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Masterarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Gesundheit - Public Health, Note: 1,8, Universität Witten/Herdecke (Fakultät für Medizin), Veranstaltung: Management von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen, Sprache: Deutsch, Abstract: „Wie geht es mit meiner Praxis weiter?“ „Wie soll ich mit meinem Regelleistungsvolumen noch zurechtkommen?“ Diese und ähnlich gelagerte Fragen, die aber alle die gravierende Unsicherheit der niedergelassenen Fachärzte aufzeigen, werden derzeit tagtäglich in vielfältiger Form gestellt und an die verschiedensten Stellen der Selbstverwaltung, der medizinischen Berufsverbände und Mandatsträger des öffentlichen Lebens herangetragen. Vor dem Hintergrund von fusionierenden Kostenträgern, von sinkenden Erlösen aus dem Kollektivvertragssystem, neuen und komplexen Vertragsformen, immer undurchschaubareren gesetzlichen Regelungen, stärkeren Restriktionen und überbordender Bürokratie, verliert die freiberufliche Tätigkeit als niedergelassener Facharzt immer weiter an Attraktivität. In diesem Spannungsfeld zwischen dem Anspruch medizinisch optimaler und ökonomisch realisierbarer Patientenversorgung bewegen sich die derzeitig niedergelassenen Fachärzte. Die gesetzlichen Reglementierungen des Gesundheitsmarktes und deren Gültigkeitsdauer und Halbwertszeit lassen eine verlässliche Planung der weiteren Entwicklung der Praxis nur unter Einbeziehung von vielen Variablen zu. Ein Praxisinhaber, der deshalb nicht in der Lage ist, innerhalb kürzester Zeit seine Planungen auf einen sich ändernden Markt einzustellen, wird in Zukunft seine Praxis nicht mehr erfolgreich führen können. Gefordert sind also strukturelle Konstrukte, die es den einzelnen Ärzten ermöglichen, wie unter einem Schutzschirm weiterhin die freiberufliche Tätigkeit als niedergelassener Facharzt auszuüben und die trotzdem so flexibel sind, dass die Einzelpraxis selbst und im Verbund mit den anderen Praxen schnellstmöglich auf sich verändernde Rahmenbedingungen eingehen kann. Mit der vorliegenden Arbeit soll versucht werden, ein solches Konstrukt, speziell für die niedergelassenen Fachärzte der neuro-psychiatrischen Fachgruppe, zu entwerfen und auf seine Alltagstauglichkeit hin zu überprüfen. Vielfältigste Gespräche mit den unterschiedlichsten Leistungserbringern in der neuro-psychiatrischen Versorgung ergaben in den letzten drei Jahren ein immer differenzierteres Bild der Rahmenbedingungen, Anforderungen und des tatsächlich Machbaren, so dass diese Arbeit sozusagen eine Zusammenfassung der im täglichen Beratungsalltag er- und gelebten Erfahrungen, sowie der in die Praxis umgesetzten und auf Praxistauglichkeit hin erprobten Modelle darstellt.
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Veröffentlichungsjahr: 2010
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Universität Witten/ Herdecke
Fakultät für Medizin
Master-Fernstudiengang „ Management von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen“
Masterarbeit
Eingereicht von:
Vorname, Name: Matthias Wöhr
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Regionale intradisziplinäre Ärztenetze[1]
„Wie geht es mit meiner Praxis weiter?“ „Wird es in Zukunft noch eine fachärztliche ambulante neuro-psychiatrische Versorgung geben?“ „Wie soll ich mit meinem floatenden Regelleistungsvolumen, das mir durch die Kassenärztliche Vereinigung zugeteilt wird, noch zurechtkommen?“
Diese und ähnlich gelagerte Fragen, die aber alle die gravierende Unsicherheit wiederspiegeln, die die niedergelassenen Fachärzte der neuro-psychiatrischen Fachgruppe erfasst hat, werden derzeit tagtäglich in vielfältiger Form gestellt und an die verschiedensten Stellen der Selbstverwaltung, der medizinischen Berufsverbände und Mandatsträger des öffentlichen Lebens herangetragen. Vor dem Hintergrund von sich immer weiter zusammenschließenden Kostenträgern, von sinkenden Erlösen aus dem Kollektivvertragssystem, neuen und komplexen Vertragsformen, immer undurchschaubareren gesetzlichen Regelungen, stärkeren Restriktionen und überbordender Bürokratie, verliert die freiberufliche Tätigkeit als niedergelassener Facharzt immer weiter an Attraktivität. In diesem Spannungsfeld zwischen dem Anspruch medizinisch optimaler und ökonomisch realisierbarer Patientenversorgung bewegen sich die derzeitig niedergelassenen Fachärzte, die die weitere Entwicklung ihrer Praxis ohne eine mittelfristig annähernd überschaubare Planungsgrundlage erstellen müssen. Die gesetzlichen Reglementierungen des Gesundheitsmarktes und deren Gültigkeitsdauer und Halbwertszeit lassen eine verlässliche Planung nur unter Einbeziehung von vielen Variablen zu. Ein Praxisinhaber, der deshalb nicht in der Lage ist, innerhalb kürzester Zeit seine Planungen auf einen sich ändernden Markt einzustellen, wird aber in Zukunft seine Praxis nicht mehr erfolgreich führen können. Gefordert sind also strukturelle Konstrukte, die es zum Einen den einzelnen Ärzten ermöglichen, quasi wie unter einem Schutzschirm, weiterhin die freiberufliche Tätigkeit als niedergelassener Facharzt auszuüben und die zum Anderen trotzdem so flexibel sind, dass die Einzelpraxis selbst und im Verbund mit den anderen Praxen schnellstmöglich auf sich verändernde Rahmenbedingungen eingehen kann. Mit der vorliegenden Arbeit soll versucht werden, ein solches Konstrukt, speziell für die niedergelassenen Fachärzte der neuro-psychiatrischen Fachgruppe zu entwerfen und auf seine Alltagstauglichkeit hin zu überprüfen. Sie beginnt mit der
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Regionale intradisziplinäre Ärztenetze[2]
Darstellung der derzeitigen ambulanten neuro-psychiatrischen Versorgung und den Schwierigkeiten, die sich für sie aus den historisch gewachsenen Rahmenbedingungen ergeben, sowie einer Analyse der Vorgaben und Anforderungen, die aus der zukünftigen Entwicklung der Bevölkerung und deren Morbidität erwachsen.
Im zweiten Schritt soll dann versucht werden, anhand der dargestellten Rahmenbedingungen und Anforderungen ein Modell zu skizzieren, das die bestmöglichen Voraussetzungen bietet, um erfolgreich auf diese reagieren zu können. Dazu werden dann im dritten Schritt Möglichkeiten aufgezeigt, die es ermöglichen, zusätzliche Leistungsangebote für die ambulante neuro-psychiatrische Versorgung zu generieren und in das dargestellte Modell zu integrieren, damit daraus eine sinnvolle Weiterentwicklung der ambulanten Versorgung erwachsen kann. Vielfältigste Gespräche mit den unterschiedlichsten Leistungserbringern in der neuro-psychiatrischen Versorgung ergaben in den letzten drei Jahren ein immer differenzierteres Bild der Rahmenbedingungen, Anforderungen und des tatsächlich Machbaren, so dass diese Arbeit sozusagen eine Zusammenfassung der im täglichen Beratungsalltag er- und gelebten Erfahrungen, sowie der in die Praxis umgesetzten und auf Praxistauglichkeit hin erprobten Modelle darstellt.
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Regionale intradisziplinäre Ärztenetze[3]
Im folgenden Kapitel soll dargestellt werden, wie sich die derzeitige ambulante Versorgung, speziell die neuro-psychiatrische, darstellt und woher die immer stärker zu Tage tretenden Problematiken herrühren. Dies geschieht aufbauend auf einer allgemeinen Betrachtung des historischen Hintergrundes der ambulanten Versorgung, mit einer Analyse der derzeitigen Ausgabensituation und einem kurzen Abriss struktureller Defizite sowie mit Darstellung der prognostizierten demographischen Entwicklung und der Entwicklung der Morbiditätsstruktur der Bevölkerung,
Die historischen Entwicklungen des deutschen Gesundheitssystems lassen sich anhand mehrerer geschichtlicher Zeiträume relativ gut darstellen. Die Einführung der Krankenversicherung (1883) in den Jahren der zunehmenden Industrialisierung der Wirtschaft war ein Kompromiss zwischen einer reichsweiten, staatlich gelenkten Krankenpflichtversicherung im Sinne Bismarcks und den Vorstellungen der Landesregierungen, liberaler Mitglieder des Reichstages sowie Vertretern von Wirtschaft, Landwirtschaft und Kirchenkreisen, die sich gegen den wachsenden Einfluss der Reichsregierung wandten.