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Gerade als Rayan und seine Freunde sich sicher sind, dass nun der Frieden nach Zarifa zurückgekehrt ist, macht sich ihr Widersacher Sedat im sechsten Teil der Rayan-Reihe erneut bemerkbar. Schon tot geglaubt, gelingt es ihm ein weiteres Mal zu entkommen. Und noch schlimmer, der gewissenlose Verschwörer holt bereits zum Gegenschlag aus: Er hat eine Prämie auf Rayans Familie ausgesetzt. Wird es dem Anführer der Tarmanen gelingen, seinem verschlagenen Cousin diesmal ein Ende zu setzen? Und dann stirbt auch noch Leila! Was für ein Schlag, dass ausgerechnet Hanifs Verlobte in das Fadenkreuz des Schicksals geraten ist. Wie konnte es dazu kommen? Einige Monate zuvor trifft Tahsin auf die Engländerin Megan - und begegnet seiner ersten Liebe. Wie viele jungen Menschen, vergisst er im Eifer der Gefühle sämtliche Regeln. Muss er die Konsequenzen seines unbedachten Handelns tragen? Der durchtriebene Agent Smith wacht nach seiner Entführung aus Kairo in einem Wüstencamp im Nirgendwo auf - doch was wollen seine Bewacher? Entsetzt muss er nach wochenlanger Tortur erkennen, dass er sich zum ersten Mal in seinem Leben hier nicht mit seinen Informationen freikaufen kann.
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Seitenzahl: 672
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Indira Jackson
Rayan - Im Licht der Rache
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Vorwort
Anfang Mai 2016 - Alessia: Flughafen - Der Auftrag des Familienrats
Anfang März 2016 - Ortsausgang von Alessia: Ausgrabungsstätte - Neugierige Einheimische
Anfang Mai 2016 - Alessia: Flughafen - Ein überraschender Empfang
Anfang März 2016 - Ortsausgang von Alessia: Ausgrabungsstätte - Die Verwandlung
Mitte April 2016 - Dubai: Kanzlei von Taib Riad - Fitness statt Waffen
Anfang Mai 2016 - Alessia: Flughafen - Auf Carinas Spuren
Anfang März 2016 - Ortsausgang von Alessia: Ausgrabungsstätte - Eine Fata Morgana
Mitte April 2016 - Dubai: Kanzlei von Taib Riad - Ein neues Leben
Anfang Mai 2016 - Alessia: Rayans Haus - Eine besondere Begrüßung
Anfang März 2016 - Ortsausgang von Alessia: Ausgrabungsstätte - Das Wichtigste verschwiegen
Mitte April 2016 - Dubai: Kanzlei von Taib Riad - Ein Treffer
Anfang Mai 2016 - Alessia: Rayans Haus - Eine bescheidene Unterkunft
Anfang März 2016 - Ortsausgang von Alessia: Ausgrabungsstätte - Die Einladung
Mitte April 2016 - Dubai: Kanzlei von Taib Riad - Aufregung und Neugierde
Ende April 2016 - Zarifa: Oberhalb des großen Tals - Ein Held aus alten Sagen
Anfang Mai 2016 - Alessia: Rayans Haus - Die Ankunft des Hausherrn
Anfang März 2016 - Ortsausgang von Alessia: Ausgrabungsstätte - Beleidigungen und Gerüchte
Mitte April 2016 - Dubai: Kanzlei von Taib Riad - So viel Glück auf einmal?
Ende April 2016 - Zarifa: Oberhalb des großen Tals - Ein böses Omen
Anfang Mai 2016 - Alessia: Rayans Haus - Erfolglose Suche
Anfang März 2016 - Alessia: Tahsin - Aussicht auf Besichtigung
Mitte April 2016 - Dubai: in den Straßen nahe der Kanzlei - Gehässige Bemerkungen
Anfang Mai 2016 - Alessia: Rayans Haus - Mit gemischten Gefühlen
Anfang März 2016 - Alessia: Tahsin - Zu zweit allein
Mitte April 2016 - Dubai: Club in der Nähe der Kanzlei - Zwischen Unwohlsein und Freude
Anfang Mai 2016 - Alessia: Rayans Haus - Die Audienz
Anfang März 2016 - Alessia: Tahsin - Die große Kluft
Mitte April 2016 - Dubai: Club in der Nähe der Kanzlei - Ohne einen weiteren Laut
Anfang Mai 2016 - Alessia: Rayans Haus - Wiedersehen in einer anderen Welt
Anfang März 2016 - Alessia: Tahsin - Sensibilität und Manieren
Mitte April 2016 - Dubai: Kanzlei von Taib Riad - Der zweite Treffer
Anfang Mai 2016 - Alessia: Rayans Haus - Zwischen Macht und Regeln
Anfang März 2016 - Alessia: Tahsin - Auf alle Eventualitäten vorbereitet
Mitte April 2016 - Dubai: Kanzlei von Taib Riad - Die Info über den Vorfall
Anfang Mai 2016 - Alessia: Rayans Haus - Genug der Aufregungen
Anfang März 2016 - Alessia: Tahsin - Angespannte Stimmungen
Mitte April 2016 - Dubai: Kanzlei von Taib Riad - Ein zweiter Versuch
Anfang Mai 2016 - Alessia: Rayans Haus - Morgendliche Fitness
Anfang März 2016 - Ortsausgang von Alessia - Ausgrabungsstätte - Romantik und Probleme
Mitte April 2016 - Dubai: Kanzlei von Taib Riad - Claudias Zuversicht
Anfang Mai 2016 - Alessia: Rayans Haus - Das gemeinsame Frühstück
Anfang März 2016 - Ortsausgang von Alessia - Ausgrabungsstätte - Fragen über Fragen
Mitte April 2016 - Dubai: Kanzlei von Taib Riad - Noch Asse im Ärmel
Anfang Mai 2016 - Alessia: Rayans Haus - Der zweite Basarbesuch
Anfang März 2016 - Offene Wüste nahe Alessia: Tahsin - Kleidersorgen
Mitte April 2016 - Dubai: Kanzlei von Taib Riad - Zeit für den Seelenfrieden
Anfang Mai 2016 - Alessia: Rayans Haus - Ehrerweisungen
Anfang März 2016 - Offene Wüste nahe Alessia: Tahsin - Erkenntnisse und Erwartungen
Februar 2016 - Ägypten: Wüstencamp - Eine neue Routine
Anfang Mai 2016 - Alessia: Rayans Haus - Wie immer formvollendet
Anfang März 2016 - Offene Wüste nahe Alessia: Tahsin - Fragen und Antworten
Februar 2016 - Ägypten: Wüstencamp - Eine Frage der Zeit
Anfang Mai 2016 - Alessia: Rayans Haus - Ein wahrer Anführer
Anfang März 2016 - Offene Wüste nahe Alessia: Tahsin - Ungewöhnlicher Überfall
Februar 2016 - Ägypten: Wüstencamp - Ein Bruch in der Routine
Anfang Mai 2016 - Alessia: Stadtmitte - Der Museumsbesuch
Sommer 2015 - Alessia: Tahsin: Am Pool - Weitere Verheißungen
Februar 2016 - Ägypten: Wüstencamp - Ohne Ausnahmen
Anfang Mai 2016 - Alessia: Museum - Der Mangel an Ehrgeiz
Anfang März 2016 - Offene Wüste nahe Alessia: Tahsin - Das klare Blau des Himmels
Ende Februar 2016 - Ägypten: Wüstencamp - Deal mit Informationen
Anfang Mai 2016 - Alessia: Museum - Der Angriff
Anfang März 2016 - Offene Wüste nahe Alessia: Tahsin - Ohne jeden Zweifel
Ende April 2016 - Ägypten: Wüstencamp - Besuchsvorbereitungen
Anfang Mai 2016 - Alessia: Museum - Keine Chance
Anfang März 2016 - Offene Wüste nahe Alessia: Tahsin - Schuldbewusstsein und Verachtung
Ende April 2016 - Ägypten: Wüstencamp - Ein unsinniger Gedanke?
Anfang Mai 2016 - Alessia: Museum - Verzweifeltes Flehen
Anfang März 2016 - Offene Wüste nahe Alessia: Tahsin - Tests und Probleme
Anfang Mai 2016 - München Innenstadt: Bankgebäude - Auf in den Kampf
Anfang Mai 2016 - Alessia: Museum - Wie im Traum
Anfang März 2016 - Offene Wüste nahe Alessia: Tahsin - Kampfeslustig
Anfang Mai 2016 - München Innenstadt: Bankgebäude - Der Zweifel wächst
Anfang Mai 2016 - Alessia: Museum - Ein kurzer Triumph
Anfang März 2016 - Offene Wüste nahe Alessia: Tahsin - Sarkasmus und Befehle
Anfang Mai 2016 - München Innenstadt: Bankgebäude - Die Felle schwimmen davon
Anfang Mai 2016 - Alessia: Museum - Bis ins tiefste Innere
Anfang März 2016 - Offene Wüste nahe Alessia: Tahsin - Konsequenzen
Anfang Mai 2016 - München Innenstadt: Bankgebäude - Die Zeit vergeht
Anfang Mai 2016 - Alessia: Museum - Ein Tag wie jeder andere
Anfang März 2016 - Ortsausgang von Alessia: Ausgrabungsstätte: Leila - Kein Handlungsbedarf
Anfang Mai 2016 - München Innenstadt: Bankgebäude - Einfach so!
Anfang Mai 2016 - Alessia: Rayans Haus - Eine offene Gefühlsbekundung
Anfang März 2016 - Ortsausgang von Alessia: Ausgrabungsstätte: Leila - Krisenbeseitigung
Januar 2016 - London: Vorort - Liebevolle Kleinstarbeit
Anfang Mai 2016 - Alessia: Rayans Haus - Geänderte Pläne
Anfang März 2016 - Alessia: Tahsin - Kein Bandit
Ende April 2016 - Ägypten: Wüstencamp - Wiedersehen unter anderen Vorzeichen
Anfang Mai 2016 - Alessia: Rayans Haus - Fünf Personen
Anfang März 2016 - Auf dem Weg nach Zarifa: Tahsin - Gibt es Konsequenzen?
Ende April 2016 - Ägypten: Wüstencamp - In Rauch aufgelöst
Anfang Mai 2016 - Alessia: Leilas Haus - Zutritt verboten
Anfang März 2016 - Zarifa: großes Tal - Dämon der Hölle
Ende April 2016 - Zarifa: Großes Tal - Das Kopfgeld
Anfang Mai 2016 - Alessia: Leilas Haus - Der Tatort
Anfang März 2016 - Zarifa: im Herrenhaus - Das kann ja heiter werden!
Ende April 2016 - Zarifa: Großes Tal - Ein großer Schritt zum Ziel
Anfang Mai 2016 - Alessia: Leilas Haus - Der Name des Mörders
Anfang März 2016 - Zarifa: im Herrenhaus - Vater und Sohn
2006 Ägypten - Hotel - Ärger im Verzug
Anfang Mai 2016 - Alessia: Leilas Haus - So viel zur Geheimhaltung
Anfang März 2016 - Zarifa: im Herrenhaus - Eigene Regeln
2006 Ägypten - Hotel - Eine Belästigung
Anfang Mai 2016 - Alessia: Leilas Haus - Die Entdeckung
Anfang März 2016 - Zarifa: im Herrenhaus - Das dicke Ende
2006 Ägypten - Hotel - Rayans Misstrauen erwacht
17. April 2016 - Zarifa: Gebirge - Der lachende Dritte
Anfang März 2016 - Zarifa: Garten des Herrenhauses - Von Anfang an
2006 Ägypten - Wüste - Die Wahrheit
17. April 2016 - Zarifa: Gebirge - Ein fataler Nebeneffekt
Anfang März 2016 - Zarifa: Garten des Herrenhauses - Die Konsequenzen des Versagens
2006 Ägypten - Wüste - Aktionen im Hintergrund
17. April 2016 - Zarifa: Gebirge - Grund zum Jubeln
Anfang März 2016 - Zarifa: Garten des Herrenhauses - Ein Befehl, kein Rat
2006 Ägypten - Wüste - Erfrischungen
17. April 2016 - In der Luft: Transall - Zu viel Übermut wird bestraft
Anfang März 2016 - Zarifa: Garten des Herrenhauses - Unnötig in der Schusslinie
2006 Ägypten - Wüste - Die Entscheidung
17. April 2016 - Alessia Flughafen: Im Hangar - Von einer Falle in die Nächste
Anfang März 2016 - Zarifa: Garten des Herrenhauses - Blind vor Liebe?
2006 Ägypten - Wüste - Unerreichte Gefühle
18. - 20. April 2016 - Alessia - Ein positives Zeichen
19. April 2016 - Zarifa: Im Herrenhaus - Zachs Eid und die Familienehre
2006 Ägypten - Wüste - Cleopatra und die Erkenntnis
18. - 20. April 2016 - Alessia - Vergebliche Hoffnung
19. April 2016 - Zarifa: Im Herrenhaus - Enttäuschung und Wut
2006 Ägypten - Wüste - Nacht unter Sternen
21. April 2016 - Alessia - Das Ziel der Rache
2006 Ägypten - Wüste - Schnell erwünschter Ortswechsel
21. April 2016 - Alessia - Geliebter und Vertrauter
2006 Ägypten - Wüste - Umzingelt
21. April 2016 - Alessia - Eine verbesserte Ausgangslage
2006 Ägypten - Wüste - Vorbereitungen zum Kampf
21. April 2016 - Alessia - Eine winzige Sekunde der Angst
2006 Ägypten - Wüste - Nur eine Chance
21. April 2016 - Alessia - Eine glänzende Zukunft
2006 Ägypten - Wüste - Zwischen Aberglauben und Bluff
Anfang Mai 2016 - Alessia: Leilas Haus - Jeden noch so kleinen Schritt
2006 Ägypten - Wüste - Die Lösung!
Anfang Mai 2016 - Alessia: Leilas Haus - Immer die gleiche Reaktion
2006 Ägypten - Wüste - Schnappt die Falle zu?
12. Mai 2016 - Rabea Akbar: Flugfeld - Nicht noch einmal
2006 Ägypten - Bahars Camp - Zuerst die Etikette
12. Mai 2016 - Rabea Akbar: im Hotel - Kriegsrat
2006 Ägypten - Bahars Camp - Der neue Geschäftspartner
12. Mai 2016 - Rabea Akbar: im Hotel - Wahrscheinlichkeiten
2006 Ägypten - Bahars Camp - Der Status Quo
12. Mai 2016 - Rabea Akbar: im Hotel - Die zwei Optionen
2006 Ägypten - Bahars Camp - Bestätigte Befürchtungen
13. Mai 2016 - Rabea Akbar: im Hotel - Unsinniger Aberglaube oder Schicksal?
2006 Ägypten - Bahars Camp - Unwürdige Umstände
13. Mai 2016 - Rabea Akbar: im Hotel - Die Zeit verrinnt
2006 Ägypten - Bahars Camp - Das Ende der Verhandlungen
13. Mai 2016 - Rabea Akbar: Im amerikanischen Stützpunkt - Die sinnvollste Position
2006 Ägypten - Bahars Camp - Die Klapperschlange
13. Mai 2016 - Rabea Akbar: Im amerikanischen Stützpunkt - Das Gefühl drohender Gefahr
2006 Ägypten - Bahars Camp - Unter Strom
13. Mai 2016 - Rabea Akbar: Im amerikanischen Stützpunkt - Die Hölle bricht los
2006 Ägypten - Bahars Camp - Unheimliche Präzision
13. Mai 2016 - Rabea Akbar: Im amerikanischen Stützpunkt - Ein momentaner Rückschlag
2006 Ägypten - Bahars Camp - Gewappnet
13. Mai 2016 - Rabea Akbar: Im amerikanischen Stützpunkt - Die Minuten verrinnen
2006 Ägypten - Bahars Camp - Ein durchaus zäher Gegner
13. Mai 2016 - Rabea Akbar: Im amerikanischen Stützpunkt - Plan B wurde aktiviert
2006 Ägypten - Bahars Camp - Ein erbärmlicher Zustand
13. Mai 2016 - Rabea Akbar: Im amerikanischen Stützpunkt - Der Anführer der Tarmanen
2006 Ägypten: vier Wochen später - Kairo: Privatklinik - Vorsicht oder Instinkt?
13. Mai 2016 - Rabea Akbar: Im amerikanischen Stützpunkt - Das Licht der Rache
Epilog:
Namensverzeichnis Rayan -Teil 6 - „Im Licht der Rache“:
Weitere Bücher der Rayan - Reihe
Impressum neobooks
Liebe Freunde,
für dieses Buch habe ich mit Abstand am längsten gebraucht - vielen Dank an alle, die geduldig auf das Erscheinen gewartet haben. Aber ich bin mir sicher, dass es sich gelohnt hat!
Auch diesmal habe ich mich bemüht, Zusammenhänge mit schon vergangenen Geschichten zumindest so zu wiederholen, dass diejenigen, die die Bücher nicht gelesen haben, die Zusammenhänge nachvollziehen können. Trotzdem glaube ich, dass Rayans Welt inzwischen so viele spannende Facetten hat, dass das Lesen dieses 6. Teils der Rayan-Serie nur halb so viel Spaß macht, wenn man als Quereinsteiger in die Welt unserer Helden eintaucht.
Wie alle Fans es schon gewohnt sind, gibt es auch bei „Rayan - Im Licht der Rache“ wieder einige nicht jugendfreie Szenen, in denen Gewalt oder sexuelle Handlungen beschrieben werden. Ich bitte um entsprechend altersgerechte Handhabung!
Mein Dank gilt dieses Mal meinem Dad - von ihm habe ich die Begeisterung für das Schreiben geerbt!
Und nun taucht ein in die Welt von Rayan und seinen Freunden - ich wünsche Euch viel Spaß dabei! Ich mache mich derweil daran, mit dem siebten Teil fortzufahren, der aller Voraussicht nach der letzte Teil der Reihe werden wird.
Eure Indira, Januar, 2018.
PS: Ich habe eine große Bitte an Euch! Wenn es mir gelungen ist, Euch mit Rayan zu begeistern - dann nehmt Euch bitte die Zeit für eine Bewertung. Nur so wird es gelingen, den Kreis an Rayan-Fans zu erweitern!
Als Alexander Hartmann zusammen mit den anderen Passagieren das Flugzeug verließ, konnte er eine gewisse Unruhe nicht verleugnen. Auch wenn er sich wie üblich äußerlich gelassen gab, plagten ihn nun Zweifel. War es nicht lächerlich, einfach so hierher zu kommen? Doch sein Plan war relativ einfach und seiner Meinung nach gut ausgeklügelt: Er würde hier in Alessia den Touristen mimen, sich einige Tage lang umhören und wenn er so viel wie möglich in Erfahrung gebracht hatte, einfach wieder abreisen. Er würde bestimmt nicht seine Schwester nachahmen und irgendwem hinterherlaufen. Dass es in der Wüste gefährlich war, hatte sie schließlich am eigenen Leib erfahren. Hätte „sein Schwager“ - Alex ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen - nicht so schnell reagiert, könnte Carina jetzt tot sein. Typisch seine kleine Schwester! Wer außer ihr bekam schon einen Blinddarmdurchbruch ausgerechnet mitten in der Einöde, weitab von jeglicher Zivilisation? Alex schüttelte bei der Vorstellung lächelnd den Kopf. Sie war schon immer darin gut gewesen, sich und andere in Schwierigkeiten zu bringen.
Nein, Alex Hartmann war nicht auf Abenteuer aus. Ihm ging es darum, sich mit eigenen Augen einen Eindruck von der neuen Welt seiner Schwester zu verschaffen. Nach dem Besuch der beiden Frischvermählten auf dem Bauernhof ihrer Eltern war er derart neugierig geworden, dass er es in München nicht länger ausgehalten hatte. Weil er auf seinen Job in der Autowerkstatt ohnehin keine Lust mehr gehabt hatte, war es ihm gerade recht, einen Grund zu haben, diesen hinzuschmeißen und sich einem neuen Projekt zu widmen: mehr über „Carinas Scheich“ herauszufinden. Also hatte er als erstes genauestens das Buch seiner Schwester gelesen. Daher wusste er auch, dass er niemals eine Chance haben würde, zu ihr und ihrem Mann nach Zarifa zu gelangen. Doch das wollte er gar nicht. Ihm war von vornherein klar, dass er sich an einem derart „friedvollen“ Ort, wie Carina ihre neue Heimat beschrieben hatte, nicht wohlfühlen würde. Er konnte nicht reiten und Pferde waren ihm schon immer zuwider gewesen. Wenn seine Schwester in ihrer Jugend aus dem Stall nach Hause gekommen war, hatte er sie immer mit dem „Gestank der Gäule“ aufgezogen. Alex war neugierig, ob Kamele wohl auch einen derart intensiven Geruch hatten? Auf keinen Fall würde er sich einem der Tiere mehr als zwei Meter nähern - egal ob Pferd oder Kamel. Reiten war etwas für Mädchen, soviel stand fest. Was sollte er dort sonst den ganzen Tag machen? Er bezweifelte, dass es Partys mit Bier und spärlich bekleideten Mädchen geben würde. Vermutlich würde es in diesem ganzen verdammten Gebirge nicht eine einzige Flasche Alkohol geben! Nein, da wollte er bestimmt nicht hin. Aber die Tatsache, dass sein Schwager sich als echter Scheich, als Fürst der Wüste entpuppt hatte, war hochinteressant!
Als er seiner Mutter von seinen Plänen berichtet hatte, nach Alessia zu reisen, hatte er erwartet, dass sie versuchen würde, ihm die Idee auszureden. Doch Eva-Maria war überraschend interessiert gewesen. Seine Tante Martha hatte ihm sofort online Geld für den Flug überwiesen. Offenbar war auch bei den beiden Damen gehörig die Neugierde entbrannt. Also hatte Alex nun sogar den „offiziellen Auftrag des Familienrats“, sich selbst ein Bild vor Ort zu machen. Zwei Wochen sollten reichen, sich unauffällig umzuhören, was man sich so über diesen Rayan mit dem unaussprechlichen Nachnamen erzählte. Und natürlich auch über dessen frischgebackene Ehefrau.
Im Internet hatte er unbefriedigend wenig über Alessia herausfinden können, offenbar war die Stadt nicht interessant genug. Oder sie war keines der typischen Touristenziele.
Alex hoffte bloß, er würde ein halbwegs vernünftiges Hotel zu einem kleinen Preis finden. Reserviert hatte er nicht. Es war nicht seine Art, lange im Voraus zu planen. Schon im „echten Leben“ lebte er eher von einem Tag in den anderen hinein. Auf diese Weise war er bisher noch immer durchs Leben gekommen. Wozu sich allzu viele Gedanken machen? Das brachte einem nur graue Haare. Sein Plan war es, sich am Flughafen an der Information zu erkundigen.
Als er die Inneneinrichtung der Gepäckausgabe sah, verharrte er einen Moment lang erstaunt. Er war sich nicht ganz sicher, was er erwartet hatte, aber auf keinen Fall einen derart gepflegten Raum. Der dunkle Fliesenboden glänzte in makelloser Sauberkeit, und auch die hellen Wände ließen deutlich eine regelmäßige Reinigung erkennen. „Hier isses schnieker als in München!“, fuhr es ihm überrascht durch den Kopf. Unterstrichen wurdeder elegante Eindruck durch messingfarbene Türgriffe, geschmackvoll angebrachte Spiegel und Wandleuchten aus demselben Material. Alex pfiff leise durch die Zähne. Die Zurschaustellung von Reichtum war unverkennbar, ohne jedoch allzu protzig zu sein.
Nachdem er seine Sporttasche vom Transportband geholt hatte, musste er sich erst einmal orientieren und gönnte sich die Zeit, sich umzusehen. Im Gegensatz zu seiner Schwester, die von früher Jugend an immer gerne die arabischen Länder bereist hatte, war er noch nie mit dieser Kultur konfrontiert worden. Schon bei seinem Zwischenstopp in Dubai hatte er die Zeit zwischen den beiden Flügen damit zugebracht, beeindruckt seine Umgebung zu studieren.
Er freute sich eine Weile an dem für ihn exotischen Anblick der vielen Menschen in traditionellen Gewändern und musste über den Gedanken lächeln, dass eigentlich er hier der Exote war. Mit seinen Turnschuhen, der abgewetzten Jeans und seinem schwarzen T-Shirt mit dem verwaschenen Aufdruck seiner Lieblingsband Metallica passte er überhaupt nicht in diese Umgebung. Nachdem Touristen hier offenbar eher rar waren, stach er mit diesem Outfit offensichtlich als Fremder ins Auge, wie ihm der ein oder andere Seitenblick verriet. Alex fluchte einen Moment lang, dass er nicht besser über seine Kleidung nachgedacht hatte, denn „unauffällig Erkundigungen einziehen“ sah anders aus. Aber das konnte er nun nicht mehr ändern. Jedoch waren die Blicke, die man ihm zuwarf, zwar eindeutig neugierig, keinesfalls aber feindselig. Also zuckte er die Achseln und machte sich auf den Weg zum Ausgang.
Als er sich der blickundurchlässigen, doppelflügeligen Milchglastüre näherte, durch die man den Sicherheitsbereich verlassen musste, stach ihm die schwere Bewaffnung der zu beiden Seiten postierten Wachmänner in Uniform ins Auge. Der Linke von beiden musterte ihn unverhohlen von oben bis unten und Alex musste schlucken. Als der Sicherheitsbeamte dann auch noch etwas zu einem neben ihm stehenden Mann sagte, den Alex zuvor gar nicht bemerkt hatte, war ihm klar, dass er jetzt Ärger bekommen würde. Aber was hatte er falsch gemacht? Ärgerlich unterdrückte er das schlechte Gewissen, das sich in ihm breit machte. Das war doch Unsinn! Aber tatsächlich kam der mit seiner runden Brille eigentlich mehr wie ein Student aussehende zweite Mann auf ihn zu. Höflich lächelnd lud er Alex in fließendem, weitgehend fehlerfreiem Englisch ein, - zumindest soweit Carinas Bruder dies beurteilen konnte - ihm in ein Nebenzimmer zu folgen, das zu ihrer Linken lag. Der kritische Blick des Sicherheitsmannes, der jede seiner Bewegungen genau im Auge hielt, täuschte den Deutschen nicht darüber hinweg, dass es keine Einladung war, die er hätte ablehnen können.
Genervt sah Professor Alan Woodson-Drake von seinem Tisch auf. Er ließ die Lupe in seiner Hand sinken. „Schon wieder zwei von diesen neugierigen Bengeln!“, motzte er ungehalten. „Laura, würden Sie sich darum kümmern, dass die beiden abhauen. Wie oft soll man denen das noch sagen, dass hier keiner was verloren hat?“
Laura Miller gab ihren Versuch auf, eine kalte Cola aus der Kühlbox zu fischen und richtete sich seufzend auf. „Professor, Sie sollten sich wirklich bemühen, die Einheimischen zu verstehen…“, begann sie eine Ermahnung, die sie dem alten Kauz schon so oft gehalten hatte, dass sie es kaum noch zählen konnte. Leider ohne Erfolg.
„Ach papperlapapp! Sparen Sie sich Ihre Lektionen. Sie kennen meine Meinung: Jeder, der hier nicht mit Hand anlegt, hat hier nichts verloren. Schon gar keine von diesen dreckigen Rotzgören, die nur Lärm machen und alles in Unordnung bringen. Erst recht nicht, wo dieser ‚Oh-wir-haben-alle-so-einen-Heidenrespekt-Scheich‘ hier auftauchen soll. Stellen Sie sich vor, der Knilch gibt uns seine Zustimmung nicht, dann können wir hier kurzerhand einpacken.“ Er schnaubte verächtlich durch die Nase und murmelte etwas über „Kulturbanausen“.
Dann belehrte er sie lautstark weiter: „Und darum muss ich dieses Stück hier fertigmachen, damit wir etwas vorweisen können. Da kann ich keine von diesen stinkenden Gören brauchen, die vermutlich noch nie eine Schule von innen gesehen haben - nicht davon zu sprechen eine Ahnung haben, was wir hier überhaupt machen - und die mir nur die Zeit stehlen.“
Er wollte noch weiter nörgeln, wobei ihn die Tatsache, dass die beiden Jungen inzwischen bis auf wenige Meter heran waren und somit jedes Wort hören konnten, nicht im Geringsten zu stören schien. Entweder ging er davon aus, dass sie ohnehin kein Englisch verstanden oder es war ihm schlichtweg egal.
Laura dagegen waren die unfreundlichen Worte ihres Chefs überaus unangenehm und so warf sie ungeduldig ein: „Schon gut, ist ja in Ordnung. Ich kümmere mich um sie.“
Mit schnellen Schritten verließ sie das Zelt, dessen vier Seiten man nach oben geschlagen hatte, um zu verhindern, dass sich die Hitze der nahen Wüste darin staute. Draußen ging sie lächelnd auf die beiden zu. Unbewusst stellte sie sich damit zwischen die Fremden und den Professor, wobei nicht klar wurde, wen sie mit dieser Geste „schützen“ wollte: ihren Chef vor der „Belästigung“ durch die Jugendlichen oder die Fremden vor weiteren unangemessenen Kommentaren.
Während sie auf die Jugendlichen zuging, musterte Laura die beiden und kam zu dem Schluss, dass sie keineswegs „dreckig“ waren, sondern sogar einen sehr gepflegten Eindruck machten. Zwar war die Kleidung schlicht - nur die hier üblichen weiten Hosen mit den langen Obergewändern - doch war der weiße Stoff makellos sauber, was Laura als ein Zeichen von Wohlstand deutete. Keiner von beiden trug eine Kopfbedeckung und sie fragte sich, ob die beiden aus der Stadt hierher gelaufen waren? Das wäre ungewöhnlich. So plötzlich wie sie aufgetaucht waren, mussten sie ein Reittier oder ein Fahrzeug benutzt haben. Aber von der etwas tiefer gelegenen Position der Ausgrabungsstätte aus konnte man den Karawanenplatz nur teilweise einsehen.
Der Schlankere der beiden Jungen, der seinen Begleiter um einen halben Kopf überragte, erwiderte ihr Lächeln und grüßte sie freundlich auf Arabisch. Als sie die korrekte Antwortgrußformel erwiderte, schien sich sein Lächeln zu vertiefen und sie konnte sich nicht des Gefühls erwehren, einen Test bestanden zu haben. „Was für ein unsinniger Gedanke“, sagte sie sich. Wie alt mochte der Junge sein? Sechzehn, vielleicht siebzehn, seinen Freund schätzte sie etwa zwei Jahre älter ein.
„Was kann ich für euch tun?“, fragte sie in fehlerbehaftetem Arabisch freundlich.
„Wenn Sie möchten, können Sie Englisch mit uns sprechen“, entgegnete der junge Mann, der auch zuerst gesprochen hatte. Sein Englisch war fehlerfrei, seine Wortwahl ausgesucht höflich. Damit sah sie ihre Befürchtung bestätigt, dass die beiden jedes der unfreundlichen Worte ihres Professors ganz genau verstanden hatten. Sie fluchte innerlich.
„Das ist schön, denn mein Arabisch ist leider bei Weitem nicht so gut wie Ihr Englisch“, entgegnete sie im Plauderton, als wäre nichts passiert.
„Aber Sie bemühen sich zumindest, uns zu verstehen“, war die doppeldeutige Antwort mit einem Seitenblick auf den Professor.
Laura wurde rot und wünschte in Gedanken ihrem Kollegen die Pest an den Hals. Warum musste sie immer seine Launen ausbaden? Die Situation, in der er sie mal wieder gebracht hatte, war an Peinlichkeit kaum zu überbieten. Würde sie nicht seine Expertise sehr schätzen und daher so viel wie möglich von ihm lernen wollen, hätte sie schon vor Wochen gekündigt.
Doch es half nichts, sie musste da jetzt erst einmal durch. „Ich muss mich für die unfreundlichen Worte meines Kollegen entschuldigen“, sagte sie offenherzig. Vermutlich war diese direkte Vorgehensweise die einzige Chance, um die Situation wenigstens noch ein wenig zu retten.
Beiläufig fragte sie sich, warum es ihr so wichtig war, unbedingt einen guten Eindruck erwecken zu wollen. Sie kam zu dem Schluss, dass sie beeindruckt war, weil zumindest der Sprecher der beiden jungen Männer, seiner fehlerlosen Aussprache nach, eine höhere akademische Bildung genossen haben musste. Entsprechend war es klug, nicht wie die Axt im Walde aufzutreten. Es war nämlich dieser Personenkreis, der ihnen Gehör beim Stadtverwalter verschaffen konnte. Denn der hatte sich bisher geziert, eine Entscheidung zu treffen, ob sie die Genehmigung erhalten würden, ihre Ausgrabungen am Ortsrand von Alessia fortzuführen. Ein Bediensteter hatte ihnen ein Schreiben übermittelt, dass er einen gewissen Scheich informiert habe, der kommen und mit ihnen reden würde. Von dessen Urteil hing also der Fortgang ihres Projektes ab. Man hatte ihnen angekündigt, dass der Mann heute im Laufe des Nachmittags kommen würde, um sich mit eigenen Augen von der Sinnhaftigkeit ihrer Aktivitäten zu überzeugen. Deshalb war der Professor schon den ganzen Morgen lang besonders ungenießbar. Zum Glück war es jetzt gerade einmal Mittag, sodass ihnen noch reichlich Zeit für weitere Vorbereitungen auf den hohen Besuch blieb.
Sie musterte wieder die beiden Ankömmlinge. Als der kleinere der beiden jungen Männer leise etwas zu seinem Freund sagte, wurde das Lächeln des Jungen spöttisch. Obwohl sie kein Wort verstanden hatte, brachte es ihr zu Bewusstsein, dass sie unhöflich gestarrt hatte. Aber sie konnte nicht anders, denn, auch wenn der Junge erheblich jünger als sie und so gar nicht ihre Altersklasse war, konnte sie nicht umhin, zu bemerken, dass er ausgesprochen attraktiv war. Das intensiv dunkle Blau seiner Augen stand im auffälligen Kontrast zu seinem dunklen Typ. Das tief schwarze Haar harmonierte wunderbar mit der gut gebräunten Haut. Wenn er lächelte, zeigte er gepflegte, strahlend weiße Zähne, die sie als weiteres Indiz nahm, dass ihr Gegenüber der Oberschicht angehörte. Verdammter Professor und seine pauschalen Beleidigungen! Um ihre Verlegenheit angesichts des spöttischen Gesichtsausdrucks zu überspielen, sagte sie schnell: „Mein Name ist Laura. Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Es freut mich, Sie kennen zu lernen, Laura. Ich bin Tahsin. Mein Freund hier heißt Zach“, war die galante Antwort, und fügte hinzu: „Wir haben von den faszinierenden Entdeckungen gehört, die Sie und ihr Kollege hier gemacht haben und wollten uns mit eigenen Augen davon überzeugen, ob diese Gerüchte wahr sind. Vielleicht möchten Sie uns behilflich sein, diese Neugier zu stillen?“ Das erneute unwiderstehliche Lächeln konnte nicht verhindern, dass Laura den Eindruck bekam, dass Letzteres in Wirklichkeit keine Frage, sondern schlichtweg eine Aufforderung gewesen war.
Nur eine kurze Sekunde lang reagierte sie entsprechend entrüstet. Doch dann fiel ihr wieder ihr eigenes Argument ein: Wenn der Junge wirklich zur Oberschicht gehörte, wie sie vermutete, dann waren seine Eltern sicher einflussreich - genau das, was sie auf ihrer Seite brauchten, um den Stadtverwalter zu überzeugen.
Alex fluchte leise, während er dem Mann, dem er kurzerhand den Spitznamen „Student“ verpasst hatte, in den Nebenraum des Flughafens folgte. Vermutlich wollten die jetzt eine Art Zollkontrolle bei ihm durchführen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Aber auf keinen Fall wollte er eine Szene verursachen und so betrat er hinter dem schlanken Araber mit einem mulmigen Gefühl nach schwanendem Unheil den angrenzenden Raum.
Der Deutsche war noch keine zwei Meter in das Zimmer hineingekommen, weiteten sich seine Augen und er blieb erst einmal wie angewurzelt stehen. Denn dort standen fünf Militärs in Uniform. Alleine diese Tatsache war beeindruckend genug, aber dass vier davon moderne Gewehre in den Händen hielten, brachte Alex‘ Herz dazu, schneller zu schlagen. Wieder schluckte er. Was zum Teufel war hier los? Wollte man ihn verhaften?
„Sind Sie Mister Alexander Hartmann?“, fragte ihn in diesem Moment der „Student“ mit leiser Stimme. Er sprach erneut Englisch. Doch musste er geduldig seine Frage wiederholen, weil Alex immer noch all seine Aufmerksamkeit auf die Männer in Uniform gerichtet hatte.
Erstaunt, vor allem aber misstrauisch, beäugte der Deutsche daraufhin den Anderen von oben bis unten. Dessen Gewand war schlicht, aber schneeweiß. An den Füßen trug er lederne Sandalen. Das schwarze Haar war kurz geschnitten. Höflich lächelnd ließ der Araber die Musterung über sich ergehen und nur das Funkeln in seinen Augen verriet eine gewisse Aufregung oder Neugierde. Abwartend drängte er ihn nicht weiter, seine Frage zu beantworten. Alex Blick wandte sich wieder den Uniformierten zu. Was, wenn er seine Identität leugnen würde? Doch das war Blödsinn. Er hatte nichts verbrochen. Es mochte wohl eine Minute später sein, als Alex bemerkte, dass der schlanke Mann in Zivil noch immer geduldig auf ihn wartete. „Ja. Ja ich bin Alex. Und wer sind Sie?“, antwortete er auf Deutsch.
„Es tut mir sehr leid, aber ich spreche ihre Sprache nicht“, war die Antwort auf Englisch und zu Alex Erstaunen wurde der Mann dabei rot, als wären seine mangelnden Deutschkenntnisse eine Art Versagen seinerseits.
Carinas Bruder fluchte innerlich, denn jetzt wäre er froh, nur ein wenig besseres Englisch zu sprechen. Mit seinen Fremdsprachen war es nicht sehr weit her. Schon immer war es seine Schwester gewesen, die sich für Sprachen begeistert hatte. Er dagegen hatte seinen Lehrer damals immer wieder herausfordernd gefragt, wofür er Englisch lernen solle. Das war ihm viel zu anstrengend erschienen und er hatte sich auf das Nötigste beschränkt, um seinen Abschluss zu schaffen. Seitdem hatte er kaum noch ein Wort in dieser - oder irgendeiner anderen - Sprache benötigt. Immerhin hatte er die Worte des Mannes verstanden.
„Yes, I am Alex“, brachte er zustande, was dazu führte, dass sich das Gesicht seines Gegenübers erfreut erhellte.
„Welcome to Alessia. My name is Mehmet”, sagte er freundlich. Mit einem stolzen Unterton fügte er weiter auf Englisch hinzu: „Ich kenne Ihre werte Schwester.“
Alex entspannte sich ein wenig. Wenn der Mann so respektvoll von Carina sprach, war das ein gutes Zeichen. Aber in diesem Moment verlor der fünfte Mann im Raum - einer der Uniformierten - offenbar die Geduld und schob Mehmet energisch zur Seite.
Der Deutsche erschrak. Auch ohne dass Alex die Rangabzeichen auf den Schultern des Mannes deuten konnte, verrieten ihm alleine die goldenen Sterne, dass er wohl einiges zu sagen haben musste. Direkt vor dem Deutschen baute er sich auf und Alex widerstand nur mit Mühe dem Reflex in Deckung zu gehen. Immerhin trug dieser kein Gewehr, aber seine massige Gestalt und auch die schwere Pistole am Gürtel reichte aus, Alex eine Gänsehaut zu bescheren.
In diesem Moment salutierte der Mann und sagte etwas auf Arabisch, wovon Alex natürlich kein Wort verstand. Seine Stimme war tief und sein Tonfall sagte dem Deutschen, dass sein Gegenüber es gewohnt war, Befehle zu erteilen.
Leise hörte er die Stimme von Mehmet: „Es ist mir eine Ehre, den Schwager seiner Exzellenz Scheich Suekran al Medina y Nayran in Alessia begrüßen zu dürfen. Ich bin General Hussein Ouasad. Bitte erlauben Sie mir und meinen Männern, Sie zur Residenz des edlen Anführers der Tarmanen zu begleiten.“
Das erklärte die Anwesenheit von Mehmet! Offenbar war er eine Art Dolmetscher. Aber hatte Alex gerade richtig verstanden, was man ihm auf Englisch erklärt hatte?
Überrascht stammelte er: „Das heißt, ich bin NICHT verhaftet?“
Mehmet bekam erneut ein rotes Gesicht, offenbar wusste er nicht, ob er diese Bemerkung übersetzen sollte. Doch ein scharfer Blick des Generals ließ ihn schnell die Worte auf Arabisch wiederholen.
Der Uniformierte lachte amüsiert. „Aber nein! Seine Exzellenz hat uns gebeten, uns um Sie zu kümmern, nachdem er selbst gerade nicht in der Stadt weilt.“
Alex Gedanken überschlugen sich. Rayan? Aber woher konnte der wissen, dass er hier war? Und wenn ER diesen Aufmarsch organisiert hatte, schien er im Vorfeld auch über seinen genauen Flugplan bereits informiert gewesen zu sein. Wie sonst ließ sich dieses Empfangskomitee erklären? Aber noch wichtiger: Wieso war er in der Lage, eine militärische Abordnung zu entsenden? Unwillkürlich überlief es Carinas Bruder kalt. Auf was hatte er sich hier eingelassen? Das hatte mit seinem ursprünglichen Plan nicht mehr viel zu tun! Jemand hatte ihm alle Entscheidungen aus den Händen genommen. Aber Alex war nicht dumm und so tat er das Einzige, was ihm in dieser Situation übrig blieb: Am besten so tun, als wäre dies alles die normalste Sache der Welt!
„Das ist sehr freundlich von Ihnen. Vielen Dank!“, sagte er so würdevoll, wie es ihm möglich war. Oder zumindest hoffte er, das gesagt zu haben, denn er war sich seiner englischen Vokabeln nicht sehr sicher. Aber ohne mit der Wimper zu zucken, übersetzte Mehmet und nachdem der General daraufhin lächelte und ihm mit einer einladenden Geste den Weg freigab, schien die richtige Nachricht angekommen zu sein. Ein kurzer Befehl brachte einen der anderen Uniformierten dazu, sich sein Gewehr über den Rücken zu hängen und stattdessen Alex‘ Tasche zu übernehmen. Eigentlich war es ihm überhaupt nicht recht, die alte Sporttasche mit seinen wenigen Habseligkeiten aus der Hand zu geben, denn es erschien ihm, als gebe er auch noch den Rest seines normalen Lebens auf. Aber der Deutsche wagte nicht, dem General zu widersprechen und machte gute Miene zum bösen Spiel, indem er seinen Helfer anlächelte.
Erst jetzt fand Alex Gelegenheit, den Raum zu mustern und er kam aufgrund der luxuriösen Ausstattung zu dem Schluss, dass dies keineswegs ein Zimmer für Zolluntersuchungen war. Stattdessen schien es für den Empfang von hochrangigen Gästen ausgestattet zu sein. Das zumindest leitete er aus der Tatsache ab, dass der Teppich, über den er gerade lief, weich, tief und mit Sicherheit sehr teuer war. Zudem sah er wie neu aus, was ein Indiz dafür war, dass der Raum nur selten und nur für besondere Gelegenheiten benutzt wurde. An den Wänden hingen Gemälde von Personen, die meist mit ernstem Blick fast mahnend auf den Betrachter herabsahen. Nachdem sie ausschließlich in traditionelle Gewänder gehüllt waren, vermutete Alex richtig, dass es sich um besondere Persönlichkeiten handelte.
Er hatte keine Zeit mehr, sich noch länger umzusehen, denn der General hatte sich schon in Bewegung gesetzt und er musste sich beeilen, nicht den Anschluss zu verlieren. Mit Mühe folgte er dem flotten Schritt Ouasads, der die Führung des kleinen Trupps übernommen hatte und den Raum durch eine zweite Tür auf der gegenüberliegenden Seite verließ.
Dieser Tatsache und dem Umstand, dass Alex seinen Schwager Rayan bisher nur einmal einige Stunden lang in europäischer Kleidung gesehen hatte, war es geschuldet, dass es dem Deutschen entging, dass dort ebenfalls ein Gemälde des Scheichs hing.
Die Archäologin Laura Miller war in ihrem Element. Ihr kurzes Zögern angesichts der Selbstverständlichkeit, mit der die beiden Besucher eine Tour über die Ausgrabungsstätte erwarteten, war schnell vergessen. Sie ging voll und ganz in ihren Erklärungen auf. Eigentlich war die Fläche innerhalb der Absperrung nicht groß, vielleicht fünfhundert Quadratmeter, doch nahm sie sich Zeit, vor allem Tahsin alles im Detail zu erklären. Bei einem derart interessierten Besucher, der konzentriert ihren Erläuterungen lauschte und hier und da den Grad seines Intellekts durch wohlplatzierte Fragen bewies, war sie nur zu gerne mit Eifer bei der Sache.
Lediglich als sich die fünfzehnjährige Tochter des Professors zu ihnen gesellte, waren beide jungen Männer einige Minuten lang abgelenkt. „Kein Wunder!“, schmunzelte Laura. Megan war für ihr Alter recht groß und somit nur wenige Zentimeter kleiner als Zach. Vom Typ her hätte man sie eher in Schweden vermutet, als Mitten in der arabischen Wüste. Ihre helle Haut wirkte im grellen Sonnenlicht fast weiß, ihre Augen waren von einem blassen Blau, das mit dem strahlenden Himmel um die Wette zu eifern schien. Noch war sie aufgrund ihrer Jugend knochig, doch begannen sich bereits die ersten weiblichen Kurven zu zeigen. Sonst hatte sie sich angewöhnt, ein langärmliges Hemd zu tragen, um ihre empfindliche Haut vor der brennenden Sonne zu schützen, doch wie von Zauberhand war dieses - genau wie ihr Schlapphut - nun verschwunden. Stattdessen trug sie ein dunkelblaues Spaghettiträgershirt, das die Träger ihres schwarzen BHs nicht verbergen konnte. Ganz offenbar war auch ihr die attraktive Erscheinung der Besucher nicht entgangen. Keinen der beiden Herren schien diese für die hiesigen Verhältnisse viel zu offenherzige Aufmachung der jungen Britin zu stören - im Gegenteil, es regte natürlich ihre Fantasie an. Megans fahlblondes Haar, das sie in einem frechen Pagenschnitt trug, glänzte in der Sonne.
Nach einer kurzen Vorstellung führte Laura ihren Rundgang fort und Tahsin war sofort wieder ganz bei der Sache. Im Gegensatz zu Zach, der dem Mädchen hin und wieder einen verstohlenen Blick zuwarf. Megan begleitete sie schweigend und hörte der Wissenschaftlerin vielleicht zum ersten Mal aufmerksam zu, was an sich eine Sensation war, denn normalerweise nörgelte sie lautstark über die Hitze und was sie in dieser „Einöde“ eigentlich wollten. Jeden einzelnen der vergangenen Tage hatte sie um diese Zeit auf ihrem Lager im kleineren Schlafzelt der Anlage gelegen, in irgendein romantisches Buch vertieft, mit ihren Kopfhörern in den Ohren, und wünschte sich weit weg. Nun hoffte sie durch die Besucher auf eine willkommene Abwechslung.
Zu Lauras eigener Überraschung dauerte die ganze Tour fast eine Stunde, was am ehrlichen Interesse ihrer Zuhörer lag. Als sie endlich zum Hauptzelt zurückkamen, sah Alan Woodson-Drake von seinem Schreibtisch auf. Bevor die Wissenschaftlerin es verhindern konnte, kommentierte er ungehalten: „Was machen die immer noch hier? Laura, ich hab Ihnen doch gesagt, wir können keinen von denen hier brauchen!“
Er stand auf und wollte seinen Unmut den Besuchern diesmal persönlich zum Ausdruck bringen, als er Tahsins Blick auffing. Unsicher hielt er inne. Laura sah erstaunt von einem zum anderen. Der gerade noch höflich mit Megan Flirtende war wie ausgewechselt. Mit erhobenem Haupt fixierte Tahsin stolz den Professor. Fast ein wenig arrogant strahlte er dabei so viel Autorität aus, dass es kein Wunder war, dass der Engländer überrascht seinen Plan, den „Bengeln“ die Leviten zu lesen, aufgab.
Der Bann wurde gebrochen durch Megan, die ihrem Vater entrüstet seine Unhöflichkeit vorwarf. „Schon gut“, murmelte Alan daraufhin und setzte sich immerhin wieder auf seinen Stuhl. Trotzdem musterte er weiterhin Tahsin, der davon unbeeindruckt Megan wieder dieses erotische Lächeln zukommen ließ, weil sie sich für ihn eingesetzt hatte. Nicht, dass er diese Hilfe benötigt hätte, aber er fand doch, dass es eine nette Geste war.
Leger fischte er sein Handy aus seiner Hosentasche, wählte eine Nummer und sagte knapp auf Arabisch: „Ihr könnt uns jetzt abholen!“ Dann legte er auf und steckte das Gerät wieder weg. Außer Zach verstand nur Laura die Worte, doch war jedem der Anwesenden aus dem Tonfall heraus klar, dass dies keine höfliche Bitte, sondern ein Befehl gewesen war.
Bereits wenige Minuten später fuhren zwei große Land Rover Defender vor der Abgrenzung der Ausgrabungen vor. Mehrere Männer sprangen heraus. Alleine anhand ihrer Kleidung war erkennbar, dass es sich um zwei Kategorien von Personen handelte: Die in Schwarz Gekleideten trugen Waffen und ihre aufmerksame Haltung und das misstrauische Mustern der Umgebung wiesen sie als Sicherheitskräfte aus. Ihre Bewegungen waren aufeinander abgestimmt . Zudem hielten sie ihre Waffen mit genau der richtigen Mischung aus Lockerheit und Ernst, die sie als Profis markierte.
Drei weitere Männer folgten, die jeweils schlichte, weiße Gewänder trugen, ganz ähnlich denen, wie sie auch Tahsin und Zach anhatten. Ihr anmutiges, aber eher zurückhaltendes Verhalten ließ darauf schließen, dass diese Männer Bedienstete waren.
„Verdammt, der Scheich ist angekommen! Der Kerl ist viel zu früh“, fuhr es Alan durch den Kopf. Er reckte den Hals, um zu sehen, wer sich noch in dem Wagen befand, doch er konnte niemanden erkennen. Vor lauter Überraschung vergaß er komplett, sich über den Staub zu beklagen, der dank der nahe herangefahrenen Wagen nun in der Luft hing. Immerhin hatte der Professor noch genügend Geistesgegenwart, das Artefakt, an dem er den ganzen Morgen gearbeitet hatte, in das Tuch einzuschlagen, das er sorgfältig darunter ausgebreitet hatte, um es zu schützen.
Ohne die englischen Wissenschaftler weiter zu beachten, ging Tahsin auf die Gruppe bei den Fahrzeugen zu. Zach folgte ihm dichtauf. Mit offenem Mund verfolgten Laura und Megan, wie sich drei Diener erst ehrfürchtig vor ihrem neuen Bekannten verneigten, dann brachte der Erste eine Schüssel zum Vorschein, der Zweite einen Krug Wasser. Nachdem sich Tahsin gelassen, als hätte er diese Art von Zeremonie schon hundertmal gemacht, Gesicht und die Hände gewaschen hatte, kam der Dritte mit einem Handtuch zum Einsatz. Der erste Mann beeilte sich daraufhin, seinem Herrn in ein Gewand zu helfen, das er wie eine Art Mantel über seine Kleidung zog. Es war ein dunkelblauer Stoff, der am Kragen und den Ärmeln reich bestickt war. Die Verzierungen wirkten protzig und ließen keinen Zweifel an der hochrangigen Stellung des Trägers. Weiterhin legten die Diener Tahsin nun einen ebenfalls reich bestickten Gürtel an, der ein weiteres Statement für seinen Stand war.
Nachdem alle Anwesenden auf den jungen Scheich starrten, bemerkte kaum jemand, dass auch Zach sein Outfit veränderte. Er zog eine pechschwarze Weste an und schnallte sich einen breiten Gurt um, an dem auf der einen Seite ein Dolch in einer Halterung steckte, auf der anderen war ein Holster inklusive der dazu passenden Pistole befestigt. Von freundlich-unscheinbar verwandelten ihn diese Accessoires in Sekunden in latent-gefährlich.
Mit einer Handbewegung gab Tahsin den Dienern zu verstehen, dass ihre Dienste nun erst einmal nicht mehr notwendig waren. Eifrig verneigten alle drei sich und zogen sich in den Hintergrund zurück. Rayans Sohn unterdrückte ein Grinsen, als er sich wieder den Engländern zuwandte. Die ganze Szene hatte nur einen Zweck gehabt: Den Wissenschaftlern klar zu machen, wen sie da vor sich hatten. Er sah vor allem an Alans entsetztem Gesicht, dass er sein Ziel erreicht hatte.
Gut gelaunt und voller Zufriedenheit über das, was er in den letzten Wochen erreicht hatte, trat Kasib aus dem Aufzug in die moderne Anwaltskanzlei, die das komplette obere Stockwerk des pompösen Bürogebäudes einnahm. Wie jeden Morgen grüßte er freundlich Claudia, die englische Assistentin, die ihren Schreibtisch direkt gegenüber den Lifttüren hatte und die keinen Menschen je an sich vorbei lassen würde, den sie nicht kannte. Der junge Tarmane hatte sich bisher nie getraut, mehr als einen schüchternen Gruß an die attraktive Brünette zu richten. Schon des Öfteren hatte er mitbekommen, wie sich seine Kollegen Anwaltsgehilfen insgeheim Geschichten ausdachten, was Claudia mit einem Eindringling anstellen würde. Als ehemaliger Krieger grinste er für sich über die doch übertriebenen Schilderungen, doch hatte er schon erlebt, wie kratzbürstig die Engländerin tatsächlich sein konnte, wenn jemand glaubte, sie übertölpeln zu können. Sie erschien ihm dann wie eine Wölfin, die ihr Rudel verteidigte. Da Kasib sich vorgenommen hatte, absolut unauffällig die ihm zugewiesenen Aufgaben zu erfüllen, vermied er jeglichen Kontakt zu ihr, obwohl er insgeheim eine tiefe Bewunderung für die resolute Frau empfand. Nie hätte er zugegeben, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte. Noch nicht einmal vor sich selber. Denn er war auf keinen Fall zu seinem Amüsement hier in Dubai, soviel stand fest. Zwar fiel es ihm von Tag zu Tag etwas leichter, die Schmach seiner Verbannung aus Zarifa zu ertragen, doch würde er sich selbst nicht erlauben, sich von seiner Arbeit auch nur eine Sekunde ablenken zu lassen. Er brauchte nur seine linke Hand anzusehen, um sich in aller Deutlichkeit an den Tag seiner Gerichtsverhandlung zu erinnern. Genau wie sein Herr Rayan es ihm vorausgesagt hatte, war der fehlende kleine Finger, den man ihm als Teil seiner Strafe abgeschnitten hatte ein Mahnmal, nie wieder seine Pflichten zu vernachlässigen!
Sein Vater hatte ihn zum Abschied im großen Tal mit den Worten getröstet, dass er die Reise nach Dubai als Chance sehen solle, etwas Neues anzufangen - etwas mehr von der Welt zu sehen. Die Worte waren gut gemeint, doch war ihm die Situation wie Ironie erschienen. Denn hätte er seine Aufgabe, die Scheicha zu schützen, korrekt erfüllt, hätte er seine Position in ihrem Gefolge nie verloren und zusammen mit ihr weitere Reisen unternehmen können. Der Trip nach München war ihm schon wie ein Abenteuer erschienen - er, der Junge aus Zarifa, in einer Großstadt! Voller Erstaunen und Neugierde hatte er die bayerische Landeshauptstadt erlebt. Vermutlich war er deshalb an diesem Tag auf einmal so müde gewesen. Doch anstatt sich durch Bewegungen munter zu machen, wie er es gelernt hatte, hatte er beschlossen, dass die Bewachung eines Raumes - genaugenommen der Suite, die sein Herr gemietet hatte - unter seiner Würde war. Er war schließlich zu einem der persönlichen Leibwächter der Scheicha ernannt worden. In seinem Alter! Kasib war erheblich jünger, als alle anderen Krieger, denen diese Ehre je zuteil geworden war. Und das nicht nur, weil er gut aussah. Sondern, weil er besser war, als viele seiner Stammesbrüder. Jassim hatte in ihm Potential gesehen und ihn aus einer größeren Gruppe an weiteren Bewerbern auserwählt. Das war ihm zu Kopf gestiegen und er hatte sich von seiner eigenen Arroganz blenden lassen. Leichtsinnig hatte er seinen Posten verlassen. Heute wusste er, wie dumm das gewesen war. Allein der Gedanke an seinen Egoismus ließ ihn wieder in aller Deutlichkeit die Scham empfinden. Er machte sich klar, dass er gründlich versagt hatte. Zum Glück war es nur ein neugieriger Reporter gewesen, der sich an diesem Abend eingeschlichen hatte, um Stoff für eine Story zu finden und kein Mörder. Sonst wäre die Scheicha Carina nun tot - das war Kasib klar. Dass er also schlichtweg Glück gehabt hatte, trug nicht dazu bei, sich besser zu fühlen. Wie alle anderen Krieger hatte er von klein auf gelernt, dass mit Ausführung der Strafe seine Verfehlung vergessen war. Entsprechend könnte er theoretisch jederzeit jedem seiner Stammesbrüder - und selbst seinem Scheich - offen in die Augen sehen. Aber eben nur theoretisch, denn, auch wenn die anderen es längst getan hatten - er konnte sich selbst seine Dummheit nicht verzeihen. Er hatte Chancen auf eine Karriere bei den Kriegern gehabt. Alles, was er seit er ein kleiner Junge war sein wollte, war einer der Leibwächter seines Herrn. Als es dann so weit gewesen war, hatte er durch seine eigene Schuld versagt. Insofern hatte er nichts anderes verdient, als dass der Scheich ihn aus dem Kader der Krieger geworfen hatte. Es war ihm verboten, je wieder eine tarmanische Waffe zu tragen oder am Kampftraining teilzunehmen. Wie sehr ihm die täglichen Übungen fehlten!
Immerhin hatte das Apartmenthaus, in dem er untergebracht war, einen Fitnessraum mit Sauna und sogar ein Schwimmbecken. Als er im Oktober letzten Jahres hier angekommen war, war er so sehr mit der beindruckenden Größe der Stadt und seiner neuen Tätigkeit beschäftigt gewesen, dass er einfach nur froh gewesen war, abends wieder heil in seiner Wohnung angekommen zu sein, ohne sich zu verlaufen. Der Lärm, der Pomp und die grellen Lichter von Dubai waren anfangs wirklich beängstigend und nervig gewesen! Wie hatte er die Ruhe des großen Tals vermisst. Würde man ihn inmitten der Wüste aussetzen, so hätte er weniger Probleme, sich anhand der Sterne zu orientieren und zurück zu finden. Die Straßenschluchten der Großstadt waren ihm anfangs jedoch alle gleich erschienen. Zum Glück hatte ihm sein Handy wertvolle Dienste geleistet, bis er gelernt hatte, einen Sinn dafür zu bekommen, wie man sich im Asphaltdschungel orientierte. Der Gedanke, dass es eine Art Test war, hatte ihm geholfen und er hatte sein neues Leben als Herausforderung angesehen. Ähnlich, wie wenn man sich einer neuen Übung im Kampftraining stellte. Schon nach wenigen Tagen war das Gefühl des Verlorenseins gewichen und er hatte sich gefreut, immer besser zurecht zu kommen. Da er ein grundsätzlich sehr aufgeschlossener Mensch war, hatte bald die Neugier gesiegt und er hatte angefangen, weitere Dinge kennen zu lernen. An seinen freien Tagen erkundete er die Stadt immer intensiver.
Und noch einen positiven Punkt gab es: Kasib war froh, dass er eines Abends zufällig im Aufzug auf den Fitnesstrainer gestoßen war, der seine durchtrainierte Gestalt mit erfahrenen Augen gemustert hatte und ihn daraufhin zu einem Probetraining im hauseigenen Fitnessraum eingeladen hatte. Der junge Tarmane hatte nicht lange gebraucht, bis er die Anwendung der einzelnen Geräte verstanden hatte. Seitdem stand er genau wie vorher in Zarifa bei Sonnenaufgang auf und ging trainieren. Die Geräte waren kein Ersatz für die Wettkämpfe mit seinen Stammesbrüdern. Er vermisste das Waffentraining, aber es war zumindest eine körperliche Betätigung, mit der er seinen Bewegungsdrang befriedigen konnte. Alles in allem war das Leben in Dubai gar nicht so schlecht.
Als die kleine Formation die weitläufige Abflughalle des Flughafens von Alessia durchquerte, trafen Alex erneut neugierige Blicke. Der Deutsche überlegte, welchen Anblick sie wohl boten: Ein blonder, sportlicher Mann in abgewetzter Kleidung, umringt von vier Uniformierten, an seiner Seite sein Dolmetscher. Wahrscheinlich hielt man ihn für einen Künstler. Oder für einen Verbrecher. Aber immerhin trug er ja keine Handschellen.
Diese Aufmerksamkeit war Alex gar nicht recht. Zwar war er im Grunde nicht schüchtern, eine Tatsache, um die ihn seine Schwester oft beneidet hatte, aber derart im Mittelpunkt zu stehen, war dann ein bisschen viel des Guten. Wieder bereute Alex, dass er sich nicht mehr Gedanken über seine Garderobe gemacht hatte. Aber wie hätte er ahnen können, dass Touristen hier Mangelware waren? Von seiner „Ehrengarde“ ganz zu schweigen, mit der er nie im Leben gerechnet hätte. So wachsam wie die Männer ihre Umgebung musterten, könnte man meinen, er sei ein VIP und in der Menge könne jederzeit ein Durchgeknallter lauern, der ihm nach dem Leben trachtete. So ein Unsinn! Wer würde sich hier schon für Alex Hartmann aus Deutschland interessieren? Diese ganze Situation war einfach nur surreal.
Aber statt sich zu beschweren, bemühte er sich, die Vorteile zu sehen: Immerhin brauchte er sich keine Sorgen mehr zu machen, eine günstige Unterkunft zu finden. Wenn er alles richtig verstanden hatte, brachte man ihn zu Rayans Haus und der würde ihm sicher nichts abrechnen. Zudem konnte ihm dieser Mehmet sicher helfen, sich in der Stadt zu orientieren. Das waren doch wunderbare Bedingungen. Die Frage, was sein Schwager zu seinem unangekündigten Auftauchen sagen würde, vertagte er auf später. Wozu sich jetzt darüber Gedanken machen. Das würde er sehen, falls dieser sich blicken ließ. Denn schließlich „weilte er nicht in der Stadt“, wie ihn der General informiert hatte. Nach Alex Empfinden war es fraglich, ob Rayan überhaupt kommen würde. Er schien ein wichtiger Mann in seiner Heimat zu sein, da hatte er sicher Besseres zu tun.
Draußen vor dem Gebäude des Flughafens stiegen sie in einen bereitstehenden Geländewagen. Neben dem Fahrzeug standen zwei weitere Uniformierte, die das Fahrzeug offenbar inzwischen bewacht hatten. Einer von ihnen stieg auf der Fahrerseite ein und ließ den Motor an. Der General nahm vorne auf dem Beifahrersitz Platz, im hinteren Bereich waren nicht nur Sitzplätze für Alex, Mehmet und die vier Begleiter, bequem hätten noch vier weitere Personen einsteigen können.
Der Deutsche nutzte die Gelegenheit seinen Dolmetscher als Fremdenführer zu missbrauchen und voller Enthusiasmus beantwortete dieser jede seiner Fragen und erklärte ihm bereitwillig noch einige weitere wissenswerte Details über das Leben in Alessia. Relativ schnell hatten die beiden eine Form der Kommunikation gefunden, die mit Gesten Alex‘ mangelnde Vokabelkenntnisse ausglich. Von Minute zu Minute wurde dieser Mann dem Deutschen sympathischer. Die Militärs verrieten durch keinerlei Mimik, was sie von dieser Art der Gesprächsführung hielten.
Etwa eine Viertelstunde später erreichte der Wagen einen Teil der Stadt, in dem die Grundstücke weitläufiger und die Häuser größer wurden.
Einmal bemerkte Mehmet: „ Dies hier ist das Krankenhaus von Alessia“, er wies auf ein modernes Gebäude zu ihrer Linken. „Hier hat man ihre Schwester behandelt.“ Wieder verriet Alex der Tonfall des Arabers, dass er auf die Bekanntschaft mit Carina besonders stolz war.
„Woher kennen Sie meine Schwester eigentlich?“, fragte Alex neugierig.
„Ich hatte die Ehre ihr Lehrer zu sein!“, kam die stolze Antwort wie aus der Pistole geschossen. Es wurde Alex klar, dass Mehmet nur darauf gehofft hatte, dass er sie stellen würde. „Lehrer? Wofür?“, fragte er weiter.
„Ich habe unsere Scheicha in der arabischen Sprache unterrichtet“, sagte der Andere hochaufgerichtet. Wieder waren seine Wangen ein wenig rot geworden. Diesmal jedoch wohl eher vor Stolz.
Alex antwortete nichts und fragte sich stattdessen, wie viel er eigentlich über seine Schwester wirklich wusste? Dass sie Arabisch sprach, war ihm nicht klar gewesen. Andererseits: War das nicht logisch? Schließlich wohnte sie nun hier.
„Wie haben Siesie eben genannt?“, erkundigte er sich nach einigen Minuten des Sinnierens.
„Scheicha“, erläuterte Mehmet und erklärte dem staunenden Alex, was dieser Titel bedeutete. Der erinnerte sich zwar, dass Carina ihnen in München dazu etwas gesagt hatte, aber er brachte die Informationen nicht mehr so richtig zusammen.
Und nun verstand er leider mangels seiner Englischkenntnisse auch nicht alles. Aber so viel war klar: Offenbar hatte sein Schwager selbst in dieser Stadt, die einige Flugstunden von Zarifa weg war, jede Menge Einfluss.
In diesem Moment hielten sie vor einem großen Tor an. Alex lehnte sich gespannt nach vorne, um besser sehen zu können. Nachdem sich sowohl nach links, als auch nach rechts eine mindestens drei Meter hohe, weiß getünchte Steinmauer erstreckte soweit er blicken konnte, schien das Grundstück groß zu sein.
Vergeblich versuchte Alex, einen Blick ins Innere zu erhaschen, doch die Flügel waren aus massivem Metall.
Der Deutsche überlegte gerade, ob sie jetzt aussteigen würden, da öffnete sich der Eingang wie von Geisterhand. Der Zugang schien also elektronisch gesteuert zu sein.
Sie fuhren eine Auffahrt entlang, die unter schattigen Bäumen hindurch zum Haus führte.
Im Vorbeifahren konnte Alex aus dem Auto heraus sehen, dass das Tor hervorragend gesichert war. Da waren elektronische Kameras und zu beiden Seiten kleine „Kabinen“, in denen sich gleich mehrere Wachposten befanden. Der Deutsche konnte auffallend viele Waffen erkennen, und obwohl er kein Experte war, schien ihm die Bestückung modern und von schwerem Kaliber zu sein.
Dann vergaß er das Thema Sicherheit, denn der umliegende Garten machte ihn sprachlos. „Wow!“, entfuhr es ihm.
Mehmet lächelte erfreut. „Das Anwesen ist wunderschön nicht wahr? Hier war Ihre Schwester untergebracht, um sich von ihrer Operation zu erholen.“
Alex erinnerte sich daran, in Carinas Buch davon gelesen zu haben. „Aber ich dachte, das Haus gehört einem Freund?“
„Sie sind gut informiert. Seine Exzellenz hat das Haus erst vor kurzem von diesem Freund erworben.“
Kopfschüttelnd wurde Alex klar, dass zwischen seinem Leben in München, wo seine Mutter und seine Tante darum kämpfen mussten, ihren Bauernhof zu bewirtschaften, damit noch einigermaßen etwas für sie abfiel und dem, was er hier und jetzt gerade erlebte, Welten lagen.
„Der Scheich muss ziemlich reich sein, wenn er einfach mal so ein so großes Grundstück kaufen kann“, entfuhr es ihm.
Mehmets Augen weiteten sich entsetzt. Offenbar hielt er diese Aussage für unangemessen. Er schien sich den Kopf zu zerbrechen, wie er reagieren sollte und so half Alex ihm aus der Misere, indem er schnell hinzufügte: „Vergessen Sie es. Das war unüberlegt.“
Einen Moment lang sah der Dolmetscher den Deutschen ratlos an, offenbar war Alex diesmal ein Opfer seiner Vokabelschwäche geworden. Verdammt, hieß „unoverthought“ etwa nicht „unüberlegt“?
Dann aber schien Mehmet sich den Sinn zusammenzureimen und lächelte erleichtert.
Alex jedoch war gerade mehr als deutlich die Schwäche in seinem ursprünglichen Plan aufgefallen: Wie hatte er eigentlich Informationen erfragen wollen, wenn er nur schlecht Englisch sprach? Arabisch schon mal gar nicht. Aber daran hatte er in seinem Eifer vor seiner Abreise in München nicht gedacht. Und da zumindest Tante Martha ein recht passables Englisch sprach, war auch für sie der Punkt Sprache gar keine Überlegung wert gewesen. „Vielleicht wäre besser sie statt mir gefahren“, überlegte er sich. Aber sie wurde auf dem Hof gebraucht. Außerdem war es jetzt für diese Bedenken ohnehin zu spät.
Umso mehr war er Mehmet dankbar, der offenbar nicht auf den Kopf gefallen war, und meist gut erriet, was er ausdrücken wollte, wodurch die Verständigung mit ihm wenigstens einigermaßen möglich war. Er hoffte bloß, dass dessen Auftrag nicht beendet war, sobald sie am Haus angelangt waren.
Als Tahsin die wenigen Meter von den Autos zurück zum Tisch des Professors im Inneren des Zelts ging, folgte Zach einen halben Schritt versetzt hinter ihm. Sein Gesicht war nun ernst, der jugendliche Charme komplett verschwunden. Er wirkte jetzt wie ein Krieger, den man trotz seines jungen Alters besser nicht herausforderte. Seine an Tahsins Schritt angepassten, fast lauernd wirkenden Bewegungen machten seine Funktion als persönlicher Leibwächter auch ohne Worte klar.
Zwei Schritte vor dem Professor blieb Rayans Sohn stehen und sah selbstsicher auf den Professor hinab. „Mein Name ist Tahsin Ibn Rayan Suekran al Media y Nayran. Mein Vater ist Herrscher von Zarifa und König der Tarmanen. Wie vom Stadtverwalter angekündigt, obliegt es mir, Ihren Antrag auf die Fortsetzung dieser Ausgrabungen zu prüfen.“
Er hielt inne, um seine Worte wirken zu lassen und dem Professor Gelegenheit zu geben, etwas zu erwidern. Doch der starrte ihn nur an, seine Brauen waren zusammengekniffen, als vermute er, dass dieses Schauspiel inszeniert war, um sich über ihn lustig zu machen.
Laura, die einen weiteren Fauxpas ihres Vorgesetzten befürchtete, machte einen Schritt nach vorne und begann: „Tahsin, hören Sie …“, doch weiter kam sie nicht, denn nun fühlte Zach die Ehre seines Herrn in Gefahr. Schon die ganze Zeit nervte ihn die beleidigende Haltung dieses Professors und nur der ausdrückliche Befehl Tahsins, sich während ihrer „Undercover-Mission“ wie ein normaler Jugendlicher zu verhalten, hatte ihn bisher davon abgehalten, seinem Unmut Luft zu machen.
„Die korrekte Anrede lautet ‚königlicheHoheit‘“, donnerte er grimmig, woraufhin Laura erschrocken zusammenzuckte. Megan dagegen sah ihn an, als sähe sie ihn in diesem Moment zu ersten Mal. Ungläubig fragte sie sich, ob es wirklich wahr sein konnte, dass sie die letzte Stunde mit dem Sohn eines Königs verbracht hatte? Wow! Das würden ihr ihre Freundinnen nicht glauben.
Tahsin hob beschwichtigend die Hand. „Schon gut Zach“, sagte er sanft. Aber nachdem ihm die Wirkung seines Titels auf Megan nicht entgangen war, freute er sich innerlich über den Hinweis.
Der Professor holte Luft, offenbar hatte er seine Sprache wiedergefunden. Doch bevor er etwas sagen könnte, wandte sich Tahsin an Laura. Er deutete eine Verbeugung an und sagte förmlich, aber mit warmer Stimme: „Laura ich danke Ihnen für Ihre Zeit und die ausführlichen Erklärungen.“
Und zum Engländer gewandt ergänzte er in frostigem Tonfall: „Ich werde mir nun Ihren Antrag durch den Kopf gehen lassen. Sie erfahren morgen meine Entscheidung.“
Damit drehte er sich um und stieg ohne sich nochmals umzusehen in den vorderen Wagen. In einer gut eingeübten Aktion waren auch alle anderen Personen innerhalb weniger Sekunden untergebracht und so schnell wie eine Fata Morgana waren beide Autos entschwunden.
Es lief insgesamt viel besser als befürchtet für Kasib: Nicht