Psychische Gesundheit - Andreas Heinz - E-Book

Psychische Gesundheit E-Book

Andreas Heinz

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Beschreibung

Der Begriff psychischer Gesundheit umfasst mehr als die Abwesenheit von Krankheiten. Denn zum einen sprechen wir auch bei schweren Erkrankungen von den Ressourcen und kreativen Potenzialen der betroffenen Person, die auch als "gesunde Anteile" bezeichnet werden. Zum anderen umfassen Definitionen der Gesundheit wie jene der WHO die Möglichkeit zur umfassenden Selbstverwirklichung der Person in Interaktion mit anderen. In dem vorliegenden Band wird die Definition psychischer Gesundheit deswegen von Ansätzen zur Beschreibung von psychischer Gesundheit abgegrenzt und anhand der (zumindest partiell) übereinstimmenden Therapieziele psychotherapeutischer Schulen diskutiert. Es wird postuliert, dass Selbstvertrauen, Empathie und die Fähigkeit zur flexiblen Handlungsgestaltung als Therapieziele der Gesprächspsychotherapie, kognitiv-behavioralen Therapie und der Psychoanalyse gelten können. Psychische Gesundheit verweist damit auf die Möglichkeit der gesellschaftlichen Teilhabe, deren Einschränkung im jeweiligen sozialen Kontext thematisiert werden muss und deren Umsetzung nur im solidarischen Handeln gelingen kann.

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Horizonte der Psychiatrie und Psychotherapie – Karl Jaspers-Bibliothek

Herausgegeben von Matthias Bormuth, Andreas Heinz und Markus Jäger

Übersicht über die bereits erschienenen Bände:

•  Jäger, Markus:»Konzepte der Psychopathologie. Von Karl Jaspers zu den Ansätzen des 21. Jahrhunderts«(978-3-17-029780-7)

•  Heinz, Andreas:»Psychische Gesundheit. Begriff und Konzepte«(978-3-17-029936-8)

In Vorbereitung:

•  Wedler, Hans:»Suizid kontrovers. Wahrnehmungen in Medizin und Gesellschaft«(978-3-17-031046-9)

Andreas Heinz

Psychische Gesundheit

Begriffe und Konzepte

Verlag W. Kohlhammer

Für Friedrich Buonarroti

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

Es konnten nicht alle Rechtsinhaber von Abbildungen ermittelt werden. Sollte dem Verlag gegenüber der Nachweis der Rechtsinhaberschaft geführt werden, wird das branchenübliche Honorar nachträglich gezahlt.

1. Auflage 2016

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-029936-8

E-Book-Formate:

pdf:       ISBN 978-3-17-029937-5

epub:    ISBN 978-3-17-029938-2

mobi:    ISBN 978-3-17-029939-9

Für den Inhalt abgedruckter oder verlinkter Websites ist ausschließlich der jeweilige Betreiber verantwortlich. Die W. Kohlhammer GmbH hat keinen Einfluss auf die verknüpften Seiten und übernimmt hierfür keinerlei Haftung.

Vorwort zur Reihe

 

 

 

 

Psychiatrie und Psychotherapie nehmen im Kanon der medizinischen Fächer eine besondere Stellung ein, sind sie doch gleichermaßen auf natur- wie kulturwissenschaftliche Methoden und Konzepte angewiesen. Bereits vor hundert Jahren wies der Arzt und Philosoph Karl Jaspers darauf hin, dass man sich im psychopathologischen Zugang zum Menschen nicht auf eine einzige umfassende Theorie stützen könne. So warnte er entsprechend vor einseitigen Perspektiven einer Hirn- bzw. Psychomythologie. Viel mehr forderte Jaspers dazu auf, die verschiedenen möglichen Zugangswege begrifflich scharf zu fassen und einer kritischen Reflexion zu unterziehen. Diese Mahnung zur kritischen Pluralität gilt heute ebenso, werden sowohl auf neurobiologischem als auch auf psychotherapeutischem bzw. sozialpsychiatrischem Gebiet nicht selten dogmatische Positionen vertreten, ohne dass andere Sichtweisen in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung ausreichend berücksichtigt würden.

Die Reihe »Horizonte der Psychiatrie und Psychotherapie – Karl Jaspers-Bibliothek« möchte die vielfältigen Zugangswege zum psychisch kranken Menschen in knappen Überblicken prägnant darstellen und die aktuelle Bedeutung der verschiedenen Ansätze für das psychiatrisch-psychotherapeutische Denken und Handeln aufzeigen. Dabei können viele Probleme im diagnostischen und therapeutischen Umgang mit den Menschen nur vor dem Hintergrund der zugrundeliegenden historischen Konzepte verstanden werden. Die »Karl Jaspers-Bibliothek « möchte den Leser dazu anregen, in solch pluralistischer und historisch weiter Horizontbildung den drängenden Fragen in Psychiatrie und Psychotherapie nachzugehen, wie sie die einzelnen Bandautoren entfalten werden. Ziel der Reihe ist hierbei auch, ein tieferes Bewusstsein für die begrifflichen Grundlagen unseres Wissens vom psychisch kranken Menschen zu entwickeln.

Oldenburg/Berlin/Günzburg

Matthias Bormuth, Andreas Heinz, Markus Jäger

Inhalt

 

 

 

 

Vorwort zur Reihe

Vorwort

Einführende Übersicht

1 Der Begriff psychischer Krankheit

1.1 Einführung

1.2 Psychische Krankheit als Störung arttypischer Funktionen

1.3 Die Definition von Krankheit als wertsetzender Akt

1.4 Psychische Krankheit als definierter Hirnzustand

1.5 Psychische Krankheit als Leid ohne äußere Ursache

1.6 Psychische Krankheit als Verlust der Willensfreiheit

1.7 Zusammenfassung

1.8 Der Begriff psychischer Krankheit in seiner Anwendung auf einzelne Krankheitsbilder

1.9 Von der Kontrastierung unterschiedlicher Krankheitskonzepte zur Kombination medizinischer und lebensweltlicher Aspekte

2 Psychische Krankheit versus psychische Gesundheit

2.1 Einführung

2.2 Psychische Gesundheit als Ziel psychoanalytischer Therapie

2.3 Psychische Gesundheit als Ziel der Gesprächspsychotherapie

2.4 Das Krankheitsmodell der Verhaltenspsychologie und ihre Therapieziele

2.5 Zusammenfassung

2.6 Die Stressbewältigung stärkenden Verhaltensweisen und ihre Bedeutung für die seelische Gesundheit

Einführung

Kraemer und Schickors Untersuchung der Stressbewältigung schizophrener Patienten

Tarriers Untersuchung der Bedeutung eines systematischen Trainings im Problemlösen auf die Symptomatik schizophrener Patienten

Wheatons Untersuchung des Einflusses kultureller Faktoren auf depressive Symptombildung

Zusammenfassung

3 Kriterien seelischer Gesundheit

3.1 Vielfältiges und flexibles Verhalten als Kriterium seelischer Gesundheit

3.2 Selbstvertrauen versus Entfremdung

3.3 Einfühlendes Verstehen – Nachempfinden – Akzeptanz

Einfühlung versus Mitleid

3.4 Zusammenfassung und Ausblick

Literatur

Sachregister

Personenregister

Vorwort

Die Frage nach der psychischen Gesundheit, so die These des vorliegenden Bandes, geht über die Abwesenheit von Krankheit hinaus und zielt – wie die viel zitierte Definition der Weltgesundheitsorganisation (1946) – auf das Wohl der Menschen. Das zentrale Argument, das in dem hier vorgelegten Ansatz diese Unterscheidung stützen soll, lautet, dass ein Mensch, der unter unmenschlichen Bedingungen seine soziale Rolle erfüllt und nicht erkrankt, deswegen nicht notwendigerweise als gesund gelten kann. Wenn von zwei Menschen, die in einem Konzentrationslager ihre Tätigkeit verrichten, der eine depressiv wird, mag er an einer Erkrankung leiden, trotzdem erfüllt der andere, der solche psychischen Reaktion nicht zeigt, offenkundig nicht die Kriterien eines Zustands der Gesundheit, der als »vollständiges körperliches, geistiges und soziales Wohlergehen« definiert wird.1

Die Auffassung, dass Gesundheit mehr ist als die Abwesenheit von Krankheit, teilen auch andere Autoren.2 Aber wie sollen diese über die Abwesenheit von Krankheit hinausgehenden Aspekte körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens angesichts der Diversität der Menschen und ihrer Lebensformen definiert werden? Der hier vorliegende Ansatz, der in wesentlichen Teilen auf eine unveröffentlichte Magisterarbeit aus dem Jahr 1994 zurückgeht, basiert auf der Annahme, dass die Auseinandersetzung über die Definition von Krankheit und Gesundheit immer in einem Kontext stattfindet, der durch die vielfältigen Artikulationen individueller und gemeinschaftlicher sozialer Kämpfe und Auseinandersetzungen gestaltet wurde und wird. Brechen an allen möglichen Stellen Widersprüche und Auseinandersetzungen um soziale Teilhabe und gesellschaftliche Anerkennung auf, lässt sich die Frage nach der psychischen Gesundheit nicht durch ein abschließendes »Bild des Menschen« beantworten. Helmuth Plessners »Homo absconditus«,3 sein Hinweis auf die Verborgenheit unserer menschlichen Natur, respektiert deshalb nicht nur die Grenzen unserer leiblichen und empirischen Erkenntnismöglichkeiten, sondern verweist zudem auf die Dynamik sozialer Auseinandersetzungen.

Soll psychische Gesundheit nicht in der Abwesenheit von Erkrankungen bestehen, müssen die Begriffe der seelischen Gesundheit und Krankheit eigenständig definiert werden. Deshalb beginnt der erste Teil des hier vorliegenden Buches mit einer (weitgehend aus dem Jahr 1994 stammenden) Übersicht über Theorien psychischer Krankheit. Dieser Teil soll hier im Vorwort ausführlicher erwähnt werden, um auf Differenzen und Übereinstimmungen mit der (späteren) Arbeit zum Begriff psychischer Krankheit hinweisen zu können: Wer sich bereits mit meiner 2014 erschienenen Schrift zum »Begriff psychischer Krankheit« auseinandergesetzt hat, findet im ersten Teil des vorliegenden Buches eine kurze Übersicht über die in der späteren Arbeit in anderen Kontexten diskutierten Theorien. Der Vergleich der Arbeiten von 1994 und 2014 zeigt, warum es so schwierig war, eine pragmatische Theorie zum »Begriff psychischer Krankheit« zu formulieren. So erscheint der Ansatz von Christopher Boorse, der mit seiner Definition psychischer Krankheit als »Störung überlebensrelevanter Funktionsfähigkeiten« von zentraler Bedeutung für die Arbeit von 2014 wurde, ohne kritische Reflexion und Einbettung in eine soziale Aspekte umfassende Theorie psychischer Krankheit als schlicht indiskutabel. Denn Boorse zählt die Reproduktionsfähigkeit zu den überlebensrelevanten Funktionen, versteht hierunter aber nicht einfach nur das physiologische Funktionieren der Geschlechtsorgane, sondern auch die sexuellen Präferenzen und ermöglicht so eine Pathologisierung der Homosexualität. Das führt zu einer Stigmatisierung frei gewählter Präferenzen erwachsener Menschen und geht weit über den Kompetenzbereich der Medizin hinaus, die sich um das Wohl der Einzelnen zu kümmern hat, nicht aber um die Frage, welche Zahl an Kindern in einer bestimmten gesellschaftlichen und historischen Konstellation bestimmten Interessen dienlich wäre. Historische Erfahrungen warnen, dass eine Medizin, die nicht den Perspektiven und dem Wohl der Einzelnen verpflichtet ist, sondern sich in den Dienst vermeintlich übergeordneter staatlicher oder gesellschaftlicher Interessen stellt, immer wieder zur organisierten Unmenschlichkeit beigetragen hat.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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