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Kisuaheli (auch Swahili) wird gegenwärtig von ca. 40 Millionen Menschen im ostafrikanischen Raum gesprochen. Es ist die wichtigste Umgangssprache in Tansania (dort sogar wichtiger als Englisch), Kenia und Uganda, wird aber auch in Ruanda, Burundi und im östlichen Zaire verstanden. Weil Swahili von fast allen Ostafrikanern als erste Fremdsprache erlernt wird, tun Reisende gut daran, sich wenigstens Grundkenntnisse dieser Sprache anzueignen. Man wird sich so in den meisten ostafrikanischen Ländern verständigen können, auch wenn sich hier und da Elemente einheimischer Dialekte und französische Wörter mit dem suahelischen Wortschatz vermischen. Kisuaheli zu lernen ist also eine gute Möglichkeit, sich mit wenig Aufwand in relativ vielen Ländern mit Einheimischen zu unterhalten, und sich so der Kultur Afrikas auf andere Weise zu nähern.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
1.
Die zusätzliche Wort-für-Wort-Übersetzung verdeutlicht die fremde Satzstruktur. Grüne Hinterlegungen zeigen Lücken zum Einsetzen von Wörtern bzw. Alternativen zum Auswählen an.
Fremdsprache
Ninatafuta …
Wort-für-Wort
ich-suche …
Übersetzung
Ich suche …
2.
Dies erleichtert anschließend das Einfügen der gewünschten Wörter in die Sätze.
ufunguo wangu
meinen Schlüssel
soko
den Markt
stesheni ya treni
den Bahnhof
mkate
Brot
Im Wörterbuch am Ende des Buches gibt es noch mehr Wörter, die man sinnvoll einsetzen kann.
Vorwort
Typisch Ostafrika
Geschichte des Kisuaheli
Hinweise zur Benutzung
Kisuaheli lernen
Aussprache und Betonung
Substantive
Genitiv
Possessivpronomen
Demonstrativpronomen
Adjektive
Steigern und Vergleichen
Personalpronomen
Sein und Haben
Verben und Zeiten
Befehlssätze
Relativsätze
Fragesätze
Konjunktionen (Bindewörter)
Ortsangaben
Präpositionen
Zahlen und Zählen
Zeit und Datum
Maße und Gewichte
Kisuaheli sprechen
Wörter, die weiterhelfen
Nichts verstanden?
Kurz-Knigge
Namen
Begrüßen und Verabschieden
Bitten, Danken, Wünschen
Das erste Gespräch
Zu Gast sein
Unterwegs
Auf Safari
Übernachten
Essen und Trinken
Einkaufen
Fotografieren
Telefon und Internet
Bank, Geld und Post
Behörden
Krank sein
Dringende Hilferufe
Toilette
Schimpfen und Fluchen
Wörterbuch
Deutsch – Kisuaheli
Kisuaheli – Deutsch
Literaturhinweise
Übersichtstabelle der Nominalklassen
Der Autor
Kisuaheli, Eigenbezeichnungen Swahili oder Kiswahili (Sprache des Swahili-Volkes), gehört zur großen Familie der Bantu-Sprachen und wird von ca. 80 Millionen Menschen in Ostafrika verstanden. Es zählt zu den am meisten gesprochenen Sprachen Afrikas, wenn auch nur zum geringeren Teil als Muttersprache.
4
Länder,
In Tansania, Kenia, Uganda und Ruanda hat Kisuaheli den Status einer Amtssprache.
8
Nominalklassen
Alle Substantive gehören einer von 8 sog. Nominalklassen an. Diese bilden den Kern der Kisuaheli-Grammatik.
2
sprachliche Haupteinflüsse
Die meisten Kisuaheli-Wörter haben ihren Ursprung in den Bantu-Sprachen Afrikas oder im Arabischen.
Ein Aufenthalt in Afrika hat auch im virtuellen Zeitalter etwas von Abenteuer und Entdeckungsreise an sich. Obwohl der afrikanische Kontinent den Europäern geografisch relativ nah ist, wirkt er auf Reisende doch noch immer auf eine höchst reizvolle Weise fremdartig und geheimnisvoll – also das, was man mit dem Klischeebegriff der Exotik verbindet. Atemberaubend schöne Landschaften, die einzigartige Tierwelt und die auf unzählige Stämme verteilten Menschen in ihrer kulturellen Vielfalt sind es, die Ostafrika zu einem attraktiven Reiseziel machen.
Das Kisuaheli hat sich im Laufe der Zeit aus einer der zahlreichen einheimischen Sprachen zur überall gebräuchlichen Verkehrssprache des ostafrikanischen Raumes entwickelt und dient somit als Verständigungsmittel zwischen den Sprechern der übrigen Stammessprachen. Ob im Bus zwischen Kampala und Nairobi, auf dem Markt von Arusha oder auf der Gewürzinsel Sansibar – überall werden Sie sich auf Kisuaheli gut verständigen können. Dabei brauchen Sie die Sprache nicht perfekt zu beherrschen. Wenige Sätze helfen Ihnen schon, sich den Menschen zu nähern und „unsichtbare“ Schranken abzubauen.
Unabhängig davon, ob Sie nun in einer organisierten Gruppenreise, als Individualtouristin bzw. -tourist oder aber geschäftlich unterwegs sind – der Kauderwelsch-Band Kisuaheli hilft Ihnen bei der Kommunikation. Er vermittelt die Sprache übersichtlich und einfach, erklärt die Grundzüge ihrer Grammatik und präsentiert Ihnen typische Sätze aus dem Alltagsleben in Ostafrika. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gute Reise durch Ostafrika – safari njema!
Christoph Friedrich
Das Kisuaheli-Wort safari stammt aus dem Arabischen und bedeutet „Reise“. Ursprünglich für Großwildjagd-Expeditionen in Ostafrika, später auch für Fotosafaris benutzt, hat sich der Begriff inzwischen international durchgesetzt, auch in anderen Zusammenhängen. So nennt z. B. Apple seinen WebBrowser Safari.
Ein khanga (oder kanga) ist ein farbenfrohes, etwa 1 x 1,5 m großes Baumwolltuch, das mit einem Kisuaheli-Sprichwort versehen ist. Es wird hauptsächlich von Frauen als Kleidungsstück, aber auch als Babytragetuch, Geldbörse, Decke usw. verwendet. Siehe auch: „Literaturhinweise“ aufSeite 219.
Das wohl beliebteste Nationalgericht Ostafrikas ist ugali, ein relativ fester, ungewürzter Maisbrei. Er wird z. B. mit Fleisch-, Fisch- und Gemüsesaucen oder -ragouts serviert. Mit den Fingern formt man ein kleines Bällchen, um die Beilagen aufzunehmen.
Bei Zeitangaben in Ostafrika muss man aufpassen: Die Kisuaheli-Zeit hat zweimal 12 Stunden, vor allem ist sie aber um 6 Stunden versetzt. Der Tag beginnt mit der ersten Stunde um 7 Uhr morgens, saa moja asubuhi, die Nacht mit der ersten Stunde um 7 Uhr abends, saa moja usiku. Wenn es bei uns 9 Uhr morgens ist, heißt das im Kisuaheli 3 Uhr morgens, 9 Uhr abends (21 Uhr) ist im Kisuaheli 3 Uhr nachts.
Die Tansania vorgelagerte Insel Sansibar spielt seit Jahrhunderten eine zentrale Rolle im Handel zwischen der arabischen Halbinsel und Afrika. Hier treffen Orient und Afrika unmittelbar aufeinander, hier ist eines der Entstehungsgebiete der Sprache Kisuaheli mit ihrem starken arabischen Anteil, und von hier aus eroberte sie praktisch ganz Ostafrika. Aufgrund seiner naturbelassenen Strände, tropischen Vegetation, ethnisch sehr diversen Bevölkerung und seines besonderen Flairs als Gewürzinsel hat sich Sansibar in der jüngeren Vergangenheit vom touristischen Geheimtipp zu einer Größe im internationalen Tourismus entwickelt.
Swahili – man sagt auch Kiswahili (Sprache der Swahili) oder auf Deutsch Suaheli bzw. Kisuaheli – wird gegenwärtig von etwa 80 Millionen Menschen im ostafrikanischen Raum gesprochen. Entstanden ist die Sprache im 18. Jahrhundert entlang der arabischen Handelsrouten an der Küste Ostafrikas als Mischung von afrikanischen Bantu-Sprachen mit arabischen Elementen. Nur an der Küste und auf den vorgelagerten Inseln wird Kisuaheli heute von der einheimischen Bevölkerung – von der ethnischen Gruppe der Waswahili – als Muttersprache gesprochen. In allen anderen Gebieten Ostafrikas wird Kisuaheli als erste Fremdsprache erlernt. Als überregionale Sprache ist es sehr homogen und wird auch nicht von Stammesstreitigkeiten beeinträchtigt, sondern von allen Menschen gleichermaßen anerkannt und verwendet.
Der Name stammt vom arabischen Wort für „Küste“, sahil. Erst während der Kolonialzeit vom 19. bis zum 20. Jahrhundert fand Kisuaheli auch im Landesinneren Verbreitung. Die bis dahin nur in arabischer Schrift verfasste Sprache wurde zu jener Zeit von Missionaren in die lateinische Schrift übertragen. Heute ist fast nur noch die lateinische Schrift gebräuchlich.
Zuerst in Tansania, später auch in Kenia, hat Kisuaheli sich zur Hauptverkehrssprache entwickelt. Englisch ist in beiden Ländern zwar ebenfalls Amtssprache, aber insbesondere in den ländlichen Gebieten und bei der einfachen Stadtbevölkerung steht Kisuaheli an erster Stelle. In Tansania ist Kisuaheli Unterrichtssprache in den Grundschulen. In Uganda ist Kisuaheli neben Englisch und Luganda zwar die dritte Amtssprache, allerdings ist es als Hauptsprache von Polizei und Militär bei der Bevölkerung nicht sonderlich beliebt. In Ruanda gilt Kisuaheli neben Englisch, Französisch und Kinyarwanda als vierte Amtssprache.
Man kann sich mit Kisuaheli auch in Burundi und im östlichen Teil der Demokratischen Republik Kongo sowie im nördlichen Malawi und in Mosambik verständigen, wo allerdings vermehrt Elemente einheimischer Bantu-Sprachen sowie des Französischen bzw. Portugiesischen einfließen. Außerdem ist Kisuaheli mit dem auf den Komoren gesprochenen Komorisch verwandt.
Eine besondere Bedeutung bei der Entwicklung der Sprache kommt der vor Tansania gelegenen Insel Sansibar zu, die auch als Wiege des modernen Kisuaheli bezeichnet wird. Das heute in Ostafrika verwendete Standard-Kisuaheli basiert auf dem auf Sansibar gesprochenen Dialekt. Mehrere Sprachschulen bieten auf Sansibar Kisuaheli-Kurse für Touristen an.
Baobab im Abendlicht
Der erste Teil zeigt, wie Kisuaheli „funktioniert“ und liefert das Handwerkszeug, um eigene Sätze auf Kisuaheli zu sprechen.
Sollten Sie zu den Menschen gehören, die lieber einen Bogen um das Thema Grammatik machen: Keine Sorge! Die wichtigsten Regeln werden auch für Laien verständlich erklärt und mit praktischen Beispielen veranschaulicht. Die Wort-für-Wort-Übersetzung (sieheSeite 1) hilft dabei, den Satzbau nachzuvollziehen und selbst anzuwenden.
Im zweiten Teil dreht sich alles ums Sprechen. Für alle möglichen Lebenslagen auf Reisen gibt es Beispiele, in die man nur noch das passende Wort einsetzen muss. Praktische Tipps und Infos zu den Reiseländern erleichtern das Ankommen
Trauen Sie sich und versuchen Sie Ihre ersten Schritte in der Fremdsprache! Sie zeigen damit Interesse und Respekt – und schon ist das Eis gebrochen, auch wenn man mal einen Fehler macht. Sie werden völlig andere Dinge erleben als „sprachlose“ Reisende, und Sie werden feststellen: Sprache öffnet Türen und Herzen. Den ersten Schritt dazu haben Sie mit diesem Buch bereits in der Hand.
Am Ende des Buches finden Sie ein Wörterbuch zum Nachschlagen in beiden Richtungen. Die Umschlagklappen geben einen Überblick der wichtigsten Sätze.
Aussprache und Betonung
Substantive
Genitiv
Possessivpronomen
Demonstrativpronomen
Adjektive
Steigern und Vergleichen
Personalpronomen
Sein und Haben
Verben und Zeiten
Befehlssätze
Relativsätze
Fragesätze
Konjunktionen (Bindewörter)
Ortsangaben
Präpositionen
Zahlen und Zählen
Zeit und Datum
Maße und Gewichte
Das Gute zuerst: Die Aussprache des Kisuaheli gleicht weitgehend der deutschen. Das heißt, Sie können insbesondere die Vokale so aussprechen, wie Sie es gewohnt sind.
Etwas schwieriger wird es dann in der Grammatik beim Auseinanderhalten der verschiedenen Vor-, Zwischen- und Nachsilben, die das wesentliche Merkmal für den grammatikalischen Aufbau des Kisuaheli sind. Ob nun Kenn-, Objekt-, Relativ- oder Zeitsilben, alle haben eine wichtige Funktion und sind für den Satzbau unerlässlich.
Jedes Substantiv (Hauptwort) ist einer von acht sogenannten Nominalklassen zugeordnet (mehr dazu abSeite 15). Sie lassen sich ganz grob mit den grammatischen Geschlechtern des Deutschen vergleichen, aber es sind sehr viel mehr, und die Einteilung hat auch nichts mit männlich oder weiblich zu tun. Da es jedoch keine zuverlässige Regel gibt, welche Substantive in welche Klassen gehören (auch dies wieder ähnlich zu den deutschen Geschlechtern), ist es zwingend notwendig, zusammen mit der Vokabel und ihrer Übersetzung auch die entsprechende Klasse zu lernen. Diese wiederum bestimmt, welche Silben in Zusammenhang mit dem betreffenden Nomen verwendet werden müssen. Klingt kompliziert, ist es aber nicht unbedingt, wenn man den Aufbau der Sprache verstanden hat. Wichtigstes Hilfsmittel für die richtige Anwendung der Klassen und Silben ist die „Übersichtstabelle Nominalklassen“ (Seite 220).
Mit diesen beiden Phänomenen der Kisuaheli-Grammatik sollten Sie sich frühzeitig einigermaßen vertraut machen, denn ohne ein solches Grundverständnis ist es kaum möglich, die Wort-für-Wort-Übersetzungen der Kisuaheli-Sätze wirklich zu durchschauen, und Sie müssen sie in praktisch jedem Satz anwenden bzw. verstehen.
Das Kisuaheli-Alphabet hat 24 Buchstaben, q und x fehlen. Die Aussprache ist dem Deutschen sehr ähnlich, und auch Buchstaben oder Buchstabenkombinationen, die man im Deutschen vielleicht etwas anders lesen würde, sind für Deutschsprachige leicht nachvollziehbar. Diese minimalen Abweichungen werden in den folgenden Tabellen erklärt.
Aussprache
Beispielwort
ch
wie „tsch“ in „Matsch“
chai (Tee)
dh
wie stimmhaftes engl. „th“ in „that“ oder auch wie einfaches „d“
kudhani (glauben)
gh
wie raues „ch“ in „Bach“, aber stimmhaft
ghali (teuer)
j
wie „dsch“ in „Dschungel“
jamaa (Familie)
ng
wie „ng“ in „Angelika“, das „g“ ist als Einzellaut herauszuhören
ngoma (Trommel)
ng’
wie „ng“ in „lang“, das „g“ ist nicht als Einzellaut herauszuhören
ng’ombe (Rind)
r
wird leicht gerollt (wie im Italienischen)
msafiri (Reisender)
s
stimmloses „s“ wie in „Mast“
siafu (Ameise)
sh
wie „sch“ in „Schule“
shaka (Zweifel)
th
wie stimmloses engl. „th“ in „thunder“ (gelispelt)
themanini (achtzig)
v
wie deutsches „w“ in „wer“
kuvuta (ziehen)
w
Übergangslaut zwischen „u“ und „w“ wie in engl. „water“
wali (Reis)
y
wie deutsches „j“ in „ja“
yeye (er)
z
stimmhaftes „s“ wie in „Rose“
zaidi (mehr)
Die Vokale (Selbstlaute) werden wie im Deutschen ausgesprochen. Steht derselbe Vokal doppelt, wird er lang ausgesprochen. Nichtidentische Doppelvokale werden zusammengezogen ausgesprochen, aber man sollte dennoch die beiden Vokale heraushören können.
ai
wie in „Ei“
mayai (Eier)
ei
wie in engl. „may“
bei (Preis)
au
wie in „laut“
-kusahau (vergessen)
Bis auf Eigennamen und den Satzanfang werden alle Wörter klein geschrieben. Die Betonung liegt in der Regel auf der vorletzten Silbe. Nur wenn das Wort auf einen Doppelvokal, also zwei identische Vokale endet, liegt die Betonung auf der letzten Silbe, und diese Silbe wird lang ausgesprochen. Die Bindestriche sollen hier nur die Silben kenntlich machen, die betonte Silbe ist unterstrichen:
ku-o-na
sehen
maan-da-zi
Pfannkuchen
ku-fu-a-ta
folgen
ni-ta-kwen-da
ich werde gehen
ja-maa
Familie
choo
Toilette
Im Kisuaheli gibt es weder bestimmte („der, die, das“) noch unbestimmte Artikel („ein, eine“). So kann z. B. kitabu „ein Buch“, „das Buch“ oder einfach nur „Buch“ heißen.
Die Substantive haben im Singular (Einzahl, abgekürzt „sg.“) charakteristische Anfangsbuchstaben, die im Plural (Mehrzahl, abgekürzt „pl.“) durch andere charakteristische Anfangsbuchstaben ersetzt werden. Hier befinden wir uns bereits im Bereich der für das Kisuaheli so typischen Nominalklassen (siehe unten). Eine Ausnahme bilden nur die 5., 7. und 8. Nominalklasse: Hier sind Singular und Plural gleich, und bei der 8. Nominalklasse gibt es gar keinen Plural. Hier zwei Beispiele (die Bindestriche stehen nur zur Verdeutlichung der Anfangsbuchstaben):
Singular
Plural
Mensch
m-tu
wa-tu
Brot
m-kate
mi-kate
An den sogenannten Nominalklassen (Hauptwortklassen) führt im Kisuaheli leider kein Weg vorbei. Statt unserer Unterscheidung der Substantive in verschiedene grammatische Geschlechter (männlich, weiblich, sächlich) gibt es im Kisuaheli 8 Klassen von Substantiven, die nichts mit unserem Kriterium des grammatischen Geschlechts zu tun haben. Leider muss man sich die Klassenzugehörigkeit der einzelnen Substantive gut merken, denn sie ist entscheidend dafür, wie das Substantiv im Satz (etwa durch ein Adjektiv oder ein besitzanzeigendes Wort) näher bestimmt wird. Man braucht sie auch, wenn man einen Relativsatz zu einem Substantiv bilden möchte oder das Substantiv durch ein Demonstrativpronomen (hinweisendes Fürwort) aufgreift. Eigentlich sind die Nominalklassen für den Aufbau eines jeden Satzes erforderlich, der mehr als nur Personalpronomen und ein Verb enthält.
Man erkennt die 1. Nominalklasse im Singular an der Anfangssilbe m- oder mw-, die im Plural durch die Anfangssilbe wa- ersetzt wird. Zu dieser Klasse gehören ganz überwiegend Substantive, die sich auf Menschen beziehen, also Berufsbezeichnungen, Verwandtschaftsbegriffe und die Wörter für „Mann“ und „Frau“. Im Wörterbuch werden Substantive, die dieser Klasse angehören, durch „[1]“ gekennzeichnet. In der Wort-für-Wort-Übersetzung wird die für eine bestimmte Nominalklasse stehende Ziffer mit einem Bindestrich an das betreffende Substantiv angeschlossen.
Singular
Plural
Mensch
mtu
watu
Kind
mtoto
watoto
Schüler
mwanafunzi
wanafunzi
In diese Klasse gehören fast alle anderen Substantive, die Lebewesen sowie viele Pflanzen, Teile der Natur und viele Körperteile benennen, aber auch vom Menschen geschaffene Nahrung. Diese Klasse kann man nur anhand der Pluralvorsilbe mi- von der ersten Klasse unterscheiden, denn ihr Singular fängt ebenso mit m- oder mw- an. Im Wörterbuch werden Substantive, die dieser Klasse angehören, durch „[2]“ gekennzeichnet.
Singular
Plural
Brot
mkate
mikate
Baum
mti
miti
Jahr
mwaka
miaka
Die zu dieser Klasse gehörenden Wörter lassen sich thematisch nur schwer eingrenzen. Es sind jedoch meist von Menschen geschaffene konkrete Gegenstände. Sie beginnen im Singular mit ki- oder ch-, im Plural mit vi- bzw. vy- (letzteres vor Vokalen). Im Wörterbuch werden Substantive, die dieser Klasse angehören, durch „[3]“ gekennzeichnet.
Singular
Plural
Buch
kitabu
vitabu
Mahlzeit
chakula
vyakula
Moskitonetz
chandarua
vyandarua
Zu dieser Klasse gehören hauptsächlich Wörter, die Früchte oder Pflanzenteile bezeichnen. Außerdem gehören in diese Klasse Fremdwörter (z. B. jibu „Antwort“, kommt aus dem Arabischen) und Abstrakta (z. B. „Idee“). Den Singular erkennt man daran, dass er eben keine festgelegte Anfangssilbe hat, d. h. es gibt kein m- oder mw-, kein ki- oder ch-, kein n-, kein u- oder w-, kein ku- oder kw-. Für den Plural wird jedoch immer ma- vorangestellt. Im Wörterbuch werden Substantive, die dieser Klasse angehören, durch „[4]“ gekennzeichnet.
Singular
Plural
Feld
shamba
mashamba
Ei
yai
mayai
Antwort
jibu
majibu
Dieser Klasse gehören die meisten Substantive des Kisuaheli an. Singular und Plural sind hier identisch. Sie beginnen in den meisten Fällen mit n-, ny- oder m-. Dass sie nicht durchgängig mit n-, sondern eben auch mit ny- oder m- anfangen, ist bereits ein Effekt der im folgenden Abschnitt vorgestellten „N-Regel“. Im Wörterbuch und in der Wort-für-Wort-Übersetzung werden diese Substantive nicht gekennzeichnet. Als erstes Beispiel in der Tabelle unten wird „baba“ erwähnt (ein Wort also, dass weder mit n- noch mit ny- oder m- beginnt).
Singular / Plural
Vater / Väter
baba
Land / Länder
nchi
Regen
mvua
Mücke / Mücken
mbu
Schlange / Schlangen
nyoka
Die N-Regel schreibt vor, wie der Laut n vor bestimmten anderen Lauten, denen er vorangestellt wird, abgewandelt werden muss. Die N-Regel wird nur bei der Bildung des Plurals in der 6. Nominalklasse und bei der Beugung der Adjektive in der 5. und 6. Nominalklasse angewandt. In der 5. Nominalklasse regelt sie die Variation der Anlaute bei den an sich unveränderlichen Substantiven dieser Klasse. Beachten Sie das Kürzel „N!“ in der „Übersichtstabelle der Nominalklassen“.
Das n- wird ersetzt bzw. bleibt erhalten, oder es entfällt komplett, nach dem folgenden Schema:
n-vor …
wird zu …
ch, d, g, j, z
n- (bleibt unverändert)
b, p, v
m-
a, e, i, o, u
ny-
l, r
nd-(l, r entfallen dabei)
f, h, k, m, n, s, t, w, y
(Vorsilbe entfällt ganz)
Natürlich gibt es Wörter, die mit na-, ne-, ni-, no- und nu- anfangen. Diese sind aber nicht aufgrund der N-Regel gebildet worden. Es folgen zwei Beispiele mit Adjektiven, bei denen die N-Regel angewandt wurde. Ungebeugt lauten die Adjektive -embamba und -refu.
barabara nyembamba
njia ndefu
Straße eng
Weg lang
enge Straße
langer Weg
Alle Substantive dieser Klasse beginnen im Singular mit u- oder w-. Dieses u- / w- ersetzt man im Plural im ersten Schritt durch n-. Danach muss aber noch die sogenannte N-Regel angewandt werden. Daher kann der Plural auch mit m-,ny- oder nd- anlauten (die meisten Wörter haben im Plural ny-). Kommt dieses n- des ersten Schrittes nach dem Ersetzen von u- oder w- vor einem Buchstaben zu stehen, der kein n- duldet, entfällt diese Vorsilbe n- komplett. Das zeigt das Beispielwort ukurasa (Seite) in der folgenden Tabelle.
Da in dieser Klasse viele abstrakte Begriffe (wie z. B. ujuzi „Wissen“) zu finden sind, ist in den meisten Fällen eine Pluralbildung gar nicht möglich und nicht sinnvoll. Im Wörterbuch werden Substantive, die dieser Klasse angehören, durch „[6]“ gekennzeichnet.
Machen Sie die Probe: u- / w- wird also im ersten Schritt zu n-, aber vor Vokal wird n- zu ny-, vor k- wird n- nicht geduldet und entfällt vollständig; vor b- wird n- zu m-, und n- sowie l- werden zu nd-.
Singular
Plural
Gabel
uma
nyuma
Lied
wimbo
nyimbo
Sauberkeit
usafi
–
Seite
ukurasa
kurasa
Holzbrett
ubao
mbao
Zunge
ulimi
ndimi
Diese Klasse enthält nur ein einziges Substantiv, nämlich mahali, was „Platz“ oder „Ort“ bedeutet. Singular und Plural sind hier identisch.
Diese Klasse umfasst alle Infinitive von Verben, die im Satz aber wie Substantive verwendet werden. Allerdings stellen diese Infinitive im Kisuaheli nicht die „Grundformen“ der Verben wie im Deutschen dar, und man gebraucht sie dementsprechend auch nicht für die alphabetische Auflistung von Vokabeln in Wörterbüchern. Es sind vielmehr eindeutig abgeleitete Formen, und durch die Verwendung der Klassenvorsilben haben sie auch die Eigenschaften von Substantiven. Um sie zu bilden, wird dem Stamm des Verbs ein ku- (bzw. kw- bei den Ausnahmen enda „gehen“ und isha „beendet werden, zu Ende gehen“) vorangestellt. Eine Pluralform gibt es hier nicht, zumal sie auch von der Bedeutung her nicht sinnvoll wäre:
In den Wörterlisten im weiteren Verlauf dieses Buches sowie im Wörterbuchteil im Anhang werden diese Verben (genauer gesagt: Verbstämme) mit den in eckige Klammern gestellten Kürzeln „[ku]“ bzw. „[kw]“ gekennzeichnet. Beim Voranstellen des angegebenen Kürzels erhalten Sie also den „Infinitiv“ des Verbs, der jedoch auch wie ein Substantiv (der 8. Nominalklasse) verwendet werden kann.
Von Bedeutung sind vor allem die ersten sechs Klassen. Die 7. und 8. Klasse spielen eine eher untergeordnete Rolle. Deshalb werde ich im Folgenden hauptsächlich auf diese ersten sechs Klassen eingehen.
Falls eine Pluralform unregelmäßig gebildet wird, steht diese ausgeschrieben in Klammern hinter der Singularform. Zum Glück gibt es jedoch nicht allzu viele Ausnahmen.
Da die Nominalklassen nicht nur für die Pluralbildung, sondern auch für die anderen Wortarten von Bedeutung sind, habe ich eine Übersichtstabelle erstellt, die Ihnen, je weiter Sie in der Grammatik fortschreiten, desto nützlicher sein wird – auch wenn sie Ihnen im ersten Moment verwirrend erscheint. Sie finden sie auf Seite 220. Am besten lassen Sie diese aufgeschlagen. Ich werde in den nachfolgenden Grammatikkapiteln immer wieder darauf verweisen.
Im Deutschen drückt man Besitzverhältnisse mit dem Genitiv, also dem 2. Fall, oder mit Hilfe der Präposition „von“ aus. Mit dem Genitiv wird dann das Substantiv, das den „Besitzer“ darstellt, markiert.
Im Kisuaheli werden Besitzverhältnisse etwas anders konstruiert, und dabei spielen wieder die Nominalklassen eine wichtige Rolle. Zwischen die beiden betreffenden Substantive (d. h. „Besitzer“ und „Besitztum“) stellt man ein Verbindungswort, das mit unserem Genitiv-Artikel „des“ bzw. „der“ vergleichbar ist (und in der Wort-für-Wort-Übersetzung mit „von“ umschrieben wird). Dieses besitzanzeigende Wort verändert seine Form je nach der Nominalklasse und der grammatischen Zahl (Singular oder Plural) des ersten Substantivs (des „Besitzes“). Die Wortreihenfolge in der Besitzkonstruktion ist:
„Besitz“ – Besitzanzeiger-Wort – „Besitzer“
Damit entspricht die Reihenfolge genau der des Deutschen in Ausdrücken wie „(das) Haus der Familie“, nur dass sich im Kisuaheli das Besitzanzeiger-Wort in der Form nach dem „Besitz“ (hier also „Haus“) richtet. Ich verwende die Anführungszeichen deswegen, weil die Besitzkonstruktion auch Zugehörigkeitsverhältnisse ohne Besitzerschaft ausdrücken kann. „Die Schwester des Bürgermeisters“ steht zu letzterem in einem Zugehörigkeitsverhältnis, ist aber nicht sein Besitz! – Die besitzanzeigenden Wörter finden Sie in der folgenden Tabelle und auch in der Übersichtstabelle der Nominalklassen.
Nominalklasse
Possessivwort („von“)
1. sg.
wa
1. pl.
wa
2. sg.
wa
2. pl.
ya
3. sg.
cha
3. pl.
vya
4. sg.
la
4. pl.
ya
5. sg.
ya
5. pl.
za
6. sg.
wa
6. pl.
za
7. sg./pl.
pa
8. (sg.)
kwa
Beachten Sie bei den folgenden Beispielen, dass nicht mit einer Ziffer markierte Substantive immer der 5. Klasse angehören.
watoto wa rafiki
rangi za nguo
Kinder-1 von Freund
Farben von Kleid
die Kinder des Freundes
die Farben des Kleides
vyumba vya hoteli
Zimmer-3 von Hotel
die Zimmer des Hotels
Achtung: Wenn das vorangegangene Substantiv (also der „Besitz“) ein Lebewesen bezeichnet, aber nicht der 1. Klasse angehört, muss trotzdem das besitzanzeigende Wort der 1. Nominalklasse verwendet werden:
mama wa mtoto
kondakta wa treni
Mutter von Kind-1
Schaffner-4 von Zug
die Mutter des Kindes
der Schaffner des Zuges
rafiki wa mgeni
Freund/e von Gast-1
der Freund / die Freunde des Gastes
In der Umgangssprache wird übrigens der Plural von rafiki oft als marafiki gebildet, aber trotzdem wie ein Substantiv der 5. Klasse behandelt.
Mit Hilfe der besitzanzeigenden Wörter bildet man auch die Kisuaheli-Entsprechungen unserer zusammengesetzten Substantive, z. B.:
mlango wa chumba
Tür-2 von Zimmer-3