Quellcode ist Kunst - Gino Dola - E-Book

Quellcode ist Kunst E-Book

Gino Dola

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Beschreibung

Schwarzer Kapuzenpulli, ein dunkler Raum, der nur durch die Hintergrundbeleuchtung zahlloser Monitore indirekt beleuchtet wird. Das Geräusch hastig gedrückter Tasten der mechanischen Tastatur hallt durch die Stille des Raums und quetscht sich durch dicke Rauchschwaden aus blauem Nikotindunst. Ein leere Bierdose fällt fast lautlos vom Schreibtisch, bis sie auf dem Boden aufschlägt und mich, den Hacker, aus den Tiefen des Cyberspaces zurück ins Hier und Jetzt holt. So oder so ähnlich werden wir - Programmierer - gerne von den Medien dargestellt. Dieses Bild entspricht jedoch weder meiner noch sonst irgendeiner Realität. Seit über dreizehn Jahren bin ich nun hauptberuflich als Software-Entwickler tätig und ich erzähle dir nur zu gerne, wie krass spannend mein Arbeitsalltag und auch mein Privatleben wirklich ist. Denn wenn ich nicht gerade das städtische Stromnetz hacke, meine Pizza mit Bitcoins bezahle oder zum xten Mal den Drucker meines Nachbarn repariere, dann bin ich ein ganz normaler Mensch. Ach komm lassen wir das, man kann als Nerd nicht normal sein. Mit einer Mischung aus Sarkasmus und nerdigem IT-Wissen, erzähle ich dir in diesem Buch, wie meine Welt aussieht.

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 – Freitagnachts

Kapitel 2 – session_open()

Kapitel 3 – ein wenig Geschichte

Neues Kapitel, wortwörtlich

Anderes Kapitel - Arbeitsleben

Apropros weg

Meine Heimat

Kapitel 4 – normaler Wahnsinn

Kapitel 5 – nach Corona

Kapitel 6.3 – Projektende

Freizeit & Datenschutz

W T F…?!

Kapitel 8 – Darknet, Exit-Node

Das wirkliche letzte Kapitel

Mögliche unklare Begriffe

Mögliche unklare Begriffe 2

Vorwort

Schön, dass du bis hier hin gelesen hast. Ich bin Programmierer oder Nerd, kein Autor. Wenn du etwas in diesem Buch nicht verstehst, dann liegt es daran, dass du das nicht kennst oder daran, dass ich es nicht erkläre. Letzteres liegt in der Natur eines Programmierers. Für beide Fälle findest du am Ende (du kannst die Kapitel einfach skippen) eine Liste mit allen möglichen unklaren Begriffen. Um diesem Buch eine interaktive Komponente zu geben, erkläre ich diese Begriffe auch am Ende nicht, gebe dir aber die Möglichkeit danach zu googlen. Natürlich kannst du auch jede andere Suchmaschine oder örtliche Bücherei zur Aufklärung verwenden. Ich möchte keinesfalls den Eindruck Google erwecken, das ich Google dir hier versuche, Google irgendwelche persönlichen Präferenzen aufzuzwingen.

Hinweis

Schön Das ist weder ein Sach- noch ein Fachbuch, es soll dir lediglich, so wie mir die Zeit vertreiben, während du keine Lust hast deiner Arbeit nachzugehen. Ich erzähle dir hier alles so, als würden wir uns schon ewig kennen. Das heißt, du weißt das ich Veganer eigentlich mag, auch wenn ich ständig das Gegenteil behaupte. Was ich dir sagen möchte ist, dass ich mit den wenigen Wörtern, die dir auf den nächsten paar Seiten begegnen werden, keineswegs Vorurteile streuen möchte, dich oder irgendjemanden ernsthaft beleidigen möchte. Ich nehme aber kein Blatt vor den Mund.

Sowohl ich selbst, Arbeitskollegen, Programmierer sowie Designer und die Führungsetage bekommen hier, was sie verdienen. Okay ich bekomme hier nicht was ich verdiene aber das kläre ich in der nächsten Gehaltsverhandlung.

Kapitel 1 – Freitagnachts

Meine Augen brennen, es ist hell, 3 Uhr 40 am Morgen - ich habe die Google Startseite auf dem Monitor vor mir geöffnet und vergessen, den Dark Mode zu aktivieren. Ich fühle, wie der fünfte Liter Kaffee, kalt, meinen trockenen Hals hinunterläuft. Ich habe Kopfschmerzen, auf dem linken Monitor sind zwei geöffnete Terminals mit wirren Ausgaben eines laufenden Build-Prozesses. Auf dem rechten Monitor, nichts, nur ein Anime-Katzen-Mädchen als Hintergrund.

Der Zigarettenqualm steigt unaufhörlich nach oben, während die Zigarette, wertlos und ungeraucht im Aschenbecher verglimmt. Zu beschäftigt sind die Hände eine Lösung im Internet zu finden, für ein Problem, welches wieder mal nur ich habe, so scheint es. Kein Forum, kein Issue bei GitHub, nicht mal ein Eintrag bei stackoverflow.

Bin ich so dumm frage ich mich oder so intelligent, dass ich versuche, das so zu programmieren?! »Warum gibt es keine Dokumentation?«, fluche ich, wohlwissend das ich selbst nie eine schreibe. Es ist so still, dass das klickende Geräusch der einzelnen Tasten, die meine Finger hastig drücken, geradezu in den Ohren hämmert. Dazwischen hört man das Papier der Zigarette leise verbrennen. Ein Zischen der Hilflosigkeit, ich ziehe ein drittes und letztes Mal an der Zigarette, ehe ich sie ausdrücke und beschließe, die Arbeit für heute ruhen zu lassen. Nur sechs Stunden später ist die Zigarettenpackung leer und zerknüllt auf dem Schreibtisch, das Problem ist gelöst. Mein Kopf liegt auf der Tastatur, dessen Eigengewicht unzählig viele Leerzeichen zwischen zwei IF-Anweisungen schreibt.

Kapitel 2 – session_open()

1989 beginnt meine Session auf dieser Erde, nur wenige Monate vor dem Mauerfall. Aus peinlichen Erzählungen meiner Kindheit, weiß ich, dass ich ein recht ruhiges Kind war. Meine Kindheit war normal aber fantastisch, soweit ich mich erinnere. Doch auch ich habe tatsächlich einmal Stubenarrest bekommen.

»Aber Mama, ich geh doch sowieso nie raus?!«, antwortete ich verwirrt.

Es ist nicht so, dass ich niemals draußen gewesen wäre, doch meist, während die anderen Kinder Fahrrad fuhren oder Fußball spielten, hockte ich in meinem Zimmer und bastele an Technik herum, las Bücher oder baute den nächsten Toaster meiner Eltern auseinander. Es war also eher eine Strafe mich zum Spielen nach draußen zu schicken als mich zu Hause zu lassen. Spätestens seit meinem fünften Lebensjahr, war keine Technik im Haushalt mehr sicher vor mir, wollte ich doch um jeden Preis mal das Innere sehen und es verstehen. Nachdem all die Haushalts-Hardware erforscht war, ich unzählige Toaster und andere elektrische Geräte meiner Eltern zerstört hatte, da ich diese natürlich nicht wieder fachgerecht zusammengebastelt bekommen habe, machte ich mich an meinem ersten Computer zu schaffen. Es war ein Amiga 2000 und bis heute weiß ich nicht genau, wo der überhaupt herkam. Da mein Vater allerdings noch nie der große Technik-Mensch war, gehe ich stark davon aus, dass ich es meiner Mutter zu verdanken habe, dass diese technische Meisterleistung Einzug bei uns hielt. Mit dem Amiga 2000 wurde auch meine Liebe für Computer entfacht. Zu jener Zeit war ich noch ein kleiner Stöpsel, missbrauchte den plötzlich in meinem Zimmer stehenden Metallkasten nur zum zocken. Aus heutiger Sicht war das natürlich nur daddeln und kein echtes Zocken. Das Spiel meiner Kindheit ist jedenfalls Rick Dangerous. Warum mir genau dieses Spiel so präsent im Kopf geblieben ist, ich weiß es nicht, vielleicht aufgrund der unzähligen Stunden die ich mit und in diesem Spiel verbracht habe, bis die Diskette irgendwann nicht mehr wollte und ihren Dienst quittierte. Die Zeit verstrich, viele Erinnerungen fehlen mir natürlich, aber nach dem Amiga kam relativ schnell der erste Windows Computer mit Drucker zu uns nach Hause. Meine Mutter, zu der Zeit selbstständige Unternehmerin, nutzte das Grafikprogram PrintArtist - wie altmodisch das Wort Grafikprogram einfach klingt - um Flyer, Visitenkarten und allerlei anderes Werbematerial für ihr Unternehmen zu gestalten. Stunden und Abende saß ich auf ihrem Schoß sitzend vor dem Ding, ließ mir dabei jeden Klick an ihren Lippen klebend, erklären. Diese schier unfassbare Menge an Grafiken und Farben ließen mich in eine bunte Welt abtauchen. Meine damals mit PrintArtist gestalteten Plakate für Vorträge in der Schule, sind heute zum Glück nicht mehr vorhanden, damals war ich damit aber sicher der Held. Es dauerte jedoch nicht lange bis der Spieß sich drehte und nicht mehr sie mir die Welt erklärte, sondern ich ihr. Na gut – nur die digitale Welt.

Schnell stellte sich mir die Frage, wie denn nun aus dem ganzen Plastik und Metall, all die wunderbaren Farben und Funktionen auf den Bildschirm kommen. Da ich auch nach weiteren kurzgeschlossenen Platinen, aufgesägten Prozessoren und unter Einsatz meines Lebens aufgebrochenen Festplatten keine Lösung für diese Magie finden konnte, wandte ich mich von der Hardware ab. Von jetzt an gab ich mich gänzlich der Software hin. Doch ohne Internet oder jemanden der sich mit Computern auskennt, fragen zu können, war das damals kein so leichtes Unterfangen. Die örtliche Bücherei sowie mehrere, diesmal softwareseitig, zerstörte Computer, besser gesagt Betriebssysteme, brachten mich der Softwareentwicklung näher. Es war also wirklich learning by doing, bis es dann endlich in der Mittelschule einen Informatiklehrer gab, den ich mehr zur Weißglut getrieben hatte als jeder andere. Ich löcherte ihn mit Fragen, wann immer wir uns sahen. Vor dem Unterricht, währenddessen und danach, ich blieb selbst nach der offiziellen Schulzeit noch in der Schule, nur um in der Schulbücherei dicke Schinken über Turbo Pascal und Visual Basic zu wälzen. Zu meinem Glück, unterstützte mich mein damaliger Informatiklehrer, er tat das Undenkbare. Ich bekam einen Schlüssel für den Inforaum, wie ich den Informatikraum damals abkürzte. Sowohl für diese Zeit neueste Computer aber auch zu der Zeit schon antiquierte Geräte, sowie eine Fülle an Software standen mir nun frei zur Verfügung. Vor allem aber stand mir die Welt des Internets nun offen, denn das hatten wir zu Hause noch nicht. Windows 2000, der Internet Explorer, das DSL der Schule und ich - das war eine der besten Zeiten meines Lebens. Die digitale Welt stand mir nun endlich offen, ich las was ich nur finden konnte, programmierte alles was mir in den Sinn kam – ich freute mich einfach über jeden Tag in der virtuellen Welt und so ist es bis heute. Seit 2011 arbeite ich hauptberuflich als Anwendungs-Entwickler, glaube ich.

Kapitel 3 – ein wenig Geschichte

Das bin ich also, ein 33-jähriger Programmierer. Eigentlich bin ich Anwendungs-Entwickler – nein, Backend-Developer aber manchmal auch Fullstack-Developer. Naja, meistens bin ich PHP-Entwickler oder Frontend-Developer und schreibe Webseiten – Websites mein ich natürlich, oder Webanwendungen und auch Apps oder Progressive Web Apps.

So herausfordernd, wie meine Berufsbezeichnung, ist auch mein Job. Es gibt für alles DIN-Normen (»ja ich bin hier«, schreit Norman), Vorschriften, Coding-Standards, Best Practices und natürlich einheitliche Web-Standards. Wäre dies hier kein Buch, würde an dieser Stelle ein Facepalm-GIF auftauchen. In meiner Branche gibt es nur einen einzigen Standard, und zwar den, dass es gar keinen gibt. In dieser großen, weiten Welt des Internets gibt es so unfassbare viele Dinge, die man beachten muss. Angefangen von den Browsern oder wie Kunden es gerne nennen, das blaue E, bis hin zum DAU – dem dümmsten anzunehmenden User.

Das blaue E, wer es nicht kennt, gemeint ist der Internet Explorer. Bis heute ein weit verbreiteter Browser, schließlich kommt er mit jeder Windows-Version automatisch auf den heimischen oder büroischen PC. Damals, 1920 – Spaß – hat das blaue E uns Web-Entwicklern das Leben wirklich schwer gemacht. Im Speziellen geht es um den Internet Explorer 6, der nicht so richtig wollte, wie wir Entwickler es wollten. Zu jener Zeit musste man fast alles, ja wie soll ich es sagen, doppelt bauen. Einmal so, dass es im IE6 funktionierte und einmal so, dass es in allen anderen derzeit existierenden Browsern funktionierte. Man hatte sich da – zähneknirsch – noch nicht so richtig auf einen Standard geeinigt.

Wir Web-Entwickler mussten aber schon immer mit der vorhandenen Flut an Internet-Anzeige-Programmen umgehen können. Egal ob Google Chrome, Apple Safari, Vivaldi, Mozilla Firefox, Opera, Microsoft Internet Explorer, Microsoft Edge oder all die anderen tausend Browser und ihre unterschiedlichen Versionen. Die gängigsten Browser sind heute im Kern fast alle ein Chromium oder Firefox, mit ein paar Ausnahmen natürlich. Da es selbstverständlich nicht möglich ist, alle Browser-Engines zu kennen, geschweige denn alle Browser dieses Planeten installiert zu haben, gibt es das W3C. Das World Wide Web Consortium ist ein Gremium – dessen Gründer niemand geringeres als Tim Berners-Lee, der Erfinder des World Wide Webs ist – das Standardisierungen im WWW beschließt, festlegt, empfiehlt, wie auch immer. Genau hier fängt das Übel auch schon an, niemand erfindet heute das Rad neu, wozu auch?!

Doch mein Alltag fühlt sich so an, als würde man mehrmals täglich das Rad neu erfinden. War das noch schön 2001, es gab nicht mal eine Hand voll Browser und die, die es gab, haben alles mehr oder weniger so angezeigt, wie man es programmiert hat – meistens. Marquee (ein Lauftext wie bei heutigen Nachrichtensendern der News-Ticker) und Blink (muss ich nicht erklären – oder?) waren anerkannte HTML Elemente, für die man nicht ausgelacht wurde. Technologien wie JavaScript waren theoretisch in jedem Browser vorhanden, wurden von jedem Nutzer aber umgehend deaktiviert, der Sicherheit zuliebe. Coole Seiten wurden mit Adobe Flash gebaut, das Internet setzt sich ja sowieso niemals durch.

Wie das Ganze heute aussieht? Ich fang nicht an aufzuzählen wie viele (Programmier-)Sprachen es allein für das Web gibt, es sind Hunderte. Gleich vorweg, ich liebe PHP (mir egal was du sagst) und mein Favorit der Browser ist und bleibt Google Chrome. Mein Leben gehört – wie das vieler anderer – Google und selbstverständlich habe ich meine Wohnung mit Google Nest Geräten ausgestattet, die mir sagen wie spät es ist, wann ich aufstehen und zu Bett gehen soll und ob ich einen Regenschirme brauche oder nicht, wenn ich das Haus verlasse. Mein Smartphone ist selbstredend ein Androidgerät und ja auch in meinem japanischen Auto fährt der Google Assistant mit.