Psychologie der Rechtsradikalisierung -  - E-Book

Psychologie der Rechtsradikalisierung E-Book

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Beschreibung

Wie radikalisieren sich Menschen und warum ist die Empfänglichkeit für rechte Radikalisierungsdynamiken aktuell besonders hoch? Dieses Buch bietet Einblicke in die psychologische Forschung zu diesen Fragen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellen in prägnanter und verständlicher Weise Erkenntnisse und Forschungslücken dar. Die Beiträge diskutieren insbesondere die motivationale Bedeutung von Verlust- und Benachteiligungserfahrungen, das Deutungs- und Bewältigungspotential rechter Ideologien und die Logik der Rechtfertigung politischer Gewalt. Zudem werden mögliche Präventionsansätze und deren Wirksamkeit diskutiert.

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Inhalt

Cover

Titelei

AutorInnenverzeichnis

Muster des Rechtsrucks – ein Vorwort

1 Psychologie der Rechtsradikalisierung – Konzepte und Grundlagen

1.1 Psychologische Beiträge zur Radikalisierungsforschung

1.2 Die Links-Rechts-Dimension als politischer und psychologischer Konfliktraum

1.3 Extremismus und Radikalisierung als kognitive und verhaltensbezogene Phänomene

1.4 Allgemeine und spezifische Merkmale der Rechtsradikalisierung

1.5 Zusammenfassung

2 Ein psychologisches Rahmenmodell der Radikalisierung

2.1 Deprivationserfahrungen als motivationale Triebfeder der Rechtsradikalisierung

2.2 Rechtsextreme Ideologien als kognitive Radikalisierungsangebote

2.3 Politische Gewalt als Ausdruck verhaltensbezogener Radikalisierung

2.4 Persönlichkeit als dispositionelle Neigung zur Rechtsradikalisierung

2.5 Psychologische Grundlagen der Radikalisierungsprävention

I Deprivationserfahrungen

3 Das Streben nach sozialer Bedeutung und Rechtsradikalisierung

3.1 Aktivieren der Suche nach Bedeutung

3.1.1 Deprivationserleben

3.1.2 Anreizerwartungen

3.2 Das Ziel der Suche: Die Rolle von Narration und Netzwerk

3.2.1 Narrative

3.2.2 Netzwerk

3.3 Zusammenfassung

4 Gruppenbasierte Kontrolle und Rechtsradikalisierung

4.1 Die Theorie gruppenbasierter Kontrolle

4.2 Radikalisierung als gruppenbasierte Kontrolle

4.3 Rechte Radikalisierung als gruppenbasierte Kontrolle

4.3.1 Rechtsgerichteter Autoritarismus

4.3.2 Befürwortung sozialer Hierarchien und Dominanzstrukturen

4.3.3 Nationalistisches Denken

4.4 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen für die Prävention

5 Kollektive Nostalgie und Rechtsradikalisierung

5.1 Nostalgie als Emotion

5.2 Kollektive Nostalgie

5.3 Kollektive Nostalgie in politischer Kommunikation

5.4 Prävention von Rechtsradikalisierung im Kontext kollektiver Nostalgie

5.5 Zusammenfassung

II Rechtsextreme Ideologie

6 Rassismus im Kontext rechtsextremer Ideologie

6.1 Kernbestandteile von Rassismus

6.2 Psychologische Prozesse im Kontext von Rassismus

6.3 Historische Entwicklungen und politische Instrumentalisierung

6.4 Systemischer Rassismus

6.4.1 Strukturelle Ebene

6.4.2 Institutionelle Ebene

6.4.3 Individuelle Ebene

6.5 Zusammenfassung

7 Verschwörungstheorien als Fragment rechtsextremer Ideologien

7.1 Rechtsextreme Verschwörungstheorien

7.2 Allgemeiner Verschwörungsglaube und Rechtsextremismus

7.3 Was treibt den Zusammenhang von Rechtsextremismus und Verschwörungsglauben?

7.4 Zusammenfassung

8 Sexismus, Antifeminismus und die Incel-Bewegung im Kontext rechtsextremer Radikalisierung – eine interdisziplinäre Annäherung

8.1 Von sexistischen Einstellungen zur Ideologie des Antifeminismus

8.2 Antifeminismus und radikaler Frauenhass – die Incel-Bewegung

8.3 Zusammenfassung

9 Vorurteile im Kontext rechter Gruppen

9.1 Vorurteile, Stereotype und soziale Diskriminierung

9.2 Erklärungsansätze

9.2.1 Identitätsbezogene Gruppenprozesse als Grundlage von Vorurteilen

9.2.2 Konformität und Vorurteile

9.2.3 Gruppenformierung und der Ausdruck gemeinsamer Bewertungen

9.3 Lösungsansätze

9.4 Zusammenfassung

III Politische Gewalt

10 Hassrede als Merkmal von (Online-)‌Radikalisierung

10.1 (Online-)‌Radikalisierung

10.2 Hassrede als Merkmal der Radikalisierung von (Online-)‌Gruppen

10.3 Individuelle Radikalisierung als mögliche Folge von Hassrede?

10.4 Zusammenspiel von Hassrede und physischer Gewalt

10.5 Zusammenfassung

11 Rechte Bewegungen, Gruppenidentifikation und Gewalt

11.1 Verunsicherung, Benachteiligung und die Suche nach sozialer Unterstützung

11.2 Radikalisierung als Gruppenphänomen

11.3 Der Einfluss rechter Ideologien

11.4 Innen- und Außenwirkung rechtsextremer Gruppen

11.5 Die Hinwendung rechtsextremer Gruppen zur Gewalt

11.6 Was tun gegen rechtsextreme Gewalt?

12 Hassverbrechen

12.1 Definition und Verbreitungsgrad von Hassverbrechen

12.2 Erklärungen für Hassverbrechen

12.3 Ansatzpunkte für die Prävention

12.4 Zusammenfassung

13 Rechtsterrorismus

13.1 Definition von Rechtsextremismus, -terrorismus und -radikalisierung

13.2 Historische Entwicklung und Organisationsformen im Rechtsterrorismus

13.2.1 Rechtsterroristische Gruppen in der deutschen Geschichte

13.2.2 Rechtsterroristische Einzeltäter in der deutschen Geschichte

13.3 Forschungsstand

13.3.1 Rechtsterrorismus

13.3.2 Terroristische Rechtsradikalisierung

13.3.3 Radikalisierung in den verschiedenen Organisationsformen

13.4 Zukünftige Forschung und Ansatzpunkte für die Praxis

13.5 Zusammenfassung

IV Persönlichkeit/Stabile interindividuelle Unterschiede

14 Ideologische Einstellungen – Soziale Dominanzorientierung und Autoritarismus

14.1 Autoritarismus

14.1.1 Die Anfänge der Autoritarismusforschung

14.1.2 Rechtsgerichteter Autoritarismus

14.1.3 Autoritarismus als Gruppenphänomen

14.2 Soziale Dominanzorientierung

14.3 Duales Prozessmodell

14.4 Zusammenfassung

15 Moral Foundations – die moralpsychologischen Grundlagen der politischen Orientierung

15.1 Die Theorie moralischer Grundpfeiler

15.1.1 Spezifische Annahmen der Theorie

15.1.2 Die fünf moralischen Grundpfeiler

15.2 Moralische Grundpfeiler im Kontext der politischen Links-Rechts-Orientierung

15.3 Zusammenfassung

16 Ungerechtigkeitssensibilität

16.1 Facetten der Ungerechtigkeitssensibilität

16.2 Ungerechtigkeitssensibilität und (Rechts-)‌Radikalisierung: Zusammenhänge

16.3 Opfersensibilität und Rechtsradikalisierung: Prozesse

16.4 Implikationen für die Prävention von (Rechts-)‌Radikalisierung

16.5 Zusammenfassung

V Prävention

17 Ausstiegsprogramme

17.1 Zur Psychologie des Ausstiegs

17.2 Kernaspekte der praktischen Ausstiegsarbeit in Deutschland

17.3 Schlussbetrachtungen

17.4 Zusammenfassung

18 Digitale Prävention

18.1 Ausgangslage

18.2 Soziale Medien und Radikalisierung

18.3 Soziale Medien und Extremismusprävention

18.4 Präventivmaßnahmen

18.5 Parallele Angebote

18.6 Postventionsmaßnahmen

18.7 Zusammenfassung

19 Entwicklungsorientierte Radikalisierungsprävention. Konzepte und empirische Evidenzen

19.1 Konzept der entwicklungsorientierten Prävention

19.1.1 Allgemeine Überlegungen

19.1.2 Theoretische Grundlagen der entwicklungsorientierten Radikalisierungsprävention

19.2 Entwicklungsorientierte Prävention proximaler Radikalisierungsprozesse

19.2.1 Dissozialitätsprävention

19.3 Vorurteilsprävention und Toleranzförderung

19.3.1 Prävention von Identitätsproblemen

19.3.2 Prävention der Übernahme von extremistischen Narrativen und Ideologien

19.4 Zusammenfassung

Die HerausgeberInnen

Tobias Rothmund, Prof. Dr. phil., ist Professor für Kommunikations- und Medienpsychologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Seit 2024 leitet er als Direktor das Zentrum für Rechtsextremismusforschung, Demokratiebildung und gesellschaftliche Integration (KomRex) in Jena.

Eva Walther, Prof. Dr. phil., ist Professorin für Sozialpsychologie an der Universität Trier. Sie ist Sprecherin der Taskforce »Rassismus und Radikalisierung« der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) und Sprecherin der Kommission »Psychologie und Politik« der DGPs.

Tobias RothmundEva Walther (Hrsg.)

Psychologie der Rechtsradikalisierung

Theorien, Perspektiven, Prävention

Verlag W. Kohlhammer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Pharmakologische Daten verändern sich ständig. Verlag und Autoren tragen dafür Sorge, dass alle gemachten Angaben dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung hierfür kann jedoch nicht übernommen werden. Es empfiehlt sich, die Angaben anhand des Beipackzettels und der entsprechenden Fachinformationen zu überprüfen. Aufgrund der Auswahl häufig angewendeter Arzneimittel besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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1. Auflage 2024

Alle Rechte vorbehalten© W. Kohlhammer GmbH, StuttgartGesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Umschlagabbildung: Jason - stock.adobe.com

Print:ISBN 978-3-17-043997-9

E-Book-Formate:pdf: ISBN 978-3-17-043998-6epub: ISBN 978-3-17-043999-3

AutorInnenverzeichnis

Asbrock, Frank, Prof. Dr., ist Professor für Sozialpsychologie an der Technischen Universität Chemnitz und leitet seit 2021 das Zentrum für Kriminologische Forschung Sachsen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Intergruppenkonflikte, Diskriminierung und ideologische Einstellungen sowie die Wahrnehmung von Bedrohung und Sicherheit.

Banse, Rainer, Prof. Dr. Dr. h.c., ist seit 2007 Professor für Sozial- und Rechtspsychologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Seine Hauptforschungsinteressen sind die Beziehungspsychologie sowie die Entwicklung und Validierung direkter und indirekter Messverfahren in verschiedenen Anwendungsfeldern von der sozialpsychologischen Grundlagenforschung bis zur forensischen Diagnostik.

Beelmann, Andreas, Prof. Dr. phil., ist Professor für Forschungssynthese, Intervention und Evaluation am Institut für Psychologie und ehemaliger Direktor (2016 – 2023) und Gründungsmitglied des Zentrums für Rechtsextremismusforschung, Demokratiebildung und gesellschaftliche Integration (KomRex) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Er ist zudem Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention mit Sitz in Bonn.

Dieckmann, Janine, Dr. phil., ist Sozialpsychologin und als stellvertretende wissenschaftliche Leiterin des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft tätig. Dort leitet sie den Forschungsbereich »Diversität, Engagement und Diskriminierung«. Sie arbeitet und forscht zu den Themen Diskriminierung, Antidiskriminierungsarbeit und Engagement in Selbstorganisationen.

Ellenberg, Molly, M.A., ist Doktorandin in Sozialpsychologie an der University of Maryland. Sie hat einen M.A. in Forensischer Psychologie von der George Washington University und einen B.Sc. in Psychologie mit Spezialisierung in Klinischer Psychologie (University of California San Diego). Ihre Forschungsschwerpunkte sind Terrorismus, Radikalisierung und Deradikalisierung sowie die Suche nach Bedeutung. Ihre Forschungsergebnisse wurden mehr als 500 Mal zitiert und in zahlreichen von ExpertInnen begutachteten Zeitschriften veröffentlicht.

Essien, Iniobong, Dr. rer. nat., ist Sozialpsychologe und forscht an der Professur für Sozial- und Organisationspsychologie der sozialen Arbeit an der Leuphana Universität Lüneburg zu Vorurteilen, Stereotypen und Diskriminierung.

Frischlich, Lena, Dr. phil., ist Associate Professorin am Institut für Digitale Demokratie der Süddänischen Universität. Zuvor hat sie an der Universität Münster die Nachwuchsforschungsgruppe DemoRESILdigital: Demokratische Resilienz in Zeiten von Online-Propaganda, Fake News, Fear und Hate Speech geleitet und an der Ludwig-Maximilians-Universität München Professuren für Kommunikationswissenschaft mit den Schwerpunkten Medienwandel und Innovation sowie empirische Methoden der Kommunikationswissenschaft vertreten. Frischlich ist promovierte Psychologin und aktuell Sprecherin der Fachgruppe Medienpsychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie.

Fritsche, Immo, Prof. Dr., ist Professor für Sozialpsychologie am Wilhelm-Wundt-Institut für Psychologie an der Universität Leipzig. Er arbeitet – vorwiegend experimentell – zu motivierter sozialer Kognition, sozialer Identität und Gruppenprozessen sowie der Psychologie der Umweltkrise.

Gelfort, Pascal, M.Sc., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Lehrstuhl für Sozialpsychologie am Institut für Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Er arbeitet zur Entstehung und Reduktion von Vorurteilen, mit besonderem Fokus auf normative und kontextuelle Einflüsse auf diese.

Gollwitzer, Mario, Prof. Dr., ist Professor für Sozialpsychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. In seiner Forschung befasst er sich unter anderem mit der Psychologie menschlicher Reaktionen auf Ungerechtigkeit und gerechtigkeitsbezogenen Persönlichkeitseigenschaften.

Greipl, Simon, M.Sc., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehr- und Forschungsbereich von Prof. Dr. Rieger (IfKW, LMU München). Im Rahmen des vom BMBF geförderten MOTRA-Projekts befasst er sich mit der Indikation von Radikalisierungsdynamiken in Online-Umgebungen. Sein besonderes Forschungsinteresse gilt der Untersuchung von Radikalisierungsphänomenen im Kontext von Gaming und dessen Communities.

Grünhage, Thomas, Dr. phil., promovierte am Lehrstuhl für Differentielle & Biologische Psychologie der Universität Bonn zur Psychologie der politischen Orientierung. Nach achtjähriger Tätigkeit in Forschung und Lehre arbeitet er seit 2023 als Psychologe im nordrhein-westfälischen Strafvollzug.

Hechler, Stefanie, Dr., ist Sozialpsychologin und forscht am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM Institut) in Berlin zu Vorurteilen und Diskriminierung, insbesondere Rassismus, und sozialen Konflikten innerhalb und zwischen Gruppen. Zur Förderung des Transfers zwischen Praxis und Wissenschaft ist sie im Netzwerk Sozialpsychologie zu Flucht und Integration aktiv.

Hess, Fabian M., M.Sc., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wilhelm-Wundt-Institut für Psychologie der Universität Leipzig. Er promoviert im Rahmen des Forschungsprojekts »Radikaler Islam versus Radikaler Anti-Islam« (RIRA).

Hohner, Julian, M.A., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er promoviert unter Prof. Dr. Diana Rieger zum Thema rechter Online-Mobilisierung.

Hoppe, Annedore, Dr., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Wilhelm-Wundt-Institut für Psychologie der Universität Leipzig und am Forschungszentrum für Gesellschaftlichen Zusammenhalt (FGZ). Sie forscht zu motivierter sozialer Kognition in (politischen) Gruppen.

Imhoff, Roland, Prof. Dr. phil., ist Professor für Sozial- und Rechtspsychologie am Psychologischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Er ist Mitglied der Taskforce »Verschwörungstheorien« der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), des Executive Committees der European Association for Social Psychology (EASP) und des Sonderforschungsbereichs »Humandifferenzierung« an der JGU Mainz.

Kessler, Thomas, Prof. Dr. rer. nat., ist Lehrstuhlinhaber für Sozialpsychologie am Institut für Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Er erforscht Prozesse innerhalb und zwischen sozialen Gruppen, sowie zu Autoritarismus, Vorurteilen, Bestrafung und politischer Ideologie.

Köhler, Daniel, Dr. phil, ist wissenschaftlicher Referent im Kompetenzzentrum gegen Extremismus in Baden-Württemberg. Er ist Research Fellow am Polarization and Extremism Research and Innovation Lab (PERIL) der American University in Washington D.C. und Associate Fellow am Royal United Service Institute (RUSI). Er ist der Herausgeber der Fachzeitschrift Journal on Deradicalization.

Köhler, Lucas, Dr., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Sozialpsychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. In seiner Dissertation hat er sich mit der Rolle dispositionaler Opfersensibilität in aktuellen gesellschaftlichen Diskursen – wie etwa Zuwanderung oder Klimawandel – befasst.

Kracher, Veronika, ist Publizistin und zudem in der politischen Bildungsarbeit tätig. Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt in den Bereichen Antifeminismus, Rechtsextremismus und Online-Radikalisierung. 2020 erschien ihr Buch Incels – Geschichte, Sprache und Ideologie eines Online-Kults.

Krahé, Barbara, ist Professorin i.R. und ehemalige Leiterin der Abteilung Sozialpsychologie an der Universität Potsdam. Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt im Bereich der Aggressionsforschung.

Kruglanski, Arie W., ist Distinguished University Professor für Psychologie an der University of Maryland. Er wurde mit mehreren wissenschaftlichen Preisen ausgezeichnet und war Herausgeber des Journal of Personality and Social Psychology: Attitudes and Social Cognition sowie des Personality and Social Psychology Bulletin und war Präsident der Society for the Study of Motivation. Kruglanski veröffentlichte über 450 Artikel, Kapitel und Bücher über motivierte soziale Kognition, war Mitglied in NAS-Gremien zu den sozialen und verhaltensbezogenen Aspekten des Terrorismus und Mitbegründer des National Center of Excellence for the Study of Terrorism and the Response to Terrorism.

Lammers, Joris, Prof. Dr., ist Professor für Politische Psychologie an der Universität zu Köln und Investigator am Exzellenzcluster ECONtribute: Märkte & Public Policy, einer gemeinsamen Initiative der Universitäten Bonn und Köln.

Naderer, Brigitte, Mag. Dr., ist Post-Doc am Zentrum für Public Health der Medizinischen Universität Wien. Zuvor war sie als Post-Doc am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. Gemeinsam mit Tim Wulf und Diana Rieger hat sie 2023 das Lehrbuch Medienpsychologie herausgegeben. Naderer ist promovierte Kommunikationswissenschaftlerin und aktuell Social Media Editor der Fachzeitschrift Children and Media.

Pfahl-Traughber, Armin, Prof. Dr., Politikwissenschaftler und Soziologe, ist hauptamtlich Lehrender an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Brühl und Lehrbeauftragter an der Universität Bonn. Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Antisemitismusforschung, Extremismusforschung, Politische Ideengeschichte. Er gibt zusammen mit Hendrik Hansen das Jahrbuch für Extremismus- und Terrorismusforschung heraus.

Pfundmair, Michaela, Prof. Dr. phil. habil., ist Professorin für Nachrichtendienstpsychologie am Fachbereich Nachrichtendienste der Hochschule des Bundes in Berlin, wo sie zur Psychologie der Radikalisierung lehrt und forscht. Darüber hinaus ist sie Fachpsychologin für Rechtspsychologie BDP/DGPs und Vorsitzende der Sektion Rechtspsychologie im BDP.

Quent, Matthias, Prof. Dr. phil., ist Professor für Soziologie und Vorstandsvorsitzender des Instituts für demokratische Kultur an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Er ist unter anderem Vorstandsmitglied im Arbeitskreis »Sociology of the far right« in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS).

Rahner, Judith, Autorin und politische Bildnerin, ist Leiterin der Fachstelle Gender, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Rechtsextremismus bei der Amadeu Antonio Stiftung. Mit Fokus auf Gender berät und schult sie Bildungsarbeit, Politik und Medien im Umgang mit Rechtsextremismus und Antifeminismus.

Rieger, Diana, Prof. Dr. phil., ist Professorin am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie ist Vizedirektorin des Departments und Prodekanin der Sozialwissenschaftlichen Fakultät.

Rothmund, Tobias, Prof. Dr. phil., ist Professor für Kommunikations- und Medienpsychologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Seit 2024 leitet er als Direktor das Zentrum für Rechtsextremismusforschung, Demokratiebildung und gesellschaftliche Integration (KomRex) in Jena.

Schmid, Ursula Kristin, M.A., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Schulte, Anna, Dr., hat am Lehrstuhl für Politische Psychologie der Universität zu Köln promoviert. Derzeit arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Soziale Kognition an der Ruhr-Universität Bochum.

Schulze, Heidi, M.A., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie ist Projektmitarbeiterin im Forschungsprojekt MOTRA – Monitoringsystem und Transferplattform Radikalisierung, Mittelbaurepräsentation im Fakultätsrat und Teil des Kuratoriums des Grimme-Forschungskollegs.

Steinmetz, Klara, M.Sc., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin der Sozialpsychologie an der TU Chemnitz. Sie ist Teil des »German Political Psychology Network«. Sie forscht hauptsächlich zu Political Sophistication und Bedrohungswahrnehmung durch Deepfakes.

Voit, Marlene, M.Sc., ist Doktorandin am Lehrstuhl für Sozialpsychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. In ihrem Dissertationsprojekt beschäftigt sie sich mit der Frage, ob (und – wenn ja – wieso) die Sensibilität für Ungerechtigkeit in westlichen Gesellschaften einem zeitgeistbedingten Wandel unterliegt.

Wagner, Ulrich, Prof. Dr., ist Professor für Sozialpsychologie im Ruhestand an der Philipps-Universität Marburg. Seine Forschungsgebiete sind Intergruppenbeziehungen und Gewaltprävention. Er ist Träger des Deutschen Psychologiepreises 2023.

Walther, Eva, Prof. Dr. phil., ist Professorin für Sozialpsychologie an der Universität Trier. Sie ist Sprecherin der Taskforce »Rassismus und Radikalisierung« der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) und Sprecherin der Kommission »Psychologie und Politik« der DGPs.

Muster des Rechtsrucks – ein Vorwort

Matthias Quent

Als eine »normale Pathologie« westlicher Industriegesellschaften bezeichneten die Soziologen Scheuch und Klingemann (1967) die Existenz des Rechtextremismus bei einem relativ kleinen Teil der Bevölkerung. Weil in vielen westlichen Gesellschaften festzustellen ist, dass der bisherige vermeintliche gläserne Deckel des normalen Rechtsextremismusanteils insbesondere im Wahlverhalten für Rechtsaußenparteien gesprengt wird, attestiert der Politologe Cas Mudde (2020) nunmehr eine »pathologische Normalität« durch die Rechtsradikalisierung des politischen Mainstreams. Angesichts der Aktualität und akuten Dringlichkeit des Themas kommt der Befassung mit den Kontinuitäten, Traditionslinien und den Mustern rechter Radikalisierungsprozesse auf individueller, kollektiver und gesellschaftlicher Ebene eine große Bedeutung bei. Erscheinungsformen, Radikalisierungsstrategien, Kampagnen und Narrative der äußersten Rechten haben sich einhergehend mit der Zunahme und der Professionalisierung von Organisationen der Rechtsextremen im parlamentarischen, außerparlamentarischen und medialen Raum ausdifferenziert und entgrenzt. Über das Kernthema der Antimigration bespielt die äußerste Rechte längst auch andere Themenfelder wie Außenpolitik, Bildung, Soziales, Wirtschaft sowie Klima- und Transformationspolitik. Die überwiegend regressiven klimapolitischen Positionen der äußersten Rechten zeigen, dass nicht nur die Zukunft von Demokratie und Menschenrechten, sondern auch die Zukunft der Lebensqualität auf diesem Planeten davon abhängt, ob es gelingt, der Rechtsradikalisierung Einhalt zu gebieten. Dabei hilft das vorliegende Buch, weil es kenntnisreich beleuchtet, welche psychologischen Prozesse hinter den Radikalisierungsprozessen stehen.

Die kritische Rechtsextremismusforschung und insbesondere Einstellungsstudien in der Tradition der Kritischen Theorie haben den behördlichen Begriff des Rechtsextremismus im Sinne der normativen Extremismustheorie immer wieder als unterkomplex kritisiert, unter anderem weil das allgemeine Extremismusmodell die Mitte als Inbegriff des Demokratischen konstruiert und frei spricht von autoritären und rechtsextremen Tendenzen, die auch in Deutschland schon lange vor der »Alternative für Deutschland« (AfD) in relevanten Teilen der Bevölkerung und auch in der Wählerschaft der Volksparteien zu beobachten waren. Nachdem der gemessene Anteil rechtsextremer Einstellungen jahrelang tendenziell eher abgenommen hat und die Neuformierung der äußersten Rechten in den Parlamenten als der Abwehrkampf einer kleiner werdenden Minderheit gegen gesellschaftspolitische Demokratisierung erschien, wurde 2022/2023 in der Bielefelder Mitte-Studie (Zick et al. 2023) erstmals eine massive Zunahme rechtsextremer Einstellung in der Bevölkerung gemessen. Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Vielfachkrisen und des Sichtbarwerdens negativer Globalisierungsfolgen in der Finanz- und Wirtschaftskrise, der Migrationskrise, der Covid-19-Pandemie, des Angriffs Russlands auf die Ukraine mit Folgen für Energiepreise, Inflation und Rüstungsausgaben sowie angesichts der globalen Klimakrise erscheint in den 2020er Jahren der Rückzug auf Volk und Nation für viele Menschen zunehmend als notwendige Alternative gegen Kontrollverluste und die Komplexität globaler Verantwortung. In der öffentlichen Stimmung und bei Protesten vermischen sich Unzufriedenheiten und demokratische Kritik mit Populismus, verschwörungsideologischem Geraune und der Agenda der AgitatorInnen von rechts außen. Leo Löwenthal (1949/2021) beschrieb in seinem Werk »Falsche Propheten« schon vor über 70 Jahren die Muster der faschistischen Agitation angesichts gesellschaftlicher Unzufriedenheit:

»Soziale Malaise kann mit einer Hautkrankheit verglichen werden. Der daran leidende Patient hat das instinktive Bedürfnis, sich zu kratzen. Folgt er dem Rat eines erfahrenen Arztes, wird er diesem Bedürfnis nicht nachgeben und statt dessen versuchen, die Ursache des Juckreizes durch ein Heilmittel zu beseitigen. Gibt er jedoch seinem instinktiven Kratzbedürfnis nach, wird der Juckreiz sich nur steigern. Dieser irrationale Akt der Selbstverstümmelung wird ihm zwar eine gewisse Erleichterung verschaffen, verstärkt aber gleichzeitig sein Bedürfnis zu kratzen und verhindert eine erfolgreiche Heilung seiner Krankheit. Der Agitator rät zum Kratzen.«

Durch das »Kratzen« kann auch eine kleine Wunde zur großflächigen Entzündung mit wachsender Ansteckungsgefahr wachsen. Im Umgang mit den AgitatorInnen unserer Zeit scheint noch kein durchschlagendes Rezept gefunden zu sein, um die Selbstverstümmelung zu stoppen. Aus den Erfahrungen der nationalsozialistischen Machtergreifung und ihrer Folgen ist die Bundesrepublik Deutschland als »militant Democracy« (Loewenstein 1937), als wehrhafte Demokratie gegründet, deren Instrumentenkoffer bis zum Parteiverbot reicht. Angesichts der Gefahren, die vom Rechtsextremismus für Menschenwürde und Demokratie ausgehen, kann auch die Option eines Verbotsverfahrens gegen die weit in den Rechtsextremismus radikalisierte AfD nicht mehr ausgeschlossen werden, um die Kreisläufe der sich professionalisierenden Agitation zu durchbrechen. Grundsätzlicher und im positiven Sinn des Wortes radikaler, d. h. an die Wurzeln gehend, ist es jedoch, die Ursachen und Muster der Reproduktion und Radikalisierung des Rechtsextremismus aufzudecken und in den Fokus zu stellen.

In diesem Sinne systematisiert das vorliegende Werk soziale und psychologische Interdependenzen und liefert dabei eine eindrucksvolle Zusammenschau über psychologische Befunde und Theorien. Die AutorInnen blicken dabei immer wieder über den disziplinären Tellerrand. Gerade für Prävention und Interventionen ist es von großer Relevanz, die Muster hinter den Interaktionen von Agitation und Rezeption im Prozess der Radikalisierung zu verstehen.

Medizinische Metaphern wie Pathologie, Krankheit und deren Prävention sowie Eindämmung hinter einem Cordon sanitaire (im Deutschen ist der Begriff der »Brandmauer« verbreiteter) und auch der Begriff des (Rechts-)‌Extremismus zeigen, dass es bei der Beschreibung des Phänomens um eine Verortung ebendieses im Verhältnis zur Gesellschaft gilt. Dem wohnt häufig die Tendenz inne, die rechtsextremen Potentiale von der Gesellschaft bzw. aus deren »Mitte« abzuspalten, sie zu verdrängen oder als pathologisch zu klassifizieren. Wenn »Reichsbürger«, VerschwörungsideologInnen und andere antidemokratische AkteurInnen gar als »Spinner« abgetan werden, die man nicht so richtig ernst nehmen müsse, von Einzelfällen gesprochen, Rechtsextremen Intelligenz abgesprochen oder ihre mentale Gesundheit in Frage gestellt wird, findet nicht nur eine Bagatellisierung des Problems, sondern auch eine trügerische gesellschaftliche Selbstentlastung statt. Gerade der Nationalsozialismus hat gezeigt, welche massenintegrative und zugleich destruktive Dynamiken antisemitische Verschwörungsideologien, rassistische Pseudotheorien und nationalistischer Überlegenheitswahn annehmen kann. Die Herausgebenden dieses Buches sehen in rechtsextremen Ideologien selbst eine »psychologische Medizin gegen die als schmerzhaft erlebten oder auch mit Sorge antizipierten Deprivationserfahrungen« (▸ Kap. 2) im Sinne eines Bewältigungsangebots. Der große Wert dieses Buches liegt dabei darin, dass die vielschichtigen Prozesse der Rechtsradikalisierung nicht als individuelle psychologische Probleme, sondern in der Wechselwirkung mit Entwicklungen des sozialen Wandels analysiert werden und dabei weder die sich Radikalisierenden noch die gesellschaftlichen Strukturen samt ihrer Vorräte und Potentiale, beispielsweise an Rassismus und Sexismus, von Verantwortung freigesprochen werden.

Soziologisch radikalisiert der Rechtsextremismus gesellschaftliche Spannungslinien, Widersprüche und latente Potentiale, die in der demokratisch-kapitalistischen Gesellschaft und ihrer politischen, ökonomischen wie kulturellen Vergangenheit und Gegenwart verwurzelt sind und deren ernsthafte Aufarbeitung daher die Selbstreflexion in allen gesellschaftlichen Feldern bedeutet bzw. bedeuten sollte. Der vorliegende Band zur Psychologie der Rechtsradikalisierung liefert in diesem Sinne auf hervorragende Weise Zugänge für die fachliche und die öffentliche Debatte. Ohne in die Falle zu tappen, Aspekte der Rechtsradikalisierung psychologisch zu individualisieren, soziologisch zu generalisieren oder politikwissenschaftlich allein auf extremistische AkteurInnen und Strukturen zu reduzieren, liefert dieses Buch einen informativen Überblick über Erklärungsansätze und Theorien von rechten Radikalisierungsprozessen auf den verschiedenen Ebenen.

Die Ausführungen bereichern die Debatten der Rechtsextremismusforschung insgesamt, weil sie die übergreifenden Diagnosen, wonach die moderne Rechtsradikalisierung auf Backlash-Reaktionen gegen kosmopolitische Liberalisierungsprozesse, Migration und Globalisierung, auf soziale Ungleichheit und bürgerliche Verrohung, auf tief verankerte antisemitische, nationalistische und rassistische Prägungen, auf politische Kontrollverluste oder auf populistische Manipulationen unter perfider Nutzung der (sozialen) Medien zurückgeführt werden, um empirische und theoretische Einordnungen der individuellen und kollektiven psychologischen Prozesse hinter den Beobachtungen ergänzen.

Dem Sammelband sind viele LeserInnen auch über die psychologische Disziplin hinaus zu wünschen. Für akademische Erkenntnisse sowie für die Praxis bietet dieses Buch hervorragende Grundlagen, um evidenzbasiert und konstruktiv Maßnahmen und Strategien gegen Rechtsradikalisierung fortzuentwickeln.

Magdeburg, im Januar 2024

Prof. Dr. Matthias Quent

Literatur

Loewenstein, K. (1937). Militant Democracy and Fundamental Rights, I. The American Political Science Review, 31‍(3), 417 – 432.

Löwenthal, L. (1949/2021). Falsche Propheten. Studien zur faschistischen Agitation. Berlin: Suhrkamp.

Mudde, C. (2020). Rechtsaußen. Extreme und radikale Rechte in der heutigen Politik weltweit. Bonn: J. H. W. Dietz.

Scheuch, E. & Klingemann, H. (1967). Theorie des Rechtsradikalismus in westlichen Industriegesellschaften. Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik, 12, 11 – 29.

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1 Psychologie der Rechtsradikalisierung –Konzepte und Grundlagen

Tobias Rothmund und Eva Walther

In Deutschland ist die Partei »Alternative für Deutschland« (AfD) seit 2017 im Bundestag und Stand Oktober 2023 in 14 Landtagen vertreten. Bei den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg im Herbst 2024 könnte die AfD erstmals als stärkste politische Kraft aus einer überregional bedeutenden politischen Wahl in Deutschland hervorgehen. Gleichzeitig wird die Partei seit 2021 vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft, die Jugendorganisation der AfD wurde im April 2023 gar als gesichert rechtsextrem bewertet. Der politische Erfolg der AfD ist umso bemerkenswerter, zieht man in Betracht, dass sich die Partei in ihrer politischen Programmatik in den vergangenen Jahren immer weiter in eine rechtsextreme Richtung entwickelt hat (Arzheimer & Berning, 2019; Pfahl-Traughber, 2020). Aus diesem Grund kann auch das Wahlverhalten der AfD-WählerInnen zunehmend weniger auf einen Protest gegen etablierte Parteien reduziert werden. Es geht offenbar nicht allein um die eine allgemeine Politikverdrossenheit oder den Widerstand gegen das Programm der etablierten Parteien. Stattdessen müssen wir erkennen, dass ein substantieller und möglicherweise wachsender Anteil der deutschen Bevölkerung für die Programmatik einer Partei empfänglich ist, die in weiten Teilen rechtsextreme Positionen vertritt.

Es gibt verschiedene empirische Hinweise darauf, dass der Erfolg der AfD mit einer Rechtsradikalisierung in Teilen der deutschen Gesellschaft einhergeht. So zeigt beispielsweise die bevölkerungsrepräsentative Mitte-Studie 2022/2023, dass der Anteil der Befragten mit klar rechtsextremer Orientierung im Vergleich zu vorangegangenen Befragungen substantiell auf mittlerweile 8 % gestiegen ist (Zick et al., 2023). Das sind mehr als dreimal so viele Personen im Vergleich zum Mittelwert der vergangenen 10 Jahre. In den letzten Jahren hat sich außerdem eine rechte Protestkultur etabliert, die im Kontext wechselnder Themen (bspw. Migration, Covid-19-Pandemie) die Entscheidungsmacht des Staates in Frage stellt und diese als diktatorisch brandmarkt (bspw. Teune, 2021). Auch das Bundesamt für Verfassungsschutz nimmt einen Anstieg im sogenannten rechtsextremistischen Personenpotential wahr (Bundesministerium des Inneren, 2023). Gleichzeitig zählt das Bundeskriminalamt zunehmend mehr Fälle politisch motivierter Gewalt aus dem rechten politischen Spektrum. Zwischen 2013 und 2022 ist die Anzahl entsprechender Straftaten mit 38 % um rund ein Drittel gestiegen (Bundeskriminalamt, 2023b). In der Summe bekräftigen diese Entwicklungen die Sorge vor einer Rechtsradikalisierung in der deutschen Gesellschaft. Was bedeutet Rechtsradikalisierung aber eigentlich? Wie kann der Prozess der Rechtsradikalisierung aus der Perspektive des Einzelnen beschrieben und verstanden werden? Und wo können Präventionsansätze wirksam ansetzen? In diesem Buch wollen wir einen psychologisch geprägten Blick auf das Phänomen der Rechtsradikalisierung werfen.

1.1 Psychologische Beiträge zur Radikalisierungsforschung

Die psychologische Forschung beschäftigt sich seit vielen Jahrzehnten mit der Frage, wie politische Radikalisierungsprozesse nachgezeichnet und erklärt werden können. Im Rahmen von querschnittlichen und längsschnittlichen Befragungen, mit Einzelfallstudien, aber auch mit experimentellen Untersuchungen werden motivationale, kognitive und verhaltensbezogene Prozesse untersucht, um besser zu verstehen, welche Personen (persönlichkeitspsychologischer Ansatz) unter welchen sozialen Rahmenbedingungen (sozialpsychologischer Ansatz) aus welchen Gründen (motivationspsychologischer Ansatz) und in welcher zeitlichen Dynamik (entwicklungspsychologischer Ansatz) empfänglich für extremistische Denk- und Handlungsweisen sind.

Diese Forschung ist aus verschiedenen Gründen geeignet, den öffentlichen Diskurs zu den Ursachen und Dynamiken von Radikalisierungsprozessen zu bereichern. Zum Ersten liefert die Psychologie, als Wissenschaft vom Erleben und Verhalten von Menschen, Erklärungsansätze für emotionale Prozesse, die an der Entstehung von politischen Vorstellungen, Einstellungen und Verhaltensweisen beteiligt sind. Emotionale Reaktionen auf politische Ereignisse und Informationen gewinnen in zunehmend komplexer und undurchsichtig erscheinenden politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gemengelagen an Bedeutung. Angesichts einer unüberschaubaren Menge ungefilterter Informationen in digitalen Kommunikationsumgebungen vertrauen viele Menschen weniger auf rationale Problemanalysen durch wissenschaftliche oder politische ExpertInnen und stärker auf ihre eigenen emotionalen oder intuitiven Reaktionen. Gleichzeitig befördert die Logik einer medialen Aufmerksamkeitsökonomie in zunehmendem Maße politische Bedrohungsdebatten (Rothmund, 2023). Diese Debatten unterliegen einer Dramatisierungsattraktion, in der Ängste, Empörung oder Wut gezielt angesprochen und aktiviert werden. Ein psychologisches Verständnis der zugrundeliegenden Dynamiken stellt auch einen wichtigen Beitrag zum Verständnis politischer Radikalisierungsprozesse dar.

Zum Zweiten lenkt eine psychologische Perspektive den Blick auf die Funktionalität von Radikalisierungsprozessen. Damit meinen wir, dass der Radikalisierungsprozess für Einzelpersonen und soziale Gruppen positive Anreize bereithalten kann und somit eine motivationale Kraft entfaltet. Diese psychologische Funktionalität kann auf zwei Ebenen beschrieben werden. Auf einer kognitiv-emotionalen Ebene dienen Feindbilder, Verschwörungsnarrative oder auch gruppenbezogene Abwertung und Hass als palliative Bewältigungsstrategie im Umgang mit erlebten Verlust- und Benachteiligungserfahrungen. Die politische Radikalisierung stützt sich dabei auf Narrative, die mit Selbstaufwertung, Verantwortungsabwehr und kognitiver Entlastung einhergehen und somit geeignet sind den Umgang mit diesen negativen Erfahrungen zu erleichtern. Auf einer verhaltensbezogenen Ebene können solche Radikalisierungsnarrative einen Beitrag zur politischen Mobilisierung von sozialen Gruppen leisten (Marie & Petersen, 2022). Insbesondere die Forschung zu sozialen Bewegungen und politischem Aktivismus zeigt außerdem, dass das Erleben von Ungerechtigkeit und daraus resultierende Emotionen wie Ärger und Wut sowie eine kategorische Freund-Feind-Unterscheidung die politische Aktivierung und Mobilisierung von Menschen begünstigt (van Zomeren, 2013). Indem die psychologische Radikalisierungsforschung diese Funktionalitäten sichtbar macht, öffnet sie einen Deutungs- und Erklärungsraum, der über eine vereinfachte normative Ablehnung von Radikalisierungsprozessen hinausreicht. Dies ist insbesondere auch im Hinblick auf die Gestaltung von Präventions- und Demokratiebildungsprogrammen wichtig. Es gilt als erwiesen, dass ein fundiertes Verständnis der Entwicklungsbedingungen von Radikalisierungsprozessen dabei helfen kann, Ansatzpunkte für die Gestaltung politischer Bildungsprogramme zu identifizieren.

Einen dritten wesentlichen Gewinn der psychologischen Perspektive auf Radikalisierungsprozesse sehen wir darin, dass diese eine konstruktive Wendung polarisierter öffentlicher Diskurse ermöglicht und damit selbst als Strategie zur Deradikalisierung verstanden werden kann. Die normative Ablehnung von Radikalisierungsprozessen in einer Gesellschaft kann, auch wenn sie demokratietheoretisch geboten erscheinen mag, leicht zu einer wechselseitigen Radikalisierungsdynamik führen (Moghaddam, 2018). Die politische Radikalisierung eines Teils der Gesellschaft motiviert und bedingt die Radikalisierung eines anderen Teils und umgekehrt. Diese soziale Dynamik begünstigt die Polarisierung oder Fragmentierung von Gesellschaften und beschädigt damit potentiell demokratische Prozesse und Strukturen. Die aktuelle Diskussion um den Klimawandel kann hier als Beispiel dienen. Konservative BremserInnen einer progressiven Klimapolitik und VertreterInnen einer schnellen und umfassenden Dekarbonisierung der Gesellschaft werfen sich gegenseitig politische Radikalisierung vor. Begriffe wie »Klimaleugner« einerseits und »Klimadiktatur« andererseits bringen das zum Ausdruck. In einem solchen Diskursklima können demokratische Einigungen zwischen Interessensgruppen zunehmend schwerer verhandelt und umgesetzt werden. Eine psychologische Rekonstruktion und Erklärung radikalisierter Positionen bereitet hingegen den Weg für Perspektivübernahme und wechselseitiges Verständnis und befördert dadurch einen gesellschaftlichen Dialog als Gegenentwurf zu einer machtorientierten Debattenkultur.

Zusammenfassend gehen wir in diesem Buch davon aus, dass eine psychologische Perspektive auf Rechtsradikalisierung einen wichtigen Beitrag dazu leistet, deren zugrundeliegenden Entwicklungsbedingungen und Funktionalitäten besser zu verstehen. Im Folgenden wollen wir dazu zunächst einige zentrale Begriffe und Konzepte näher erläutern. Wir beginnen mit dem Konzept der politischen Links-Rechts-Dimension, auf die im Zusammenhang mit Rechtsradikalisierung und Rechtsextremismus implizit immer wieder verwiesen wird.

1.2 Die Links-Rechts-Dimension als politischer und psychologischer Konfliktraum

Das Aufkommen der politischen Links-Rechts-Dimension, als Beschreibung unterschiedlicher politischer Positionen bzw. Orientierungen, kann auf die Sitzordnung in der verfassungsgebenden französischen Nationalversammlung von 1789 zurückgeführt werden. Die linke Seite des Parlaments war dabei von Vertretern einer revolutionären republikanischen Ausrichtung besetzt, während die rechte Seite des Parlaments durch konservative und monarchiefreundliche politische Positionen bestimmt war. Linke politische Positionen orientieren sich seither klassischerweise an den Interessen und Bedürfnissen von Personen mit niedrigem sozioökonomischem Status und fordern soziale Veränderungen im Sinne einer stärkeren Umverteilung von Macht, Status und Ressourcen. Rechte politische Positionen orientieren sich klassischerweise an den Interessen und Bedürfnissen von wirtschaftlichen Eliten und streben nach der Bewahrung bestehender Besitz- und Lebensverhältnisse. Diese Links-Rechts-Konfliktdimension hat in der sozialwissenschaftlichen Analyse bis heute ihre Bedeutung und Relevanz erhalten, auch wenn Verschiebungen in den klassischen Konfliktlinien diskutiert werden (z. B. Piketty, 2022).

In der Politikwissenschaft wird der zugrundeliegende Konfliktraum zwischen Links und Rechts häufig in zwei Dimensionen aufgefächert. So werden zentrale gesellschaftliche Konfliktlinien im soziokulturellen und im ökonomischen Bereich voneinander unterschieden. Eine soziokulturelle Konfliktdimension zwischen links und rechts bezieht sich auf den Konflikt zwischen der Bewahrung sozialer Ordnung und Traditionen (Konservatismus) und dem Recht auf individuelle Entfaltung und persönlicher Lebensführung in der Gesellschaft (Liberalismus). Entsprechende Konflikte beziehen sich auf Vorstellungen von Geschlecht und Familie wie bei der aktuellen Diskussion um die Rechte von transgender Personen oder auch das individuelle Recht auf Asyl und Migration. Auf der ökonomischen Konfliktdimension wird vor allem das Verhältnis von Markt und Staat verhandelt. Während sich linke Positionen für eine zentral organisierte Umverteilung im Sinne eines sozialen Ausgleichs einsetzen (Egalitarismus), argumentieren rechte Positionen für einen schlanken Staat, der sich möglichst wenig in die Mechanismen des freien Marktes einmischt (Libertarismus). Auf dieser Konfliktlinie werden Fragen zum Mindestlohn, zur Höhe von Sozialleistungen oder zu gewerkschaftlichen Rechten und Pflichten verhandelt. Empirische Bestätigung erfährt ein zweidimensionaler Ansatz durch politikwissenschaftliche Forschung, die zeigt, dass der Parteienwettbewerb in den meisten europäischen Ländern entlang der soziokulturellen und der ökonomischen Dimension strukturierbar ist (z. B. Warwick, 2002).

Die politische Psychologie untersucht seit vielen Jahrzehnten Unterschiede und Grundlagen in der politischen Orientierung und Positionierung in diesem Konfliktraum. Dabei existieren unterschiedliche Arten der Messung einer solchen politischen Orientierung. Am verbreitetsten sind die symbolische Messung und die operationale Messung. Bei der symbolischen Messung handelt es sich um eine abstrakte selbsteingeschätzte Verortung auf der Links-Rechts-Dimension, d. h., Menschen sollen ihre eigene politische Haltung auf dieser Dimension selbst einschätzen. Bei der operationalen Messung wird die Einstellung zu ausgewählten politischen Themen (bspw. Grundeinkommen, Rechte von Minderheiten, gleichgeschlechtliche Ehe) abgefragt und zu einem Gesamtwert aggregiert, der dann die individuelle Haltung auf diesem Kontinuum ausdrücken soll. Eine zentrale Erkenntnis dieser Forschung besteht darin, dass der politische Konfliktraum, der durch die Links-Rechts-Dimension aufgespannt wird, eine Art psychologischen Unterbau aufweist. Dieser wird durch individuelle Unterschiede in Motivationen, Eigenschaften und Befindlichkeiten strukturiert und übersetzt sich dann in politische Einstellungen und Überzeugungen. Mit anderen Worten, es gibt systematische Zusammenhänge zwischen der individuellen Positionierung in diesem zweidimensionalen Konfliktraum und psychologischen Prozessen oder Zuständen, die über den politischen Kontext hinaus auf individuelle oder soziale Bedürfnisse und Motivlagen verweisen. Im Einklang mit Jost et al. (2009) fassen wir den Forschungsstand so zusammen, dass linke politische Haltungen insbesondere durch Offenheit gegenüber Veränderung und eine Kooperationsorientierung in sozialen Systemen, rechte politische Haltungen hingegen durch einen Wunsch nach Stabilität und Beständigkeit sowie einer Wettbewerbsorientierung in sozialen Strukturen motiviert werden. (▸ Abb. 1.1). Diese beiden Dimensionen spiegeln grundlegende menschliche Konflikte in Bezug auf Wert- und Bedürfnisorientierungen wider (siehe auch Claessens, Fischer, Chaudhuri, Sibley & Atkinson, 2020). Dies drückt sich auch darin aus, dass die jahrzehntelange Forschung zu persönlichen Wertorientierungen kulturübergreifend eine nahezu identische zweidimensionale Konfliktstruktur identifiziert hat (Schwartz, Caprara & Vecchione, 2010).

Die Beziehungen zwischen psychologischen und politischen Konfliktdimensionen sind vielfältig. So gibt es Evidenz dafür, dass Menschen in Abhängigkeit ihrer Persönlichkeitsstruktur eher zu bestimmten politischen Orientierungen neigen. Offenheit für Veränderung als einer von fünf zentralen Persönlichkeitsfaktoren im bekannten Big-Five-Ansatz korreliert beispielsweise positiv mit links-liberalen politischen Einstellungen (Osborne, Satherley & Sibley, 2018), während Gewissenhaftigkeit als Persönlichkeitsmerkmal mit rechts-konservativen politischen Haltungen in Verbindung steht (Fatke, 2017). Psychologische Prozesse spielen auch eine wichtige Rolle dabei, wie sich soziale und kulturelle Veränderungen auf politische Einstellungen auswirken. Akute nationale Bedrohungslagen wie Pandemien oder Terrorismus können beispielsweise das Bedürfnis nach Stabilität erhöhen. Unter anderem aus diesem Grund findet in Krisenzeiten häufig eine verstärkte Hinwendung zu rechts-konservativen Positionen statt (z. B. Bonanno & Jost, 2006).

Abb. 1.1:Links-Rechts-Kontinuum als politischer und psychologischer Konfliktraum.

Zusammenfassend halten wir fest, dass sich die politische Links-Rechts-Dimension in eine ökonomische und eine soziokulturelle Konfliktachse auffächern lässt. Der so entstehende Konfliktraum politischer Ideologien und Überzeugungen verfügt über eine psychologische Substruktur. Wie lassen sich aber nun vor dem Hintergrund dieses politischen Konfliktraums sowie des psychologischen Unterbaus aus Motivationen, Wertorientierungen und Eigenschaften extremistische Positionen und Prozesse der Radikalisierung und speziell der Rechtsradikalisierung konzeptualisieren und verstehen? Das Bundeskriminalamt (2023a) beschreibt Radikalisierung als »zunehmende Hinwendung von Personen oder Gruppen zu einer extremistischen Denk- und Handlungsweise und die wachsende Bereitschaft, zur Durchsetzung ihrer Ziele illegitime Mittel, bis hin zur Anwendung von Gewalt, zu befürworten, zu unterstützen und/oder einzusetzen.« Wir wollen dieses Verständnis im Folgenden aus einer psychologischen Perspektive ausdifferenzieren. Dabei geht es uns einerseits um die Unterscheidung zwischen kognitiver Radikalisierung und verhaltensbezogener Radikalisierung. Zum anderen unterscheiden wir zwischen allgemeinen Merkmalen politischer Radikalisierung und spezifischen Merkmalen der Rechtsradikalisierung.

1.3 Extremismus und Radikalisierung als kognitive und verhaltensbezogene Phänomene

Die Forschung zu politischer Radikalisierung und Extremismus findet in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen statt, ist daher ausgesprochen heterogen und hat in der Vergangenheit kein gemeinsames Verständnis der Phänomene hervorgebracht (siehe z. B. Backes, 2006; Beelmann & Neubacher, 2022). Die Verwendung des Extremismus-Begriffs wurde in der jüngeren deutschen Geschichte durch die Sicherheitsorgane und den Verfassungsschutz geprägt. Entsprechend wird Extremismus häufig als »Antithese des Verfassungsstaats« (Backes, 2006, S. 238) definiert. Diesem Verständnis liegt die Idee zugrunde, dass Extremismus immer durch (a) eine monistische Vereinheitlichung und Verengung politischer Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozesse und (b) die machtpolitische Unterdrückung politisch Andersdenkender im Sinne einer klaren Freund-Feind-Unterscheidung charakterisiert ist. Die genannten Aspekte beschreiben allgemeine Merkmale von politischem Extremismus, die in unterschiedlichen Ausformungen (bspw. Rechts- und Linksextremismus, religiös motivierter Extremismus) gleichermaßen auftreten. Die monistische Einengung politischer Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozesse kann psychologisch als kognitive Radikalisierung verstanden werden. Die machtpolitische Unterdrückung politisch Andersdenkender stellt hingegen einen Ausdruck verhaltensbezogener Radikalisierung dar.

Die sozialwissenschaftliche Literatur ist reich an Modellen und Metaphern, die den Prozess der politischen Radikalisierung in ihrer zeitlichen Dynamik illustrieren und darstellen sollen. Hierzu zählt das Treppenmodell des Terrorismus von Moghaddam (2005). Die zugrundeliegende Idee ist die, dass auf dem Weg zum politischen Extremismus mehrere Stufen der Radikalisierung durchlaufen werden müssen. Das Pyramidenmodell von McCauley und Moskalenko (2008) teilt diese Idee. Die AutorInnen beschreiben Radikalisierung jedoch nicht als Treppe, sondern als Pyramide. Sie bringen dadurch zum Ausdruck, dass der Radikalisierungsprozess nur von wenigen Personen bis zum Ende durchlaufen wird. Während viele Menschen eine schwache Form der Radikalisierung aufweisen, gelangen beispielsweise nur wenige Menschen an den Punkt, dass sie politische Gewalt selbst ausüben. Diesem Modell liegt auch die Idee zugrunde, dass Extremismus als ein soziales System verstanden werden kann, dass durch AkteurInnen und Strukturen in unterschiedlichen Stadien der Radikalisierung gestützt und unterstützt wird. In einer Erweiterung des Pyramidenmodells gehen McCauley und Moskalenko (2017) von zwei unabhängigen Pyramiden der Radikalisierung aus. Damit reagieren sie auf die empirische Beobachtung, dass politische Radikalisierung auf kognitiver und auf verhaltensbezogener Ebene relativ unabhängig voneinander erfolgen kann.

Das zentrale Merkmal kognitiver Radikalisierung ist die zunehmende Übernahme eines dogmatischen Denkstils. Ein dogmatischer Denkstil ist durch kognitive Rigidität und Ambiguitätsintoleranz gekennzeichnet. Dabei findet insbesondere eine mentale Einengung des politischen Problem- und Lösungsraums statt. Bei dieser Art zu denken, werden spezifische Einschätzungen der Realität als absolut gültig und alternativlos verstanden. Ein dogmatischer Denkstil wurde in der empirischen Sozialforschung erstmals von Frenkel-Brunswik (1939) beschrieben. Aufbauend auf diesen Arbeiten definierte Rokeach (1954, übersetzt, S. 195) Dogmatismus als (a) ein relativ geschlossenes Überzeugungssystem über die Realität, (b) organisiert um die Annahme einer absoluten Autorität, die ihrerseits (c) eine Legitimation für Intoleranz gegenüber anderen bereitstellt. Ein dogmatischer Denkstil wird dabei als kontinuierliches Merkmal verstanden, auf dem sich Menschen interindividuell unterscheiden. Damit wird jedoch auch klar, dass kognitive Radikalisierung im Übergang zum Extremismus nicht eindeutig bestimmt werden kann, da hier keine Grenzwerte definiert sind. Stattdessen muss von unterschiedlichen Ausprägungen dogmatischen Denkens ausgegangen werden, die mit zunehmender Stärke als extremistisch verstanden werden können (siehe auch Zmigrod & Goldenberg, 2021). Die Bestimmung extremistischer Denkweisen orientiert sich häufig auch daran, inwiefern Gewalt als Mittel zur Durchsetzung dogmatischer Überzeugungen kognitiv legitimiert wird.

Das zentrale Merkmal einer verhaltensbezogenen Radikalisierung stellt die Beteiligung an Verhaltensweisen dar, die gegen den Verfassungsstaat oder verfassungsrechtlich verankerte Bürgerrechte gerichtet sind. Am häufigsten sprechen wir dabei über physische oder verbale Formen der Aggression als Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele und Überzeugungen, ohne dass diese rechtstaatlich legitimiert sind. Hier wird häufig auch der Begriff der politisch motivierten Gewalt verwendet (Backes, 2013). Beispiele reichen von verbaler Gewalt in digitalen Kommunikationsumgebungen (bspw. Hassrede) zur Unterdrückung politisch Andersdenkender über Gewalt‍(-androhungen) gegen PoltikerInnen oder Polizei bis hin zu politisch motivierten terroristischen Anschlägen. Der entstandene Schaden sowie die Schädigungsabsicht variieren im Rahmen dieser unterschiedlichen Ausformungen politisch motivierter Gewalt substantiell, weswegen auch hier zwischen unterschiedlichen Graden der verhaltensbezogenen Radikalisierung unterschieden werden muss. McCauley und Moskalenko (2017) beschreiben diese Eskalationsstufen im Rahmen ihres Pyramidenmodells. Dabei weisen sie auch darauf hin, dass sich kognitive und verhaltensbezogene Radikalisierung unabhängig voneinander entwickeln können. Es existieren zwar empirische Hinweise darauf, dass kognitive Radikalisierung die Bereitschaft zum Einsatz politischer Gewalt erhöht (bspw. Schumann, Salman, Clemmow & Gill, 2022). Beide Prozesse können jedoch auch getrennt auftreten. Mit anderen Worten: Extremistisches Denken muss nicht in extremistisches Handeln münden und extremistisches Handeln muss nicht durch extremistisches Denken begründet sein.

1.4 Allgemeine und spezifische Merkmale der Rechtsradikalisierung

Politische Radikalisierungsprozesse beinhalten neben den oben dargestellten allgemeinen Merkmalen der politischen Radikalisierung auch spezifische Merkmale, die einzelne Formen von Extremismus (bspw. Rechtsextremismus, islamistischer Extremismus etc.) exklusiv charakterisieren. Entsprechend ist auch der Rechtsextremismus durch spezifische Merkmale gekennzeichnet, die ihn von anderen Formen des politischen oder religiösen Extremismus abgrenzen. Diese wurden in der Vergangenheit jedoch ebenfalls unterschiedlich gefasst. Heitmeyer (1987) hob die Rechtfertigung von Ungleichwertigkeit als zentrales Charakteristikum hervor, die die Abwertungs- und Ausgrenzungstendenzen gegenüber Fremden einschließt. Dieser Ansatz wurde im Rahmen einer ExpertInnenkonferenz aufgegriffen und weiterentwickelt. In dieser Konferenz entwickelte eine Gruppe von SozialwissenschaftlerInnen 2001 die folgende Definition:

»Der Rechtsextremismus ist ein Einstellungsmuster, dessen verbindendes Kennzeichen Ungleichwertigkeitsvorstellungen darstellen. Diese äußern sich im politischen Bereich in der Affinität zu diktatorischen Regierungsformen, chauvinistischen [also nationalistischen] Einstellungen und einer Verharmlosung bzw. Rechtfertigung des Nationalsozialismus. Im sozialen Bereich sind sie gekennzeichnet durch antisemitische, fremdenfeindliche und sozialdarwinistische Einstellungen.« (Kreis, 2007, S. 12)

Der auf Grundlage dieser Definition entwickelte Fragebogen wird unter anderem in der Langzeituntersuchung der Leipziger Autoritarismus-Studien seit 2002 eingesetzt. Wir greifen diesen Definitionsansatz auf und integrieren ihn gleichzeitig in die bereits dargestellten theoretischen Grundlagen der Forschung zum Links-Rechts-Kontinuum als politischer und psychologischer Konfliktraum.

Ausgehend von der in ▸ Abb. 1.1 dargestellten Strukturierung des politischen und psychologischen Links-Rechts-Konfliktraums können zwei spezifische Zielorientierungen bzw. Begründungsstrukturen des Rechtsextremismus identifiziert werden, die sowohl kognitive als auch verhaltensbezogene Radikalisierungsprozesse leiten. Wir gehen davon aus, dass diese Zielorientierungen durch Extrempositionen auf den Konfliktachsen bestimmt werden. Als Übersteigerung einer an Prinzipien des Markts ausgerichteten rechts-libertären Wettbewerbsorientierung bezeichnen wir eine dieser beiden Extrempositionen als sozialdarwinistisches Gesellschaftsbild. Wenn das Denken und Handeln durch ein solches Gesellschaftsbild geprägt sind, werden gesellschaftliche Strukturen und soziale Prozesse als »kompetitiver Dschungel« verstanden (Duckitt & Sibley, 2009). Im Gegensatz zur Idee einer Solidaritätsgemeinschaft kämpft hier jeder gegen jeden nach dem Recht des Stärkeren, staatliche Regulierungs- und Gesetzgebungsprozesse werden abgelehnt, wenn sie im Konflikt mit den Partikularinteressen von Einzelnen oder mächtigen Gruppen stehen. Auf der Ebene von Intergruppenbeziehungen begründet ein solches Gesellschaftsbild die Idee des Ethnozentrismus. Interessen und Belange der eigenen ethnischen Gruppe werden dabei nicht nur über die Interessen und Bedürfnisse anderer Gruppen gestellt, sondern auch in ein antagonistisches Verhältnis gesetzt. Dieser Ansatz kommt in dem Leitprinzip von Donald Trump »America first!« zum Ausdruck. Im Prozess der kognitiven Radikalisierung kann ein sozialdarwinistisches Gesellschaftsbild als geschlossenes Überzeugungssystem dienen, das Intoleranz gegenüber Fremden, Schwächeren und Andersdenkenden begründet. Im Sinne einer verhaltensbezogenen Radikalisierung kann ein solches Überzeugungssystem als Legitimation dafür dienen, dass ein staatliches Gewaltmonopol nicht akzeptiert und stattdessen Gewalt zur Durchsetzung individueller oder gruppenbezogener Interessen oder Machtansprüche eingesetzt wird.

In einem reaktionären Politikansatz sehen wir eine zweite Extremposition, die aus der Übersteigerung einer rechts-konservativen Grundposition resultiert. Der Wunsch nach Beständigkeit und Stabilität sozialer Normen und Lebensverhältnisse wird hier zu dem Ziel, gesellschaftliche Veränderungsprozesse rückabzuwickeln und in einen Zustand zu überführen, wie er in der Vergangenheit existierte. Die Lösung aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen und Probleme wird darin gesehen, gesellschaftliche Zustände aus der Vergangenheit wieder herzustellen. Dieser Ansatz kommt in dem bekannten Wahlslogan von Donald Trump »Make America Great Again« zum Ausdruck. Ein solcher reaktionärer Politikansatz kann sich auf soziale (bspw. Wiederherstellung eines patriarchalen Familienmodells), ökonomische (bspw. Rückabwicklung des Sozialsystems) oder politische Ziele (bspw. Wiederherstellung eines autokratischen politischen Systems) beziehen. Im Prozess der kognitiven Radikalisierung verengt ein reaktionärer Politikansatz den Lösungs- und Möglichkeitsraum und liefert gleichzeitig einen autoritären Deutungs- und Bewertungsrahmen für die Analyse von politischen Ideen und Programmen. Im Prozess der verhaltensbezogenen Radikalisierung steht ein reaktionärer Politikansatz für eine disruptive Neigung zum gesellschaftlichen Umsturz. »Der Reaktionär will nicht bewahren, sondern das bestehende System aus den Angeln heben.« (Neue Züricher Zeitung, 2018).

1.5 Zusammenfassung

Zusammenfassend strukturieren wir den Prozess der Rechtsradikalisierung aus psychologischer Perspektive in zweierlei Weise. Wir unterscheiden zunächst zwischen kognitiver und verhaltensbezogener Radikalisierung. Bei der kognitiven Radikalisierung steht die mentale Verengung des Problem- und Lösungsraums im Sinne dogmatischen politischen Denkens im Vordergrund. Die Herausbildung eines dogmatischen Denkstils ist eng daran gekoppelt, dass Ideologien das Denken über politische Prozesse und Strukturen prägen. Wir gehen in ▸ Kap. 2 darauf ein, welche Rolle wir rechtsextremen Ideologien im Prozess der kognitiven Rechtsradikalisierung zuschreiben. Die verhaltensbezogene Radikalisierung beinhaltet eine zunehmende Beteiligung an verfassungsfeindlichem Verhalten, dazu zählt insbesondere politische Gewalt. Unterschiedliche Ausformungen dieser politischen Gewalt spannen den Raum der verhaltensbezogenen Rechtsradikalisierung auf. Auch darauf werden wir im nächsten Kapitel näher eingehen. Dogmatisches politisches Denken und verfassungsfeindliches Verhalten können sich unabhängig voneinander entwickeln. In vielen Fällen begünstigen sich beide Prozesse jedoch wechselseitig. Die spezifischen Merkmale kognitiver und verhaltensbezogener Rechtsradikalisierung in Abgrenzung zu anderen Formen der Radikalisierung sehen wir darin, dass beide Prozesse von Ideen durchdrungen und geprägt sind, die wir als extreme Ausformungen einer rechtsgerichteten politischen Orientierung beschreiben: Ein sozialdarwinistisches Gesellschaftsbild und ein reaktionärer Politikansatz. Das Zusammenspiel dieser vier spezifischen und unspezifischen Merkmale der Rechtsradikalisierung kann unterschiedlichen Dynamiken folgen und individuell zu unterschiedlichen Konfigurationen im rechtsextremen Denken und Handeln führen (▸ Abb. 1.2).

Abb. 1.2:Unspezifische und spezifische Merkmale des Rechtsextremismus.

Die prozesshafte Entwicklung der Rechtsradikalisierung erfordert aus psychologischer Perspektive ein dynamisches Zusammenspiel von Motivation, Kognition und Verhalten. Im nächsten Kapitel stellen wir zentrale Annahmen zu diesem Zusammenspiel dar. Wir gehen dabei auch auf fünf zentrale Bereiche des Buchs ein, die unterschiedlichen Perspektiven auf diese Dynamik und den Prozess der Rechtsradikalisierung entsprechen.

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