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Depression scheint eine der wichtigsten und bedrohlichsten Erkrankungen zu werden. Bei der Darstellung der Erklärungsansätze konzentriert sich das Buch auf neuere psychoanalytische Konzepte und daraus abgeleitete Behandlungsstrategien. Fallvignetten veranschaulichen einzelne Konzepte, Krankheitsbilder wie Burnout und Depression bei älteren Menschen werden diskutiert. In der Behandlung sind Psychopharmaka manchmal unverzichtbar, daher werden die Implikationen der Kombination von analytischer Therapie und Psychopharmaka erörtert. Da im 21. Jahrhundert die empirische Fundierung der Ätiologie, der Psychodynamik und der Therapie der Depression eine prominente Rolle spielen wird, werden ausgewählte neue Forschungsergebnisse dargestellt.
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Seitenzahl: 260
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Psychoanalyse im 21. Jahrhundert
Klinische Erfahrung, Theorie, Forschung, Anwendungen
Herausgegeben von Cord Benecke, Lilli Gast, Marianne
Leuzinger-Bohleber und Wolfgang Mertens
Berater der Herausgeber
Ulrich Moser
Henri Parens
Christa Rohde-Dachser
Anne-Marie Sandler
Daniel Widlöcher
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1. Auflage 2016
Alle Rechte vorbehalten
© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Print:
ISBN 978-3-17-022321-9
E-Book-Formate:
pdf: ISBN 978-3-17-030748-3
epub: ISBN 978-3-17-030749-0
mobi: ISBN 978-3-17-030750-6
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Die Psychoanalyse hat auch im 21. Jahrhundert nichts von ihrer Bedeutung und Faszination verloren. Sie hat sich im Laufe ihres nun mehr als einhundertjährigen Bestehens zu einer vielfältigen und durchaus auch heterogenen Wissenschaft entwickelt, mit einem reichhaltigen theoretischen Fundus sowie einer breiten Ausrichtung ihrer Anwendungen.
In dieser Buchreihe werden die grundlegenden Konzepte, Methoden und Anwendungen der modernen Psychoanalyse allgemeinverständlich dargestellt. Worin besteht die genuin psychoanalytische Sichtweise auf Forschungsgegenstände wie z. B. unbewusste Prozesse, Wahrnehmen, Denken, Affekt, Trieb/Motiv/Instinkt, Kindheit, Entwicklung, Persönlichkeit, Konflikt, Trauma, Behandlung, Interaktion, Gruppe, Kultur, Gesellschaft u. a. m.? Anders als bei psychologischen Theorien und deren Überprüfung mittels empirischer Methoden ist der Ausgangspunkt der psychoanalytischen Theoriebildung und Konzeptforschung in der Regel zunächst die analytische Situation, in der dichte Erkenntnisse gewonnen werden. In weiteren Schritten können diese methodisch trianguliert werden: durch Konzeptforschung, Grundlagenforschung, experimentelle Überprüfung, Heranziehung von Befunden aus den Nachbarwissenschaften sowie Psychotherapieforschung.
Seit ihren Anfängen hat sich die Psychoanalyse nicht nur als eine psychologische Betrachtungsweise verstanden, sondern auch kulturwissenschaftliche, sozialwissenschaftliche sowie geisteswissenschaftliche Perspektiven hinzugezogen. Bereits Freud machte ja nicht nur Anleihen bei den Metaphern der Naturwissenschaft des 19. Jahrhunderts, sondern entwickelte die Psychoanalyse im engen Austausch mit geistes- und kulturwissenschaftlichen Erkenntnissen. In den letzten Jahren sind vor allem neurowissenschaftliche und kognitionspsychologische Konzepte und Befunde hinzugekommen. Dennoch war und ist die klinische Situation mit ihren spezifischen Methoden der Ursprung psychoanalytischer Erkenntnisse. Der Blick auf die Nachbarwissenschaften kann je nach Fragestellung und Untersuchungsgegenstand bereichernd sein, ohne dabei allerdings das psychoanalytische Anliegen, mit spezifischer Methodik Aufschlüsse über unbewusste Prozesse zu gewinnen, aus den Augen zu verlieren.
Auch wenn psychoanalytische Erkenntnisse zunächst einmal in der genuin psychoanalytischen Diskursebene verbleiben, bilden implizite Konstrukte aus einschlägigen Nachbarwissenschaften einen stillschweigenden Hintergrund wie z. B. die derzeitige Unterscheidung von zwei grundlegenden Gedächtnissystemen. Eine Betrachtung über die unterschiedlichen Perspektiven kann den spezifisch psychoanalytischen Zugang jedoch noch einmal verdeutlichen.
Der interdisziplinäre Austausch wird auf verschiedene Weise erfolgen: Zum einen bei der Fragestellung, inwieweit z. B. Klinische Psychologie, Entwicklungspsychologie, Entwicklungspsychopathologie, Neurobiologie, Medizinische Anthropologie zur teilweisen Klärung von psychoanalytischen Kontroversen beitragen können, zum anderen inwieweit die psychoanalytische Perspektive bei der Beschäftigung mit den obigen Fächern, aber auch z. B. bei politischen, sozial-, kultur-, sprach-, literatur- und kunstwissenschaftlichen Themen eine wesentliche Bereicherung bringen kann.
In der Psychoanalyse fehlen derzeit gut verständliche Einführungen in die verschiedenen Themenbereiche, die den gegenwärtigen Kenntnisstand nicht nur klassisch freudianisch oder auf eine bestimmte Richtung bezogen, sondern nach Möglichkeit auch richtungsübergreifend und Gemeinsamkeiten aufzeigend darstellen. Deshalb wird in dieser Reihe auch auf einen allgemein verständlichen Stil besonderer Wert gelegt.
Wir haben die Hoffnung, dass die einzelnen Bände für den psychotherapeutischen Praktiker in gleichem Maße gewinnbringend sein können wie auch für sozial- und kulturwissenschaftlich interessierte Leser, die sich einen Überblick über Konzepte, Methoden und Anwendungen der modernen Psychoanalyse verschaffen wollen.
Die Herausgeberinnen und Herausgeber
Cord Benecke, Lilli Gast,
Marianne Leuzinger-Bohleber und Wolfgang Mertens
Geleitwort zur Reihe
Dank
1 Einleitung, Hintergrund der Vorgehensweise
1.1 Versorgungsstudien zur Psychoanalyse
1.2 Ausbildungsforschung
1.3 Evidenz-basierte Medizin (EBM) und empirisch-gestützte Psychotherapie
2 Epidemiologie, Diagnostik und Auslösesituation der Depression
2.1 Epidemiologie
2.2 Diagnose und Differentialdiagnose der Depression
2.3 Verlauf der Depression
2.4 Auslösesituation
2.5 Geschlechtsunterschiede
3 Ältere ätiologische Modelle und Behandlungskonzepte zur Depression
3.1 Abraham
3.2 Freud
3.3 Rado
3.4 Klein
3.5 Bibring
3.6 Jacobson
4 Neuere ätiologische Modelle und Behandlungskonzepte zur Depression
4.1 Ein psychodynamisches Kernmodell von Busch, Rudden und Shapiro
4.2 Störungsmodelle und Interventionsstrategien nach Rudolf
4.3 Das dynamische Interaktionsmodell nach Blatt
4.4 Ein differenziert-integratives Modell von Bleichmar
4.5 Das konfliktbezogene Modell von Mentzos
4.6 Narzisstische Depression und Burnout
4.7 Bindung und Depression
4.8 Mentalisierung und Depression
4.9 Depression und Alter
4.9.1 Zur Prävalenz von Depressionen im Alter
4.9.2 Besonderheiten der Depression im Alter
4.9.3 Zur Versorgungssituation älterer Depressiver
4.9.4 Zur psychoanalytischen Psychotherapie im Alter
4.10 Stationäre analytische Psychotherapie der Depression
5 Zur Kombination und Interaktion von Psycho- und Pharmakotherapie in der Depressionsbehandlung
5.1 Zur Effektivität von Psychotherapie in Kombination mit Psychopharmaka
5.2 Zum Verhältnis von Psychoanalyse und Psychopharmaka
5.2.1 Historischer Rückblick
5.2.2 Empirische Untersuchungen
5.2.3 Ein Behandler oder zwei?
5.2.4 Arbeitsbündnis, Übertragung, Gegenübertragung
5.2.5 Vorteile einer Psychopharmakagabe jenseits der Symptombehandlung
5.2.6 Antidepressiva in der Beendigungsphase
6 Ergebnisse der empirischen Psychotherapieforschung zur Depression
6.1 Helsinki Studie
6.2 Praxisstudie analytische Langzeittherapie
6.3 Frankfurt-Hamburg-Studie
6.4 Münchner Psychotherapie Studie
6.5 Tavistock Adult Depression Study
6.6 Depressionsstudie zu Langzeittherapien chronischer Depression
6.7 Münchner Bindungs- und Wirkungsforschungsprojekt
6.8 Exkurs: Stationäre psychoanalytisch orientierte Therapie der Depression
6.9 Rückschau auf die dargestellten Outcome-Studien
7 Empirische Forschung in der Psychoanalyse
7.1 Empirische Forschung und Psychoanalyse: eine Spaltung?
7.2 Empirische Forschung und Psychoanalyse: eine Kontroverse
7.2.1 Therapie-Manuale zur Depressionsbehandlung
7.2.2 Randomisierung
7.2.3 Ergebnismaße
8 Klinische Einzelfallforschung und extra-klinische Forschung zur Psychoanalyse: gemeinsamer Weg – wenigstens ein Stück weit?
8.1 André Greens »tote Mutter«
8.2 STAR*D’s depressive Mutter
8.3 Tronicks »still-face« Mutter
8.4 Zusammenfassende Bewertung der Modelle
9 Zusammenfassung und Ausblick
10 Literaturverzeichnis
11 Stichwortverzeichnis
Als erstes wollen wir uns bei den Herausgebern, die uns für das Buch »Depression« aus der Reihe Psychoanalyse im 21. Jahrhundert ausgewählt haben, für diese Ehre und ihr Vertrauen in uns bedanken. Sodann gilt unser Dank ganz besonders Herrn Poensgen vom Kohlhammer Verlag für seine große Geduld und die wiederholt herausragend gute Kooperation. Für Schreibarbeiten bei der Manuskripterstellung geht unser herzlicher Dank an Frau Mleczko.
Nicht zuletzt danken wir aber auch den depressiven Patienten, sowohl denen, die an unserer Münchner Psychotherapiestudie teilgenommen haben und in Interviews wie auf Fragebögen so bereitwillig über sich Auskunft gaben, als auch denen, die sich bei uns in analytischer Psychotherapie befanden – beide Patientengruppen haben sehr viel zu unserem Verständnis der Depression und damit auch zu diesem Buch beigetragen.
Eine Schwierigkeit, im Jahre 2015 über die Psychoanalyse im 21. Jahrhundert zu schreiben, besteht darin, dass dieses Jahrhundert erst zu fünfzehn Prozent vorüber ist; deshalb wird das vorliegende Buch mehr ein Ausblick als ein Rückblick sein. Damit bewegen wir uns nicht mehr auf dem einigermaßen gesicherten Boden der Vergangenheit, sondern blicken in die Zukunft, wollen Tendenzen aufzeigen, was notwendigerweise ein sehr subjektiver Vorgang ist. Wir halten es deshalb für sinnvoll, wenn wir dem Leser die empirische Basis unserer Ausrichtung für dieses Buch zu erkennen geben, damit er selbst unseren Beitrag zur Depression einordnen kann und die Relevanz, die er für ihn hat.
Unsere Überlegungen zu diesem Buch sind geprägt worden von einigen Veröffentlichungen am Ende des vergangenen und am Beginn des neuen Jahrhunderts und der Sorge um die Psychoanalyse, sollte sie sich nicht den aus diesen Publikationen resultierenden Diskussionen stellen; einige wichtige davon werden wir, sozusagen als empirischen Anstoß zum Verständnis dieses Buches, im Folgenden kurz darstellen.
Einen Anfang der Versorgungsforschung machte die DGPT-Praxisstudie aus dem Jahre 1987 an Psychoanalytikern, die ihre Ausbildung an einem psychoanalytischen Weiterbildungsinstitut der DGPT abgeschlossen hatten. Sie zeigte, dass nur ca. 7 % der Patienten mit vierstündiger Einzeltherapie, ca. 18 % mit dreistündiger Einzeltherapie, der überwiegende Anteil der Patienten aber mit zweistündiger (37 %) und mit einstündiger Einzeltherapie (ca. 30 %) behandelt wurden.
In neuerer Zeit führten Albani et al. (2010) im Rahmen einer Studie zur Versorgungsforschung ein Telefoninterview durch mit 1212 Personen, die innerhalb der letzten sechs Jahre psychotherapeutisch behandelt wurden oder seit mindestens drei Monaten behandelt werden. Von den Befragten gaben 47 % an in Verhaltenstherapie, 41 % in tiefenpsychologisch fundierter Therapie und 5 % in psychoanalytischer Therapie zu sein oder gewesen zu sein. Die mittlere Therapiedauer betrug 48 Sitzungen. Die einstündige Psychotherapie war am häufigsten (41 %), gefolgt von Psychotherapien mit einer Frequenz von zwei bis dreimal pro Monat (26 %) und einmal oder weniger pro Monat (20 %); 10 % waren oder sind in einer Therapie mit einer Frequenz von zwei bis dreimal pro Woche und nur 2 % waren in einer Therapie von mehr als dreimal pro Woche. Diese Befunde wurden in neuerer Zeit durch Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) repliziert (Multmeier, 2014).
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