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Seine feurigen Küsse, seine Lippen auf ihrer Haut … Kasey kann die sinnliche Nacht mit Aaron Phillips einfach nicht vergessen. Aber der sexy Milliardär ist ihr neuer Boss, und nach einer schmerzlichen Trennung braucht sie den Job dringender denn je. Natürlich wird sie ihm die perfekte Assistentin sein! Doch dann macht der Finanztycoon ihr ein Angebot: Sie soll als Nanny für seine Nichte einspringen und vorübergehend auf seinem Anwesen wohnen. Die plötzliche Nähe weckt prickelndes Verlangen und stellt Kaseys Selbstkontrolle auf eine harte Probe…
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Seitenzahl: 209
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2018 by Harlequin Books S. A. Originaltitel: „The Nanny Proposal“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 2096 - 2019 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Simone Wolf
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 09/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733725365
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Kasey Monroe stand auf dem halbrunden Balkon vor dem Ballsaal des Texas Cattleman’s Club und blickte hinauf in den sternenklaren Nachthimmel. Wie war sie bloß darauf gekommen, dass es eine gute Idee wäre, auf einen Silvesterball in Royal, Texas, zu gehen, auf dem sie niemanden kannte außer Aaron Phillips, der noch dazu vielleicht ihr neuer Chef werden würde?
Aaron, der Mitglied im Texas Cattleman’s Club war, kannte beinahe jeden auf diesem Fest. Er hatte sie seiner wunderschönen Schwester Megan und ihrem ebenso gutaussehenden Ehemann Will Sanders vorgestellt. Will war Geschäftsführer von Spark Energy Solutions. Und auch wenn Aaron sich alle Mühe gab, sie nicht sich selbst zu überlassen, fühlte sich Kasey trotzdem vollkommen fehl am Platze.
Trotz allem machte es aber immer noch mehr Spaß, sich mit Fremden zu unterhalten, als die Nacht allein in ihrem Hotelzimmer zu verbringen und über die Party zu Hause in Houston nachzudenken. Seitdem sie sich verlobt hatten, gaben sie und Dale jedes Jahr eine Silvesterparty, und es war seit fünf Jahren das erste Mal, dass sie ihre Freunde nicht bei sich zu Hause empfangen konnte.
Kasey kam nicht umhin, sich zu fragen, was Michelle heute Abend wohl vorhatte. Wann hatten sie und ihre älteste Freundin das letzte Mal diesen besonderen Abend getrennt voneinander verbracht? Vor einem Jahrzehnt? Oder war es noch länger her? Kasey presste sich das Champagnerglas an die Wange. Es war jetzt sechs Monate her, dass sie Dale und Michelle miteinander überrascht hatte. Sie hatten beide beteuert, dass sie nur betrunken gewesen waren und ihnen die Sache nichts bedeutet hatte: nichts als Sex nach zu viel Alkohol und einer Line Koks.
Ihre Version von Sex, Drogen und Rock‘n‘Roll hatte Kasey allerdings das Herz gebrochen. Und auch wenn sie das Gefühl hatte, dass ihr Herz langsam dabei war, sich zu erholen, kam sie sich immer noch sehr dumm vor.
Ihr Mann und ihre älteste und beste Freundin … Das hätte sie niemals von den beiden gedacht. Sie glaubte nicht, dass sie jemals wieder jemandem vertrauen konnte.
„Fünf! Vier! Drei! Zwei! Eins!“, erklang es vielstimmig von drinnen.
Ja, ein frohes neues Jahr für mich. Ohne Mann, ohne Freundin, in einer fremden Stadt und mit Leuten, die ich nicht kenne.
Heul doch, dachte Kasey, die sich über ihren plötzlichen Anfall von Selbstmitleid ärgerte. Sie trank trotzig einen großen Schluck Champagner. Die vergangenen sechs Monate waren schwierig gewesen, das stimmte, aber wer hatte schon Spaß daran, wenn eine Ehe zerbrach? Außerdem sah sie Licht am Ende des Tunnels, seitdem ihre Scheidung durch war, sie Geld auf dem Konto und damit auch neue Möglichkeiten hatte.
Eine dieser Möglichkeiten war Aaron Phillips’ attraktives Angebot, seine Assistentin zu werden. Er war bekannt als einer der innovativsten und erfolgreichsten Hedgefonds-Manager des ganzen Landes.
Aarons Kundenstamm war zwar nicht besonders groß, aber dafür gehörten seine Klienten zu den Superreichen. Er führte seine Geschäfte von einem Büro in seinem palastartigen Anwesen am Stadtrand von Royal aus und hatte ihr erklärt, dass sie ihre Arbeit dank der Wunder moderner Kommunikationstechnologie entweder von zu Hause in Houston aus oder hier in Royal machen konnte. Aaron hatte betont, dass er sehr anspruchsvoll war, aber dass er sich andererseits auch nicht um Kleinigkeiten kümmerte. Solange sie die Ergebnisse lieferte, die er verlangte, konnte sie sich ihre Zeit frei einteilen.
Kasey spürte eine Welle der Begeisterung. Ein ansehnliches Gehalt, flexible Arbeitszeiten und von ihrer eigenen Wohnung aus arbeiten – all das würde ihrem Leben eine neue Struktur geben und hoffentlich dafür sorgen, dass sie nicht zu viel über ihre gescheiterte Ehe und den Betrug ihrer Freundin aus Kindertagen nachdachte.
Sie brauchte eine Veränderung, und sie selbst war die Einzige, die dafür sorgen konnte, dass sich etwas veränderte. Ja, sie sollte die Stelle bei AP Investments annehmen und nach Royal umziehen. Obwohl sie von zu Hause aus arbeiten durfte, wäre ein Tapetenwechsel weg aus Houston bestimmt gut für sie. Morgen – oder vielmehr heute – fingen ein neues Jahr und ein neues Leben an, und sie hatte weiß Gott beides mehr als nötig.
Kasey warf einen Blick in den Ballsaal und entdeckte Aarons hochgewachsene Gestalt sofort. Sie senkte den Kopf und beobachtete ihn.
Aaron war unglaublich klug, muskulös und sehr gut aussehend, und bevor sie mit Dale zusammengekommen war, wäre er genau der Typ Mann gewesen, auf den sie einen zweiten Blick geworfen hätte. Er war noch nicht ganz Mitte dreißig und hatte kastanienbraunes Haar, das er kurzgeschnitten trug, wohl um die Naturlocken zu bändigen. Dazu kamen breite Schultern, lange, kräftige Beine und schmale Hüften wie die eines Leistungsschwimmers. Außerdem hatte er unergründliche grüne Augen. Sein energisches Kinn war von einem Dreitagebart bedeckt.
Sexy kann so ein braves Wort sein, überlegte Kasey, der sich der Magen zusammenzog. Dann fing ihre Haut zu kribbeln an, und sie spürte ein dumpfes Feuer, das eine erregende Hitze in gewissen Körperstellen entfachte, wie sie sie schon lange nicht mehr gefühlt hatte.
Wow …
Als hätte er ihren Blick gespürt, drehte Aaron sich langsam herum und sah sich im Ballsaal um. Sie hätte wirklich woandershin schauen sollen, aber Kasey wartete darauf, dass sein Blick ihren auffing. Sie war ihm erst zweimal begegnet, und Aaron war beide Male so professionell und schweigsam gewesen, dass sie seine Gefühle nicht hatte lesen können. Heute Abend jedoch spiegelten sich Begehren und reines Verlangen in seinem Blick und auf seinem Gesicht wider.
Sie drehte sich um, um sicherzugehen, dass er nicht irgendjemanden hinter ihr ansah. Nein, das galt ihr. So … verführerisch, verdammt.
Dadurch wurde die Frage, ob sie sein Angebot annehmen sollte, allerdings ziemlich kompliziert …
Kasey umklammerte den Stiel ihres Glases viel zu fest und sah Aaron dabei zu, wie er, erstaunlich elegant für einen so großen Mann, durch den überfüllten Ballsaal schritt. Er kam direkt auf sie zu, ließ sie nicht aus den Augen.
Vor ihr blieb er stehen und hob eine Hand. Kasey atmete durch die Zähne ein, weil sie dachte, dass er sie berühren wollte. Dann zog sie enttäuscht die Nase kraus, als er ihr das Champagnerglas abnahm und es auf die Balkonbrüstung stellte.
Aaron stand nun dicht neben ihr, blickte auf sie hinab, erst auf ihren Mund, dann in ihre Augen.
„Sie sehen umwerfend aus, Kasey. Habe ich das vorhin schon gesagt?“
Es war so lange her, dass ihr jemand ein Kompliment über ihr Aussehen gemacht hatte, dass Kasey nicht wusste, was sie antworten sollte. Im Zweifelsfall war es immer das Beste, die Dinge nicht unnötig kompliziert zu machen.
„Vielen Dank.“
Die warme Anerkennung in seinem Blick machte sie nervös, und sie sah auf das orangerote Kleid hinab, das sie trug. Es hatte ein Neckholder-Oberteil und umspielte ihre Kurven. Mit ihren Fünfzentimeterabsätzen reichte sie Aaron gerade einmal bis zur Schulter. Er war ein großer Mann, und seine männliche Ausstrahlung sorgte dafür, dass sie sich ihrer Weiblichkeit sehr bewusst wurde.
„Frohes neues Jahr.“
Kasey erwiderte die Glückwünsche, als eine eingängige Melodie vom Ballsaal aus auf den Balkon drang und sie umfing. Aaron berührte mit den Fingern ihre Hüfte, und Kasey spürte, wie sich seine Wärme durch den dünnen Stoff ihres Kleides brannte.
„Möchten Sie vielleicht tanzen?“, fragte er, und sie bekam eine Gänsehaut beim Klang seiner tiefen Stimme.
Aaron wartete ihre Antwort nicht ab. Er legte ihr eine Hand leicht auf den Rücken und umschloss mit der anderen ihre Finger. Dann hob er ihre Hand an seine Brust.
Kasey spürte seine Lippen an ihrer Schläfe und fragte sich, wieso sie kaum Luft bekam, obwohl sie doch unter freiem Himmel tanzten. Er ist so warm und stark, dachte sie, während sie sich auf der Stelle wiegten. Dann schob Aaron einen Fuß zwischen ihre, und sie glitten im Licht des texanischen Monds über den menschenleeren Balkon. Der Mann kann auf jeden Fall tanzen, dachte Kasey, während er sie drehte und sie dann noch enger an sich zog als zuvor.
„Du riechst so gut“, flüsterte Aaron in ihr Haar.
Sie verzog den Mund zu einem Lächeln. „Ich bin froh, dass es dir gefällt.“
Aaron hob ihre Hand an seine Lippen. Sein sanfter Kuss auf ihre Fingerspitzen schickte Wellen von Wärme durch ihren Körper.
„Mir gefällt so einiges, Kasey, und ich glaube, wir wissen beide, dass ich damit nicht deinen Lebenslauf und deine Zeugnisse meine.“
Kasey hob den Blick, um ihn anzusehen, und bemerkte seinen ironischen Gesichtsausdruck. Sie sah die Lust in seinen Augen. Und spürte die Lust in seiner Hose.
„Seitdem du hier bist, denke ich schon darüber nach, ob du dich so gut anfühlst wie du aussiehst. Ob deine Haare so weich sind, wie ich glaube.“ Er rieb eine Strähne ihrer schulterlangen Haare zwischen seinen Fingern. „Das sind sie.“
Nutze den Tag, Monroe, nutze den Tag …
Kasey lehnte ihre Wange an Aarons Brust und wiegte sich mit ihm im Takt. Das ist schön, dachte sie. Sie war entspannt und fühlte sich wohl, war sehr erregt und kam sich hübsch vor. Das alles hatte sie schon lange nicht mehr gespürt.
Aaron ließ ihre Hand los und zog sie mit seinen starken Armen an sich. Jeder Muskel in ihrem Körper war gespannt, als sich seine Härte an ihren Bauch presste. Er schien gänzlich unbeeindruckt und legte beide Hände auf ihren unteren Rücken.
Verdammt, dachte Kasey. Ein neues Jahr fing an, und sie wünschte sich, dass etwas Magisches passierte. Sie hätte gerne seine Lippen auf ihren gespürt, um zu sehen, ob er so gut schmeckte wie er aussah. Sie hätte gerne diese großen, warmen Hände auf ihrer Haut gespürt, seinen Mund auf ihren Brüsten, ihrem Bauch oder vielleicht noch weiter unten. Sie seufzte. Sie hätte gern gespürt, wie sich die Lust mit Aaron anfühlte.
Worauf das alles hinauslief? Sie wollte ihn.
Das ist trotzdem nicht richtig, mischte sich ihre übervorsichtige innere Stimme ein.
Du willst doch für ihn arbeiten! Du willst in diese Stadt ziehen und Abstand von deinem alten Leben gewinnen. Nie im Leben ist es dann eine gute Idee, mit deinem Chef zu schlafen. Abgesehen davon bist du immer noch traurig, fühlst dich gebrochen und verletzt.
Jetzt mit Aaron ins Bett zu hüpfen – oder mit sonst irgendjemandem – war einfach nicht richtig. Doch Kasey fühlte sich gleichzeitig trotzig und unerschrocken, und so stürzte sich ihr Herz in eine Schlacht mit ihrem Kopf.
Bei Aaron fühlte sie sich nicht mehr wie die sitzengelassene Ehefrau, die dumme, naive Freundin. In seinen Armen konnte sie sich plötzlich wieder an die selbstbewusste Frau erinnern, die sie früher gewesen war. Sie fühlte sich begehrt und lebendig.
Aaron rückte ein wenig von ihr ab. „Ich will, dass du für mich arbeitest, Kasey, und ich will dich nicht als Assistentin verlieren, nur weil wir beide es heute Abend nicht lassen können.“
Sie wollte den Job annehmen. Unbedingt. Bei ihrem großzügigen Gehalt konnte sie es sich leisten, das märchenhafte kleine Häuschen im Zentrum von Royal zu mieten, in das sie sich verliebt hatte, und trotzdem ihre Schuh- und Büchersucht zu befriedigen. Dann brauchte sie ihre Ersparnisse nicht anzurühren oder das Geld, das sie nach der Scheidung von Dale bekommen hatte, weil er ein untreuer Scheißkerl war. Der Job klang interessant und anspruchsvoll. Aber sie wollte auch unbedingt wissen, was sich unter Aarons maßgeschneidertem Anzug und seinem strahlend weißen Hemd verbarg.
„Das klingt … vernünftig“, sagte Kasey abgelenkt.
Sie hob den Blick, um ihm in die Augen zu sehen.
Sei tapfer, Monroe, geh das Risiko ein. Fang dein neues Jahr mit einem Knall an. Im übertragenen Sinne.
Und vielleicht, wenn sie die Gunst der Götter des guten Sex genoss, auch im wörtlichen Sinne.
„Aber an einem Abend wie diesem sollte man nicht vernünftig sein“, sagte sie dann.
Du machst einen Fehler – du weißt doch genau, dass du dich nicht auf dein Urteilsvermögen verlassen kannst. Du hast Männern und Menschen so oft vertraut und dabei schwere Fehler gemacht.
Hör auf, du Langweilerin, entgegnete ihr Herz.
„Eine Nacht, Kasey. Ein paar Stunden, damit wir unsere Gefühle füreinander ausbrennen können, egal, was da genau ist.“ Aarons Worte gaben wieder, was sie gedacht hatte. „Ich fahre morgen zum Skifahren und bin nicht vor dem 7. Januar wieder in Royal. Du hast noch Zeit nachzudenken, ob du den Job annehmen willst. Wenn dem so sein sollte, passiert das hier nie wieder. Niemals. Dann sind wir nur noch Chef und Angestellte.“
Chef und Angestellte. Kasey lehnte sich zurück. Sie vertraute darauf, dass er sie festhielt, während sie sich zwang, logisch zu denken. Das war nicht so leicht, wenn sie am liebsten gesagt hätte, „zur Hölle mit allem“ und sich ihren Gefühlen hingegeben hätte.
Aber sie war erwachsen und musste einen klaren Blick und einen kühlen Kopf behalten, auch wenn sie sich in diese Situation begab, in seine Arme und sein Bett.
Wenn sie eine Woche Zeit zum Nachdenken hatte, konnten sie beide den Kopf wieder freibekommen und sich darin üben, zu vergessen, wie der andere nackt aussah. Sie waren beide erwachsen, das musste doch möglich sein.
Kasey nagte an der Innenseite ihrer Wange. Sie wollte die Erinnerung an Dale vertreiben, ihn endlich aus ihrem Leben vertreiben, und sie wollte es mit Aaron tun. Er sah unglaublich gut aus, war erfolgreich und klug. Aber davon ganz abgesehen mochte sie ihn instinktiv.
Nimm ihn doch einfach als Willkommensgeschenk in deinem neuen Leben, Monroe.
„Du bringst mich um, Kasey“, murmelte Aaron.
Kasey legte die Hände auf seine Schultern und lehnte sich vor. „Eine Nacht. Keine Erwartungen. Und wenn wir uns wiedersehen, geht’s nur noch ums Geschäft?“
Aaron nickte. „So sehe ich das.“
Kasey lächelte. „Eine Frage.“
Aaron schloss die Augen in übertriebener Verzweiflung. „Hatte ich schon gesagt, dass du mich umbringst?“
Kaseys Lachen war fröhlich wie lange nicht. „Zu dir oder zu mir?“
Acht Monate später
Aaron Phillips hielt am Straßenrand vor dem Haus, das Kasey gemietet hatte, und stellte den Motor seines luxuriösen deutschen SUVs ab. An dem Auto gab es nichts auszusetzen, aber er vermisste trotzdem seinen Aston Martin mit den Hartschalensitzen und der Million PS unter der Haube. Aber er war seit gestern Savannahs Vormund, und das bedeutete, er brauchte ein solides, zuverlässiges Gefährt mit Kindersitz und bester Sicherheitsbewertung.
Gott, was hatte Jason bloß getrunken, als er ihn zu Savannahs Vormund gemacht hatte und nicht ihre jüngere Schwester Megan? Was wusste er denn, wie man ein kleines Mädchen aufzog? Null. Und deshalb parkte er jetzt vor dem Haus der Frau, der er schon das ganze Jahr über mit aller Mühe aus dem Weg gegangen war.
Sie redeten täglich miteinander, ihre Skype-Verbindung war so gut wie immer offen, und sie schickten sich ständig E-Mails hin und her. Aber obwohl sie in derselben Stadt wohnten, hatte er sie in den letzten acht Monaten gerade einmal sechsmal persönlich gesehen. Bei jeder dieser Begegnungen musste er sich große Mühe geben, sie nicht in die Arme zu nehmen und in sein Bett zu tragen.
Diese Nacht, Gott, sie hatte sich in sein Gehirn gebrannt. Die Erinnerung an Kasey war so überwältigend, dass er beinahe ihre unendlich süchtig machende weiche und duftende Haut spüren konnte, ihr leises zustimmendes Murmeln hören konnte, die würzige Süße ihres Mundes schmecken konnte. Und was ihre weiblichen Reize anging, hatte sie damit seine Welt aus den Angeln gehoben.
Sie hatte sich so unglaublich angefühlt, so warm, so sexy … Und sie hatte so sinnlich und lustvoll auf jede seiner Berührungen reagiert.
Aaron ließ den Kopf auf das Lenkrad fallen und versuchte, das Bild aus seinem Geist zu verdrängen, wie Kasey nackt und voller Lust vor Begehren wimmerte und ihn anflehte, ihr alles zu geben.
Was für ein absurder Zufall, dass er den besten Sex seines Lebens am Jahresanfang mit seiner Assistentin gehabt hatte. Den besten und letzten Sex …
Acht. Monate. Verdammt, er musste sich flachlegen lassen.
Aber sich zu verabreden und jemanden fürs Schlafzimmer zu finden, war gerade nicht das, woran er denken wollte.
Aaron starrte Kaseys hübsches Landhaus an mit seinem Giebeldach, der hellgrünen Holzverschalung und der strahlend rosafarbenen Eingangstür. Das Haus stand im Schatten von zwei immergrünen Eichen und war von einem skurrilen schmiedeeisernen Zaun umgeben. Aaron wollte es nicht tun. Er wollte nicht diesen Weg hinaufgehen und an ihre Tür hämmern. Er wollte nicht, dass sein Bruder Jason vermisst, wahrscheinlich entführt, möglicherweise sogar tot war.
Von dem Augenblick an, als er seine neugeborene Nichte in den Armen gehalten hatte, hatte sie ihn um ihren kleinen Babyfinger gewickelt. Aber er war der lustige Onkel, der sich nicht an die Regeln hielt, im Gegensatz zu Jason, der dafür sorgte, dass die Regeln eingehalten wurden. Er war der Typ, bei dem sie lange aufbleiben und vor dem Schlafengehen Süßigkeiten essen durfte, Jason der Dad, der die Monster unter ihrem Bett verscheuchte und sie mahnte, sich die Zähne zu putzen und ihr Gemüse aufzuessen.
Jetzt musste er – bitte Gott, nicht für immer – die Verantwortung für diesen kostbaren kleinen Menschen übernehmen, und er fühlte sich vollkommen überfordert. Und bis auf den Grund seiner Seele verletzt.
Was zur Hölle wusste er schon darüber, wie man ein Mädchen aufzog? Absolut gar nichts.
Verdammt, er hätte die Uhr am liebsten um acht Monate zurückgedreht, um wieder der Mann zu werden, der er vor dem Silvesterball gewesen war, als sein Leben relativ einfach war und kein absolutes Chaos wie jetzt gerade.
Jammern und Betteln nützt dir nichts, Phillips. Dadurch ändert sich überhaupt gar nichts. Und du bist früher auch damit klargekommen, wenn das Leben dir übel mitgespielt hat …
Er schlug die schwere Autotür zu und ging mit langen Schritten von seinem Wagen zu Kaseys Vordertür. Vor dem Eingang blieb er mit erhobener Faust stehen, denn er hatte schon wieder seine Assistentin vor Augen, wie sie nackt auf seinem Bett ausgestreckt vor ihm lag und ihn aus ihren bernsteinfarbenen Augen verführerisch ansah.
Als sie dagelegen hatte, die langen rotbraunen Haare auf seinem Kissen ausgebreitet, und ihre schlanken Beine vor Verlangen gezittert hatten, hatte sie ihn angesehen, als wäre er die Erfüllung jeder Fantasie, die sie je gehabt hatte. Dann hatte sie gewimmert und gestöhnt, seinen Namen geschrien, mitgerissen vom Strudel ihrer Leidenschaft.
Sie hatten den größten Teil der Nacht zusammen verbracht, und Kasey hatte ihm genauso viel gegeben, wie sie genommen hatte.
Als er am nächsten Morgen aufgewacht war, am Anfang des neuen Jahres, war sie verschwunden gewesen, ohne irgendetwas zu hinterlassen außer ihrem Duft. Zehn Tage später war sie als seine Assistentin wieder in sein Leben getreten, und keiner von ihnen hatte ihre wunderbare, verrückte, gefühlstrunkene Nacht je wieder mit einem Wort erwähnt.
Das hieß aber noch lange nicht, dass er nicht daran dachte. Oft.
Aaron konnte jetzt nicht weiter darüber nachgrübeln, er musste Kasey um einen Gefallen bitten. Es half überhaupt nicht, wenn er sich dabei an ihre duftende, seidenweiche Haut und ihren wie für die Sünde geschaffenen Mund erinnerte.
Er hatte einen grausamen Vormittag hinter sich, aber, verdammt, das war ja nichts Neues. Die ganzen vergangenen Monate waren so gewesen.
Alles hatte mit der Nachricht angefangen, die Jason an Megan geschickt hatte – zusammen mit einer Urne, die Wills Asche enthielt. In der Nachricht stand, dass er während des Flugzeugabsturzes bei Will gewesen sei und jetzt Zeit brauche, um über Wills Tod hinwegzukommen, ehe er nach Hause zurückkam.
Keiner von ihnen hatte das wirklich verstanden. Jason hätte den Tod seines Freundes niemals zwischen sich und seine Tochter kommen lassen, ganz gleich, wie sehr der Verlust ihn mitgenommen hatte. Danach hatte Jason sich ferngehalten, angeblich war er auf Geschäftsreisen und hatte wieder und wieder seine Verabredungen zum Videochat mit Savannah verpasst.
Nachdem auch seine zuerst häufigen, wenn auch seltsamen E-Mails immer weniger geworden waren und schließlich ganz aufgehört hatten, war Aarons und Megans Besorgnis in echte Angst umgeschlagen, dass irgendetwas Schreckliches passiert war.
Seitdem Jason verschwunden war – inzwischen dauerte das alles so lange, dass man es nicht anders nennen konnte –, wohnte Savannah abwechselnd bei Aaron und bei Megan. Aber sie waren sich beide einig, dass Savannah stabile Verhältnisse brauchte, vor allem da die Schule bald wieder anfing. Megan ging dabei durch ihre ganz eigene Hölle: Der Mann, den sie geheiratet und dann beerdigt hatte, war in Wirklichkeit nicht derjenige, für den sie ihn gehalten hatte. Bis Jason zurückkam, war Savannah also bei Aaron am besten aufgehoben. Falls Jason zurückkam …
Sein Bruder musste einfach zurückkommen. Er liebte und vergötterte seine Nichte, aber Aaron war noch nicht bereit, einer beinahe Sechsjährigen den Vater zu ersetzen, die jetzt schon mehr einschneidende Erlebnisse verarbeiten musste, als gut für ein Kind war.
Jay, wo zur Hölle steckst du, dachte er gerade, als die Vordertür geöffnet wurde.
Aaron sah hinunter in Kaseys herzförmiges, ungeschminktes Gesicht. Dabei vergaß er für einen Augenblick, wie man atmete. Sie trug ein Tanktop, durch das sich ihre Brustspitzen abzeichneten, und dazu Boxershorts, die so kurz waren, dass sie gerade einmal ihren Po bedeckten. Er hob den Blick und sog den Anblick ihrer Wangenknochen in sich auf, des zerzausten Haars, das ihr bis auf die Schultern reichte, und ihrer umwerfend schönen bernsteinfarbenen Augen, die ganz verschlafen wirkten.
Gott, er wollte sie. Immer noch. Die acht Monate, die sie zusammengearbeitet hatten, hatten ihn nicht von diesem Leiden geheilt.
Er hatte sich seit Kate nicht mehr so zu einer Frau hingezogen gefühlt. Er war ja geradezu besessen von ihr. Und die Sache mit Kate hat sich wirklich hervorragend entwickelt, dachte er sarkastisch.
Seine Verliebtheit in Kate war folgenreich gewesen und außerdem, wenn auch über Umwege, für den Tod seiner Eltern verantwortlich. Dass er keinen Collegeabschluss hatte, dass er niemandem vertrauen konnte und sich auf niemanden einlassen konnte, das alles hatte er dieser einen Frau zu verdanken.
Und hier stand er nun und ging schon wieder in dieselbe Falle, indem er sich nichts mehr wünschte, als dass Kasey ihm gehörte.
Dein Bruder steckt in Schwierigkeiten. Deiner Schwester ist das Herz gebrochen worden, und sie ist ganz durcheinander. Deine Nichte ist vollkommen verwirrt, und dein Leben wird gerade vor deinen Augen auf den Kopf gestellt. Ist das jetzt wirklich der richtige Zeitpunkt, um an Sex zu denken, Phillips?
„Aaron … hallo. Äh, was tust du denn hier?“, fragte Kasey und rieb sich die Augen.
Langsam verrückt werden, antwortete Aaron im Stillen. Er sah über ihren Kopf hinweg in ihr sonnendurchflutetes, farbenfrohes Heim – er war fast einen ganzen Kopf größer als sie. „Ich muss mit dir reden.“
Kasey fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Aaron fiel auf, wie sich ihre Brüste dabei hoben und senkten. Und ein Teil von ihm hob sich ebenfalls … Mann!
„Hat das nicht Zeit bis Montag?“
„Wenn es so wäre, wäre ich nicht am Samstagmorgen hergekommen“, gab Aaron zurück.
Kasey kniff die Augen zusammen, als er sie so anblaffte, und ihr Blick sagte deutlich, dass er sich zusammenreißen sollte. Kasey war taff und willensstark und würde ihn ohne zu zögern in seine Schranken weisen, wenn sie das Gefühl hatte, dass er zu ungeduldig war. Er mochte Leute nicht, die zuließen, dass man auf ihnen herumtrampelte. Dass sie nicht bereit war, sich von einem von seiner Arbeit besessenen, anspruchsvollen Chef alles bieten zu lassen, war eines der Dinge, die er an ihr am liebsten mochte.
Er seufzte und fuhr in ruhigerem Tonfall fort: „Lass mich rein, Kasey, bitte.“
Sie trat einen Schritt zurück, und Aaron betrat ihr helles, luftiges Häuschen. Nachdem er die Vordertür hinter sich geschlossen hatte, schob er die Hände in die Gesäßtaschen seiner Jeans. Ihre Möbel wirkten abgenutzt, aber gemütlich, die Streifen- und Karomuster strahlten in den Farben des Meeres. Gelbe und orangefarbene Kissen und Vasen voll leuchtend bunter Blumen bildeten Farbtupfer in dem sonnigen Zimmer.
„Da geht’s in die Küche.“ Kaseys nackter Arm streifte seinen, als sie auf die Tür hinter ihm zeigte. „Kannst du Kaffee aufsetzen?“
„Wo willst du hin?“
Kasey sah an sich hinab, und Aaron bemerkte, dass sie rot geworden war.
Sie zeigte auf ihr Top. „Das ist nicht ganz der Aufzug, in dem ich von meinem Chef gesehen werden will.“