Prinzessin der Elfen 3: Zerstörerische Sehnsucht - Nicole Alfa - E-Book
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Prinzessin der Elfen 3: Zerstörerische Sehnsucht E-Book

Nicole Alfa

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Beschreibung

**Wenn das Glitzern der Elfenwelt erlischt** Lucy wächst immer mehr in ihre Rolle als Elfenprinzessin hinein. Ob politische Verhandlungen mit anderen Völkern oder höfische Verpflichtungen, sie nimmt ihre Bestimmung als Teil der königlichen Familie äußerst ernst. Als sie dem Aufstand der Rebellen auf den Grund geht, kommen jedoch verborgene Familiengeheimnisse und Intrigen ans Licht, die schnell an ihrem bisherigen Weltbild rütteln. Auch ihre Verbindung zu Daan, dem Prinzen der Kobolde mit den eisblauen Augen, leidet unter den Machtspielen ihrer Eltern. Von Schmerz und Verrat getrieben, macht Lucy sich auf die Suche nach Gerechtigkeit, nicht nur für sich, sondern für ein ganzes Königreich.  Mit »Prinzessin der Elfen« kreiert Nicole Alfa eine bezaubernde Geschichte über die Kraft einer verbotenen Liebe. Dabei entführt sie uns in das faszinierende Reich der Elfen, aus dem kein Leser je wieder zurückkommen möchte.   //Alle Bände der zauberhaft-magischen Buchserie »Prinzessin der Elfen«:    -- Prinzessin der Elfen 1: Bedrohliche Liebe    -- Prinzessin der Elfen 2: Riskante Hoffnung  -- Prinzessin der Elfen 3: Zerstörerische Sehnsucht  -- Prinzessin der Elfen 4: Verratenes Vertrauen  -- Prinzessin der Elfen 5: Verlorene Gefühle//  Diese Reihe ist abgeschlossen.

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Nicole Alfa

Prinzessin der Elfen 3: Zerstörerische Sehnsucht

**Wenn das Glitzern der Elfenwelt erlischt** Lucy wächst immer mehr in ihre Rolle als Elfenprinzessin hinein. Ob politische Verhandlungen mit anderen Völkern oder höfische Verpflichtungen, sie nimmt ihre Bestimmung als Teil der königlichen Familie äußerst ernst. Als sie dem Aufstand der Rebellen auf den Grund geht, kommen jedoch verborgene Familiengeheimnisse und Intrigen ans Licht, die schnell an ihrem bisherigen Weltbild rütteln. Auch ihre Verbindung zu Daan, dem Prinzen der Kobolde mit den eisblauen Augen, leidet unter den Machtspielen ihrer Eltern. Von Schmerz und Verrat getrieben, macht Lucy sich auf die Suche nach Gerechtigkeit, nicht nur für sich, sondern für ein ganzes Königreich.

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Vita

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© privat

Nicole Alfa schrieb bereits mit elf Jahren die Erstfassung für ihre Debütreihe. Nachdem sie ihre Manuskripte auf einer Plattform für Autoren hochlud und dort Zuspruch von ihren Lesern bekam, verfestigte sich ihr Wunsch, Schriftstellerin zu werden. Oft lässt sie sich für ihre Charaktere und deren Schicksale durch ihre Umgebung, Erfahrungen, Musik oder Fotos inspirieren. Ihr Motto ist es, nicht aufzugeben, auch wenn andere sagen, dass es unmöglich ist.

Für Jenny, Steffi und Sarina

Ach Herz! wie süß ist Liebe selbst begabt,

Da schon so reich an Freud’ ihr Schatten ist.

William Shakespeare, Romeo und Julia

PROLOG

Zehn Jahre zuvor

Keine einzige Wolke verdeckt den sternenklaren Himmel, als die uniformierten Männer mit nach vorn gezogenen Gewehren auf Hängebrücken und breiten Ästen umstehender Bäume entlanghuschen. Sie befinden sich über einem gewaltigen Abgrund, unter dem ein ruhiger Fluss seine Wege zieht. Kleine und größere Baumhäuser verschmelzen mit den dicken Stämmen, an denen teilweise Fenster angebracht sind. Hin und wieder brennt das Licht eines Hauses. Jedoch schlafen die meisten Bewohner des Sektors bereits.

Eine geradezu friedliche Atmosphäre liegt über dem Distrikt. Lediglich der unregelmäßige Ruf eines Vogels, das gemächliche Rauschen des Flusses und das gleichmäßige Zirpen von Grillen sind zu vernehmen. Handflächengroße Feen fliegen durch die Luft und verteilen überall ihren feinen Glitzerstaub.

Schließlich werden die Häuser immer dichter und die Soldaten teilen sich in Trupps von je fünf Männern auf, welche sich wiederum vor den verschiedenen Häusern positionieren.

»Auf mein Kommando geht es los«, weist der Truppführer seine Männer an.

Der Mann leuchtet mit einer Taschenlampe auf das scheinbar verlassene Haus und nickt seinen Kameraden wortlos zu. Sie wissen Bescheid, weil das Vorgehen bereits vor der Mission besprochen wurde. Er wirft noch einen Blick auf seine Armbanduhr und lächelt grimmig. Dabei verzieht sich die Narbe, die über Auge und Mund verläuft.

Zwei Soldaten transformieren ihre Flügel und erheben sich mit einem leisen Flattern in die Luft, während sich die anderen vor dem Haus verteilen und ihre Gewehre auf die Haustür und die Fenster richten. Ein paar Minuten verstreichen, in denen nur das Rauschen des Flusses und des Windes, der durch die Baumkronen fährt, zu hören sind. Die Vögel scheinen mit einem Mal aufgehört haben zu zwitschern, ebenso wie die Grillen verstummt sind, als hätten sie das drohende Unheil gespürt.

Schließlich nickt der Mann seinen Soldaten zu. »Es kann losgehen.«

Er marschiert festen Schrittes zu der Tür aus Eichenholz und schlägt mit der Faust dagegen, sodass sie erbebt.

»Im Namen der Áquila und der Versammlung der vereinigten Völker befehle ich Ihnen die Tür zu öffnen. Wir geben Ihnen eine Minute. Sollten Sie unseren Aufforderungen dann nicht nachgekommen sein, werden wir das Haus stürmen.«

Er wartet die Minute, doch im Haus bleibt es mucksmäuschenstill.

»Die Zeit ist um. Sie hatten Ihre Gelegenheit«, brüllt der Soldat mit dröhnender Stimme. Dann tritt er einen Schritt beiseite, sodass ein Kollege, der ein Brecheisen in den Händen hält, vortreten kann. Dieser schiebt das Werkzeug zwischen den Türrahmen und die Wand.

Kurze Zeit später ertönt ein lautes Knacken und die Tür schwingt auf. Zugleich ertönt an anderen Stellen des Sektors lauter Lärm, als donnerte jemand gegen Türen und Fenster. Die vorher so friedliche Stille ist plötzlich mit dröhnenden Kugelschüssen und entsetzten Hilfe- und Schmerzensschreien gefüllt.

Die Soldaten ducken sich und marschieren mit den Gewehren im Anschlag auf den Eingang zu. Das Mondlicht fällt durch die offene Tür in den kleinen Raum, der sich vor ihnen auftut. Dort können sie die Schemen einer schlanken Gestalt ausmachen. Mit vorgehaltenen Gewehren treten sie näher. Eine junge, abgemagerte Frau steht in der Küche und zielt mit einer Pistole auf die Soldaten. Allerdings zittern ihre Hände so sehr, dass ihr die Waffe beinahe entglitten wäre. Wind weht herein, der ihre abgetragene Kleidung aufbauscht und Strähnen aus ihrem unordentlich zusammengebundenen Zopf löst. Ihr eingefallenes Gesicht hat einen entschlossenen Ausdruck angenommen. Hinter ihr verstecken sich ein kleines Mädchen und ein kleiner Junge, die mit ängstlichen Gesichtern hinter ihr hervorlugen und weinen.

»Lasst uns in Ruhe! Ich werde meine Kinder nicht hergeben! Eher sterbe ich und reiße sie mit mir in den Tod, als sie euch zu überlassen!«, ruft sie mit zitternder Stimme und ihre Augen huschen nach einem Fluchtweg suchend umher. Doch die Soldaten haben das ganze Haus umstellt, sodass es für sie kein Entkommen gibt.

»Zugriff!«, brüllt der Anführer seinem Trupp zu, der daraufhin unaufhaltsam vorrückt.

Die Frau stößt die Kinder hinter einen Tisch. »Lauft! Dreht euch nicht um!«

Sie hat nicht einmal die Gelegenheit, ihre Waffe zu heben und sich zu verteidigen, da wird sie bereits von unzähligen Kugeln durchbohrt und stürzt blutend zu Boden.

»Mami!«, schreit das kleine Mädchen und läuft auf ihre Mutter zu. Sein Bruder will seine Schwester aufhalten, doch da trifft sie die Kugel eines Soldaten mitten in der Brust. Sie sieht erschrocken auf, den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet. Auf ihrer Brust breitet sich rasend schnell ein dunkelroter Fleck aus.

»Nein!«, schreit der Junge und stürmt vor, als das Mädchen zusammensackt, um es aufzufangen. Ungläubig lässt er sich mit seiner Schwester zu Boden sinken und bettet ihren Kopf auf seinen Schoß. Weinend streicht er ihr die wirren Haare aus dem Gesicht und drückt sie an sich. Dabei durchnässt ihr Blut seine Kleidung und färbt seine Hände rot.

»Bitte bleib bei mir, Enya«, schluchzt er und schiebt ihr goldenes Herzkettchen beiseite, das im Schein des Mondlichts silbern schimmert. Er legt seine Hand auf ihre nasse Wange, doch ihre glänzenden Augen starren ins Leere.

Plötzlich fällt ein Schatten über den kleinen Jungen und er sieht auf. Seine Sicht ist verschwommen, weshalb er nur noch die Schemen der Soldaten erkennt, die über ihm aufragen und die Gewehre auf ihn richten.

»Sollen wir das wirklich tun? Wir könnten ihn mitnehmen«, meint einer zweifelnd und betrachtet den kleinen Jungen. »Wir könnten ihn ausbilden.«

Doch der Anführer schüttelt vehement den Kopf. »Wir haben unsere Befehle. Sie hatte die Chance, das Mädchen zu melden. Jetzt muss ihre Familie die Konsequenzen tragen. Der Junge ist viel zu dürr und abgemagert. Er würde die Ausbildung niemals überstehen.«

Er richtet sein Gewehr auf den Kopf des Jungen, welcher seine Schwester unter Tränen an sich presst und wimmernd die Augen schließt. Mehrere Schüsse fallen im Haus und ein Beben geht durch den Boden, als dort leblose Körper aufprallen.

Der Junge zuckt bei jedem weiteren dröhnenden Schuss zusammen und öffnet schließlich angsterfüllt die Augen, als nur noch von draußen her Schüsse und Schreie ertönen.

Der Soldat, welcher ihn töten wollte, liegt stöhnend und mit schmerzerfüllter Miene neben seiner Waffe auf dem Boden. Seine Augenlider flattern. Aus Wunden aus seiner Schulter und seinem Magen strömt warmes Blut, das im Schein des Mondlichts dunkel glänzt.

Im Türrahmen steht ein Mann, dessen langer Schatten auf den Jungen fällt. Verwirrt wischt er sich mit dem Unterarm über die Augen und sieht auf, als der Mann auf ihn zumarschiert und schließlich wie eine bedrohliche Mauer vor ihm aufragt. Seine Füße stecken in Kampfstiefeln. Über seinen Augenbrauen befinden sich zwei Piercings, die an dunkle Steine erinnern. Als er den Jungen ansieht, breitet sich trotz seiner finsteren Miene ein freundliches Lächeln auf seinem Gesicht aus.

»Wie heißt du?«, will er wissen.

Der kleine Junge presst seine tote Schwester fest an sich und starrt die verletzten Soldaten an, die von anderen in schwarz gekleideten Männern zurückgehalten werden.

»G… Garrett«, stottert der kleine Junge perplex.

»Hallo, Garrett. Du musst keine Angst mehr haben. Du bist jetzt in Sicherheit.« Der Mann hält ihm die Hand hin. Dabei rutscht der Ärmel seiner schwarzen Jacke zurück und gibt den Anblick auf ein Tattoo auf der Unterseite seines Handgelenks frei: ein Pentagramm, in dessen Mitte eine Taube ihre Flügel ausgebreitet und ihren Kopf hoffnungsvoll gen Himmel gehoben hat.

KAPITEL 1

Ich schreie, als mich eine gewaltige Druckwelle nach hinten in Daans Zimmer katapultiert. Dann werde ich auf den harten Steinboden geschleudert, wo ich mir schmerzhaft den Kopf schlage und mir die Haut aufschürfe. Meine Arme brennen schmerzhaft.

In meinem Kopf dreht sich alles. Der Lärm der Explosion hallt in meinen Ohren wider. Überall ist Rauch, er nimmt mir die Sicht und dringt in meine Lungen, sodass ich hustend in die Knie gehe. Ich ringe verzweifelt nach Luft.

»Daan?«, krächze ich. Panisch sehe ich mich nach ihm um. Eben noch standen wir in einer innigen Umarmung auf dem Balkon seines Palastes und … O nein! Ich schlage mir die Hände vor den Mund. Von dem Balkon ist nichts mehr übrig. Dort, wo sich seine Tür befand, ist nur noch ein klaffendes Loch, sodass ich hinaus in die Dunkelheit blicken kann, die voller Rauch und Staub ist.

Bitte lass ihn nicht tot sein, bete ich gen Himmel, obwohl ich sonst nicht an einen Gott glaube. »Daan!«, rufe ich jetzt lauter. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Eisige Kälte kriecht durch den Boden in meine Glieder.

Aber dann höre ich ihn meinen Namen rufen. Erst da entdecke ich zwei Hände, die sich verzweifelt an dem übrig gebliebenen Balkonboden festkrallen.

»Halt dich fest!« Hastig rapple ich mich auf, aber da knicke ich um. Ich kann mich gerade noch so fangen und ziehe fluchend die hohen Ballschuhe aus. Dann stürze ich zu ihm, wobei ich krampfhaft versuche nicht an die Tiefe zu denken, die meine Knie schlottern lässt.

Als ich jedoch am Rand ankomme und trotzdem einen kurzen Blick nach unten erhasche, keuche ich entsetzt auf. Es geht über fünfzig Meter runter und nirgendwo ist ein kleiner Vorsprung, wo er sich hätte abstützen können.

»Ich kann mich nicht mehr lange halten«, bringt er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Sein Gesicht ist vor Anstrengung rot angelaufen und es kostet ihn sehr viel Kraft zu sprechen.

Ich greife nach seinen Händen, zerre an ihnen, aber Daan ist zu schwer. Außerdem sind sie ganz verschwitzt, weshalb sie mir beinahe entgleiten.

»Bitte lass nicht los«, flehe ich verzweifelt.

»Hatte ich nicht vor«, gibt er mit zusammengepressten Lippen zurück. Seine Augen wandern angespannt nach unten und seine zitternde Hand sucht wieder nach meiner.

Ich habe schreckliche Angst, dass er mir entgleitet und in die Tiefe fällt, deshalb packe ich seine Handgelenke. Schweiß bricht auf meinem Körper aus und Adrenalin rauscht durch meine Adern, das mir neue, ungeahnte Kraft gibt. Mit zusammengebissenen Zähnen stütze ich mich auf dem Boden ab und ziehe ihn hoch. Es kostet mich eine Menge Anstrengung. Stück für Stück ziehe ich ihn ins Zimmer. Kurz darauf liegt er keuchend neben mir auf dem Boden.

Für ein paar Sekunden bleiben wir liegen, um nach Luft zu schnappen, was mittlerweile besser geht, da sich der Rauch langsam verzieht. Dann rappelt sich Daan wieder auf, hilft mir hoch und zieht mich fest an sich. »O Lucy, ich dachte schon, du wärst …« Er führt den Satz nicht zu Ende. Doch ich spüre seinen zitternden Körper an meinem und erwidere die Umarmung mit derselben Verzweiflung. »Ich bin so froh, dass du noch lebst.«

»Geht mir genauso«, gebe ich leise zurück.

Ich habe keine Ahnung, was die Explosion zu bedeuten hat und ob ein Angriff auf den Palast der Kobolde läuft. Aber in diesem Augenblick ist es mir egal, denn ich bin einfach nur erleichtert, dass Daan nicht mit verdrehten Gliedmaßen unten im Palastgarten liegt.

Er löst sich wieder von mir, legt seine Hände auf meine Schultern und mustert mich eingehend. Seine Finger berühren sanft meine Wange. »Bist du verletzt?«

Seine eisblauen Augen wandern besorgt über meinen Körper und er greift nach meiner Hand, aber ich schüttle den Kopf. Gleichzeitig rührt mich seine selbstlose Geste. Er hing über dem Abgrund und wäre beinahe fünfzig Meter in die Tiefe gestürzt, aber das Erste, von dem er spricht, ist mein Wohlergehen.

»Mir geht es gut«, gebe ich zurück und erwidere seinen Blick.

Vor nicht einmal fünf Minuten standen wir auf dem Balkon, abseits des Balls, bei dem seit dem Friedensvertrag die Königshäuser aller Völker jährlich zu Neujahr zusammenkommen.

Daan und ich haben uns weggeschlichen und ich habe ihm meine Liebe gestanden. Und dann hat er mir meine Vermutungen bestätigt, dass wir uns bereits kannten. Dass er an dem Schuld war, was vor zehn Jahren passierte.

Plötzlich kracht die Zimmertür gegen die Wand und schwarz gekleidete Männer mit Gewehren stürmen herein. Sie sehen nicht aus wie die Wachen von Daans Familie.

Es sind zehn Kobolde, die uns einkreisen. Dass sie Kobolde sind, erkenne ich an ihrem typischen Gesichtsmerkmal: eine Reihe von goldenen Punkten, die sich sichelförmig auf einer Gesichtshälfte von ihren Stirnen bis hin zu ihrem Kiefer zieht.

Sie kreisen uns ein, sodass es dort kein Entkommen für uns gibt. »Wenn Sie tun, was ich Ihnen sage, wird Ihnen nichts geschehen«, sagt der Anführer mit tiefer Stimme, die mir einen eiskalten Schauer über den Rücken jagt.

»Was wollen Sie von uns?«, schreie ich aufgelöst und klammere mich an Daans Hand. Ich will, dass es endlich aufhört.

Daan schiebt sich näher an mich heran und erwidert den Druck sanft, obwohl seine Hand genauso sehr zittert wie meine.

»Keine ruckartigen Bewegungen! Wenn Sie unseren Anweisungen nicht folgen, schießen wir«, droht er mir und richtet den Lauf des Gewehrs auf mein Bein.

Ich runzle die Stirn. Es scheint so, als wolle er uns nicht töten, ansonsten würde er auf meinen Kopf oder mein Herz zielen. Aber warum sprengen sie dann den Balkon? Sie haben doch bestimmt gesehen, dass wir dort standen. Bei dem Gedanken, dass sie uns vielleicht die ganze Zeit über beobachtet haben, wird mir übel.

Ein lautes Brüllen ertönt hinter uns und Wind kommt auf, der an meinem Kleid reißt und meine Haare zerzaust. Erschrocken fahren wir herum. Vor uns fliegen zwei Drachen, deren Körper von dunkelgrünen Schuppen übersät sind. Über ihren riesigen goldenen Augen befinden sich geschwungene Hörner. Ihre großen Flügel mit den gefährlich aussehenden Zacken an den Spitzen schlagen in einem unentwegten Rhythmus, um deren Körper in der Luft zu halten. Dabei wirbeln die Drachen Wind auf, der auf uns zuströmt. Auf ihren Rücken sitzen zwei weitere in schwarz gekleidete Männer, die ebenfalls mit Gewehren auf uns zielen.

»Schnappt sie euch und lasst uns verschwinden«, fordert der Mann auf dem linken Drachen, während er die Zügel lockert, damit sich der Drache Daans Zimmer nähert.

Panik steigt in mir hoch. Die sechs Männer zielen mit ihren Waffen auf uns, vier kommen mit Handschellen auf uns zu. In mir verkrampft sich alles. Ich sehe mich nach einer Fluchtmöglichkeit um. Aber wir sitzen in der Falle. Vor und hinter uns befinden sich die Feinde. Nicht mal der Balkon bietet einen Fluchtweg. Zudem geht es weit in die Tiefe hinunter.

Plötzlich ertönt ein weiteres Drachengebrüll, woraufhin Daan erleichtert »Hertaz!« ruft.

Hertaz, ein roter Drache, der uns vor ein paar Monaten an den Strand flog und so etwas wie Daans Haustier ist, kommt mit starken Flügelschlägen über den Bäumen angeflogen. Das Maul hat er weit aufgerissen. Er zögert nicht und spuckt Feuer auf die feindlichen Drachen, welche sich kreischend aus der Gefahrenzone bringen.

Ihre Reiter brüllen Befehle, während Hertaz unbarmherzig die Drachen angreift. Diese wehren sich und schießen ebenfalls mit Feuer. Es wird unerträglich heiß. Ich habe Angst um Daans Drachen, doch dieser weicht den Fontänen geschickt aus und attackiert weiterhin die Feinde.

Daan nutzt die Ablenkung durch das Schauspiel der Drachen und schießt vor. Mit einem Fauststoß trifft er den Mann, der ihm am nächsten steht, am Kinn. Zwei Kameraden fangen ihn perplex auf. Da schickt er dem nächsten einen geballten Windstoß, sodass dieser mit voller Wucht gegen einen weiteren kracht. Die feindlichen Kobolde werden gegen die harte Wand geschleudert, wo sie zu Boden fallen und reglos liegen bleiben.

Der Mann, der uns zuvor bedroht hat, betätigt den Abzug und zielt auf Daans Schulter. Daan ist auf einen anderen Kobold fixiert, den er gerade über den Abgrund befördert.

Bevor er auf meinen Freund schießen kann, trete ich mit dem Fuß gegen sein Handgelenk, sodass der Schuss danebengeht. Dafür holt der Soldat so schnell aus, dass ich mich nicht mehr rechtzeitig wegducken kann. Der Schlag triff mich mit voller Wucht im Gesicht. Für ein paar Sekunden bleibt mir die Luft weg, meine Ohren klingeln und die Welt beginnt sich zu drehen. Ich stöhne gequält auf und will mir die schmerzende Stelle halten, als er mich grob an den Haaren packt. Ich schreie auf, wirble herum, hebe das Knie und treffe ihn zwischen den Beinen.

Daraufhin lässt er mich sofort los und geht mit einem lauten Stöhnen in die Knie. Doch er fängt sich schnell wieder und will nach mir greifen. Ich stolpere von ihm weg, als Daan, der immer noch nahe des Abgrunds steht, die Hand hebt. Ein starker Wind fegt meinen Angreifer von den Füßen. Allerdings wird Daan durch den Rückstoß zurückbefördert. Da er gefährlich nahe am Rand steht, stolpert er über Mauerbrocken. Verzweifelt rudert er mit seinen Armen nach Gleichgewicht, die Augen geweitet.

Durch die Flügelschläge der kämpfenden Drachen wird weiterer Wind aufgewirbelt, der Daan nach hinten reißt. Der Mann neben ihm will nach ihm greifen. Aber zu spät. Im nächsten Moment ist der Prinz der Kobolde nicht mehr zu sehen. Und Hertaz, der ihn auffangen könnte, ringt mit dem anderen Drachen, der ihn umkreist und mit Feuerfontänen auf ihn schießt, während er die Angriffe mit derselben Hartnäckigkeit erwidert.

»Nein!«, schreie ich, weil ich ihn bereits tot auf dem Boden liegen sehe.

Ich weiß nicht, was mit mir geschieht. Aber eine Ruhe breitet sich in mir aus, nimmt mich ein und vertreibt die Angst um Daan. Wie durch einen dichten Nebel stürze ich auf den Abgrund zu. Wie aus der Ferne höre ich die Feinde hinter mir aufbrüllen. Der Mann, der vergeblich nach Daan gegriffen hat, will mich zurückhalten, aber ich schleudere ihn mit einer Handbewegung ins Zimmer. Meine Angst vor Höhen ist wie verflogen, als ich mich vom Rand der übrig gebliebenen Steine abstoße und mit ausgebreiteten Armen kopfüber in die Tiefe springe.

Mein Körper kribbelt, während ich falle. Vor mir sehe ich Daan. Obwohl wir mit einer hohen Geschwindigkeit hinabrasen, ist es so, als schwebten wir in Zeitlupe nach unten.

Daan schickt einen Windstoß in Richtung Boden, der seinen Fall kurz bremst, sodass ich ihn fast aufhole. Entschlossenheit breitet sich in mir aus. Ich strecke meine Hand nach ihm aus. Er erzeugt noch einen Windstoß, der die letzte Distanz zwischen uns überwindet.

Ich bekomme seine Finger zu fassen, unsere Hände gleiten ineinander, als mein Rücken wie verrückt kribbelt und geschwungene grüne Flügel herauswachsen. Ohne dass ich sie kontrollieren muss, fangen sofort an zu schlagen und erzeugen einen gewaltigen Luftwirbel, der uns bremst. Mein Herzschlag verdoppelt sich, ich befehle meinen Flügeln sich noch schneller zu bewegen und fange im letzten Moment unseren Sturz ab, sodass wir nicht auf die Wiese prallen.

Daan hängt an meiner Hand und sieht nach oben. Seine Augen glühen, als er meine Flügel mustert und mich dann verblüfft anstarrt.

Als ich mich frage, wie ich es geschafft habe, meine Flügel zu transformieren, wo es mir bisher nie bewusst gelungen ist, hören sie just in diesem Moment auf zu schlagen und wir fallen in den Schnee.

Erneut bleibt mir die Luft weg. Mein Rücken prickelt unangenehm, als meine Flügel wieder in sich zusammenschrumpfen. Dann spüre ich starke Arme, die mich hochziehen. Ich kneife die Augen zusammen, weil sich die Umgebung um mich herum dreht. Daan hält mich an den Ellenbogen fest und bewahrt mich so davor, wieder zu stürzen.

Sein Gesicht verfinstert sich, als er nach oben sieht, und sein Griff um meinen Oberarm verstärkt sich. »Sie sind uns immer noch auf den Fersen.«

Ich folge seinem Blick und mein Herz bleibt stehen. Die Männer seilen sich an der Palastwand ab – wie schwarze, unheilvolle Schatten, die von oben herabfallen. Am Abgrund haben sich Scharfschützen positioniert, die roten Laser ihrer Gewehre fliegen über die Umgebung und fangen uns ein.

Da stürzt Hertaz mit ausgebreiteten Flügeln, gefolgt von dem feindlichen Drachen, herunter. Ich halte den Atem an, weil ich denke, dass er auf dem Boden aufschlagen wird, doch in letzter Sekunde erhebt er sich wieder in die Luft. Der andere Drache, der ihm folgte, reagiert zu langsam. Ungebremst kracht er mit seinem Reiter auf die Wiese und die Erde erbebt. Der Drache schlittert weiter, bis mehrere Bäume ihn stoppen.

Mittlerweile sind auch die Kobolde, die sich abgeseilt haben, auf dem Boden angekommen. In geschlossener Formation marschieren sie unaufhaltsam auf uns zu, ihre Gewehre auf uns gerichtet, sodass rote Punkte auf Hertaz’ und unseren Körpern tanzen.

»Was sollen wir tun? Können wir ihm irgendwie helfen?«, rufe ich Daan zu, da ich Angst um den Drachen habe, der uns mit seinem Leben verteidigt.

Daan scheint hin- und hergerissen. Plötzlich wendet ihm der Drache den Kopf zu und für ein paar Sekunden scheinen sie auf einer anderen Ebene zu kommunizieren, woraufhin er den Männern, die uns im Visier haben, eine gewaltige Feuerfontäne schickt, die ihre Körper einhüllt.

Schmerzerfüllte Schreie ertönen, als sie sich am ganzen Leib brennend auf dem Boden wälzen. Erschüttert schlage ich mir die Hand vor den Mund und senke den Blick. So sehr ich meine Feinde hasse, kann ich das nicht mitansehen. Ich konzentriere mich auf den Schnee in unserer Umgebung. Tausende von Schneeflocken lösen sich aus dem Boden, schweben durch die Gegend und lassen sich auf den vor Schmerzen brüllenden Männern nieder, um das Feuer zu löschen und sie von ihren Qualen zu erlösen.

Derweil hat sich Hertaz wieder erhoben. Mit wenigen Flügelschlägen ist er bei uns und landet vor uns. Sie haben ihn schwer erwischt. Einige Schuppen sind verbrannt, seine Flanke ist übersät von blutigen Kratzern und eine lange Streifwunde zieht sich über seinen Panzer. Aber uns bleibt keine Zeit, ihn zu heilen, denn nicht alle Feinde wurden von Hertaz getroffen. Zwei stürmen, ohne ihre wimmernden Kameraden zu beachten, auf uns zu.

»Wir müssen uns beeilen!«

Daan hilft mir auf Hertaz Rücken zu klettern, was wegen des bodenlangen Ballkleides nicht so einfach ist. Da er keinen Sattel trägt, verbrenne ich mir die Hände, die Beine und den Hintern an seinen heißen Schuppen. Um nicht laut aufzuschreien, beiße ich die Zähne zusammen und lege, ohne zu zögern, meine Arme um Daans Bauch, der sich vor mich gesetzt hat.

Mit einem kräftigen Flügelschlag erhebt sich der Drache in die Luft. Ich presse mich fest an Daan. Meine Augen wandern wie von selbst über die Umgebung. Von oben sieht es noch schlimmer aus. Überall ist Rauch, ich höre Leute schreien und habe Angst um meine Eltern und meinen Bruder.

Ich würde gern zum Palasteingang, um nach meiner Familie zu schauen, doch Hertaz fliegt über die Baumkronen hinweg in Richtung der Palastmauern.

»Wohin will er?«, brülle ich, um den Flugwind zu übertönen, und verberge mein Gesicht in seinem Rücken, damit ich wieder Luft bekomme.

»Er will uns irgendetwas zeigen!«, gibt er zurück.

Die Mauern sind schon fast unter uns, als Hertaz langsamer wird und schließlich mit schlagenden Schwingen in der Luft auf Höhe der Baumkronen zum Stehen kommt. Diese befinden sich am nächsten der Mauer, welche das Palastgelände der Kobolde von dem äußeren Land trennt. Und was ich da sehe, verschlägt mir den Atem.

Als wir herfuhren, befand sich niemand im Wald und im Gebiet vor der Mauer. Jetzt haben sich dort im Schein der Straßenlampen Hunderte von Leuten versammelt. In ihren Händen halten sie Plakate, die sie hochheben. Auf denen steht:

Nieder mit den Royals!

Wir wollen Gerechtigkeit!

Hebt den Beschluss auf!

Bei genauerem Hinsehen erkenne ich, dass es nicht nur Kobolde sind. Denn unter ihnen befinden sich die kleinen, zierlichen Körper von Elfen. Sie haben alle dieselben geschwungenen Blumenrankenmuster um die Augen. Auch Elben mit Edelsteintattoos auf deren Stirne, von denen aus sich Rankenmuster wie Stirnschmuck zu den Schläfen ziehen, stechen mit ihrer hohen Größe hervor, mit der sie die Kobolde und Elfen überragen.

Die meisten Natura sind in warme Schals und Mäntel eingepackt, aber einige wenige fallen mir ins Auge, weil sie zerrissene Kleidung tragen.

»Eine Demonstration!«, keucht Daan auf, als wäre er darüber verwundert. »Eigentlich traut sich niemand sich gegen uns aufzulehnen.«

Mit uns meint er die Royals. Meine Eltern. Meine Familie. Dabei fühle ich mich ihnen noch nicht so ganz zugehörig, da ich wie das schwarze Schaf behandelt werde. Wir sind immer unterschiedlicher Meinung und Ansichten. Sie hören mir überhaupt nicht zu, weil sie glauben, dass ich durch meine neunjährige Abwesenheit nichts zur politischen Angelegenheiten und Phönix zu sagen habe. Dazu, dass sie sich in mein Leben einmischen und mir meine Freundschaften zu Leuten aus den anderen Völkern verbieten wollen.

Plötzlich ertönt das laute Röhren von Motoren. Mehrere Militärwagen kommen von außerhalb der Mauer angerast und halten mit quietschenden Reifen davor.

Ein Dutzend Soldaten springen heraus und zielen mit ihren Gewehren auf die Demonstranten. Gehören sie zu den Männern, die uns gerade eben angegriffen haben?

Während einige die Plakate wegwerfen und davonrennen, heben andere ergeben ihre Hände. Ein ohrenbetäubender Schuss ertönt und ich schreie auf, als ein junger Mann, der ein Plakat in der Hand hielt, getroffen zu Boden stürzt. Ein zweiter Schuss fällt, woraufhin heftiger Tumult losbricht.

»Wir müssen ihnen helfen!« Auch wenn es aufgrund seines heißen Körpers schmerzt, drücke ich meine Knie leicht in Hertaz’ Seiten, um ihn dazu zu bewegen, uns runterzulassen. Doch Daan hält mich zurück. Verständnislos sehe ich ihn an. »Was ist los?«

Seine Miene ist düster, als er antwortet. »Die schießen und du willst dich direkt in den Kugelhagel begeben? Es ist zu gefährlich. Du könntest verletzt werden! Außerdem gibt es ein strenges Protokoll. Bei Demonstrationen haben die Soldaten die Erlaubnis zu schießen.«

Im selben Moment ertönen weitere Schüsse und die Menge stößt auseinander. Diejenigen, die noch nicht davongelaufen oder in ihren Autos geflohen sind, bleiben standhaft stehen. Aber dann öffnen sich die Tore und eine ganze Armee von Soldaten stürmt heraus. Mit dunklen Sturmgewehren schießen sie, ohne zu zögern, darauf los.

Mir dreht sich der Magen um. »Wir müssen ihnen helfen!«, flehe ich verzweifelt, wenngleich ich Angst habe, von Kugeln getroffen zu werden. »Ich kann nicht einfach hierbleiben und dabei zusehen, wie die Soldaten die Demonstranten töten. Bitte, Daan, wir dürfen das nicht zulassen!«

»Aber wir würden ins offene Feuer laufen …«, protestiert Daan. Aber ein Blick in mein Gesicht und er schweigt. Ich sehe ihm an, dass es ihm ganz und gar nicht passt. Dennoch flüstert er Hertaz etwas zu, woraufhin der Drache über die Mauer hinwegfliegt.

»Soldaten!«, brüllt er, doch niemand hört ihn.

Der Kugelhagel ist so laut, dass meine Ohren schmerzen. Daan hebt die Hand und ein gewaltiger Windstoß fegt über die Soldaten hinweg, die die flüchtenden Demonstranten verfolgen. Die Männer bleiben stehen und wenden sich mit ihren Gewehren uns zu. So wie Hertaz mit uns über ihnen aufragt, müssen wir bedrohlich wirken. Ein Kribbeln überzieht meinen Körper, weil ich mich von hier oben aus ganz mächtig fühle. Gleichzeitig wird mein Magen ganz flau. Was, wenn sie nicht auf uns hören und wir das Blutbad nicht stoppen können? Was, wenn sie auf uns schießen? Wir kommen unmöglich gegen alle Soldaten an!

Daan lässt Hertaz, der nicht weniger erschöpft scheint als wir, langsam zu Boden sinken.

»Ich bin Daan Dragón, der Kronprinz der Kobolde.« Er stockt kurz und es kommt mir so vor, als spiele er die Kronprinzkarte nicht gern aus. Als sei es ihm zuwider. Doch dann strafft er die Schultern. »Lasst die Demonstranten laufen«, befiehlt er mit fester Stimme.

»Aber das Protokoll besagt, dass wir alle Demonstranten töten sollen«, widerspricht der Kommandeur, an dessen Uniform ein goldenes Abzeichen angebracht ist.

»Ich bin der Kronprinz und ich stehe über dem Gesetz. Ich befehle Ihnen sie laufen zu lassen.«

Daans Stimme duldet keinen Widerspruch. Ein Schauer fährt mir über den Rücken, als ich bemerke, wie aufrecht er dasitzt, den Kopf hoheitsvoll gehoben. Welche Macht von ihm ausgeht. Ich bewundere ihn dafür, wie er äußerlich so stark wirken kann, da ich weiß, dass auch er Angst haben muss. Er bebt wie ich am ganzen Körper.

Dankbar, dass er, obwohl er es offensichtlich nicht wollte, für mich gegen das Protokoll verstoßen hat, drücke ich mich fester an ihn.

»Danke«, flüstere ich leise. Aber aufgrund des Lärms der flüchtenden Demonstranten bin ich mir nicht sicher, ob er es gehört hat.

Doch da schaut er mich über die Schulter hinweg an und greift nach meiner Hand. Er sagt nichts, aber ein Blick in seine Augen verrät den Sturm, der in ihm tobt.

Die Soldaten scheinen ebenfalls mit sich zu hadern, aber dann lassen sie die Waffen sinken. Innerhalb weniger Minuten sind alle Demonstranten verschwunden.

Daan gleitet als Erstes von Hertaz herunter und fängt mich auf, als ich ebenfalls absteige. Eisiges Schweigen kehrt ein, das nur durch die Schreie und Befehle der Soldaten durchbrochen wird, die die Demonstranten festnehmen, welche es aufgrund ihrer Verletzungen nicht mehr geschafft haben zu fliehen. Zwar sind die meisten entkommen, aber es liegen genug am Boden auf dem blutigen Schnee, die vor Schmerz stöhnen oder verstummt sind und sich gar nicht mehr bewegen.

Das Licht der Straßenlaternen fällt auf den schneebedeckten Boden, der von unzähligen Fußtritten übersät ist, die das Blut über den ganzen Boden verteilen. Mir wird schlecht und mein Magen rebelliert, weshalb ich meine Augen ganz fest schließe, um die schrecklichen Bilder, die sich in meinem Gedächtnis festgebrannt haben, zu verdrängen.

Von den Soldaten, die über Funk mit den Sicherheitsleuten des Palastes in Verbindung stehen, erfahren wir, dass es bis auf die Explosion auf dem Balkon keine weiteren Anschläge direkt auf den Palast gebe und dass unsere Eltern wohlauf seien. Sie seien bereits auf dem Weg zu uns. Mir fällt ein gewaltiger Stein vom Herzen, da ich Angst hatte, ihnen wäre etwas zugestoßen.

Ich sehe mich um. Bisher habe ich fast zwanzig verletzte Demonstranten gezählt, die sich gegen die Festnahmen wehren. Zwei wollen wegrennen, doch da werden sie von den Soldaten zu Boden gestoßen, wo sie ihnen Handschellen anlegen und sie wegführen. Dagegen kann Daan leider nichts tun.

»Was geschieht mit den festgenommenen Demonstranten?«

»Sie werden sich vor einem Kriegsgericht verantworten müssen«, erklärt er mir leise.

»Was bedeutet das?«

Er schweigt. Und sein Schweigen sagt alles. Ich stoße einen erstickten Laut aus.

Sie werden hingerichtet werden. Wegen einer friedlichen Demonstration. Die Königsfamilien – meine Eltern mit eingeschlossen – können doch nicht so grausam sein?!

Mein Blick fällt auf die blutigen Spuren im Schnee, die von einer Person zu kommen scheinen und in den Wald führen. Erneut bin ich kurz davor, mich zu übergeben. Und wieder schaffe ich es nur mit größter Überwindung, mich davon abzuhalten.

Gleichzeitig habe ich so ein merkwürdiges Gefühl im Magen, das mich dazu drängt, der Blutspur zu folgen. Und das tue ich, obwohl alles in mir danach ruft umzukehren. Ich habe Angst, eine Leiche zu finden, aber ich könnte mir nie verzeihen, wenn die Person im Wald liegen bleibt und stirbt.

Gemeinsam mit Daan, der mir dicht auf den Fersen ist und über seiner Handfläche eine Flamme entstehen lässt, die uns Licht spendet, betrete ich den finsteren Wald.

»Was hast du vor?«, murmelt er und sieht sich nach allen Seiten um. »Wir sollten wieder zurückkehren.«

Laub raschelt unter unseren Füßen und Äste knacken, als wir auf sie treten. Meine Fußsohlen stechen, da ich barfuß bin, aber ich ignoriere den Schmerz.

Bis auf den Schein des Feuers über Daans Hand ist es dunkel um uns herum. Ich komme mir vor wie in einem Horrorfilm und mich fröstelt es. Fast erwarte ich, dass Slenderman oder eine andere Horrorgestalt zwischen den Bäumen hervortritt.

»Pst!«, mache ich und hebe die Hand.

Zuerst ist es still. Bis auf die Rufe der Soldaten und die erzürnten Schreie der sich wehrenden Demonstranten vernehme ich nichts. Bis ein gurgelndes Röcheln neben mir ertönt. Ängstlich drehe ich mich zu der Quelle um und hätte beinahe laut aufgeschrien.

Vor uns liegt ein junger Mann regungslos auf dem Bauch, weshalb ich sein Gesicht nicht erkennen kann. Stattdessen starre ich auf seinen aschblonden, zerzausten Haarschopf. Während seine linke Hand blutig im Schnee liegt, befindet sich die andere unter seinem Körper.

»Lucy, lass uns die Soldaten holen, damit sie sich um ihn kümmern.« Daan umklammert meinen Arm und will mich fortziehen, doch ich entreiße mich seinem Griff.

»Damit sie ihn töten? Vergiss es! Er sieht nicht viel älter aus als wir und ist verletzt! Wir können ihn nicht einfach dem Tod überlassen!«

Trotz seiner Proteste gehe ich in die Knie und lege meine Hand auf die Schulter des Verwundeten. Vorsichtig drehe ich ihn zu mir herum und erschrecke, als ich das Gesicht wiedererkenne. Es ist der Elf vom Phönixmarkt. Der mit einem Messer auf mich losgehen wollte und der an dem Anschlag auf meiner Rede beteiligt war.

Ich will aufstehen, doch da fällt mein Blick auf etwas in seiner Hand. Es ist ein Plakat, da es aber blutverschmiert ist, kann ich die Schrift nicht mehr entziffern. Der Mantel sieht auch nicht gerade besser aus. Der dünne Pullover ist zerfetzt und gibt den Blick auf ein Stück Haut frei. Er hat eine Schusswunde davongetragen, aus der dunkelrotes Blut hervortritt.

Er murmelt etwas Unverständliches vor sich hin. Seine Augen flattern müde, dann rollen sie nach hinten. Kurz habe ich wieder das grausame Bild des sterbenden Talorion vor Augen. Aber dieser Elf hier lebt. Noch. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er entweder den Verletzungen erliegt oder von den Soldaten aufgegriffen und getötet wird.

»Lucy, was hast du vor?«, will Daan in warnendem Tonfall wissen, als ich meine Hände auf seine Wunde lege.

Ich spüre das warme und klebrige Blut auf meiner Haut und muss mich gewaltig zusammenreißen, um sie nicht wieder wegzuziehen. Mein Puls rast, als ich die Augen schließe.

Ein kühler Wind zerzaust mein Haar. Die Kälte des Waldes dringt durch meine Knochen. Ich höre die lauten Schreie der Vögel, die zwischen den Bäumen hindurchflattern. Im Unterholz vernehme ich das Rascheln einer Maus, die sich einen Weg durch die Blätter bahnt. Der Geruch von Schnee und Erde dringt an meine Nase.

Diese Eindrücke vermitteln mir eine seltsame Art von Ruhe. Und genau diese Ruhe sammelt sich in meinem Inneren und wandelt sich trotz der eisigen Kälte in Wärme um. Sie breitet sich in mir aus und strömt durch meine Adern bis hin zu meinen Fingerspitzen, die angenehm kribbeln, bevor sie aus mit herausfließt.

Vor meinem inneren Auge kann ich deutlich den Elfen, seinen Körper und seine Wunde vor mir sehen, als wäre er eine 3-D-Abbildung auf einem Computer. Und dann beobachte ich, wie sich die Zellen in seinem Körper neu bilden und die Wunde wieder zusammenwachsen lassen.

Aber umso mehr Wärme aus mir herausströmt und auf ihn übergeht, umso mehr Kälte breitet sich in meinem Körper aus. Es ist so, als hätte mich alle Wärme und Energie verlassen. Als hätte ich all meine Kraft auf ihn übertragen. Meine Hände beginnen zu zittern und mein Kopf wird schwer. Der Körper vor mir verblasst mit der fallenden Temperatur immer mehr. Stattdessen wabert dunkler Nebel um meinen Kopf.

Ich will dagegen ankämpfen, aber je mehr ich mich wehre, desto anstrengender wird es. Ein stechender Schmerz fährt durch meinen Kopf und ich stöhne gequält auf. Dennoch mache ich weiter. Die Wunde hat sich fast komplett geschlossen, als ich Herzrasen bekomme. Das Zittern und der Schmerz werden schlimmer, sodass es kaum mehr auszuhalten ist. Wenn ich dem nur ganz kurz nachgebe …

»Okay, das reicht jetzt!« Daans Stimme dringt aus der Ferne an mein Ohr. Da spüre ich seine warmen Hände auf den meinen, welche mir Kraft einflößen, bis sich der Nebel wieder lichtet.

Meine Augen öffnen sich flatternd. Daan nimmt seine Hände von den meinen, um sie auf meine Wangen zu legen. Besorgt mustert er mich, während ich mich ganz benommen fühle.

»Ist alles okay? Du wurdest eiskalt. Ich dachte schon, du …«, stottert er. »Ich konnte dich auch nicht wegreißen, weil das Kappen der Verbindung, die während des Heilens entsteht, gefährlich enden kann.«

Aus den Augenwinkeln bemerke ich eine Bewegung. Daan folgt meinem Blick und hebt die Hand, über der wieder eine kleine Flamme aufflackert. Ehe ich es mich versehe, hat er sich beschützend vor mich geschoben.

Vor uns in der Dunkelheit steht der junge Elf. Den ich gerade eben geheilt habe. Den ich vor dem Tod bewahrt habe. Seine Haltung ist gebückt und er wirkt von der Verletzung erschöpft. Dennoch umklammert er fest die Pistole in seiner Hand, mit der er auf uns zielt und die in der Finsternis noch bedrohlicher wirkt.

»Was soll das?«, frage ich verwirrt und erwarte, dass er die Waffe herunternimmt.

Aber das tut er nicht. Ganz im Gegenteil. Sein Zeigefinger wandert zum Auslöser, während seine Augen uns hasserfüllt fixieren.

»An den Händen eurer Familien klebt Blut!«, knurrt er schwach, aber die unterdrückte Wut in seiner Stimme jagt mir dennoch einen eiskalten Schauer über den Rücken.

»Was erzählst du da? Was meinst du damit?«, erwidere ich. Warum behauptet er, an den Händen meiner Familie klebe Blut? Will er uns wirklich erschießen, wo wir ihm doch geholfen haben? Ein Zittern durchläuft mich und ich will mich vor Daan schieben, weil ich nicht will, dass er verletzt wird, doch der bleibt stur vor mir stehen.

»Sie hat dir gerade das Leben gerettet. Nimm die Waffe herunter und wir reden über alles«, meint er mit ruhiger Stimme.

»Wir haben lange genug darauf vertraut, dass Reden und Verhandeln uns weiterhilft.« Der Elf erwidert Daans Blick. Es sieht so aus, als gebe er nach.

Als er die Hand sinken lässt, atme ich erleichtert auf. Aber seine nächsten Worte sowie die Kälte und der abgrundtiefe Hass in seiner Stimme treffen mich wie ein harter Schlag ins Gesicht. »Aber die Áquila haben uns eines Besseren belehrt. Dass wir endlich handeln müssen. Das ist für die Befreiung der Elfen und der anderen Völker.«

Bevor er abdrücken kann, wird er zurückgeschleudert und kracht gegen einen Baumstamm, die Pistole gleitet ihm aus der Hand. Dann bewegt sie sich wie von Geisterhand auf uns zu und fällt vor uns zu Boden.

Mit offenen Mündern starren wir uns an. Denn weder Daan noch ich waren das. Ich sehe mich um, doch bis auf den Elfen kann ich in der Dunkelheit niemanden erkennen. Mich schaudert. Der Elf rappelt sich benommen auf. Als er bemerkt, dass er keine Chance mehr hat, flucht er leise und wirft mir einen zornigen Blick zu.

»Das war noch nicht das Ende. Wir sehen uns wieder!« Damit dreht er sich um und stürmt davon.

Wir verharren reglos, um sicherzugehen, dass er wirklich abgehauen ist.

»Er hat etwas verloren«, murmelt Daan und geht in die Knie, um das glitzernde Etwas, das mitten auf dem Waldboden liegt, aufzuheben. »Eine Kette.«

»Zeig mal.«

Er reicht mir die goldene Kette. Vorsichtig drehe ich den verschmutzten Herzanhänger, auf welchem ein E eingraviert ist, zwischen den Fingern. Gehört die ihm? War sie ein Geschenk von seiner Familie? Oder seiner Freundin? Sorgt sie sich gerade um ihn? Und warum hat er nur so einen Hass auf uns?

Mit zitternden Händen hole ich mein Amulett hervor, das ich stets um den Hals trage, und verstaue die Kette darin. Ich lasse mich an Daans Brust sinken. Mir wird das alles zu viel. Erst der Angriff. Dann die Demonstration. Dann dieser Junge, der uns töten wollte, obwohl wir ihm geholfen haben. Seine Anschuldigungen über unsere Familien. Ich halte das nicht mehr aus!

»Warum können diese Angriffe und Anfeindungen nicht einfach aufhören? Wir haben ihnen doch nichts getan«, flüstere ich, während er mir sachte durch die Haare fährt.

»Du kannst auch nichts dafür«, murmelt Daan genauso müde wie ich. Dann greift er nach meiner Hand. »Lass uns von hier verschwinden, bevor er noch zurückkommt. Außerdem werden die Soldaten nach uns suchen.«

Wir laufen gemeinsam zurück zum Waldrand. Unsere Hände sind immer noch miteinander verschränkt, als wir auf die Straße in den Schein der Laternen treten. Die Soldaten sind damit beschäftigt, die Leichen wegzutragen, Hertaz ist schon verschwunden.

»Was denkt ihr denn eigentlich, was ihr da macht?!«, brüllt eine schneidende Stimme, die uns zusammenfahren lässt.

Erst da entdecke ich den König der Kobolde, der durch das geöffnete Tor auf uns zustürmt – gefolgt von seiner Frau, meinen Eltern, Danny und weiteren Ratsmitgliedern und Sicherheitsleuten. Er ist ganz außer sich, als sein Blick auf unsere miteinander verschränkten Hände fällt. Sein Gesicht ist im Schein des Feuers rot angelaufen und seine tiefschwarzen Augen fixieren mich wütend. »Du! Ich wusste doch, wir hätten diese vergiftete Elfenbrut nicht auf unser Land kommen lassen dürfen!«

»Sie hat nichts getan.« Daan stellt sich beschützend vor mich. »Wir wurden angegriffen und sind geflohen, als wir auf die Demonstranten trafen.«

Seine Mutter taucht hinter seinem Vater auf und legt ihm einen Arm auf die Schulter. Sie flüstert ihm etwas zu, woraufhin er die Lippen zu einer schmalen Linie aufeinanderpresst. Dann blitzt er mich grimmig an, als würde er mich am liebsten in der Luft zerfetzen.

Mein Zwillingsbruder Danny stürzt an unseren Eltern vorbei. »Lucy!«

Daan tritt beiseite. Dafür finde ich mich in der stürmischen Umarmung von Danny wieder. Vor Erleichterung schießen mir Tränen in die Augen, während ich mich fest an ihn klammere.

»Lucy, ich bin so froh, dass du lebst. Wir haben gehört, dass es eine Explosion gab. Und dann die Demonstration vor den Toren! Ich dachte schon, du wärst …« Er führt den Satz nicht zu Ende, sondern sieht mich mit feuchten moosgrünen Augen an. Seine auf dem Ball aufwendig gestylten Haare stehen ihm zu allen Seiten ab, als wäre er mit den Fingern unentwegt durch sie hindurchgefahren.

Im gleichen Moment spüre ich vier weitere Arme. Der Duft des teuren Parfüms meiner Mutter hüllt mich ein. Ein paar Strähnen ihrer goldblonden Haare fallen mir ins Gesicht. Doch dann hebt sie den Kopf und als ihre blaugrauen Augen auf meine treffen, sehe ich den Kummer in ihr, den sie vor den Anwesenden zu verbergen versucht.

Mein Vater tritt an uns heran. Nach außen hin wirkt er ruhig, doch ich spüre seine Anspannung, als sich seine Hände, die er auf meine Schultern legt, verkrampfen.

Hatten sie in der Zeit, in der wir uns wieder kennenlernten, ihre Gefühle oftmals verborgen, können sie ihr Unbehagen jetzt nicht verstecken.

»Das darf doch nicht wahr sein!«, brüllt der König der Kobolde.

Wir fahren herum und unsere Eltern bauen sich beschützend vor uns auf. Die Ratsmitglieder – die ältesten Männer der fünf Völker – haben sich um den König der Kobolde versammelt. Unter ihnen befindet sich auch mein gruseliger Onkel Reagon, dessen Augen nichts zu entgehen scheint.

Der König der Kobolde schnappt sich energisch das Tablet, das ihm ein Sicherheitsmann gebracht hat, der sich schnell wieder zurückzieht.

Daans Mutter schlägt sich schockiert die Hand vor den Mund. Ihr vorwurfsvoller Blick wandert von mir zu Daan. »Was hast du getan?«, stößt sie voller Abscheu hervor.

»Was ist los?«, will Daan wissen und reißt die Augen auf. »Darf ich mal sehen?«

Die Ratsmitglieder werfen uns beiden angeekelte Blicke zu. Ein ungutes Gefühl bahnt sich in mir an, als auch noch sein Vater den Blick hebt und mich verachtend anstarrt. Ohne weitere Worte drückt er seinem Sohn das Tablet in die Hand. Ich erkenne an Daans Pupillen, dass er die Informationen immer und immer wieder liest, als könne er nicht fassen, was dort steht. Er presst die Lippen zu einer schmalen Linie aufeinander und sieht zu mir herüber.

»Was ist denn los?« Ich laufe gefolgt von meinen Eltern und Danny auf sie zu.

Daan traut sich nicht einmal mir in die Augen zu sehen, als er mir das Tablet reicht. Mir wird zugleich heiß und kalt, als mein Blick auf das fällt, was alle Anwesenden hier unruhig stimmt. Es geht um einen anonymen Artikel mit der reißerischen Schlagzeile: Die wahren Verräter. Darunter prangen drei große Bilder von Daan und mir – wie wir uns nahe sind. Einmal, als wir auf dem Dach bei Vollmond tanzten und die Feen um uns herumschwirrten. Ein weiteres zeigt uns in einen Kuss vertieft auf dem Dach meines Wohnhauses inmitten des Schneegestöbers. Das letzte wurde geschossen, als wir uns auf Daans Balkon küssten. Auf jedem sehen wir so glücklich und sorglos aus. Innerlich breche ich in mich zusammen, denn der Ort, bei dem ich mich sicher gefühlt habe – nämlich in Daans Armen –, wurde ins Rampenlicht geschoben und existiert nicht mehr.

Schlimmer als die Fotos ist das, was als Artikel daruntersteht: Der alljährliche Neujahrsball sorgte für Überraschungen, als der Prinz der Kobolde die Prinzessin der Elfen zum Eröffnungstanz aufforderte. Nachdem diese eindeutigen Bilder von Lucyana Áquila und Daan Dragón aufgetaucht sind, stellt sich nun die Frage: Wem gebührt ihre Treue? Stecken die Kobolde und Elfen unter einer Decke? Haben sie sich gegen die anderen Völker zusammengeschlossen? Und was sagen ihre Untertanen dazu, dass die Royals keine rechtlichen Konsequenzen zu erwarten haben, während normale Natura exekutiert werden?

Der Beitrag wurde innerhalb weniger Minuten über tausend Mal geteilt und mit jeder weiteren Sekunde, die verstreicht, werden es mehr. Ich traue mich nicht den Kopf zu heben, da ich die schweren Blicke der Anwesenden nur allzu deutlich spüre. Ich kann nicht einmal Daan in die Augen sehen.

Der nächste Artikel wird eingeblendet. Angriff von Rebellen auf den Palast der Kobolde. Es zeigt das Bild des zerstörten Balkons. Darunter wurde das Taubensymbol der Rebellen auf die Mauer gesprayt. Auf einem weiteren Bild sind die Demonstranten vor den Palasttoren zu sehen. Und Daan und ich, wie wir auf Hertaz reiten. Es ist nicht erkennbar, ob wir den Palast oder die Flüchtigen verteidigen. Aber der Untertitel verdeutlicht, was alle glauben werden: Die Prinzessin der Elfen und der Prinz der Kobolde, wie sie gemeinsam mit den Soldaten die Demonstranten angreifen.

»Das ist eine Propaganda der Rebellen«, meint Reagon pikiert. »Es war ja klar, dass sie den Untergang der Royals wollen. Aber die Lage ist ernster als erwartet. Der Beschluss hat wohl nicht gereicht, um sie in ihre Schranken zu weisen. Wir müssen härter dagegen vorgehen.«

Mich schmerzt es, dass alle Welt die intimen Momente zwischen Daan und mir sehen kann. Doch noch schlimmer ist das Bild, das sich in mein Gedächtnis eingebrannt hat: die Verzweiflung in ihren Augen und die Brutalität der Soldaten … Die Rebellen setzen nicht ohne Grund ihr Leben aufs Spiel!

»Diese Leute haben nichts Unrechtes getan! Sie haben friedlich demonstriert. Die Soldaten haben ihnen nicht einmal eine Chance gegeben zu verschwinden! Sie haben einfach so auf sie geschossen! Ihr spielt es herunter, als wäre das nicht so schlimm, derweil ist diese Demonstration in einem schrecklichen Blutbad geendet!«, protestiere ich, woraufhin ich mir scharfe Blicke einfange.

»Die Rebellen wissen von den Strafen, wenn sie sich uns widersetzen. Sie sind selbst schuld. Die Soldaten hatten den Befehl, sie zu töten, da sie eine Gefahr für uns darstellen!«, grollt Daans Vater. »Wie kam es überhaupt dazu, dass sie die Rebellen laufen lassen haben?«

Daan senkt den Kopf. »Ich habe es ihnen befohlen, Vater.«

Ein mulmiges Gefühl macht sich in mir breit, als ich den scharfen Blick bemerke, den der König der Kobolde seinem Sohn zuwirft. Ebenso wie die entsetzten Mienen der Ratsmitglieder.

»Darüber werden wir uns später noch unterhalten«, knurrt er, woraufhin Daan den Kopf einzieht, als hätte er ihn geschlagen.

Ich will ihn verteidigen, weil es ja meine Idee war, aber als sich der Blick seines Vaters auf mich richtet, erstarre ich.

»Wir müssen nicht nur dagegen vorgehen«, erklärt der König der Kobolde mit scharfer Stimme. Dann wendet er sich an meine Eltern, die ihn mit derselben Verachtung anblicken. »Das hier sollte ein friedlicher Abend werden. Aber die Rebellen sind außer Kontrolle!«

»Woher wollt ihr denn wissen, dass uns die Rebellen angegriffen haben? Diese Männer, die uns auf dem Balkon angriffen, hatten kein Rebellentattoo. Es war ein anderes«, werfe ich dazwischen, woraufhin er mich zornig anstarrt.

»Es sieht wohl so aus, als hätten der König und die Königin der Elfen ihre Tochter nicht im Griff!« Seine schneidende Stimme fährt wie ein Schwert durch die Luft.

Hilfe suchend sehe ich zu meinen Eltern. Meine Mutter läuft puterrot an, mein Vater hat die Hände zu Fäusten geballt. Allerdings weiß ich nicht, ob es an dem König der Kobolde oder daran liegt, dass sie wegen mir bloßgestellt wurden.

»Kein Wort mehr, Lucyana. Du machst damit alles nur noch schlimmer. Blamiere uns nicht!«, zischt meine Mutter in meinem Kopf.

»Wir müssen uns überlegen, wie wir gegen dieses Problem vorgehen«, schlägt mein Vater möglichst diplomatisch vor.

Daans Vater nickt. »Das sehe ich genauso.« Sein Blick wandert zu seinem Sohn, der mit hängenden Schultern neben ihm steht. »Bilder, die im Internet kursieren, lassen sich nicht mehr löschen. Aber wir können ihnen etwas geben, das diese Bilder in den Hintergrund stellt.«

Daans Vater wechselt einen bedeutsamen Blick mit meinem Vater, der langsam nickt. »So sei es. Das war ohnehin geplant«, sagt mein Vater.

»Was war geplant?«, frage ich und eine dunkle Vorahnung macht sich in mir breit.

Der König der Kobolde lächelt kalt, während sich mein Vater die Nasenwurzel massiert. »Die Leute denken aufgrund dieser Bilder«, er sieht kurz zu Daan und verengt die Augen, bevor er sich wieder mir zuwendet, »… dass der Prinz der Kobolde und die Prinzessin der Elfen näheren Kontakt haben. Dieses … Missverständnis muss ein für alle Mal aus der Welt geschafft werden.«

Die umstehenden Ratsmitglieder stimmen unseren Vätern allesamt zu. Mir wird bewusst, dass sie gerade über unser Leben bestimmen. Mir wird ganz übel. Noch übler wird mir, als Daans Vater eine Hand auf die Schulter seines Sohns legt und verkündet: »Wir wollten heute ohnehin die Verlobung von meinem Sohn und Siana Swan bekannt geben. Dann werden wir das Eheversprechen in den nächsten Tagen nachholen«, erklärt er selbstgefällig.

»Was?!«, rufe ich entsetzt und sehe Hilfe suchend zu Daan. Ich will, dass er seinem Vater widerspricht und ihm sagt, dass es eine Lüge ist. Doch er schweigt betreten.

»Ich hätte sie zum Tanz auffordern und ihr dann den offiziellen Antrag machen sollen«, erklärt er mir in Gedanken. Seine schuldbewusste, niedergeschlagene Stimme bricht mir das Herz.

Ungläubig schüttele ich den Kopf. »Aber …«

»Und wir werden, sobald sich der Aufruhr gelegt hat, die Verlobung von Lucyana Áquila und Aaron Zorro, dem Prinzen der Schattenelfen, bekannt geben«, verkündet mein Vater.

Ich habe es bereits geahnt, aber es aus seinem Mund zu hören, ausgerechnet jetzt, gibt mir den Rest. »Das könnt ihr doch nicht machen!«, brülle ich verzweifelt.

Aarons Worte hallen in meinem Kopf nach. Vereint wären die Elfen stärker denn je.

Aber hier geht es um mein Leben. Und um das von Daan und Aaron. Haben unsere Eltern uns überhaupt gefragt, was wir wollen?

»Lucyana Áquila! Hüte deine Zunge«, gibt mein Vater zurück. »Es geht nicht um dein Leben. Es geht um das Leben der Elfen, das du aufs Spiel setzt, wenn du weiterhin so naiv bist! Wage es nicht, uns zu blamieren. Du bist die Prinzessin der Elfen, also verhalte dich entsprechend!«

Seine Worte treffen mich sehr. Tränen brennen in meinen Augen, während ich einfach nur dastehe und ihn anstarre, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll.

»Verschwindet jetzt. Der Ball ist beendet. Ihr Elfen habt auf dem Land der Kobolde nichts mehr zu suchen«, fordert Daans Vater. Dabei liegt sein überheblicher Blick auf mir. Seine Hand tätschelt die Schulter seines Sohnes, in dessen Augen ich Panik sehen kann.

Er erinnert mich an den Drachen seines Familienwappens, der das Maul zu einem stummen Schrei geöffnet hat. Ich vermute, Daan geht es tatsächlich so, denn er hat mir erzählt, dass ihn sein Vater bestraft, wenn er sich gegen ihn auflehnt. Wie schwer muss es für ihn sein, diesem Monster hilflos aufgeliefert zu sein?

Ich will zu ihm laufen, ihn umarmen und ihn festhalten, aber ich bin wie erstarrt. Es fühlt sich so an, als wandere ich durch einen Albtraum, aus dem ich nicht aufwachen kann.

»Du dachtest wohl, du könntest die Regeln brechen. Du dachtest, er würde dich wirklich lieben«, lacht er höhnisch in meinem Kopf.

»Das tut er auch«, gebe ich in Gedanken zurück, wenngleich mich seine Präsenz einschüchtert. Reflexartig berühre ich den smaragdgrünen Schwanenring, den Daan mit seinen Kräften geformt und mir heute Abend auf dem Balkon geschenkt hat.

Sein Vater verengt die Augen. Doch dann lächelt er herablassend. »Bist du dir sicher? Hat er es dir gesagt?«

Ich setze schon zu einer Antwort an, da halte ich inne. Ich habe ihm gestanden, dass ich ihn liebe. Aber Daan … Sein Vater hat recht. Daan hat kein einziges Mal gesagt, dass er mich liebt. Er hat mir nur durch Gesten gezeigt, dass ich ihm wichtig bin. Das bedeutet doch was, oder?

König Turan Dragón scheint meine Unsicherheit zu bemerken. »Er ist der Kronprinz der Kobolde und du bist die Prinzessin der Elfen. Du warst nichts weiter als eine Spielfigur. Eine willkommene Abwechslung.«

»Sie Monster!«, brülle ich. Wut vertreibt die Angst, die ich vor dem Koboldkönig habe. Ich balle die Fäuste und will auf ihn losgehen, doch ich werde von Danny und meinen Eltern zurückgehalten.

»Lucy!«, warnt meine Mutter eindringlich. »Pass auf, was du sagst und tust! Du machst alles nur noch schlimmer. Erweise ihm Respekt.«

»Aber –«, will ich protestieren, doch sie hebt die Hand.

»Was im Königshaus der Kobolde vorgeht, geht uns nichts an«, fügt mein Vater, der sich neben mir aufgestellt hat, in Gedanken hinzu. »Wir müssen jetzt gehen, bevor er es sich anders überlegt und uns noch wegen Verschwörung beim hohen Rat anklagt. Wenn wir jetzt nicht sofort zurückziehen, kann er es als Kriegserklärung aufnehmen. Sei verdammt noch mal vernünftig, Lucy, und verhalte dich endlich wie eine Prinzessin!«

Ich habe ihn noch nie fluchen hören, was verdeutlicht, wie aufgewühlt er ist.

Daan fängt meinen Blick auf. Das sonst immer so strahlende Eisblau seiner Augen ist ermattet und er sieht aus, als hätte er einen großen Kampf verloren.

»Ihr müsst jetzt gehen, ehe es sich mein Vater anders überlegt«, fleht er mich an.

Tränen verwischen mir die Sicht, als sich unsere Sicherheitsleute an meinen Eltern vorbeidrängen. Unter ihnen ist Aislinn, meine beste Freundin und zugleich meine Leibwächterin. Mit festen Schritten läuft sie auf mich zu, ihr Ballkleid weht hinter ihr her. Ihre Miene ist verbissen, als sie meinen Arm packt, während Danny auf meiner anderen Seite bleibt.

Verzweifelt drehe ich mich noch einmal zu Daan um, der sich jetzt ebenfalls inmitten seiner Leibwächter und seines zufrieden aussehenden Vaters befindet. In seinen Augen schimmert es.

»Es tut mir so leid, Lucy. Ich wünschte, es wäre anders verlaufen. Ich …«

Was auch immer er mir noch sagen wollte, er kann den Satz nicht beenden, da ihn sein Vater am Kragen packt und in Richtung Tor stößt, durch das jetzt die ersten Limousinen fahren. Währenddessen reißen mich meine Leibwächter herum und bringen mich in die andere Richtung zu unserer Limousine, die vor der Mauer auf uns wartet.

So viel ist heute Abend passiert. Ich habe meine Tante Freya und meinen anderen Onkel Delavar wiedergesehen, die wegen Mordes an meinem tot geglaubten Bruder, von dem ich mir sicher bin, dass er noch lebt, gesucht werden. Dann der Angriff und die Demonstration, ich wurde von Daan getrennt und stattdessen wollen sie mich dazu zwingen, einen Jungen zu heiraten, den ich nicht liebe.

Doch das Einzige, das mir durch den Kopf geht, ist die Angst um Daan und was sein Vater wegen diesen Fotos und der Tatsache machen wird, dass er mich statt Siana zum ersten Tanz aufforderte. Siana, mit der er sich bald verloben soll. Siana, die er heiraten soll. Während mich das gleiche Schicksal mit Aaron ereilt.

Egal wie oft ich mir gewünscht habe, dass das zwischen Daan und mir doch funktioniert, haben wir keine Zukunft miteinander. Nicht, wenn alle gegen uns sind.

KAPITEL 2

Während der Fahrt herrscht eine bedrückende Stimmung. Onkel Reagon ist zum Glück in einer anderen Limousine, in der sich die Berater meiner Familie versammelt haben. Aislinn sitzt still neben mir. Sie sagt nichts. Aber das muss sie auch nicht, denn die bloße Anwesenheit meiner besten Freundin beruhigt mich ein wenig und hilft mir nicht vollends durchzudrehen.

Danny starrt aus dem Fenster und meine Eltern führen eine stumme Konversation, in der es offensichtlich um mich geht, da sie immer wieder zu mir schauen. Sie sind enttäuscht von mir. Weil ich mich nicht an ihre Anweisungen gehalten habe, mich von ihm fernzuhalten. Was diese verdammten Bilder beweisen.

Als wir den Palast erreicht haben, begeben wir uns ohne Aislinn, die zu einer Sicherheitsbesprechung muss, ins Wohnzimmer. Irgendjemand hat bereits das Feuer angezündet, das im Kamin leise knistert. Der Kronleuchter an der Decke taucht den Raum in warmes Licht, was allerdings gar nicht zu der Atmosphäre passt, die sich wie eine schwere Last auf meine Schultern senkt.

Meine Mutter lässt sich auf einem weichen Polstersofa in der Mitte des Zimmers nieder. Sie stützt den linken Ellbogen auf der Lehne ab und fährt sich mit der Hand erschöpft über das Gesicht. Danny macht es sich neben ihr bequem und greift nach ihrer rechten Hand, als wolle er sie beruhigen.

Obwohl ich vor lauter Nervosität auf und ab gelaufen wäre, zwinge ich mich dazu, mich ihnen gegenüberzusetzen, damit wir auf gleicher Augenhöhe sind. Am liebsten hätte ich mir eines der Kissen geschnappt, die auf dem Sofa herumliegen, und es an mich gedrückt. Aber das wird mir auch nicht weiterhelfen. Also verschränke ich nur die Hände im Schoß und warte darauf, dass irgendjemand etwas sagt. Es ist schlimm genug, wenn sie mit mir streiten. Aber noch schlimmer ist es, wenn sie mich anschweigen.

Mein Vater wiederum stampft erst zur Bar neben dem Kamin und öffnet eine Whiskyflasche, die er auf den Tisch vor dem Sofa stellt. Er schnappt sich eins der Gläser, die dort stehen, und nimmt auf einem Stuhl Platz, der sich an den breiten Seiten des Tisches befinden. Dann füllt er sein Glas bis zum Rand voll, sodass ein paar Tropfen danebengehen. In einem Zug stürzt er die Flüssigkeit hinunter und schenkt gleich nach.

Dabei ignoriert er den besorgten Blick meiner Mutter, die jedoch nichts sagt. Stattdessen schließt sie kurz die Augen und atmet tief durch. Daraufhin tätschelt Danny ihren Arm. Er hat die Schultern gesenkt, als laste auf ihnen tonnenschweres Gewicht.

Niemand sagt etwas. Nur das Knistern des Feuers und das Hüsteln meines Vaters, als er sich erneut Whisky nachschenkt, durchbrechen die Stille. Schließlich halte ich es nicht mehr aus.

»Ich werde Aaron nicht heiraten. Das könnt ihr vergessen!«, platze ich heraus.

»Und ob du das wirst!«, donnert mein Vater und stellt sein Glas so heftig auf den Tisch, dass es laut klirrt und etwas von dem Whisky überschwappt. »Elfen und Schattenelfen waren einst ein Volk. Wir müssen sie wieder vereinen. Es ist die einzige Möglichkeit, sie vor dem Untergang zu bewahren. Du bist die Prinzessin der Elfen. Erfülle endlich deine Pflichten und hör auf dich aufzuführen wie ein störrisches Kind!«

Seine Wut trifft mich mit voller Wucht. Bisher sind meine Eltern mir gegenüber nicht laut geworden. Die letzten wenigen Male, in denen wir uns gesehen und diskutiert haben, waren sie immer beherrscht gewesen.

Beinahe hätte ich auch geschrien, doch dann besinne ich mich eines Besseren. Es bringt uns nicht weiter, wenn wir uns gegenseitig anmachen. »Ich sehe es aber nicht ein, dass ich meine Freunde hassen und mich von ihnen fernhalten soll, nur weil sie aus anderen Völkern stammen!«, versuche ich ihnen meinen Standpunkt deutlich zu machen.

»Was ist zwischen dir und diesem Kobold vorgefallen?«, unterbricht mich meine Mutter entsetzt, ohne auf mich einzugehen. »Hat er dich angefasst? Habt ihr …?« Sie verzieht das Gesicht, als bereite ihr diese Vorstellung Bauchschmerzen.

»Ich …« Hitze schießt in meine Wangen und färbt sie bestimmt dunkelrot. Wir haben zwar noch nicht miteinander geschlafen, aber dafür haben wir schon andere Dinge getan, die dem nahekommen. Das ist kein Thema, über das man gern mit seinen Eltern redet. »Das geht euch nichts an!«