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Mit "Priester David" hat David Pfammatter ein Buch gestaltet, das seinen persönlichen, verschlungenen Weg vom todunglücklichen jungen Vater, Dorflehrer und Töpfer hin zu seiner eigentlichen Berufung als weltoffener, engagierter römisch-katholischer Priester nachzeichnet. Der Wunsch, glücklich zu werden und zu bleiben, ist die Triebkraft. Mit Erzählungen, Beschreibungen, "Gesprächen mit der eigenen Seele", Reflexionen, Gebeten, Illustrationen und Fotografien führt der Autor seine entscheidenden Lebensstationen und Krisen so vor, dass Lesende jeden Alters sich mit ihren Zweifeln und ihrer Suche nach Glück und Lebenssinn wiedererkennen können und Ermutigung und Inspiration finden.
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Seitenzahl: 58
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.
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© 2024 novum Verlag
ISBN Printausgabe: 978-3-99130-354-1
ISBN e-book: 978-3-99130-355-8
Lektorat: Falk-Michael Elbers, Dr. Iréne Fasel
Umschlagfoto: David Pfammatter
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum Verlag
Illustrationen: Jonas Brühwiler
Fotos: David Pfammatter, Beat Reichlin
Caching: Martin Peier
www.novumverlag.com
Widmung
Ich widme mein Buch „Priester David“ folgenden Personen:
Anton
Didier
Elisabetha
Brigitte
Marc
Bastian
Claudia
Stefan
Linda
Simon
Romina
Marie-Madeleine
Véronique
1 Der Tod
1.1 Lichtteilchen
Der Augenblick ist paradiesisch, eine Sternstunde: Während ich im Kinderwagen liege, blickt mich jemand mit einer atemberaubenden Strahlkraft an. Staunen, Freude, Lebenskraft, Aufmerksamkeit, Faszination. All das wird mir geschenkt, von meiner Mama.
Es ist wohl meine erste mich prägende Lebenserfahrung. Und es ist vielleicht so etwas wie das hellste Teilchen im Bild, das ich für mich gerne „mein Kindheitslebensbild“ nenne.
In meinem „Kindheitslebensbild“ gibt es viele dunkle Teilchen. Für mich stehen sie unter anderem für all jene Momente, in denen Glück und Geborgenheit für mich zu wenig spürbar waren.
1.2 Schattenteilchen
So ein prägendes und zugleich bedrohliches „Schattenteilchen“ trat bereits sehr früh in mein Leben. Es nahm seinen Anfang mit dem Gute-Nacht-Ritual:
Mama: „Schlaf gut!“
Ich: „Bis morgen!“
Mama: „Ja, wenn ich dann noch lebe.“
Zu der Zeit bin ich in etwa dreieinhalbjährig.
Warum sagt die gesunde und grundsätzlich lebensfrohe Mutter so etwas und wiederholt es allabendlich? Wohl ganz einfach darum, weil es für sie klar und völlig vorstellbar ist, dass sie im nächsten Moment, aus welchem Grund auch immer, stirbt. Hat sie recht? Selbstverständlich liegt ihre Wahrnehmung im „grünen Bereich“, wenn auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie als junge gesunde Frau so ganz plötzlich stirbt, wirklich sehr klein ist. Doch ich hatte Angst, meine Mama zu verlieren, und das kostete mich auch schlaflose Nächte. Am Morgen war ich dann glücklich, Mama wiederzusehen. Also wurde mir sehr früh bewusst, dass der Tod jeden Augenblick eintreten kann.
Dass man sich mit dem Begleiter „Tod“ versöhnen kann und ihn als „Bruder Tod“ in einer guten Weise ins Leben integrieren kann, das verstand ich erst viel später.
1.3 Schattenteilchen und Lichtteilchen
Kurze Zeit später stirbt die „Grandmaman“, meine Großmutter mütterlicherseits. Wie erlebe ich, als nun Vierjähriger, diesen Abschied? Erneut betrachte ich das Bild und erkenne dabei: Mein „Kindheitslebensbild“ ist jetzt noch dunkler, fast schwarz.
Es herrscht ein Schweigen. Trauer ist in meinem Umfeld allgegenwärtig. Die Grandmaman starb wirklich zu früh, sie war in ihren Fünfzigern. Nach diesem Abschied war für mich eines klar: Mein Leben und mein „Kindheitslebensbild“ brauchen ein helles Teilchen, das durch nichts und niemanden verändert werden kann, eines, das leuchtet, Tag und Nacht, in guten wie in schlechten Zeiten. Etwas, das unbedingt stärker ist als der Tod.
1.4 Mein Lieblingspsalm
„Gott, du kennst mich. […]
Du bist vertraut mit all meinen Wegen. […]
Von hinten und von vorn hast du mich umschlossen, hast auf mich deine Hand gelegt.
Zu wunderbar ist für mich dieses Wissen, zu hoch, ich kann es nicht begreifen.
Wohin kann ich gehen vor deinem Geist, wohin vor deinem Angesicht fliehen?
Wenn ich hinauf stiege zum Himmel – dort bist du; wenn ich mich lagerte in der Unterwelt – siehe, da bist du.
Nähme ich die Flügel des Morgenrots,ließe ich mich nieder am Ende des Meeres,
auch dort würde deine Hand mich leiten. […]
Auch die Finsternis ist nicht finster vor dir, die Nacht leuchtet wie der Tag, wie das Licht wird die Finsternis. […]
Du selbst hast mein Innerstes geschaffen, hast mich gewoben im Schoß meiner Mutter.
Ich danke dir, dass ich so staunenswert und wunderbar gestaltet bin. Ich weiß es genau: Wunderbar sind deine Werke.
Als ich noch gestaltlos war, sahen mich bereits deine Augen. […]
Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz, prüfe mich und erkenne meine Gedanken!
Leite mich auf dem Weg der Ewigkeit!“
Psalm 139, Einheitsübersetzung
1.5 Gibt es mehr als das, was wir sehen?
Im Zusammenhang mit meiner ersten prägenden Lebenserfahrung, dem „Lebensbegleiter Tod“, wäre es für mich damals gewiss hilfreich gewesen, von einer mir nahestehenden Person zu hören, dass es mehr gibt als das, was wir sehen, dass es mehr gibt als alles weltliche Denken und Handeln mit seinen Grenzen.
Im Bild „Vogel auf dünnem Ast“ sticht das weiße Fenster im Hintergrund ins Auge. Der Fensterrahmen bildet ein Kreuz, und das Kreuz ist wie ein zarter Lichtspalt, der sich weiter öffnet, wenn man ihm näherkommt. Dahinter lässt sich ein Weg erahnen. Neues Leben? Ein Geheimnis, das man auch ganz kleinen Kindern, in einfachen Worten, aufzeigen kann.
Der Vogel steht für mich für das diesseitige Leben. Der dünne Ast ist keine Bleibe. Sind wir etwa eingeladen, nicht unüberlegt in den Tag „hineinzufliegen“, sondern unsere Zeit bewusst zu gestalten?
Spricht dieses Bild vom Leben hier auf dieser Welt und vom jenseitigen Leben? Beide Leben lassen sich, mit Gebet und christlicher Hoffnung, wunderbar miteinander verbinden.
1.6 Gebet
Großer Gott,
ich danke dir für das Leben,
das du mir schenkst, und für alles,
was mir bis jetzt gelungen ist.
Ich danke dir für das Leben
aller mir lieb gewordenen Menschen,
die bereits zu dir heimgekehrt sind,
für alles Schöne und Angenehme,
das wir miteinander erleben durften.
Ich danke dir für das Geschenk der Taufe.
Sie öffnet mein Herz,
sie verkündet,
dass ich dein geliebtes Kind bin,
sie weckt in mir die Sehnsucht nach dem Guten,
sie hilft mir erkennen, dass ich begrenzt und heilsbedürftig bin,
dass ich,
ohne deinen Schutz,
schnell dem Dunkeln ausgeliefert bin.
Ich danke dir, Gott, für das ewige Leben,
das bereits in meiner Taufe begonnen hat,
das mich in schweren Momenten hoffen lässt
und mir die Kraft zum Lieben gibt.
Ich danke dir,
dass du durch deinen Sohn,
Jesus Christus,
meinen Tod für immer beseitigt hast.
Amen.
2 Die Schuld
2.1 Meine Schuld
Ich war volljährig, aber sehr jung und ich kannte eine ebenfalls volljährige, sehr junge Frau. Mit ihr zusammen hatte ich ein Kind gezeugt, und ein Drama begann. Meinerseits war die Überforderung maximal, es war, als würde ich mein angeschlagenes Gleichgewicht komplett verlieren. In dieser Notlage suchten wir diverse Beratungsstellen auf, um einen Weg zu finden, um uns zu informieren, um erzählen zu können und um nicht allein zu sein. Die Beratungsstellen machten gute Arbeit, aber entscheiden mussten wir uns selber, ob wir das junge Leben leben lassen oder ob das Leben vorzeitig beendet werden sollte. Nach langem Hin und Her gaben wir einem Arzt unser Einverständnis und den Auftrag, unser gemeinsames, noch ungeborenes Kind abzutreiben.
2.2 Gesetz und Moral