Rayan - Das Blut Von Zarifa - Indira Jackson - E-Book

Rayan - Das Blut Von Zarifa E-Book

Indira Jackson

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Beschreibung

Der vorangegangene Teil der Reihe hat Scheich Rayan Suekran al Medina y Nayran nach einem dramatischen Angriff am Ende in einem äußerst kritischen Zustand hinterlassen, der bereits das Schlimmste befürchten lässt. Während seine Frau Carina sich darauf einstellen muss, ihren Sohn Zahir womöglich ohne Vater zur Welt zu bringen, sieht sich Rayans ältester Sohn Tahsin plötzlich mit den Aufgaben eines Herrschers konfrontiert. Noch ein Jahr zuvor ein verwöhnter Teenager muss er sich nun in die Rolle des Anführers einfinden. Ist er dieser Anforderung gewachsen? Ein Blick zurück ins Jahr 1936 enthüllt, weshalb der Skorpion und sein Bruder die Bewohner von Zarifa derart hassen und was ihr eigentliches Ziel des Angriffs auf die Heimat der Tarmanen ist. Immer wieder entziehen sich die Feinde den Kriegern Tahsins. Wie soll es jemals gelingen, aller Männer Sedats in der entlegenen Wildnis Zarifas habhaft zu werden? Kann die Gefahr gebannt werden, und das große Tal endlich wieder seinen Frieden finden? Der ein wenig exzentrische "Nosy Nutter" erfährt, dass die Stunde der Rache an dem Agenten Smith endlich gekommen ist! Mit Hilfe von Rayans Freund Taib Riad gelingt es, Smith zu überlisten - nun ist für den Engländer Zahltag! Eine Rückblende in Rayans Kindheit offenbart, wie dieser sich im Alter von gerade einmal dreizehn Jahren nach der Flucht vor seinem tyrannischen Vater alleine den Gefahren der Wildnis aussetzt und schließlich als Verräter gebrandmarkt wird.

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Indira Jackson

Rayan - Das Blut Von Zarifa

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

02. Dezember 2015 - Zarifa: vor dem Herrenhaus - Erste Hilfe

1936 - Zarifa: Großes Tal - Nicht ohne Folgen

02. Dezember 2015 - Zarifa: Krankenhaus - Die Not-OP

1936 - Zarifa: Großes Tal - Gebot der Gastfreundschaft

02. Dezember 2015 - Zarifa: Krankenhaus - Keine guten Nachrichten

21. Dezember 2015 - Zarifa: vor dem Herrenhaus - Harte Zeiten

1936 - Zarifa: Großes Tal - Wie im Märchen

21. Dezember 2015 - Zarifa: vor dem Herrenhaus - Ein unerwarteter Reisegrund

1936 - Zarifa: Großes Tal - Adler und Maus

21. Dezember 2015 - Zarifa: vor dem Herrenhaus - Erinnerung an frühere Zeiten

10. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus - Nur ein Ausweg

1936 - Zarifa: Großes Tal - Stille und Sachlichkeit

21. Dezember 2015 - Zarifa: vor dem Herrenhaus - Die Liste der Freunde

1936 - Zarifa: Großes Tal - Ein Bastard

21. Dezember 2015 - Zarifa: vor dem Herrenhaus - Spannungen

27. Dezember 2015 - Zarifa: Landestelle - Eine neue Welt

10. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus - Alles was notwendig ist

1936 - Zarifa: Großes Tal - Zwei Söhne

Irgendwann - Irgendwo - Die Suche nach dem Sinn

10. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus - Zwischen Bedauern und Liebe

1936 - Zarifa: Großes Tal - Ein anderer Mensch

Irgendwann - Irgendwo - Der Wunsch nach Trost

05. April 2015 - Rub‘ al Khali: Fürst Miskahs Lager - Der Triumph

10. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus - Ein Zeichen

10. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus - Die Erkenntnis

Anfang Juni 2015 - Rub‘ al Khali: Auf dem Weg nach Farah - Voller Erleichterung

10. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus - Alarmierende Geräusche

Anfang Juni 2015 - Rub‘ al Khali: Auf dem Weg nach Farah - Ein Ort der Ruhe

10. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus - Beseitigung von Spuren

Anfang Juni 2015 - Zarifa: Großes Tal - Der Kopf wird freier

10. Januar 2016 - Zarifa: Großes Tal: Ahmads Haus - Im Gefühlschaos

Irgendwann - Irgendwo - Der Beschützerinstinkt erwacht

11. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus - Anschuldigungen

10./11. Januar 2016 - Zarifa: Ahmads Haus - Die inneren Dämonen

11. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus - Sorgen um Carina, Sorgen um Rayan

11. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus - Leilas Magie

16. Januar 2016 - Zarifa: Großes Tal: Herrenhaus - Die Eingebung

18. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus - Ein unleidlicher Patient

18. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus - Ein noch nicht ganz so alter Freund

19. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus - Wettstreit der Geister

20. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus - Der Bittsteller

20. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus - An der Sicherheitskontrolle

18. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus: Telefonat mit „Nosy Nutter“ - Begleichung der offenen Rechnung

20. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus - Dämonen der Vergangenheit

18. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus - Eine politische korrekte Antwort?

20. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus - Eine effektive Strafe

18. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus: Telefonat mit Taib Riad - Ein angemessener Empfang

21. Januar 2016 - Zarifa: Großes Tal: Bibliothek - Tief in Gedanken

22. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus - Ein Vorschlag und eine Forderung

19. Januar 2016 - Kairo: Flughafen - Gute Miene zum bösen Spiel

22. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus - Die Vorladung

21. Januar 2016 - Zarifa: Großes Tal: Bibliothek - Eine späte Audienz

19. Januar 2016 - Kairo: Basar - Falscher Triumph

22. Januar 2016 - Zarifa: Großes Tal: Herrenhaus - Die Sitzung

21. Januar 2016 - Zarifa: Großes Tal: Bibliothek - Ein gefährlicher Weg

20. Januar 2016 - Ägypten: Wüstencamp - „Nicht mehr Engländer“

22. Januar 2016 - Zarifa: Großes Tal: Herrenhaus - Das Urteil

21. Januar 2016 - Zarifa: Großes Tal: Bibliothek - Der Ausweg aus dem Dilemma?

22. Januar 2016 - Zarifa: Herrenhaus - Ein gefährliches Spiel

Mitte Juni 2015 - Zarifa: Großes Tal - Beschäftigungstherapie

22. Januar 2016 - Zarifa: Garten vom Herrenhaus - Vertauschte Rollen

01. Februar 2016 - Zarifa: Bergwelt - Eine überzeugende Rolle

22. Januar 2016 - Zarifa: Garten vom Herrenhaus - Damals und heute

29. Januar 2016 - Zarifa: In der Stadt - Unter vier Augen

Ende Juni 2015 - Zarifa: Großes Tal - Alles kommt in Ordnung

29. Januar 2016 - Zarifa: In der Stadt - Die eigene Meinung

Juli bis Anfang Oktober 2015 - Zarifa: Großes Tal - Endlich daheim

29. Januar 2016 - Zarifa: In der Stadt - Etikette und Politik?!

30. Januar 2016 - Zarifa: Bergwelt: Haus von Eleonora - Ein neuer Begleiter

01. Februar 2016 - Zarifa: Bergwelt - Eine drastische Wendung

30. Januar 2016 - Zarifa: Bergwelt: Haus von Eleonora - Ein weiterer Zuhörer

30. Januar 2016 - Zarifa: Bergwelt: Haus von Eleonora - Mauern der Vergangenheit

1987 - Zarifa: Ausgang des großen Tals - Stille und Einsamkeit

Ende Februar 2016 - München - Besuch bei den Verwandten

1987 - Zarifa: Ausgang des großen Tals - Vom Weg ab

Mitte Oktober bis Ende November 2015 - Zarifa: vor dem Herrenhaus - Erste Schatten

1987: Tag 2 nach der Flucht - Zarifa: Bergwelt - Bis zur völligen Erschöpfung

Ende Februar 2016 - München - Zwischen Luxus und Gefahr

Ende November bis 02. Dezember 2015 - Zarifa: Am Talende - Tiefe Dunkelheit

1987: Tag 2 nach der Flucht - Zarifa: Bergwelt - Die Last der Einsamkeit

Ende Februar 2016 - München - Eine veränderte Welt

1987 - Tag 3 nach der Flucht - Zarifa: Bergwelt - Der Wunsch umzukehren

Ende Februar 2016 - München: Hartmanns Hof - Ein dringend notwendiges Update

1987: Tag 3 nach der Flucht - Zarifa: Bergwelt - Am Wendepunkt des Lebens

Ende Februar 2016 - München: Hartmanns Hof - Die Wogen glätten sich

1987: Tag 3 nach der Flucht - Zarifa: Bergwelt - Der Kreislauf der Nahrungskette

Ende Februar 2016 - München: Hotel Hilton, großer Saal - Zwischen Bewunderung und Neid

1987: Tag 3 nach der Flucht - Zarifa: Bergwelt - Im Einklang

Ende Februar 2016 - München: Hotel Hilton, großer Saal - NICHT Cinderella

1987: Tag 4 nach der Flucht - Zarifa: Bergwelt - Eine interessante Entdeckung

Ende Februar 2016 - München: Hotel Hilton, großer Saal - Unerwartetes Wiedersehen

1987: Tag 4 nach der Flucht - Zarifa: Bergwelt - Entscheidungsfindung

Ende Februar 2016 - München: Hotel Hilton, großer Saal - Trotzreaktion

1987: Tag 4 nach der Flucht - Zarifa: Bergwelt - Erwischt!

Ende Februar 2016 - München: Hotel Hilton, großer Saal - Wut und Eifersucht

1987: Tag 4 nach der Flucht - Zarifa: Bergwelt - Das Glück ist hold

Ende Februar 2016 - München: Hotel Hilton, großer Saal - Ur-Instinkte

1987: Tag 5 nach der Flucht - Zarifa: Großes Tal - Ein fataler Irrtum

Ende Februar 2016 - München: Hotel Hilton, großer Saal - Eine Lehre

1987: Tag 5 nach der Flucht - Zarifa: Bergwelt - Das Blut von Zarifa

Ende Februar 2016 - München: Hotel Hilton, Penthouse - Eine Form der Bestrafung

1987: Tag 6 nach der Flucht - Zarifa: Bergwelt - Ironie des Lebens

Ende Februar 2016 - München: Hotel Hilton, Fitnessraum - Gute Ratschläge

1987: Tag 6 nach der Flucht - Zarifa: Bergwelt - Heuchler

Ende Februar 2016 - München: Hotel Hilton, Fitnessraum - Raubtier und Gazelle

1987: Tag 7 nach der Flucht - Zarifa: Bergwelt - Zwischen Scham und Panik

Ende Februar 2016 - München: Hotel Hilton, Penthouse - Rettung oder Störung?

Ende Februar 2016 - München: Hotel Hilton, Fitnessraum - Geschürte Angst

1987: Tag 7 nach der Flucht - Zarifa: Bergwelt - Beeindruckt

Ende Februar 2016 - Hotel Hilton, München: Fitnessraum - Offen und ehrlich

1987: Tag 9 nach der Flucht - Zarifa: Bergwelt - Falsches Spiel

Ende Februar 2016 - München: Hotel Hilton, Rezeption - Weitere Rachegedanken

1987: Tag 9 nach der Flucht - Zarifa: Bergwelt - Das erste Mal

30. Januar 2016 - Zarifa: Bergwelt: Haus von Eleonora - Geschädigte Seele

Ende Februar 2016 - München: Hotel Hilton, Rezeption - Wenig gelernt

1988: Tag 319 nach der Flucht - Zarifa: Bergwelt - Die Informationsquelle

Ende Februar 2016 - München: Flughafen - Das zweite Mal

1987: Tag 319 nach der Flucht - Zarifa: Bergwelt - Der Fluch für den Verräter

Ende Februar 2016 - Alessia: Rayans Haus - Ein Wunsch geht in Erfüllung

30. Januar 2016 - Zarifa: Bergwelt: Haus von Eleonora - Alte Geschichten, alte Emotionen

31. Januar 2016 - Zarifa: Bergwelt: Haus von Eleonora - Die Antwort des Feindes

31. Januar 2016 - Zarifa: Bergwelt: Haus von Eleonora - Ein längst fälliges Gespräch

01. Februar 2016 - Zarifa: Großes Tal: Herrenhaus - Das Geständnis

31. Januar 2016 - Zarifa: Bergwelt: Haus von Eleonora - Eine neue Aufgabe

31. Januar 2016 - Bergwelt von Zarifa: Haus von Eleonora - Eine fast vertraute Stimmung

1936 - Zarifa: Großes Tal - Schuldigkeit

14. Januar 2016 - Zarifa: Herrenhaus - Vorbereitungen

1936 - Zarifa: Großes Tal - Ein großzügiges Abschiedsgeschenk

14. Januar 2016 - Zarifa: Herrenhaus - Abbau von Spannungen

31. Januar 2016 - Zarifa: Bergwelt: Haus von Eleonora - Seelenverwandte

02. Februar 2016 - Zarifa: Großes Tal: Herrenhaus - Die Verantwortung als Anführer

1936 bis 1937 - Einige Tagreisen entfernt von Zarifa - Vergangenheit und Zukunft

Ende Februar 2016 - Zarifa: Landebahn - Zurück in der Realität

1936 bis 1945 - Karral - Vergangenheit und Zukunft

02. Februar 2016 - Zarifa: Großes Tal: Herrenhaus – Entscheidung über Leben und Tod

1948 - Karral - Falsche Schlüsse

04. Februar 2016 - Zarifa: Großes Tal: Herrenhaus – Innere und äußere Qualen

1948 - Karral - Der Schuldige ist gefunden

05. Februar 2016 - Zarifa: Großes Tal: Krankenhaus - Gemäß dem Gesetz der Tod

1952 - Karral - Das bedeutsame Mannesalter

Ende Februar 2016 - Zarifa: Großes Tal - In der Tat

1953 - Oase von Farah - Die erste Begegnung

05. Februar 2016 - Zarifa: Großes Tal: Krankenhaus - Verschiedene Arten von Schmerz

1953 - Oase von Farah - Der Angriff

07. Februar 2016 - Zarifa: Großes Tal: Herrenhaus - Intensive Suche

1959 - Karral - Kein freudiges Ereignis

Ende Februar 2016 - Zarifa: Großes Tal - Bewegungsstatistiken und Trainingseinheiten

1960 - Karral - Die Schonzeit ist vorbei

Ende Februar 2016 - Zarifa: Großes Tal - Die Anordnung des Rates

1962 - Karral - Der Nachwuchs

Ende Februar 2016 - Zarifa: Großes Tal - Der Punchingball

1968 - Karral - Der junge und der alte Sedat

Ende Februar 2016 - Zarifa: Großes Tal - Ein gewaltiger Irrtum

1968 bis 1987 - Karral - Der Kluge und der Schöne

03. April 2016 - Zarifa: Großes Tal - Moral und Motivation

1978 - Karral - Der Skorpion

05. April 2016 - Zarifa: Großes Tal - Diesmal nicht

1988 bis 1989 - Karral - Die Jahre des Wartens sind vorbei

09. April 2016 - Zarifa: Bergwelt - Die Befragung

1990 bis 1999 - Karral - Der Zufall und das Geheimnis

09. April 2016 - Zarifa: Bergwelt - Ein glorreicher Tag

2001 - Karral - Die Rechnung ohne Yasin

16. April 2016 - Zarifa: Eingang zum großen Tal - Am helllichten Tag

2001 - Oase von Farah - Eine unbekannte Partei

17. April 2016 - Zarifa: Großes Tal - Ein verzweifeltes Unterfangen?

2001 - Zarifa: Düne oberhalb der Oase - Ein neuer Schwur

17. April 2016 - Zarifa: Großes Tal - Der zweite Trupp

17. April 2016 - Zarifa: Großes Tal - Der Angriff

17. April 2016 - Zarifa: Großes Tal - Heckenschützen

17. April 2016 - Zarifa: Großes Tal - Ein grimmiger Plan

17. April 2016 - Zarifa: Großes Tal - Kein Zurück

17. April 2016 - Zarifa: Großes Tal - In die Tiefe

17. April 2016 - Zarifa: Großes Tal - Wenigstens eine gute Nachricht

17. April 2016 - Zarifa: Großes Tal - Keine Gnade und kein Zweifel

17.+ 18. April 2016 - Zarifa: Großes Tal - Der clevere Hurensohn

18. April 2016 - Zarifa: Großes Tal: Stadtmitte - Ein Sinnbild der Verluste

Vorschau auf den sechsten Teil:

Ausblick auf den sechsten Teil der Rayan-Serie (vor. Sommer 2017):

Namensverzeichnis Teil 5 - „Rayan - Das Blut von Zarifa“:

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Impressum neobooks

Vorwort

Liebe Freunde,

diesmal habe ich beim Schreiben echte Probleme gehabt. Nicht, weil mir nichts mehr eingefallen wäre, sondern weil mir viel zu viel durch den Kopf gegangen ist! Also musste ich leider einen kompletten Handlungsstrang herausschneiden und auch die Geschichte um den englischen Geheimdienstmann „Smith“ kürzen. Aber keine Sorge! Eigentlich ist das eine gute Nachricht, denn natürlich habe ich diese Kapitel nicht verworfen … sondern nur zurückgestellt - für den sechsten Teil!

Am Ende des Buches findet ihr Hinweise, wie ihr euch über den Fortschritt dieses Teils informieren könnt und auch eine kleine Überraschung.

Ich habe mich bemüht, bei den zahlreichen Querverbindungen zu Geschichten in den vorangegangenen Büchern zumindest so viel zu wiederholen, dass der Zusammenhang klar bleibt. Trotzdem kann ich das Lesen dieses 5. Parts der Rayan-Serie losgelöst von den anderen Teilen explizit NICHT empfehlen.

„Rayan - Das Blut von Zarifa“ enthält ebenfalls wieder einige nicht jugendfreie Szenen, in denen Gewalt oder sexuelle Handlungen beschrieben werden; insoweit bitte ich um entsprechend altersgerechte Handhabung!

Bedanken möchte ich mich diesmal bei Doktor Schabenberger für seine Tipps im Hinblick auf medizinische Zusammenhänge.

Und nun geht’s auch schon los …

Eure Indira

02. Dezember 2015 - Zarifa: vor dem Herrenhaus - Erste Hilfe

Nervös hielt Doktor Scott die versiegelte Plastikverpackung mit der Aufschrift „The Emergency Bandage“ in der Hand. Sein medizinischer Helfer stand bereits mit seiner Medikamententasche neben ihm. Doch der restliche Inhalt des Arztkoffers war zunächst wenig hilfreich, das konnte Scott deutlich von Weitem sehen. Stattdessen hatte er bereits den neuen Spezialverband herausgesucht, der nicht nur steril war, sondern gleichzeitig eine Wundauflage, sowie eine Vorrichtung enthielt, die die Blutstillung durch Kompression ohne weitere Hilfsmittel ermöglichte. Der umgangssprachlich, aufgrund des Herkunftslands seines Erfinders, als „Israeli Bandage“ bezeichnete Wundverband war das Neueste auf dem Markt in Sachen Erstversorgung von stark blutenden Wunden und wird vom Militär in Kriegsgebieten für Schussverletzungen eingesetzt. Mit anderen Worten: genau das Richtige für eine Situation wie diese - mit dem Unterschied, dass wohl niemand gedacht hatte, das sonst so friedliche Zarifa mit einem Ort kriegerischer Auseinandersetzungen gleichzusetzen.

Der Arzt hatte eben noch den Sohn des Scheichs auf die Schwere der Verwundung seines Vaters hingewiesen. Es war unübersehbar, dass das mehr schlecht als recht um die Eintrittswunde am Oberschenkel gewickelte T-Shirt so gut wie nichts bewirkte. Der Stoff von Rayans Hose war bereits komplett durchtränkt. Wenn nicht auf der Stelle jemand etwas tat, konnte er für nichts mehr garantieren.

Wie in Trance nahm der Mediziner die nachfolgenden Ereignisse war: Den vergeblichen Versuch des jungen Kriegers Aleser, den Angreifer mit seiner Armbrust zu erledigen. Die erneuten Schüsse aus derselben unheilvollen Waffe, die den Tarmanen daraufhin in die Brust trafen. Dann das Dröhnen vieler Waffen auf einmal, die diesen Skorpion förmlich durchsiebten. Scott bliebe keine Zeit, weiter über die grausige Szene nachzudenken, denn in diesem Moment hörte er den Befehl: „Stopp. Feuer einstellen! Das reicht. Er ist tot!“

Er wartete nicht ab, ob alle den Worten Folge leisteten, stattdessen konzentrierte er sich nur auf sein Ziel: das Stoppen der Blutung. Hier ging es nun wirklich um Sekunden!

Scott sprang nach vorne, und zu seinem Glück verstummten da auch schon die Waffen der Tarmanen, sodass er nicht mehr Gefahr lief, vom eigenen Feuer erwischt zu werden.

In Sekundenbruchteilen hatte er die Lage der Einschusswunde analysiert und war erleichtert, dass sie sich nicht unmittelbar im Bereich des Gelenks befand, was die Kompression erschwert hätte, sondern relativ in der Mitte des Oberschenkels war, sodass die Emergency Bandage gut angelegt werden konnte. Wie er befürchtet hatte, war die Arteria femoralis, die Oberschenkelarterie, direkt getroffen worden. Da er auf der hinteren Seite des Beines eine Austrittswunde ertasten konnte, hatte das Geschoss vermutlich einen Teil des Gefäßes mit herausgerissen. Er würde also eine künstliche Verbindung schaffen müssen.

Mit geschickten Handgriffen legte er die Notfallbandage an und aktivierte die Wundpresse. Kaum war das Bein somit erstversorgt, legte er eine Infusion in die Armbeuge des Scheichs. Sein Helfer hielt den Beutel mit Infusionslösung, die das Risiko eines möglichen hämorrhagischen Schocks aufgrund des durch den schweren Blutverlust verminderten Blutflusses zumindest reduzieren sollte.

Schon jetzt außer Atem gab er Zeichen, den Reglosen auf die Trage zu heben. Dann eilte der gesamte Tross - so zügig das möglich war - in Richtung des Krankenhauses.

1936 - Zarifa: Großes Tal - Nicht ohne Folgen

Das Mondlicht schien fahl durch die Luke in den Raum. Die junge Frau drehte sich vor dem Spiegel hin und her und betrachtete sich aus verschiedenen Blickrichtungen. Sie konnte mit ihrem Äußeren sehr zufrieden sein, denn mehr als ein Mann hatte sie bereits als „wunderschön“ bezeichnet und ihr den Hof gemacht. Die Tarmanin hatte rehbraune, sanfte Augen mit langen Wimpern und einen Mund mit vollen Lippen. Sie selbst kritisierte immer, dass ihr rechter Mundwinkel ein wenig höher gezogen zu sein schien, als der andere, doch diese leichte Asymmetrie intensivierte nur die Attraktivität. Wie es sich geziemte, hatte sie ihre seidigen, nachtschwarzen Haare in der Öffentlichkeit stets unter einem weiten Tuch verborgen, sodass nur wenige bisher in den Genuss gekommen waren, die bis zum Poansatz reichende Pracht zu bewundern. Aber natürlich liebten es die anderen Mädchen, zu tratschen und ihre Brüder mit Beschreibungen zu necken. Daher hatte schon so mancher junger Tarmane davon geträumt, sich das Recht zu sichern, nicht nur den Wahrheitsgehalt der Erzählungen über die Haarpracht, sondern am besten gleich auch noch Rabias Körper zu erkunden. Doch hatte die Tarmanin bisher jeden einzelnen Verehrer abgewiesen. Ihr Herz war vergeben. Sie hatte es schon vor zwei Jahren einem Mann geschenkt, der ihr bisher immer unerreichbar erschienen war. Bis vor einigen Monaten das Unvorstellbare geschehen war!

Und nun stand sie vor dem Spiegel und betrachtete sich ängstlich. Oder vielmehr ihren Körper. Sie tat es keineswegs aus Eitelkeit, sondern um festzustellen, wie lange es ihr wohl noch möglich wäre, ihren „Zustand“ zu verheimlichen. Denn sie war schwanger. Und das, ohne verheiratet zu sein. Eine absolute Unmöglichkeit im Jahr 1936.

Wie hatte sie nur so dumm sein können? Aber die wenigen wundervollen Stunden mit dem Mann ihrer Träume hatten jeden Sinn für Verantwortung in ihr ausgelöscht. Vor allem da er sich als genau der Typ von Liebhaber herausgestellt hatte, den sie immer in ihm vermutet hatte: zärtlich, aber nicht zögerlich. Fürsorglich, aber fordernd. Leidenschaftlich hatte er den Takt vorgegeben und ihr nicht einmal den Hauch einer Chance gelassen. Der geborene Verführer. Ein Mann, der gewohnt war, zu bekommen, was er wollte.

Ein Herrscher - ihr Herrscher, Amir, der Scheich der Tarmanen.

Und morgen früh hatte sie nun endlich eine Audienz erhalten, in der sie ihm beichten musste, dass ihre eine Nacht voller Leidenschaft nicht ohne Folgen geblieben war …

02. Dezember 2015 - Zarifa: Krankenhaus - Die Not-OP

Doktor Scott war erleichtert, als sie den Scheich ohne weitere Verzögerungen auf dem OP-Tisch gelegt hatten. Denn wäre bei dem Transport mit der Trage etwas schief gegangen, es hätte das Ende des Anführers der Tarmanen bedeutet. Nicht auszudenken, wenn einer der Träger gestürzt wäre! Auch die Vorbereitung des OP-Saals durch seine Frau war schnell und effizient erfolgt. Er hatte sie geistesgegenwärtig angerufen, sobald er sich von dem Schreck des kaltblütigen Schusses auf ihren Herrn erholt hatte, noch bevor der unbekannte Angreifer erledigt worden war.

Wer hätte gedacht, dass sich das Notfallprotokoll auf das Rayan in Krisenfällen bestand, einmal für ihn selber bezahlt machen würde? Denn vor wenigen Tagen, als Hanif aufgetaucht war und von den Eindringlingen berichtet hatte, waren nicht nur überall Wachen aufgestellt worden, sondern es war auch das Krankenhaus von seinem sonst fast ein wenig verschlafenen Zustand einer friedlichen Kleinstadt in den Alarmzustand versetzt worden.

Somit konnte Frau Scott innerhalb weniger Minuten die letzten Vorbereitungen vor dem Eintreffen eines Schwerstverletzten im OP durchführen.

Da sie gewusst hatte, dass es sich um seine Exzellenz persönlich handelte, hatte sie auch schon die Blutkonserven vorbereitet, die man aus seinem Eigenblut gewonnen hatte, welches der Scheich regelmäßig für den Ernstfall abgegeben hatte. Wie es schien, hielten einige der älteren Stammesbrüder an gewissen in Scotts Augen total veralteten Ansichten fest, dass „das Blut von Zarifa“, das Blut der Herrscher, nicht mit irgendwelchen Konserven verschmutzt werden dürfe. Nach längeren Diskussionen hatte man sich also auf diese Lösung für den Notfall geeinigt.

Nun galt es, auf beiden Seiten der Wunde Klemmen anzubringen, die den Blutverlauf komplett stoppen würden. Nur so war es möglich, im zweiten Schritt ein Kunststoffstück an die zerrissene Arterie anzubringen, das die beiden auseinandergefetzten Enden wieder verbinden würde. Die entsprechenden Materialien lagen griffbereit und steril neben ihm.

Jetzt war der Mediziner hoch konzentriert. Er prüfte nochmals, ob auch alle Instrumente bereitlagen, dann tauschte er einen Blick mit seiner Frau, die ihm während der Operation assistieren würde. Sie lächelte aufmunternd, doch auch ihr war die Nervosität anzusehen. Eine junge Tarmanin, die bereits seit zwei Jahren von ihm ausgebildet wurde, würde die Monitore überwachen, um Atmung und den Puls zu kontrollierten. Auch sie nickte zum Zeichen, dass aus ihrer Sicht alles in Ordnung war. Im Moment war der Patient stabil, was ein gutes Zeichen war. Der Scheich nahm täglich am Kampftraining der Männer teil, sodass seine physische Konstitution ausgezeichnet war. Doch der Blutdruck war aufgrund des schweren Blutverlusts sehr niedrig, zu niedrig für seinen Geschmack. Er hatte also keine Zeit zu verlieren. Trotzdem durfte er nun nicht hektisch werden. Alles, was er tun konnte, war ruhig zu bleiben und effizient vorzugehen. Die Wunde war noch immer durch die Emergency Bandage verschlossen, der Rest des Beins und der Unterkörper des Verletzten waren mit dunkelblauen Operationstüchern abgedeckt worden. Wenn er den Druckverband löste, würden sie schnell sein müssen. Er nahm noch einen tiefen Atemzug, dann setzte er entschlossen die Schere an.

1936 - Zarifa: Großes Tal - Gebot der Gastfreundschaft

Rabia überprüfte noch einmal den Sitz ihrer Kleidung, vom weiten Obergewandt, das ihren Bauch noch gut kaschierte, bis hin zu ihrem Kopftuch. Sie hatte den sackähnlichen Schnitt der für Frauen in diesen Tagen hier üblichen Bekleidung bisher immer verabscheut, doch im Moment war sie froh darüber. Denn es war von essenzieller Wichtigkeit, dass seine Exzellenz als Erster die Nachricht erfuhr. Nicht auszudenken, wenn sich ihre Schwangerschaft herumspräche und ihm über Dritte zu Ohren käme! Jede Chance, dass er das Kind als seines anerkennen würde, wäre dahin. Somit fühlte sie sich zwar noch immer ganz schwach vor Angst, doch mischte sich mittlerweile ein wenig Erleichterung dazu. Zumindest die Sorge, dass jemand anderer die Wahrheit zu früh ahnen könnte, war sie bald los.

Als sie die Schwelle zum Herrenhaus überschritt, schlug ihr Herz derart laut in ihren Ohren, dass sie glaubte, alle Welt müsse es hören können.

Wie würde das Wiedersehen sein? Seit sie sich so nahe gewesen waren, hatte es keine Gelegenheit mehr gegeben, noch einmal mit ihrem Liebhaber zu sprechen. Direkt am folgenden Morgen war er zu einer mehrwöchigen Reise aufgebrochen und nach seiner Rückkehr hatten ihn die geschäftlichen Belange in Beschlag genommen. Zumindest hoffte sie, dass es so war, und dass der Grund warum er ihre Bitte um Audienz immer wieder verschoben hatte, keine Ausrede gewesen war.

Würde er sie vielleicht zu sich in seine Privatgemächer einladen? Allerdings ging es seiner ersten Ehefrau inzwischen gesundheitlich viel besser - wusste diese von ihr?

Und was sollte sie tun, wenn er ihre Beziehung nicht offiziell bestätigen würde? Wenn er sie lediglich als seine Konkubine behalten wollte? Könnte sie mit dieser Kränkung leben?

Rabia zwang sich, die vielen Fragen, die ihr durch den Kopf schwirrten und sie immer nur noch mehr verwirrten, auszuschalten und sich zu konzentrieren.

Schon öffnete ein Bediensteter vor ihr die Tür zur Bibliothek und gab ihr den Weg frei, um einzutreten. Als sie ihren Geliebten an seinem Schreibtisch sitzend erblickte, machte ihr Herz einen Freudensprung. Wie schön war es, ihn wiederzusehen - ihm erneut nahe zu sein, wenn auch nicht im gleichen Sinne wie damals. Sie lächelte erfreut, blieb im angemessenen Abstand stehen und wartete, bis er ihr seine Aufmerksamkeit zuwandte.

Doch als er nach unendlich langer Zeit schließlich von seinen Unterlagen aufblickte, gefror ihr Lächeln und sie hielt den Atem an. Denn in seinen Augen sah sie nichts als Reserviertheit und Distanz - der höfliche Blick, dem man einem Fremden zuwarf, dessen Anwesenheit man allenfalls duldete, weil es die Gastfreundschaft gebot.

02. Dezember 2015 - Zarifa: Krankenhaus - Keine guten Nachrichten

Im Warteraum im Erdgeschoss des kleinen Krankenhauses war jeder der sechs Stühle belegt. Doch keiner der Anwesenden sprach ein Wort. Julie krampfte ihre Hände um die eiskalten Finger von Carina, die mit bleichem Gesicht um ihre Beherrschung rang. Hanif hatte seine Arme vor der Brust verschränkt, den Kopf an die Wand hinter ihm angelehnt. Seine dunklen Augen funkelten grimmiger denn je. Ihm war anzusehen, worüber er nachdachte: Er malte sich in Gedanken aus, was er mit den Männern des Skorpions machen würde, sobald er sie in die Finger bekäme.

Jassim hatte die Augen geschlossen. Seine muskulöse Gestalt wirkte wie immer beeindruckend, doch auch ihm gelang es nicht, zu seiner üblichen Geschmeidigkeit zu gelangen. Seine sonst so gelassene Haltung wirkte verkrampft.

Tahsin stand immer wieder auf und lief den Gang in Richtung des hochmodernen OP Saales hinauf, als könne er die Tür mit seinen Blicken dazu zwingen, sich zu öffnen oder die Abläufe im Inneren zu beschleunigen. Er sah um Jahre gealtert aus, was aufgrund seiner Jugend bemerkenswert war. Da er seinen sechzehnten Geburtstag erst im kommenden Mai haben würde, galt er in Zarifa offiziell noch nicht einmal als erwachsener Mann.

Seine Gedanken wirbelten durcheinander. Da war die Frage, wie es dem Skorpion hatte gelingen können, in Zarifa einzudringen. Und dann natürlich die Sorge um seinen Vater! Hatten sie den Angreifer noch rechtzeitig ausschalten können?

In seinem Kopf hallten die Worte von Doktor Scott wieder: „Tahsin, Sie müssen etwas tun! Und zwar ganz schnell. Sehen Sie sein Hosenbein? Der komplette Stoff ist bereits durchtränkt. Das T-Shirt herumzuwickeln hat überhaupt nichts gebracht. Er verliert zu viel Blut. So kommt er nicht einmal mehr bis zum Eingang in den Garten …“

Waren sie schnell genug gewesen? Tahsin dachte an den jungen Krieger Aleser, der durch sein mutiges, aber leider auch sehr leichtsinniges Eingreifen die entscheidende Wende gebracht hatte. Nur aufgrund der Ablenkung, die dessen Pfeil verursacht hatte, war es Jassim gelungen, den Scheich zu Boden zu reißen und so aus der Schusslinie zu bekommen. Zwei der tarmanischen Männer hatten versucht, dem jungen Mann noch zu helfen, aber die Kugeln des Skorpions aus nächster Nähe waren sofort tödlich gewesen.

Müde lehnte sich Rayans Sohn an die Wand des Krankenhausflurs und fuhr sich durch die Haare. Wie hatte sich ihre Oase des Friedens und der Ruhe so schnell in einen Schauplatz derart brutaler Szenen verwanden können? Der Gedanke brachte ihn zurück zu ihrer Sicherheitslage. Waren weitere Aktionen des Feindes zu erwarten? Halef kümmerte sich draußen um die Organisation der Wachposten. Am liebsten wäre Tahsin ebenfalls hinausgelaufen, nur um etwas zu tun zu haben. Die Warterei brachte ihn - wie alle - um den Verstand. Immerhin war Daoud nicht hier, der kümmerte sich zusammen mit dem Kindermädchen um die kleine Sheila.

Wie auf Kommando steckte in diesem Moment Halef seinen Kopf zur Eingangstür hinein. Sofort sprangen Hanif und Jassim auf und eilten nach draußen. Tahsin beeilte sich, zu ihnen zu stoßen.

„Wie geht es unserem Herrn?“, war Halefs erste Frage. Doch als die Männer nur die Schultern zuckten, konzentrierte er sich auf seinen Bericht: „Die Wachen wurden verdoppelt, die Durchsuchung aller Häuser läuft noch“, informierte er knapp. Er sprach leise, als habe er Angst, dass zu laute Worte die laufende Operation negativ beeinflussen könnten. Genau wie jedem einzelnen Tarmanen in Tal, war auch ihm klar, dass das Leben ihres Scheiches auf Messers Schneide stand.

„Es gibt aber weitere schlechte Nachrichten …“, ergänzte er. „Die beiden Männer, die hinten am oberen Ende des Wasserfalls postiert waren, wurden tot aufgefunden.“

Hanif fluchte leise. „Dieser verdammte Skorpion! Wäre er nicht schon tot, ich würde …“

Doch Halef schüttelte den Kopf. „Sicher sind wir uns zwar nicht. Aber die Wachen wurden routinemäßig gewechselt, da muss er mit großer Wahrscheinlichkeit schon im Haus gewesen sein. Wir nehmen also an, dass ein zweiter Mann im Tal gewesen ist. Oder zumindest dort oben Schmiere gestanden hat. Vielleicht sollte er den Rückzug sichern, wer weiß? Alle Spuren deuten jedenfalls darauf hin, dass nicht der Skorpion unsere beiden Stammesbrüder auf dem Gewissen hat.“

„Sedat, diese Ratte!“, knirschte Hanif mit den Zähnen. Er wollte noch etwas sagen, doch in diesem Moment kam die Helferin aus dem OP zu ihnen hinaus. „Der Doktor möchte mit Ihnen reden, Tahsin.“

Erschrocken hielten alle vier Männer inne. Die Frau sah mitgenommen aus und auch die Art, wie sie die Nachricht überbracht hatte, schien nichts Gutes zu verheißen.

Schnell eilten sie hinein, wo Doktor Scott gerade aus dem OP kam. Er trug einen dunkelgrünen Kittel, der an mehreren Stellen blutverschmiert war. Bei seinem Anblick spürte Carina Übelkeit in sich aufsteigen. Zwar war sie normalerweise nicht empfindlich, was Blut anging, doch der Gedanke, dass die Flecken durch das Blut ihres Mannes verursacht waren, ging ihr an die Nieren. Beide Frauen waren schon aufgesprungen, als die Schwester an ihnen vorbeigeeilt war. Nun starrten sie eng umschlungen, um sich gegenseitig zu stützen wie gebannt auf den Mediziner.

Genau wie vorher bei der Helferin, ließ das tief gefurchte Gesicht des Arztes deutlich erkennen, dass er einige mehr als anstrengende Stunden hinter sich hatte.

Der Engländer räusperte sich verlegen. Dann sagte er: „Für den Moment hat er die OP gut überstanden und ist relativ stabil“, bevor die Anwesenden aufatmen konnten, fügte er schnell hinzu: „Das ist aber kein Grund zu übereilter Freude, denn ich habe aber leider keine guten Nachrichten für Sie“, und um Carina begann sich alles zu drehen.

21. Dezember 2015 - Zarifa: vor dem Herrenhaus - Harte Zeiten

Wie jeden Tag ging Carina zu dem Grab. Man hatte eine besonders schöne Stelle im hinteren Garten, nahe der Felswand ausgesucht.

Die Tränen rannen ihr über die Wangen. Sie fühlte sich erschlagen und traurig. Meistens versuchte sie stark zu sein, aber an diesem friedvollen Ort holten ihre Gefühle sie ein. Wenn sie bloß daran dachte, dass sie aufgrund der raschen Abfolge der Ereignisse noch nicht einmal dazu gekommen war, ihrem Ehemann die frohe Botschaft zu verkünden: dass sie erneut schwanger war. Die kleine Sheila würde im kommenden Juni ein Geschwisterchen bekommen.

Die Deutsche las wie schon so oft in den letzten Tagen die Inschrift des Steines, den man angebracht hatte:

„Er hat für Zarifa und die Tarmanen alles gegeben: Seine Freiheit, seine Gesundheit und sein Leben. Zarifa, 02. Dezember 2015“

Direkt nebenan hatte man Aleser beerdigt. Die beiden hatten sich in den letzten Wochen offenbar angefreundet, sodass es jetzt nur passend war, dass ihre Ruhestätten nebeneinanderlagen.

Normalerweise wurde der Garten nicht als Friedhof gebraucht, aber angesichts dessen, was Aleser für Rayan getan hatte, war Carina dies angemessen erschienen, sodass sie darauf gedrängt hatte.

Sie fragte sich, was Tahsin machte und wie es angesichts dieser ganzen Situation wohl in seinem Inneren aussah? Der Junge vergrub sich in Arbeit, und dabei war er genau genommen noch nicht einmal volljährig. Auch er wusste noch nichts davon, dass er in einigen Monaten ein weiteres Halbgeschwisterchen bekommen würde. Sie nahm sich vor, es ihm heute noch mitzuteilen. Es würde ihrem Stiefsohn gut tun, eine positive Nachricht zu erfahren.

Als sie sich umwendete, um zurück ins Haus zu gehen, war sie nicht überrascht, in einigen Metern Entfernung Hanif stehen zu sehen. Der hatte Rayan an diesem schicksalhaften zweiten Dezember versprochen, auf sie aufzupassen und dieser Zusage kam er nun gewissenhaft nach. Aber auch ihm standen die Ereignisse der letzten Tage ins Gesicht geschrieben.

1936 - Zarifa: Großes Tal - Wie im Märchen

„Rabia“, sagte Scheich Amir Suekran und seine tiefe Stimme sandte Schauer über den Rücken der jungen Tarmanin. Ein Bild blitzte durch ihren Kopf: Ihre verschwitzen Körper und eben diese Stimme, die ihren Namen heiser vor Lust flüsterte. Und ihre Gedanken kehrten zurück zu dem bedeutungsvollen Tag, der ihr Leben für immer verändert hatte:

Als Rabia den Hufschlag hörte, was es schon fast zu spät. Der riesige, rotbraune Hengst kam um die Kurve geschossen und hielt direkt auf sie zu. Ängstlich presste sie sich an die Felswand, so dicht sie konnte, doch der Weg war an dieser Stelle zu eng. Als der Reiter in der letzten Sekunde die Frau sah, riss er an den Zügeln. Doch auch das Pferd hatte das unerwartete Hindernis bemerkt und scheute. Hoch stieg das edle Tier auf seine Hinterbeine, sodass Rabia direkt über ihrem Kopf die schlagenden Hufe sah. Entsetzt glaubte sie, ihre letzte Stunde hätte geschlagen. Eine Berührung und es wäre vorbei. Sie wich zurück, ihr Fuß blieb zwischen Felsen hängen und sie fiel der Länge nach rückwärts zu Boden. Das war vermutlich ihr Glück, denn so konnte das Pferd sie vermeiden, als er mit der Vorhand zurück auf den Fels aufsetzte.

„Bei Allah!“, hörte die junge Tarmanin undeutlich eine erschrockene Stimme. „Bist du verletzt?“, doch sie war zu verwirrt, um zu verstehen, was passiert war. Starke Arme hoben sie hoch und lehnten sie vorsichtig mit dem Oberkörper an die Felswand. „Mein Knöchel“, stöhnte sie leise. Als daraufhin fürsorglich tastende Hände ihr Fußgelenk untersuchten, biss sie sich auf die Lippe, um nicht zu schreien. Der Schmerz klärte ihren Geist und sie nahm ihre Umgebung wieder deutlich war. Der Mann, der sich besorgt über ihre Beine gebeugt hatte, drehte in diesem Moment seinen Kopf zu ihr und lächelte sie an: „Keine Sorge. Es ist nichts gebrochen.“ Rabia erschrak. Sie hatte sich so oft in ihren Träumen ausgemalt, wie es wäre, wenn DIESER Mann sie anlächeln würde. Doch bisher hatte er sie nie bemerkt. Sie hatte ihn nur aus der Ferne bewundert, sodass sie jetzt eine unerwartete Panik aufgrund der intensiven Nähe spürte. „Na da haben wir beide wohl noch einmal Glück gehabt, was?“, hörte sie undeutlich. „Exzellenz!“, hauchte sie schwach, doch diese Schwäche kam weniger von ihrer Verletzung, als vielmehr von ihrem viel zu schnell schlagenden Herzen. „Es tut mir so leid!“, begann sie. Doch er legte seinen Finger auf ihren Mund. „Pst! Wenn hier einer Schuld hat, dann ich. Ich hätte den Anstieg nicht in so einem Tempo hinaufreiten sollen.“ Die Berührung seiner Haut auf ihren Lippen war wie ein elektrischer Schlag und ihre Augen öffneten sich ungläubig. Auch Amir schien es verspürt zu haben, denn auf einmal änderte sich sein Gesichtsausdruck. Für den Bruchteil einer Sekunde war Verblüffung zu sehen, dann kam das Lächeln zurück. Doch diesmal war die Besorgnis daraus verschwunden, und wurde ersetzt durch etwas anderes, Gefährlicheres. Es schien, als sei der Jäger in ihm erwacht und hatte sie als Beute erkannt. Rabia registrierte die Veränderung und im Nachhinein wusste sie, dass dieser Moment ihre Chance gewesen wäre, „nein“ zu sagen. Ihr Instinkt warnte sie vor diesem Mann, doch sie hatte zu viele Nächte wach gelegen und sich nur ein wenig seiner Aufmerksamkeit gewünscht. Und nun hatte sie mit einem Mal fast zu viel davon. Seine raue Männlichkeit regte Gefühle in ihr, die sie niemals für möglich gehalten hätte. Sie kam sich vor wie in einem Märchen, als er sie hochnahm und sie zu seinem Pferd trug.

21. Dezember 2015 - Zarifa: vor dem Herrenhaus - Ein unerwarteter Reisegrund

„Hanif“, sagte Carina mit einem leichten Schniefen. Tröstend zog Hanif die Deutsche an sich und hielt sie einige Minuten lang fest im Arm. „Immer wenn ich hier an Anbars Grab bin, kann ich nicht länger stark sein! Wem hat dieser arme alte Mann denn etwas Böses getan? Nach all den Jahren in Gefangenschaft bei diesem furchtbaren Sklaventreiber hatte er sich einen ruhigen Lebensabend mehr als verdient … und dann dieses Ende! Es ist einfach nicht fair!“, sie schluchzte.

„Es kommt mir vor als sei diese verabscheuungswürdige Tat der Auftakt zu einer ganzen Pechsträhne gewesen. Wo soll das nur hinführen?“, sie weinte einige Minuten lang leise an Hanifs Brust. Rayans Freund hielt sie fest im Arm und streichelte beruhigend ihren Rücken.

„Ich kann einfach nicht anders als immer daran denken, dass Rayan in einer derartigen Phase böser Ereignisse gar keine Chance hat!“, ihr Schluchzen wurde lauter.

„Mach dir nicht zu viele Sorgen um ihn“, flüsterte Hanif ihr leise ins Ohr. „Rayan ist ein Kämpfer. Du wirst sehen, er ist in wenigen Tagen wieder aus dem Koma erwacht und dann ist er so gut wie neu.“ Der Tarmane merkte selber, dass seine Worte zu positiv klangen. Doch was hätte er sonst sagen sollen? An diesem verfluchten zweiten Dezember war wirklich alles gründlich schief gegangen, da hatte Carina schon recht. Zunächst war da Rayans unsinnige Weigerung, der Anweisung des „Durchgeknallten“ - wie er den Skorpion mit Jassim nannte - Folge zu leisten. Aber dass dieser als Antwort tatsächlich ohne weitere Warnung einfach abdrücken würde, hatte niemand ahnen können. Der Skorpion selbst hatte wohl am wenigsten damit gerechnet, dass diese eine Kugel ausgerechnet die Oberschenkelarterie förmlich zerfetzen würde. Normalerweise war dies nicht sehr wahrscheinlich.

Doktor Scott war in einer heroischen Operation in der Lage gewesen, das verletzte Gefäß wieder zusammenzufügen. Mehrere Bluttransfusionen hatten zudem den Blutverlust ausgeglichen.

Gerade als sie geglaubt hatten, damit wäre das unschöne Erlebnis noch einigermaßen glimpflich ausgegangen, teilte ihnen der Mediziner die nächsten schlechten Nachrichten mit: Das Geschoss hatte eine schwere Weichteilverletzung verursacht und zudem den Nervus femoralis getroffen. Diese Nervenschädigung barg die Gefahr schwerwiegender Bewegungsstörungen an dem Bein. Dies sei darauf zurückzuführen - so der Doktor - dass der Nerv eng an der Oberschenkelarterie anliege und von dort zur Innenseite des Oberschenkels bis hinunter in den Fuß führe.

Da er für die Versorgung vieler Muskeln zuständig ist, führt eine Beschädigung zu schwerwiegenden Bewegungsstörungen, u.a. im Hüftgelenk, aber auch bei der Streckung des Knies. Beim Auftreten kommt es dann vor, dass das Bein komplett einknickt. Es wäre also sehr wahrscheinlich, dass der Scheich zumindest einige Wochen lang auf einen Stock angewiesen wäre, vielleicht aber auch nie mehr normal würde laufen können.

Doch kaum hatten sie diese Nachricht verdaut, kam es noch schlimmer: Einen Tag nach der erfolgreichen Operation hatte sich eine Sepsis, eine Entzündungsreaktion des Körpers, eingestellt. Die Ursache waren diese massive Weichteilverletzung und die durch das Geschoss in die Wunde eingedrungenen Bakterien. Durch diese Blutvergiftung war der Scheich in ein Koma versetzt worden, woraus er seit nunmehr zwei Wochen nicht erwacht war. Trotz der Verabreichung von hoch dosierten Antibiotika und Kreislauf stabilisierender Medikamente, sowie der künstlichen Beatmung ihres Anführers, war die Situation sehr kritisch, die Chancen standen nicht sehr gut. Weltweit liegt die Sterberate für eine derart schwere Sepsis bei mehr als 33 % und das, auch ohne vorher diesen massiven Blutverlust verdauen zu müssen.

Und dann war da noch die Frage einer Hirnschädigung. Hanif musste an seinen Streit vor zwei Tagen denken, den er mit seiner Lebensgefährtin Leila geführt hatte. Er hatte ihr von den Befürchtungen des Arztes berichtet. Zu seiner Überraschung war sie heftig auf seine deprimierte Beschreibung angesprungen: „In diesem Fall müssen wir eingreifen! Für Rayan wäre es die Hölle, wenn er als hilfloses Elend aus dem Koma erwacht. Wir sind es ihm schuldig, dann dafür zu sorgen, dass niemals jemand davon erfährt …“

„Und wie willst du das kaschieren?“, fragte Hanif gereizt. „Ihn sein Leben lang verstecken und nie mehr aus dem Zimmer lassen?“, fügte er sarkastisch dazu.

„Natürlich nicht!“, versetzte Leila. „Wir müssen dafür sorgen, dass es aussieht, als wäre er niemals mehr aus dem Koma erwacht …“. Sie wollte noch etwas sagen, aber Hanif fiel ihr in Wort.

„Sag mal bist du jetzt von allen guten Geistern verlassen?! Du willst ihn TÖTEN?“, sein Tonfall verriet sein Entsetzen. „Alleine dafür, dass wir bloß über diese Möglichkeit SPRECHEN, könnten wir schon zum Tode verurteilt werden!“

„Ach, und wer sollte das tun? Tahsin? Dass ich nicht lache!“, konterte Leila höhnisch. „Auch er weiß, dass ich recht habe. Rayan liebt seinen Bruder Daoud. Der ist rückständig geboren und jeder hat das akzeptiert. Aber für sich selber würde unser stolzer Herrscher niemals so ein Los akzeptieren. Wenn er es entscheiden könnte, würde er ebenfalls etwas dagegen unternehmen.“ Sie war laut geworden und atmete tief durch, um sich selbst in den Griff zu kriegen. Auch ihr ging die ganze verfahrene Situation gehörig an die Nerven. „Hanif! Wenn ihn einer kennt, dann du!“, flehte sie nun. „Du bist sein Freund und würdest dein Leben für ihn geben. Und ich auch!“, fügte sie heftig hinzu.

„Und was wäre, wenn es schiefgeht? Wenn uns einer dabei erwischt? Was meinst du, was dann los ist?“, fragte Hanif zögerlich. Tief in seinem Inneren wusste er, dass Leilas Einschätzung richtig war.

„Na und?“, fragte sie kess. „Sollen sie mich doch hinrichten. Das Risiko gehe ich ein! ICH bin ihm das auf jeden Fall schuldig … “, versetzte sie.

„Ja du redest dich auch leicht. Du sitzt in Alessia. ICH bin hier und wäre derjenige der - wie hast du das genannt? - ‚Dafür sorgen müsste‘, vielen Dank, aber da spiele ich nicht mit. Ich bringe meinen Freund nicht um“, stellte er mit fester Stimme klar.

„Elender Feigling! Aber das hab ich mir schon gedacht. Deshalb werde ich auch vorbeikommen, und es selbst erledigen“, informierte Leila nun.

Hanif schauderte. Es war ihr letztes Gespräch gewesen, seitdem hatte sie sich nicht mehr gemeldet. So sehr er sich immer gewünscht hatte, Leila eines Tages hier in Zarifa zu sehen, so hatte er sich nie in seinen kühnsten Träumen ausgemalt, was einmal der Reisegrund sein würde.

1936 - Zarifa: Großes Tal - Adler und Maus

"Dort hinten ist eine kleine Quelle. Das Wasser kommt von hoch aus den Bergen herab und ist daher kalt, dort werden wir erst einmal deinen Fuß kühlen“, beschloss er. Sie wollte protestieren, dass er sich keine Umstände machen sollte. Aber er wartete gar nicht erst ihre Zustimmung ab. Ganz der Herrscher gab alleine er vor, was zu tun war. Auf dem Weg dorthin schmiegte sie sich an ihn, vielleicht ein wenig zu sehr. Doch seine Nähe, seine starken Arme, die sie fest auf dem Pferderücken hielten und vor allem sein Duft waren wie eine Droge. Der herbe Geruch seines maskulinen Körpers wirkte derart betörend auf ihre Sinne, dass es längst um sie geschehen war. Als sie ihr Ziel erreicht hatten, war sie fast ein wenig traurig, dass er sie vom Pferd hob. Sie hätte noch stundenlang so mit ihm durch die Bergwelt von Zarifa reiten können. Amir hielt sie noch einen kleinen Moment länger fest, als es notwendig gewesen wäre, und sah ihr in die Augen. Sie versank in diesem dunklen Braun, das fast schwarz war und das so herrisch blitzen konnte, wenn er wütend war. Keiner der Männer konnte sich seiner Ausstrahlung entziehen und niemand würde je wagen, ihm zu widersprechen. Rabia war überrascht, wie sanft und liebevoll sein Blick dagegen jetzt war, und verlor sich in ihm. Wenn sie vorher schwärmerisch in ihn verliebt gewesen war, so war es nun vollständig um sie geschehen. Ihr Innerstes brannte lichterloh und nur er konnte ihr Linderung verschaffen. Vergessen war ihr Fuß und keiner von beiden ließ sich davon stören, dass es spät geworden war. Er setzte sie sanft im noch warmen Gras ab und brachte unendlich langsam seine Lippen an ihre. Hätte sie jetzt ihren Kopf weggedreht, wäre vermutlich nichts passiert. Doch es war für Rabia längst zu spät. Er kam ihr vor, wie ein stolzer Adler der im azurblauen Himmel elegant seine Kreise immer enger zog, weil er am Boden unten eine Maus entdeckt hatte. Sie wusste, dass er sie sich holen wollte, und gefiel sich in der Rolle seiner Beute. Die Begegnung schien ihr viel zu schicksalhaft, als dass sie sich jetzt über das Morgen Gedanken gemacht hätte. Und so versank sie in seinem Kuss und lernte begierig sein neckendes Spiel, das er mit seinen Zähnen und seiner Zunge auf ihren Lippen veranstaltete. Willig gewährte sie ihm Einlass, als ihr Kuss tiefer wurde. Es machte sie stolz, dass sie der Grund war, warum er ein erregtes Knurren von sich gab, als es ihm nicht mehr länger gelang, sich zurückzuhalten. Fest presste er jetzt seine Lippen auf die ihren, als er begann, sie zu entkleiden. Seine Finger zitternden vor Begierde und doch überstürzte er nichts. Er zwang sich, ihr Gewand langsam vom Körper zu streifen. Jede Bewegung war mit einem zärtlichen Streicheln verbunden. Obwohl das Licht des Tages langsam schwand, nahm er sich die Zeit, ihren Körper zu bewundern. Mit Blicken, aber auch durch die sanfte Berührung seiner Hände ließ er sie spüren, dass sie kein Mädchen mehr war, sondern eine Frau. „Du bist wunderschön“, presste er zwischen den Zähnen hervor. Seine Stimme klang verändert, rauer, wilder als vorher.

Als sie entblößt vor ihm lag, verspürte sie keine Scham, obwohl er noch vollständig angezogen war. Er war ihr Herr, und wenn es ihm gefiel, sie so zu betrachten, dann war das das Natürlichste der Welt. Sie wollte sich ihm ganz unterordnen, würde alles tun, was ihm beliebte. Zumal er niemals aufhörte, sie zu streicheln. Und dann beugte er sich zu ihr hinunter und begann, die Stellen die er mit seinen Fingern erkundet hatte, mit seinen Lippen und seiner Zunge zu erforschen. Er begann mit einem Kuss auf ihre Schulter und wanderte über ihren Hals zu ihren Brüsten. Als seine Lippen sich ihren Nippeln näherten, wurden diese hart wie Stein und reckten sich ihm willkommen heißend entgegen. Ihr Atem beschleunigte sich und sie gab ein fast jammerndes Geräusch von sich, als er begann, mit seiner Zunge ihre sensible Spitze zu umkreisen. In ihrer Lust wollte sie nach ihm greifen, doch er gebot ihr, still liegen zu bleiben. Als er seine Lippen über ihre zweite Brust stülpte, begann er zu saugen und mit seinen Zähnen an dem Nippel zu knabbern, sodass sie scharf die Luft einsog, als ein leichter Schmerz sie durchfuhr. Instinktiv wollte sie ihre Hand dort hinführen, doch erneut verbot er ihr, sich zu bewegen. Und dann konnte sie ohnehin keinen klaren Gedanken mehr fassen, weil seine Finger den sensiblen Punkt zwischen ihren Beinen gefunden hatten. Und wie zuvor bei ihrem Busen war er auch dort anfangs ganz sanft, sodass sie die Berührung eher ahnte als spürte, doch schnell wurden seine Bewegungen fester, fordernder. Es dauerte nicht lange und Rabia reckte ihm ihre Hüften entgegen, sie wollte mehr von diesen Gefühlen, auf deren Intensität sie niemand vorbereitet hatte. „Du bist ja ein richtiger Wildfang“, lobte er zufrieden und erneut wunderte sich die junge Tarmanin unterbewusst, wie verändert seine Stimme klang. Er wurde schneller und drang mit zwei seiner Finger in sie ein, während der Daumen weiterhin ihre Klitoris streichelte. Als sie ihren Höhepunkt erreichte, schrie sie seinen Namen in die Nacht, sodass er von den Felswänden widerhallte.

„Und nun meine Schöne, wirst du dich um mich kümmern“, keuchte er erwartungsvoll, aber sichtlich zufrieden über die Freuden, die er ihr bereitet hatte. Seine Ehre gebot ihm, sich niemals zu nehmen, was er nicht auch der Frau geboten hatte.

Rabia erschrak, als sie seine Worte hörte, denn spätestens jetzt musste er ja merken, wie unerfahren sie war, oder? Würde es ihn abschrecken? Schnell verbarg sie ihr Gesicht, um sich nicht anmerken zu lassen, wie rot sie geworden war. Doch es war ohnehin schon dunkel genug. Zwei Dinge kamen ihr jedoch zugute: Zum einen war auch Amir inzwischen so erregt, dass er glaubte, ihre Hände würden aufgrund der Lust so sehr zittern. Und dann war er ein Mann, der es gewohnt war, seine Wünsche zu äußern. Sie brauchte also nur seinen heißer geflüsterten Befehlen Folge zu leisten.

Und dann endlich war es so weit! Amir legte sich auf sie und in einer Mischung aus unendlicher Lust, gepaart mit ein wenig Angst spürte sie seinen hart erigierten Penis an ihrer Öffnung. Als sie erstarrte, flüsterte er leise schöne Dinge ins Ohr und so öffnete sie sich willig für ihn, soweit sie konnte. Aufgrund der intensiven Vorarbeit war die ausreichende Ölung des Zugangs kein Problem, sodass er sich kaum über den Widerstand wunderte, der sich ihm da so unerwartet in den Weg stellte. Aber der Moment war zu kurz und ihre beider Lust zu groß, um nun noch umzukehren.

Als der Mond schon aufgegangen war, liebten sie sich noch ein weiteres Mal, diesmal mit weniger langem Vorspiel, dafür umso intensiver. Rabia konnte nicht genug von diesen neuen Gefühlen bekommen und feuerte Amir zu immer schnelleren und immer festeren Stößen an.

Diese junge Frau schaffte es mit ihren Rufen, dass er sich so verausgabte wie selten zuvor. Schwer atmend blieb er danach eine Weile neben ihr liegen. Dann lachte er leise. Es war ein samtiger Ton, der ihr eine Gänsehaut der Erregung über den ganzen Körper bescherte. „Du gibst dich nicht mit dem Mittelmaß zufrieden, was?“, neckte er sie.

Dann wurde er ernst: „Du hättest es mir sagen müssen!“, murmelte er ruhig, aber mit einem deutlich hörbaren Vorwurf. Sie brauchte nicht zu fragen, was er meinte: die Tatsache, dass sie noch Jungfrau gewesen war. Das hätte sie tatsächlich tun sollen, doch dann hätte er sie vermutlich nicht angefasst. War es wirklich so verwerflich, dass sie ihre Begegnung heute Nachmittag für einen Wink des Schicksals gehalten hatte, den sie sich nicht hatte entgehen lassen wollen? Rabia schwieg und er beließ es bei seinem Kommentar. Es war jetzt ohnehin nicht mehr zu ändern. Als er ihr dann die nächste Frage stellte, zuckte sie erschrocken zusammen: „Aber du weißt doch zumindest, wie man Folgen einer solchen Zusammenkunft verhindert?“, Amir sah sie prüfend an. „Aber natürlich!“, log sie schnell. Sie hatte gehört, es gebe gewisse Mittel …Sie konnte inzwischen nicht mehr sagen, warum sie ihm in diesem Moment nicht die Wahrheit gesagt hatte - nämlich, dass sie keinen Schimmer hatte, wie sie das anstellen sollte. Die Wahrheit war, dass sie zu unerfahren und naiv gewesen war, um auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Und ihr auch niemand einfiel, den sie deswegen vertraulich konsultieren konnte. Aber sie wollte vor ihm auf keinen Fall wie das dumme kleine Mädchen dastehen, das sie offensichtlich war.

21. Dezember 2015 - Zarifa: vor dem Herrenhaus - Erinnerung an frühere Zeiten

Hanif wartete, bis Carina sich vollständig beruhigt hatte. „Na komm schon! Wir müssen uns wieder zurückmelden, sonst meinen die anderen noch wir beide haben ein Verhältnis.“ Sein Scherz zauberte ein schwaches Lächeln auf die Lippen der Scheicha. Sie begann, sich die Tränen abzuwischen. Die Tatsache, dass man zu Hause in Deutschland bald Weihnachten feiern würde, trug nicht dazu bei, dass sie sich besser fühlte. Bevor dieses ganze Chaos ausgebrochen war, hatten sie Pläne gehabt, nach München zu Carinas Familie zu fahren und ihnen endlich Sheila persönlich vorzustellen. Die hatten die Kleine nämlich bisher nur über „Skype“ gesehen. Und nun diese ganze verfahrene Situation hier!

„Und außerdem gibt es auch gute Nachrichten“, sagte Hanif in diesem Moment betont fröhlich, „Tahsin hat mich vorhin angerufen, er wird schon in zwei Stunden hier sein. Vielleicht haben die Fährtenleser ja neue Erkenntnisse gewonnen.“

Die Deutsche nickte dankbar für die tröstenden Worte, doch ihr war klar, dass diese Chancen nicht sehr gut standen, sonst hätten sie längst davon gehört.

„Und noch eine ganz wunderbare Neuigkeit habe ich“, platzte Hanif heraus. Die Art wie er es sagte ließ ein gewisses Zögern erkennen, als wäre er sich selbst nicht sicher, ob die Nachricht in der Tat positiv war.

„Leila ist auf dem Weg hierher“, vollendete er seinen Satz und sofort war Carina klar, warum er so herumgedruckst hatte. Ein Schatten huschte über ihr Gesicht, denn mit ähnlichen Worten hatte Rayan sie damals - vor scheinbar so unendlich langer Zeit - aus Zarifa quasi vertrieben. Nur dass es damals eine Lüge gewesen war.

In diesem Moment fügte Hanif leise, fast flehentlich hinzu: „Das macht dir doch nichts aus, oder?“ Er kannte Carina inzwischen gut genug, dass er ihre verhaltene Reaktion bemerkt hatte, obwohl sie sofort versucht hatte, ihre Gefühle zu kaschieren.

„Aber nein! Hanif, es freut mich für dich - für euch- wenn sie sich endlich entschlossen hat, einmal hierher zu kommen. So könnt ihr euch wenigstens sehen, was ohnehin viel zu selten ist.“

Jetzt lächelte der Tarmane sie offen an, was sein sonst stets finsteres Gesicht aufhellte. Er sah auf einmal unverschämt attraktiv aus. „Du solltest wirklich öfter einmal lächeln. Das steht dir“, zog Carina ihn auf und prompt war der Ausdruck wieder verschwunden und er verdrehte die Augen. „Wenn ich für jedes Mal, als dein Ehemann diesen Spruch zu mir gesagt hat, eine Münze bekäme, wäre ich steinreich!“, maulte er gespielt gequält, doch dann grinste er spitzbübisch.

Es war Carina, die ernst wurde: „Ich habe das wirklich ernst gemeint Hanif. Es freut mich für euch. Du hast nur gerade unbewusst fast die gleichen Worte verwendet wie Rayan, als er mich damals von hier weghaben wollte. Daran musste ich gerade denken.“

Jetzt wurde Hanifs Gesicht ein wenig rot und verlegen antwortete er: „Verzeih‘ mir! Das wusste ich nicht, ich wollte nicht irgendwelche alten Wunden wieder aufreißen.“ Und ein klein wenig schämte er sich dafür, dass diese Anspielung von Carina auf alte Zeiten ihm sehr gelegen kann, weil sie davon ablenkte, den Grund für Leilas plötzlichen Sinneswandel zu vertiefen. So musste er seine Scheicha wenigstens nicht anlügen.

Carina stieß ihn spielerisch mit dem Ellenbogen an: „Ach Blödsinn! Ich muss mich ja nur umsehen, um zu merken, wie sehr sich seitdem alles verändert hat. Heute weiß ich, dass Leila mit dir zusammen ist - und was noch viel besser ist: dass ich mit Rayan VERHEIRATET bin!“, sie hielt nachdenklich inne.

„Wer hätte das gedacht, was? Und zudem bin ich die Mutter seiner Kinder. Nein! Die Zeiten haben sich einfach zu schnell geändert. Komm‘ …“, Sie hatten das Haus inzwischen fast wieder erreicht und Carina wollte hineingehen. Doch Hanif hielt sie zurück: „Was hast du eben gesagt? Seiner KINDER? Plural?“

Als Carinas Gesicht knallrot wurde, lachte Hanif laut und zog sie fest in seine Arme. „Du hast so schöne Nachrichten und sagst mir das erst JETZT?“, wieder drückte er sie und mit Erstaunen sah sie, dass seine Augen ein klein wenig feucht glänzten.

Die stürmische Reaktion ihres „Leibwächters“, freute Carina so sehr, dass sie antwortete: „Genau! In gewisser Weise wirst du also Onkel, stell‘ dir das vor …“, sie spielte damit auf die Tatsache an, dass Rayan Hanif vor einigen Monaten von seinem Lebenseid befreit und ihn als seinen Bruder anerkannt hatte. Doch sofort war da wieder dieser Schatten auf dem Gesicht des Tarmanen. Sein innerer Schmerz war unverkennbar, als er sagte: „Schön wär‘s.“

Bevor Carina etwas entgegnen konnte, kam einer der Bediensteten auf sie zu, um sie darüber zu informieren, dass das Mittagessen zubereitet war. Also schwieg sie und drückte nur einmal kurz seinen Arm.

10. Januar 2016 - Zarifa: Krankenhaus - Nur ein Ausweg

Als Ahmad ans Krankenbett trat, sank er kraftlos in den dort platzierten Besucherstuhl. Seine zitternden Beine hätten ihn keine Sekunde länger getragen. Erst als sich sein Blick trübte, wurde ihm bewusst, dass die Tränen, die er so lange zurückgehalten hatte, inzwischen frei über seine Wangen liefen. Er war froh, dass er alleine im Zimmer war und niemand ihn weinen sah. Wie sonst hätte er seine tiefen Emotionen erklären sollen? Andererseits war es in den letzten Wochen nicht ungewöhnlich, die sonst so friedlichen und vor allem glücklichen Menschen in Zarifa weinen zu sehen. Es gab wohl niemanden, der seit dem Eindringen des Skorpions und den Ereignissen Anfang Dezember nicht bedrückt und traurig wäre. Der völlig unerwartete Angriff, der im Tod des jungen Aleser gegipfelt hatte und ihren Scheich in einem Zustand zwischen Diesseits und Jenseits zurückließ, hatte jeden einzelnen Tarmanen tief erschüttert. Im Nachhinein betrachtet kam es vielen wie ein böses Omen vor, dass man am Morgen dieses unglückbringenden Tages den alten Anbar ermordet aufgefunden hatte. Der sanftmütige Mann war wohl kaum für irgendjemanden eine Gefahr gewesen. Ein Warnzeichen, das man leider unterschätzt hatte. Aber wie hätte jemand ahnen sollen, dass dieses Ereignis nur der Auftakt zu mehr Leid noch am selben Tag sein würde?

„ICH hätte es wissen müssen“, sagte sich Ahmad. Schnell verbannte er die Erinnerung an Anbars Tod. Er war der einzige noch lebende Zeuge, der Licht in die Spekulationen würde bringen können. Nur mit Mühe unterdrückte er den Schauer, den sein schlechtes Gewissen ihm aufzwang. „Es ist alles meine Schuld!“, dachte er verzweifelt. Doch nun konnte er nur noch nach vorne, der Weg zurück war ihm versperrt. Das war Ahmad klar. Oder vielmehr hatte Sedat ihm das mehr als nachdrücklich dargelegt. Er hatte versucht, auf Zeit zu spielen, doch nachdem sein Erpresser erfahren hatte, dass der Doktor plante, in den nächsten Tagen den Scheich langsam aus seinem Koma erwachen zu lassen, hatte er ihm unmissverständlich gesagt, dass seine Geduld nun abgelaufen sei. Entweder Ahmad tat, was von ihm verlangt wurde, oder Sedat würde dafür sorgen, dass die Tarmanen erfuhren, wer den Skorpion und seine Männer hereingeführt hatte.

Ahmads Blick fiel auf die Gestalt vor ihm im Krankenbett. Der sonst so stolze Scheich lag wehrlos vor ihm, sein Leben abhängig von Maschinen. Mit seinen 1,89 m und Muskeln an allen richtigen Stellen hatte er es bei der Damenwelt stets leicht gehabt. Dieser Mann war wirklich von Allah gesegnet: Er hatte sowohl Geld als auch Macht und noch dazu sah er blendend aus. Angefangen bei den kräftigen, dunkelbraunen, fast schwarzen Haaren bis hin zu den gut gepflegten, makellosen Zähnen, die einen attraktiven Kontrast zu seinem Teint bildeten, der verriet, dass er sich viel an der frischen Luft aufhielt. Und dazu diese einmaligen Augen, die nicht nur Frauen in ihren Bann zu ziehen pflegten.

Doch nun war alles anders: Das Gesicht hatte zwar nicht mehr die gräulich- weiße Färbung, die der schwere Blutverlust verursacht hatte, doch wirkte die mehr und mehr verblassende, sonst für ihn so typische Sonnenbräune wie ein Zeichen schwindenden Lebens. Die vielen Maschinen, die um das Bett herum verteilt waren, waren Angst einflößend. Das regelmäßige Geräusch der Beatmungsmaschine alleine war schon furchtbar. Dazu die Infusionsschläuche und dann der Blasenkatheter - was für ein Leben war das denn noch?

Früher hatte er Respekt und auch ein wenig Furcht vor dem ihm nun schutzlos ausgelieferten Anführer gehabt. Jetzt stellte Ahmad überrascht fest, dass dessen sonst so beeindruckende Präsenz völlig verschwunden zu sein schien. „Vielleicht ist das ja ein Zeichen, dass es auch ohne mein Zutun zu Ende geht?“, fragte sich Ahmad mit einem Funken von Hoffnung. „Das würde meine verzweifelte Situation von selbst lösen“, sagte eine feige Stimme in seinem Inneren. Dann wurde ihm bewusst, wie egoistisch er sich gerade verhielt. Ihr Scheich rang mit dem Tod, und er dachte nur an sich selbst!

Ahmad zwang sich, jedes Detail des vor ihm Liegenden in sich aufzunehmen. Wohl zum ersten Mal gelang es Ahmad, den Mann zu sehen, nicht nur die Macht, die er verkörperte. „Allah! Was ich hier tue, ist, mich auf einen kaltblütigen Mord vorzubereiten!“, wurde ihm mit einem Schlag klar.

Wobei von „kaltblütig“ wohl keine Rede war, denn Ahmad war außer sich vor Angst und Schuldbewusstsein. Doch wenn Sedat seine Drohung wahr machte, war sein Leben keinen Pfifferling mehr wert. Die Tarmanen würden ihn sich vorknüpfen. Und sein Tod würde sehr langsam und vor allem schmerzvoll sein. Es gab keinen anderen Ausweg, als das zu tun, was Sedat von ihm verlangte. Er war noch so jung - gerade einmal sechsundzwanzig. Nur wenn er sich fügte, konnte er unauffällig sein Leben weiterführen wie bisher. Das zumindest redete er sich ein. Zudem war seit einigen Tagen Leila hier, die Schutzbefohlene des Scheichs, die neben Julie und der Scheicha viele Stunden am Bett ihres Herrn verbrachte - es machten den Zugang für Ahmad nicht gerade leichter. Wer weiß, ob es noch einmal gelingen würde, mit ihm allein zu sein. Dies war also seine letzte Chance, seine Tat zu begehen.

Dieser Gedanke brachte Ahmad dazu, die kleine Ampulle aus seiner Hosentasche zu ziehen. Ein wenig hatte er gehofft, dass Jassim sie finden und ihm abnehmen würde. Dann hätte er einen Grund gehabt, sein Vorhaben abzubrechen. „Doch dann hätte der Leibwächter auch sofort gewusst, was ich vorhabe“, dachte der Diener. Was wiederum zum gleichen Resultat geführt hätte: dass man ihn als das entlarvt hatte, was er war: ein Verräter. Ein Verräter und Mörder! Wie hatte es nur so weit kommen können?!

1936 - Zarifa: Großes Tal - Stille und Sachlichkeit