landschaftsfotografie auf der Hand. Doch auch in der Makrofotografie kann man mit Weitwinkelobjektiven erstaunliche Resultate erzielen.
In der Landschaftsfotografie versucht man oft, Vordergrundelemente wie Steine oder Äste ins Bild einzubauen. Stellen Sie sich dies einmal in der Makrofotografie vor: ein Insekt auf einer Blume im Vordergrund und die Landschaft im Hintergrund noch erkennbar. Mit solchen Aufnahmen lässt sich zusätzlich der Lebensraum des Insekts mit einbeziehen, anstatt es einfach nur zu dokumentieren. Für eine entsprechend große Darstellung des Insekts müssen Sie ihm allerdings sehr nah kommen. Einige Weitwinkelobjektive lassen sich schon von Haus aus auf unter 20 cm scharfstellen. Möchten Sie noch näher herangehen, können Sie es mit einem kurzen Zwischenring probieren.
Kompaktkameras, die aufgrund ihrer kleinen Sensoren ohnehin sehr kurze Brennweiten aufweisen (teilweise um die 6 mm) und mit denen man häufig sehr nah fokussieren kann, eignen sich für solche Weitwinkel-Makroaufnahmen hervorragend.
Etliche der heute erhältlichen Objektive sind mit einem Bildstabilisator ausgerüstet. Dies gilt in zunehmendem Maße auch für Makroobjektive. Doch hat der Makrofotograf eigentlich etwas davon?
Die Bildstabilisierung im Objektiv kann nur funktionieren, wenn die Kommunikation mit der Kamera gewährleistet ist. Setzt man einfach gebaute Zwischenringe oder Retroadapter ein, bei denen die Kontakte zur Kamera nicht funktionieren, arbeitet die Stabilisierung nicht.
Ansonsten gilt, wie bei jeder anderen Art der Fotografie auch, dass die Bildstabilisierung Kamerabewegungen effektiv entgegenwirken kann. Dies ist vor allem immer dann der Fall, wenn Sie aus der freien Hand fotografieren. Ganz gleich, ob Sie mit einem Makro- oder einem anderem Objektiv arbeiten, die dadurch entstehenden Verwacklungen werden vermindert. Dies merken Sie nicht nur am Ergebnis, sondern bereits bei der Aufnahme. Halten Sie den Auslöser halb gedrückt, wird der Bildstabilisator aktiviert und die Kamerabewegungen kompensiert. Dadurch wird auch das Sucherbild ruhiger, sodass Sie den richtigen Moment des Auslösens leichter abpassen können.
Weitwinkel-Makroaufnahme einer Gebänderten Prachtlibelle. Sie ist groß abgebildet, dennoch ist von der umgebenden Landschaft viel zu sehen. | Bob Luijks | 14.6.2017, 5.52 Uhr | Canon EOS 5D III mit Laowa 15 mm 1:4 Weitwinkel-Makro 1:1, 1/250 s, Blende 18, ISO 800
Montieren Sie die Kamera hingegen auf ein Stativ oder pressen Sie sie, wie es in der Makrofotografie häufig gemacht wird, fest auf einen Bohnensack, kann der Bildstabilisator seine Wirkung nicht entfalten und sich gelegentlich ins Gegenteil verkehren, sodass es dadurch zu Unschärfen kommt. Deshalb ist es in solchen Situationen ratsam, die Bildstabilisierung auszuschalten.
Um mehr aus Objektiven für die Makrofotografie herauszuholen, ist einiges an Zubehör erhältlich. Manches davon ist relativ günstig, anderes eher teuer. Vielleicht haben Sie schon etwas davon zur Verfügung, das Sie für einen anderen Zweck angeschafft haben. In der Tabelle auf Seite 23 sind sämtliche Eigenschaften dieser Zubehörteile aufgelistet.
Ein einfaches und häufig preisgünstiges Hilfsmittel sind Vorsatzlinsen. Wie der Name bereits andeutet, werden sie auf das Filtergewinde des verwendeten Objektivs geschraubt. Im Prinzip lassen sich solche Vorsatzlinsen an jedem Objektiv anbringen, um das Motiv näher fokussieren zu können. Dies gilt gleichermaßen für Spiegelreflexkameras wie für andere Kameratypen. Für manche Kompaktkameras sind eigens hergestellte Vorsatzlinsen erhältlich. Mit etwas Geschick können Sie sie auch selbst vor dem Objektiv befestigen. Die Vorteile von Vorsatzlinsen sind vor allem der günstige Preis, die große Flexibilität und das Ausbleiben eines Lichtverlusts, sodass Sie mit der gleichen Verschlusszeit arbeiten können wie ohne Vorsatzlinse. Das zusätzliche optische Element bringt allerdings den Nachteil mit sich, dass man einen gewissen Bildqualitätsverlust erfährt, der umso höher ausfällt, je stärker die Vorsatzlinse ist.
Mithilfe einer Vorsatzlinse auf einem Zoomobjektiv lassen sich bereits starke Vergrößerungen erzielen. | Schwebfliege | Borne | 13.5.2007, 13:08 Uhr | Maurice Bergboer | Nikon D50 mit 70 – 300 mm 1:4 – 5,6 APO Macro Super II mit Vorsatzlinse bei 120 mm, 1/60 s, Blende 18, ISO 800
Zubehörbeispiele. Im Uhrzeigersinn: Satz von Zwischenringen, Sigma 24 mm 1:1,8 in Retrostellung auf einem Spiegelreflexgehäuse, Vorsatzlinse, 1,4-fach-Telekonverter, Retroadapter/Umkehrring | Paul van Hoof
Die Stärke der in allen möglichen Filtermaßen erhältlichen Vorsatzlinsen wird in Dioptrien angegeben. Preisgünstige Vorsatzlinsen bekommt man bereits ab etwa 15 Euro. Die hochwertigsten Vorsatzlinsen sind die sogenannten Achromaten, die mit zwei Linsenelementen die typischen Bildfehler korrigieren und deshalb selbstverständlich teurer sind. Sie kosten, abhängig von der Filtergröße, mindestens 60 bis 150 Euro.
Ein Zwischenring ist nichts weiter als ein hohler Ring, der zwischen Kameragehäuse und Objektiv montiert wird. Zwischenringe sind in unterschiedlichen Längen erhältlich und können auch miteinander kombiniert werden. Durch sie wird der Abstand zwischen Objektiv und Kamera vergrößert, wodurch sich der Fokusbereich verschiebt. Man kann also näher fokussieren und erreicht dadurch eine stärkere Vergrößerung. Man verliert zwar dadurch die Möglichkeit, auf Unendlich scharfzustellen, was aber in der Makrofotografie kein Verlust ist.
Eine Westliche Dornschrecke, die in Wirklichkeit 12 mm maß. Unter Einsatz eines kompletten Sets von Zwischenringen an einer Crop-Kamera konnte sie formatfüllend abgebildet werden. | Boetelerveld | 20.8.2009, 22:34 Uhr | Paul van Hoof | Nikon D300 mit AF-S Nikkor 105 mm 1:2,8, Blende 22, ISO 400, Zwischenringe, 2 Blitzgeräte
Zwischenringe werden einzeln oder in Dreiersets verkauft. Ein Set besteht häufig aus Ringen von 12 mm, 20 mm und 36 mm Länge.