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RACHE - die fesselnde Thriller-Serie von J.S. Frank!
Folge 2: Der ehemalige Gangster Wolf Berger legt sich mit einer Gang von Hooligans an. Deren Anführer Johnny Hubschmid hat eine Rechnung mit Wolf zu begleichen. Kommissarin Laura Stein könnte Wolf helfen ... doch dafür muss sie ihm vertrauen.
Über die Serie:
Laura Stein ist eine Getriebene. Die junge Kommissarin ging als Jugendliche durch die Hölle und überlebte. Aber die Vergangenheit verfolgt sie bis heute. Unerbittlich jagt sie seit Jahren dem Gangsterboss Victor Hansen hinterher. Um ihn zu stellen, ist ihr jedes Mittel recht. Selbst wenn sie einen Mörder als V-Mann rekrutieren muss ...
RACHE - die sechsteilige Thriller-Serie um Kommissarin Laura Stein und Ex-Gangster Wolf Berger. Knallhart, überraschend, nichts für schwache Nerven!
eBooks von beTHRILLED: Mörderisch gute Unterhaltung.
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Seitenzahl: 137
Laura Stein ist eine Getriebene. Die junge Kommissarin ging als Jugendliche durch die Hölle und überlebte. Aber die Vergangenheit verfolgt sie bis heute. Unerbittlich jagt sie seit Jahren dem Gangsterboss Victor Hansen hinterher. Um ihn zu stellen, ist ihr jedes Mittel recht. Selbst wenn sie einen Mörder als V-Mann rekrutieren muss …
Wolf Berger legt sich mit einer Gang von Hooligans an. Deren Anführer Johnny Hubschmid hat eine Rechnung mit Wolf zu begleichen. Laura könnte Wolf helfen … doch dafür muss sie ihm vertrauen.
J. S. Frank hat nach seinem Germanistik-Studium mehr als zwanzig Jahre für ein internationales Medien-Unternehmen gearbeitet. Seit 2013 ist er freier Autor mit einem ungebrochenen Faible für die anglo-amerikanische und französische Literatur. J. S. Frank ist ein Pseudonym des Autors Joachim Speidel, der mit seinen Kurzgeschichten bereits zweimal für den Agatha-Christie-Krimipreis nominiert war. RACHE ist bereits seine zweite Thriller-Serie bei »be«.
EINE ALTE RECHNUNG
Folge 2
Originalausgabe
»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG
Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Textredaktion: Uwe Voehl
Lektorat/Projektmanagement: Lukas Weidenbach
Covergestaltung: Massimo Peter-Bille unter Verwendung von Motiven von © Shutterstock: charnsitr | Nejron Photo | Steve Collender
eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen
ISBN 978-3-7325-8533-5
be-ebooks.de
lesejury.de
Du hörst den scharfen Pfiff von unten, von der Straße. Du hörst ihn sogar hier oben im vierten Stock.
Du schaust zum Fenster hinaus, und du siehst Frankie, deinen Bruder, wie er lässig an der Fahrertür deines schwarzen Chevrolet Camaro lehnt, sich eine Fluppe aus einer zerknüllten Packung schüttelt, sie sich zwischen die Lippen klemmt, anzündet und zu dir hochgrinst.
Ein kurzes Winken, dann ziehst du dir die Line, die du auf dem Fenstersims mit der Rasierklinge vorbereitet hast, durch den Fuffi-Schein in dein Hirn. Mitten rein. Mitten ins Zentrum. Du spürst die Explosion, du startest durch, du hebst ab.
Du beobachtest alles von ganz weit oben. Du blickst hinab auf dich, auf den Körper, der eigentlich zu dir gehören sollte, du bist weit entrückt und doch ganz bei dir. Du siehst die Welt klarer, scharf umrissener, die Farben stechen hervor, du siehst besser, du hörst besser, du nimmst alles besser wahr.
Überhaupt – du fühlst dich besser.
Du steckst den Fuffi ein, wirfst noch einen kurzen Blick in den Spiegel, du siehst schick aus, Cowboystiefel, Jeans, weißes Hemd, schlüpfst in dein Sakko mit dem Westernmuster auf dem Rücken und steckst deine Knarre, SIG Sauer 9 mm, hinten in den Hosenbund.
SZENENWECHSEL – PARKPLATZ:
Du stürmst auf deinen Bruder zu, ihr umarmt euch. Du willst ihn nicht mehr loslassen. Im Gegensatz zu dir ist er ein dünnes Nichts. Knochen wie ein Hühnchen. Irgendwann sagt er: »He, Wolf, lass los, du bringst mich noch um. Ich krieg schon keine Luft mehr.«
Ihr lacht, und du sagst: »Ich lass dich erst wieder los, wenn du mit mir in die Muckibude gehst und dir ein paar Muskeln zulegst. Ich hab Angst, beim nächsten Windstoß hebst du ab und fliegst davon.«
»Ach was«, sagt dein kleiner Bruder, »das ist nichts für mich. Muskeln contra Hirn. Du weißt, für was ich mich da entscheide.«
Du nimmst ihn ganz kurz in den Schwitzkasten. »Und du denkst, du wüsstest, wofür ich mich schon entschieden habe?«
»Hab ich nicht gesagt«, japst er. Du lässt ihn los. Er druckst herum in seiner schüchternen, witzigen Art, und du umarmst ihn gleich wieder, weil er dein Bruder ist und weil er so verdammt verletzlich wirkt und weil du Angst hast, ihm könne was zustoßen, wenn du nicht rund um die Uhr auf ihn aufpasst.
»He, Wolf, hör auf«, mault er. »Wenn uns einer sieht, der denkt glatt, wir sind schwul.«
»Quatsch«, sagst du. »Soll bloß einer dumm kommen …«
»… dem kommst du dann auch dumm«, vervollständigt er deinen Satz. Irgendwie hat er es geschafft, dass ihm seine Fluppe nicht aus dem Mund gefallen ist. Er zieht ganz verträumt daran, mit der anderen streicht er sich über den Schädel voller dunkler Haarstoppeln. Vorgestern hatte er noch ultralange Haare, dann hat er sie abschneiden und sich kahl rasieren lassen.
Sein Schädel sieht jetzt verdammt knochig aus. Erinnert an einen Totenkopf. An den Totenkopf eines Jungen von achtzehn Jahren.
Du holst den Autoschlüssel raus, sagst: »Du fährst«, und wirfst ihn Frankie zu, hinter dem Rücken, ein astreiner Behind-the-back-Pass. Und dieses dünne Elend steigt hoch und höher und pflückt den Schlüssel einfach am höchsten Punkt, landet wieder, zwinkert dir zu und schließt auf.
Szenenwechsel – Autofahrt:
The Prodigy. »Change my pitch up, smack my bitch up …«
Der Beat hämmert in deinen Schläfen, in deinem Blut, bringt das Mark in deinen Knochen zum Vibrieren. Das Fenster ist offen, dein Arm hängt heraus, deine Finger klopfen den Rhythmus aufs Blech.
Auf einmal – zack – endet die Musik. Freddy Quinn ertönt. »… brennend heißer Wüstensand …«
»Mann«, maulst du Frankie an, »wie kommst du nur auf so eine Scheiße?«
»Reg dich ab«, sagt er. »Ich brauch was gegen deinen Bohrmaschinen-Sound. Außerdem mag ich dieses Crossover.«
»Crossover?« Dir fällt ein, dass er hin und wieder als DJ in irgendwelchen Clubs arbeitet und dort die unmöglichsten Stile mixt. Du fängst an zu lachen wie blöd. Du bist überdreht, durchgeknallt, du holst mit der Faust aus und schlägst zu. Stoppst einen Zentimeter vor seiner Schulter ab.
Er zuckt zusammen, verreißt das Lenkrad, fängt sich aber wieder. »Mann, Alter, ich muss auf den Verkehr aufpassen! Hör mal!«
Du knuddelst ihn, und ihr lacht beide wie bescheuert.
Irgendwann holt er tief Luft und fragt: »Wo soll es eigentlich hingehen, Wolf?«
Szenenwechsel – WOHNanlage:
Dein kleiner Bruder stellt den Wagen auf dem Zuweg zu dem Betonbunker ab. Genau dort, wo das Schild steht, dass man hier nicht parken darf, sonst würde der Wagen automatisch abgeschleppt werden. Aber dein schwarzer Camaro wird nicht abgeschleppt. Der ist bekannt. Es würde niemand wagen, ihn abzuschleppen. Du steigst aus, gehst um den Wagen rum, bückst dich, sagst zu deinem Bruder: »Bin in zehn Minuten wieder zurück, Kleiner. Mach keine Dummheiten.«
Und er sagt: »Mach du keine Dummheiten!«
Du reibst ihm über seinen Stoppelkopf, er duckt sich weg, er grinst dich an, und dir schießen fast Tränen in die Augen, du verdammte Heulsuse. »Zehn Minuten«, sagst du. Und du wendest dich ab, damit er deine feuchten Augen nicht sieht. Denn er ist irre stolz auf dich. Er hält dich für einen Supertypen.
Und du hoffst nur, dass er nicht so wird wie du.
Szenenwechsel – Treppenhaus:
»Change my pitch up, smack my bitch up …«
Auf dem Fenstersims zwischen zweitem und drittem Stock gönnst du dir erneut eine Line. Ist zwar nicht lebensnotwendig. Aber gibt dir den Rest an Speed, den du brauchst für das, was jetzt noch kommt.
Du fliegst die nächsten beiden Stockwerke nur so hoch. Dann Tür auf.
SZENENWECHSEL – APPARTEMENTFLUR:
Vor dem Appartement, dessen Tür mit einem Edelstahlblech verkleidet ist, bleibst du stehen. Du hämmerst gegen das Blech. Scheißblech. Du hast die Tür vor einer Woche schon einmal eingetreten. Weil die verdammte Schlampe nicht aufmachen wollte. Dachtest, dass sie endlich geschnallt hat, dass sie dich nicht einfach so aussperren kann. Wäre sie ein Kerl, hättest du ihm die Kniescheiben mit einem Eisenrohr zerschlagen.
Jetzt hat sie also die Tür reparieren und mit Blech verstärken lassen.
»Mach auf! Ich weiß, dass du da bist.«
Du weißt es wirklich. Es ist Montagmorgen. Elf Uhr. Wenn sie die Wohnung verlässt, dann nachts. Du holst Anlauf, die Schulter ist die Ramme. Die Tür gibt keinen Ächzer von sich. Die Schlampe hat sie wahrscheinlich mit tausend Schlössern von innen gesichert.
Dann öffnet sich die Wohnungstür daneben. Frau mit Bademantel. Titten, groß wie Melonen, hängen halb raus. Sie ist stark geschminkt. Winkt dir zu.
»Die ist zu Hause«, flüstert sie.
»Ach wirklich?« Du schlenderst ganz cool zu ihr rüber.
»Vorhin hat sie die Musik ganz laut aufgedreht. Schreckliche Musik.« Sie stinkt nach süßlichem Parfum und hat eine Fahne, sie mustert dich von oben bis unten.
»Das ist nett, dass Sie mir das sagen«, flüsterst du zurück. Du siehst, wie sich eine Gänsehaut an ihrem Hals bildet. Sie ist hin und weg von dir. Du siehst auch gut aus, du Scheißkerl.
»Sagen Sie, haben Sie einen Balkon?«
Sie schaut dich verwirrt an, nickt, und du fährst fort: »Und kann es sein, dass man von Ihrem Balkon auch zu dem Balkon Ihrer Nachbarin rüberkommt?« Sie braucht eine Weile, bis es bei ihr klick macht, dann lächelt sie, legt ihren Kopf in den Nacken, glättet die Haare – irgendwas zwischen braun und grau – mit der Hand und sagt: »Ja, das kann sein. Aber nur, wenn Sie klettern können.«
Sie sieht wieder an dir runter. »Aber Sie dürften da ja kein Problem damit haben. So beweglich, wie Sie aussehen.«
Du bedankst dich bei ihr, indem du eine Hand auf ihre Schulter legst, sie erschauert unter deinem Druck, sie errötet, und die Gänsehaut wandert vom Hals über die Brust, tief in den Ausschnitt hinunter.
Szenenwechsel – Balkon:
Es ist ein Leichtes, ein Kinderspiel. Die Balkone sind nur durch eine PVC-Wand voneinander getrennt. Du musst nur kurz ein Bein über die Betonbrüstung schwingen, dann drehst du dich um die Wand und stehst auf dem Nachbarbalkon. Die Balkontür steht auf.
Szenenwechsel – WohnUNG:
Die Schlampe liegt auf dem Sofa und glotzt fern. Hat die Fernbedienung in der Hand und zappt durch die Programme. Als sie dich sieht, reißt sie die Augen auf, springt auf und schreit: »Alfonso!«
Du bist mit einem Satz bei ihr. »Halt die Schnauze!« Du packst sie an der Gurgel. »Kein Wort mehr.« Ihre Augen ploppen aus dem Schädel.
Du hörst auf einmal eine Stimme hinter dir: »Lass sie los, du Scheißer!«
Du gibst der Schlampe einen Stoß, lässt los. Sie fällt rücklings wieder aufs Sofa, ringt nach Luft. Du drehst dich um, und da steht er: Alfonso »Arschloch« Dreyer, ihr Zuhälter. Drahtig, sportlich, nur mit einer Jogginghose bekleidet. Auf dem muskulösen Oberkörper sind zwei miteinander kämpfende Drachen tätowiert. Die nassen schwarzen Haare kleben am Kopf. Hat sich wohl gerade im Badezimmer fein machen wollen. Er hat einen Revolver auf deinen Kopf gerichtet, er grinst, du erkennst einen kleinen Diamanten am Schneidezahn unten rechts.
»Schön die Hände hoch, Scheißer«, sagt er und wedelt mit dem Lauf vor deiner Nase herum.
»Und wenn nicht?«, sagst du und merkst, wie du langsam wütend wirst. Aber was heißt hier langsam? In dir fängt es an zu brodeln. Du bist hierhergekommen, um die Schulden der Nutte einzutreiben. Ein ganz einfacher Job. Gut, die Nutte, ist eine widerborstige, unberechenbare Hexe. Aber du kennst sie. Du weißt, wie du mit ihr umgehen musst. Und jetzt das! Jetzt hält dir ihr verdammter Zuhälter eine Knarre an den Kopf!
»Ganz friedlich«, sagst du. »Du weißt, weswegen ich hier bin, klar? Ich will keinen Stress. Und ich denke, du willst auch keinen Stress.«
»Du bist der, der Stress macht«, bellt dich das Arschloch an. »Bist hier eingebrochen, also wenn das kein Stress ist.«
»Niemand hat aufgemacht. Und jetzt nimm die Wumme weg, ja! Überhaupt – was soll das mit der Scheißknarre?«
»Was das soll? Du rennst doch seit Tagen in der Gegend rum und erzählst allen, dass du Bea kaltmachen willst.«
»Das ist gequirlte Scheiße!«, sagst du. »So was mache ich nicht.« Aber du überlegst ganz ernsthaft, ob er nicht doch recht hat. »Jetzt nimm schon die Knarre runter. Ich rede ungern mit einem 45er-Revolver, der mir in die Visage gehalten wird.«
»Gewöhn dich dran, du Scheißer.«
Du bist auf hundertachtzig.
Du schlägst die Hand mit dem Revolver zur Seite, er strauchelt, du drehst dich auf einem Fuß, trittst ihm mit dem anderen mit voller Wucht gegen die Brust, er knallt gegen die Wand, du ziehst deine SIG Sauer aus dem Hosenbund. Sein Grinsen ist ihm vergangen. Er hat immer noch den Revolver in der Hand. Er schießt auf dich. Das Glas des Balkonfensters hinter dir zersplittert.
»Hör auf mit dem Scheiß«, rufst du und hast ihn im Visier. »Hör sofort auf, du Arschloch.« Aber er schießt erneut, und du meinst, den Lufthauch an der Wange zu spüren, als die Kugel an dir vorbeizischt.
Jetzt feuerst du. Du triffst ihn mitten in die Brust, aber sein Scheißarm ist immer noch oben, der Scheißrevolver zeigt immer noch auf dich, und du ballerst ihm eine weitere Kugel in die Brust. Die Waffe fällt ihm aus der Hand. Die kämpfenden Drachen werden von Blut überschwemmt. Alfonso rutscht mit dem Rücken an der Wand und mit großen, staunenden Augen zu Boden.
»Du dumme Sau«, schreist du ihn an. »Du dumme, blöde Sau. Hast du das gewollt? Sag! Hast du das gewollt? Jetzt hast du den Dreck.« Du bist wütend auf ihn, scheißwütend, du könntest ihn in kleine Stücke zerreißen, so wütend bist du.
Du bist vor allem wütend, weil du das Gefühl hast, dass hier gerade etwas verdammt schiefläuft.
Bea, die blonde Schlampe, fängt an zu schreien, zu japsen, zu heulen. Sie wirft sich auf Alfonso, du kapierst nicht, was hier abgeht. Alfonso war ein Drecksack, ein mieser Kerl, der seine Nutten regelmäßig verprügelt hat. Und jetzt heult sie über seiner Leiche, du verstehst die Menschen nicht.
Sie dreht sich blitzschnell um, hält mit beiden Händen den Revolver umfasst, streckt die Arme aus, zielt auf dich. »Jetzt bist du dran, du Sau«, keucht sie. »Jetzt knall ich dich ab.«
Du weichst einen Schritt zurück. Sie kommt auf die Beine, ohne sich mit den Händen abzustützen. Ganz schön zäh, das Luder. Sie steht jetzt vor dir. Irre Augen. Ein offener Mund, kaputte Zähne, die Waffe in den Händen zittert. »Ich mach dich kalt«, sagt sie.
Du sagst: »Bea, so muss das nicht enden. Das mit Alfonso war Notwehr. Verstehst du, Notwehr. Ich wollte das nicht.«
»Ich bring dich um, du Sau«, sagt sie.
»Ich schieße nicht auf dich«, sagst du. »Und du musst auch nicht auf mich schießen, Bea.«
Sie schießt. Wieder geht Glas hinter dir zu Bruch. Sie schießt erneut. Trifft dich in den linken Delta-Muskel, in den Muskel, der von der Schulter hoch zum Genick verläuft.
»Lass den Scheiß«, schreist du und siehst, wie sie noch mal den Abzug zieht.
Aber du bist schneller.
Hast die Waffe oben.
Schießt. Triffst sie mitten im Gesicht. Sie wird nach hinten geschleudert. Blut und Hirn spritzen an die Wand. Sie landet krachend am Boden. Wo ihr rechtes Auge war, ist jetzt ein dunkelrotes Loch.
Du schaust auf ihre Leiche herab und denkst: Scheiße, Mann, hier läuft wirklich was verdammt schief.
Du wirfst einen Blick auf deine Schulter. Dorthin, wo du getroffen worden bist. Siehst das Loch in deinem schicken Sakko, ringsum saugt sich alles voll mit Blut. Du lässt die Schulter rotieren. Es klappt – na ja – so lala. Brennt wie Feuer. Aber du wirst es überleben.
Du überlegst dir gerade, ob du nach dem Geld suchen sollst, wegen dem du hergekommen bist, als du auf einmal sonderbare Geräusche hörst. Sie kommen aus irgendeinem der Zimmer. Jemand ruft, jemand schreit. Du verstehst kein Wort. Du zählst nach, wie viele Patronen du noch hast. Du hast dreimal geschossen, du hast also noch fünf Patronen im Magazin. Eigentlich solltest du jetzt abhauen. So schnell wie möglich. Runter zu deinem kleinen Bruder, in den Camaro hüpfen und ab durch die Mitte. Aber die Rufe, die Schreie lassen dich nicht los. Du schleichst aus dem Wohnzimmer.
Du hörst wieder die Schreie. Sie kommen von ganz hinten. Du bewegst dich vorsichtig vorwärts. Die Waffe ist oben. Du kannst jederzeit schießen.
Du gehst Schritt für Schritt. Machst Tür um Tür auf. Badezimmer. Klo. Schlafzimmer.
Letzte Tür. Rechts.
Das Schreien ist verstummt. Du hörst ein Wimmern. Ein Jammern.
Du drückst die Türklinke nach unten und …